- •Grundlinien deutscher Geschichte bis 1945
- •18. Jahrhundert ein Rivale in Preuβen, das unter Friedrich dem Groβen (1740-1786)
- •Inzwischen hatte eine moderne wirtschaftliche Entwicklung eingesetzt, die diesen
- •Verwalteten. Bismarck betrieb jedoch von Anfang an die Annexion der beiden
- •I. Von PreuЯen zum Deutschen Kaiser ausgerufen.
- •Verhindern.
- •Verbrechen seinen Anfang nahm, brachte die Wende des Krieges; von nun an gab
- •Vernichten, die Deutschen für Völkermord und Kriegsverbrechen bestrafen und im
- •30000 Menschen die ddr verlassen.
- •VerheiЯungsvoller Auftakt. Im Westen intensivierte sich die Zusammenarbeit zur
- •Von Polen kamen Vorschläge für Abkommen über Gewaltverzicht in die
- •Völkerrechtlichen Anerkennung bereit,
- •Verleihung des Friedensnobelpreises an Willy Brandt (1971).
- •Vorausgegangen waren. Nach Willy l3randts Wiederwahl zum Bundeskanzler am 14.
- •Vorgabe von Entwicklungshilfemitteln.
- •Verbunden mit der Einrichtung neuer Arbeitsplätze. Mit einem neuen Arbeitszeitgesetz
Verleihung des Friedensnobelpreises an Willy Brandt (1971).
der Verba
Gleichwohl erschien der erstmals in der Opposition stehenden CDU/CSU d
ndiungen zu gering. Ein konstruktives MiЯtrauensvotum gegen Brandt
er Ertrag
t ig e er Deutsche
scheiterte aber mit 249 zu 247 Stimmen. Am 17. Mai 1972 b'II' t d
g ie Verträge mit der Sowjetunion und Polen. Die meisten Abgeordneten
der CDU/CSU enthielten sich der Stimme, Der Bundestag bekräftigte in einer „Inter-
pretierenden EntschlieЯung» zu den Verträgen, daЯ diese ni ht ' W d
ded iahen Wiederherstellung der deutschen Einheit stünden.
Ergänzt und abgerundet wurden die Ostverträge schlieЯlich mit d d t h-
a lagenvertrag, dem Gesp äche und Ve handlungen seit Juni 1972
Vorausgegangen waren. Nach Willy l3randts Wiederwahl zum Bundeskanzler am 14.
Dezember 1972 war der Weg frei zur Vertrag sunterzeichnung im Dezember desselben
Andro
Jahres. In dem Vertrag schrieben die Partner den Verzi ht f d' b '
'c au ie eiderseitige
deutsch
n rohungundAnwendungvonGewaltfest,ebensodieUnverlet I' hk 'td d
ztc ei er eutsch-
beider Staaten
en Grenze sowie die Respektierung der Unabhängigkeit und S lb t d'
. Ferner bekräftigten sie die Sereitschaft zur Regelung praktischer und
Errichtu
humanltärer Fragen. Aufgrund der besonderen Qualität ihrer B ' I
n viä i rer ezieiungenwurdedie
ic ung von «Vertretungen» statt der üblichen Botschaften vereinbart. Auch hier
wurde bei VertragsschluЯ seitens der Bundesregierung ein Brief übergeben, in dem
v:eiterhin der V"ille zur deutschen Einheit betont wurde. DaЯ der Vertra~g diesem Ziel
Bun
nicht zuwiderlief, lieЯ sich die bayerische St t
undesverfassungsgericht bestätigen. Es stellte zudem fest, daЯ das Deutsche Reich
völkerrechtlich fortbestehe und mit der Sundesrepublik teilidentisch sei. Die DDR
könne nicht als Ausland, sondern nur als Inland gelten.
1973 wurde der Prager Vertrag zwischen der Tschechoslowakei und der
Bundesrepublik unterzeichnet. Darin wurde das München Abk
a gabe dieses Vertrages» als nichtig erkannt. Die Unverletzlichkeit der Gren-
zen und der Gewaltverzicht gehörten ebenfalls zu den Vereinbarungen.
Während in Wien Verhandlungen über beiderseitige ausgewogene
Truppenreduzierungen (MBFR) anliefen, ein sowjetisch-amerikariisches
Abkommen. über die Verhinderung eines Atomkriegs zustande kam und in Helsinki
35 Staaten die Konferenz Ciber Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE)
abhielten, wandelte sich das Verhältnis der DDR zur Bundesrepublik nicht wesentlich.
