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Grundlagen der Textanalyse / Textanalyse (Begriffe)

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Sprachpraxis Deutsch: Niveau B2 – GRUNDLAGEN DER TEXTANALYSE – Material 2 - Seite 1

TEXTANALYSE: STILISTISCHE BESONDERHEITEN

1. Erzählte Zeit & Erzählzeit

Die Erzählzeit entspricht der Zeit, die der Leser zum Lesen des Textes benötigt. Sie richtet sich also nach der Zahl der Wörter und der Lesegeschwindigkeit.

Die erzählte Zeit ist die Zeitdimension des Textes, also der Zeitumfang der erzählten Handlung. Entscheidend ist das Verhältnis von Erzählzeit und erzählter Zeit im Text. Sind beide Teile von annähernd gleicher Dauer, spricht man von einem ZEITDECKENDEN ERZÄHLEN. Dies tritt naturgemäß vor allem in der wörtlichen Rede auf. Wird in seltenen Fällen die Erzählzeit länger als die erzählte Zeit, so ist das ein ZEITDEHNENDES ERZÄHLEN. Offensichtlich will in solchen Fällen der Autor dieses Geschehen deutlich hervorheben, indem er es wie in Zeitlupe dem Leser präsentiert.

Der häufigste Fall ist sicher das ZEITRAFFENDE ERZÄHLEN: die Erzählzeit ist deutlich kürzer als die erzählte Zeit. Zu beachten ist, dass sich das Verhältnis von Erzählzeit und erzählter Zeit im Lauf eines Textes ändern bzw umkehren kann.

2. Rückblende, Vorausdeutung und Zeitsprung

Dies sind bewusst vom Autor eingesetzte Signale an den Leser. Bei der VORAUSDEUTUNG werden Zusammenhänge und Ursachen an den Leser weitergegeben, um ihm etwas zu verdeutlichen. Häufig weiß er dadurch mehr als die Figuren der Geschichte. Bevorzugt werden Vorausdeutungen in Krimis eingesetzt.

RÜCKBLENDEN dienen meist zur „Ursachenforschung“.

Ein weiteres Stilmittel ist die Aussparung ganzer Zeitspannen, dies wird als ZEITSPRUNG bezeichnet. (Beispiel „Dornröschen“ – man erfährt nicht, was während der 100 Jahre geschieht)

3. Autor / Erzähler / Erzählsituation

3.1 Autor / Erzähler

Ein epischer Text wird von einem AUTOR verfasst, der mit seinem Namen oder Decknamen (=Pseudonym) auf dem Bucheinband als Verfasser erscheint. Von dem Autor ist der ERZÄHLER zu trennen. Bei dem Begriff „Erzähler“ handelt es sich um eine vom Autor erfundene Figur, die mehr oder weniger deutlich zwischen der Welt des Erzählwerkes und der Welt des Lesers in Erscheinung tritt. Dieser Unterschied ist deshalb wichtig, weil der Erzähler bestimmte Standpunkte einnehmen kann, die nicht unbedingt vom Autor vertreten sind. Der Erzähler kann sich mit

Kommentaren in das Geschehen einmischen.

Der Begriff „Erzähler“ bezeichnet also ein Darstellungsmittel, das der Autor beim Erzählen verwendet.

Unter der ERZÄHLPERSPEKTIVE versteht man, wie der Autor den Erzähler ausstattet. In der Stilistik unterscheidet man 3 Erzählsituationen: personales Erzählen, auktoriales Erzählen, IchErzählen.

3.2 personales Erzählen

Der Leser hat nicht den Eindruck von Distanz, sondern das Gefühl, sich direkt am Schauplatz zu befinden. Direkte Rede wird verwendet. Einmischungen oder Wertungen des Autors sind nicht erkennbar. Das Geschehen wird dem Leser aus der Sicht einer der beteiligten Personen dargestellt.

Er sieht das Geschehen mit dessen Augen, befindet sich sozusagen in dieser Person, erfährt also auch ihre Gedanken. Der Leser erfährt aber nicht die Gedanken der anderen Personen.

Zu beachten ist: die Perspektive kann im Text wechseln, d.h. man steckt plötzlich im Kopf einer anderen Person. Die meisten modernen Texte benutzen diese Erzähltechnik.

Sprachpraxis Deutsch: Niveau B2 – GRUNDLAGEN DER TEXTANALYSE – Material 2 - Seite 2

3.3 auktoriales Erzählen

Der Erzähler ist vorhanden, er kommentiert, er mischt sich ein, teilt sich dem Leser mit. Er tritt quasi als mündlicher Erzähler einer Geschichte auf. Er überblickt das gesamte Geschehen in Raum und Zeit, beobachtet sozusagen aus der Hubschrauberperspektive und unterbricht das Geschehen durch Rückblenden und Vorausdeutungen. Allerdings steckt er nicht im Kopf einer handelnden Figur.

