Добавил:
Upload Опубликованный материал нарушает ваши авторские права? Сообщите нам.
Вуз: Предмет: Файл:
Bis_zur_Grossen_Freiheit.doc
Скачиваний:
4
Добавлен:
01.11.2018
Размер:
650.75 Кб
Скачать

Ikarus j

Armageddon

The bad and the beautyful

Coseyoureyes

Skin

Sage ja

Er meinte, wenn ich noch vier Lieder in Deutsch schreiben würde, wäre das Album so gut wie fertig. Wieder zuhause angekommen, fing ich am gleichen Abend damit an, alle Ideen, die mir durch den Kopf gingen aufzuschreiben und so festzuhalten. Diese vier Lieder wollte ich bis zum nächsten Treffen unbedingt fertig haben. Schließlich habe ich den ganzen Tag Zeit und das würde schon funktionieren.

Vier auf einen Streich

In den kommenden Tagen bunkerte ich mich im wahrsten Sinne des Wortes in meinem Studio ein und schrieb Lieder. Es ging mir doch recht leicht von der Hand. Ich kann mich in keiner Weise daran erinnern, dass ich mich gequält hätte. Ganz im Gegenteil, ich habe nur gute Erinnerungen daran, wenn es um das Schreiben der anstehenden Lieder ging.

Recht schnell hatte ich ein Lied fertig, welches „Komm zu mir" hieß und nach ein paar Tagen sollte das nächste mit dem Titel „Willenlos" fertig werden. In der zweiten Woche schrieb ich „Die Macht" und dann hatte ich noch zwei Tage Zeit für das vierte Lied. Alles was mir durch den Kopf ging, schrieb ich auf und versank regelrecht in meiner Musik.

Ich hatte durch „Sage ja!" eine Tür in meinen Gedanken aufgestoßen, die mir eine Vielzahl an zusätzlichen Gedanken und Träumen gab, um Musik zu machen. Musste ich bei allen englischen Texten doch immer wieder mein Übersetzungsbuch zur Hand nehmen, so konnte ich bei deutschen Liedern einfach aufschreiben was ich dachte. Allerdings versuchte ich damals noch sehr, dass was ich dachte, zu umschreiben. Ich versuchte nun mit den Worten, wie im Englischen auch im Deutschen, Bilder aufzubauen, die man vor seinem geistigen Auge sehen konnte, wenn man die Musik und die Worte hörte.

Im Grund war es wie ein Film vor meinem geistigen Auge. Immer, wenn ich ein Lied schrieb, stellte ich mir ein Video dazu vor, welches ich in meinen Gedanken sah. Mittlerweile schrieb ich im Studio nur noch alleine. Bei den deutschen Liedern konnte mir Grant auch nicht viel helfen. Allerdings vermisste ich die gemeinsame Schreibarbeit auch nicht. Ich schickte ihm alle Lieder immer als mp3 zu und war auf seine Meinung gespannt. Ich machte mich daraufhin wieder ans Schreiben der Lieder. Fehlte mir doch immer noch eines und dann hätte ich das geschafft, was ich mir vorgenommen hatte.

Allerdings bekam ich nun plötzlich Panik, mein selbst auferlegtes Soll nicht erreichen zu können. Ich hatte plötzlich keine Idee mehr und viel zu schnell waren die beiden Wochen um. Irgendwann kramte ich in den alten Sachen von früher rum und stieß auf ein Lied, was ich bis dahin schon wieder fast vergessen hatte. Ich hatte eine CD mit dem Titel „Stark" in der Hand und ich entschied mich dieses Lied noch einmal anzuhören.

All die Erinnerungen und Momente, die mich dazu bewogen hatten dieses Lied damals zu schreiben, kamen wieder in mir hoch und ich entschied mich für den Titel. Allerdings grübelte ich noch, ob der Produzent „Stark" genauso sah wie ich. War der Titel doch im Grunde ein ganz anderer als alle andern. Aber ich dachte mir nichts dabei und war froh endlich alle Lieder für mich persönlich fertig zu haben und zu dem nächsten Termin die neuen Titel mitzubringen.

Ich rief Grant an und erzählte ihm von der Idee zu „Stark" und er meinte nur, dass er sich auch nicht sicher sei, ob dem Produzenten dieses Lied gefallen würde, da es anders ist als alle anderen. Ich machte mir eine Liste mit allen bisherigen Titeln und hatte somit insgesamt 12 Stück und setzte „Stark" als allerletztes auf diese Liste, weil ich es wie einen Abschluss von allen Liedern sah.

Ich brannte eine CD und freute mich auf die kommende Woche, wo wir nun endlich mit der Produktion der Lieder beginnen sollten.

Abrakadabra

Anfang der Woche machte ich mich auf den Weg zum Produzenten. Im Gepäck alle neuen und bisherigen Lieder und jede Menge gute Laune. Ich war aufgeregt und gespannt, was nun alles passieren würde. Grant wollte in der Woche irgendwann dann dazu stoßen, wenn es um die Gesangsaufnahmen ging.