Einerseits profitierte Ost-Berlin materiell und finanziell von den dem Grundlagenvertrag
folgenden Einzelabkommen, andererseits blieb es auf ideologische Abgrenzung
sorgsamst bedacht. Mit der Änderung der DDR-Verfassung entfiel der Begriff
„Sozialistischer Staat Deutscher Nation». Er wurde ersetzt durch „Sozialistischer Staat
der Arbeiter und Bauern>:. Gestrichen wurde die Passage, „getragen von der
Verantwortung, der ganzen deutschen Nation den Weg in die Zukunft des Friedens
und des Sozialismus zu weisen::.
Gleichwohl bemühte sich auch Helmut Schmidt um die Fortführung einer Politik
des Ausglelehe. Er hatte am 16. Mai 19?4 den rvegen eines Spionagefalls {Guiüaume-
Affäre) zurClckgetretenen yyllly Brandtlm Amt des Bundeskanzlers abgelöst. Die Swing-
Regelung, nach der die DDR ihren von der Bundesrepublik eingeräumten
Kreditrahmen regelmäЯio bis um 850 Millionen DM überziehen konnte, wurde bis
1981 verlängerö
Auch in der Folge profitierte die DDR kräftig von den verschiedenen vom Westen
finanzierten Transit Regelungen, ohne sich ihrerseits politisch zu Öffnen Die KSZE
SchluЯakte von Helsinki (1975), die Freizügigkeit im grenzüberschreitenden Verkehr
sowie mehr Achtung von Menschen- und BUrgerrechten verhieЯ, wurde nicht nur fCir
die Bürger der DDR zur Enttäuschung. Schikanen im Grenzverkehr, willkürliche
Einreiseverbote, Zurückweisungen von Besuchern der Leipziger Messe hörten nicht
auf. Kritische Berichte über die DDR wurden mit der Ausweisung westlicher
Journalisten bestraft. Einen weltweiten Prestigeverlust erlitt das SED-Regime mit seiner
Ausbürgerung des Liedermachers Wolf Biermann. Gleichwohl hielt die Bundesrepublik
um der Menschen in der DDR willen an ihrer Politik der Verständigung und des Zu-
sammenhaits fest. So wurden 1978 mit Ost-Berlin der Bau der Autobahn Berlin-
Hamburg sowie die Instandsetzung der Transit-WasserstraЯen nach West-Berlin unter
erheblicher Kostenbeteiligung der Bundesrepublik vereinbart. AuЯerdem ging der
Freikauf politischer Häftlinge aus der DDR weiter. Letztlich zahlte Bonn für die
Entlassung von 33755 Personen und für 250000 Familienzusammenführungen über
3,5 Milliarden DM an die DDR.
«Raketenstreit» contra Entspannungspolitik. Während in Westeuropa die
Einigung weitere Fortschritte machte, überlagerten neue Konflikte in Osteuropa das
Ende des Jahrzehnts der Entspannung und den Beginn der achtziger Jahre. Der
Einmarsch sowjetischer Truppen in Afghanistan und die Verhängung des Kriegsrechts
in Polen führten ebenso zu einer Klimaverscnlechterung in den Ost-West-Beziehungen
wie die Aufstellung von neuen iYiütelstreckenraketen (SS 20) in der DDR und der
Tschechoslowakei. Es drohte der Rückfall in eine scharfe Konfrontation.
Auf diese gefährliche Destabilisierung der Sicherheitsbalance reagierte die NATO
Imit dem BeschluЯ, ihrerseits ab 1 983 mit einer Raketen-Nacivüstung zu entworfen.
Zugleich wurden der UdSSR RCistungskontrollverhandlungan angeboten (NATO-
DoppelbeschluЯ). Aus Plotcst gegen die Afghanistan-Invasion blieben die IJSA,
GroЯbritannien, Kanada, Norwegen und die Bundesrepublik den Olympischen Spielen
in Moskau 1980 fern.
Für neue Bewegung sorgte die amerikanische Initiative einer sogenannten «Null»-
Lösung, die den Abbau der sowjetischen Mittelstreckenraketen bei gleichzeitigem
Verzicht der NATO auf Stalionierungen der Pershing-II-Raketen sowie neuer
Marschflugkörper vorsah.
