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§ 18. Die Deklinationstypen des Substantivs

Eine wichtige Neuerung des deutschen Sprachbaus ist, wie schon oben angedeutet wurde, die Differenzierung der pluralbildenden Morpheme von den kasus- und stammbildenden Morphemen. Von dieser Tatsache ausgehend, betrachten L. Zinder und T. Strojeva die Deklinationspara­digmen des Substantivs als ein reines Kasussystem, das unabhängig von den verschiedenen Arten der Pluralbildung bestimmt werden kann (99—108).

Nach diesem System, das auch im vorliegenden Buche bei der Aufstellung des gesamten Deklinationsschemas der deutschen Morpho­logie (vgl. §11) bereits verwertet wurde, gibt es beim deutschen Substantiv drei Haupttypen der Deklination und zwei Nebentypen: die Deklination der Eigennamen und ein Mischtypus, d. h. die Deklination einer kleinen Gruppe von Maskulina, welche dem schwachen Typus folgen, aber zusätzlich ein -s im Gen. Sg. erhalten: Buchstabe, Friede(n), Funke(n), Gedanke, Glaube(n), Haufe(n), Name(n), Same(n), Schade(n), Wille(n), auch das Neutrum Herz. (Ober die Verschiedenheiten in der Gestaltung der einzelnen Wörter dieser Gruppe vgl. Ljungerud, §51—59.)

Schematisch dargestellt, bietet dieses System im Singular folgendes Bild:

Haupttypen

Nebentypen

Starke Deklination

Schwache Deklination

Feminina­deklination

Der

Mischtypus

Die Eigennamen­deklination

N.-

G.-(e)s

D.(-e)

A.-

(-e)

-en

-en

-en

-

-

-

-

(-e)

-ens

-en

-en

-

(-s), (-ens)

(-en)

(-en)

Im Plural gibt es nur ein einziges Paradigma, das im Nom., Gen., Akk. keine Endung aufweist und im Dat. die Endung -(e)n. (Das Dativ -(e)n fehlt gänzlich nur beim Pluralmorphem -s: den Kerls, den Mädels.)

Die Anschaulichkeit und Übersichtlichkeit dieses Systems unterliegt keinem Zweifel. Doch werden auch gewisse Einwände, und nicht ohne Grund, gegen dieses System erhoben.

Es fällt namentlich die Kasusendung -(e)n im Dativ Plural bei sehr vielen Substantiven mit dem Pluralmorphem -(e)n zusammen: die Genossen den Genossen, die Namen den Namen, die Strahlen den Strahlen, die Augen den Augen, die Tafeln den Tafeln. In allen diesen Formen gibt es tatsächlich, vom Standpunkt der heutigen Sprache aus, keinen formalen Unterschied zwischen Nom., Gen., Akk. Plural und Dat. Plural. Streng genommen ist hier das -(e)n also keine Kasusendung, und neben dem Pluralparadigma nach dem Schema Nom.-, Gen.-.Akk.-, Dat.-e(n) erscheint ein anderes Pluralparadigma nach dem Schema Nom., Gen., Dat, Акк.-(е)п. Aber wenn das der Fall ist, so muß man auch die Verknüpfung verschiedenen Singulartypen der Deklination mit diesen beiden Pluraltypen berücksichtigen, was schon ein kompliziertes Bild ergibt. Zu den angeführten Typen kommen noch zwei Nebentypen hinzu. Die starke Deklination und die Femininadekli­nation zerfallen je in zwei Typen (einen Haupttypus und einen Neben­typus), den Verschiedenheiten in ihrem Pluralparadigma (S. 106.).

