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§ 22. Akkusativ und Dativ

Diese beiden Kasus gehören zur Gruppe des Verbs. Ihre Hauptfunktion, wenn sie ohne Präposition auftreten, ist die des Objekts. Der Akkusativ (der Wenfall) spielt die Rolle des direkten Objekts, d. h. des Objekts, das von der Handlung des Subjekts betroffen oder umfaßt wird, der Dativ (der Wemfall) die Rolle eines indirekten Objekts, auf welches die Handlung orientiert ist. Diese Hauptfunktionen bestimmen auch den allgemeinen grammatischen Bedeutungsgehalt der Kasus: der Akkusa­tiv, situationsfern und kontextfrei betrachtet (z. B. in der Form ihn), bedeutet den unmittelbaren Gegenstand der Handlung, der Dativ, auf dieselbe Weise betrachtet (z. B. in der Form ihm), bedeutet den Gegenstand, dem die Handlung zustrebt, ohne ihn unmittelbar zu erfassen (vgl. 148, 399—454; 337).

Die Aktivität der im Verb ausgedrückten Handlung verteilt sich also bei diesen beiden Kasus ungleichmäßig. Sie treten mit Handlungen von verschiedener Dynamik in Verbindung. Der Akkusativ setzt eine dynamische, aktive Handlung voraus, der Dativ ist auch bei einer «milderen», gemäßigteren (im Sinne der Dynamik) Handlung möglich. Das tritt sehr klar bei den homonymen Verben zutage, die verschieden­artig vom Standpunkt der Intensität aus gefärbt sind. So steht bei dem Verb begegnen der Dativ (Ich begegnete meinem Freunde) und bei dem Verb treffen in derselben Bedeutung der Akkusativ (Ich traf meinen Freund), was mit der größeren Intensität des letzteren verbunden ist (vgl. Die Kugel traf ihn). Wenn aber die beiden Kasus bei einem Verb stehen, was sehr oft vorkommt, so verteilt sich die Aktivität der Handlung zwischen diesen beiden Kasus auf entsprechende Weise. Auf den Akkusativ richtet sich die ganze Intensität der Handlung, der Dativ wird von ihr nur gestreift oder überhaupt nicht berührt (Ich gebe dir das Buch; Ich öffne dir die Tür). Deswegen bezeichnet der präpositions­lose Dativ sehr oft die Person und seltener eine Sache, wogegen für den Akkusativ die Bedeutung der Sache sehr charakteristisch ist. (Von einer Verbreitung des Akkusativs der Person im modernsten Deutsch spricht L. Weisgerber.)

Die Intensität der auf das Akkusativobjekt gerichteten Handlung und das Umfassen dieses Objekts bedeuten nicht immer eine unmittel­bare Einwirkung auf einen Gegenstand oder seine unmittelbare, handgreifliche Umkreisung. Auch das Denken über einen Gegenstand, sein Umfassen als eines gedanklichen, räumlichen, akustischen Objektbildes durch den Gedanken oder die Wahrnehmung, die Empfindung des Subjekts, selbst wenn dies nicht durch einen Willens­akt hervorgerufen, sondern unwillkürlich und zufällig sein sollte, sind mit gewisser geistig-seelischer Dynamik und Auswirkung der Aufnah­mefähigkeit verbunden und können somit als Abarten des intensiven bzw. umfassenden Verhaltens des Subjekts dem Objekt gegenüber gelten. Z. B. Ich erkenne, weiß, sehe, höre, fühle es. Was die Semantik der in solchen Sätzen auftretenden Verben betrifft, so dürfte man solche Verben vielleicht als Verben «der inneren Handlung» und des «inneren Umfassens» bezeichnen.

Allerdings gibt es viele Fälle im Gebrauch von Akkusativ und Dativ, die dem oben umrissenen Bedeutungskomplex nicht entsprechen. Synonyme Verben können verschiedene Fügungspotenzen aufweisen. Z. B. gratulieren: Dativ — beglückwünschen: Akkusativ; helfen: Dativ — unterstützen: Akkusativ usw. Der Akkusativ kann auch bei solchen Verben stehen, die weder eine Handlung noch ein Umfassen des Gegenstands bezeichnen: Das Brot wiegt drei Pfund, Ich habe Angst, Es gibt gute Leute usw. Der Dativ seinerseits bei solchen, die durchaus intensiv und auf keine Person, sondern auf eine Sache gerichtet sind: Er entkam dem Gefängnis, Er wich dem Schlag aus, Er diente dem Staat. Seit je hat dies mehrere Grammatiker veranlaßt, einen allgemeinen Bedeutunsgehalt weder dem Akkusativ- noch dem Dativobjekt zuzu­sprechen (z. B. 375, 317; 325), gewöhnlich mit Ausnahme der Konstruktionen, in denen das Verb mit beiden Objekten zugleich verbunden ist.