Während Bundeskanzler Schmidt zur Vermeidung von Sicherheüsiücken auf die
Nachrüstungsaltemative pochte, bemühte er sich gleichzeitig im deutsch-deutschen
erhältnis um möglichste Schadensbegrenzung. Trotz der Forderung von Staats-
drasti
und Parteichef Erich Honecker nach einer eigenen Staatsbürgerschaft d t tz d
'sehen Erhöhung der Mindestumtauschsätze für West-Besucher der DDR reiste
Bundeskanzler Helmut Schmidt in die D DR, ohne indessen von Hon ecker substantielle
Zugeständnisse erreichen zu können. Die zunehmende ideologische Verhärtung des
Bevölk run
Regimes war nicht zuletzt Reflex der anwachsenden Protesthaitung im ö
e ungskreise im Nachbarstaat Polen, wo Wirtschaftsreformen. Freiheit und
Abrüstung gefordert wurden.
Aber nicht nur im Osten gab es in der Raketen debatte Autoritätsverluste. Nachdem
sichln Bonn die FDP zu einem wirtschaftspolltischen Kurswechsel entschlossen hatte
und aus der Koalition wegdriftete, kündigte die Basis der SPD, nicht zuletzt unter
dem Druck der Friedensbeweauno und Teilen der Gewerkschaffen, Bundeskanzler
c rnidt die Gefolgschaft auf, weil er unbeirrt am NATO-DoppelbeschluЯ festhielt.
Am 1. Oktober 1982 wurde Helmut Kohl neuer Regierungschef einer CDU/CSU/F DP-
Koalition. Dabei wahrte er die sicherheitspolitische Kontinuität der Bonner Regierung
und setzte die enge Zusammenarbeit mit Paris und Washington im Bemühen um den
Ausbau und die Sicherung eines einigen Europas fort. Trotz massiver Proteste der
Friedensbewegung, Teilen der SPD und de"Grünenrh die bei den Bundestagswahlen
1983 erstmals ins Parlament einzogen, wurde im November 1983 vom Deutschen
Bundestag die Stationierung von Mittelstreckenraketen gebiifiigt, «da man sich durch
die konventionelle Überlegenheit des Warschauer Paktes bedroht» sehe
(Bundeskanzler Kohl).
einer R i
WährendinWestdeutschlanddieanwachsende Friedensbew d' Abl"
egierung mitverursacht hatte, sollten die seit Anfang 1982 in der DDR
egung ie ösung
aufkommenden Protestgruppen unter kirchlicher Initiative (aSchwerter zu Pflug-
scharen») letztlich den Sturz des gesamten sozialistischen Systems einleiten.
Vom Niedergang der DDR zur deutschen Einheit. Die am 7. Oktober 1949
gegründete DDR war ein Produkt Moskaus. Gleichwohl arbeiteten zunächst viele
antifasc '
Deutsche nach den Erfahrungen der NS-Diktatur bereit iii' A fb
histischen Modellstaates mit. Kommandowirtschaft, Gehei l' ', SED-
t und strikte Zensur .ührten indessen zu eine." wachsenden Entfremdung
zwischen Bevölkerung und Herrschaftsapparat. Eine sehr i " t'
un sozia e Grundversorgung gab dem geschlossenen System gleichwohl jene
ermö lichte.
Elastizität, die eine vielfältige Lebensgestaltung in sogena te N' h
r ögic e. GroЯe internationale DDR-Erfolge im Sport sorgten für Kompensation
ebenso wie die Genugtuung der „Werktätigen», trotz extrem hoher
Reparationsleistungen an die Sowjets innerhalb des Ostbl k b
u rieproduktio" und den l öchsten Lebensstandard zuhaben. Au gelsüg"kulturelle
Kontrolle und Bevormundung reagierten die Menschen mit de Rü kz
Trotz der Prc a anda vor
,rotz der Prcpaganda vor; ubererfüllten jahresplänen, gewcnnenen
roduktionsschlachten wuchs hinter der Fassade antiimperialistischer HaЯerziehun
str
in Schule, Betrieb und Armee zu ehmend die Einsi ht, d"8 d'"
s rebte wirtschaftliche Überrundung des Westens Fiktion bleiben würde. Erschöpfun
der Ressourcen, eine aggressive industriell U It
Pr d
e mwe zerstörung und der
Re ime,
ro uktivitätsschwund infolge von Zentralismus und Planwirt h ft
anwi sc a zwangendasSED-
Anleihen im West
g'me, seine Versprechungen zu strecken. Immer häu figerm ät 8 f
rmu engro elnanzielle
en aufgenommen werden. Im Konsumgüterbereich herrschte das
Prinzip der Improvisation. Die Lebensqualität nahm ab, die Infrast uktur {Wohnungen,
Verkehr, Umweltschutz) verrottete. Die von oben verordneten Feindbilder vom
profitgierigen Klassenfeind im Westen waren spätestenis Anfang der achtziger Jahre
verbraucht.