Dort angekommen, machte er sich auch direkt wieder daran, sich erst einmal alle Lieder anzuhören und gerade die neuen gefielen ihm sehr. Auch „Stark" fand er sehr gut und meinte, dass vieles was ich gemacht hatte, richtig toll wäre und wir es schon beinahe

so lassen könnten. Er meinte, dass er nun mit „Sage ja" anfangen wolle und hatte schon einiges mit dem Lied angestellt. Was er mir dann vorspielte, fand ich total klasse. Er arbeitete in den dazufolgenden Stunden an dem Song und ich saß daneben und war von dem was er tat ziemlich angetan. Er stöpselte allerlei Kabel in irgendwelche Geräte und ließ meine eingespielten Sounds dadurch jagen, sodass alles richtig gut klang. Ebenso tauschte er alles an Rhythmen und Bass aus und jagte das durch Kompressoren und allerhand Technikkram, bis alles sehr wuchtig und toll klang. Das ging bis spät in die Nacht und als ich mich kurz vor Mitternacht auf dem Nachhauseweg machte, war „Sage ja!" soweit fertig, dass wir mit den Gesangsaufnahmen am nächsten Tag beginnen konnten. Am nächsten Morgen machte ich mich wieder auf dem Weg zu ihm und er fing an, alles vorzubereiten, so dass ich anfangen konnte „Sage ja!" einzusingen.

Grant war mittlerweile da und sah sich das Ganze in aller Ruhe an. Irgendwann stand ich dann in der Gesangskabine und hatte den Kopfhörer auf und sang die Strophen ein, so wie ich es schon bei mir zuhause gemacht hatte. Allerdings klang hier alles wesentlich besser. Der Produzent war per Kopfhörer mit mir verbunden und gab mir hin und wieder einige Anweisungen, wie und wo ich welchen Ausdruck in der Stimme haben sollte. Das Einsingen dauerte eine gute Stunde, bis Grant und er meinten, dass das nun super wäre. Er fing an zu mischen und meinte, dass wir nun noch den Mittelteil des Liedes brauchten. Er meinte Grant sollte da eine Art düsteren Sprechgesang machen, damit es so richtig böse klingt.

Gesagt getan und nach kurzer Zeit war alles im Kasten. Dann fügte er noch hinzu, dass er gerne richtige Gitarren aufnehmen würde und ob wir nicht jemanden kennen, der das machen kann. Grant sagte, er kenne jemanden den er fragen könnte. Schließlich wäre es eh nicht so schlecht, jemanden dabei zu haben, wenn der erste Liveauftritt ansteht.

In diesem Moment schaute ich Ihn nur an und sagte nichts. Allerdings dachte ich mir meinen Teil. „Liveauftritt?" fragte ich mich die ganze Zeit. Daran hatte ich ja noch gar nicht gedacht und dieser Gedanke verunsicherte mich doch ziemlich und mir wurde klar, das es irgendwann einmal so weit sein würde, dass ich vor Menschen singen müsste. Der Gedanke trieb ein ziemliches Unwohlsein in meinen Magen und ich glaube damals wurde mir sogar schlecht.

Ich verband den Gedanken an einen Liveauftritt direkt mit Menschen, die mich ansehen und ebenso erinnerte ich mich wieder an meinen Direktor und hatte nun das gleiche flaue Gefühl wie damals. Ich lies mir dies aber nicht anmerken und versuchte den Gedanken wieder zu verdrängen. Ich sagte mir, das dies ja noch eine ganze Weile dauern würde und somit verflog mein flaues Gefühl nach kurzer Zeit auch wieder und ich schob meine Gedanken an einen Liveauftritt ganz weit zurück. Grant telefonierte irgendwann am Abend wohl mit dem Gitarristen, an den er gedacht hatte und fragte ihn, ob er Lust hätte Gitarren bei der Produktion einzuspielen. Dieser schien wohl Interesse daran zu haben und wir machten einen Termin mit ihm aus. Am nächsten Tag, war es dann soweit und er kam zum Einspielen der Gitarreparts vorbei. Er war in meinem Alter und machte einen sehr sympathischen Eindruck. Nach kurzem „Hallo", fing er an die Gitarren für „Sage ja!" einzuspielen und ich war von dem was ich da hörte sehr beeindruckt. Hatte ich doch auf den Demos lediglich ein paar elektronische Gitarren zur Simulation verwendet und mir bei dem ein oder anderen Gitarrenriff fast die Finger gebrochen, so klang das hier schon unglaublich. Der Gitarrist zimmerte seine Gitarre zu der Musik, dass es nur so krachte und alles wurde schnell aufgenommen. Danach wurde wieder gemischt und das Ergebnis war einfach toll. Er meinte, dass er nun noch alles in Ruhe zusammenmischen müsse und dann wären wir soweit fertig mit dem ersten Song. Wir sollten für heute Schluss machen, da uns allen der Kopf noch ziemlich von den Gitarrenaufnahmen rauchte, meinte der Produzent.

In einer Woche sollte es weitergehen und bis dahin, würde er schon an der ein oder andern Nummer weiterarbeiten. Ich bedankte mich bei dem Gitarristen und er meint nur, dass er die Musik ziemlich toll fände und sich auf die nächsten Aufnahmen freuen würde.

Der Produzent war sichtlich zufrieden. Als wir gingen saß er vor den Boxen und hörte sich mit zufriedenem Nicken unser erstes gemeinsames Werk an und machte einen wohlwollenden Gesichtsausdruck.

