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Stilfragen und stilmittel im lexischen bereich

Die Gebrauchsmöglichkeiten und Regularitäten des lexi­kalischen Bestandes der deutschen Sprache in funktional­stilistischer Hinsicht, d.h. im Hinblick auf Art und Grad seiner Abhängigkeit von Besonderheiten des entsprechen­den Kommunikationsbereichs und der darin einbezogenen sozialen und situativen Bedingungen, sind heute bei wei­tem noch nicht genügend erforscht und zusammengefaßt. Es liegen aber manche mehr oder weniger begründete Forschungsergebnisse über funktionalstilistische Potenzen einzelner lexischer Gruppen oder Typen von lexikalischen Einheiten vor, sie schaffen die Grundlage für den Inhalt und Aufbau dieses Kapitels. So soll es von vornherein klar sein, daß die Darlegung in seinem Rahmen aus objektiven Gründen keine Vollständigkeit anstreben kann und manche Lücken zeigen wird.

Das Problem der stilistischen Differenzierung des deutschen Wortschatzes

Die allgemeine Charakteristik des Problems. – Die Idee der Klassifikation von E. Riesel. – Die Gliederung des deutschen Wortschatzes nach L Scharnhorst.

Für die stilistische Charakteristik des gesamten deutschen Wortschatzes braucht man neben dem Begriff „Stilfärbung" noch einen Begriff — „die funktionale Färbung" des Wortes. Funktionale Färbungen sind für besondere Gruppen von Wörtern charakteristisch: bestimmte Wörter können eine zeitliche Markierung haben, d.h. als „neu" oder „veraltet" gelten; ferner gibt es Wörter, die eine regionale Markierung tragen usw. So stellt der deutsche Wortschatz im allgemeinen ein buntes Bild dar: in seinem Rahmen existieren einerseits Gruppierungen von Wörtern, die verschiedenartig emotio­nal (expressiv) differenziert sind, andererseits lexische Gruppen mit funktionalen Färbungen, d.h. mit bestimmten Gebrauchsbeschränkungen. Daraus ergibt sich für die linguistische Forschung ein wichtiger Gegenstand — das Problem der stilistischen Differenzierung des Wortschatzes. Unter Berücksichtigung der beiden genannten Differen­zierungslinien entwerfen die Stilforscher verschiedene Muster für die Klassifikation des deutschen Wortschatzes. Zwei von ihnen sind in der heutigen deutschen Stilistik besonders gut bekannt.

E. Riesel versuchte in ihrer Stilistik, den gesamten Wortschatz in zwei Teile zu gliedern: den „funktional-stilistisch undifferenzierten" und den „funktional-stilistisch differenzierten" Teil des Wortschatzes [E. Riesel, S. 65]. Der erste Teil sollte durch die Merkmale „Allgemeingebräuchlichkeit" und „stilistische Neutralität" gekennzeichnet sein, dem zweiten Teil dagegen sollten die Merkmale „nicht allgemeingebräuchlich" und „nicht stilistisch neutral" zukommen.

Unter dem ersten Teil verstand E. Riesel den sogenannten Kernwortschatz — das sprachliche Fundament in allen Funktionalstilen. Die Wörter des zweiten Teils sollten als funktionalstilistisch begrenzt aufgefaßt werden. „Sie kön­nen in einem Stil wenig oder gar nicht, in einem anderen hingegen viel gebraucht werden oder sogar für ihn typisch sein..." [E. Riesel, S. 67]

Diese Idee der Einteilung schien in ihrer theoretischen Auffassung sehr produktiv zu sein, aber in der Praxis war sie nur teilweise realisierbar. Die Ursache aller Schwie­rigkeiten mußte man nicht in der Idee, sondern im Wort­schatz selbst suchen: seine beiden Teile „sind in ständigem Fluß", betont E. Riesel. Die Wörter des einen Teils gehen in den anderen über, der Charakter ihrer funktionalen Verwendung unterliegt ständigen Änderungen und Beeinflussungen.