Eine umfassende Bespitzeiung des gesamten Volkes, Indoktrination und
krampfhafte Solidaritätsappelle machten den Führungsanspruch „der Arbeiterklasse
und ihrer marxistisch-leninistischen Partei» (Art. 1 der DDR-Verfassung) vor allem für
die junge Generation zur hohlen Vertröstungsrhetorik. Dagegen forderte die
Bevölkerung mehr Rechte zur Selbst- und Mitbestimmung, mehr individuelle Freiheit
sowie mehr und bessere Konsumgüter. Verbunden cvaren diese Wünsche nicht selten
mit der Hoffnung auf die Fähigkeit zur Selbstreform des in Bürokratie und anti-westlicher
Abgrenzung erstarrten Sozialismus.
Während die Raketenstationierung, die Pläne der US-Regierung zum Ba" eines
weltraumgestützten Verteidigungssystems (SDI-Programm) und eine fortgesetzte
Nadelstlchoolltlk der DDR (z. B. Bau einer zweiten Mauer am Brandenburger Tor,
Behinderungen im Luftkorridor nach Berlin) das diplomatische GroЯkllma eislgar
machten, brachten DDR-Bürger ihre eigene Führung in Bedrängnis. Dazu gehörte
zuln Beispiel die Weigeruno ausreisewilliger DDR-Bürger, die Stän- dige Vertretung
der Bundesrepublik in Ost-Berlin wieder zu verlassen, bevor ihnen die Ausreise in
den Westen nicht definitiv zugesagt worden sei. Um Erleichterungen zugunsten der
Menschen zu erzielen, erwirkte die Bundesregierung mehrfach groЯe Bankenkredite
fCir die DDR. Moskaus Befürchtung, dadurch käme es zu einer Aufweichung des
Sozialismus, zerstreute Erich Honecker 1984 im „Neuen Deutschland», dem
Zentralorgan der SED: „Die Vereinigung von Sozialismus und Kapitalismus ist ebenso
unmöglich wie die von Feuer und Wasser.» Die offizielle Selbstsicherheit verdeckte
jedoch kaum noch, daЯ mit den Reformbewegungen in den osteuropäischen Ländern
der gesamte sozialistische Block zunehmend in die Defensive geriet. Honeckers
Zurückweisung der Vorwürfe auf der KSZE-Konferenz in Ottawa (1985), im Ostblock
werde den Menschen das Recht auf Rede- und Reisefreiheit vorenthalten, war eine
Propagandalüge.
Seit Anfang 1985 kamen immer mehr Menschen in die Ständige Vertretung der
Bundesrepublik in Ost-Berlin sowie in die deutsche Botschaft in Prag. Bald sollte der
neue Generalsekretär der KPdSU, Michail Gorbatschow, Nachfolger des im März
verstorbenen Konstantin Tschernenko, zum wichtigsten Hoffnungsträger werden für
die nach Freiheit dürstenden Bürger der DDR.
1986 erklärte Gorbatschow die Beseitigung der Kernwaffen bis zur
Jahrhundertwende zur wichtigsten politischen Aufgabe. Persönliche Begegnungen
des Generalsekretärs mit US-Präsident Reagan in Genf und Reykjavik, die Konferenz
über Vertrauensbildung und Abrüstung (KVAE) in Stockholm sowie
Verhandlungsvorbereitungen über die Reduzierung der konventionellen Streitkräfte
in Europa IvKSF} waren Ausdruck einer neuen Dialogbereitschaft. Sie förderte
deutsch-deutsche Vereinbarungen auf den Gebieten der Kultur, Kunst, Bildung und
Wissenschaft. Ein Rahmenabkommen über Zusammenarbeit im Umweltschutz wurde
ebel I I alls erzielt. 1 986 schlössen Saarlouis und Eiserll lüllel 1 stadt die erste
Städtepartnerschaft zwischen Ost- und Westdeutschland. Gorbatschow wurde zum
Hoffnungsträger in Ost und Vyest. Docli vom neuen Schwung de. Gorbatschow-
Devisen „Perestroika» und „Glasnost» wollte sich die SED-Führung nicht anstecken
lassen. Die demokratische Umgestaltung der Gesellschaft in der UdSSR sollte auf
die DDR nicht übergreifen. Trotzig formulierte Kurt Hager, PolitbCiromitglied und
oberster SED-ideologe, man mCisse seine Wohnung nicht deshalb neu tapezieren,
weil dies der Nachbar mache.
