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Grundlinien deutscher Geschichte bis 1941.docx
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Verbrechen seinen Anfang nahm, brachte die Wende des Krieges; von nun an gab

es Rückschläge auf allen Kriegsschauplätzen für Deutschland und seine Verbündeten.

Der Terror des Regimes und die militarischen Rückschläge stärkten den inneren

Widerstand gegen Hitler. Seine Exponenten kamen aus allen Schichten des Volkes.

Ein vornehmlich von Offizieren getragener Aufstand am 20. Juli 1944 scheiterte. Hit-

ler überlebte ein Bombenattentat in seinem Hauptquartier und nahm blutige Rache.

Über vieäausend Menschen aller Gesellschaftsschichten, die am Widerstand beteiligt

gewesen waren, wurden in den nächsten Mcnaten hingerichtet. Als herausragende

Gestalten des Widerstandes, stellvertretend für alle Opfer, seien hier Generaloberst

Ludwig Back, Oberst Graf Stauffenberg, der ehemalige Leipziger Oberbürgermeister

Carl Goerdeler und der Sozialdemokrat Julius Leber, genannt.

Der Krieg ging weiter. Unter riesigen Opfern setzte Hitler den Kampf fort, bis das

ganze Reichsgebiet vom Feind besetzt war; am 30. April 1945 beging er Selbstmord.

Sein testamentarisch eingesetzter Nachfolger, GroЯadmiral Dönitz, vollzog acht Tage

später die bedingungslose Kapitulation.

Von 1945 bis zur Gegenwart

Weichensteilungen nach 1945. Nach der bedingungslosen Kapitulation der

deutschen Truppen am 829. Mai 1945 blieb die letzte Reichsregierung unter

GroЯadmiral Dönitz noch 23 Tage im Amt. Dann wurde sie verhaflet, Ihre Mitglieder

stellte man später mit anderen hohen Amtsträgern der nationalsozialistischen Diktatur

bei den Nürnberger Prozessen unter Anklage wegen Verbrechen gegen Frieden und

Menschlichkeit.

Im Reichsgebiet übernahmen die Siegermächte - die USA, GroЯbritannien, die

Sowjetunion und Frankreich - am 5. Juni die oberste Gewalt. Ihr Kernziel war gemäЯ

dem Londoner Protokoll (12. September 1944) unri darauf basierender Folge-

absprachen die totale Verfügungsgewalt über Deutschland. Grundlage dieser Politik

bildete die Aufteilung des Landes in drei Besatzungszonen mit einer dreigeteilten

Hauptstadt Berlin und einem gemeinsamen Kontrollrat der drei Oberbefehlshaber.

Die Aufteilung in Besatzungszonen sollte Deutschland für immer daran hindern,

nach 1914 und 1939 nochmals nach der Weltmacht zu greifen. Man wollte den

teutonischen Eroberungsdrang künftig ruhigsteüen, PreuЯen als Hort des Militarismus

Vernichten, die Deutschen für Völkermord und Kriegsverbrechen bestrafen und im

demokratischen Geist umerziehen.

Auf der Konferenz von Jalta (Krim) im Februar 1945 wurde Frankreich von den

groЯen Drei in ihren Kreis als vierte Kontrollmacht unter Zuweisung einer eigenen

Besatzungszone aufgenommen. In Jalta blieb nur die Absicht gültig, Deutschlands

staatliche Eigenexistenz aufzuheben, jedoch eine Zerstückelung des Reichsgebiets

zu unterlassen. Insbesondere Stalin war an der Erhaltung Deutschlands als

Wirtschaftseinheit interessiert. Er verlangte für die schweren Opfer, die die Sowj tunion

durch den deutschen Oberfall erlitten hatte, so enorme Reparationsleistungen, daЯ

diese von einer Zone allein nicht aufgebracht werden konnten. Moskau forderte ne-

ben 20 Milliarden Dollar die vollständige Oberlassung von 80 Prozent aller deutschen

industriebetriebe an die Sowjetunion.

Nach ersten anders lautenden Plänen traten auch die Briten und Amerikaner für

die Erhaltung eines lebensfähigen Rumpfdeutschlands ein. Dies jedoch nicht aus

Gier nach > Reparationen, sondern weil - etwa seit Herbst 1 944 - U8-Präsident Roosevelt

im Rahmen eines globalen Gleichgewichtssystems auch ein stabiles Mitteleuropa

anstrebte. Dafür war die Wirtschaftssta bilität in Deutschland unverzichtbar. Entspre-

chend schnell verwarf er auch den berüchtigten Morgenthau-Plan (September 1944),

wonach die deutsche Nation künftig vom Ackerbau leben und in einen nord- und

einen süddeutschen Staat geteilt werden sollte.

