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Viele Wege führen nach Rom

Irgendwann rief Grant mich an und fragte, ob wir uns noch einmal treffen können. Ich freute mich von ihm zu hören und wir trafen uns an irgendeinem Abend bei mir. Alex war auch dabei und wir redeten einfach lange über die Musik und warum und weswegen wir leider kein positives Ergebnis erzielt haben. Ich hielt mich in diesem Moment mit meiner Kritik zurück, da ich es doch immer noch sehr positiv fand, dass sie all das überhaupt gemacht hatten.

Ich spielte ihnen „stark" vor und beide waren sofort ziemlich beeindruckt von diesem Lied. Sie meinten, dieses Lied wäre etwas ganz Besonderes und Grant würde jemanden kennen, der das bestimmt singen würde. Es handelte sich dabei um einen bis dahin ziemlich erfolgreichen deutschen Sänger, den er noch von früher her kennen würde und dem er das Lied gerne schicken würde.

Ich dachte mir damals nichts dabei und stimmte zu. Schließlich gefiel mir der Gedanke für andere Künstler Lieder zu schreiben. Könnte ich mich doch so voll und ganz auf die Musik konzentrieren und hätte nichts mit nervtötenden Fotosessions zu tun. Und da der Name des Sängers auch mir etwas sagte, war ich gespannt, was dabei herauskommen sollte.

Wir redeten noch lange, bis beide sich dann am späten Abend von mir verabschiedeten.

Ich war in diesem Moment richtig aufgeregt, schließlich hatte sich nun wieder eine musikalische Möglichkeit für mich ergeben, an die ich bisher noch nie gedacht hatte und der Gedanke so eine Chance mit meiner Musik zu bekommen, flammte wieder auf. Ein paar Tage später rief Grant mich an, dass wir einen Termin bei dem besagten deutschsprachigen Sänger hätten und er uns alle nach München einlud. Er wäre von dem Lied „stark" überaus begeistert und würde sich gerne mit uns treffen. Gesagt, getan.

Am nächsten Wochenende waren wir alle unterwegs nach München, wo wir uns mit besagtem Sänger treffen sollten. Irgendwann trafen wir an dem Ort ein, wo wir uns mit ihm verabredet hatten. Sein Manager empfing uns und wir wurden dann in sein Studio geführt, wo er uns schon erwartete. Mit einem überschwänglichem „Hallo" wurden wir empfangen und Grant stellte uns einander vor. Als er gesagt bekam, dass ich derjenige wäre, der „stark" geschrieben hatte, fragte er wie ich auf diesen tollen Text gekommen wäre. Ich erklärte ihm die Hintergründe und aus dem breit grinsenden Gesicht wurde ein betroffenes, was ich allerdings damals als ziemlich aufgesetzt empfand.

Wir sollten doch nun erst einmal alle zu seinem Stammitaliener gehen und uns dann weiter unterhalten, meinte er. Wir fuhren dann alle in Pachtung Innenstadt, wo schon am Eingang des Lokals ein kleiner Mensch wartete, der wohl der Restaurantbesitzer war, welcher uns mit dem typischen italienischen Gehabe empfing, als wenn er Hauptdarsteller in einer Spaghettiwerbung wäre. Unser bekannter deutscher Sänger begrüßte ihn wiederum mit einem noch überschwänglicheren Gehabe, was mich alles an ein schlechtes Theaterstück erinnerte. Frei nach dem Motto: Küsschen hier und Küsschen da.

Der Restaurantbesitzer brachte uns dann alle in einen Raum im Restaurant, der wohl nur für Gäste gemacht war, die eine Möglichkeit suchten unbeobachtet hier zu dinieren. Er faselte die ganze Zeit was auf italienisch und scheuchte seine Angestellten mit kurzen Befehlen hin und her. An den Wänden hingen überall Bilder des Restaurantbesitzers und er ließ sehr wenig Zeit verfliegen, um uns darauf hinzuweisen, das er das sei und diese Fotos in ganz vielen Filmen zu bestaunen seien. Er wäre früher Schauspieler gewesen und dieses Lokal, welches ihm gehöre, sei berühmt. Ich kam mir in diesem Moment vor wie in einer anderen Welt. Dieses Gehabe war so überdreht und abartig, dass es schon fast wieder witzig war. Der Besitzer des Lokals reichte uns allen die Speisekarte und redete soviel, dass es schon bald nervte und schleimte unserem berühmten deutschsprachigen Gastgeber dermaßen zu, dass es nur so klebte.

Jedes Lachen war absichtlich laut und jede noch so kleine Bewegung oder Meinung über irgendetwas wurde dermaßen hochstilisiert, dass es mir einfach nur peinlich war. Als dann entschieden war, was wir alle essen wollten, kehrte endlich ein wenig Ruhe ein und unser bekannter Sänger erzählte uns, er habe eine Plattenfirma, die mit ihm ein neues Album machen wollte, er aber nun noch Lieder suche und das Lied „stark" wäre genau das, was er suchte. Und er wäre durchaus offen für weitere Stücke und für mich als jungen Komponisten wäre es doch sicherlich eine tolle Chance. Er schaute mich bei diesen Sätzen ernst an und ich merkte, dass diesmal keinerlei Attitüde in seinem Verhalten war. Er meinte ich wäre begabt und sollte etwas daraus machen und gut über seine Worte nachdenken. Das war auch schon wieder das Letzte, was er sagte, was in irgendeiner Form Hand und Fuß hatte. Danach kam schon wieder der Besitzer des Restaurants und erzählte irgendwelche sinnlosen Witze über alte Zeiten und mit welchen anderen Filmstars er schon zusammengearbeitet hatte. Alle hörten zu und es wurde viel gelacht.

Ich lachte einfach mit und ließ mir mein Unwohlsein nicht anmerken und schwamm im Grunde einfach mit dem Strom. Irgendwann kam dann das essen, welches durch ein unentwegtes „Ach, wie toll und ohtode lecker" gewürdigt wurde, bis ich mich dann mit Grant und Alex irgendwann wieder auf dem Heimweg befand. Beide redeten über das, was wir gerade alles erlebt hatten und für sie schien es völlig normal gewesen zu sein und er wäre nun mal wie er ist. Auf meine Frage, ob die alle immer so sind, meinten sie zu mir, dass es viele gibt, die so sind wie er. Es ist halt alles auch nur Show und ich sollte das nicht zu ernst nehmen. Mein Kopf qualmte in diesem Moment und ich legte mich einfach auf die Rückbank des Autos und schloss die Augen.

Ich sagte auf der Heimfahrt nicht mehr viel. Ich dachte einfach über alles nach. Natürlich war ich in irgendeiner Weise schon geschmeichelt, dass solch ein recht berühmter Sänger mein Lied singen wollte, aber mit diesem ganzen Gehabe konnte ich nichts anfangen und ich fand es auch eher unpassend, dass so einer mein Lied singt, gerade mit diesem Hintergrund. Allerdings wollte ich auch kein Spielverderber für die anderen sein. Schließlich war es ihr Kontakt, der für uns alle vielleicht doch recht wichtig sein könnte und ich so vielleicht endlich mal meinem Ziel, die Musik zum Beruf machen zu können, etwas näher kommen würde.

Viele Wege führen nach Rom, dachte ich mir und wenn dies die Möglichkeit für mich wäre, warum nicht. Ich entschied mich darüber erst einmal noch eine Nacht zu schlafen und sagte den beiden noch nichts von meinen innerlichen Zweifeln.

Ein schnelles Ende

Ich freundete mich die nächsten Tage immer mehr damit an, für andere Lieder zu schreiben. Ich hatte zwar nicht viel übrig für die Angewohnheiten meines ersten wirklichen Kontaktes in München, allerdings ging es ja auch nur darum, dass er sich für meine Lieder interessierte und wenn ich so mit meiner Musik weiterkommen würde, müsste man vielleicht ab und an über seinen Schatten springen. Ebenso gefiel es mir eher im Hinterrund zu bleiben. War doch die Fotosession eine Erfahrung für mich, die in keiner Weise erquickend war, konnte ich so dem Ganzen aus dem Weg gehen. Ich telefonierte mit Grant und ich entschied mich weitere deutsche Titel zu schreiben, die er dann wieder an unseren Kontakt nach München schik-ken könnte.

In den kommenden Tagen und Wochen fing ich an zu schreiben und es entstand der ein oder andere Titel, welcher allerdings in keiner Weise für mich eine solche Bedeutung hatte wie mein erster Titel „stark". Ich schrieb einige deutsche Lieder, die ganz nett waren. Allerdings waren sie für mich alle einfach nur emotionslos. Ich probierte dabei viel aus und lernte so immer mehr in meiner Muttersprache Texte zu schreiben, aber das Ergebnis war für mich eher ernüchternd.

Woran es lag, weiß ich nicht wirklich. Ich vermute, ich habe die ganze Zeit an das Gehabe der Person gedacht und hatte sie beim schreiben immer vor Augen. Somit empfand ich wie er sich verhielt und wie er war und genau so wurden auch die Lieder. In den Liedern war keines der Gefühle, wie ich sie in der einen Nacht für mein verstorbenes Familienmitglied hatte. Die Emotionen der neuen Lieder könnte man als oberflächlich und aufgesetzt beschreiben. Im Grunde genau so, wie ich persönlich denjenigen sah, für den ich schrieb.

Trotz alledem wurden die neuen Lieder dann an unseren Kontakt in München weitergeleitet und ich war trotz meiner Skepsis auf die Reaktionen gespannt. Ich erfuhr in den darauf folgenden Tagen, dass noch einige andere Komponisten Lieder für ihn schrieben und er sich die besten Lieder nun raussuchen würde und somit hieß es für mich nun erst einmal abzuwarten.

Wenn ich diese Zeilen hier schreibe, versuche ich mich daran zu erinnern, was daraus letztendlich geworden ist und wie es damals weiterging. Allerdings fallen mir die genauen Hintergründe heute nicht mehr ein. Ich weiß noch, dass nach vielen Wochen und langem hin und her, irgendwann einmal das Gerücht aufkam, das die besagte Person wohl irgendwann keine Plattenfirma mehr hatte, die ein Album mit ihm aufnehmen wollte.

Warum das plötzlich so war, weiß ich nicht mehr. Das einzige Feedback, welches ich zu meinen Songs bekam war, dass sie ihm nicht gefielen. Andere Songs von anderen Komponisten hätten ihm doch besser gefallen. Letztendlich habe ich dann auch aufgehört weiter Lieder für ihn zu schreiben. Diese bisherigen Lieder landeten in einer Schublade, und ich habe sie mir bis heute nicht mehr angehört. Danach habe ich ihn nie wieder getroffen. Ich habe ihn lediglich ab und zu mit älteren Liedern im Radio und bei irgendwelchen Galas im Fernsehen gesehen und gehört. Den kleinen italienischen Restaurantbesitzer habe ich allerdings auch noch mal beim zappen gesehen, in einem seiner alten Filme. Ich sah ihn, wie er mit einer seiner berühmten weiblichen Darstellerinnen arbeitete.