Wie sehr damit Erwartungen in der eigenen Bevölkerung von der DDR-FCihrung
ignoriert wurden, bezeugten Protest-Demonstrationen in Ost-Berlin am 13. August,
dein Tag des Mauerbaus. Gegen die Fortführung der deutschen Spaltung zielten
Helmut Kohls Worte, die er bei Honeckers Arbeit«besuch in Bonn (1987) an den Gast
richtete: «Wir achten die bestehenden Grenzen, aber die Teilung wollen wir auf friedli-
chem Wege durch einen ProzeЯ der Verständigung überwinden»... «Wir haben
eine gemeinsame Verantwortung für die Erhaltung der Lebensgrundlagen unseres
Volkes.»
Ein Fortschiitt bei der Sicherung dieser Lebensgrundlagen war der AbschluЯ des
INF-Vertrags zwischen Reagan und Gorbatschow. Danach muЯten binnen drei Jahren
alle in Europa stationierten amerikanischen und sowjetischen Raketen mit einer
Reichweite von 500 bis 5000 km abgezogen und vernichtet werden. Die
Bundesrepublik erkläde sich im Gegenzug zur Vernichtung ihrer 72 Pershing-IA-
Raketen bereit. Die Bevölkerung in der DDR wehrt sich: Demonstration auf dem Ost-
Berliner Alexanderpla~z.
Die allge„,eine Entspannung verstärkte in der DDR die Forderung nacl; mehr
Freiheit und Reformen. Anfang 1988 wurden bei Demonstrationen in Ost-Berlin 120
Anhänger der Friedensbewegung „Kirche von unten» festgenommen. Für die
Inhaüierten fand in der Gethsemane-Kirche ein FCirbittgottesdienst statt. Über 2000
Menschen nahmen daran teil:
zwei Wochen später waren es 4000, die sich daran beteiligten. In Dresden trieb die
Polizei eine Demonstration ftlr Menschenrechte, Meinungs- und Pressefreiheit
auseinander. Im Mai nahm Honecker den Besuch des sowjetischen Verteidi-
gungsministers Jasow zum AnlaЯ, vor den Gefahren des Imperialismus zu warnen.
Er forderte die Stärkung des Warschauer Pakts.
Obwohl Bundeskanzler Kohl gewisse Reiseerleichterungen begruЯte, kam erln
seinem Bericht zur Lage der Nation, den er dem Deutschen Bundestag im Dezember
1988 erstattete, nicht umhin, die Unterdrückung der Reformbestrebungan in der DDR
zu beklagen. Für Staats- und Parteichef Honecker waren die neuen
Bürgerbewegungen indes nur „extrempitische Ausfälle». Auf die wiederholte Forderung
nach Abbruch der Mauer antwortete er im Januar 1989, „der antifaschistische
Schutzwall» werde „so lange bleiben, wie die Bedingungen nicht geändert werden,
die zu seiner Errichtung geführt haben. Er wird auch in 50 und auch in 100 Jahren
noch bestehenbleiben.»
Die trotzige Starrheit der DDR-Führung in einer Phase, in der Gorbatschow von
den Konturen eines «gemeinsamen europäischen Hauses» sprach und Helmut Kohl
«das Zerbröckeln jahrzehntelanger Verkrustungen in Europa» hotfnungsvoll feststellte,
vertiefte den Unmut in der DDR-Bevölkerung. Zeitweilig muЯte die Ständige Vertretung
der Bundesrepublik in Ost-Berlin unter dem Andrang der Ausreisewilligen geschlossen
werden.
im September 1989 öffnete Ungarn seine Grenze für ausreisewiüige DDR-Bürger,
so daЯ Tausende von ihnen über Österreich in den Westen gelangen konnten. Dieser
Einbruch in die Warschauer-Pakt-Disziplin ermutigte in der DDR immer mehr
fgtenschen zu Protestaktionen, zunehmend aucli auЯerhalb des kirchlichen Bereichs.
Als die DDR-Flihrung Anfang Oktober1989 mit groЯem Gepränge den 40. Jahrestag
der Staatsgründung feierie, kam es vor allem in Leipzig zu Miassenprotesten („Wir
sind das Volk»).
Als letztes Mittel, die Grundpfeiler des SED-Regimes doch noch zu retten, sah
Honecker schlieЯlich nur noch seinen Rücktditt. Nachfolger als SED-Generalsekretär
und Staatschef der DDR wurde Egon Krenz, dessen „Wendel-Versprechungen im
MiЯtrauen gegen seine Person erstickten. Unter dem Druck der Entwicklung traten
Ministerrat und Politbüro der SED geschlossen zurück. Die gewaltfreie „sanfte Revo-
lution» bewIrkte eine Art Lähmung der Staatsorgane. So wurde es möglich, daЯ die
miЯve.ständliche Ankündigung eines neuen freizügigen Reisegesetzes durch den
Berliner SED-Bezirkssekretär Schabowski einen massenhaften Grenzübertritt am
Abend des 9. November 1989 in Berlin auslöste. Die Behörden schauten tatenlos zu.
