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Deutsche Dialekte

Die deutschen Dialekte sind eine Gruppe westgermanischer Dialekte, die sich im bezüg-lich der Basisdialekte nicht trennbaren niederländisch-deutschen Dialektkontinuum bewegen. In diesem Artikel werden vor allem die im Geltungsbereich des Standarddeutschen gesprochenen Dialekte des niederländisch-deutschen Dialektkontinuums behandelt (deutsche Dialekte). Für die im Geltungsbereich des Niederländischen gesprochenen Dialekte des niederländisch-deutschen Dialektkontinuums siehe den Artikel Niederländische Dialekte.

Westgermanische Dialektgruppen um 1990 (Niederländische, deutsche und friesische Dialekte, ohne englische Dialekte)

Allgemeines

Bei den Varietäten kann man unterscheiden zwischen Standardvarietäten, z. B. Schweizer Hochdeutsch oder Österreichisches Deutsch, und Nonstandardvarietäten, z. B. Sächsisch oder Kölsch (Ammon 1994:370). Unter letzteren werden gemeinhin die eigentlichen Mundarten ver-standen. Etwas ist Sprache oder Dialekt jedoch nur in Bezug auf etwas anderes. Der begriffliche Status der Bezeichnungen von Sprachvarietäten kann sich wandeln.

Der vom Griechischen (dialectos) und Lateinischen (dialectus) tradierte Ausdruck „Dialekt“ wird seit dem 16. Jahrhundert in europäischen Quellen verwendet und beherrscht viele Bereiche des deutschen Sprachraums sowie die internationale Diskussion. Im Norden ist auch der Ausdruck „Platt“ (oder „Plattdeutsch“) verbreitet. „Platt“ ist vermutlich ein niederfränkischer Ausdruck und bedeutete „verständlich“, „deutlich“, war also anfangs keineswegs negativ konno-tiert. Der Begriff „Mundart“ war im 17. Jahrhundert von Philipp von Zesen erfunden worden und gilt seitdem als Synonym für „Dialekt“. Im 19. Jahrhundert versuchte Jacob Grimm, zwischen Dialekt (großräumiger) und Mundart (kleinräumiger) zu unterscheiden. In der NS-Zeit wurde „Mundart“ propagiert und die „Ausmerzung“ des Begriffes „Dialekt“ angestrebt.

Die Bezeichnungen der Dialekte haben verschiedene Bildungsformen: das oder der Dia-lekt (z. B. „das Eitorfer Dialekt“), adjektivisch (z. B. Münchnerisch, Schwäbisch), Zusammen-setzung mit „-deutsch“ (z. B. „Berndeutsch“), Ort oder Region plus „Platt“ (z. B. Aachener Platt, Lothringer Platt).

Nicht nur verschiedene Dialekte unterscheiden sich voneinander, auch Dialekte an sich (die „Dialektalität“) sind mannigfaltig. Diesbezüglich geht man von zwei sich gegenüberliegen-den Polen aus, der gesprochenen Standardsprache (mündliche Umsetzung der Schriftsprache) einerseits, und den Basisdialekten andererseits. Die traditionelle deutsche Dialektologie kon-zentrierte sich auf die Basisdialekte, also auf die größte Standardferne. Die „neue Dialektologie“ begreift Dialekte demgegenüber als ein Gesamtspektrum, ein „Kontinuum“, das sich zwischen Basisdialekt und Standardsprache aufspannt. Dieses Spektrum ist jedoch nicht per se gliederbar, gleichwohl gab und gibt es solche Versuche (vgl. Synopse in Niebaum/Macha 2006:7). Immer-hin begreifen „neue“ Dialektologen ihre Modelle eher unter der Voraussetzung der gegenseitigen Durchdringung – hierarchische und globale Schichtenmodelle stoßen immer mehr auf Ablehn-ung. Beispielsweise geht Werner König (2004:134) aus von Standardsprache, Umgangssprache und Basisdialekt. Im Bereich der intermediären Umgangssprachen bewegen sich auch Begriffe wie „Alltagssprache“, „Regiolekt“ oder „Neue Substandards“. Nach diesen Vorstellungen um-fasst eine Standard-, Kultur- oder Dachsprache als Ganzes die Gesamtmenge aller Sprach-varietäten (den „Sprachvariantenraum“).