Der Livemensch

Auf dem Nachhauseweg dachte ich noch über alles nach, was ich an diesem Tag erlebt hatte und erinnerte mich auch wieder an das Thema Live-Auftritt oder Bühne, welches ich aber schnell wieder zu verdrängen versuchte, da ich bis dahin noch keinerlei Vorstellung davon hatte, wie das nun von statten gehen sollte. Das Aufflammen meiner Erinnerungen beunruhigte mich ebenso und ich wusste nicht, wie ich damit nun umgehen sollte. Ich verband nur die Angst des Scheiterns mit diesem Wort. Ich fragte Grant, ob er sich vielleicht schon Gedanken gemacht hätte und er meinte ein guter Freund von ihm hätte früher in diesem Geschäft gearbeitet und mit vielen ganz großen zusammengearbeitet. Er habe schon daran gedacht mit ihm zu sprechen und ihn zu fragen, ob er nicht mit einsteigen will, damit wir Live durch seine Kontakte vielleicht einen Vorteil hätten.

Ich war immer wieder verwundert, wen Grant so alles kannte und prompt hatte er auch schon einen Termin ausgemacht, wo ich besagte Person kennen lernen sollte. In der kommenden Woche sollte ich denjenigen kennen lernen, der früher schon mit absoluten Superstars zusammengearbeitet hatte, was sich für mich ziemlich irreal und eher scherzhaft anhörte. Alles klang mir völlig überdreht und in Wirklichkeit glaubte ich dem Ganzen nicht so recht.

Wir sollten uns alle bei Grant treffen und als ich ins Wohnzimmer kam, saß er dort und machte einen ziemlich unscheinbaren Eindruck. Allerdings auch etwas überdreht, um es mal gelinde auszudrücken. Er redete davon, das er sich ganz viele Dinge ausgedacht hätte, wie ich Live auf der Bühne rüberkommen könnte. Dank ihm könnten wir das direkt auf einem Level machen, wie es uns normalerweise nicht möglich wäre. Er habe schließlich schon mit den ganz Großen zusammengearbeitet und die hätten auch auf ihn gehört.

Ich dachte mir in diesem Moment nur meinen Teil und glaubte ihm kein Wort. Grant allerdings hörte ihm zu und gab ihm Recht. Er malte auf einem Blatt Papier herum und schrieb sich allerlei Namen auf, wen er nun anrufen würde, damit Unheilig nun in kürzester Zeit eine feste Größe in der Livewelt würde. Er kenne genügend Leute meinte er, die da einiges bewegen könnten und das sei alles kein Problem. Als allererstes müssen wir aber ein Livekonzept haben, meinte er und fragte, wie denn unsere Band aussehen würde. Ich meinte nur, dass ich das alleine bin und er lachte erst einmal. Grant meinte, wir haben da einen Gitarristen, der wohl mit auf die Bühne könnte aber ansonsten wäre da niemand.

Der Livemensch grübelte und fing an ziemlich hektisch mit einem Stift auf einem Blatt Papier rumzumalen und sagte, dass er nun ein Konzept entwickeln würde, was zu dem Thema Unheilig passt. Da ich ja nun fast alleine auf der Bühne stand, mit lediglich einem Musiker und Grant als Chorgesang, brauchte ich ja ein gutes Bühnenbild, damit alles nicht so leer aussieht.

Das war das Erste, was sich für mich logisch anhörte und ich stimmte ihm zu. Er fragte was ich denn für Liveerfahrungen habe, worauf ich nur sagte: Keine! Sein Gesichtsausdruck versank ein wenig in einem, nennen wir es mal ungläubigen Ausdruck, allerdings schienen die Gehirnzellen auch mit diesem Hindernis klarzukommen. Er würde das schon mit mir machen, meinte er und malte wieder an seinem Bühnenbild, was nun immer mehr Form annahm. Ich solle mir allerdings schon einmal Gedanken über mein Outfit machen, schließlich sei ich ja derjenige, auf den dann letztendlich alle Blicke gerichtet wären, wenn ansonsten kaum etwas auf der Bühne zu sehen sei.

Ich merkte, dass ich nun überhaupt nicht mehr mitkam und hatte lediglich verstanden, dass ich mir nun ausdenken möge, was ich anziehen sollte, wenn ich irgendwann einmal einen Auftritt hätte. Der Satz, „wenn alle Blicke auf dir sind", gefiel mir ebenso wenig.

Das Ganze ging mir viel zu schnell. Schließlich hatten wir gerade erst ein Lied fertig

und noch kein weiteres. Ich fragte, ob es nicht besser wäre zu warten, bis alles andere

fertig sei. Der Livemensch meinte nur, das sei Blödsinn, dann tritt man halt mit Demos

auf. Er hätte keine Lust seine Zeit mit Warten zu vergeuden.

Wenn die anderen nicht so schnell sind wie er, ist das nicht sein Problem.

Ich merkte, dass es nun besser wäre, wenn ich mich aus allem raushielte und lieber

einfach abwartete und mir überlege, wie ich nun aussehen wollte. So ging es dann

einige Zeit weiter und er fuchtelte immer mit irgendwelchen Blättern und Ordern

herum, dass mir bald schwindelig wurde und sagte, was nun alles anstehen würde.

Sätze wie: „wir machen das wie damals bei den Superstars", waren scheinbar normal

für ihn und ich dachte nur, was für ein Schwätzer.

Mir drehte sich lediglich der Kopf und irgendwann ließ ich ihn einfach reden. Abends war ich froh, dass ich wieder gehen konnte und so all den wirren Gedanken von unserem Livemenschen entfliehen konnte. Grant brachte mich raus und ich meinte nur zu ihm, ob er sich sicher sei dass das er richtige Weg wäre.