Der Film hatte irgendwas mit Lederhose und Alm zu tun und er rannte gerade „Pudel Nudel" in einer Scheune hinter einer halbnackten Frau her und schrie die ganze Zeit etwas auf italienisch. Ich glaube aus heutiger Sicht, war dieses Erlebte, eine meiner skurrilsten Erfahrungen, die ich in meinem Leben gemacht habe und bin froh, dass letztendlich alles im Sande verlaufen ist.

Ich will mir gar nicht vorstellen, was passiert wäre, wenn meine Lieder genommen worden wären und ob ich vielleicht irgendwann einmal genauso abgedreht geworden wäre. Heute bin ich froh, dass im nachhinein alles so gelaufen ist.

Neue Projekte

In meinem normalen Beruf lief damals alles sehr gut, allerdings schlich sich mittlerweile auch eine ziemlich große Portion Langeweile ein. Ich war gut in dem was ich tat aber es wurde langsam auch immer unspannender. Alles wiederholte sich immer wieder. Die Menschen, denen ich Hörgeräte verkaufte waren zwar immer unterschiedlich, aber das was ich für sie tat war immer das Gleiche. Um es auf den Punkt zu bringen: Ich sah keine Entwicklung mehr.

Mir wurde klar, dass ich das die nächste dreißig bis vierzig Jahre machen müsste und daran würde sich nicht gerade viel ändern. Somit entschied ich mich vielleicht in der Musik ein wenig Ablenkung zu meinem mittlerweile tristen beruflich Alltag zu bekommen und überlegte, wie es nun weitergehen sollte. Nachdem nun alles, was ich bis dahin musikalisch angefangen hatte, nicht wirklich von irgendeinem Erfolg gekrönt war, überlegte ich, ob ich nicht noch einmal ganz von vorne anfangen und einfach ein völlig neues Projekt starten sollte.

Mittlerweile war ich mit Grant gut befreundet und ich fragte ihn, ob er nicht Lust hätte mit mir Songs zu schreiben. Er stimmte zu und so trafen wir uns die darauf folgenden Wochen immer abends um neunzehn Uhr bei mir im Studio um Songs zu schreiben.

In dieser Zeit zog ich aus meiner kleinen Mietswohnung in eine etwas größere Mietswohnung, wo ich mir nun einen Raum einrichten konnte, der mein Studio wurde. Ich dämmte diesen mir viel Aufwand akustisch von der Außenwelt ab und so entstand ein schmuckes kleines Studio, wo man sehr angenehm arbeiten konnte. Hier konnte ich nun in aller Ruhe Musik machen ohne jemanden zu stören, der im gleichen Haus wohnte. Hier arbeiteten Grant und ich immer sehr lange bis kurz vor Mitternacht und tüftelten an den Songs. Wir probierten damals aus, in welche Richtung es musikalisch gehen könnte. Ich schrieb die Songs und er schrieb einen Text dazu und sang diesen dann ein. Dieses Arbeiten mit ihm machte mir sehr viel Spaß und ich konnte eine ganze Menge lernen, was komponieren, produzieren und den Gesang anging.

Irgendwann einmal stand dann die erste Komposition und ich arrangierte den Song mit den Mitteln an Instrumenten, die ich damals zur Verfügung hatte und unser erster Song entstand. Nachdem Grant ihn eingesungen hatte, meinte er, dass vielleicht weiblicher Gesang auch noch gut zu diesem Song passen könnte. Er würde da jemanden kennen und würde sie fragen, ob sie Lust hätte bei uns mitzumachen. Nach ein paar Tagen kam die Sängerin dann vorbei und sang den Text von Grant auf das von mir geschriebenen Stück ein. Wir waren damals alle davon begeistert und unser erstes Lied „Respect" entstand.

Wenn ich mir dieses Lied heute anhöre, denke ich, dass alles doch noch sehr amateurhaft klingt, gerade was die Produktion und die Soundauswahl angeht. Allerdings war es damals für uns alle perfekt und für uns war es eines von vielen Liedern, die noch folgen sollten. Die darauf folgenden Wochen schrieben wir nahezu zwölf Lieder. Da war alles dabei von der Ballade bis zu rockigen Liedern und auch recht experimentellem Zeug.

Alles was wir machten nahmen wir zwar ernst, allerdings hatten wir auch eine Menge Spaß dabei. Wir nahmen uns selber in den Liedern ein wenig auf die Schippe. Das betraf sowohl die Texte, als auch den Gesang. Ich glaube ich habe beim Arbeiten im Studio noch nie soviel gelacht wie damals. Hatte ich damals doch tagsüber an meinem Arbeitsplatz den Alltag in seiner reinsten Form erlebt, so wurde ich am Abend genau von dem Gegenteil umgeben, da wir einfach Spaß daran hatten Lieder zu schreiben und Musik zu machen.

Irgendwann sagte Grant zu mir, dass er darüber nachdenkt das ganze nun wieder bei Plattenfirmen vorzustellen, da er in den Liedern wirklich eine Möglichkeit sieht damit einen Plattenvertrag zu bekommen. Gerade, weil die Musik anders ist und sie einen gesunden Witz enthielt. Ich stimmte ihm zu und fand die Idee gut. Ich hatte da auch schon dran gedacht, war mir aber nicht sicher ob gerade die Ausgelassenheit, die wir alle beim Schreiben der Songs an den Tag legten, sinnvoll wären um einen Plattenvertrag zu bekommen.

Somit wurde wiederum ein Termin zu einer Fotosession organisiert und wir entscheiden uns, unser Projekt „CRASH" zu nennen. Unsere Outfits sollten ebenso ausgefallen sein wie die Musik und somit plünderten wir in den darauf folgenden Tagen jeden Second Hand Shop und suchten im Grunde immer nur ausgefallene Klamotten. Ich fand irgendwo eine blaue Plüschjacke, deren Stoff man wohl als die wolligste Wolle bezeichnen konnte und lackierte meine alten Bunderwehrstiefel einfach Gold und hängte mir alles an Goldketten um, was ich finden konnte. Am Ende sah ich aus wie ein Überbleibsel der Loveparade, allerdings machte ich mir damals keinerlei Gedanken darüber.

Wir lachten dabei ebenso viel, wie beim schreiben der Lieder und hatten einfach Spaß. Wenn ich mir allerdings aus heutiger Sicht die Fotos ansehe, schäme ich mich schon sehr und frage mich, was ich mir eigentlich dabei gedacht habe und ob ich wirklich damals nichts anderes zu tun hatte. Allerdings muss ich auch heute noch lachen, wenn ich die Fotos sehe. Sieht man so etwas doch wirklich nicht alle Tage und sind mit ihnen doch ebenso schöne wie alberne Momente von damals verbunden und gehören genauso zu mir wie alles andere.

Letztendlich lief die Fotosession ebenso lustig und mit einer Leichtigkeit ab, wie ich es bis dato noch nicht erlebt hatte. Somit merkte ich, dass es auch anderes ging und nicht jede Fotosession so ein Krampf sein musste, wie meine Erste. Die ganze Fotografiererei dauerte wieder einen ganzen Tag und wir alle hatten Spaß dabei und die Ergebnisse waren auch überaus belustigend. Wir suchten wie immer drei bis vier Fotos aus, die uns gefielen und das Ganze wurde dann wie immer an Plattenfirmen und allerhand Kontakte rausgeschickt und wir warteten wieder darauf, ob wir nun eine positive Antwort bekommen sollten.

Nachdem wiederum einige Wochen vergangen waren, trudelten langsam die ersten Antworten von Plattenfirmen ein. Allerdings war da auch nichts positiveres dabei als bisher. Wir bekamen die gleichen Standartbriefe wie bisher und das waren wie immer lediglich nur Absagen. Wenn ich ehrlich bin, habe ich mir zwar gewünscht, dass da

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etwas positives bei rauskäme, aber wirklich damit gerechnet hatte ich nicht. Für mich stand damals der Spaß an allem im Vordergrund und das Ergebnis machte mir selber sehr viel Freude und daher war ich auch nicht sonderlich niedergeschlagen als dabei nichts positives herausgekommen ist.

Superbad

Grant und ich trafen uns weiterhin, wie bisher immer Abends, nachdem ich von der Arbeit kam bei mir im Studio und machten zusammen Musik. Ich schrieb die Musik und er machte Texte und dann wurde alles wie immer entweder von ihm, der damaligen Sängerin oder mir eingesungen.

Allerdings sang ich mittlerweile kaum noch. Ich hielt mich da eher im Hintergrund, da ich mehr Spaß daran hatte zu komponieren, zu arrangieren und zu programmieren. Die Musik veränderte sich langsam und wir ergänzten uns in dem was wir machten und unsere Arbeitsweise spielte sich immer mehr ein. Wir überlegten, was wir denn nun als nächstes machen könnten. Aus CRASH sei ja nun letztendlich nichts geworden und wir wollten doch damals wieder ein neues Projekt starten. Zur damaligen Zeit waren die Spicegirls gerade in Deutschland auf Platz 1 der Charts und irgendwann meinte Grant, ob wir nicht auch einfach mal eine Girlgroup zusammenstellen wollten. Als wir beide gemeinsam darüber nachdachten, mussten wir erst einmal herzlich lachen aber schauten uns irgendwann an und fragten uns: warum eigentlich nicht? Hauptsache wir hatten Spaß daran, sagten wir uns und wenn dann noch was einigermaßen Gescheites dabei herauskäme, fänden wir das nicht gerade schlecht.

Auf die Frage hin, ob er denn jemanden kennen würde, sagte er mir nur, er würde sich einmal umhören aber wir könnten ja schon einmal anfangen in diese Richtung Musik zu schreiben. Die darauf folgenden Tage, machten wir uns also daran Lieder für eine Girlgroup zu schreiben, die es noch gar nicht gab. Wir stellten uns einfach vor, wie sich das dann anhören würde und schrieben einfach drauflos. Grant sang das Ganze dann ein und bei den hohen Stimmen, verstellte er diese einfach, das sie wie eine Frauenstimme klang. Mein Part war diesmal lediglich das schreiben und arrangieren der Musik, da ich in keiner Weise simulieren konnte, wie eine Frau zu singen. Unser erster Song war dann irgendwann fertig und Grant hatte auch schon einen Termin mit irgendwelchen Mädels arrangiert, deren Eltern er wohl kannte. Sie seien alle zwischen sechzehn und siebzehn Jahren und könnten auch einigermaßen singen, meinte er.

Ich war gespannt, was mich nun erwarten würde. Wir trafen uns alle in einem Cafe in der Innenstadt, wo die drei Grazien auch schon saßen und uns erwarteten. Alle drei waren sehr hübsch und auf die Frage hin, ob sie gerne ein paar Lieder einsingen würden, sagten sie nicht nein. Das ganze Gespräch lief ziemlich seltsam ab, fand ich. Ich kam mir vor wie in einem Hühnerstall, wo die ganze Zeit nur getuschelt und gelacht wurde.