Die Siegermächte verband bald nur noch das gemeinsame Ziel der Entwaffnung

d E tm'I'tarisierung Deutschlands. Dessen Parzellierung wurde um so rascher„zum

Lippendienst für eine sterbende Idee» (Charles Bohlen), als die Westmächte mit

Befremden erkennen muЯten, daЯ Stalin unmittelbar nach der militärischen Befreiung

bzw. Eroberung Polens und Südosteuropas eine massive Sowjetisierung dieser Länder

einleitete.

Am 12. Miai 1945 teiegrafierte Churchill an US-Präsident Truman, vor der I-ront

der sowjetischen Truppen sei ein „eiserner Vorhang» niedergegangen. „Was dahinter

ht, ' en wir nicht.» Sorgenvoll prüfte der Westen fortan die möglichen

Konsequenzen, wenn man über die Reparationspolitik an Rhein und Ruhr Stalin

mitentscheiden lassen würde.

D' F I war, daЯ es auf der Potsdamer Konferenz(17. Julibis 2. August 1945),

deren ursprüngliches Ziel die Schaffung einer europäischen Nachkriegsord ung

nn war,

zu Abmachungen kam, die die zutage getretenen Spannungen weit mehr festschrieben

als lösten: Einig war man sich in der Frage der Entnazifizierung, Entmilitarisierung,

ökonomischen Dezentralisierung sowie der Erziehung der Deutschen zur Demokra-

tie. Ferner gab der Westen seine folgenschwere Zustimmung zur Ausweisung

D t h us Polen, Ungarn und der Tschechoslowakei. In krassem Widerspruch

zu dem westlichen Vorbehalt einer „humanen Durch,ührung» dieser A w ' g

us eisun

wurden ca. 6,75 Millionen Deutsche in der Folgezeit brutal vertrieben. Sie bezahlten

mit für deutsche Schuld, aber auch für die Verschiebung der polnischen Westgrenze

als Folge der sowjetischen Okkupation Königsbergs und Ostpolens. Ein

Minimalkonsens wurde lediglich erzielt mit der Erhaltung der vier Besatzungszonen

als wirtschaftlicher und politischer Einheiten. Jede Besatzungsmacht sollte indessen

ihre Reparationen zunächst aus der eigenen Besatzungszone abdecken.

Damit war jedoch - wie sich in der Folgezeit erwies - eine grundsätzliche

WeichenstelIung getroffen worden: Nicht nur mit der Handhabung der Reparationen,

sondern mit der Anbindung der vier Zonen an unterschiedliche politische und

wirtschaftliche Systeme wurde Deutschland zu dem Land, in dem sich wie nirgends

sonst in der Welt der Kalte Krieo manifestierte. Inzwischen war in den einzelnen

Besatzungszonen mit dem Autbau deutscher Parteien und Verwaltungsorgane

begonnen worden. Sehr rasch und unter straffer Lenkung ging dies in der Sowjetzone

vor sich; dort wurden bereits 1945 Parteien im ZonenmaЯstab zugelassen und mehrere

Zentralverwaltungen gebiidet.

In den drei Westzonen vollzog sich die Entwicklung des politischen Lebens von

unten nach oben. Politische Parteien waren anfangs nur auf örtlicher Ebene, nach

Bildung der Länder auf Landesebene zugelassen; Zusammenschlüsse im Zo-

nenmaЯstab karnen erst später zustande. Veiwaltungsorgane auf Zonenebene gab

es nur in Ansätzen. Da aber die materielle Not des in Trümmern liegenden Landes

nur mit einer groЯzügigen Planung über Länder- ur.d Zonengren en hinweg zu

überwinden war und die Viermächteverwaltung nicht funktionierte, beschlossen die

USA und GroЯbditannien 1947, ihre beiden Zonen in wirtschaftlicher Hinsicht zusam-

menzuschlieЯen (Bizone).

Das Duell der Herrschaftssysteme in Ost und West sowie die sehr unterschiedliche

Handhabung der Reparationspolitik in den einzelnen Zonen führte zur Blockierung

einer gesamtdeutschen Finanz-, Steuern Rohstofp und Produküonspolitik mit der

Folge einer tiefgreifenden Auseinanderentwicklung der Regionen. Frankreich war an

einer übergreifenden Wirtschaftsverwaltung (BizoneiTrizone) zunächst nicht interes-

siert. Stalin meldete Ansprüche auf Mitkontrolle des Ruhrgebiets an, schottete aber

zugleich seine Zone ab. So verbat er sich jiegliche westliche Einmischung in die

kommunistenfreundliche Ämterpoiitik in der Sowjetisch Besetzten Zone (SBZ). Gegen

sowietische WillkürmaЯnahmen blieb man westlicherseits machtlos wie etwa bei der

Zwangsvereiniouno der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) und der o-

zialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) zur Sozialistischen Einheitspartei

Deutschlands (SED) im April 1946.