Dabei könnte man auch an eine kleine Gruppe der Fremdwörter denken, die sich auf eine ganz eigenartige Weise dem deutschen

Starke Deklination

Feminina

Haupttypus

Nebentypus

Haupttypus

Nebentypus

Singular

N.Tag

G. Tag-(e) s

D. Tag (-e)

A. Tag

Staat

Staat-(e) s

Staat (-e)

Staat

Kraft

Kraft

Kraft

Kraft

Frau

Frau

Frau

Frau

Plural

N. Tage

G. Tage

D. Tage-n

A. Tage

Staaten

Staaten

Staaten

Staaten

Kräfte

Kräfte

Kräfte-n

Kräfte

Frauen

Frauen

Frauen

Frauen

morphologischen System angepaßt haben. Es sind Maskulina auf -us und ismus, die teilweise das Hilfsmorphem -us im Plural mit dem Suffix -en vertauschen: Rhythmus Rhythmen, Antagonismus Antagonismen (aber Omnibus Omnibusse, Rebus Rebusse usw.). Im Gen. Sg. nehmen die meisten von ihnen keine Endung an: des Rhythmus, des Sozialismus (aber des Omnibusses usw., zuweilen schwankt der Gebrauch: des Pfiffikus — des Pfiffikusses). Das Formenparadigma dieser Wörter gehört also eigentlich nicht zur starken Deklination, sondern eher zu der Deklination der Feminina, und zwar zu ihrem Nebentypus (Sg. Nom., Gen., Dat, Akk. Frau — Rhythmus, PI. Nom., Gen., Dat., Akk. Frauen — Rhythmen). Aber in diesem Fall wäre es nicht angebracht, diesen Typus als Feminina zu bezeichnen. Passender wäre vielleicht die Benennung «unveränderliche Deklination» (so schon bei Sütterlin, 210—211) mit dem Vorbehalt, daß es sich hier, übrigens wie auch bei der starken und schwachen Deklination, um den Formcharakter des Singulars handelt.

Auch die Besonderheiten der Pluraldeklination mit dem Plural­morphem -s werden in dem Schema nicht berücksichtigt. Anderseits werden dabei oft der Mischtypus und die Eigennamen als zwei verschiedene Nebentypen betrachtet, obgleich die Bildungsweise ihrer Kasusformen eigentlich identisch ist.

Weiter wäre zu erwägen, daß eine völlige Absonderung der Pluralbildung von der Kasusbildung zu einem Zerfall des Gesamtbildes führt, das in Wirklichkeit das Formensystem des Substantivs darstellt. Die Synthese der Kasusformen und Zahlformen, die das reale Wesen der morphologischen Veränderungen des Substantivs ausmacht, wird hier nicht berücksichtigt.

Besonders die letzten Erwägungen machen es verständlich, warum die meisten in der traditionellen Grammatik aufgestellten Systeme der deutschen Substantivdeklination viel differenzierter und komplizierter sind, als das Dreitypensystem: stark — schwach — unveränderlich, d. h. die Anzahl der Haupttypen bleibt gewöhnlich dieselbe, aber sie werden anders aufgefaßt und in mehrere Unterabteilungen eingeteilt. (Übrigens erschien eine ganz ähnliche Einteilung bei Albertus, einem der ältesten deutschen Grammatiker, im Jahre 1573. Er unterscheidet die Deklination der schwachen Maskulina und Feminina, die der starken Maskulina und Neutra und die der starken Feminina (vgl. 258, II, 223).

Als Grundlage des Systems der Substantivdeklination betrachtete man im 19. Jahrhundert die von J. Grimm in Hinsicht auf sprachgeschichtliche Tatsachen und unter Anlehnung an die Typen der Adjektivdeklination durchgeführte Einteilung in starke und schwache Deklinationen, die sich von den vokalischen Stämmen, resp. von dem n-Stamm der Substantive herleiten. So finden wir bei Heyse die Einteilung der Deklination der Gattungsnamen in drei Haupttypen (stark, schwach und gemischt — also im Singular stark, im Plural schwach), wobei aber der erste Haupttypus in drei «Formen» erscheint, die sich nach dem pluralbildenden Suffix richten (1. Form — Pluralsuf­fix e, 2. Form — Pluralsuffix Null, 3. Form — Pluralsuffix -er). Außerdem wird als ein besonderer Typus die Deklination der Eigenna­men anerkannt (245, 215—226).

Oft wird die Zahl der Unterabteilungen noch beträchtlich höher (bei Beibehaltung derselben Haupttypen). So bringt L. Sütterlin bei den starken Substantiven 11 Deklinationsmuster (8 männliche und sächliche und 3 weibliche), bei den schwachen 4 Muster, bei den gemischten 5 Muster. Im ganzen sind es also 20 Unterarten des Deklinationsparadigmas, die alle möglichen Kombinationen aller Variationen aller Kasus- und Zahlmorpheme darstellen.