Letztendlich schafften wir es einen Termin zum einsingen zu machen und als ich wieder auf dem Heimweg war, hatte ich ehrlich gesagt nur Kopfweh, da dieses ganze Geschnatter von pubertierenden Teenagern doch sehr anstrengend war. Allerdings war ich froh, dass wir nun scheinbar Mädels gefunden hatten, die unsere Songs einsingen wollten.

Irgendwann war es dann soweit und der Termin zum einsingen stand an. Grant und ich warteten, bis die Damen eintrudelten und diese brachten sogleich ihre Freunde mit.

Wahrscheinlich dachten die Freunde von ihnen, wir hätten andere Gedanken gehabt, als einen Song aufzunehmen und wir würden was weiß ich mit ihren Freundinnen machen. Somit saß der ganze Hühnerhaufen mit Anhang dann in meinem Studio auf dem Boden und die erste von Ihnen sollte den ersten Part des Songs einsingen. Sie verschwand in die Gesangskabine und fing an den Song einzusingen. Wobei es eher ein wimmern war.

Ich erinnere mich noch gut, dass Grant und ich uns das Lachen verkneifen mussten, da hinter uns die anderen saßen. Wir sagten, dass sei schon ganz toll gewesen, sie solle aber noch mehrmals einsingen und wir suchten uns dann das beste aus den Aufnahmen heraus. Das arme Mädel sang daraufhin weiter tapfer immer und immer wieder und wir versuchten sie zu bestätigen und Tipps zu geben. Hinter uns tuschelten die Freundinnen von ihr und ihre Freunde machten einen auf cool und guckten die ganze Zeit nur ernst.

Nachdem sie dann alles mehrmals gesungen hatte machten wir das Prozedere bei den beiden anderen auch. Beide gingen hintereinander in die Kabine und sagen das Lied ein und es klang einfach grauenhaft. Ab und zu traf die ein oder andere mal den Ton aber ansonsten war es nicht gerade eine Offenbarung. Allerdings wollten wir sie auch nicht entmutigen und nachdem einige Stunden eingesungen worden war, verabschiedeten wir uns von ihnen.

Wir würden nun die besten Gesänge raussuchen und diese dann für den Song nehmen und uns wieder bei ihnen melden. Nachdem sie weg waren, hatte ich ungefähr einhundert Gesangsspuren aufgenommen und wir fingen noch am selben Abend an alles durchzuhören und die Gesänge zu bearbeiten. Die nächsten Tage arbeitete ich in jeder freien Minute daran, bis ich letztendlich alles durch hatte und der Song dann tatsächlich einigermaßen hörbar war.

Ich fing an alle Gesangsaufnahmen zu zerschneiden. Ich tauchte sogar Buchstaben der einzelnen Worte miteinander aus, damit das Ergebnis besser wurde. Dank des Computers, mit dem ich arbeitete, war dies möglich.

Nach ca. einer Woche war ich mit allem fertig und das Lied hieß „Remember" und war somit unser erster Song. Allerdings war ich auch am Ende. Ich steüte mir vor, wie es sein würde davon ein ganzes Album zu machen und hatte somit keine Lust überhaupt noch in dieser Richtung zu arbeiten. Allerdings meinte Grant, dass wir in jedem Fall noch zwei Lieder machen sollten, da sonst doch alles umsonst gewesen sei. Mit drei Liedern könnte man sich ja schon bei einer Plattenfirma bewerben und dann, wenn Interesse besteht, später mehr machen. Ich stimmte ihm zu und ließ mich darauf ein. Schließlich wollte ich kein Spielverderber sein.

Daraufhin schrieben wir noch weitere Songs, die unsere Neuentdeckungen dann einsingen konnten. Die Ergebnisse wurden zwar immer besser, allerdings musste ich immer wieder alles in Kleinstarbeit auseinanderschneiden und wieder zusammensetzen, das es einigermaßen gut klang. Zum Schluss sang Grant dann noch mal über alles drüber und verstellte seine Stimme dabei. Ich mischte das Ganze dann zusammen und am Ende konnte es sich sogar hören lassen. Die drei Mädels waren von dem, was sie hörten total begeistert und dachten in diesem Augenblick, sie könnten wirklich so toll singen.

Nachdem nun einige Wochen ins Land gezogen waren und unzählige Stunden im Studio verbracht wurden, hatten wir endlich die drei Lieder fertig und nun sollten wieder Fotos gemacht werden. Wir trafen uns mit unserer allbekannten Fotografin und den drei Grazien zur Fotosession. Wir hatten ihnen im Vorfeld gesagt, dass sie alles mitbringen sollten, wovon sie meinten, was passen würde. Was nun folgte, kann man wohl als Affentheater bezeichnen. Ein riesiger Haufen an Klamotten wurde zusammengetragen und die nächsten Stunden wurden damit verbracht allerlei Kleinkram und jegliche Kombinationen anzuziehen. Ein Gegacker und Getuschele entstand und jede von ihnen wollte hübscher sein als die andere und nach kurzer Zeit ging ein Gezicke los, was ich bis dato noch nie erlebt hatte. Ich schaute mir das Schauspiel an diesem Tage an und dachte wahrscheinlich nur, dass es so wohl in der Hölle sein musste.

In diesem Moment fiel Grant und mir der Titel „SUPERBAD" ein. So sollten sie heißen, dachten wir uns und nahmen das Ganze mit etwas Humor hin. Nach kurzer Zeit flössen die ersten Tränen, weil die eine der anderen irgendetwas über ihren Freund erzählt hatte um sie fertig zu machen, da sie doch den Rock trägt, den die andere wohl lieber mochte.

Es war einfach die Hölle und ich war froh, als nach stundenlangem hin und her die ersten Fotos gemacht werden konnten. Irgendwann war dann alles zu Ende und ich war überaus froh, alles überstanden zu haben. Obwohl ich nur zugeschaut hatte, war ich völlig hinüber. Die Fotos die dabei herauskamen, waren aber recht gut geworden und irgendwann wurde alles an Plattenfirmen geschickt und wir warteten wieder auf Antworten.

Die einzige Antwort die anders war als die schon altbekannten Standartabsagen war ein Brief von jemandem, der wohl bei einer Plattenfirma arbeitete mit der Frage ob er die Telefonnummer eines der Mädels haben könnte, weil er sie ganz niedlich finden würde. Mit der Musik konnte er nichts anfangen, aber vielleicht mit dem Mädel. Wir gaben ihm die Telfonnummer natürlich nicht und waren ehrlich gesagt auch geschockt über diese Dreistigkeit.

Wie immer war nichts Positives dabei und das Thema „Superbad" war somit auch abgeschlossen und wurde abgehackt, worüber ich ehrlich gesagt auch ganz froh war.

Lass dich überraschen

Grant und ich trafen uns weiterhin allabendlich zum Musik machen und wir schrieben einfach weiter Songs ohne wirklich zu wissen, für wen der Song dann sein soll. Irgendwann bekam er die Möglichkeit als Chorsänger mit einem berühmten Schlagersänger auf Tour zu gehen. Für ihn war das nichts Neues, arbeitete er doch während ich von morgens bis abends „normal" arbeiten ging an vielen anderen Dingen und verdiente so sein Geld.

Nun war also dieses Angebot bei ihm auf den Tisch gekommen und das hieß für mich, dass ich die nächsten Wochen wieder alleine Musik machen musste. Ich freute mich für ihn, war allerdings doch traurig, dass es nun erst einmal zu Ende war mit dem gemeinsamem arbeiten im Studio. Den letzten Titel, den er bis dahin eingesungen hatte und den wir gemeinsam gemacht hatten hieß „Skin". Ich überlegte mir, wie ich die Zeit bis er wieder da war überbrücken konnte und entschied mich unsere Sängerin zu fragen, die schon bei den anderen Projekten vieles mit uns eingesungen hatte, zukünftige Lieder mit mir aufzunehmen.

Ich rief sie an und sie stimmte zu. Irgendwann sagte sie zu mir, dass sie sich bei einer Fernsehshow beworben hatte, wo man das Lied eines bekannten Stars nachsingen könnte. Dort würden junge Künstler gegeneinander antreten und das Publikum entschiede dann wer dem Original am nächsten kommt und dadurch gewänne. Sie hatte eine positive Antwort bekommen und wäre zum Casting eingeladen worden. Allerdings brauchte man beim Casting die Musik als Playback und sie fragte mich, ob ich das Lied nachproduzieren wollte.

Ich fand die Idee ganz witzig und spannend, schließlich musste ich nur das Lied nachproduzieren und stimmte somit zu. Schließlich hatte ich, solange Grant nicht da war, auch niemanden der Texte zu meinen Songideen beisteuern konnte und daher kam mir eine solche Gelegenheit gerade recht. In den darauf folgenden Tagen programmierte ich das Lied nach und produzierte im Grunde eine Kopie des Songs. Das Lied war von Amanda Marshall und hieß „Let it Rain". Irgendwann stand dann auch der Castingtermin fest und wir fuhren dann gemeinsam dort hin. Für mich war es das erste Mal, dass ich mit so etwas wie Fernsehen überhaupt in Verbindung kam.

Das Casting fand in einem großen bekannten Studio statt und alle Telnehmer versammelten sich im Aufenthaltsraum, wo sie dann aufgefordert wurden ihre Einladung abzugeben und sich in einer Liste einzutragen. Ich fand das alles recht interessant, war ich ja lediglich als Beobachter hier und hatte keinerlei Druck oder Lampenfieber. Ich konnte mir alles in Ruhe anschauen.

Im Aufenthaltsraum fing ich an darüber nachzudenken, wer denn nun wen imitierten würde. Schließlich achtete man auch darauf, ob diejenigen, die einen Künstler imitierten auch Ähnlichkeit mit selbigem haben. Ich schaute in die Runde und glaubte Falco zu entdecken. Ich war ein wenig erschrocken, denn der Typ sah wirklich so

aus. Einen Elvis sah ich auch und irgendwo standen die Wildecker Herzbuben und unterhielten sich mit einem, der Billy Idol hätte sein können. Später wurden alle dann gebeten in einen großen Aufenthaltsraum zu gehen, wo dann jeder einzelne nach vorne gehen musste und dann sein Lied singen sollte. Alles wurde aufgenommen, damit man dann, wenn alles im Kasten war, noch einmal von vorne anschauen und entscheiden konnte, wer es letztendlich in die Sendung schaffte. Irgendwann war dann der Moment, wo sie nach vorne musste und das Lied singen sollte.