In den meisten Gebilden, die von den oben formulierten seman­tischen Zügen der beiden Objekte abweichen, sind aber gewisse Triebkräfte im Spiel, die solche Abweichungen hervorrufen. Oft sind es die Vorsilben, von denen einige fast automatisch dem Verb einen aktiven Charakter verleihen und somit das Akkusativobjekt erfordern. Dies gilt vor allem für die Verben mit der Vorsilbe be-, die nur in sehr seltenen Fällen, mit dem Objekt eine phraseologische Einheit bildend, mit dem Dativ verbunden werden (Es bekommt ihm gut). Andererseits ruft die Vorsilbe ent-das Dativobjekt hervor, obgleich der durch die Verben mit dieser Vorsilbe ausgedrückte Prozeß intensiv und gewissermaßen objektbezogen ist, da sie die Entfernung von einem Gegenstand, sozusagen eine zentrifugale Bewegung ausdrückt: Er entkam der Gefahr. Aber man muß berücksichtigen, daß es sich hier eben um Entfernung handelt und daß manche Verben mit ent- zugleich ein Akkusativobjekt haben, das ein unmittelbares Objekt der Handlung bezeichnet: Ich entnehme dem Schrank eine Mappe. Bei den Verben mit Vorsilbe kann es aber auch das verbale Grundmorphem selbst sein, das die Wahl des Objektkasus beeinflußt. Dies ist wahrscheinlich der Fall bei dem Verb unterstützen, in dem die Semantik des Verbs stützen klar durchscheint und die Wahl des Akkusativs statt des Dativobjekts erklärt. Als Triebkräfte können hier auch semantische Analogien auf­treten. So ist wohl die Semantik des Umfassens, die solchen Verben eigen ist, wie fassen, messen (z. B. Der Saal faßt hundert Menschen, Ich messe 1,72 m) auch bei solchen Verben spürbar wie kosten, wiegen (Das Kleid kostet 50 Mark, Das Brot wiegt drei Pfund).

Alle solche und sehr viele ähnliche Fälle widersprechen somit dem verallgemeinerten Bedeutungsgehalt der beiden Kasusformen des Objekts nicht, sondern bilden die Peripherie ihrer eng miteinander verbundenen Felder, deren Mittelpunkt die Verben des Sagens und Gebens darstellen, die sich mit beiden Objekten zugleich verbinden. Und in ihrer Gesamtheit ergeben sie eine solche massive sprachliche Erscheinung, die keineswegs als sprachliche Realität in Frage gestellt werden kann. Das System der objektbezogenen Verben darf somit nicht zu einer endlosen Reihe von Einzelfällen degradiert und zu einer Angelegenheit der Wörterbücher gemacht werden. Man hat es eben mit einer für das grammatische System sehr kennzeichnenden Feldstruktur zu tun, wenn auch dieses Feld in der deutschen Sprache zu den kompliziertesten gehört.

Dies bedeutet aber nicht, daß alle Konstruktionen in diesem Bereich restlos von diesem Feld umfaßt werden. Dieses Feld muß unbedingt berücksichtigt werden, aber es erschöpft den Bereich der Objektkasus nicht. Schon deswegen, weil die Objekte nicht nur durch Akkusativ und Dativ, sondern auch durch Präpositionalkonstruktionen und Genitiv gebildet werden. Allerdings spielt der Genitiv dabei eine bescheidene Rolle (vgl. § 21). Aber die Präpositionalobjekte sind sehr verbreitet und konkurrieren mit den Akkusativ- und Dativobjekten auf verschiedene Weise. Besonders wichtig sind hier die Präpositionalobjekte mit an, auf, nach, von, über (vgl. 149, 153—155, 172; 173; 483—484; 189, 148—149; 240; 140). Näheres darüber in den §27, 49.