Ich hatte Angst, das der Typ noch alles kaputt machte. Er meinte nur, mach dir keine Sorgen der ist immer so. Das klappt schon alles.

Das Management

Irgendwann rief Grant mich an und sagte mir, dass wir nun noch einmal zur Vertragunterzeichnung bei FanSation vorbeifahren sollten. Er habe mit Markus alles durchgesprochen und nun könnte ich alles ruhigen Gewissens unterschreiben. Aufgrund von dem, was gerade um mich herum passierte hatte ich das schon fast vergessen. Wir machten uns dann eines morgens auf dem Weg und trudelten irgendwann dann am Mittag bei FanSation ein, wo wir schon von Markus empfangen wurden, Diesmal war sein Partner Ollie auch da, welcher mir ebenso sympathisch war wie Markus. Befand ich mich doch sonst, ob es nun beim Produzenten war oder wenn der Livemensch mit mir redete immer in einer Welt, die ich immer noch als befremdlich empfand, so war hier alles sehr normal und sachlich. Wir sprachen noch über den Vertrag, den ich dann unterzeichnete und gaben uns die Hand auf gute Zusammenarbeit.

Später meinten Markus und Ollie dann, ob ich mir Gedanken darüber gemacht hätte, ein Pseudonym zu verwenden oder meinen richtigen Namen preis zu geben. Ich hatte mir bis dahin noch nie Gedanken darüber gemacht, da für mich der Name Unheilig ausreichte. Sie meinten, ich müsse schließlich auch in Pressetexten irgendwo als Sänger erwähnt werden. Die Leute würden schließlich gerne wissen, wie ich mich nenne oder heiße.

Aus dem Bauch heraus sagte ich damals zu ihnen, dass ich lieber ein Pseudonym nehmen würde. Schließlich brauchte nicht jeder meinen Namen zu wissen. Damit kriegt man ja auch raus, wo ich wohne. Ebenso hätte ich es mir nie verziehen, wenn irgendwann einmal irgendjemand meine Familie belabert, nur weil ich Musik mache. Privatleben soll schon Privatleben bleiben, meinte ich damals. Sie stimmten mir zu, das dies für sie durchaus in Ordnung sei und fragten, welchen Namen ich denn nehmen würde. Ich hatte damals aus dem Bauch heraus den Namen „The Graf bei meiner ersten Platte gewählt, die nie veröffentlicht wurde und vielleicht könnte man diesen Namen wieder nehmen, nur vielleicht auf deutsch, meinte ich. Ein Nicken ging durch die Runde und somit war an diesem Tag mein Pseudonym geboren worden: Der Graf! Ebenso redeten wir darüber, wie es nun weitergehen sollte. Grant erzählte von unserem Livemenschen, wobei ich mich aus dieser Geschichte völlig raushielt. Ich fand es immer noch ziemlich überflüssig, da ich dabei ein ungutes Gefühl hatte. Markus und Ollie hörten ihm zu und sie würden einen Termin ausmachen, damit sie ihn auch kennen lernen würden.

Etwas später fingen wir an über die Gothicscene zusprechen, wie die Musik ist und was es dort alles so an Künstlern und anderen Personen gibt. Ich bekam einige Zeitschriften gezeigt, die sich damit befassten, welche ich bis zu diesem Zeitpunkt allerdings noch nie gesehen hatte. Ich kannte natürlich einige der Bands die darin mit Fotos und Berichten abgebildet waren, allerdings wusste ich nicht, dass sich das ganze Gothicscene nennt.

Ich achtete nie darauf, welche Musik zu welcher Richtung passte. Hier war es auch nicht anders. Ich schaute mir alles in Ruhe an und fragte, ob ich ein paar davon mitnehmen könne, was für sie kein Problem war. Wir redeten über alles, was in dieser Zeit mit Unheilig zu tun hatte.

Ich hörte zu und fühlte mich dabei sehr wohl. Konnte ich doch alles nachvollziehen und was besprochen wurde erschien mir auch logisch. Da der Videodreh bald feststehen würde, warfen wir alle Ideen in den Raum, um auch dort eine bestimmte Richtung festzulegen.

Wir redeten alle noch bis spät abends darüber, wie wir etwas machen könnten und entwickelten so Zug um Zug ein Bild von Unheilig. Spät abends ging die Reise wieder zurück nah Hause und ein durchweg positiver Tag ging hier für mich zu Ende.

Des Grafen neue Kleider

In ein paar Tagen sollte die Produktion von den anderen Songs weitergehen und ich überlegte mir bis dahin, wie ich nun aussehen wollte, wenn nun irgendwann ein Video gedreht werden sollte und ich auch wenn ich mich noch innerlich dagegen wehrte, mal einen Auftritt haben würde.

Natürlich würde ich irgendwann einmal auf der Bühne stehen, zumindest wusste ich das dies dazugehört aber gedanklich war ich da noch meüenweit von entfernt. Schließlich kommt eines nach dem anderen und auftreten könnte ich erst, wenn es Leute gibt, die mich sehen wollten.

