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Быховец, Луценко.doc
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Schindlers liste

W

Wer ein Leben rettet, rettet die Welt“. Das Zitat aus dem Talmud steht in dem Ring, den die geretteten Juden Schindler schenkten. Für Spielberg ist Schindler ein Beispiel für jemanden, der menschlich bleibt in einer unmenschlichen Zeit.

ichtig ist für Spielberg die Aktualität des Films zu einem Zeitpunkt, da es wieder Parallelen zu geben scheint. Anfang März 1994 veröffentlichte das Emnid Institut im Auftrag des American Jewish Committee eine Untersuchung, die zeigt, dass ein Fünftel der 1400 befragten Deutschen eine negative Einstellung zu den Juden hat. Ein Drittel der Befragten meinte, dass man einen Schlussstrich unter die Vergangenheit ziehen sollte. 22 Prozent zogen es vor, keine Juden in ihrer Nachbarschaft zu haben. Vor vier Jahren waren es noch 14 Prozent. (59 Prozent der Befragten war es egal, ob sie jüdische Nachbarn hätten, 12 Prozent begrüßten es.)

Auf die „revisionistische“ Geschichtsschreibung angesprochen, die den Holocaust verneint, sagt Spielberg: „Wenn ein Vertreter dieser Rechtsextremisten behauptet, dass die Aussagen der Zeugen über Auschwitz unwichtig seien, weil sie nicht der Wahrheit entsprächen, antworte ich, dass nicht die Zeugen lügen, sondern dieser Mann und dass die meisten Menschen das wissen.“Spielberg hat aber selbst festgestellt, wie wenig sein Publikum in den USA über den Holocaust aus den Geschichtsbüchern erfährt, und will vor allem junge Menschen aufklären. Schon jetzt hat er erreicht, dass überall, wo sein Film läuft, wieder über den Holocaust gesprochen wird.

Frank Schirrmacher schrieb in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“: „Spielberg zeigt, dass Kunst aufklärend wirkt und selbst in einer durch Bilder abgestumpften Zeit eine erstaunliche Kraft auszuüben vermag.“Schirrmacher meint, dass ein solcher Film nur in Amerika entstehen konnte, „vielleicht, weil den europäischen Künstlern der Glaube daran abhanden gekommen ist.“Aber es ist doch kein Zufall, dass dieser Film nicht in Deutschland entstand. Ganz gleich, wie Deutsche an das Thema Holocaust herangehen, sind sie belastet durch eine Forderung, die an nichtdeutsche Autoren und Regisseure nicht gestellt wird. Sie müssen die Vergangenheit des eigenen Volkes „bewältigen“ und sich in einer innerdeutschen Diskussion engagieren. Es fehlt einem deutschen Regisseur der Abstand, den ein Künstler für die klare Sicht braucht.

Der Filmemacher Prof. Erwin Leiser, 1923 in Berlin geboren, verließ Deutschland nach dem Novemberpogrom 1938. In Schweden entstand 1960 sein erster Dokumentarfilm „Mein Kampf“. Erwin Leiser lebt heute in Zürich.

Deutschland

2, 1994

Das Versprechen Ein Film von Margarethe von Trotta (1994)

Zwei Filmkritiken

  1. In ihrem Film erzählt Margarethe von Trotta eine berührende Liebesgeschichte, die 1961 in Ost-Berlin kurz nach dem Mauerbau beginnt. Sofia und Konrad wollen mit Freunden durch die Kanalisation in den Westen fliehen, doch Konrad stolpert über seine Schnürsenkel, wird von einem Armeewagen überrascht und bleibt zurück. In knapp 28 Jahren sehen sich die Liebenden nur viermal. Nachdem der gemeinsame Sohn zur Welt gekommen ist, trennen sich ihre Wege wieder. Jeder findet einen anderen Partner. Bis Konrad zu einem Kongress nach Westberlin reisen darf, vergehen Jahre. Beide leben ihr Leben, dennoch kann der Verlust an Gemeinsamkeit ihr Verlangen nicht zerstören. Im Freudentaumel von Ost und West auf der Glienecker Brücke sehen sie sich wieder, über die Distanz hinweg kreuzen sich ihre Blicke, in denen sich Trauer, Wehmut, Hoffnung spiegeln.