W. Jung sondert die Deklination der Fremdwörter und Eigennamen aus. Die Deklination aller übrigen Substantive wird in starke, schwache und gemischte eingeteilt, aber die Deklinationsmuster sind nach dem grammatischen Geschlecht gruppiert, wobei fast alle Variationen sowohl der Kasusendungen als auch des Plurals in jedem Geschlecht berücksichtigt werden. Die Maskulina sind im ganzen durch 6 Muster vertreten (3 stark — Tag, Mann, Vati, 2 schwach — Bär, Löwe, 1 gemischt — Strahl), die Feminina durch 5 (3 stark — Maus, Mutter, Mutti, 2 schwach — Frau, Treue), die Neutra wieder durch 6 (4 stark — Lamm, Schaf, Segel, Wetter, 2 gemischt — Ohr, Herz). Es macht im ganzen 17 Muster aus (ohne Fremdwörter und Eigennamen). Unerwähnt bleiben noch die Maskulina mit Nullsuffix im Plural (Jäger, Kasten), nur in einer Anmerkung wird die Mischgruppe (Friede, Gedanke) erwähnt. Es ist bemerkenswert, daß bei Jung infolge der Gruppierung der Deklinationstypen nach Geschlechtern tatsächlich die Feminina eine besondere Abart der Deklination bilden und daß die Maskulina und Feminina mit Plural-s zu gleichberechtigten Deklina­tionsmustern geworden sind.

Auf diese Weise wird gewiß der konkreten Mannigfaltigkeit des morphologischen Abwandlungssystems im Deutschen Rechnung getra­gen. Aber die wichtigsten, entscheidenden Strukturtypen in ihrer allgemeinen Form kommen, wenigstens in paradigmatischer Form, nur sehr ungenügend zum Vorschein. Es scheint uns deswegen zweckmäßig, die drei Haupttypen (stark, schwach, unveränderlich) der Deklination beibehaltend, sie durch eine Reihe von Nebentypen zu ergänzen, ohne daß die führende Rolle der Haupttypen (selbst in schematischer Wiedergabe durch eine Anzahl von Paradigmen) darunter leidet.

Einige Substantive schwanken in ihrer Zugehörigkeit zu den Deklinationstypen. So ist z. B. das Wort der Nachbar stark und schwach (Gen. Sg. des Nachbars des Nachbarn). Geschichtlich betrachtet, ist eine gewisse Neigung der Maskulina unverkennbar, aus der schwachen Deklination in die starke überzutreten. So war die ganze Mischgruppe Friede, Gedanke früher schwach und hat sich allmählich der starken Deklination angenähert, ohne noch vollständig mit ihr zusammengefal­len zu sein.

Zum Teil hängt dieser Prozeß mit der unsicheren, aber doch spürbaren Tendenz zusammen, der strukturell-morphologischen Einteilung der Substantive nach den Deklinationstypen einen verallge­meinerten grammatischen Bedeutungsgehalt zu verleihen.

Manchen Vermutungen nach waren die alten Stämme, nach welchen die Substantive im Indoeuropäischen eingeteilt und die Deklination aufgebaut waren, irgendwie semantisch bestimmt. Aber schon in den altgermanischen Dialekten haben sie ihren semantischen Gehalt bis auf geringe Reste (r-Stämme mit der Semantik der Verwandtschaftsna­men, m-Stämme weiblichen Geschlechts mit der Semantik der Adjektivabstrakta) eingebüßt. Die neuen großen Deklinationstypen (stark und schwach) entstehen als durchaus formale, rein strukturelle Bildungen. Doch werden diese Typen allmählich teilweise mit gewisser Semantik verbunden. Die Aussonderung der Feminina bedeutet die Verknüpfung eines Deklinationstypus mit der ziemlich unbestimmten, aber doch nicht völlig mangelnden Semantik des betreffenden grammatischen Geschlechts, die schwache Deklination stößt alle Substantive, die leblose Wesen bezeichnen, von sich und wird auf diese Weise semantisch einheitlicher (zu ihr gehören jetzt nur Lebewesen). Die wenigen Fälle des Übergangs der Maskulina aus der starken Deklination in die schwache beziehen sich gerade auf Sibstantive mit entsprechender Bedeutung (von den älteren Fällen z. B. Genosse, von den jüngeren Bursche).