Da ich aber noch völlig unbekannt war, würde es wohl noch eine kleine Ewigkeit dauern, auch wenn der Livemensch mir da was anderes erzählt hatte. Ich nahm mir die Zeitschriften, die ich von Markus und Ollie mitgenommen hatte und blätterte sie in aller Ruhe durch und grübelte darüber nach, was ich nun anziehen sollte und wie ich aussehen wollte. Ich betrachtete mir alle Bilder und las einige der Artikel. Ich entschied mich dafür, mir einen Mantel machen zu lassen und ging mit meinen Vorstellungen zu einer Schneiderin, deren Kontakt ich durch meine Mutter hatte. Da meine Mutter selber gerne schneiderte, beschrieb ich ihr, wie ich mir das Ganze vorstellte, was sie wiederum an die Schneiderin, nachdem diese mich vermessen hatte, weiterleitete.

Nach zwei Tagen schon, konnte ich zur ersten Anprobe gehen und ich war begeistert. Das gute Stück würde bald fertig sein, meinte sie damals und ich war überrascht, wie schnell das ging. Ebenso wollte ich nun noch ein paar Stiefel dazu haben und schaute, ob es irgendwo in meiner Umgebung ein Geschäft gab, wo ich fündig werden und einiges ausprobieren könnte. Da gab es allerdings nichts.

Ich verbrachte den ganzen Tag damit in allerhand Geschäften zu fragen und landete irgendwann in einem SM-Laden, wo sie zwar Stiefel hatten, diese allerdings nicht so waren, wie ich sie mir vorstellte. Mittlerweile hatte ich es schon fast aufgegeben und fand letztendlich 70 Kilometer von meiner Heimatstadt entfernt einen winzigen Laden, der diese Stiefel anbot.

Wenn ich bedenke, dass es heute an jeder Ecke einen Gothicladen gibt und dies zur heutigen Zeit überhaupt kein Problem gewesen wäre so etwas zu finden, so war es damals doch ein recht schwieriges Unterfangen. In dem Laden gab es allerhand Sachen, die ich auch in den Zeitschriften gesehen hatte. Irgendwann hatte ich das gefunden, was ich suchte und es passte auch. Ich kramte mir allerlei zusammen, was ich dann ausprobieren wollte, um zu sehen wie es mir steht.

Ich hatte da niemanden, der mich beriet, was ich auch gut fand. In dieser Hinsicht lag jetzt alles bei mir. Ich dachte nur an mein Aussehen bei meiner allerersten Fotosession und wollte nie wieder aussehen wie Graf Dracula für Arme. So trug ich allerlei zusammen von Stiefeln, Ringen und alles, was mir damals ins Auge sprang. Ich dachte immer mit Unbehagen an einen Liveaufritt vor Menschen und eine entsprechende Kleidung sollte mir die Furcht etwas nehmen.

Zuhause angekommen stand ich dann vor dem Spiegel und schaute mich an, ob ich irgendetwas an meinem Aussehen ändern könnte. In meiner Familie war irgendein Gen dafür verantwortlich, dass sich auch bei mir Geheimratsecken offenbarten. Irgendwann war dies, trotz meines noch recht jungen Alters wohl auch bei mir aktiviert worden. Das fand ich in natürlich überhaupt nicht toll.

Ebenso dachte ich an die Eskapaden, die ich bei meiner ersten Fotosession erlebt hatte, wenn einer versuchte etwas aus meiner Frisur zu machen. So etwas wollte ich nie mehr erleben. Ich schaute mich an und überlegte meine Haare abzuschneiden. Ich versuchte mir vorzustellen, wie ich damit aussah, aber irgendwie konnte ich es nicht. Allerdings könnte man auch etwas mit dem Bart machen dachte ich mir und da war die Hemmschwelle doch um einiges schwächer.

Ich nahm den Rasierer und fing an in meinem Gesicht herumzurasieren. Ein bisschen hier und dort und hatte irgendwann alles wegrasiert von meinem Dreitagebart, bis auf die beiden Ecken am Kinn. Ich rasierte sie gerade, sodass sie symmetrisch waren und fand es ganz schick. Nun schaute ich auf die anderen Haare, die ich noch auf dem Kopf hatte. Sollte ich es wirklich tun? Ach was soll's, wenn es nicht aussieht, kann ich sie wieder wachsen lassen.

Ohne groß darüber nachzudenken, krallte ich mir den Langhaarschneider, schloss die Augen und rasierte mir einmal Quer über den Schädel. Ich öffnete die Augen und sah aus wie eine Landstrasse mit dem Amazonas auf dem Kopf. Ich entschied mich die schneeweiße Linie auf meinem Schädel, die nun da war breiter zu machen und so fielen die Haare immer mehr. Als ich mit allem fertig war, seifte ich mir die Rübe mit Rasierschaum ein und rasierte nun wirklich alles weg, sodass nur noch die blanke Kopfhaut zu sehen war.

Ich schaute mich an und fand das gar nicht so schlecht. Allerdings war ich nun noch viel zu weiß auf dem Kopf. Das ganze war so weiß, dass ich wahrscheinlich im Dunkeln leuchtete und ich entschied mich die nächste Sonnenbank aufzusuchen. Ich setzte mir eine Mütze auf und machte mich noch am Abend auf den Weg dorthin. Ich nahm das Programm für Anfänger, da ich mich nicht verbrennen wollte. Als ich nach 15 Minuten fertig war und mich wieder anzog, schaute ich kurz in den Spiegel in meiner Kabine und erschrak mich ein wenig, da ich wirklich völlig anders aussah. Meine Kopfhaut war immer noch zu weiß, allerdings dachte ich mir, dass dies nun vorbeigeht. Schließlich müsste ich ja nun bald etwas an Farbe durch die Sonnenbank bekommen. Ich setzte meine Mütze auf und machte mich wieder auf dem He weg.

