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Alphabet und Schrift

Deutsches Alphabet

Das deutsche Alphabet ist diejenige Variante des lateinischen Alphabets, die zur Schrei-bung der deutschen Sprache verwendet wird. Im heutigen standardisierten Gebrauch umfasst es die 26 Grundbuchstaben des lateinischen Alphabets zuzüglich der drei Umlaute (Ä, Ö, Ü). In Deutschland, Österreich und Luxemburg sowie den deutschsprachigen Minderheiten in Belgien, Dänemark (Nordschleswig) und Italien (Südtirol) kommt das Eszett (ß) (auch „scharfes S“ ge-nannt) hinzu. In der Schweiz und in Liechtenstein jedoch nicht mehr.

Die einzelnen Buchstaben haben sächliches Genus („das A“, „das B“ usw.). Die Buch-staben des Deutschen Alphabets sind: A a, Ä ä, B b, C c, D d, E e, F f, G g, H h, I i, J j, K k, L l, M m, N n, O o, Ö ö, P p, Q q, R r, S s, ẞ ß, T t, U u, Ü ü, V v, W w, X x, Y y, Z z. Sowohl in der Schreibung von Mundarten wie in historischen Dokumenten werden und wurden darüber hinaus zahlreiche zusätzliche Buchstaben gebraucht. Das Gleiche gilt für die Schreibung von Fremd-wörtern.

Die Sortierung entspricht der Reihenfolge der Buchstaben im Alphabet. Abweichungen und Besonderheiten betreffen die Einordnung von Wörtern mit Umlauten, „ß“, Ziffern und Son-derzeichen. Bei der Wörterbuch-Sortierung werden die Umlaute Ä, Ö, Ü wie A, O und U behan-delt („Alter, älter, Altes“), ß wie ss. Die Telefonbuch-Sortierung behandelt Umlaute hingegen wie Ae, Oe und Ue. Beide Varianten sind in der Norm DIN 5007:1991 beschrieben.

Namen der Buchstaben

Für die Schreibung der meisten deutschen Buchstabennamen gibt es keine Tradition. Nur für einige sind Schreibungen in den einschlägigen Wörterbüchern zu finden, zum Teil auch nur als Bestandteil zusammengesetzter und abgeleiteter Wörter (Tezett, ausixen). Die existierenden Schreibungen sind im Vergleich nicht konsequent (Zett, Eff, aber Jot, Es). Die Namensgebung selbst (siehe Aussprache) ist im deutschen Sprachgebiet weitgehend einheitlich.

Im Folgenden ist zunächst die Aussprache (IPA) genannt, dann folgen die nach den Rechtschreibregeln möglichen Schreibungen (da aa und oo im Auslaut ziemlich unüblich sind, sind Varianten damit nicht genannt; ebenso wenig denkbare Varianten mit ä, z. B. Änn, Än). Fett sind die Schreibungen gesetzt, die auch in Wörterbüchern zu finden sind.

Das deutsche Alphabet

A/a

[aː]

Ah, A (nur in Abece)

O/o

[oː]

Oh, O

Ä/ä

[ɛː]

Äh, Ä; gelegentlich auch A-Umlaut

Ö/ö

[øː]

Öh, Ö; gelegentlich auch O-Umlaut

B/b

[beː]

Beh, Bee, Be (nur in Abece)

P/p

[peː]

Peh, Pee, Pe

C/c

[tseː]

Ceh, Cee, Ce (nur in Abece)

Q/q

[kuː] in Österreich auch [kveː]

Quh, Qu;

Queh, Quee, Que

D/d

[deː]

Deh, Dee, De

R/r

[ɛr]

Err, Er

E/e

[eː]

Eh, Ee, E

S/s

[ɛs]

Ess, Es (nur in Eszett)

F/f

[ɛf]

Eff (nur in Effeff), Ef

ẞ/ß

[ɛs't͡sɛt]

Esszett, Eszett, Esszet, Eszet; auch: scharfes S

G/g

[geː]

Geh, Gee, Ge

T/t

[teː]

Teh, Tee, Te (nur in Tezett)

H/h

[haː]

Hah, Ha

U/u

[uː]

Uh, U

I/i

[iː]

Ih, I

Ü/ü

[yː]