Das Versprechen ist ein Glücksfall für den deutschen Film. Nicht nur wegen exzellenter Schauspielerinnen…, sondern auch wegen der Emotionalität der Geschichte, des aktuellen Zeitbezugs und der in sich geschlossenen Dramaturgie… Zwar ist die Liebesgeschichte vor dem Hintergrund der deutschen Teilung erfunden, “denn welche Liebe hält so etwas schon aus?”, aber gemeinsam mit Drehbuchautor Peter Schneider recherchierte von Trotta die Details: “Bevor wir geschrieben haben, sprachen wir mit unendlich vielen Menschen über ihre Erfahrungen”, mit “Wissenschaftlern, Schriftstellern, Pastoren, Dissidenten, vom Staat hundertprozentig Überzeugten”. Auch die Ostdeutschen im gemischten Team bestätigen, dass “das Drehbuch sehr gerecht und sehr gut recherchiert sei.” Corinna Harfourch: “Für das Buch war ich wirklich dankbar. Es war das Beste, das ich zu diesem Thema las, in dem einigermaßen fair erzählt wurde, warum einer geht und warum ein anderer bleibt. ”

Margaret Köhler,

Deutsche Trennung und individuelles Schicksal

  1. Der Anfang ist, auf deutsche Art, mitreißend. Ostberlin, Herbst 1961: ein Tanzschuppen, die Band spielt „Rock around the Clock“. Konrad (Arian Zollner) und Sophie (Meret Becker) tanzen eng umschlungen, dann sagt Sophie: „Es geht los“. Draußen wird ein Gullydeckel abgehoben. Sophie und drei andere Jugendliche steigen hinab in die Kanalisation, die nach Westen führt. Konrad aber zögert, stolpert, bleibt zurück, der Deckel wird zugeschoben. Armeelastwagen donnern vorbei. „Ich komme nach. “… Doch er kommt nie. Dann sieht man Meret Becker im roten Abendkleid auf einer Bank liegen, ihre Haare fallen ins Gesicht, sie weint wie ein Kind. Und Arian Zollner sitzt aufgerichtet in seinem Bett im Armeeschlafsaal, verzweifelt, und horcht in die Nacht. So ist die Liebe Liebenden ein Halt. Aber etwas ist immer zu viel in diesem Film: diesmal, wie später noch oft, ist es die Musik Jürgen Kniepers, die mit Geigengewimmer zerkratzt, was zart und klar auf den Gesichtern liegt. Die stille Klage und der steile Kitsch, sie bilden im Versprechen ein inniges Gespann. Statt aus der DDR zu flüchten, macht Konrad als Physiker Karriere. Endlich, 1968, darf er seinen Professor zu einem Kongress nach Prag begleiten; so sehen die Liebenden sich wieder… Panzer rollen durch Prag, der sozialistische Frühling ist vorbei, das Liebespaar wird auseinander gerissen. Ein einziges Mal noch darf Sophie, die ein Kind erwartet, nach Ostberlin einreisen, dann schlägt die Staatssicherheit zu. Konrad erhält Reiseverbot und Sophie schreibt einen Abschiedsbrief. Stille.