3.4 Ich-Erzählen

Der Erzähler distanziert sich nicht von der „Welt“, die er aufbaut, er steckt in ihr, als „Mitspieler“. Er erzählt direkt eigene Erlebnisse und Erfahrungen, völlig subjektiv. Der Leser erfährt alles über den Erzähler, sieht aber alles andere durch diesen subjektiven Filter. Dieses erzählende

Ich muss keineswegs einem wirklichen Ich entsprechen.

4. Arten von Rede

Auf der Grundlage der gewählten Erzählperspektive hat der Erzähler 2 Möglichkeiten, das Erzählte darzubieten:

4.1 Erzählerbericht

Der Erzählerbericht umfasst alles, was nicht Personenrede ist und kann in unterschiedlichen Formen auftreten (die Handlung präsentieren, Reflexionen des Erzählers umfassen). Der Erzähler spielt beim Erzählerbericht eine vermittelnde Rolle.

4.2 Personenrede

Man unterscheidet mehrere Arten der Rede von Personen.

a)Direkte Rede ist einer Figur zugeordnet und wird durch Anführungszeichen gekennzeichnet. Der Erzähler mischt sich nicht ein, die Figuren erscheinen wie Dialogpartner einer Szene.

b)Indirekte Rede: die Äußerungen und Gedanken der Figuren werden von dem Erzähler referiert. Der Erzähler verwendet die Verben der Redewiedergabe.

c)Erlebte Rede. Die Gedanken und Empfindungen einer Figur werden in der 3. Person

Präteritum Indikativ wiedergegeben.

d)Der innere Monolog. In diesem Monolog wird ein stummes Selbstgespräch einer Figur präsentiert.

e)Bewusstseinsstrom – Gedanken werden im Moment ihres Entstehens oder ihrer Entäußerung festgehalten. Dabei können die syntaktischen Strukturen gesprengt werden.

Die modernen epischen Texte sind durch einen Wechsel und eine Montage verschiedener Redeformen gekennzeichnet.

5. Äußere Handlung / innere Handlung

Es gibt 2 Arten der Handlung. Unter ÄUSSERER HANDLUNG versteht man das optisch sichtbare Geschehen, wie es z.B. in einem Film gezeigt werden kann. Unter INNERER HANDLUNG versteht man alles, was im Innern eines Menschen, in seinem Kopf vorgeht:

Gedanken, Gefühle, Überlegungen, Entschlüsse…

In der Regel weisen Texte beide Formen von Handlung auf.

Entscheidend kann das Verhältnis der beiden Formen zueinander sein. Texte mit einem hohen

Anteil an innerer Handlung beziehen ihre Spannung aus dem, was in einem Menschen vorgeht. Solche Texte lassen sich kaum filmisch darstellen. Texte mit einem hohen Anteil an äußerer Handlung, z.B. viel wörtlicher Rede, ähneln einem Film, weil sie äußerlich sichtbares Geschehen darstellen.

Sprachpraxis Deutsch: Niveau B2 – GRUNDLAGEN DER TEXTANALYSE – Material 2 - Seite 3

6. Innensicht / Außensicht

Diese Begriffe sind mit den oben Genannten verbunden. Von uns selbst wissen wir, was in uns vorgeht, während wir dies bei anderen Menschen nicht wissen. Wenn uns der Autor nur die äußeren, als sichtbaren Ereignisse schildert, spricht man von einer Darstellung in Außensicht. Lässt der Autor uns ins Innere einer Figur schauen, so nennt man das Innensicht.

7. Rahmenhandlung / Binnenhandlung

Wenn erst eine Begebenheit erzählt wird, in der aus einem bestimmten Anlass heraus eine Geschichte erzählt wird, spricht man von einer RAHMENHANDLUNG. Die innerhalb dieser Rahmenhandlung erzählte Geschichte ist die BINNENHANDLUNG.

8. Stilmittel in epischen Texten

Das Symbol: Ein Wort oder ein Ausdruck steht für einen dem Leser meist bekannten inhaltlichen Zusammenhang. So ist z.B. ein Kreuz das allgemein bekannte Symbol für Jesus bzw das Christentum. So kann z.B. fließendes Wasser ein Symbol für den Ablauf des Lebens oder eine rote

Rose ein Symbol der Liebe sein.

Die Metapher: Ein Wort oder ein Ausdruck wird nicht in seinem wörtlichen Sinn gebraucht, sondern im übertragenen Sinn. Das Wort erhält eine zusätzliche Bedeutung zu seiner „normalen“ hinzu. Diese muss der Leser kennen oder aus dem Text herauslesen. (Beispiele: „das Gold ihres Haares“, „die Hölle des Krieges“).

Die Alliteration: Mehrere wichtige Wörter beginnen mit dem gleichen Anfangsbuchstaben und werden damit betont. (Beispiel: „mit Kind und Kegel“)

Die Anapher: Ein Wort oder Satzteil wird immer wieder verwendet, um auf den Zuhörer „einhämmernd“ zu wirken. (Beispiel: „So machte es mein Vater, so machte es mein Großvater, so…)

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