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Der_Campus

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»O ja, das tut er.« Matte wä lzte sich eine Sitzmulde im Sessel zurecht. »Als ich bei ihm ins Bü ro komme, sitzt da eine junge Frau, eher ein Mä dchen, die mich anguckt, als ob sie mich ermorden wolle. Sie sagt keinen Ton, und als sie drauûen ist, erklä rt Hirschberg mir, das ist die Tochter von Hackmann, sie besucht ein Internat und macht jetzt bei ihm in der Zeitung ein Praktikum. Nein, der Hirschberg ist ein Freund der Familie.«

»Ich dachte, er wä r geschieden?« wandte Bernie ein.

»Ist er auch. Die Frau hat ihn aus dem Haus geworfen. Er hat versucht, zu der Studentin in die Psychiatrie vorzudringen, um sie zur Rede zu stellen. Beim zweiten oder dritten Mal hat er offenbar Krawall gemacht, und da hat man ihn selbst festgesetzt.«

»Kö nnen wir das nicht benutzen,

um ihm ein Hausverbot fü r

den ganzen Campus zu erteilen?«

wollte der Prä sident wissen.

Aber Matte ignorierte ihn.

 

»Als sie in wieder rausgelassen haben, war das Mä dchen schon entlassen. Er verfolgt ihre Spur, findet ihre Wohngemeinschaft, da ist sie auch schon ausgezogen, und weil er keine Bleibe mehr hat, zieht er an ihrer Stelle ein.«

»Wissen Sie das alles von dem Hirschberg?«

»Ja, ich sage doch, der ist offenbar eng mit dem Hackmann befreundet. Und nun arbeitet auch noch der Verfasser dieser Artikel im JOURNAL fü r ihn, der, der damals fü r den Pressewirbel gesorgt hat. Bernie hat mit ihm diesen sauberen Deal gemacht.«

Bernie schwieg, als Matte ihn ansah.

»Wie hieû er noch, Bernie? Jedenfalls hat er dann Hirschberg erzä hlt, wie der Schä fer vom Historischen Seminar ihm den Hack- mann-Fall als Köd er hingehalten hat, um ihn von der Spur der Riezler-Tagebü cher abzulenken. Weil er darauf hereingefallen ist, hat ihn der Chefredakteur des JOURNAL rausgeschmissen, und so ist er eben bei Hirschberg gelandet.«

»Martin Sommer heiût er«, ergä nzte Bernie.

»Richtig, Martin Sommer. Der Komplize des Vizeprä sidenten ist zum Gegner ü bergelaufen. Da ist Gefahr im Verzug.«

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»Was fü r eine Scheiûe!« Der Prä sident wandte sich an Bernie. »Wie konnten Sie sich auf eine solche stü mperhafte Intrige einlassen? Sehen Sie bloû zu, daû Sie da heil wieder rauskommen.« Bernie wollte protestieren. »Und kommen Sie mir bloû nicht damit, wir hä tten Sie da hineingetrieben. Sie waren es, der uns ü berredet hat, stimmt's?« Er blickte in die Runde der starren Gesichter . »Sehen Sie?« wandte er sich wieder an Bernie, »ich habe noch ganz deutlich Ihr Plä doyer im Ohr, daû wir das Hearing ö ffentlich machen sollten. Ich hö re es noch.« Und er wies auf ein Ohr unter seinem sandigen Krä uselhaar. »Am besten, Sie entschuldigen sich bei Hackmann. Was sagt denn nun dieser Hirschberg, was er vorhat? Sollen wir ihn wieder einstellen und rehabilitieren, wenn die Staatsanwaltschaft zu dem Ergebnis kommt, daû an der Sache nichts dran war?«

Matte verlagerte sein Kö rpergewicht. »Ja, das hat der Hirschberg dem Hackmann vorgeschlagen. Er wollte dabei die publizi-

stische

Trommel rüh ren, damit

Hackmanns Ehre

auch weithin

hö rbar

wiederhergestellt wü rde.

Schlieûlich geht es

ja nicht nur

um Wiedereinstellung, sondern um Wiederherstellung einer ruinierten Reputation. Da muû die Universitä t zu Kreuze kriechen. Da werden die Verantwortlichen an den Pranger gestellt...«

»Was heiût da, die Verantwortlichen? Der Verantwortliche ist der Vizeprä sident Professor Weskamp, und der wird zurü cktreten. Warum hat mich keiner von euch gewarnt? Dr. Matte, Sie sind doch sonst immer so besonnen?«

»Auf jeden Fall hat der Hirschberg dem Hackmann das angeboten.«

»Nein, das geht nicht!« schrie der Prä sident wieder. »Das ruiniert den Ruf der Universitä t! Das mü ssen wir verhindern!«

»Das brauchen wir nicht mehr zu verhindern. Der Hackmann hat das Angebot abgelehnt.«

Pit Schmale fing sich als erster. »Du meinst, er verlangt gar keine Rehabilitation?«

»Nein. Er will sie nicht.« Matte wuchtete sich in dem Sessel

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herum. »Der Hirschberg hat es mir erklä rt: Er hat mit Hackmann eine lä ngere Aussprache ü ber das Leben, das Schicksal, die Wissenschaft, die Universitä t und den Tiefsinn gehabt, und da hat ihm der Hackmann auseinandergesetzt, daû er sich in seiner neuen Rolle wohler füh le als vorher. Echter. Authentischer. Er genieût es, ein wissenschaftlicher Robin Hood zu sein. Er spielt den akademischen Sozialrebellen. Er hat die Rolle seines Lebens gefunden. Diogenes in der Tonne. Er ist ein gepflegter Outcast, ein Sinnlieferant der Protestkultur, nicht des Establishments. Wiût ihr, daû er im Merve-Verlag ein Buch herausgebracht hat, in dem er das soziale Leben eines wissenschaftlichen Instituts mit den Stammessitten der Nuer vergleicht? Er sei wiedergeboren worden, hat er dem Hirschberg gesagt.«

»Das heiût, wir werden ihn nie mehr los.« Die Bemerkung des Prä sidenten war eher eine Feststellung als eine Frage.

»Nein.«

»Also er will auch keine ö ffentliche Rehabilitation mit Tamtam und Rummel und Selbsterniedrigungen des Vizeprä sidenten?«

»Nein.«

»Hm.« Der Prä sident dachte nach. »Stellt er Bedingungen?« »Ja.«

»Aha. Und was will er?«

»Er will, daû der Vizeprä sident die ganze Geschichte Ð wie man ihn gejagt und reingelegt hat, wer da mitgemacht hat und aus welchen Motiven Ð, daû er das alles bis aufs kleinste Detail seiner Tochter Sarah erzä hlt.«

Da sprang der Prä sident auf und jubelte: »Mehr nicht?«

»Und wenn er fertig ist, soll er es aufschreiben und ihm den Bericht aushä ndigen.«

»Wir machen aber eine Kopie«, befahl der Prä sident. Und so geschah es.

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