Alles verlief ohne irgendwelche Probleme und sie war letztendlich überglücklich. Als alle soweit vorgesungen hatten wurde ihnen gesagt, dass nun die Aufnahmen in die Redaktion gingen und dort entschieden würde, wer von allen die heute hier gesungen hatten genommen würde. Es könnte also dauern mit dem Ergebnis. Am nächsten Tag, traf ich mich wiederum mit der Sängerin in meinem Studio und spielte ihr das Lied „Skin" vor, was sie nhin einsingen sollte. Grant hatte noch bevor er auf Tour ging das Lied soweit eingesungen, damit sie eine Vorstellung davon bekam, wie die Harmonien waren. Wohl noch ziemlich übermotiviert von dem Casting, meinte sie zu meinem Demo nur, dass dieses Lied nicht zu ihr passen würde und sie lieber eine andere Art von Musik machen würde. Das was ich machte wäre ihr zu synthetisch und sie würde nun doch lieber etwas in Richtung Amanda Marshall machen. Ich meinte nur, dass ich keine Band hätte um diese Musik zu machen. Nachzuprogrammieren war eine Sache, aber Lieder zu schreiben in dieser Richtung eine andere.

Dazu brauchte man einen Proberaum und eine komplette Band zur Songentwicklung und zudem, sah ich in diesem Musikstil keinerlei Sinn. Ich fand diese Musik zwar ganz nett aber mehr auch nicht. Sie ließ sich nach langem hin und her dazu überreden den Song doch einzusingen. Wobei das einsingen so ablief, dass ich ihr eine Stunde lang gut zureden musste, damit sie zehn Minuten singen konnte und danach sofort wieder alles in Frage stellte.

Ich kam mir vor wie ein Psychologe, nur ohne Couch. Ich wünschte mir in diesem Moment Grant als Sänger zurück, der leider nicht da war. Nach langem hin und her hatte ich den Gesang von ihr endlich aufgenommen. Als sie weg war, fragte ich mich wie das nun in Zukunft ablaufen sollte. Ich hatte wirklich keine Lust den Seelenklempner zu geben und meine Musik gut reden zu müssen und dachte darüber nach, ob es nicht eine andere Lösung geben könnte. Ebenso hörte ich mir die nun aufgenommene Version ziemlich oft an und je mehr ich an das ganzen Gezicke der Sängerin denken musste, desto weniger gefiel mir ihr Gesang.

Scheinbar hatte ich eine Eigenheit, Lieder von jemandem nur gut zu finden, wenn ich den Menschen dahinter auch mochte. Allerdings musste ich wohl akzeptieren, dass jemand nicht immer das singen wollte, was ich gut fand und einfach diesbezüglich eine eigene Meinung hatte und nicht wie ich bis dahin alles ohne Nachzudenken mitmachte.

Auch wenn es mir nicht gefiel, es war ihr gutes Recht nur das zu singen, was sie wollte. An diesem Abend dachte ich noch viel über besagte Situation nach und ging irgendwann einfach schlafen.

Zurück zu den Wurzeln

Ich rief am nächsten Tag Grant an und erzählte ihm davon. Er meinte damals zu mir, warum ich nicht einfach wieder Lieder für mich machen würde. So wie damals die ersten, durch die wir uns kennen gelernt hatten.

Er habe auch viel darüber nachgedacht, warum letztendlich nichts von dem, was wir alles versucht hatten erfolgreich war und vielleicht sollte ich mich lediglich auf das konzentrieren, was mir Spaß machte und mich nicht mit unendlich vielen anderen Baustellen befassen, die letztendlich nur Kopien von dem sind, was es schon gibt. Ich sollte einfach wieder Musik für mich machen und wenn ich Probleme mit grammatikalischen Sachen bezogen auf englische Texte hätte, würde er sie korrigieren oder wenn er wieder da wäre mit mir gemeinsam weiter schreiben. Er sagte zu mir, „fang da an, wo du damals nach unserem kennenlernen aufgehört hast". Nach unserem Gespräch, saß ich eine ganze Weile da und dachte darüber nach, was er mir sagte. Hatte er wirklich Recht? Ich fing an, alle Bänder und Lieder herauszukramen, die wir gemacht hatten, seitdem ich ihn damals kennen gelernt hatte. Ich weis nicht, wie viele es waren, aber es waren eine ganze Menge. Ich saß bis spät abends in meinem Studio und hörte in alles rein, was wir an Liedern und Projekten zusammen gemacht hatten.

Irgendwann wurde mir bewusst, dass ich im Grunde das geworden war, was ich nie wollte. Ich saß in einem Raum, indem ich mit niemandem reden musste und arbeitete immer schön im Hintergrund und brauchte andere, die sich vor Menschen stellten. Im Grunde genommen so, wie der damaliger Direktor meiner Schule es von mir erwartet hatte. Ich hatte doch mit meinem ersten Album, durch das ich Grant kennen gelernt hatte und mit Liedern, wie „stark" die schönsten Momente in meinem Leben. Mit allem anderen, wo ich es anderen überließ etwas darzustellen, hatte ich immer nur Ärger und keine schönen Erinnerungen und mich lediglich geärgert. Noch an diesem Abend entschied ich mich, so wie Grant es mir gesagt hatte, wieder da anzufangen, wo ich damals aufgehört hatte. Ich rief die Sängerin an und sagte ihr, dass sie sich bitte jemand anderen suchen sollte, da ich ihr wohl nicht den musikalischen Hintergrund bieten könnte, den sie sich vorstellte. Sie meinte nur, dass sie das nicht so gemeint hatte, aber ich ließ mich auf nichts anderes mehr ein. Ich wollte einen Neuanfang und das ohne wenn und aber. Sie war nicht gerade begeistert davon und das war auch das Letzte, was ich mit ihr persönlich gesprochen habe. Aber mir war in diesem Moment egal was sie dachte. Ich wusste das es richtig war alleine weiter zu machen. Ich verspürte wieder diese Euphorie ein Ziel zu haben und ich hatte alles in eigener Hand und war nicht mehr abhängig davon, ob eine andere Person nun Lust dazu hatte oder nicht.

Ich wollte wieder alles alleine entscheiden und mir nun auch von niemand anderem mehr reinreden lassen. Ich genoss den Gedanken alles alleine in der Hand zu haben und endlich wieder Musik für mich zu machen.

Mit Leib und Seele

Als ich am nächsten Tag zu meiner Arbeit ging, war mein Kopf schon wieder voller Ideen und Melodien. Ich musste mich konzentrieren, überhaupt etwas anderes auf die Reihe zu kriegen und war froh, als endlich Feierabend war und ich in mein Studio konnte.

Dort angekommen, kramte ich wieder meine Bücher raus mit denen ich damals schon die ersten englischen Texte gemacht hatte, damit meine neuen Texte wenigstens in die richtige grammatikalische Richtung gingen und fing an auf dem Keyboard rum-zuklimpern und mit Rhythmen und Sound zu spielen. Irgendwann hatte ich eine Komposition gefunden, zu denen mir ein Text einfiel und schrieb nebenbei Textzeilen in englisch.

So entstand Schritt für Schritt der erste Song.

Als ich ihn ganz arrangiert hatte, schrieb ich den Text dazu auf und versuchte ihn anhand von meinen Übersetzungsbüchern so gut wie möglich hinzubekommen. Schon bald daraufwar es soweit und ich konnte das Lied endlich einsingen. Als es fertig war, war ich begeistert und selber überrascht, wie schnell das ging. Meine Stimme gefiel mir und ich dachte, dass ich vielleicht, wenn ich schon mal dabei bin das Lied, welches die Sängerin gesungen hatte auch einfach einmal einsingen sollte. Gesagt getan. Ich hörte mir alles an und spielte noch ein wenig mit Effekten herum und war von dem Ergebnis begeistert. All das bestätigte mich darin nun auf dem richtigen Weg zu sein. Ich freute mich darüber doch so schöne Ergebnisse erzielt zu haben, wobei mir das was ich tat auch noch Spaß machte. Hier gab es keine Überredungskünste die ich anwenden musste, damit jemand überhaupt Lust bekommt etwas zu singen und hier musste ich auch nicht stundenlang einen Gesang editieren, weil einer nicht singen konnte.

Ich glaube dieser eine Abend, wo ich im Grunde zwei Lieder auf einmal gemacht habe, war sehr wichtig für mich. Dort kam ich zu dem zurück, was ich immer wollte und entwickelte eine Eigenständigkeit, die irgendwann in den letzten Jahren verloren gegangen war. Natürlich waren meine Ergebnisse nicht perfekt, aber so wie sie waren, waren sie von mir und das was ich hörte, mochte ich.

Als ich ins Bett ging, war es bereits schon wieder Morgen geworden und der Wek-ker klingelte viel zu früh. Ich quälte mich aus dem Bett und merkte, dass ich wohl am Abend zuvor zu lange im Studio gewesen war. Auf der Arbeit merkte man mir das wohl an, sagte jedoch noch nichts. Meine Augenränder ließen sich nicht wirklich verstecken.

Am Abend machte ich da weiter, wo ich in der letzten Nacht aufgehört hatte. Ich machte Musik. War ich doch am Morgen hundemüde auf der Arbeit gewesen, so war ich nun wieder hellwach.

Die Zeit verging wie im Flug und ich schrieb wieder ein Lied und textete noch ein wenig, bis ich wieder mitten in der Nacht ins Bett fiel.

Die nächsten Tage und Wochen ging das so weiter, bis irgendwann einmal mein Chef zu mir sagte, das ich meine musikalischen Eskapaden bitte so machen möchte, dass ich sie nicht mit zur Arbeit einbringe. Schließlich sollte ich hier arbeiten und nicht einschlafen. Er hatte mich in den letzten Wochen beobachtet und wäre in keiner Weise damit einverstanden, wenn ich völlig unausgeschlafen und übermüdet zur Arbeit käme. Ich entschuldigte mich und versprach, dass es nicht wieder vorkommen würde. Am Abend entschied ich mich dafür nicht wieder bis spät in die Nacht ins Studio zu gehen. Ich schrieb den angefangenen Text vom Vorabend zu Ende und sang ihn nicht mehr ein. Schließlich war es doch wieder später geworden als ich wollte und ging schlafen. Im Bett lag ich dann hellwach und ziemlich unmotiviert rum, weil ich die ganze Zeit daran dachte, wie ich das Lied einsingen würde und schlief demzufolge viel zu spät ein. Irgendwann war dann endlich Wochenende, worüber ich mich sehr freute. Wurde ich doch mittlerweile in jeder Sekunde von meinem Chef beäugt, da ich immer noch ziemlich verpennt aussah. Hier konnte ich dann endlich meinen verlorenen Schlaf nachholen.

Das dritte Lied hatte ich irgendwann zwischen Arbeiten und Schlafen eingesungen und es hieß „Discover the World". Ich hatte mir die drei Lieder auf eine CD gebrannt und hörte sie mir in jeder freien Minute an. Ich konnte an nichts anderes mehr denken, als an die Musik. Die kommende Zeit verlief im Grunde genauso ab. Ich schrieb noch weitere Lieder und versank völlig in dem was ich tat. Ich hatte nur noch Melodien im Kopf und dachte an nichts anders mehr und mir ging es gut, wenn ich Musik machte. Ganz im Gegensatz zu meiner regulären Arbeit.