Üh, Ü; gelegentlich auch U-Umlaut

J/j

[jɔt]

in Öster-reich auch [jeː]

Jott, Jot;

Jeh, Jee, Je

V/v

[faʊ]

Vau

K/k

[kaː]

Kah, Ka

W/w

[veː]

Weh, Wee, We

L/l

[ɛl]

Ell, El

X/x

[iks]

Ix (nur in ausixen)

M/m

[ɛm]

Emm, Em

Y/y

['ʏpsilɔn]

Ypsilon

N/n

[ɛn]

Enn, En

Z/z

[t͡sɛt]

Zett, Zet

Herkunft der Umlautbuchstaben und des Eszett

Die Umlautbuchstaben (ä, ö und ü) entstanden aus der Kombination des jeweiligen lat-einischen Buchstaben (also a, o und u) mit einem den Umlaut anzeigenden e. Diese Markierung wurde zunächst (bis zum 15. Jahrhundert) nur fakultativ verwendet – der Buchstabe u konnte sowohl u wie ü bedeuten. Ein e oder i konnte jedoch zur Unterscheidung seit etwa dem 13. Jahrhundert über den Buchstaben gesetzt werden, seltener auch hinter den umgelauteten Buchstaben. Dieses kleine „e“ sieht in handschriftlicher Schrift spätestens im 15. Jahrhundert wie zwei senkrechte Striche aus, aus denen schließlich die zwei heute häufig verwendeten Punkte wurden. Einige Schriftarten verwenden immer noch die senkrechten Striche für die Umlautbuchstaben. Die Umlautbuchstaben werden heute auch in zahlreichen anderen Sprachen verwendet.

Das ß, das auch als scharfes s bekannt ist, ist ursprünglich eine Ligatur aus dem langen ſ (s) und entweder dem runden s oder dem z in den spätmittelalterlichen Bastarden und der neu-zeitlichen Frakturschrift. Ab etwa dem Anfang des 19. Jahrhunderts wurde die Antiqua auch in deutschsprachigen Ländern gebräuchlicher. Damals enthielten die meisten Antiqua-Schriften keine Buchstaben für das ß, Drucke aus dem 19. Jahrhundert sind daher oftmals ohne ß gesetzt. Bei der Orthographischen Konferenz von 1901 wurde festgelegt, dass die Schriftgießereien in Zukunft ihre Antiqua-Schriften mit der Letter ß zu liefern hätten und für vorhandene Schriften ein ß nachzuliefern sei.

In Versalschrift wird ersatzweise SS oder (seltener) SZ geschrieben. Für amtliche Dokumente und Formulare ist in Versal geschriebenen Namen jedoch zur Unterscheidung ein ß zu schreiben. Bereits Anfang des 20. Jahrhunderts wurde die Schaffung eines Großbuchstaben Versal-ß diskutiert, von den bestehenden Entwürfen hat sich aber keiner durchgesetzt. Am 4. April 2008 wurde jedoch das große ß in den Unicode-Standard Version 5.1 als „U+1E9E“ (ẞ) aufgenommen. Verwendung des Versal-Eszett ist für amtliche geografische Namen verbindlich. Das lange s (ſ) wurde auch in der Antiqua gelegentlich gesetzt, es findet sich beispielsweise noch im Leipziger Duden von 1951.

In der deutschen Schreibschrift sind ſ und h einander sehr ähnlich (h hat in der Unterlänge eine Schleife, ſ nicht), speziell bei schwungvoller Schreibweise sind diese Buchstaben leicht zu verwechseln. Hieraus erklärt sich ein typischer Fehler, der bei der Übertragung von Eigennamen von deutscher Schrift in lateinische Schrift vorgekommen ist: So manche Familie Weiſs heißt heute Weihs. Die Bezeichnung scharfes s bedeutet eigentlich stimmloses s. Nach der Abschaff-ung der Schlussbuchstabigkeit des ß steht der Buchstabe heute (außer in Namen) nach Langvokal und Diphthong und bezeichnet dort ein stimmloses s.

