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Deine langen Fortschrittsbeine, Heb sie auf zu neuem Lauf - Kutten grobe, Kutten feine, Sind es Kutten, schlage drauf!

Jener aber seufzt, und seine Haende ringend er versetzt:

Meine langen Fortschrittsbeine Sind europamuede jetzt.

Meine Huehneraugen juecken, Habe deutsche enge Schuh,

Und wo mich die Schuhe druecken, Weiss ich wohl - lass mich in Ruh!

~ 318 ~

Plateniden

Iliaden, Odysseen Kuendigst du uns prahlend an, Und wir wollen in dir sehen Deutscher Zukunft groessten Mann.

Eine grosse Tat in Worten, Die du einst zu tun gedenkst! - O, ich kenne solche Sorten Geistger Schuldenmacher laengst.

Hier ist Rhodus, komm und zeige Deine Kunst, hier wird getanzt! Oder trolle dich und schweige, Wenn du heut nicht tanzen kannst.

Wahre Prinzen aus Genieland Zahlen bar was sie verzehrt, Schiller, Goethe, Lessing, Wieland

~ 318 ~

Haben nie Kredit begehrt.

Wollten keine Ovationen Von dem Publiko auf Pump, Keine Vorschuss-Lorbeerkronen,

Ruehmten sich nicht keck und plump.

Tot ist laengst der alte Junker, Doch sein Same lebt noch heut - O, ich kenne das Geflunker Kuenftiger Unsterblichkeit.

Das sind Platens echte Kinder, Echtes Platenidenblut - Meine teuern Hallermuender, O, ich kenn euch gar zu gut!

~ 318 ~

Mythologie

Ja, Europa ist erlegen - Wer kann Ochsen widerstehen? Wir verzeihen auch Danaeen - Sie erlag dem goldnen Regen!

Semele liess sich verfuehren - Denn sie dachte: eine Wolke, Ideale Himmelswolke,

Kann uns nicht kompromittieren.

Aber tief muss uns empoeren Was wir von der Leda lesen - Welche Gans bist du gewesen,

Dass ein Schwan dich konnt betoeren!

~ 318 ~

In Mathildens Stammbuch

Hier, auf gewalzten Lumpen, soll ich Mit einer Spule von der Gans Hinkritzeln ernsthaft halb, halb drollig, Versifizierten Firlefanz -

Ich, der gewohnt mich auszusprechen Auf deinem schoenen Rosenmund, Mit Kuessen, die wie Flammen brechen Hervor aus tiefstem Herzensgrund!

O Modewut! Ist man ein Dichter, Quaelt uns die eigne Frau zuletzt, Bis man, wie andre Sangeslichter, Ihr einen Reim ins Album setzt.

~ 318 ~

An die Jungen

Lass dich nicht kirren, lass dich nicht wirren Durch goldne Aepfel in deinem Lauf!

Die Schwerter klirren, die Pfeile schwirren, Doch halten sie nicht den Helden auf.

Ein kuehnes Beginnen ist halbes Gewinnen, Ein Alexander erbeutet die Welt!

Kein langes Besinnen! Die Koeniginnen Erwarten schon knieend den Sieger im Zelt.

Wir wagen, wir werben! besteigen als Erben Des alten Darius Bett und Thron.

O suesses Verderben! o bluehendes Sterben! Berauschter Triumphtod zu Babylon!

~ 318 ~

Der Unglaeubige

Du wirst in meinen Armen ruhn! Von Wonnen sonder Schranken Erbebt und schwillt mein ganzes Herz Bei diesem Zaubergedanken.

Du wirst in meinen Armen ruhn! Ich spiele mit den schoenen

Goldlocken! Dein holdes Koepfchen wird An meine Schulter lehnen.

Du wirst in meinen Armen ruhn! Der Traum will Wahrheit werden, Ich soll des Himmels hoechste Lust Hier schon geniessen auf Erden.

O, heilger Thomas! Ich glaub es kaum! Ich zweifle bis zur Stunde,

Wo ich den Finger legen kann

~ 318 ~

In meines Glueckes Wunde.

~ 318 ~

K.-Jammer

Diese graue Wolkenschar Stieg aus einem Meer von Freuden;

Heute muss ich dafuer leiden, Dass ich gestern gluecklich war.

Ach, in Wermut hat verkehrt Sich der Nektar! Ach, wie quaelend

Katzenjammer, Hundeelend Herz und Magen mir beschwert!

~ 318 ~

Zum Hausfrieden

Viele Weiber, viele Floehe, Viele Floehe, vieles Jucken - Tun sie heimlich dir ein Wehe, Darfst du dennoch dich nicht mucken.

Denn sie raechen, schelmisch laechelnd, Sich zur Nachtzeit - Willst du druecken Sie ans Herze, lieberoechelnd,

Ach, da drehn sie dir den Ruecken.

~ 318 ~

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