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2.2 Bevölkerung sieht hohe politische Priorität für Umwelt- und Klimaschutz

Zur Ergänzung der offenen Frage wurden in den Vorgängerstudien den Befragten Listen mit politischen Auf­gabenbereichen vorgelegt, die auf einer Skala bewertet werden sollten. Dabei zeigte sich, dass die Bevölkerung dazu tendiert, fast alle Politikbereiche als „wichtig“ einzuschätzen. Die Differenzen entstanden nur bei der Verteilung der Antworten auf die Kategorien „sehr wichtig“ oder „eher wichtig“.

1 Das Thema Soziales umfasst u. a. folgende Aspekte: „Renten sichern“, „soziale Gerechtigkeit/ Sicherheit“, „Armut“, „Kluft zwischen Arm und Reich wird immer größer“, „mehr für Kinder tun/ kinderfreundlichere Gesellschaft“, „bessere Familienpolitik“, „mehr für die Familie tun“, „mehr Angebote und Möglichkeiten für die Jugend“.

2 Geschlecht: Frauen: 23 %, Männer: 16%, Einkommen: unter 1.000 €: 11 %, über 3.000 €: 23 %; Bildung: hohe: 25 %, mittlere: 21 %, niedrige: 17 %; Wohnregion: West: 22 %, Ost: 11 %.

Umweltpolitik als Gestaltungsaufgabe 18

Um genauere Informationen darüber zu erhalten, wie die Bürgerinnen und Bürger den Umwelt- und Klima­schutz in Relation zu anderen politischen Aufgaben bewerten, wurde in der aktuellen Umfrage eine andere Zugangsweise gewählt. Wir baten die Befragten um ihre Einschätzung bezüglich der Frage, ob sie einen erfolgreichen Umwelt- und Klimaschutz als Grundlage oder im Gegenteil womöglich sogar als potenzielles Hemmnis für Erfolge in den anderen Politikbereichen einschätzen.

Auffällig ist, dass bei dieser Fragestellung besonders stark das formale Bildungsniveau differenziert: Gutgebildete sehen einen hinreichenden Umwelt- und Klimaschutz häufiger als grundlegende Bedingung für die Bewältigung der verschiedenen Aufgaben.3 Auch aus anderen Studien des Sinus-Instituts ist bekannt, dass Personen mit ei­ner guten Formalbildung eine höhere Sensibilität für Aspekte zeigen, die (noch) nicht konkret erfahrbar sind. Personen mit einer geringen Formalbildung sind hingegen tendenziell eher gegenwartsorientiert. Bei den Items „Wohlstand sichern“ und „Wettbewerbsfähigkeit sichern“ differenziert auch die Höhe des Einkommens.4

Aus der Milieuperspektive betrachtet, zeigt sich: Wenn es darum geht, das Verhältnis der politischen Herausforderungen „Arbeitsplätze schaffen“ und „Umwelt- und Klimaschutz“ gegeneinander abzu­wägen, sehen vor allem Sozialökologische (40 % im Gegensatz zu nur 29 % im Bevölkerungsdurch­schnitt) und Adaptiv-pragmatische (39 %) den Umwelt- und Klimaschutz als grundlegende Bedingung – beides Milieus, in denen der Frauenanteil überwiegt.

3 „Grundlegende Bedingung“ differenziert nach Bildung: Bei „Zukunftsaufgaben“ (Durchschnitt 34 %): hohe: 44 %, mittlere: 31 %, niedrige: 30 %; Bei „Arbeitsplätze schaffen“ (Durchschnitt 29 %): hohe: 35 %, mittlere: 29 %, niedrige: 25 %.

4 „Grundlegende Bedingung“ differenziert nach Einkommen: Bei „Wohlstand sichern“ (Durchschnitt 32%): unter 1.000 €: 37 %, 1.000- 1.999 €: 27 %, 2.000-2.999 €: 31 %, über 3.000 €: 39 %. Bei „Wettbewerbsfähigkeit sichern“ (Durchschnitt 25 %): unter 1.000 €: 32 %, 1.000-1.999 €: 23 %, 2.000-2.999 €: 26 %, über 3.000 €: 28 %.

Die Prekären (31 %) hingegen befürworten häufig, dass es zunächst Fortschritte beim Schaffen neuer Arbeitsplätze geben sollte, bevor man sich dem Umwelt- und Klimaschutz widmen kann. In diesem Milieu ist die Arbeitslosenquote besonders hoch.

Ein grundlegender positiver Zusammenhang zwischen sozialer Gerechtigkeit und Umweltschutz ist speziell den Sozialökologischen bewusst (42 %, Bevölkerungsdurchschnitt 26 %). Aus anderen Studien des Sinus-Instituts (unter anderem im Rahmen der Umweltbewusstseinsstudie 2008) ist bekannt, dass dabei vor allem an die Gefahr einer durch den Klimawandel verursachten Preissteigerung für Le­bensmittel und Energie gedacht wird. Seltener wird dies von den Konservativ-etablierten (22 %) und Prekären (18 %) so gesehen.

Weiteren Aufschluss zu der Frage, wie die Bevölkerung das Verhältnis verschiedener politischer Aufgaben bewertet, lässt sich durch die Kontrastierung zweier Statements zum Verhältnis von Umwelt- bzw. Klimaschutz und Wirtschaftswachstum gewinnen, die den Befragten zur Beurteilung vorgelegt wurden:

1. Die Politik müsste viel stärkeren Druck auf die Wirtschaft ausüben, um eine klimaverträgliche Produk­tionsweise zu erreichen, auch wenn dadurch die Wirtschaft in einzelnen Bereichen belastet wird.

2. Um mit dem Klimawandel und anderen Umweltproblemen klar zu kommen, brauchen wir vor allem ein hohes Wirtschaftswachstum. Denn die dafür notwendigen Maßnahmen kosten viel Geld.

Die große Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger (82 % im Bevölkerungsdurchschnitt) befürwortet, dass die Politik mehr Druck auf die Wirtschaft ausüben sollte. 37 % stimmen dem Statement sogar „voll und ganz“ zu, vor allem die gut Gebildeten.5

5 „Voll und ganz“-Zustimmung nach Bildung: hohe: 40 %, mittlere: 39 %, niedrige: 35 %,

Überrepräsentiert ist dabei das Milieu der jungen Expeditiven (47 %), aber auch das der Liberal-intel­lektuellen (42 %) und der Adaptiv-pragmatischen (41 %).

Der Standpunkt, dass wir vor allem ein hohes Wirtschaftswachstum brauchen, um Umwelt- und Klimaschutz finanzieren zu können, wird von durchschnittlich 74 % der Befragten vertreten. Die Zustimmung steigt mit dem Haushaltsnettoeinkommen.

Während im Bevölkerungsdurchschnitt diesem Statement 27 % „voll und ganz“ zustimmen, tun das sogar 42 % im leistungsorientierten Milieu der Performer und 33 % unter den gesellschaftskritischen Hedonisten. Deutlich in Opposition dazu stellt sich das Sozialökologische Milieu (nur 18 % bei „voll und ganz“-Zustimmung).