Am nächsten Tag wachte ich mit Schmerzen auf. Da wo nun nichts mehr weiß i war es rot geworden. Das Anfängerprogramm war wohl doch ein wenig zu stark ge sen. Ich cremte mir die Rübe ein und sagte mir, dass dies schon wieder besser würd Ich stellte mir vor, wie ich aussehen würde wenn ich alles an Klamotten anhätte i war ganz zufrieden mit dem Ergebnis. Noch etwas ungewohnt, aber doch recht [ Ebenso fing ich an mich damit anzufreunden einen Auftritt zu machen. AllerdL bekam ich bei dem Gedanken vor Leuten live zu singen schon ein flaues Gefühl' der Magengegend, alleine wenn ich nur dran dachte. Mir widerstrebte der Geda immer noch. Am liebsten würde ich eine Sonnebrille tragen, was ich allerdings au albern fand.

Ich wusste aufgrund meiner Ausbildung zum Hörgeräteakustiker, dass es allerhan Möglichkeiten an Kontaktlinsen gab. Schließlich war damals einer meiner Stuber kollegen in meinem Zimmer gewesen, der seine Ausbildung in einem Betrieb mach wo man Hörgeräte und Augenoptik verkaufte. Ich erinnerte mich daran, dass er nv davon erzählt hatte. Ich setzte mich ans Internet und ging auf die Suche. Da ich e Kontaktlinsen trug, warum nicht gleich mit einer Farbe. Das ist doch dann fast widfc eine Sonnenbrille, dachte ich mir und vielleicht habe ich dann nicht mehr so viel Ängste Ich merkte mir den Namen von dem was ich im Internet gefunden hatte und such* te einen Augenoptiker auf und fragte dort nach, ob er mir solche Linsen bestellen kann! Er meinte, das es kein Problem sei und bestellte die Dinger. Ich hatte mir weiße Kontaktlinsen ausgesucht, da ich dachte, dass sie am besten zu allem passten.

Produktion

Ich machte mich wieder auf den Weg zum Produzenten. Dort angekommen, wartete ich wie immer erst einmal eine geraume Zeit, bis er mit seinen Telefonaten fertig war. Das nervte mittlerweile schon recht stark. Aber er war wohl ziemlich beschäftigt. Ich war immer wieder von seinem Studio beeindruckt, wenn ich dort hineinkam oder dort saß. Die Geräte waren immer an und alles machte den Eindruck, das hier einer Tag und Nacht arbeitet. Er hatte mir das Studio geöffnet und sich ein wenig über meine Glatze belustigt, mir aber gesagt, dass sie mir stehen würde und war dann wieder verschwunden.

Mittlerweile erschrak ich mich weniger, wenn ich in den Spiegel schaute und nicht daran dachte, das ich nun eine Glatze hatte. Richtig daran gewöhnt hatte ich mich allerdings noch nicht. Als er dann fertig war, kramte er ein paar CD's raus und ließ irgendeine Musik laufen und fragte mich, was ich davon halten würde. Ich weiss heute nicht mehr was dies war, allerdings war ich doch recht überrascht, dass er meine Meinung dazu hören wollte. Ich sagte: „klingt ganz gut aber mein Fall wäre es nicht". Er meinte, da könnte man doch vielleicht was draus machen. Er wäre schließlich immer auf der Suche nach neuen Bands.

Daraufhin wechselte er blitzschnell das Thema und kam nun endlich wieder zur Unheilig Produktion zurück. Er erzählte mir, dass er „Sage ja!" nun fertig gemischt habe und spielte es mir vor. Es klang einfach klasse und ich war begeistert. Danach holte er eine Liste raus und besprach mit mir, wie es nun weitergehen sollte. Er habe sich meine Demos sehr oft angehört und vieles würde er so lassen, wie es war. Allerdings würde er noch bei einigen Liedern weitere Gitarren aufnehmen, da diese dort seiner Meinung nach fehlen würden.

Ich fragte ihn, ob meine Demos wirklich gut genug wären, da ich fand, dass „Sage ja!" doch viel besser klang. Er meinte darin sähe er kein Problem. Von meinen Demos würde er gerne „Close your eyes", „The bad and the beautifiil","Skin", „Discover the world" und „Stark" so lassen, wie sie sind. Bei „My bride has gone" lediglich Gitarre zu aufnehmen und „Komm zu mir", „Willenlos", „Ikarus", „Armageddon" und „Die Macht" komplett neu aufnehmen.

Ich stimmte ihm zu, schließlich war er nun der Produzent. Ich fand es grundsätzlich nett, das er mich fragte, allerdings machte es mich schon stutzig» ob die Lieder, die ich in meinem Studio gemacht hatte auch wirklich gut genug wären. Daraufhin meinte er, dass wir noch von allen Liedern, die er nun noch machen müsste, die Daten aus meinem Studio in sein Studio bekommen mussten.

Das hieß, da ich zwar wie er mit Computern arbeitete aber die Systeme nicht miteinander kompatibel waren, dass alle Sounds und Instrumente noch überspielt werden mussten. Vorher könnte er nicht anfangen zu arbeiten. Ich sollte das in einem ihm bekannten Studio machen, meinte er, Da sitzen zwei Jungs, die das für ihn erledigen würden. Ich müsse allerdings dorthin fahren und einige Tage, die das ganze dauerte, auch dort bleiben.