Wenn ich dort war, quälte ich mich durch den Tag. Ich hatte keinerlei Freude mehr an dem was ich machte und wartete im Grunde nur noch auf den Feierabend, um wieder in mein Studio gehen zu können. Dass ich so unmotiviert war, merkte mein Chef mit jedem neuen Tag. Irgendwann sagte er zu mir, dass das so nicht weitergehen könnte. Entweder sollte ich mich auf die Arbeit konzentrieren oder auf die Musik. Ich müsste mich mal entscheiden. Beides gleichzeitig würde nicht gehen. Er würde mir nur den Rat geben mich mehr auf meinen Beruf zu konzentrieren, da die Musik keine Zukunft hätte. Es gäbe schließlich Tausende, die damit schon auf die Nase gefallen wären. Am kommenden Wochenende grübelte ich lange darüber nach, wie es weitergehen sollte, hatte ich in den letzten Tagen doch selber gemerkt, dass sich beides nicht miteinander vertrug. Allerdings wäre ich auch unglücklich, wenn ich die Musik nicht so machen könnte, wie ich es wollte.

Ich hatte bis zu diesem Zeitpunkt „My bride has gone", „Skin", „Disover the world", „Armageddon" und „Ikarus" geschrieben und das in sehr kurzer Zeit. Ich war selber davon überrascht, wie schnell mir alles von der Hand ging allerdings bekam ich bei diesem Tempo auch Probleme mit meinem Beruf. Ich entschied mich dafür die Musik zurückzuschrauben. Zu klar war mir damals, dass ich ohne Beruf überhaupt keine Musik machen konnte.

Um mich selber in dieser Hinsicht zu kontrollieren, da ich keinerlei Zeitgefühl beim Lieder schreiben hatte, setzte ich mir ein Limit von zwei bis drei Stunden, die ich maximal nach der Arbeit im Studio verbringen dürfte. Zudem hätte ich das ganze Wochenende zur Verfügung.

Wenn ich mich daran hielte, würde ich vielleicht doch beides unter einen Hut bekommen und in Ruhe an weiteren Liedern arbeiten können und müsste mich nicht zwischen dem einen oder anderen entscheiden.

Gottvertrauen

Die kommenden Wochen waren eine Qual für mich. Ich zwang mich dazu nicht an die Musik zu denken, wenn ich meinem Beruf nachging. Ich saß an meinem Arbeitsplatz und konnte die Ideen die mir dort einfielen nicht umsetzten, sondern musste warten bis ich wieder zuhause war.

Dort angekommen hatte ich immer die Zeit im Hinterkopf, die wie im Flug vorüberging. Ich bekam musikalisch in dieser Zeit nichts auf die Reihe und quälte mich nur. Mein selbstauferlegtes Zeitlimit hielt ich zwar ein, aber es erschien mir viel zu kurz. Schon als ich anfing im Studio zu arbeiten dachte ich nur noch daran, wie viel Zeit mir noch bliebe. Allerdings ließ ich mir das Ganze nun nicht mehr bei der Arbeit anmerken. Ich machte meinen Job und schaltete meine Gedanken in dieser Hinsicht aus. Am Abend allerdings, ließ ich meinen Gefühlen freien Lauf. Entweder entlud ich meinen Frust, indem ich joggen ging oder ich saß ab und an alleine im Studio und musste einfach nur heulen. Das nicht tun zu können, was ich liebte, tat mir einfach weh und die Gewissheit keine Lösung zu finden ebenso. Ich wehrte mich zum damaligen Zeitpunkt mit Händen und Füssen gegen meine Situation, in der ich mich befand, allerdings brachte mich das auch keinen Schritt weiter.

Ich hatte vorher an vielen anderen Projekten gearbeitet und dies ohne weiteres zeitlich unter einen Hut gebracht. Allerdings war das nun etwas anderes. Ich hatte vorher noch nie mit soviel Herzblut Musik gemacht und dabei gespürt, wie sehr ich das, was ich machte liebte. Das dies nun nicht funktionierte, machte mich innerlich fertig. Alles war irgendwie ausweglos für mich und wahrscheinlich war gerade diese Situation in die ich mich immer weiter hineinsteigerte der Grund dafür, dass ich anfing über mein Leben nachzudenken. Ich fiel in eine Art Depression und badete regelrecht darin. Ich redete mir ein, wie schlecht es mir doch ging und wie ungerecht alles ist. Zu dieser Zeit redete ich viel mit meiner Familie und meine Mutter machte sich sichtlich Sorgen, weil ich nur noch am jammern war. Irgendwann meinte sie zu mir, ich sollte ein wenig Gottvertrauen haben und das sich schon wieder alles einrenken würde und ich sollte die Hoffnung nicht verlieren. Ich fragte mich ehrlich gesagt damals, was das nun mit meiner Situation zu tun hatte und wie mir das helfen sollte. Nach dem Telefonat dachte ich noch lange darüber nach, was sie zu mir gesagt hatte. Sollte ich nun beten? Ich hatte das schon ewig nicht mehr gemacht. Ich denke das letzte Mal war es wohl als Kind. Damals war es lediglich ein Zwang für mich gewesen und Angst war da eher der Antrieb. So hatte man es uns immer im Religionsunterricht in der Grundschule beigebracht. Frei nach dem Motto: wenn du dies oder jenes nicht tust, kommst du in die Hölle. Mit dieser Denkweise konnte ich mich noch nie identifizieren.

Je älter ich allerdings geworden war, desto mehr geriet alles in Vergessenheit und es widerstrebte mir dies nun zu tun, nur weil ich jetzt gerade keinen anderen Ausweg mehr sah. Ich konnte mich noch nie mit all dem identifizieren, wofür die Kirche an sich stand. Natürlich glaubte ich an Gott. Aber an die Kirche? All die Gesetze, Verbote und Gebote waren mir persönlich eher fremd und erschienen mir weinig zeitgemäss. Ich weiß noch wie heute, dass ich anfing darüber nachzudenken und in diesem Moment wurde mir klar, dass ich in meinem Innersten schon immer einen Unterschied zwischen Gott und der Kirche gemacht habe. Allerdings half mir mein gedankliches philosophieren über allerlei religiöse Ansichten in dieser Situation weiter. Ich betete an diesem Abend nicht, allerdings dachte ich über vieles nach, was ich damit in Verbindung brachte.

Unheilig

Irgendwann raffte ich mich wieder auf. Zwar war ich immer noch unglücklich, allerdings merkte ich auch, nachdem ich mich genügend in meinem Selbstmitleid gewälzt hatte, daß es so nicht weiter gehen konnte.

Ich entschied mich mit den bisherigen Liedern bei Plattenfirmen zu bewerben und zu schauen, was dabei rauskommt, bevor ich weiterschreiben wollte. Allerdings wollte ich es wieder so machen wie damals, als ich eine komplette CD gemacht hatte. Ich nahm ein Foto, das irgendwann mal bei einer Fotosession entstanden war und bastelte mir damit am Computer ein Cover zusammen.

Ich hatte in dieser Hinsicht noch keinerlei Erfahrung und somit bastelte ich einige Zeit vor mich hin und schob Schriften und Zeichen und Bilder immer wieder hin und her, bis ich mit dem, was ich da sah einigermaßen zufrieden war. Alles sah nicht sonderlich professionell aus, allerdings sah es bei weitem besser aus als das, was ich damals vor Jahren bei der ersten CD von jemand anderem habe machen lassen. Ich stellte eine Tracklist mit den bisherigen Liedern zusammen und irgendwann war alles soweit fertig. Allerdings fehlte dem Kind noch ein Name. Hatte ich damals meine erste Platte aus einer Laune heraus „The Graf genannt, wollte ich nun einen anderen Namen wählen, der einen Hintergrund hat. Darüber hatte ich mir bis dahin noch keinerlei Gedanken gemacht.

Ich fing an, allerlei Wörter und Namen auf eine Liste zu schreiben. Allerdings war nichts dabei, was mir zu diesem Zeitpunkt gefiel. Ich wollte etwas, was meine jetzige Situation widerspiegelt und irgendwie aussagt, wer ich bin und wie ich denke. Ich erinnerte mich an die Gedanken über Gott und die Welt, die ich mir die letzten Wochen gemacht hatte, als ich nicht wusste wie es weitergehen sollte und fing an, in der Bibel nachzuschlagen. Ich wollte wissen, wie diejenigen genannt werden, die sich mit den Regeln der Kirche nicht identifizieren können und wurde auch fündig. Ich las die Bezeichnung „Unheilig". Es steht in der Bibel für all diejenigen, die sich den Gesetzen und Regeln der Kirche widersetzten und da ich an Gott aber nicht an die Kirche glaubte, entschied ich mich damals für diesen Namen. Ich tippte ihn in das freie Feld in meinem selbstgebastelten Artwork und schaute mir das Ganze an. Alles was ich sah, war für mich zum damaligen Zeitpunkt perfekt und passte zusammen. Ich verspürte in diesem Moment tatsächlich etwas, was meine Mutter wohl Gottvertrauen nennen würde.

Am nächsten Tag, ging ich in einen Copyshop und lies mir unzählige Kopien davon ausdrücken, die ich dann zusammenbastelte und in eine CD-Hülle steckte. Das Ergebnis konnte sich in meinen Augen sehen lassen und war nun gespannt, was Grant zu allem sagen würde.

Seine Tour war mittlerweile zu Ende und ich spielte ihm die Sachen vor. Er war sichtlich begeistert, meinte aber das da grammatikalisch noch einiges falsch wäre. Das sollte ich doch noch ändern. Er würde die Texte mit nach hause nehmen und sie dort korrigieren und dann müsste ich wohl oder übel alles noch einmal einsingen. Das wurmte mich zwar, aber ich stimmte zu. Schließlich wollte ich alles richtig haben und nicht wieder irgendwelche Texte ohne wirklichen Zusammenhang besingen. Bis alle Texte fertig waren dauerte es eine gewisse Zeit und irgendwann konnte ich mit dem Einsingen anfangen. Nach einigen Tagen war ich fertig und brannte wiederum neue CDs, wo nun die fertigen Lieder drauf waren. Grant meinte dann zu mir, er kenne da einen Produzenten, welcher mit sehr bekannten Künstlern gearbeitet hätte und sehr erfolgreich wäre. Vielleicht könne er uns einen Plattenvertrag besorgen. Er meinte, vielleicht wäre das der richtige Weg, bevor man wieder selber alles an Plattenfirmen schickt. Den Produzenten, den er meinte kannte ich nicht. Allerdings kannte ich die Lieder, die er produzierte hatte. Gerade ein aktuelles Lied war mir ein Begriff und ich war gespannt, was dabei letztendlich rauskommen würde. Irgendwann stand dann der Termin fest und wir machten uns beide auf den Weg um uns mit besagtem Produzenten zu treffen. Er hatte bis dahin noch nichts von dem gehört, worum es musikalisch ging, dementsprechend nervös war ich auch, wie seine Meinung ausfallen würde. Allerdings machte ich mir nun schon mehr Hoffnungen als vorher, da es nun scheinbar eine wirkliche Möglichkeit geben könnte, endlich einen Schritt weiterzukommen und vielleicht mit meiner Musik bei einer Plattenfirma unterzukommen.