Angesichts dieser Entwicklung begannen auch die Briten und Amerikaner in ihren

Zonen mit der Sicherung ihrer eigenen Interessen. Der Sozialismus war den hohen

Militärs zumeist konservativer Prägung ein Greuel. So blieben über kommene

Eigentums- und Gesellschaftsstrukturen in den Westzonen erhalten. Die wirtschaäliche

Not veranlaЯte zudem statt der Fortführung der Entnazifizierung die Einbindung

tüchtiger deutscher Fachkräfte in den dringendst gebotenen Wiederaufbau als

Voraussetzung für eine erfolgreiche Sicherung des Vorfeldes gegen die sowjetische

Unterminierung der Westzonen.

Auf beiden Seiten erstarrten die Fronten zum Kalten Krieg. Die wechselseitigen

Vorwürfe, für Deutschlands Spaltung verantwortlich zu sein, verdeckten nur schlecht,

daЯ beide Blöcke sich auf den Ausbau ihrer eigenen Bastionen verlegt hatten.

Vom Feindstaat zur Partnerachaft. In Westdeutschland hatte US-

AuЯenminister Byrnes mit seiner Stuttgarter Rede am 6. September 1946 den Wandel

sichtbar gemacht. Stalins Okkupation und Grenzziehungen Polens wurden als bloЯ

vorläufig bezeichnet. In Westdeutschland veränderie sich nach seinem Konzept die

militärische Präsenz der Westallllerten von der Besatzungs- und Kontroll- zur

Schutzmacht. Eine nur „weiche» Reparationspolitik sollte die Deutschen von na-

tionalistischem Revanchismus fernhalten und zur Kooperation ermuntern. Auf Initia-

tive GroЯbritanniens und der USA wurde schlieЯlich nach Überwindung des

französischen Widerstandes die Trizone als einheitliches westliches Wirtschaftsgebiet

errichtet. Die Gefahr eines weiteren sowjetischen Vorrückens nach Westen im

AnschluЯ an den Staatsst sich in Prag am 25. Februar 1948 bewog Frankreich zuletzt

d ", ch die westliche Bündnisräson zu übernehmen. Byrnes' Vorstellungen fanden

in der Bildung des Brüsseler Paktes (17. März 1948) und schlieЯlich im Nordatl an i-

Vertrag (4. April 1949) ihren sichtbaren Ausdruck.

Für die Funktionsfähigkeit einer solchen Vertragsgerneinschaftwar di einheitliche

politische und wirtschaftliche Organisation Westdeutschlands unerläЯlich.

pEntsprechend einigten sich auf der Londor,er Sechsmachte-Konferer,z (23. Februar

bis 3. März; 20. April bis 1. Juni 1948) unter erstmaliger Beteiligung der Beneluxstaaten

Frankreich, GroЯbritannien und die USA auf eine gemeinsame staatliche Ordnung

der westlichen Besatzungszonen.

Am 20. März 1948 hatte auf der 82. Kontrollratssitzung der sowjetische Vertreter,

Marschall Sokolowski, Auskunft über die Londoner Verhandlungen verlangt. Als seine

westüchen Kollegen ausweichend antworteten verlieЯ Sokolo sk

iht h id kh

Während die Westmächte noch mit der Ausarbeitung ihrer Em fehiun e f"

westdeutschen Ministerpräsidenten E' b f

Versammlung beschäftigt waren, nahm Stalin die Einführun der D i

zur in eruuno einer verfassun s

(Währungsreform am 20. Juni 1948) zum AniaЯ, it

zum n aЯ, mit einer Blockade West-Berlins

inverei ung in die Sowjetisch Besetzte Zone zu erzwingen. in der N

vom 23. auf rlen 24. Juni 1948 wurde ieoliche Landverbind

W ' dW tB I' o "if D' V"

per . ie ersorgung der Stadt aus dem Ostsektor

mit Energie bzw. mit Lebensmitteln aus der SBZ ' ört f. A

te Stalin die Anerkennung Berlins als Hauptstadt der DDR, die am 7. Oktober 19

n e au . m 3. August 1948 forder-

ebenfalls eine eigene Regierung erhielt. Doch US-P " 'd

seiner IJevise vom 20. Juli, daЯ man weder auf W -B

- räsi entTrumanbliebhart- emäЯ

1948" noc

er au West-Berlin („ Kein München von

", noch auf die Gründung des Weststaates verzichten dürfe. Bi

i eme änhenle Luftoiücke vefsoigt. Diese sichtbale V

bundenheit mü Beriin eis Vorposten westlicher Polüik und Leb

o s ensku tu sowie Amerikas

r är e 'r arten in Westdeutschland die Bereitschaft

zusamrnenaibeit mit den Besatzungsmächiten.