Sie hatten das Gesetz des Handelns aus den Händen verloren. Die Mauer war off
id wurde sie abgetragen und in kleinen Betonstückchen als Souvenir in aller Welt
auer ware en.
angeboten.
Die Nachricnt von der Öffnung der Mauer erreichte Bundeskanzler Kohl in
Warschau. Er unterbrach seinen dortigen Besuch für einen Tag und eilte nach Berlin,
um vom Balkon des Schöneberger Rathauses vor 20000 Menschen zu sprechen. Er
mahnte, in dieser glücklichen Stunde besonnen zubleiben, und dankte Gorbat h
ie den . reunden im Westen für ihre Unterstützung. Der Geist der Freiheit erfasse
ganz Europa, rief der Kanzler aus. In Warschau unterzeichnete er eine Erklärung
über Ausbau und Vertiefung der deutschpoinischen Zusammenarbeit für Frieden.,
Sicherheit und Stabilität in Europa.
Der Umsturz in der DDR brachte die Chance zur jahrzehntelang erstrebten
Lon
Wiedervereinigung Deutschlands. Doch Behutsamkeit schien geboten. Für Pari d
e ur ans un
Schi
ondon war dieses Ziel «nicht aktuell», Gorbatschow warnte beim Treffen auf e'n
iff vor Malta (Dezember 1989) mit US-Präsident Bush vor jeder künstlichen
Forcierung der deutschen Frage, und in der DDR selbst verband die neue Regierun
odrow mit dem Wunsch nach raschen Reformen die Forderung nach dem Erhalt
egierung
der Eigenstaatlichkeit. Bundeskanzler Kohl suchte deshalb dem Ziel der Einheit über
ein Zehn-Punkte-Programm näher zu kommen, das mittels konföderativer Strukturen
die Herstellung einer Vertragsgemeinschaft ermöglichen sollte und einen
grundlegenden Wandel des politischen und ökonomischen Systems in der DDR zur
Voraussetzung hatte. Bundeskanzler Kohl war darauf bedacht, die direkten Ver-
handlungen mit der DDR in die von EG und KSZE bestimmte gesamteuropäische
Entwicklung einzubetten. Dabei vermied er es, einen konkreten Zeitrahmen für die
Verhandlungen zu nennen, um nicht jenes MiЯtrauen zu nähren, das bereits zu Beginn
des Einigungsprozesses hinsichllieh einer möglichen deutschen GroЯmachtrolle in-
ternational zu vernehmen war. Noch schien der Weg beider Staaten bis zur Einigung
lang zu werden, nachdem Gorbatschow vordem Zentralkomitee der KPdSU noch im
Dezember 'l989 v rsichert hatte, Moskau werde die DDR „nicht im Stich tassen::. Sie
sei ihr strategi- scher Verbündeter im Warschauer Pakt. Es müsse unverändert von
der Existenz zweier deutscher Staaten ausgegangen werden, zwischen denen sich
eine friedliche Zusammenarbeit aber durchaus entwickeln könne.
