Добавил:
Upload Опубликованный материал нарушает ваши авторские права? Сообщите нам.
Вуз: Предмет: Файл:
Plumpe_Text_de.doc
Скачиваний:
4
Добавлен:
02.09.2019
Размер:
81.41 Кб
Скачать

Die Politik der westlichen Besatzungsmächte

Ende 1945 trafen sich in Paris Vertretung von 18 reparationsberechtigten Staaten und gründeten dort die Interaliierte Reparationsagentur (IARA). Trotz der offenkundigen Wünsche zahlreicher kleiner europäischer Staaten, Lieferungen aus Deutschland (Investitionsgüter, Kohle) zu erhalten, setzten Briten und US-Amerikaner ihre Auffassung durch, daß Lieferungen aus der laufenden Produktion nicht in Frage kämen. Diese Auffassung hing wie bereits betont mit den eigenen Interessen einerseits, dem vor allem in Amerika noch einflußreichen Ziel, die deutsche Wirtschaft zu schwächen, andererseits zusammen. Statt dessen setzten Briten und Amerikaner durch, daß Forderungen an Deutschland durch Zugriff auf das Auslandsvermögen und Demontagen befriedigt werden sollten. Auch wurden insbesondere auf britischen Wunsch die deutschen Vorkriegsschulden und deren vorrangige Bedienung aufrecht.38 Dieses Konzept der Schwächung Deutschlands hatte freilich gravierende Folgen, da es Deutschland aus der europäischen Arbeitsteilung, in die es vor allem als Investitionsgüterlieferant eingebaut war, herausbrach. Wollten die kleineren europäischen Staaten nun wichtige Investitionsgüter beziehen, mußten sie sie gegen Dollar in Amerika kaufen; das Problem der europäischen Dollarlücke, durch den Ausfall Ostmitteleuropas als Nahrungsmittellieferant noch verstärkt, geriet auf die Tagesordnung.39

Daß sich im Kontext der Entstehung des Kalten Krieges 1946/47 daher auch die amerikanische Haltung der deutschen Wirtschaft gegenüber änderte, verwundert nicht. Die relativ harte Haltung der ersten Besatzungszeit, die sich im Besatzungsalltag unterhalb der Ebene der großen Politik freilich ohnehin sehr viel differenzierter darstellte40, war ohnehin nie ohne Kritiker geblieben, jedoch zeichnete sich erst jetzt das u.U. katastrophale Ausmaß der Folgen der deutschen Niederhaltung ab. Die USA begannen daher in der zweiten Jahreshälfte 1946 sukzessive auch offiziell zu einer „konstruktiveren“ Haltung überzugehen; 1947 schließlich wurden im Zeichen des Marshall-Planes dann die Weichen neu gestellt.41 Dieser Schwenk kam am deutlichsten in der Neugründung der Bizone 1947 sowie der Verabschiedung des revidierten Industrieniveauplanes vom Juli/August 1947 zum Ausdruck, mit dem die in Westdeutschland zugelassenen Industriekapazitäten deutlich erweitert und im Nachgang die Demontageliste deutlich verkürzt wurden.42

Damit wurde auch der bisher ins Auge gefaßte Umfang der Demontagen und damit der westdeutschen Reparationsleistungen reduziert; im Herbst 1947 legten die drei westlichen Militärregierungen stark gekürzte Demontagelisten vor. Der Wandel in der US-Politik war gravierend; hatten bisher die Amerikaner einer Niedrighaltung der deutschen Wirtschaft das Wort geredet, so plädierten sie nunmehr gegen Briten, Franzosen und die kleineren Reparationsgläubiger für eine rasche Reduktion der Demontagen und Reparationen, um Westdeutschlands Beitrag für den europäischen Wiederaufbau voll nutzen zu können. Mit dem hier angelegten Verzicht auf Demontagen und Reparationen taten sich freilich die vom Krieg getroffenen westeuropäischen Staaten erheblich schwerer, zumal in den Reparationsleistungen auch eine symbolische Genugtuung lag. Der Marshall-Plan stellte insofern eine amerikanische Kompensation an Westeuropa für entgangene deutsche Lieferungen dar.43 Zwar kamen Frankreich und Großbritannien Ende 1947 den USA mit den revidierten Demontagelisten ein Stück weit entgegen, an diesen Abbaumaßnahmen aber hielten sie nunmehr energisch fest. Auf britischer Seite ist gar seit 1947 eine Intensivierung ihrer Demontagepolitik feststellbar.44 Auf anhaltenden US-Druck hin erfolgte jedoch nach und nach eine Aufweichung der Auflagen, 1949 mit dem Petersberger Abkommen auch ein weitgehendes Ende der Demontagen, dessen offizieller Abschluß aber erst durch den Deutschland-Vertrag von 1952 erfolgt. Mit den zugleich erfolgenden Regelungen der deutschen Vorkriegsschuld und den Veträgen mit Israel war daher in der ersten Hälfte der fünfziger Jahre die Reparationsfrage im westdeutschen Fall förmlich geklärt.45

Соседние файлы в предмете [НЕСОРТИРОВАННОЕ]