ca zur

EЯie Gründung der Bundesrepublik Deutschland. Bereits seit 1946 hatte

"Jestdeulschland amerikanische Auslandshilfe erhalten (GARIOA-Progiamiin . Abei'

erst mit Marshalls Kampfprogramm gegen „Hun er, Armut, V r

(Marshall-Plan) erhielt Westdeutsc I

es eu schland die entscheidende Anschubhilfe (von 1948

1,4 Milliarden Dollar) für seinen Wiederaufbau. Während in der So

Besetzten Zone die Sozialisierun de I d

W t

es deutschland mit der Währungsreform zunehmend das Modell der «S

M ktwirt h ft»(Alf d Müller-Armack1947) dumh. Di

sollteaufdereinenS i

' en Seite eine „Versumpfung des Kapitalismus» (Walter Eucken, a

der anderen Seite einen planwirtschaftlichen Zentraiismus als

Kreativität und Initiative v h' d D'

G d s tz rä td chda R

er in ern. ieses Wirtschafte ie

" z urc as echtsstaats- sowie Sozialstaats rinzi und r

den föderativen Aufbau der Bundesrepublik. Di V

Idilih I sG run gesetz» bezeichnet, um den provisorischen Charakter d r

erfassung zu unterstreichen. Eine end ülti e V rf s

g" ig e a sung sollte erst nach der

e ung er in eit Deutschlands verabschiedet werden.

In dieses Grundgesetz flössen naturgemäЯ viele Vorstellun en der

Besatzungsmächte ein die am 1. J I' 19

westdeutschen Ministerpräsidenten mit der Ausarbeitun einer Ve

Zugleich spiegeln sichinihm b hd'

Republik und der «legalen» Errichtung der NS-Diktatur. Der ~ i . ~k

"""" """"song """"""'

(65 aus den Landtaoeri delegierte Mitglieder traten am 1. Se te. b

is . ugust1948)sowiederParlamentarische

)

ai } die künftigen Regierungen. Parteien und sonsti-

n rä e an ie Prinzipien eines vorverla arten Re

Bestreb ngen z r Abschaffun d f 'h ' '

h ung er reiheitlichen demokratischen Grundord

sämtliche Versuche, sie durch eine Rechts- oder Linksdiktatur abzulö

als straf- und v rbotswürdi . Das Bund

"r 'g, as un esveifassungsgericht entscheidet über die

Hatte noch die Weimarer Reichsverfassung - im naiven Glaub

volkslegislative Gesittung - mit Art. 76 W.R. den Verfa

tdi d If i t Vrf d

ies e e assung der Weites}herzu zerstören, so verbot

, die Bindung aller Staatsgewalt an die Menschenrechte zu

verändern (Art 1). Ebenso wurde die Abschaffuno der demokratischen, sozialen und

föderalen Ordnung verboten (Art. 20.4).

Diese Verpflichtungen waren der unmittelbare Reflex auf die Erfahrungen der

NS-Diktatur. Sie hatte einst Not und Bedrängnis über die meisten der nun nach 1945

aktiven „Politiker der ersten Stunde» gebracht, die)atzt in den Neuaufbau Deutschlands

demokratische Traditionen aus dem Geist von 1848 und 1919 sowie aus dem „Aufstand

des Gewissens» am 20. Juli 1944 einbrachten. Sie eile verkörperten vor den Augen

der Weit das „andere Deutschland» und gewannen den Respekt der

Besatzungsmächte. kfänner wie der erste Bundespräsldent Theodor He ss (FDP),

der erste Bundeskanzler Konrad Adenauer (CDU), Ludwig Erhard (CDU) als „Lokomo-

tive» des LWidschaftswunders», aber auch die groЯen Oppositionsführer der SPD

wie Kurt Schumacher oder Edich Olienhauer sowie der Weltbürger Carlo Schmid gaben

dem neuen Paiteiwesen in Westdeutschland sein unverkennbares Profil. Zug um

Zug enveiterten sie die deutschen Mitspracherechte und den politischen EinfluЯ

(Bcsaizungssiaiut, Petersberger Abkoinmen, GATT-iViltgiiedschaft, Beibitt ziii'

Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stani). Im Juli 196t ericiärten

GroЯbritannien, Frankreich und die USA den Kriegszustand mit Deutschland für

beeridei, die UdSSR folgte darüit am 25. Januar 1956.