Eins, zwei, drei, im Sauseschritt eilt die Zeit; der Film eilt mit. Zwölf Jahre später, 1981, ist der gealterte Konrad (August Zirner) berühmt genug, um zu einer Tagung nach Westberlin fahren zu dürfen; Sophie (Corinna Harfouch) lebt mit einem französischen Journalisten zusammen und Konrads Söhnchen Alexander (Christian Herrschmann) spielt mit den Kreuzberger Mauerkindern Fußball. Nun, da der Film von Verwicklungen, Brüchen, Verzögerungen erzählen kann, ist er auf der Höhe seines Gegenstands. Denn eigentlich handelt Das Versprechen ja nicht von der großen Liebe, sondern von historischen Vorgängen, von Haupt- und Staatsaktionen, die sich im Privaten spiegeln… Als Konrad und Sophie sich dann zuletzt, am 9. November 1989, an der Glienecker Brücke wiedersehen, sind sie längst nur noch Stellvertreter ihrer beiden getrennten Welten, irgendeiner und irgendeine, die im gesamtdeutschen Freudentaumel einander in die Arme fallen. Und ihre Liebe ist nur noch ein Wort.

Warum hat Margarethe von Trotta Das Versprechen gedreht? Weil sie eine Pflicht empfand, eine Aufgabe, vielleicht eine Schuld. Das ist die beste Voraussetzung für einen mittelmäßigen Film. Aber einen anderen „Mauerfilm“ haben wir nicht und wahrscheinlich brauchen wir auch keinen mehr. Der Produzent Eberhard Junkersdorf hat Das Versprechen bereits in zwanzig Länder verkauft. So wird Margarethe von Trottas Werk nun der Welt die Geschichte der Mauer erzählen. Es hätte schlimmer kommen können.

Einmal, ein einziges Mal, hat mich dieser Film berührt. Da steht, ganz zum Schuss, eine Frau auf der Glienecker Brücke, eine Passantin, mit traurigem, wie versteinertem Gesicht. „Und Sie – freuen Sie sich denn nicht?“ fragt ein aufgeregter Rundfunkreporter und die Frau antwortet: „Für mich kommt es zu spät. Wenn nach dreißig Jahren der Käfig aufgemacht wird, kann man nicht mehr fliegen.“ Da ahnt man, für einen Moment, was wirklich geschehen ist in den Jahrzehnten vor jenem Novembertag, als die Mauer fiel. Und dass es keinen Trost dafür gibt und kein Verzeihen, weder im Kino noch sonst irgendwo.

Andreas Kilb,

Die Zeit

Botschaften bringt die Post“

Ein Gespräch mit Doris Dörrie über ihren Film „Kirschblüten“, Trauern auf Japanisch und das ruppige Hannover. Die Fragen stellte Stefan Stosch.

- Frau Dörrie, Ihr Film „Kirschblüten“ handelt von einem Mittsechziger, der nach dem Tod seiner Frau nach Japan reist. Worauf sollte jemand achten, der zum ersten Mal in Tokio aus dem Flugzeug steigt?

- Er soll sich nicht verbarrikadieren. Das ganze Land passt auf einen auf, es werden einem nur lustige Dinge passieren, nichts Schlimmes. Mit meinem Kinodebüt „Mitten ins Herz“ war ich Mitte der Achtziger beim Filmfestival zum ersten Mal in Tokio, bin im Land herumgereist und seitdem immer wieder nach Japan zurückgekehrt. Der komische Widerspruch ist bis heute geblieben. Man kann sich schnell verirren, davor habe ich in meinem Film „Erleuchtung garantiert“ erzählt. Andererseits ist man in großer Sicherheit. Alle kümmern sich. Als ich mit meiner damals fünfjährigen Tochter in Tokio unterwegs war, hat die ganze Stadt auf sie geachtet, beim Einsteigen in die U-Bahn oder auf der Rolltreppe.

- Und so etwas passiert Ihnen in Deutschland nicht? Zum Beispiel in Hannover, wo Sie ja herkommen?

- Gelegentlich schon. Aber Hannover kann auch recht ruppig sein.

- Kann man in Japan auch besser trauern- so wie es der Witwer Rudi, gespielt von Elmar Wepper, tut?