Der Zauberer

Nach einer gar nicht so langen Fahrt kamen wir an unserem Ziel an. Wir klingelten an einem ganz normalen Wohnhaus und eine Frau machte uns die Tür auf. Sie sagte, dass der Produzent uns schon erwarten würde, es jedoch noch etwas dauern könnte, da er noch telefoniere. Sie führte uns durch die Wohnung in sein Studio, wo wir warteten.

Im Grunde ein recht kleiner Raum, allerdings mit Technik bis unters Dach. Alleine das Mischpult war größer als mein Bett. Alles war ziemlich beeindruckend. Überall flimmerten irgendwelche Geräte und Lämpchen. Das musste alles ein Vermögen gekostet habe. An der Wand hing auch eine Platinplatte für Unmengen von verkauften Exemplaren und andere Dinge, die daraufhinwiesen, dass hier einer die letzten Jahre recht erfolgreich gewesen ist.

So etwas kannte ich bisher nur aus dem Fernsehen, wenn Menschen die es geschafft haben interviewt wurden und im Hintergrund ihre Trophäen funkelten, wenn sie über ihr Leben sprachen. Überall surrten kleine Ventilatoren der Computer und der Raum war doch recht stickig und man sah, dass hier auch Tag und Nacht gearbeitet wurde. Ich wurde immer nervöser und wir warteten weiter, bis er letztendlich zu uns kam und sich vorstellte.

Grant erzählte ihm worum es ging und ich saß einfach da und sagte erstmal nichts. Allerdings wäre es auch sinnlos gewesen einen intelligenten Spruch loszulassen, schließlich war ich noch von all den Eindrücken des Studios erschlagen. Er gab ihm eine CD von mir und stellte mich ihm vor. Ich drückte ein „Hallo" raus, lächelte unsicher und gab ihm die Hand. Er wiederum steckte die CD in den Player, hörte sich das Ganze an und meinte, dass es ihm gefiele und er es richtig gut findet. Nachdem er das gesagt hatte, fiel die Nervosität ein wenig von mir ab und ich bedankte mich bei ihm für das Lob. Er fragte mich, was ich mache und wie lange ich schreibe, wie mein Studio aussieht und wie ich welche Sounds hinbekomme habe. Dann sagte er, dass ihm auf Anhieb so einige Plattenfirmen einfielen, die sich mit Sicherheit dafür interessieren würden.

Zur damaligen Zeit waren „Deine Lakaien" in den Charts und recht erfolgreich mit „Into my arms" und er verglich meine Stimme und die Musik mit ihnen, wodurch ich mich durchaus geschmeichelt fühlte. Allerdings meinte er, wenn es zu einem Plattenvertrag kommen würde, müsste ich noch mehr als die bisherigen 5 Lieder schreiben. Ich sollte einfach weiter schreiben und er würde in den nächsten Wochen bei verschiedenen Plattenfirmen anfragen und sich bei uns melden, wenn sich dann etwas ergeben hätte.

Er machte auf mich einen sehr sympathischen Eindruck und gab mir das Gefühl, dass

er wusste wovon er redete. Allerdings kann das auch daran gelegen haben, das er mir

damals sagte, was ich hören wollte. Er war sich über die Wirkung, die sein Studio und

das ganze drum herum auf einen Besucher machte, schon sehr bewusst.

Wir verabschiedeten uns voneinander und Grant und ich waren sehr überrascht, dass

alles so positiv gelaufen war. Beeindruckt von dem gerade Erlebten, plauderten wir

noch lange auf der Rückfahrt über die Musik und ich hatte ein gutes Gefühl bei der

ganzen Sache und hoffte nun bald eine positive Nachricht zu hören.

Ich hatte das Gefühl, das nun in allem was die Musik betraf mehr Bewegung war als

früher und wir entschieden uns somit erst einmal selber nichts zu Plattenfirmen zu

schicken.

Der Sprung ins kalte Wasser

In den nächsten Tagen machte ich da weiter, wo ich nach meinem Depressionsloch aufgehört hatte. Ich ging sobald ich Feierabend hatte ins Studio und wollte dort Lieder schreiben. Es ging mir allerdings immer noch gegen den Strich mein selbst auferlegtes Zeitlimit einzuhalten und war hin und wieder immer noch völlig frustriert. Ich merkte, dass lediglich an den Wochenenden etwas bei meiner Arbeit im Studio herauskam, da ich in der Woche zu wenig Zeit hatte und mich beim Schreiben einfach nicht fallen lassen konnte. Somit versuchte ich mit der Situation klarzukommen, was mir allerdings immer noch extrem schwer fiel. Ich hatte wieder jede Menge Ideen, konnte sie allerdings nicht umsetzen, weil ich keine Zeit hatte. Das wiederum, was mir tagsüber durch den Kopf ging, ließ meine Konzentration auf der Arbeit schwinden. Das alte Spiel halt. Ich fing an mit dem Gedanken zu spielen, was denn passieren würde, wenn ich es wirklich wagen würde meinen Beruf an den Nagel zu hängen und wie lange ich mit meinem Ersparten auskommen würde. Vielleicht könnte ich eine berufliche Pause machen und wenn es letztendlich nicht mit der Musik funktionieren würde, wieder in meinen alten Beruf zurückkehren. Ich rechnete die nächsten Tage alles hin und her und kam zu dem Ergebnis, lediglich ein Jahr mit meinen Ersparnissen auskommen zu können. Ich hatte in meiner Rechnung schon jede Mark zwei Mal umgedreht und würde auf alles, was nicht sein müsste, wie Klamotten, Kino oder essen gehen, verzichten. Ich entschied mich schweren Herzens mit meiner Familie zu reden und ihr von meinem Vorhaben zu erzählen und hoffte, dass sie vielleicht wieder etwas beisteuern könnte, damit ich vielleicht mehr Zeit bekommen würde.

Als ich damals mit der Ausbildung fertig geworden war, hatten meine Eltern natürlich aufgehört mir monatlich Geld zu geben, da ich ja nun selber genügend verdienen konnte. Nun machte ich mich also mit dem Vorhaben auf den Weg meinen Job, durch den ich mittlerweile richtig gut verdiente, an den Nagel zu hängen. Ich wollte mehr Zeit für die Musik haben, mit der ich noch nicht einmal einen Plattenvertrag und bisher nur Absagen bekommen hatte.

Das alles wollte ich meiner Familie mitteilen, in der Hoffnung von Ihnen nochmals Unterstützung zu erfahren. Wenn ich diese Zeilen hier heute schreibe, ist es ein Wunder, daß ich diesen Gedanken wirklich in die Tat umgesetzt habe, obwohl es völlig absurd und sinnlos erschien. Ich erklärte Ihnen, was ich vorhatte und habe sie wirklich um Hilfe gebeten und aus einem heute noch unerfindlichen Grund, konnten sie mich sogar verstehen. Sie wollten mich finanziell so unterstützen, dass ich es schaffen könnte ohne eine geregelte Arbeit über die Runden zu kommen. Ich denke, es fiel keinem aus meiner Familie leicht, aber niemand legte mir irgendwelche Steine in den Weg oder brachte mir damals auf irgendeine Art Unverständnis entgegen. Allerdings sollte ich auch mit meinem Chef reden, ob ich wieder zurückkommen könnte, wenn ich letztendlich doch scheitern sollte. Ich versprach allen in meiner Familie alles in meiner Macht stehende dafür zu tun, mich nicht darauf auszuruhen, das sie mich unterstützten und sie nicht enttäuschen zu wollen. Ich war überglücklich, allerdings war der Druck, den ich mir dadurch selber auferlegte schon enorm.

Am nächsten Tag redete ich mit meinem Chef, woraufhin er meinte, dass er davon ausgeht, das wir uns wohl recht schnell wieder sehen würden. Er glaubte, dass ich schnell wieder auf den Boden der Tatsachen kommen würde und dann wenigstens wieder konzentriert bei der Arbeit wäre. Er konnte mir nicht versprechen dass ich in meiner Heimatstadt wieder unterkommen würde.

Da ich aber ein sehr guter Mitarbeiter wäre, wenn ich nicht gerade Musik im Kopf habe, wollte er mit der Hauptverwaltung und dem Personalchef reden. Wenn ich also flexibel wäre, würde ich schon wieder irgendwo unterkommen. Als dann von dieser Seite ebenso grünes Licht kam, reichte ich in der darauf folgenden Woche doch tatsächlich meine Kündigung ein und ging das Risiko ein mich selbstständig zu machen. Ich weiß noch bis heute, wie mein letzter Arbeitstag ablief.

Alle Mitarbeiter organisierten ein kleines Abschiedsessen für mich und hatten wohl zusammengelegt um mir ein Abschiedgeschenk zu machen. An diesem Abend wurde mir bewusst, was ich hier eigentlich aufgab. Ich gab einen Beruf auf, für den andere alles geben würden, die einen Job suchten. Ich verließ Mitarbeiter, die nett und freundlich zu mir waren und einen Chef, der mir zum Schluss sogar noch Glück wünschte und mir sagte, sie können immer wiederkommen.

Ebenso bekam ich ein Schreiben aus der Hauptverwaltung, worin man mir ebenfalls Glück wünschte und man es bedauerte, dass ich nun ging. An diesem Abend hatte ich nicht nur positive Gedanken, denn mir wurde klar, was für ein Risiko ich einging und wie ungewiss doch alles war, was die Zukunft betraf. Allerdings wusste ich auch, das ich es einfach versuchen musste irgendwann einmal von der Musik leben zu können und ins kalte Wasser zu springen, damit ich mir nie mehr die Frage stellen müsste, was passiert wäre, wenn ich dieses Risiko eingegangen wäre. Ich fuhr an einem Freitag von meiner Verabschiedung mit all den lieben Wünschen und kleinen Präsenten nach Hause und ging es wirklich ein, dieses Risiko.

Mein erster Tag als Musiker

Noch am selben Wochenende machte ich mir einen Plan, wie ich nun arbeiten würde. Ich würde mir den Wecker früh morgens stellen und dann den ganzen Tag im Studio verbringen. Im Grunde so, als wenn ich ganz normal arbeiten würde. Ich orientierte mich an meinem Arbeitstag, wie ich es bisher kannte. Nur das ich endlich in Ruhe Lieder schreiben konnte. Gesagt, getan.

Am Montag morgen klingelte dann mein Wecker um sieben Uhr morgens und mein erster Tag als Musiker sollte beginnen. Ich rannte an diesem Morgen ziemlich orien-tierungslos durch die Gegend. Vielleicht vor Aufregung oder aus irgendeinem anderen Grund, war ich in keiner Weise ruhig und entspannt.

Mir fielen keinerlei Ideen ein, die ich musikalisch hätte nutzen können. Im Grunde saß ich in meinem Studio und glotzte die Geräte an. Ich fragte mich wohl die ganze Zeit, was ich nun machen musste. Schließlich wollte ich doch nun allen, die mich unter-

stützten zeigen, dass ich dafür richtig hart arbeiten will und schnelle Ergebnisse erziele. Ich spielte irgendwelche Melodien und tüftelte mit Rhythmen und allerlei Sounds herum, kam aber zu keinem Ergebnis.

