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Diss_Brigitte_Merz Бхакти и Шакти (нем)

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3.5. Bhakti und die Erlösung (mokùa) der Menschen

Unter bhakti wird gemeinhin “Teilhabe, Hingabe, Liebe” (Michaels 1998: 277; vgl. auch Dazey 1993: 168; Monier-Williams 1986: 743) verstanden und damit wird verwiesen auf einen “specific human approach to the divine, a way of acting which is distinct from that centered on knowledge or ritual practice: the deity is loved, adored, or venerated” (Fell-McDermott 1996: 390). Bhakti-Bewegungen sind seit dem 7. Jhrd. in Südindien bekannt und verbreiteten sich ungefähr ab dem 13. Jhrd. auch in Nordindien. Viele Bhakti-Bewegungen opponierten offen gegen vedischbrahmanische Traditionen, lehnten die Kastenordnung und den Ausschluß von Frauen von religiösen Betätigungen ab und fanden gerade auch deshalb bei Frauen und Kastenlosen großen Anklang (Michaels 1998: 278ff). Auch heutzutage spielt der Devotionalismus im religiösen Leben Indiens und Nepals noch eine große Rolle, wobei zumeist männliche Gottheiten, wie Kçùõa oder øiva, im Zentrum der Verehrung stehen. Wie Michaels (1998: 281) erwähnt, wurde bisher meistens übersehen, dass auch Göttinnen - und selbst furchterregende Göttinnen wie Kàlã - devotionalistisch verehrt werden. Die Verehrung der Göttin Hàratã in Nepal ist daher ein gutes Beispiel für einen auf eine Göttin ausgerichteten Devotionalismus.

Für die Medien ist bhakti ein zentrales Element ihrer Verehrungspraktiken, wobei ihrer Auffassung nach der bhakti zunächst eine bestimmte gläubige Haltung (new. ÷raddhà) voraus geht. Diese Haltung kann sich langsam zu einem stärkeren Glauben entwickeln, der in bhakti mündet. Für die Medien ist bhakti nicht nur ein Gefühl, sondern auch eine Haltung, die sich u.a. in der Verpflichtung äußert, der Göttin lebenslang zu dienen (sevà yàye). Viele der regelmäßigen Besucher und Besucherinnen der Medien teilen diese Auffassung und wurden im Lauf der Jahre gleichermaßen zu Anhängern (bhaktas) der Göttin Hàratã, die sie hauptsächlich in der Verkörperung durch die Medien verehren. Die Gründe für die Verehrung der Göttin liegt bei ihnen weniger in der Furcht vor ihr und ist auch nicht nur in den utilitaristischen Gründen zu finden, womit manchmal die Verehrung von ‘Volksgottheiten’ erklärt wird (vgl. Stanley 1986) - manchmal werden sie von Anhängern selbst als Grund angegeben (vgl. Caldwell 1996: 203) - , sondern

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entspringt vor allem einem Gefühl der Zuneigung (màyà dayà) und einem grundsätzlichen Glauben und Vertrauen (biswàs, skt. vi÷vàsa) der Göttin gegenüber. Ohne bhakti können weder die Medien, noch die Besucher und Besucherinnen der Medien an der Kraft (÷akti) der Göttin teilhaben. Für die Dyaþmà selbst reicht jedoch ‘nur’ bhakti nicht aus. Sie betonen, dass es sich um eine Hingabe aus ganzem Herzen, bzw. mit dem ganzen Selbst oder aus ganzer Seele handeln muß, die von ihnen als àtman bhakti oder àtman samarpaõa bezeichnet wird Auch ist es einigen von ihnen zu wenig, der Gottheit ‘nur’ zu dienen (sevà yàye). Laksmi beispielsweise ist der Ansicht, dass die Dyaþmà nicht nur Dienerinnen, sondern sogar Leibeigene (càkar) von Hàratã seien.168 Diese Art von ‘Leibeigenschaft’ (càkari yàye) verpflichtet sie dazu, der Göttin lebenslang die Treue zu halten. In eine ähnliche Richtung gehen die Aussagen anderer Medien, die betonen, dass sie sich der Göttin vollständig unterwerfen müssen. Nach Auffassung der Medien kann nur durch die völlige Hingabe an die Göttin - die im Grunde genommen eine Selbstaufgabe ist - Erlösung (mokùa) erreicht werden und der Mensch gerettet (udhàr) werden. Sie sind überzeugt, dass es letztendlich diese völlig Hingabe ist, die die Göttin veranlaßt auf die Erde zu kommen, sich in Menschen zu verkörperen und vor allem den Armen, Schwachen und Leidenden zu helfen.