Deutsche Schrift

Die Bezeichnung deutsche Schrift (ital. lettera tedesca) wird entweder als Sammel-begriff für einige gebrochene Schriften verwendet, mit denen vom 16. bis 20. Jahrhundert deutsche Sprache bevorzugt geschrieben und gedruckt wurde, oder dient als Name einer dieser Schriften. In Bezug auf Schreibschriften wird auch die Bezeichnung deutsche Schreibschrift, je nach Zusammenhang sowohl als Sammelbegriff als auch als Einzelname verwendet. Um ihre offizielle Verwendung in deutschen Behörden und Schullehrplänen wurde ein jahrzehntelanger Antiqua-Fraktur-Streit geführt, indem die Antiqua (auch eingedeutscht Altschrift) die gewohnte deutsche Schrift (unter anderem die häufig gedruckte Fraktur) schließlich ablöste. Um deutlich zu machen, dass die Schriftformen nicht ausschließlich in Deutschland in Gebrauch waren, wur-de in der paläografischen Diskussion auch der Begriff neugotische Schrift vorgeschlagen. Alltagssprachlich werden manche dieser Schriftarten heute auch als alte deutsche Schrift oder altdeutsche Schrift bezeichnet. Mit deutscher Schrift sind je nach Zusammenhang meist eine oder mehrere dieser Schriftarten gemeint.

 Druckschriften:

 Schwabacher − Im 15. und frühen 16. Jahrhundert die vorherrschende Druckschrift im deutschsprachigen Raum.

 Fraktur − Mitte des 16. bis Anfang des 20. Jahrhunderts die meistbenutzte Druck-schrift im deutschsprachigen Raum. Mehrmals offizielle Amtsschrift für Druck-sachen im Deutschen Reich.

Außer diesen Druckschriften in ihren verschiedenen Varianten gegebenenfalls noch weitere.

 Schreibschriften:

 Deutsche Kanzleischrift − Bis ins 19. Jahrhundert gebräuchlich für amtliche Schriftstücke.

 Deutsche Kurrentschrift − Verkehrsschrift im 18. und 19. Jahrhundert.

 Sütterlinschrift − Schulausgangsschrift in den 20er und 30er Jahren des 20. Jahr-hunderts.

 Deutsche Volksschrift − Schulausgangsschrift 1935 bis 1941.

 Offenbacher Schrift − Wurde nach 1945 an einigen deutschen Schulen als zweite Schreibschrift gelehrt.

Schwabacher

Die Schwabacher, auch Schwabacher Schrift oder Alte Schwabacher Schrift, ist eine Schrift aus der Gruppe der gebrochenen Schriften. Sie entstand im 15. Jahrhundert und ist derber, offener und breitlaufender als die gotische Textur. Die Schwabacher war vom späten 15. Jahrhundert bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts die vorherrschende deutsche Schrift. Sie wurde dann von der Fraktur weitgehend verdrängt, blieb aber bis ins 20. Jahrhundert populär.

Die Herkunft des Namens „Schwabacher“ ist umstritten. Zur Entstehungszeit gab es im fränkischen Schwabach keine Druckerei. Es ist auch kein Schriftschneider dieses Namens bekannt. Vermutlich ist der Name auf die vom Konvent zu Schwabach 1529 beschlossenen Schwabacher Artikel zurückzuführen, die 1530 Eingang in die Confessio Augustana der Protes-tanten fanden. „Schwabacher“ wäre also eine Verkürzung für „Schrift der Schwabacher Artikel“.

Die Schwabacher Schrift wurde vermutlich zuerst von Johannes Bäumler in einem Augs-burger Wiegendruck vom Jahre 1472 verwendet. Seit 1485 wurde sie in Nürnberg benutzt. Um das Jahr 1490 benutzt sie Anton Koberger für die Schedelsche Weltchronik und Albrecht Dürer 1498 für die Dürersche Apokalypse. Während die lateinischen Gutenberg-Bibeln in der tradit-ionellen Textur gesetzt waren, wurden für viele Ausgaben der Lutherbibel (1522) und auch deren Raubdrucke die Schwabacher verwendet, so dass diese Schrift im deutschsprachigen Raum über Jahrhunderte vertraut war. Ab dem 16. Jahrhundert wurden deutschsprachige Texte hauptsäch-lich in Fraktur gedruckt. In Fraktur-Texten wurde die Schwabacher bis ins 20. Jahrhundert gerne zur Schriftauszeichnung verwendet. 1941 verboten die Nationalsozialisten die Verwendung ge-brochener Schriften durch Behörden und im Schulunter-richt. Die Schwabacher Schrift und andere in Deutschland häufig verwandte gebrochene Schriften wurden im Normal-schrifterlass als „Schwabacher Judenlettern“ diffamiert. Aus der Entwicklungsgeschichte der Schwabacher Schrift lässt sich diese Bezeichnung nicht erklären; vielmehr dürfte auf dem Höhepunkt des nationalsozialistischen Erober-ungskrieges die internationale Verwendbarkeit der nun-mehr angeordneten Antiqua eines der Motive dieser Ent-scheidung gewesen sein. In der Stadt Schwabach selbst rief diese Bezeichnung Unverständnis hervor.