- Wir trauern überall auf der Welt gleich. Das, was uns vereint, ist der Schmerz und die Angst vor dem Schmerz. Aber das, was der Rudi erlebt, ist schon etwas Besonderes. Die Art, wie mit ihm umgegangen wird. Eine junge Frau kommt im Park auf ihn zu: Was hat dieses Mädchen mit einem alten Mann aus Deutschland gemein? Gar nichts. Und trotzdem ist sie so behutsam und vorsichtig. So habe ich auch Japan erlebt, diese Art, miteinander umzugehen.

- Wie unterscheidet sich der Umgang mit dem Tod in Japan von dem hierzulande?

- Dort ist das dualistische Denken nicht so stark ausgeprägt. Es wird nicht in dem Maße unterschieden zwischen lebendig und tot, Anfang und Ende. Das ist für uns schwer zu kapieren. Japan ist die einzige Industrienation, die animistisch ist. Die Natur ist beseelt, die Seelen der Vorfahren sind anwesend. Das ist ein scheinbarer Widerspruch in einer Gesellschaft, die so westlich und amerikanisiert wirkt.

- Sie haben in einem vom buddhistischen Glauben geprägten Land gedreht. Hat das die Arbeit beeinflusst?

- Nicht direkt. Obwohl: So wie alle japanischen Filmteams sind auch wir bei Drehbeginn in einen Tempel gegangen. Der Priester hat für all das gebetet, was man so braucht beim Filmen: gutes Wetter, dass die Schauspieler den Text können, dass es keinen Materialschaden gibt, eine gute Kassenbilanz.

- Hat’s geklappt?

-Bislang ja. Die Premiere bei der Berlinale war toll. Ganz besonders für Elmar Wepper, den hatte man zuvor ja fast nur im Fernsehen gesehen. Fehlt jetzt eigentlich nur noch der Kassenerfolg.

- Was muss man erlebt, vielleicht auch durchlitten haben, um einen Film über Trauer und Tod drehen zu können?

- Ich glaube, dass auch eine ganz junge Regisseurin das kann. Nehmen Sie den wahnsinnig schönen Film „An ihrer Seite“ mit Julie Christie als Alzheimer-Patientin. Die Regisseurin Sarah Polley ist Ende zwanzig. Man muss sich bei einem Film nur immer wieder klarmachen, was man fühlt. Die Geschichte im Film muss nicht autobiografisch sein, aber die Gefühle müssen erlebt sein.

- Wie nahe ist ein Film über das Sterben Ihrer eigenen Lebensgeschichte?

- Für mich war mein Roman „Das blaue Kleid“ viel autobiografischer. Darin habe ich mich mit dem Tod meines Mannes vor zwölf Jahren auseinandergesetzt.

- Verstehen Sie sich als eine Art Sinnsucherin im Kino?

-Sind wir das nicht alle? Jeder wacht doch mal nachts auf und denkt: Oh nein, was mache ich hier eigentlich? Wo komme ich her, wo will ich hin?

- Stimmt, aber Ihre Figuren handeln auch danach. Die, die nachts aufgewacht sind, stehen am nächsten Morgen anders auf.

- Ja, das schaffen wir im wirklichen Leben selten. Ich jedenfalls habe damit so meine Schwierigkeiten. Ich habe „How to cook your life“ gedreht, einen Film über den Zenmönch Edward Espe Brown und seine Philosophie vom achtsamen Kochen. Trotzdem bin ich oft schlampig, unkonzentriert, abgelenkt und machte tausend Dinge gleichzeitig, statt mich beim Gurkenschneiden ganz aufs Gurkenschneiden zu konzentrieren.

- Gibt es in „Kirschblüten“ denn eine Botschaft, wie es mit dem Gurkenschneiden künftig besser laufen könnte?

- Nee, Botschaften bringt die Post. Allerdings habe ich darauf geachtet, dass der Spruch auf dem Besen erkennbar ist, mit dem Elmar Wepper in Japan das Apartment seines Sohnes fegt. Darauf steht: „ Clean and enjoy life“. Das fand ich lustig. Es ist die Botschaft des Besens.

Presse und Sprache

Mai 2008

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