Mittlerweile war Grant angekommen und er erklärte es ihm ebenfalls, nachdem er sich ebenso über meine neue Frisur belustigt hatte und mir danach aber sagte, das ich damit gut aussehen würde. Grant meinte zu dem, was der Produzent sagte nur, das sich das gut treffen würde, da der Livemensch dort wohnen würde und ich dort ja dann übernachten könnte. Ich fand das nicht toll, dachte ich doch an unser erstes Zusammentreffen und sein Gehabe.

Grant meinte, dass er dann mitfahren würde und das alles halb so schlimm sei. Der Produzent sagte, wenn dann alles überspielt wäre, würde er die Daten von dem Studio zugeschickt bekommen und er könnte dann anfangen zu arbeiten. Grant hatte dem Produzenten schon von dem Livemenschen erzählt. Der Produzent glaubte den Angaben, mit wem der Livemensch schon alles angeblich zu tun hatte. Ich war zu diesem Zeitpunkt gedanklich schon beim Überspielen und dachte nur, was denn nun auf mich zukommen würde. Irgendwann rief der Produzent das Studio an und ich bekam einen Termin, wann ich letztendlich zum überspielen der Daten da sein solle. Sobald ich Zeit hätte, könnte es losgehen, meinte er und wir entschieden uns diese Überspielarie schnell in Angriff zu nehmen.

Ich wusste, dass ich nun mein komplettes Studio auseinanderbauen musste, damit ich alle Instrumente wie Keyboard, Synthesiser, Drumcomputer, Recorder inklusive Kabel nun in das andere Studio karren musste und dort würde ich bei jemandem übernachten, der behauptete ein guter Freund von vielen Stars zu sein.

Ich akzeptierte es wie immer und irgendwann befand ich mich mit meinem kcr pletten Studio und Grant auf dem Weg.

Das Bühnenbild

Mein Auto muss auf der Reise ausgesehen haben, als wenn ich ein ganzes Musikg: schäft ausgeraubt hätte. Wir fuhren direkt ins Studio, wo alles überspielt werden so1 te. Ein junger Typ begrüßte uns und half uns, alles was ich an Instrumenten einge* packt hatte in sein Studio zu transportiejren. Er war nett und recht sympathisch. Wir kramten meine Sachen in sein Studio, plauderten noch ein wenig und verabre-J deten uns für den nächsten Tag, um anzufangen. Nun ging es weiter zu unserem Livct menschen. Wir hielten irgendwann an einem großen Haus, wo er im Dachgeschos* wohnte. Darunter war eine Schreinerei wo allerdings im Augenblick niemand arbek tete. Wir gingen rein und der Livemensch begrüßte uns und führte uns in seine Wob> nung. Sie war recht groß und geräumig und bestand aus einem großen Raum und ein paar Zimmern.

Er führte mich in eines der Zimmer und sagte, dass ich hier schlafen könnte. Dann machte er Kaffee und unterhielt sich mit Grant. Ich hingegen schaute mir die Wohnung ein wenig an und war doch recht verwundert, als ich all die ganzen goldenen Platten an der Wand hängen sah, die er wohl von Künstlern geschenkt bekommen hatte.

An einer Wand hing gleich eine ganze Batterie an Platten von Stars, wo wohl alle Bandmitglieder unterschrieben hatten und sich bei unserem Livemenschen bedankten. Gegenüber hing das gleiche von einem anderen Künstler und die Wohnung war im Grunde voll davon.

Scheinbar war alles wahr, was er erzählt hatte. Deswegen hatte Grant auch nichts gesagt, wenn er besagte Künstler in seinen Erklärungen erwähnte. Ich war ziemlich beeindruckt und fragte mich als allererstes, ob das wirklich alles echt ist, was sich bei genauerem Hinsehen allerdings als echt herausstellte. Ich setzte mich irgendwann an den Küchentisch zu Grant und dem Livemenschen und schlürfte erstmal ruhig meine Kaffee und ließ das Gesehene sacken. Der Livemensch stand irgendwann auf und kramte in einem seiner Zimmer rum.

Ich schaute zu Grant und blickte ihn ungläubig an und er meinte nur leise zu mir, dass ich wohl gedacht habe, dass das alles nicht stimmen würde mit der Vergangenheit unseres Livemenschen. Ich flüsterte „ja", worauf er meinte, „das dachte ich mir" und lächelte. Irgendwann kam unser Livemensch, den ich immer noch mit gemischten Gefühlen betrachtete, mit allerhand Sachen zu uns und legte unzählige Kleinigkeiten auf den Küchentisch.

Kleine Glühbirnen, zerschnittene Kartons und ganz viel kleine Bilder und jede Menge Krimskrams, den er dann vor unseren Augen zusammenbaute. Ich schaute zu und kam mir vor wie bei der Sendung mit der Maus. Der Livemensch baute all die kleinen so sinnlos aussehenden Einzelteile zusammen und nach kurzer Zeit, konnte ich eine kleine Bühne aus Karton erkennen, mit Licht und allem, was man da so hat. Im Hintergrund erkannte ich eine gespiegelte Wand, über die ein Netz gespannt war und davor stand ein Playmobilmännchen, an einem Mikrofon. Links und rechts davon jeweils ein weiteres Männchen.

Als er fertig war, steckte er einen Stecker in die Steckdose und die Lampen gingen an. „So" meinte er, „dass ist das Unheilige Bühnenbild". Ich versuchte es in diesem Moment zu unterdrücken, aber ich konnte nicht mehr vor Lachen. So subtil und unwirklich mir das vorkam, so witzig fand ich das nun alles. Allerdings lachten er und Grant mit und wir amüsierten uns über das, was wir da sahen.

