Добавил:
Upload Опубликованный материал нарушает ваши авторские права? Сообщите нам.
Вуз: Предмет: Файл:
метод-нім_вірші.doc
Скачиваний:
37
Добавлен:
07.02.2016
Размер:
785.92 Кб
Скачать

66. Der Februar

Nordwind bläst. Und Südwind weht.

Und es schneit. Und taut. Und schneit.

Und indes die Zeit vergeht,

bleibt ja doch nur eins: die Zeit.

Pünktlich holt sie aus der Truhe

falschen Bart und goldnen Kram.

Pünktlich sperrt sie in die Truhe

Sorgenkleid und falsche Scham.

In Brokat und seidnen Resten,

eine Maske vors Gesicht,

kommt sie dann zu unsren Festen.

Wir erkennen sie nur nicht.

Bei Trompeten und Gitarren

Drehn wir uns im Labyrinth

und sind aufgeputzt wie Narren,

um zu scheinen, was wir sind.

Unsre Orden sind Atrappe.

Bunter Schnee ist aus Papier.

Unsre Nasen sind aus Pappe.

Und aus welchem Stoff sind wir?

Bleich, als sähe er Gespenster,

mustert uns Prinz Karneval.

Aschermittwoch starrt durchs Fenster

Und die Zeit verlässt den Saal.

Pünktlich legt sie in die Truhe

das Vorüber und Vorbei.

Pünktlich holt sie aus der Truhe

Sorgenkleid und Einerlei.

Nordwind bläst. Und Südwind weht.

Und es schneit. Und taut. Und schneit.

Und indes die Zeit vergeht,

bleibt uns doch nur eins: die Zeit.

Gottfried Keller (1819 - 1890) war ein Schweizer Dichter und Politiker. Keller begann eine Künstlerlaufbahn als Landschaftsmaler, wandte sich im Vormärz zur politischen Lyrik und beschloss sein Leben als einer der erfolgreichsten deutschsprachigen Schriftsteller des 19. Jahrhunderts. Von 1861 bis 1876 bekleidete er das Amt des Staatsschreibers der Republik Zürich. Seine bekanntesten Werke sind der Roman „Der grüne Heinrich“ und der Novellenzyklus „Die Leute von Seldwyla“. Keller gilt als Meister der Novellendichtung und als einer der bedeutendsten Erzähler des bürgerlichen Realismus.

67. Unter Sternen

Wende dich, du kleiner Stern,

Erde! wo ich lebe,

Dass mein Aug', der Sonne fern,

Sternenwärts sich hebe!

Heilig ist die Sternenzelt,

Öffnet alle Grüfte;

Strahlende Unsterblichkeit

Wandelt durch die Lüfte.

Mag die Sonne nun bislang

Andern Zonen scheinen,

Hier fühl ich Zusammenhang

Mit dem All und Einen!

Hohe Lust, im dunklen Tal,

Selber ungesehen,

Durch den majestät'schen Saal

Atmend mitzugehen!

Schwinge dich, o grünes Rund,

In die Morgenröte!

Scheidend rückwärts singt mein Mund

Jubelnde Gebete!

Rudolf Leonhard (1889 - 1953) war ein deutscher Schriftsteller. Er war Autor der „Weltbühne“ und arbeitete für den Verlag „Die Schmiede“ als Lektor und Herausgeber zweier bedeutender Reportagereihen „Außenseiter der Gesellschaft“ und „Berichte aus der Wirklichkeit“. 1925 initiierte und leitete er die Gruppe 1925, in der u.a. Bertolt Brecht, Alfred Döblin, Albert Ehrenstein, Leonhard Frank, Kurt Tucholsky vertreten waren. Seine Erlebnisse im Spanischen Bürgerkrieg 1937 verarbeitet er im Erzählungsband „Der Tod des Don Quijote“. Er schrieb zunächst expressionistische Lyrik, später realistische Lyrik, Dramen und Erzählungen, ferner Essays und Übersetzungen. Seine bedeutendsten Werke sind: Der Weg durch den Wald (Gedichte). Barbaren (Balladen). Beate und der große Pan (Roman). Das Chaos (Gedichte). Die Vorhölle (Tragödie). Gedichte über das Thema ‚Mutter‘. Das nackte Leben (Gedichte). Le Vernet

(Gedichtzyklus). Geiseln (Tragödie).