Eine neue Richtung auch der deutschen Dialektologie ist die Sozio-Dialektologie (auch „Sprecher-Dialektologie“), die den Fokus auf die Tatsache der individuellen Verwendung verschiedener Varietäten lenkt.

Dialekte sind heute keine ausschließlich raumgebundenen Varietäten mehr, wenn sie es überhaupt je waren. Dialekte sind sprachliche Existenzformen, die eingebunden sind in vielfältige […] gesellschaftliche und situative Bezüge, die nicht ihren Randbereich bilden, son-dern das Phänomen der Dialektalität heute zentral prägen.“ (Mattheier 1980:199)

Entstehung der Dialekte und der Sprachgrenzen

Die traditionellen Standardsprachen des niederländisch-deutschen Dialektkontinuums sind Deutsch und Niederländisch. Eine weitere Standardsprache dieser Sprachgruppe ist seit wenigen Jahrzehnten das Luxemburgische, das sich im Bereich einer mitteldeutschen Dialekt-gruppe entwickelt hat. Die schweizerdeutschen Dialekte hingegen sind trotz vielfältiger einheit-licher Merkmale und einer starken Verwendung im Schriftlichen nicht als einheitliche Sprache etabliert. Das Standarddeutsche Österreichs, der Schweiz und Deutschlands sind Varietäten der-selben Standardsprache. In der Umgebung der Grenzen zwischen Frankreich und Belgien, Belgien und Deutschland, Luxemburg und allen Nachbarländern, Deutschland und Frankreich gibt es einige deutsche Dialektgebiete und ein niederfränkisches unter der französischen Dach-sprache. Im Norden Italiens gibt es deutsche Dialekte unter der italienischen Dachsprache.

Die übrigen westgermanischen Dialekte sind neben den deutschen und niederländischen Dialekten die friesischen und die englischen Dialekte. Beide sind von den niederländisch-deutschen Dialekten deutlich getrennt. Die englischen und friesischen Dialekte beziehungsweise Sprachen gruppierte man früher zu den anglo-friesischen Sprachen, die niederländischen und deutschen Dialekte beziehungsweise Sprachen zu den sogenannten kontinentalgermanischen (oder kontinentalwestgermanischen) Sprachen.

Im Mittelalter bestanden auf dem Gebiet der später deutschsprachigen Länder und der Benelux-Staaten verschiedene germanische Stammesverbände. Es waren die Stämme der Ala-mannen, Bajuwaren, Franken, Friesen, Sachsen und Thüringer. Alle diese Stämme besaßen ihre eigenen Sprachen, die Stammessprachen. Diese waren zwar miteinander verwandt, aber es dürf-ten auch große Unterschiede zwischen ihnen bestanden haben. Im Süden, im späteren Italien, bestand noch der Stammesverband der Langobarden, der zwar zu dieser Zeit noch seine ger-manische und auf dem althochdeutschen Stand stehende Stammessprache besaß. Da aber die Langobarden nicht zur Bildung des späteren Deutsch beitrugen, bleiben sie hier unbe-rücksichtigt.

Im 9. Jahrhundert waren die Stämme im Reich Karls des Großen vereinigt und ab dem 10. Jahrhundert in die Stammesherzogtümer Baiern, Franken, Lothringen (seit 959 in Nieder- und Oberlothringen geteilt) und Schwaben sowie in die Landgrafschaft Thüringen organisiert. Das Gebiet der Friesen war lose dem Herrschaftsgebiet Lothringen angegliedert und diese ge-nossen dort Autonomie. Mit Gründung der stammesgebundenen Territorien begannen sich die alten Stammessprachen zu verändern. Sie passten sich an den Grenzen gegenseitig an und es entstanden breite Übergangszonen. Da die fränkische Stammessprache die Muttersprache Karls des Großen war, dürfte sie auch Vorbildfunktion für die übrigen germanischen Sprachen des Reiches gehabt haben. Die Stammesprachen passten sich sprachlich immer mehr dem Frän-kischen und nahmen nun „südliche Züge“ an. Nur die Sprache der Friesen nahm an dieser Ent-wicklung nicht teil, sondern verblieb auf ihrem erreichten gemeingermanischen Stand. Damit ging das Friesische seinen eigenen Weg zur Nationalsprache und wurde so nicht zu einem deutschen Dialekt.