Die Schwabacher zeichnet sich durch eine im Ver-gleich zur Fraktur oder Textur starke Rundung (Formen) der Buchstaben aus. So ist das kleine o beidseitig rund, während es in der Textur beidseitig eckig und in der Frak-tur halb rund und halb eckig ist. Weitere typische Buch-staben sind das oben gekreuzte kleine g und das große H. Aber auch bei ihr wechseln sich Rundungen mit scharfen Kanten ab, so dass sie zu Recht zu den gebrochenen Schriften gezählt wird. Die Schwabacher Schrift gilt als kräftige, volkstümliche Schrift.

Fraktur

Die Fraktur ist eine Schriftart aus der Gruppe der gebrochenen Schriften. Sie war von Mitte des 16. bis Anfang des 20. Jahrhunderts die meistbenutzte Druckschrift im deutsch-sprachigen Raum, in Konkurrenz zur Antiqua auch im dänischsprachigen. Im weiteren Sinne schließt der Sammelbegriff Frakturschriften auch verwandte Schriften wie Textur und Schwabacher mit ein.

Beispiel für die Breitkopf-Fraktur

Die Entstehung der Frakturtype am Anfang des 16. Jahrhunderts ist eng verbunden mit Kaiser Maximilian I. Wer genau die Fraktur geschaffen hat, ist aber bis heute nicht eindeutig geklärt, da die Formen der Type auch in handschriftlichen Urkunden aus dem Umfeld der Wiener Universität und in Nürnberg nachweisbar sind. In Frage kommt unter anderem Vinzenz Rockner, ein Sekretär von Maximilian I., der den Druck des Gebetbuches (siehe unten) über-wachte und die handschriftlichen Vorlagen für die Drucklettern lieferte. Unklar bleibt, ob er diese Vorlage auch selbst entworfen hat. Der zweite mögliche Urheber ist der Mönch und Schreiber Leonhard Wagner, der bereits am Ende des 15. Jahrhunderts eine entsprechende Schriftart entwickelte, die aber in der Bibliothek seines Klosters verblieb, so dass unklar ist, wie bekannt diese Handschrift war. Die erste Frakturschrift für den Buchdruck wurde bereits 1513 von Hans Schönsperger in Augsburg entworfen und (unter anderen) im von Albrecht Dürer illustrierten Gebetbuch verwendet. Als zweite wichtige Anwendung der Fraktur im Druck gilt der 1517 in Nürnberg gedruckte „Theuerdank“. Ihre ästhetische Vollendung erfuhr sie durch Schriftschneider im 18. Jahrhundert wie G. I. Breitkopf und J. F. Unger.

Die Fraktur hat sich, ähnlich wie die Antiqua, im Laufe der Zeit unter dem Einfluss des Zeitgeistes angepasst und verändert. Es lassen sich folgende wichtige Formen der Fraktur unter-scheiden:

 Renaissance-Fraktur: Theuerdank-Fraktur

 Barock-Fraktur: Breitkopf-Fraktur

 Klassizistische Fraktur: Unger-Fraktur, Walbaum-Fraktur

Im Laufe der Geschichte haben sich einige Grundregeln bei der Verwendung von ge-brochenen Schriften durchgesetzt, die sich vorwiegend im deutschen Sprachraum finden. Hierzu gehören die Verwendung von Ligaturen (auch auf Schreibmaschinen und in der Computer-schrift) und zwei unterschiedliche Formen des Buchstaben s.

