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MORPHOLOGIE AUS STILISTISCHER SICHT.doc
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3. Stilwerte der Modi

Die Modi bilden eine dreigliedrige Opposition: Indikativ / Konjunktiv / Imperativ. Die Modi dienen ebenso wie der Artikel zur Wiedergabe der Sehweise, der Einstellung des Sprechers zur Wirklichkeit und werden stilistisch vielfach ausgewertet [Riesel, Schendels: 125] Bei der Betrachtung der stilgestaltenden Rolle der Modi beschränken sich E. Riesel und E. Schendels auf einige allgemein bekannte Fälle des Modusgebrauchs, die einen Funktionalstil oder eine Abart des Stils kennzeichnen.

Wortformen

Seme

Indikativ

Wirklichkeit

Konjunktiv

Nicht-Wirklichkeit, Hypothese

Imperativ

Nicht-Wirklichkeit, Auffoderung, unmittelbare Ansprachen an den Empfänger

Der Indikativ als ein schwaches Oppositionsglied ist in dieser Hinsicht neutral. Man nennt ihn auch Nullmodus. [Riesel, Schendels: 126]

Der Imperativ bezieht sich aufgrund seines dritten Sems die direkte Rede, aufgrund seines zweiten Sems auf die Aufforderungssätze; folglich ist sein eigentlicher Verwendungsbereich die Alltagsrede. Das Sem “unmittelbare Ansprache an den Empfänger” verlangt Vorsicht bei der Anrede eines Menschen, Berücksichtigung der sozialen Lage, der Alters- und Bildungsunterschiede, der Art der Beziehungen zwischen den Gesprächspartnern: Komm her! – die familiäre zweite Person; Kommen Sie her! – die Höflichkeitsform; Treten die Herrschaften näher! – die untertänig anmutenden, archaisch wirkende dritte Person. Die emotional-expressiven Nuancen des Imperativs hängen von der Intonation, der lexikalischen Füllung des Satzes, auch von dessen Struktur ab. Das Personalpronomen du verstärkt den schroffen Ton: Böse zischte die Alte ihm zu: “Schweig du!”

Mach, dass du wegkommst! Typisch für die Alltagsrede sind einige interjektionsartige Imperative: Sieh mal! Hör mal zu! Denk dir!

Das zweite Gebrauchsgebiet des Imperativs sind manche Genres des Stils der öffentlichen Rede und der Publizistik: Geschäftsbtiefe, Anzeigen, Bekannmachungen, Predigten, Reden, Flugblätter, Losungen, Appele und die Werbung. Die Werbung greift zum Imperativ, um einen direkten Kontakt mit dem Empfänger aufzunehmen: Probieren Sie Tide und Sie werden nie mehr auf Tide verzichten! Nimm Eidran und du schaffst es! In der schönen Literatur findet sich der Imperativ vor allem bei der Wiedergabe mündlicher Rede in der Figurensprache, auch in der Autorensprache, wenn der Dichter unmittelbare Kontaktaufnahme mit dem Leser oder einer anderen vermeintlich angeredeten Person erstrebt.

Der Imperativ verleiht der Aussage ein emotional-subjektives Gepräge. Nach dem Grad der Intensität und der emotionalen Spannung unterscheidet man drei Arten der Willensäußerung:

1. offizielle Befehle, Forderungen, Verbote, deren Erfüllung für den Empfänger obligatorisch sind. Sie sind kategorisch und nicht emotional;

2. Genehmigungen, Anweisungen, Ratschläge, Einladungen. Da der Empfänger selbst an ihrer Realisierung interessiert ist, wirken sie weniger kategorisch;

3. Ausrufe, Appelle, Bitten. Sie wirken nicht kategorisch, jedoch stark emotional.

Die letzten zwei Arten sowie nicht offizielle Befehele und Verbote können im Satz unterschiedliche Konnotationen wachrufen. Das hängt von der Wahl des Verbs, der Intonation, der Begleitwörter: Bitte, verlassen Sie den Raum, er soll gelüftet werden! (höflich). Scheren Sie sich zum Teufel! (sehr grob). Verduften Sie! (salopp-umg., oft scherzhaft unter Freunden).

Im Stil der schönen Literatur ist der Imperativ ein wirkungsvolles künstlerisches Mittel. Dadurch wird Sprachporträt, Zeitkolorit, das soziale Milieu gezeigt. In der Autorensprache ist der Imperativ berufen, die Darstellung zu beleben, Dynamik hineinzubringen, den Leser durch unmittelbare Kontaktaufnahme aufzurütteln. [Riesel, Schendels: 129]

Der Funktionsbereich des Konjunktivs lässt sich bei manchen Formen eingrenzen. Die präsentischen Formen (Konjunktiv 1) sind der Umgangssprache fremd, in den Mundarten verschwunden (außer den interjektionsartigen Ausrufen gottseidank! gottbewahre!) Diese Formen werden oft in der Sachprosa und der Dichtersprache verwendet. Die Formen Es sei! Möge …! Dein Wille geschehe! verraten Gehobenheit, die die Alltagsrede meidet. Den Stil der Wissenschaft erkennt man an den stereotypen Wendungen: man vergleiche…, es sei bemerkt…, ABS sei ein rechtschenkliger Winkel … In Anweisungen und Rezepten (z.B. in Kochbüchern) wird der Konjunktiv durch andere Mittel abgelöst. Steht in einem älteren Kochbuch: Man rühre Zucker und Ei schaumig, so heißt es heute: Butter, Zucker, Gewürz und Ei schaumig rühren und das Mehl unterkneten.

Der Konjunktiv der indirekten Rede gebraucht man oft in den Protokollen und Berichten, im Stil der Publizistik und der öffentlichen Rede.

Das stilistische Ausdruckvermögen des Konjunktivs steht dem des Imperativs nicht nach. Wir betrachten zwei Bedeutungen: den nicht-kategorischen und den irrealen Konjunktiv. Der nicht-kategorische Konjunktiv wird immer dort gebraucht, wo die Äußerung sanft, bescheiden, unsicher klingen soll: Würden Sie mir bitte den Teller reichen! (Höflichkeit); Wie wäre es mit einer Tasse Kaffee? (Annahme); Das wäre meine Meinung! Das wäre alles! (Bescheidenheit).

Mit Gebrauch des irrealen Konjunktivs betritt er das Reich der Phantasie, der Träumerei: Ich wollt, ich wäre ein Fisch.

Die Komparativsätze mit als, als ob, wie wenn lassen freien Spielraum für poetische Vergleiche, die einer Metapher nahekommen: Er sah aus, als habe er die Viehseuche erfunden.

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