Über deren Tempo und ihre Inhalte, so nahm Bundeskanzler Kohl das Thema auf,
müЯten vor allem die Menschen in der DDR selber bestimmen. Doch der Zeitfaktor
entgätt der Politik zusehends. Die Menschen in der DDR miЯtrauten ihrer neuen
,,egierung, der Sog des Westens verstärkte sich, die allgemeine Destabilisielilng
nahm rapide zu. Noch ging Gorbatschow aber aus seiner Reserve nicht heraus, zurnai
sich Polen und Ungarn der Moskauer Führung weiter entzogen, Ceausescus Sturz in
Pumänien abs hbar war und das sicherheitspolitische Gleichgewicht n;it einem
Ausscheren der DDR aus dem Warschauer Pakt ins Wanken geraten muЯte. Auch
von westüch r Seite kamen Mahnungen, bei der Sehe fung der Einheit „den legitimen
Sorgen der Nachbarländer Deutschlands Rechnung zu tragen» (US-AuЯenminister
Baker m Berlin). Der EinigungsprozeЯ konnte schlieЯlich nurfortgeführt werden durch
die Zusicherungen Bonns, mit der Frage der Einheit keine Verschiebung bestehender
Grenzen zu verbinden, im Fall der Vereinigung nicht die NATO-Strukturen auf das
Gebiet der Ex-DDR auszudehnen und in Kompensation des strategischen
Vorteilsgewinns eine Verminderung der deutschen Streitkräfte anzubieten. LIS-
Präsident Bush stimmte der Einheit unter der Bedingung zu, daЯ die Bundesrepublik
in der NATO verbleibe. Um auf DDR-Seite demokratisch legitimierte
Verhandlungspartner zu erhalten, wurden am 18. März 1990 in der DDR erstmals
nach 40 Jahren freie Wahlen abgehalten. An die Spitze einer groЯen Koalition aus
CDU, DSU, DA, SPD und FDP trat Lothar de Maiziere. Mit ihm vereinbarte Bonn den
Fahrplan für eine Wirtschafte-, Währungs- und Sozia lunion zum 1. Juli 1990, nachdem
augenfällig geworden war, daЯ eine ökonomische Basis für die Fortsetzung einer
staatlichen Eigenexistenz der DDR nicht mehr vorhanden war und sich die Mehrzahl
der Bürger in der DDR für den Beitritt zur Bundesrepublik entschieden hatte. In; Au-
gust 1990 sprach sich die Volkskammer für den schnellstmöglichen Beitrit: der DDR
zur Bundesrepublik aus. Am 31. August desselben Jahres konnte der entsprechende
„Einigungsvertrag» von DDR-Staatssekretär Krause und Bundesinnenminlsler
Schäubie unterzeichnet werden. Der Beitritt der DDR zur Bundesrepublik gemäЯ Artikel
rÜ mG d "s Vertmge erfolgte am 3. Oktober 1990. Die Länder der DDR, Brar,denburg,
Mecklenburg-Vorpornme r, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen, wurden Länder
der Bundesrepublik Deutschland. Berlin wurde zur Hauptstadt bestimmt, und das
Grundgesetz trat, mit gewissen Anderur.gen, für das Beltrlttsgebiet in Kraft.
Die Einheit war möglich geworden, nachdem im Juli 1990 Gorbatschow bei seinen
Gesprächen mit Bundeskanzler Kohl in Moskau und Stavropol (Kaukasus) seine
Zustimmung zur Vereinigung beider deutscher Staaten gegeben hatte. Vorbedingung
dafür waren der Verzicht der Bundesrepublik auf ABC-Waffen, die Reduzierung der
Truppenstärke auf 370000 Mann sowie der Verzicht auf die Ausdehnung von militäri-
schen NATO-Strukturen auf DDR-Territorium, solange dort sowjetische Truppen
stationiert sein würden. Deren Rückführung bis Ende 1994 wurde vereinbart, wobei
Bundeskanzler Kohl finanzlelle Rückgllederungshiifen zusagte. Mit Gorbatschows
Zustimmung wurde der Weg auch frei zur Unterzeichnung des sogenannten Zwei-
plus-Vier-Vertrags. Darin bestätigten die UdSSR, die USA, Frankreich und GroЯbritan-
nien sowie die Vertreter der beiden deutschen Staaten die Bildung des vereinten
Deutschlands, bestehend aus den Gebieten der DDR, der Bundesrepublik und Berlins.
Deutschlands AuЯengrenzen wurden als endgültig anerkannt. Dem besonderen,
historisch bedingten Sicherheitsbedürfnis Polens Rechnung tragend, versicherten
Bonn und Warschau in einem ergänzenden Vertrag sich der wechselseitigen Respek-
üerung ihrer territorialen Integütät und Souveränität.
Mit der Ratifikation des Einigungs- sowie des Zwei-plus-Vier-Vertrags endeten
die Rechte und Verantwortlichkeiten der vier Siegermächte „in bezug auf Berlin und
Deutschland als Ganzes». Deutschland gewann damit die volle Souveränität über
seine inneren wie äuЯeren Angelegenheiten zurück, die es 45 Jahre zuvor mit dem
Untergang der NS-Diktatur verloren hatte.
Deutschland wächst zusammen. Nach der Herstellung der Einheit
Deutschiands und den gewaitigen geopoiitischen Veränderungen im Zusammenhang
mit dem Ende des östlichen Staate n System s steht Deutschland und mit ihm seine
Partner vor völlig neuen Herausforderungen.
- Der Aufbau in den neuen Bundesländern muЯvorangetrieben und die innere Einheü
Deutschlands vollendet werden.
- Europa muЯ zur politischen Union fortentwickeit werden.
- Eine globale Friedens- und Sicherheitsarchitektur muЯ errichtet werden.
