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Die Besonderheiten des emotiven Lexikons populär-wissenschaftlicher Texte

(von Fomina Sinaida, 1999)

In den Texten der populär-wissenschaftlichen Literatur herrschen emotiv-wertende Adjektive und Adverbien vor, der Anteil der emotiv-wertenden Substantive und emotiv-wertenden Verben ist nicht sehr groß125. Die populär-wissenschaftliche Literatur richtet sich nach den Interessen, Einstellungen, Gefühlen der Leser; sie ist bemüht, sie auch auf diesem Wege geistig zu aktivieren.

Eine "wahre" Wissenschaft kann nur dann popularisiert werden, wenn es gelingt, selbst ihre kompliziertesten Probleme einfach und verständlich zu erklären (Löser 1980). Das verlangt von den Wissenschaftlern nicht nur eine fachliche, sondern auch eine sprachliche Kompetenz. S. A. Rubinstein machte die Feststellung, dass das Einprägen eines sinnerfüllten Textes nicht nur vom abstrakten "reinen" Sinn abhängt, sondern auch von der sprachlichen Formulierung, in der er gegeben ist (Rubinstein 1958, S. 369).

Um eine emotionale Teilnahme der Leser zu erreichen, um ihr reges Interesse an populär-wissenschaftlichen Texten und ihre ständige Aufmerksamkeit zu gewinnen, wird eine breite Palette von lexikalischen Mitteln verwendet. Dabei spielen emotiv-bildliche Wörter besonders wichtige Rolle, weil das

"Verbild­lichen ebenso wie das Vergleichen etwas Abstraktes oder Unanschauliches für einen allgemeinen Leser- oder Hörerkreis vorstellbar zu machen hilft" (Faulseit/Lade 1983, S. 70).

D. Faulseit und D. Lade betonen, daß die Anschaulichkeit nicht nur durch bildliche Vergleiche und Sprachbilder entsteht; sie ist auch einem konkreten Wort eigen. Die Autoren bemerken in diesem Zusammenhang:

"Wort ist nicht gleich Wort. Bei aller Ähnlichkeit in den Wortfamilien hat jedes (Wort) sein unverwechselbares Gesicht und jedes sein Kleid. Manches Gesicht ist

  • ernst - denken wir an Krankheit, Krieg, Schicksal, manches

  • heiter - Glück, Liebe, Freude, streicheln. Manches Kleid ist zweckentsprechend

  • schlicht, ohne großen Reiz für unser Auge - denken wir an sagen, gehen; manch anderes Kleid ist

  • farbenfroh - tanzen, raunen, flanieren.

Das Wortgesicht, das Empfindungen in uns auslöst, ist in Wahrheit natürlich der Wortinhalt. Und das Wortkleid, das unsere Sinnesorgane erregt, ist die Bildhaftigkeit" (Faulseit/Lade 1983, S. 71).

Die Eigenart des emotiven Lexikons populär-wissenschaftlicher Texte besteht in der offensichtlichen Dominanz von Wertlexemen, in deren Funktion vorwiegend Wertadjektive auftreten. Das Spektrum von Wertadjektiven ist breit und mannigfaltig. Sie manifestieren verschiedene Typen menschlicher Emotionen, wobei im Vordergrund vor allem folgende Emotionen stehen:

  • "Begeisterung": prächtiges, bauliches (Ensemble), faszinierende (Frische), brilliante (Romane), der funkelnde (Reichtum), herrliche (Blumen), rührselige (Grundstimmung), großzügige (Parks und Grünanlagen), prächtige (Bilder);

  • "Verwunderung": erstaunliche (Schnellwüchsigkeit), bizzare (Blüten), zierliche (Brücken), eigenartiges (Kribbeln), seltsame (Denkmale), magische (Bauchtänzerin), der frappierende (Zusammenhang);

  • "Mitleid": bittere (Verzweiflung), jämmerliches (Geheul), bitteres (Markt­gesetz) u.a.

In populär-wissenschaftlichen Texten werden in der Regel emotiv-wertende Adjektive verwendet, in deren Bedeutung die expressive und/oder die bildliche Komponente gleichzeitig vorhanden sind. Die expressive Komponente expliziert häufig folgende Seme:

  • die "Kraft/Stärke" eines zu explizierenden Merkmals: gewaltige (Berge), das mächtige (Lebewesen);

  • die "Größe" eines zu explizierenden Merkmals: gigantische (Wüsten);

  • der "Grenzgrad des Vorkommens" eines zu explizierenden Merkmals: grassierende (Gefahr), tosendglühende (Hitze), brisante (Situation), atemlose (Stille), unsterblicher (Roman), unerschöpfliche (Kraft) und dgl.

Zu einem der gebräuchlichsten Adjektive gehört das Lexem "schrecklich". Seine syntagmatischen Verbindungen sind weit und umfassend. Vgl.: schrecklicher (Schrei), eine schreckliche (Last), schreckliches (Krokodil) etc.

Emotiv-expressive Adjektive/Adverbien erfüllen in populär-wissenschaftlichen Texten oft die Funktion von emotionalen Intensifikatoren (Totalisatoren). Ich führe einige Beispiele an:

märchenhaft schöne (Musik), so enorm anspruchsvolle (Frau), ungeheuer leidenschaftlich, hundertfaches ohrenbetäubendes (Gebrummel), mit einem unheimlich großen (Gewinn) etc.

Wortverbindungen solcher Art ermöglichen es dem Autor eines populär-wissen­schaftlichen Artikels eine maximale emotional-psychologische Einwirkung auf den Leser zu erreichen.

Die Besonderheit der emotiv-wertenden Substantive, die in Texten der populär-wissenschaftlichen Literatur verwendet werden, besteht darin, daß sie vor allem emotiv-abstrakte Begriffe emotional bezeichnen. Vgl.: Kluft, Chaos, Schönheit, Prunk, Kitsch, Charme u.a. Eine besondere Stelle unter ihnen nehmen substantivierte Adjektive ein. Vgl.: das Zauberhafte, das Wunderbare etc. Im Vergleich zum emotiven Lexikon der Texte anderer funktionaler Stile dominieren im emotiven Vokabular populär-wissenschaftlicher Texte emotiv-wertende Wörter mit positivem (meliorativem) semantischen Inhalt.