Ich verkrampfte total und stand'mir damals selbst im Weg. Ich hatte zwar nun Zeit mich in jeder Sekunde mit Musik zu beschäftigen, aber nun wirklich keine Ahnung, wie ich damit umgehen sollte. Zusätzlich wollte ich mir so schnell wie möglich beweisen, dass dies was ich tue richtig ist und das es ebenso richtig war alles andere dafür aufzugeben. Ich merkte an diesem Morgen, dass alles nicht so einfach war und ich unbedingt ruhiger werden musste, um in diese neue Situation hinein zu wachsen. Somit hielt ich meinen selbst auferlegten Plan zwar ein, jeden Tag ins Studio zu gehen allerdings ließ ich mir Zeit damit, wann ich den ersten Song schreiben würde. So vergingen einige Tage, an denen ich immer wieder im Studio saß und mich mit allem beschäftigte, außer mit dem Schreiben neuer Songs. Ich fing an, mein Studio umzubauen und alles hin und herzukramen, damit ich etwas zu tun hatte. Ich verkabelte hier ein wenig die Keyboards und kramte es von der einen auf die andere Seite. Ich ließ mich damals schon ein wenig gehen, bis ich irgendwann wieder mit einem Keyboard rumspielte und ich eine Idee bekam ein neues Lied zu machen. Ich hatte nun alle Zeit der Welt alles in Ruhe auszuarbeiten und ich denke in diesem Moment ist bei mir auch der Knoten geplatzt und ich fing wieder an Musik zu machen und Lieder zu schreiben. Ich konnte nun bis spät in die Nacht arbeiten und einfach am nächsten Tag weitermachen ohne zu hören, dass ich nicht ausgeschlafen sei. Da Grant zu dieser Zeit auch noch selber viel um die Ohren hatte, machte ich damals erst einmal alleine Musik. Schließlich hatte ich nun den ganzen Tag Zeit und würde ihn dann abends wieder sehen, wenn er vorbeikäme. Ich schrieb damals mein erstes Lied in dieser Zeit, mit dem Namen „The bad and the beautiful". Ich benutzte einen Text von Grant aus den Zeiten von Crash und steckte diese Geschichte in ein völlig anderes musikalisches Kleid.

Somit hatte ich schon wieder ein Lied mehr für Unheilig und schrieb in den nächsten Tagen den Titel „Close your eyes". Die neu gewonnene Freizeit und gelernt zu haben damit umzugehen, ließ mich in meine eigene Welt abtauchen. Allerdings schrieb ich mittlerweile sehr viele Lieder und das korrigieren meiner englischen Ideen und das Umwandeln in Texte, dauerte doch immer recht lange, so dass ich mittlerweile warten musste, bis Grant diese korrigiert hatte bevor ich sie einsingen konnte. So wartete ich an irgendeinem Tag bis er abends zu mir kam und ich zappte im Fernsehen hin und her und landete irgendwann bei Viva, wo ich ein Video mit dem Titel „Das weiße Licht" sah. Ziemlich gebannt, schaute ich mir das Video an und es haute-mich um. Ich war von der Art und Weise des Liedes beeindruckt und ich kam auf die Idee einfach wieder zu versuchen, ein deutsches Lied zu schreiben. Da ich bis zum Abend nichts mehr tun konnte und der neue englische Text erst korri-. giert werden musste, machte ich mich daran ein Lied auf deutsch zu schreiben, lebt klimperte auf meinen Keyboards herum und schreib dabei Textzeilen auf, die daz~ passten, bis ich einen Refrain fertig hatte. Danach komponierte ich dazu passend«; Strophen und nach einigen Stunden hatte ich das Lied fertig und nannte es „Sage ja!": Irgendwann am Abend kam Grant mit dem korrigiertenn Text von Close your eye welchen ich dann einsang. Ich spielte ihm „Sage ja!" vor, was ihm sofort gefiel.

er wieder gegangen war, werkelte ich noch lange an dem neuen deutschen Lied herum,

bis es in meinen Augen komplett fertig war und legte es weg.

Ich war mir damals nicht ganz sicher, ob dieses Lied zu Unheilig passen würde.

Plattenvertrag

Ich weiß nicht mehr wann es war, aber irgendwann im Laufe irgendeines abends klingelte das Telefon und Grant war dran. Heute konnte er nicht zu mir ins Studio kommen, daher wunderte ich mich, das er mich anrief. Er meinte am Telefon zu mir: „Du hast 'nen Deal".

Ich weiß noch genau, wie ich sagte: „Was, wer, ich?" Und er sagte wieder: „Ja, du hast nen DeaT.Tch schmiss den Telefonhörer in die Ecke und fing an l*ut zu schreien und zu jubeln und hüpfte hin und her. Danach schnappte ich mir den Telefonhörer wieder und fragte, ob Grant noch dran sei. Er lachte und sagte: „Ja freu dich, das hast du verdient".

Daraufhin sagte er, dass der Produzent ihn angerufen habe und er ihm erzählt hätte, das er eine kleine Plattenfirma gefunden habe, die von den Liedern begeistert ist. Wir sollten jetzt in ein paar Tagen zu dem Produzenten fahren und dann besprechen, wie es nun weiterging. Als ich auflegte, war ich überglücklich und rief erst einmal meine ganze Familie an. Alle freuten sich für mich und ich strahlte wohl in diesem Moment wie ein Honigkuchenpferd.

Ich weiß noch genau, wie ich an diesem Tag vor lauter Aufregung nichts mehr in meinem Studio gebacken bekam und entschied mich erst einmal joggen zu gehen. Nachdem ich mich wieder beruhigt hatte, ging ich wieder ins Studio und versuchte trotz meiner Aufgeregtheit über die tollen Nachrichten weiterhin Musik zu machen. An diesem Tag kam nichts dabei heraus aber das fand ich nicht weiter schlimm. Ich genoss das Gefühl einen großen Schritt vorangekommen zu sein. Gerade in dieser Zeit, wo ich doch alles auf eine Karte gesetzt hatte, was den Beruf und meine Zukunft anging, war es nun endlich dazu gekommen, dass ich wohl bald einen Plattenvertrag bekommen würde.

Zusätzlich allerdings, hatte ich wiederum Angst, dass nun doch noch irgendwas dazwischen kommen könnte. Der Vertrag war schließlich noch nicht unterschrieben und ich wusste noch gar nicht, welche Plattenfirma es war oder hatte irgendjemanden von ihnen jemals gesehen. Ich beruhigte mich selber indem ich einfach daran glaubte, dass schon alles klappen würde und hoffte, dass die Tage, die es noch dauerte, bis wir wieder zu dem Produzenten fuhren, schnell vergehen würden.

In den nächsten Tagen dachte ich an nichts anderes mehr, als das die Zeit so schnell wie möglich vergehen sollte. Allerdings zog sich diese Zeit doch sehr. Auf etwas zu warten, hatte ich noch nie gut gekonnt. Irgendwann war es dann soweit und ich holte Grant ab, damit wir wieder zum Produzenten fahren konnten. Er meinte, er habe noch ab und an mit ihm gesprochen und das sich alles richtig gut

anhört. Wir mussten uns nun mit ihm über das ganze Vertragliche unterhalten und dann noch besprechen, wann wir alle gemeinsam zur Plattenfirma fahren würden. Diese wäre zwar eine recht kleine, allerdings sei dies auch besser, da sie ihre Künstler über Jahre in Ruhe aufbauen wollten.

Ich freute mich umso mehr dies zu hören und war nun noch aufgeregter. Wir fuhren zu einer neuen Adresse, da der Produzent vor kurzem wohl umgezogen war. Wir hielten vor einer ziemlich großen Hütte und klingelten wieder an der Tür. Seine Frau öffnete uns und wir gingen rein, um in die zweite Etage in sein Studio zu gelangen. Das ganze sah nun noch pompöser aus. Alleine der Raum mit dem Mischpult, war so groß wie meine ganze Wohnung und alles erinnerte mich an ein Raumschiff mit all den Lämpchen und Geräten. Irgendwo saß er dann inmitten seiner Elektronik. Wir begrüßten uns und lachten und gratulierten uns zu dem Plattenvertrag. Währenddessen kam die Frau des Produzenten herein und brachte uns allen Kaffee und gratulierte uns ebenfalls. Der Produzent fing an zu erzählen.

Er hätte meine Demos an viele Plattenfirmen weitergeleitet und eine Firma mit dem Namen FanSation war davon total begeistert. Dies wären zwei Leute, die verschiedene Künstler aus der Indieszene betreuten und aufbauten. Im Grunde wäre FanSation also eine Art Management. Er hätte mit beiden gesprochen und sie würden Unheilig gerne wie die anderen Künstler betreuen. Sie wären von meiner Stimme hin und weg gewesen und würden gerne ein komplettes Album mit mir machen, welches er wiederum produzieren solle. Das ganze würde dann bei einer anderen Plattenfirma rauskommen, mit der FanSation damals zusammenarbeitete.

Als er das alles erzählte, muss ich ihn ziemlich verständnislos angeschaut haben, woran er wohl merkte, dass ich nicht ganz mitkam und im Grunde nur Bahnhof verstand. Um es einfach zu sagen, meinte er daraufhin, ich produziere deine Lieder und die werden bei der Plattenfirma veröffentlicht und FanSation sorgt dafür, dass du langsam aufgebaut wirst. „Ah, ok" erwiderte ich und wir mussten alle lachen. Allerdings müsste ich, bevor alles in Bewegung kommt erst einmal einen Künstler-vertrag bei ihm unterzeichnen, da er das ganze produzieren würde. Grant stimmte ihm zu und daraufhin redeten beide noch über allerlei Einzelheiten, was die Verträge anging. Ich war froh, Grant dabei zu haben, da er doch schon wesentlich mehr Erfahrung hatte und vertraute darauf, dass alles, was nun besprochen wurde auch Hand und Fuß hatte.

Das Ganze dauerte ziemlich lange und irgendwann fragte mich der Produzent, ob ich neue Lieder habe. Ich sagte ja und gab ihm die neuen englischen Lieder auf CD und fügte hinzu, dass ich auch eines in deutsch geschrieben hatte. Er meinte zu mir, dass das nicht so sinnvoll wäre, da die englischen nun so gut angekommen seien und er daher kein deutsches Lied hören wollte. Ich meinte nur „ok" und wir hörten uns lediglich die englischen an, die ihm ebenso gefielen wie die bisherigen. Ich steckte die CD mit „Sage ja!" wieder in meine Tasche.