Nachdem wir uns alle wieder beruhigt hatten, sagte der Livemensch, dass er dieses Bühnenbild von dem Schreiner, der unter ihm wohnte bauen lassen würde. Und das dies dann, wenn ein Auftritt käme alles aufgebaut würde. Wir saßen noch eine Zeitlang an dem Küchentisch und er redete wie ein Wasserfall. Ich hatte in diesem Moment immer noch nicht so richtig verstanden, was da passierte. Musste ich doch immer noch über die wirkliche Vergangenheit unseres Livemenschen nachdenken und sah nun eine mit Pritstift zusammengebaute Bühne vor mir, wo ich als Playmobilmännchen dastand. Links und rechts von mir jeweils ein weiteres, was Grant und einen Gitarristen darstellte.

In mitten von dem hing eine Lichterkette von einem Tannenbaum, die die Lichtshow simulierte. Ich saß einfach da und schaute mir diese Spielzeugbühne sprachlos an und hörte nicht mehr, was Grant und er besprachen. Ich hoffte einfach, dass alles gut werden würde und ich mich nicht damit blamieren würde. Irgendwann gingen wir dann schlafen und ich lag noch die halbe Nacht da und dachte noch-über all das nach, was in der letzten Zeit passiert war.

Ich versuchte alles für mich gedanklich zu ordnen. Wollte ich doch am Anfang nur einen Plattenvertrag und Musik machen, so war dies alles doch bisher wesentlich umfangreicher und komplizierter geworden. Irgendwann schlief ich wohl über meine Gedanken ein.

Däumchendrehen

Am nächsten Tag machte ich mich auf den Weg ins Studio, wo der junge Typ vom Vortag sich mit mir daran machte, alles was ich angekarrt hatte anzuschließen. Im Grunde musste hier mein komplettes Studio in seines gebaut werden, damit alles funktionierte. Das lag einzig und alleine daran, dass mein Computersystem, nicht mit dem meines Produzenten übereinstimmte.

Hätte ich also einen Computer mit dem gleichen Arbeitssystem, hätte ich lediglich eine CD mit allen Daten brennen müssen und dem Produzenten geben können. Allerdings war dieses System nicht gerade billig und daher blieb mir nichts anderes übrig als nun jede noch so kleine Instrumentenspur zu überspielen. Das Prozedere dauerte eine kleine Ewigkeit.

Nachdem nun alles angeschlossen war, fing der junge Typ mit dem Überspielen der Daten an. Dabei saßen wir im Studio und warteten, bis jede einzelne Spur überspielt werden konnte. Ich erinnerte mich an die sinnlosen Tätigkeiten, die wir bei der Bundeswehr machen mussten. Ich kam mir vor wie bei einer dieser Arbeitsbeschaffungsmass-nahmen.

Währenddessen rief mich immer wieder der Livemensch an und erzählte mir wirres Zeug und was und wen er noch angerufen hätte. Ich konnte mit dem Kram immer noch nichts anfangen und dachte mir nur, dass Grant sich doch darum kümmern sollte. Nachdem nun ein endloser Tag zu Ende ging, erwarteten mich am Abend wieder die neuesten Geschichten und Ergebnisse, die der Livemensch sich ausgedacht hatte.

Ich fand das, was er mir sagte, immer noch durchweg anstrengend, auch wenn er mit all den Berühmtheiten, die bei ihm an der Wand hingen zusammengearbeitet hatte, gingen mir seine Ideen doch eher auf die Nerven. Ich wollte nur noch ins Bett und tat dies auch.

Am nächsten Morgen kam dann Markus bei uns vorbei und erzählte uns, das nun mit der Plattenfirma alles soweit unter Dach und Fach wäre und wir dort nun bald hinfahren sollten, damit sie mich kennen lernten.

Er amüsierte sich ebenso über meine neue Frisur und meinte, dass sie mir stehen würde. Wir machten einen neuen Termin aus und nach kurzer Zeit machte ich mich wieder auf den Weg ins Studio.

Ich versuchte schnell wegzukommen und nicht mitzukriegen, wenn der Livemensch dann Markus das Bühnenmodell zeigte. Das war mir doch zu peinlich. Ich verbrachte daraufhin wieder einen ganzen Tag mit dem Überspielen von Daten im Studio und kam dabei gut voran. Ich freute mich, da alles gut lief und bald zu Ende sein sollte. Abends flüchtete ich mich schnell ins Bett, und überlies Grant den Visionen unseres Livemenschen und am nächsten Tag ging es wieder zurück ins Studio, wo ich endlich wieder etwas Ruhe hatte. Ich machte dort nichts anderes, außer Däumchendrehen und abwarten. Am Nachmittag waren wir mit Allem fertig und ich fing an, meine Instrumente wieder in meinen Wagen zu packen und wollte so schnell wie möglich wieder weg.

Als alles verstaut war, verabschiedete ich mich von dem jungen Typen, der alles mit mir gemeinsam überspielt hatte, packte Grant ein und machte mich auf den Weg in die Heimat. Ich war froh, dass es vorüber war und das der Produzent nun endlich weiterarbeiten könnte, wenn er die Daten bekäme.

Соседние файлы в предмете [НЕСОРТИРОВАННОЕ]