In Fraktur ungeübte Leser haben meistens nur mit wenigen Buchstaben Schwierigkeiten. Das lange s (ſ) unterscheidet sich vom f immer durch den ausgesparten kurzen Querbalken auf der rechten Seite, manchmal fehlt auch zur deutlicheren Unterscheidung der linke Querbalken. Das k unterscheidet sich vom t vor allem durch eine kleine Schlaufe rechts oben. Das x unter-scheidet sich vom r nur durch eine offene Schleife am Zeichenfuß. Das y ähnelt dem h, weist aber keine Oberlänge auf und ist im Gegensatz zum v unten offen. Bei den Großbuchstaben ähneln sich B und V, wobei V der schließende innere Querstrich fehlt, genauso wie N im Ver-gleich mit R. Der untere Bogen des G ist bei E nicht geschlossen. I und J haben als Groß-buchstaben meist das gleiche Schriftbild.

Schriftbeispiele für die Fraktur

Die Frakturschrift wurde in Deutschland in ausgewählten Publikationsbereichen Ende des 19. Jahrhunderts von der Antiqua abgelöst. So änderten im Zuge der Internationalisierung wissenschaftlich-technische Zeitschriften ihre Typographie, zum Beispiel bereits 1872 die Zeit-schrift des Vereines Deutscher Ingenieure. In anderen Bereichen war Frakturschrift bis nach dem ersten Weltkrieg üblich, danach begann sich im Zuge der Neuen Typographie allmählich die Antiqua durchzusetzen. Zur Zeit des Nationalsozialismus erlebte die Fraktur insbesondere als Auszeichnungs-, aber auch als Textschrift zunächst eine Renaissance, da sie als deutsche Schrift betrachtet wurde. Man berief sich u.a. auf Cäsar Flaischlen, der Vom Herrenrecht unserer deutschen Schrift gedichtet hatte. Ein Erlass des NSDAP-Regimes von Januar 1941, in welchem Martin Bormann in Hitlers Auftrag die der Fraktur ähnliche Schwabacher als „Judenschrift” be-zeichnete, erklärte dann jedoch die Antiqua zur „Normalschrift“; Schwabacher und Fraktur galten fortan als unerwünscht, so dass NSDAP-treue Zeitungen und Verlage, insbesondere solche mit Auslandsgeltung, zum durchgehenden Gebrauch der lateinischen Schrift, insbeson-dere der Antiqua, übergingen. Der Duden erschien 1941 letztmalig in Fraktur.

Auch nach 1945 wurden noch Bücher in Fraktur gedruckt. Der Autor Hermann Hesse bestand noch lange nach dem Krieg darauf, dass seine Werke in Fraktur gedruckt würden. Auch viele Klassiker fanden in den 1950er Jahren als Frakturausgaben noch sehr guten Absatz, so eine Theodor-Storm-Gesamtausgabe von 1953. Die evangelischen Kirchen hielten noch längere Zeit an der „deutschen Schrift” fest. So erschienen viele deutschsprachige Bibel-Übersetzungen bis in die 1960er Jahre in Fraktur. Die katholische Kirche hatte für lateinische Texte traditionell die lateinische Schrift verwendet und vollzog daher die Umstellung auch für deutschsprachige Texte früher. Bis in die 1980er Jahre wurden in Deutschland einzelne Gesetzestexte, z.B. das Wechsel-gesetz im „Schönfelder“, in Fraktur gedruckt.

Außerdem wurden Frakturbuchstaben noch in der Mathematik zur Bezeichnung von Vektoren, Matrizen und Tensoren benutzt sowie als Zeichen für den Real- und Imaginärteil einer komplexen Zahl. Vereinzelt wurden auch die hyperbolischen trigonometrischen Funktionen sowie in der Physik vektorielle und tensorielle Größen teilweise durch Fraktur gekennzeichnet. Insbesondere Ideale werden auch heute noch in modernen Lehrbüchern zur Unterscheidung von anderen Variablen mit Frakturbuchstaben bezeichnet.

Die Neue Zürcher Zeitung wurde seit ihrer Gründung 1780 bis zum Jahr 1946 komplett in Fraktur gesetzt. Seit der Umstellung 1946 verwendet sie, wie auch einige andere deutsch-sprachige Zeitungen (u. a. Frankfurter Allgemeine bis zur Layoutumstellung im Oktober 2007, die südtiroler Tageszeitung Dolomiten), Fraktur als Auszeichnungsschrift.