Er meinte dann, das wir, wenn ich bei ihm einen Künstlervertrag unterschieben hätte auch zu FanSation fahren mussten, weil die mich gerne kennen lernen würden. Somit gab er uns beim rausgehen den Künstlervertrag für mich mit, den ich ihm dann nach durchlesen unterschreiben sollte. Ich könnte diesen dann beim nächsten Termin wieder mitbringen, meinte er. Wir machten bei der Verabschiedung einen neuen Termin für die kommende Woche aus, um zu FanSation zu fahren. Auf dem Heimweg war ich überglücklich und bat Grant den Vertag durchzulesen. Er soll mir dann sagen ob soweit alles in Ordnung wäre und ich unterschreiben könnte. Er meinte, dass es kein Problem sein und wir fuhren nach Hause.

FanSation

In der kommenden Woche telefonierte ich fast an jedem Tag mit Grant und fragte ihn immer wieder, ob der Vertrag mm in Ordnung wäre und ob ich ihn endlich unterschreiben könnte. Schließlich hing doch davon ab, ob alles so wie wir es besprochen hatten ablief. Er meinte er müsste noch einiges mit dem Produzenten diesbezüglich besprechen, da er versuchen würde für mich das bestmögliche an Konditionen raus-zuholen.

Zu dieser Zeit dachte ich immer wieder, dass vielleicht doch noch etwas schief laufen könne. Ich sah in allem eine große Chance für mich und wollte diese einfach nicht verlieren. Es würde nur um vertragliche Kleinigkeiten gehen, die allerdings doch für mich wesentlich sein könnten, meinte Grant. Ich solle ihn erstmal machen lassen und alles würde schon gut werden.

Aus heutiger Sicht, denke ich, hätte ich ihn wohl nicht so drängen sollen, allerdings nervte ich ihn damals sehr und drängelte damit, dass ich das Teil nun endlich unterschreiben wollte.

Ich machte mir damals über vertragliche Dinge keinerlei Gedanken und war wir über die Tragweite meiner Unterschrift überhaupt nicht bewusst. Ich wollte unbedingt mit dem Produzenten gemeinsam an den Liedern arbeiten und der damalige Preis war mir zu dem Zeitpunkt egal. Ich hatte ohnehin keinerlei Ahnung von vertraglichen Sachen und für mich zählte ein Wort immer noch mehr als eine Unterschrift. Irgendwann kam dann der Termin, den wir alle ausmachten um zu FanSation zu fahren und Grant brachte den Vertrag mit. Ich unterschrieb das Ding und war froh, dass es nun losgehen konnte. Er habe noch einiges daran zu meinen Gunsten geändert, meinte er und das wäre nun in Ordnung. Wir fuhren zu dem Produzenten, holten ihn ab und machten uns auf die Reise.

Auf der Hinfahrt redeten wir viel über Musik und der Produzent erzählte viele Anekdoten aus seiner Vergangenheit. Es wurde herzlich gelacht und wir alle hatten Spaß. Er meinte dann, er würde auch gleich, wenn wir dort wären das Thema Video und Single ansprechen, da er schon vorschlagen würde, vor dem Album eine Single zu veröffentlichen und ein Video zu drehen. Grant und ich stimmten ihm zu und ich erzählte das jemand, mit dem ich über ein paar Ecken verwandt bin in einer Videofirma arbeitet und genau das tut.

Der Produzent fragte, ob ich ihn nicht sofort anrufen wollte und er dann mit ihm reden könnte. Ich rief meinen Verwandten an und gab dem Produzenten das Telefon und er erzählte ihm, worum es ging und fragte ihn was das kosten sollte, wenn mein Verwandter das Video drehen würde.

Sie redeten einige Zeit und er nickte dabei immer. Dann verabschiedete er sich von ihm und gab mir das Telefon zurück. „Alles klar", meinte er, „Dein Bekannter würde das Video dann drehen, zu einem recht schmalen Kurs, wenn FanSation das auch so sieht". Der Produzent meinte, das Lied, was er vorschlagen würde, wäre „My bride has gone" das richtig gut werden würde, wenn er es produzierte. Ich war in dem Moment fasziniert, wie einfach sich doch alles anhörte und es wirklich auch schien. Ich fand alles in diesem Moment total aufregend und sah schon Video, Single und Album vor meinem geistigen Auge.

Irgendwann trudelten wir dann im Münsterland ein und standen vor der Adresse von FanSation. Wir stiegen aus dem Auto aus und gingen durch eine große Glastür in eine recht große Halle voller Live-Utensilien. Dann gingen wir weiter, bis wir in Büroräume kamen, wo uns eine junger Mann erwartete, der sich mit den Worten vorstelle: „Hallo, ich bin Markus".

Er machte einen durchaus sympathischen Eindruck auf mich. Hatte ich doch eher jemanden erwart, der sich viel wichtiger nehmen würde. Im Grunde so wie es der Produzent immer gerne tat, welcher sich doch recht gerne reden hörte und seine Erfolge auch immer gerne zeigte.

Mir gefiel die lockere und natürliche Art von Markus, der uns in sein Büro führte und meinte, dass sein Partner Ollie heute nicht da wäre, er aber auch alles mit uns besprechen könnte. Ich setzte mich ebenso wie alle anderen auf einem Stuhl und versuchte einen intelligenten Eindruck zu machen und hörte einfach zu, als die Gespräche losgingen. Es wurde über vieles geredet, so dass es mir heute schwer fällt mich an alles zu erinnern.

Es ging um Veröffentlichungstermine, Produktionstermine und all die unzähligen Kleinigkeiten, die es wohl zu beachten gibt, wenn man Musik veröffentlichen will. Markus meinte, dass sie nun gerne das Management von mir übernehmen würden und somit auch den Kontakt und die Verhandlungen mit der Plattenfirma durchführen könnten, ebenso wie alles andere, was mit der Künstlerbetreuung zu tun hatte. Ich stimmte ihm zu und er gab mir einen Vertrag mit, den ich mir zuhause in Ruhe durchlesen sollte und wenn ich Fragen hätte, könnte ich ihn jederzeit anrufen. Irgendwann ging es dann darum, ob ein Video gedreht werden sollte. Markus stimmte zu und der Produzent erzählte ihm von meinem über mehrere Ecken Verwandten, der das beruflich machte und sagte ihm, was das ganze Kosten würde. Nach einigem hin und her sollte es wohl so sein, das es vor dem Album eine Single geben würde und ein Video gedreht werden sollte. Bei dem Lied legten wir uns jedoch noch nicht fest, da wir uns hier noch nicht einigen konnten.

Der eine meinte „My bride has gone". Markus allerdings wollte eher „Skin". Wir entschieden uns damit noch ein wenig zu warten, schließlich würde ich ja noch weitere Lieder schreiben und wir beschlossen dies beim nächsten Treffen zu entscheiden. Das Gespräch mit Markus dauerte einige Stunden und es ging um so viele Kleinigkeiten, an die ich mich heute nicht mehr erinnern kann. Ich weiß nur, dass ich dort ein sehr gutes Bauchgefühl hatte und ich alles, was Markus erzählte und erklärte sofort verstand und sich in jeder Form logisch für mich anhörte. Hatte ich doch vor meinem Ankommen hier mit etwas genauso pompösen gerechnet, wie ich es seitens des Produzenten erlebt hatte, machte diese Normalität, die FanSation äußerlich und menschlich rüberbrachte einen genauso großen Eindruck auf mich. Wir verabschiedeten uns nach einigen Stunden voneinander und wir fuhren wieder Richtung Heimat. Auf der Rückfahrt, machte ich mit dem Produzenten einen Termin aus, wann wir nun mit der Produktion anfangen sollten. Ich sollte bis Ende nächster Woche alles an Liedern und Daten mitbringen, was ich bis dahin habe und dann würde es losgehen.

Sage ja! die Zweite

Am besagten Termin kramte ich alles zusammen, was ich an Daten und Liedern hatte. Ich packte alles in meinen Wagen und machte mich auf den Weg zum Produzenten. Grant würde später dazukommen und ich sollte schon mal alleine anfangen. Dort angekommen empfing mich wie immer die Frau des Produzenten und brachte uns Kaffee ins Studio.

Der Produzent telefonierte noch und ich weiß noch wie heute, dass ich dort eine kleine Ewigkeit saß und wartete. Irgendwann trudelte auch Grant ein und dann warteten wir beide. Irgendwann kam dann der Produzent rein und nach dem üblichen „Hallo" und „na, alles klar", gab ich ihm meine ganzen CD's mit allen Daten und den Liedern. Er meinte der Deal mit FanSation und der Plattenfirma sei nun im Kasten. Alles schriftliche sei nun erledigt und wir könnten nun loslegen. Er steckte eine CD in den Player und plötzlich lief dort „Sage ja!" Ich sagte noch, das dies die falsche CD sei, worauf er erwiderte: „Das ist doch mal geil".

Ich war etwas überrascht, schließlich wollte er doch eigentlich keine deutschen Lieder. Ich erzählte ihm davon, dass ich ihn früher schon darauf angesprochen habe und er dies nicht hören wollte. Er reagierte allerdings nicht darauf. Er meinte nur, das dies der Hammer wäre und warum ich ihm das nicht eher gegeben hätte. Damit hätte er mich sogar bei einer großen Plattenfirma unterbringen können. Er meinte, wenn er das produziert, ist das eine Nummer eins. Er war zum ersten Mal, seit dem ich ihn kennen gelernt hatte richtig aufgeregt und seine doch bisher ruhige und kontrollierte Art war weg. Wir alle freuten uns über die doch recht unerwartete Entdeckung von „Sage ja!" und er rief wohl daraufhin Markus an, um ihm zu sagen, dass sie nun per Zufall eine Nummer eins unter Vertrag hätten. Daraufhin verschwand er wieder mit dem Telefon und ich guckte Grant ziemlich überrannt an, worauf er sagte, dass das doch alles richtig toll sei und warum ich dem Produzenten „Sage ja!" nicht schon eher vorgespielt hätte. Ich sagte, dass er keine deutschen Lieder hören wolle, worauf er allerdings auch nicht viel erwiderte. Andererseits fand ich diese Reaktion ziemlich überdreht und irgendwie unreal. Irgendwann kam dann der Produzent zurück und sagte, dass er „Sage ja!" nun Markus als mp3 zugeschickt hätte und nun auf seine Reaktion gespannt ist. Für ihn allerdings wäre das klar die Single, die vor dem Album kommen muss und das Album schließlich auch in Deutsch und Englisch sein könne. Ich müsste also nur noch ein paar deutsche Lieder schreiben.

Daraufhin fing er an, alle Daten die ich mitgebracht hatten in seinen Computer z laden. Dies dauerte einige Zeit und irgendwann rief Markus an und stimmte zu, das dies nun die Single ist und er würde die Idee auch sehr gut finden ein zweisprachig ges Album zu machen.

Gegen Abend hatte der Produzent alles an Sounds, Samples und Loops von mir in seine Computer geladen und wir würden uns in zwei Wochen wieder treffen, um dann mit den Aufnahmen und der Produktion von „Sage ja!" zu beginnen. Bis dahin sollte ich versuchen noch ein paar Lieder in Deutsch zu schreiben, meinte der Produzent Die bisherigen Lieder, die wir bis dahin hatten waren:

My bride has gone

Discover the world

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