Nach Biardeau (1997: 74ff) und Schokker (1991: 215) steht die Vorstellung von einer Gottheit, die auf die Erde herabsteigt (avatàra), um den Menschen zu helfen, in engem Zusammenhang mit den Bhakti-Bewegungen. Auch generell im Hinduismus ist das Herabsteigen der Gottheiten, zum Zweck der Aufrechterhaltung der kosmischen Balance oder um den Menschen zu helfen, ein zentrales Thema. Eine Art Vorläufer dieser Vorstellung ist das im Bhagavadgãtà erwähnte Herabsteigen von

Viùõu in verschiedenen Formen, um Ordnung auf der Erde zu schaffen (Coburn 1992: 25; Hacker 1960: 48; Kinsley 1987: 102;). Aber auch die Göttin Durgà kommt herab, um die kosmische Ordnung wiederherzustellen und sie ist zudem “a personal comforter who intervenes on behalf of her devotees” (Kinsley 1987: 102). Nach

168 Siehe auch Egnor, in deren Beispiel aus Madras die besessenen Frauen als “human servant” (1984: 24) einer Gottheit bezeichnet werden.

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Hacker ist der Ursprung des Begriffs avatàra im Mahàbhàrata zu finden, wo es aus

dem Wort avataraõa entstanden sei, das dort in doppeltem Sinn verwandt wurde “als

das ‘Abwälzen’ der Last von der Erde wie auch für das ‘Herabsteigen’ der Götter” (1960: 59). Das bedeutet also, dass der ältesten, indischen Tradition gemäß ein Gott oder mehrere Gottheiten auf die Erde herabsteigen, um sie von einer Last zu befreien. Die Gottheiten kommen in Zeiten der Unordnung auf die Erde, wenn die Menschen unter Dämonen oder despotischen Herrschern leiden oder “wann immer das Recht schwach wird (…) und das Unrecht aufsteht” (Bhagavadgãtà 4, 7, zit. nach Hacker

1960: 48). In den Aussagen der Medien, aber insbesondere in den kurzen ‘Vorträgen’

Hàratãs, wenn sich diese in den Medien verkörpert, kommen ähnliche Auffassungen

zum Vorschein. So gab die Göttin Hàratã, verkörpert in Chandika, auf die Frage nach

dem Grund ihres Erscheinens in dieser Form einmal folgende Antwort:

Hàratã: We [gods] are not here [on earth] just to give dar÷ana without any reason. [There is a reason] to give dar÷ana in this [distinct and visible] form. Nowadays, in the Iron age [Kaliyuga] children [the people] think, that there is no god, people commit unjustice and ordinary people can’t live that way; sin and greed increases [and] thus in order to help those children who suffer, to help others, to give knowledge, to [those who are] uneducated [I] came to speak in a clear form to the children.”

Im Kult der Göttin Hàratã spiegelt sich somit - ebenso wie in anderen Kulten, in

denen die Hingabe (bhakti) an eine Gottheit eine große Rolle spielt (vgl. Egnor 1984) - nicht nur die lange Tradition des Devotionalismus, sondern es scheinen auch altindische Vorstellungen durch, wonach Gottheiten in schwierigen Zeiten auf die Erde herabsteigen, um den Menschen zu helfen (vgl. Sax 1991).

Das Kapitel “Medium-sein” ist damit abgeschlossen, obwohl der ‘Alltag’ der Medien noch weit umfassender dargestellt werden könnte. Im nächsten Kapitel wird ein Ritual vorgestellt, das - wenn überhaupt - nur einmal im Jahr durchgeführt wird und auf das nun ausführlicher eingegangen wird.

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Abb. 13 Am Morgen vor Beginn des 10-tägigen Rituals wäscht Chandika Shreùñha ihre påjà-Utensilien.

Abb. 14 Ein Nachbar und Freund der Familie stellt den Hut(pecàþ) her, in den die Getreidemischung gestreut wird

Abb. 15 Der Strohring ist fertiggestellt

Abb. 16 Chandikas Mutter hilft beim Aufsetzen des Huts

Abb. 17 Die Getreidemischung wird in den Hut gestreut

Abb. 18 Am zehnten Tag des Rituals, kurz vor dem Abnehmen des Huts

Abb. 19 Der Hut wird abgenommen

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