Etwas später unternimmt J. Scharnhorst seinen Versuch, die stilistische Differenzierung des deutschen Wortschatzes mit einem klar übersichtlichen Schema zu erfassen [J. Scharnhorst]. Er geht von der Vorstellung aus, daß der gesamte Wortschatz unter drei Aspekten zu betrachten ist: unter dem emotionalen, dem funktionalen und dem funktional- stilistischen Aspekt. Dementsprechend werden nach seiner Klassifikation mehrere Wortschichten ausgegliedert. Unter dem emotionalen Aspekt sind zu unterscheiden:

I. Wörter mit allgemeinemotionaler Stilfärbung. Dazu gehören alle diejenigen Ausdrucksschattierungen, die die Skala der normativen Stilfärbungen bilden. Gerade die normative Stilfärbung wird bei J. S.charnhorst als „allgemeinemotionale Stillfärbung" bezeichnet.

II. Wörter mit speziellemotionaler Stilfärbung. Unter dem Terminus „speziell-emotional" werden alle expressiven Schattierungen vereinigt, die zur allgemeinemotionalen Stilfärbung hinzutreten können. Sie bedeuten, wie es schon früher betont wurde, zusätzliche stilistische Tönungen, die sich weniger bei isolierten Wörtern und sehr stark im Kontext fühlen lassen. In der stilistischen Charakteristik des Wortes bilden sie seine expressiv-stilistische Komponente.

Unter dem funktionalen Aspekt lassen sich abgrenzen:

I. Wörter mit fachlicher Färbung. In ihrer Gesamtheit existieren sie im Wortschatz als „Fachlexik". Nach J. Scharnhorst gibt es so viele Arten fachlicher Stilfärbung wie es Fachgebiete gibt. Wichtig ist dabei folgendes: der Grad einer fachlichen Färbung kann bei den Wörtern verschieden sein; bei einem Teil der Wörter tritt ihre fachliche Zugehörigkeit in geringem Maße auf, bei dem anderen dagegen sehr stark. Das erklärt sich aus der Beschaffenheit des Fachwortschatzes selbst: ein Teil der Fachlexik steht den allgemeingebräuchlichen und allgemeinverständlichen Wörtern sehr nahe, diese Fachwörter befinden sich an der Grenze des speziellen und des gewöhnlichen, funktional unbegrenzten Sprachgebrauchs; der andere Teil (spezielle Termini, spezialisierte Fachlexik) ist vom Allgemeinwortschatz entfernt und nur den Vertretern bestimmter Fachgebiete zugänglich.

II. Wörter mit zeitlicher („chronologischer" — W. Fleischer und G. Michel) Färbung. J. Scharnhorst unterscheidet hier drei Arten: neue Färbung, charakteristisch für Neuwörter (Neologismen); alte Färbung als Merkmal der Archaismen; historische Färbung, den Wörtern eigen, die verschiedene Realien (Gegenstände, Sitten und Bräuche) vergangener historischer Epochen bezeichnen. In der Gegenwartssprache hat jede dieser Färbungen ihre unterschiedliche Geltung.

III. Wörter regionaler (territorialer) Färbung. Dazu gehören Erscheinungen aus verschiedenen Mundarten oder Dialekten. Ihr Gebrauch ist hauptsächlich auf den Stil der Alltagsrede eingeschränkt, obwohl sie auch dem Stil der schönen Literatur nicht ganz fremd sind.

Unter dem funktionalstilistischen Aspekt könnte man, wie E. Riesel vorgeschlagen hat, den gesamten deutschen Wortschatz in zwei große Bestandteile gliedern: den funktionalstilistisch undifferenzierten Teil und den funktio­nalstilistisch differenzierten Teil. Aber wie es schon gezeigt worden ist und wie J. Scharnhorst selbst bemerkt, ist eine solche Einteilung zur Zeit noch sehr problematisch. Die Erforschung der Stilwerte des deutschen Wortschatzes unter diesem Gesichtspunkt steht erst am Anfang. Auch das System der Funktionalstile ist noch nicht endgültig festgelegt und in seinen Einzelheiten ausgearbeitet. Deshalb bildet der letzte Aspekt ein aktuelles Problem der gegenwärtigen Stilistik, das der weiteren Forschung offen steht. Das oben angeführte Schema der stilistischen Cha­rakteristik des deutschen Wortschatzes ist in seinen Grund­zügen, nur mit wenigen Abänderungen, auch in den neue­sten Stilbüchern angenommen [J. Scharnhorst, S. 60—63; W. Fleischer, G. Michel, S. 69— 72].