Die nationale, die europäische und die globale Aufgabe sind untrennbar
miteinander verbunden. Der Aufbau und die Konsolidierung in den neuen
Bundesländern können nicht ohne ihre strikte Einbindung in den ProzeЯ der
europäischen Integration erfolgen. Europa kann seine neue Gestalt nicht ohne seine
Öffnung gegenüber den Reformländern in Mittel-und Osteuropa erhalten.
Wiirtschiaftlich, aber auch politiscih müsseni die Staaten der zerfallenden östlichen
Staatengemeinscl'.aft an die gemeinsamen europäischen und atlantischen
Organisationen herangeführt werden. Genauso undenkbar wie die Vollendung der
deutschen Einheit nach MaЯstäben eines überholten, nationalstaatlichen Denkens
ist die Entstehung einer Festung Europa, die sich gegenüber den Ländern Asiens
oder gegenüber den Ländern der Dritten Welt abschottet.
Das gröЯer gewordene Deutschland versucht seiner gewachsenen Verantwortung
in enger Anbindung an seine europäiscnen und atlantischen Partner gerecht zu
,werden. «In einem vereinten Europa dem Frieden der Welt zu dienen», so beschrieb
Bundespräsident Richard von Weizsäcker das Selbstverständnis Deutschlands.
Bundeskanzler Helmut Kohl unterstrich, daЯ das Land dieser Rolle auch weiterhin im
Rahmen des westlichen Bündnisses oerecht werden will: „Das Bündnis, das uns
Frieden und Freiheit über Jahrzehnte sicherte, kann sich auf unsere Solidarität
verlassen.» Auch im Rahmen friedenssichemder MaЯnahmen der Vereinten Nationen
ist die Bundesreoierung zu einem erweiterten deutschen Engagement bereit.
Schwerpunkte internationaler Mitarbeit. In welchem MaЯe Deutschland
bereit ist, sich im bilateralen, aber auch im multilateralen Rahmen international zu
engagieren, zeigen allein die deutschen HilfsmaЯnahmen gegenüber den Ländern
Mittel- und Osteuropas sowie der ehemaligen Sowjetunion. Zur Unterstützung des
Reformprozesses in Mittel-und Osteuropa gab Deutschland seit 1989 37,5 Milliarden
Mark aus. Die Leistungen für RuЯland und die übrigen Nachfolgestaaten der
Sowjetunion betragen im gleichen Zeitraum 87,55 Milliarden Mark; das ist mehr als
die Hilfe aller anderen westlichen Staaten zusammen. Deutschland beteiligt sich
darüber hinaus beispielsweise auch zu 28 Prozent an den Hilfen der Europäischen
Gemeinschaü für das ehemalige Jugoslawien und nahm fast die Hälfte aller Flüchtlinge
aus dem Bürgerkriegsgebiet auf. Der Anteil der Asylsuchenden, die nach Deutschland
kamen, lag - verglichen mit den anderen westeuropäischn Ländern - im vergangenen
Jahr bei mehr als?0 Prozent. Allein fur ihre Unterbringung und Betreuung muЯten
1992 rund acht Milliarden Mark aufgebracht werden. Trotz einschneidender
SparmaЯnahmen bei den staatlichen Ausgaben hält die Bundesrepublik auch in den
kommenden Jahren an dem bisherigen Niveau ihrer Zahlungen für die Ent-
wicklungsländer fest. DaЯ Deutschland an dritter Stelle der Beitragszahler für die
Vereinten Nationen steht, unterstrelcht den Willen der Bundesreglerung, inder
Kontinuität ihrer bisherigen Politik im bilateralen und multilateralen Rahmen ihren
Beitrag zu Stabilität und Friedenssicherung zu leisten.
Die Unterstützung Deutschlands zur Stabilisierung in Mittel- und Osteuropa sowie
den Neuen Unabhängigen Staaten beschränkt sich nicht auf Finanzhilfen. GroЯe
Anstrengungen werden auch unternommen, um den ProzeЯ der Demokratisierung
und ma ktwirtschafüicher Reformen zu unterstützen. Eine groЯe Zahl von Experten
und Weiterbildungsar geboten ergänzt das finanzielle Engagement in diesen Lände n.
Ebenso ist die Bundesregierung bei ihren Hilfenfür Entwicklung»länderdaraufbedacht,
zusammen mit den wirtschaftlichen Lebensgrundlagen auch die sozialen und
politlsehen Verhältnisse der dort lebenden Menschen zu verbessern. Die Beachtung
der Menschenrechte ist eines der obersten Kriterien der Bundesregierung für die