Als die Stammesherzogtümer in Zuge einer Reichsreform des 12. Jahrhunderts abge-schafft und neue Herrschaftsgebiete gebildet wurden, wurden die einstigen Stammessprachen zu räumlich eng begrenzten Territorialsprachen. Sie waren nun fest an ein bestimmtes Territorium gebunden, hatten aber an ihren jeweiligen politischen Grenzen weitläufige Übergangszonen, da die einzelnen Gebiete auch untereinander Handel trieben. Es entstanden auch aus diesen Terri-torialsprachen bedeutende Literatursprachen, die allerdings auf größere Weitläufigkeit ausgelegt waren und daher eine gewisse Standardform aufwiesen; wollten doch die Autoren auch in ande-ren Gebieten verstanden werden.

Im Zuge der Ostkolonisation wurden ebenfalls neue Territorialsprachen entwickelt. Sie waren Ausgleichssprachen zwischen den einzelnen Landsmannschaften, bei der ein Siedlungs-dialekt des Altlandes überwog und als Basis herangezogen wurde. Dazu kamen dann zahlreiche Einflüsse der unterworfenen Völker.

In der Zeit des Mittelalters bildeten sich allmählich deutliche sprachliche Grenzen heraus. Seit dem 6. Jahrhundert wanderten slawische Stämme in das spätere Ostdeutschland ein und ließen sich dort nieder. Seit dem 8. Jahrhundert war die sogenannte Elbe-Saale-Böhmerwald-Adria-Linie auch die Sprachgrenze zwischen Slawen und den Germanen in Europa. Erst in den Zeiten der Ostkolonisation wurde die sogenannte Slawengrenze zurückgedrängt, aber nie end-gültig aufgehoben. So lebt seit einem Jahrtausend das Volk der Sorben inmitten des deutschen Sprachraumes, während sich das Elbslawische im Wendland noch bis ins 18. Jahrhundert halten konnte. Im 10. Jahrhundert bildete sich die germanisch-romanische Grenze aus. Die Germanen in dem einstigen Gallien wurden von der romanischen Mehrheitsbevölkerung romanisiert, die Romanen des Maas-Schelde-Gebietes germanisiert. Im 11. Jahrhundert hatte sich jene Linie herausgebildet, die im wesentlichen noch heute die germanisch-romanische Sprachgrenze darstellt.

Im ausgehenden 19. Jahrhundert dachte man, in den alten Stammesgrenzen auch die deutschen Dialektgrenzen gefunden zu haben. Der Germanist Georg Wenker schickte in den 1870er Jahren Fragebögen in die Schulen der Rheinprovinz, in denen die Schulkinder die Fragen in den einheimischen Dialekt übersetzten sollten. So wurde bis 1939 allmählich der ganze deutsche Sprachraum erfasst und die Ergebnisse in Karten eingezeichnet. Dabei fand man heraus, dass sich die deutschen Dialekte nicht an die historischen Stammesherzogtümer der Frühzeit, sondern eher an die der mitteralterlichen Territorien orientierten und dass zwischen diesen breite Übergangszonen bestanden. So stimmt infolge dessen das Moselfränkische fast mit den alten politischen Grenzen des Erzbistum Trier überein.

Als Begrenzung zwischen den einzelnen Dialekten dienten dann verschiedene Isoglossen-bündel. Heute werden in der Germanistik die Benrather Linie (maken/machen-Linie) als Dialekt-scheide zwischen Niederdeutsch sowie des Niederfränkischen und dem Mitteldeutschen ange-sehen. Als Grenze zwischen dem Mitteldeutschen und dem Oberdeutschen wird heute die Spey-erer Linie (Appel/Apfel-Linie) oder auch die Germersheimer Linie (Fund/Pfund-Linie) ange-sehen. Allerdings war es bis in die 1970er Jahre auch üblich, als Dialektscheide zwischen Niederdeutsch und Mitteldeutsch die Uerdinger Linie (ik/ich-Linie) und die Karlsruher Linie (enk/euch- und die mähen/mähet-Linie) zwischen Mitteldeutsch und Oberdeutsch zu ziehen. Diese Isoglossen-Linien gelten aber inzwischen als veraltet und überholt, da sie unter anderem das eindeutig oberdeutsch geprägte Ostfränkisch und das benachbarte Südrheinfränkisch dem Mitteldeutschen zuschlagen.

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