In der Gegenwart werden Frakturschrift oder andere gebrochene Schriften in der Werb-ung, zur Beschriftung verschiedener Artikel und für Straßenschilder verwendet. Auf Warenver-packungen, insbesondere bei Lebensmitteln, signalisiert die Frakturschrift ein Produkt von alt-hergebrachter Art und Qualität. Bei Gaststätten signalisiert die Hausinschrift in Fraktur einen mit Liebe geführten Traditionsbetrieb, zumindest aber Gemütlichkeit. Schließlich ist die Fraktur-schrift, meistens die im angelsächsischen Raum verbreitetere gotische Schrift, in Musik- und Jugendkulturen wie Metal, Punk oder Gothic beliebt. Gotische Schriften sind einerseits derzeit in der Mode verbreitet, andererseits werden sie trotz der schließlichen nationalsozialistischen Frak-turablehnung auch von Neonazis verwendet.

Allerdings werden die Schreibregeln bezüglich des langen s bei Massenprodukten und Kneipenschildern aus Kunststoff inzwischen seltener oder überhaupt nicht mehr angewandt. Gleiches gilt für die Ligaturen ch, ck, tz und st. Selbst die Frankfurter Allgemeine Zeitung, die bis zum 4. Oktober 2007 Meinungsartikelüberschriften in Fraktur gesetzt hat, hatte dort schon zweieinhalb Jahre früher das lange s aufgegeben.

Kurrentschrift

Die deutsche Kurrentschrift (lat.currere „laufen“) ist eine Laufschrift; sie war etwa seit Beginn der Neuzeit bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts die allgemeine Verkehrs-schrift im gesamten deutschen Sprachraum. Typografisch gehört sie zu den gebrochenen Schriften. Umgangssprach-lich werden fälschlicherweise oft alle deutschen Schreib-schriften als Sütterlinschrift bezeichnet.

Die deutsche Kurrentschrift unterscheidet sich durch spitze Winkel („Spitzschrift“) von der runden, „lateinischen“ Schrift. Mit geringen Abwandlungen wurde sie auch in Skandinavien – in Dänemark und Norwegen als Gotisk skrift bezeichnet – bis 1875 verwendet.

Die deutsche Kurrentschrift war lange Zeit die übliche Verkehrsschrift im gesamten deutschen Sprachraum. In Österreich etablierte sich Kur-rent auch als Amts- und Protokollschrift. Bis 1952 gab es noch die „Schulschrift Kurrent, schöne Schreibschrift, mit Feder“ parallel zu erlernen. Die entscheidende Veränderung im Kurrent wurde in Preußen durch den Grafiker Ludwig Sütterlin eingeleitet. Er entwickelte 1911 eine sehr ähnliche, aber eigenständige Schriftart. Diese Neuerung zog in Deutschlands Schulen ein, doch in Österreich konnte Kurrent lange Zeit überleben. Die deutsche Schreibschrift von Sütterlin wurde in Deutschland sehr forciert (weil sie technisch viel einfacher zu schreiben ist als die vorher übliche Variante der deutschen Kurrentschrift) und bald kam der Begriff Kurrent außer Gebrauch. 1941 kam es durch den Normalschrift-Erlass dazu, dass im großdeutschen Reich beide deutschen Schriften zugunsten einer einheitlichen lateinischen Schrift, der „deutschen Nor-malschrift“, abgeschafft wurden.

Durch Martin Bormanns Erlass vom 3. Januar 1941 wurden zunächst nur die gebroch-enen Druckschriften verboten. Mit einem zweiten Rundschreiben vom 1. September 1941 wurde auch die Verwendung der deutschen Schreibschriften untersagt. Damit war auch die bis dahin übliche deutsche Kurrentschrift sowie die erst in den 1920er Jahren eingeführte deutsche Sütter-linschrift verboten. Seit Beginn des Schuljahres 1941/42 durfte an den deutschen Schulen nur noch die so genannte „deutsche Normalschrift“ verwendet und gelehrt werden (die ebenfalls auf einen Entwurf von Ludwig Sütterlin zurückgeht), während bis dahin die „lateinische Schrift“ zusätzlich zur Sütterlinschrift unterrichtet worden war.