Sicherheit durch Westintegration und europäische Verständigung. Füir

Bundeskanzler Adenauer, de bis 1963 die AuЯen- und die IIII lenpolitik Deutschlands

sehr stark persönlich prägte („Kanzlerdemokratie»), bildete die Wiedervereinigung

Deutschlands in Frieden und Freiheit das oberste politische Ziel. Unabdingbare

Voraussetzung dafür war die Einbindung Westdeutschlands in die atlantische

Sicherheitsgemeinschaft. Entsprechend erfolgte zugleich mit der Souveränität der

Bundesrepublik am 6. Mai 1955 ihr Eintritt in die NATO. Das Bündnis sollte das

maisgebliche Schuizschild sein, nachdem das Projekt der Europäischen

Verteidigungsgemeinschaft (EVG) an französischen Widerständen gescheitert war.

Parallel dazu betrieb man ledoch den gemeinsamen Ausbau der Europäischen

Gemeinschaften (Römische Verträge, 1957) zum antikommunistischen Bollwerk.

Adenauers MiЯtrauen gegenüber Moskau wurzelte so tief, daЯ er 1952 gemeinsam

mit dem Westen das Angebot Stalins ablehnte, Deutschland bis zur Oder-NeiЯe-

Grenze unter Neutralitätsstatus wiederzuvereinigen. Der Schutz amerikanischer

Truppen auf deutschem Boden war für den Kanzler unverzichtbar. Sein Argwohn

erschien nur zu berechtigt, als am 17. Juni 1953 der Volksaufstand in der DDR gegen

Unfreiheit und,,Normenschinderei» (Hans Mayor) von sowietischen Panzern

niedergewalzt wurde. Abermals v urde deutlich, daЯ sich ohne Moskau substantiell

keine Bewegung in die deutsche Frage bringen lieЯ.

Die nüchterne Staatsräson empfahl deshalb die Aufnahme diplomatischer

Beziehungen mit der UdSSR al s gröЯter Macht in Europa. Neben diesem Ziel erreichte

Ade euer beiseinem Moskauer Besuch im September 1965 die Freilassung der letzten

10000 deutschen Kriegsgefangenen sowie von rund 20000 Zivilpersonen.

Die Niederschlagung des Volksaufstandes in Ungarn durch sowjetische Truppen

im November 1956 sowie der „Sputnik-Schock» (4. Oktober 1957) signalisierten einen

beachtlichen Stärkezuwachs der UdSSR Er äuЯerte sich in weiteren

ZwangsmaЯnahmen im Rahmen des sozialistischen Gesellschaftsaufbaus in der DDR,

aber vor allem im Berlin-Ultimatum des Stalin-Nachfolgers Nikita Chruschtschow, der

die Rä ...ung Wasl-Berlins durch die Vl ast-Alliieden innerhalb von sechs Mo"a:en

verlangte

Deren entschiedene Ablehnung veranlaЯte Chruschtschow zu dem Versuch, in

der Berlin-Frage mit Locktönen voranzukommen. Tatsächlich führte der Besuch

Chruschtschows in den USA 1959 zu beachtlichen atmosphärischen Verbesserungen

(„ Geist von Camp David»), jedenfalls meinte US-Präsident Eisenhower zum Kummer

der Bonner Regierung, Rechtsverietzungen der Sowjets in Berlin seien nicht so gra-

vierend, daЯ sie auЯerhalb Deutschlands als Grund für einen Gewaltkonflikt bewertet

werden müЯten.

Die Beunruhigung Sonne hinsichtlich der Sicherheit Berlins nahm zu, als mit der

Präsidentschaft John F. Kennedys ein Generationenwechsel in der Spitze der US-

Poiitik eintrat, der Adenauers EinfluЯ auf die amerikanische Europa-Politik erheblich

reduzierte. Zwar garantierte Kennedy in seinen drei

„Essentiale» (25. Juli 1961) den freien Zugang, die Präsenz der Westmächte und die

Sicherheit West-Berlins, aber über diplomatische Proteste und symbolische

Drohgebärden ging die Reaktion der Alliierten auf den Bau der Berliner Mauer (13.

August 1961) nicht hinaus. Erneut konnte Moskau sein Protektorat absichern. Mit

Sperranlaoen, Todesstreifen und Pressionen wurde die «Abstimmung mit den FüЯen»

gegen das DDR-Regime unterdrückt. Vor dem Mauerbau hatten allein im Juli über

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