Doch ist dieser Prozeß nur in Ansätzen vorhanden. Sehr viele Substantive, die Lebewesen bezeichnen, gehen nach der starken Deklination. Es fanden sogar manche Übergänge der Maskulina mit solcher Semantik aus der schwachen in die starke Deklination statt (vollendet ist dieser Übergang z. B. bei Greis, schwankend — bei Nachbar, Untertan u. a.). Schon diese Tatsache beweist, daß die Einteilung nach den Deklinationstypen auch heute im Grunde genommen strukturell ist. Von einer grammatischen Kategorie kann hier keine Rede sein. Dieser Schluß wird besonders dadurch bekräftigt, daß in der starken Deklination überhaupt keine vereinheitlichende semantische Tendenz zu finden ist.

Neuerdings wurden neue Versuche, das System der deutschen Substantivdeklination zu bestimmen, von skandinavischen Germanisten

Deklinationssystem des Substantivs

Haupttypen

I. Haupttypus Starke Deklination

II. Haupttypus

Schwache

Deklination

III. Haupttypus

Unveränderliche

Deklination

Singular

N. -

G. -(e) s

D. (-e)

A.-

N. (-e)

G. –en

D.-en

A. –en

N. -

G.-

D.-

A.-

Nebentypen

Mischtypus (Eigennamen eingeschlossen)

Nebentypus der

unveränderlichen

Deklination

Singular

N. (-e)

G. (-ens)

D. (-en)

A. (-en)

N. -us

G. –us

D.-us

A. -us

Veränderliche Deklination

Unveränderliche Deklination

Plural

N. -e, -er,-

G. -e, -er, -

D. -en, -ern, -n

A. -e, -er, -

N. -(e) n, -s, -

G. -(e) n, -s, -

D. -(e) n, -s, -

A. -(e) n, -s, -

gemacht (vgl. 201). Der dänische Forscher P. Jorgensen legt der Klassifikation der substantivischen Deklinationstypen die Endung im Genitiv Singular zugrunde. Er kommt auf diese Weise zu fünf Haupttypen: 1. -(e)s, 2. -(e)n, 3. -ns, 4. -ens, 5. Nullendung (Feminina). Auf Grund der Unterschiede in der Bildung des Plurals werden mehrere Unterabteilungen in denTypen 1 und 5 ausgesondert. Vier Klassen der

substantivischen Deklination stellt nach der Art der FluraiDiiaung G. Bech auf, indem er die endungslosen Pluralformen der Substantive -er, -en, -el zu den Pluralformen mit Endung -e rechnet. Seine Klassen (nach der Form der Pluralendung) sind: 1. -(e)n, 2. -(e), 3. -(e) mit Umlaut, 4. -er mit Umlaut. Auf dieser Grundlage stellt Bech auch manche Unterklassen auf und zeigt verschiedene Berührungspunkte zwischen den einzelnen Klassen (130). L. Hermodsson, die Versuche von Jorgensen und Bech weiterführend, berücksichtigt in seinem Klassifikationssystem sowohl die Verschiedenheiten in der Pluralform, als auch die in der Form des Genitivs Plural. Er kommt zum folgenden Schema:

Plur. Nom.

Sing. Gen.

1. - (Umlaut)

Mask. Neutr. Fem.

2. -e (Umlaut)

-(e)s -

3. -er (Umlaut)

-(e)s -

4. -s

-(e)s -

5. -en

-(e)s -

A. –(e)s -

B. –(e)ns -

C. –(e)n -

Doch ist es bedenklich, von der Pluralbildung bei der Aufstellung des Dekfinationssystems auszugehen, da das Hauptgewicht in der Deklination als solcher eben auf der Bezeichnung der Kasus liegt. Übrigens haben wir auch in unserem oben erwähnten Deklinationssy­stem die Verbindung zwischen Kasusformen, und Pluralformen zu berücksichtigen versucht.