In der Schweiz wurde die deutsche Kurrentschrift während des 19. Jahrhunderts als Ver-kehrs-, Amts- und Protokollschrift gebraucht. Die Kurrent-Kleinbuchstaben wurden noch bis ins späte 20. Jahrhundert gerne in der Mathematik zur Bezeichnung von Vektoren verwendet.

Sütterlinschrift

Die Sütterlinschriften, meist auch einfach Sütterlin genannt, sind zwei 1911 im Auftrag des preußischen Kultur- und Schulministeriums von Ludwig Sütterlin entwickelte Ausgangs-schriften. Neben der bekannteren deutschen Sütterlinschrift, die eine spezielle Form der deutschen Kurrentschrift ist, entwickelte Ludwig Sütterlin auch eine weniger bekannte, stilistisch vergleichbare lateinische Sütterlinschrift.

Es war im 19. Jahrhundert in England Mode geworden, mit der neu entwickelten stähl-ernen Spitzfeder zu schreiben. Die sehr schräge englische Schreibschrift mit ihren großen Unter- und Oberlängen und ihrem veränderlichen Strich (Schwellzug) ist sehr dekorativ, aber technisch schwer zu schreiben. In Deutschland schrieb man damals ähnliche Schriften mit deutschen Buch-stabenformen.

Um den Kindern das Schreibenlernen zu erleichtern, vereinfachte Sütterlin die Buch-stabenformen, verringerte die Ober- und Unterlängen (Lineatur im Verhältnis 1:1:1), stellte die relativ breiten Buchstaben aufrecht und ließ sie im Gleichzug mit einer Kugelspitzfeder schrei-ben. In allen diesen Merkmalen ist sie den heute verbreiteten Antiqua-basierten Schulschriften sehr ähnlich.

Die deutsche Sütterlinschrift wurde ab 1915 in Preußen eingeführt. Sie begann in den 1920er Jahren die deutsche Kurrentschrift abzulösen und wurde 1935 in einer abgewandelten Form (leichte Schräglage, weniger Rundformen) als Deutsche Volksschrift Teil des offiziellen Lehrplans. In der Folge des Schrifterlasses wurde allerdings auch sie mit einem Rundschreiben vom 1. September 1941 verboten, nachdem bereits mit Rundschreiben von Martin Bormann (Kanzleichef der NSDAP) vom 3. Januar 1941 die Verwendung gebrochener Druckschriften (Frakturtypen) untersagt worden war. Als Ausgangsschrift wurde nach dem Verbot der deutschen Schrift ab 1942 in den Schulen die lateinische Schrift verbindlich in einer Variante, die Deutsche Normalschrift genannt wurde (Proportionen 2:3:2, Schrägstellung, Ovalformen). An westdeutschen Schulen wurde nach 1945 außer der lateinischen Ausgangsschrift die deutsche Schreibschrift teilweise bis in die 1970er Jahre zusätzlich gelehrt.

Offenbacher Schrift

Die Offenbacher Schrift ist eine deutsche Schreibschrift, die 1927 von Rudolf Koch ent-wickelt wurde. Die Offenbacher Schrift soll leichte Schreibbarkeit mit ästhetischer Schönheit verbinden. Die Rudolf-Koch-Kurrent, wie sie auch manchmal genannt wird, schreibt man am besten mit einer Bandzugfeder in einem Neigungswinkel von etwa 75 bis 80 Grad und einem Lineaturverhältnis von 2:3:2. (Im Vergleich dazu die Deutsche Kurrentschrift: 70-Grad-Neig-ungswinkel, Lineaturverhältnis 2:1:2; Sütterlinschrift: 90-Grad-Neigungswinkel (senkrecht), Lineaturverhältnis 1:1:1). Als Ausgangsschrift konnte sich die Offenbacher Schrift aber in den Schulen nicht durchsetzen, ab 1930 war die Sütterlinschrift in den meisten deutschen Ländern offizielle Unterrichtsschrift. Die Offenbacher Schrift wurde von Martin Hermersdorf, einem Schüler Kochs, leicht überarbeitet und von 1950 bis 1955 unter dem Namen Koch-Hermersdorf-Schrift als Zweitschrift an bayrischen Schulen verwendet.

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