Auch unter den Objektkonstruktionen mit Akkusativ und Dativ selbst gibt es aber einige Unterarten, die sich wirklich weit von dem verallgemeinerten Bedeutungsgehalt dieser Konstruktionen entfernen und in zwei Fällen sich .sogar als besondere logisch-grammatische Satztypen auffassen lassen. Es sind die Konstruktion Es gibt -(-Akkusa­tiv und die Konstruktionen mit haben, in denen sich haben durch «besitzen» nicht ersetzen läßt. Im ersten Fall ist der eigenartige Status der Konstruktion formell scharf umrissen: durch den Übergang in die unpersönliche es-Konstruktion und die völlige Änderung der verbalen Semantik. Im zweiten Fall ist die Lage komplizierter, aber auch hier reicht die völlige Änderung sowohl der verbalen Semantik als auch der Gesamtsemantik des Satzes aus, um von einem speziellen logisch-grammatishen Satztyp zu sprechen (vgl. §49, Punkt d). In den beiden Konstruktionen wird ja die Handlungssemantik durch die Semantik der Existenz ersetzt.

Gerade durch die Ausscheidung dieser beiden Konstruktionen aus dem Gesamtbestand der Sätze mit Akkusativobjekt wird die feldmäßig strukturierte semantische Einheitlichkeit der überwältigenden Mehrheit von anderen Realisierungen dieses formalen Typs gesichert.

Die eigentlichen Funktionen des Akkusativs sind:

1. Das direkte Objekt. Oben wurde diese Funktion im allgemei-nen schon charakterisiert. Es gibt hier aber eine Reihe von Schattie-rungen:

a) Der äußere Akkusativ. Er bezeichnet einen Gegenstand, der unabhängig von der Handlung existiert und von ihr nur umfaßt oder irgendwie verändert wird: Ich nehme das Buch; Ich öffne die Tür; Ich sehe den Baum.

b) Der Akkusativ des Resultats. Er bezeichnet einen Gegenstand, der erst im Verlauf der Handlung entsteht: Die Arbeiter bauen ein Haus; Ich schreibe einen Brief.

c) Der innere Akkusativ (oder der Akkusativ des Inhalts). Er erscheint gewöhnlich bei den intransitiven Verben und bezeichnet in nominaler Form den Tätigkeitsbegriff, der im betreffenden Verb zum Ausdruck kommt. In der Regel hat der innere Akkusativ dasselbe Grundmorphem wie das Verb: Er springt einen Sprung; Ex geht einen Gang (vgl. aber auch: Er tanzte einen Walzer). Auch bei den transitiven Verben ist der innere Akkusativ möglich: Er schlug einen Schlag (im Gegensatz zu: Er schlug den Hund).

2. Die adverbiale Bestimmung. Im Einklang mit seinem allgemeinen grammatischen Bedeutungsgehalt bezeichnet hier der Akkusativ einen Raum-oder Zeitabschnitt, auf welchen sich die Handlung erstreckt (zum Teil steht er dem Akkusativ des Inhalts nahe): Er ging seinen Weg; Den ganzen Tag bin ich zu Hause. Auch bei den Datierungen kommt der Akkusativ vor: Sonntag, den 21. Januar.

3. Die Akkusativbestimmung des Adjektivs. In dieser Funktion ist der Akkusativ verhältnismäßig verbreitet. Er steht hauptsächlich bei solchen Adjektiven, deren Semantik eine Erstreckung auf irgendein Gebiet zuläßt, was der Grundbedeutung des Akkusativs entspricht: drei Meter hoch, eine Elle lang, keinen Heller wert, drei Mark schuldig (vgl. 309, III, 343—344).

4. Sehr zahlreich sind die Verbindungen des Akkusativs mit den Präpositionen. Der präpositioneile Akkusativ erfüllt nicht nur dieselben Funktionen wie der präpositionslose, sondern auch gewisse besondere Funktionen.

Eine sehr große Rolle spielt der präpositioneile Akkusativ als adverbiale Bestimmung — es werden auf diese Weise adverbiale Bestimmungen mit mannigfaltiger Semantik gebildet. Dabei kommt es zu einer Abgrenzung gegen den präpositioneilen Dativ, die dem ganzen Unterschied in dem allgemeinen grammatischen Bedeutungsgehalt dieser Kasus entspricht: bei den Präpositionen an, auf, hinter, in, neben, über, unter, vor, zwischen, die sowohl mit dem Akkusativ als auch mit dem Dativ verbunden werden, steht der Akkusativ bei den Verben der Bewegung, also bei den «intensiveren» Verben, während der Dativ bei den Verben steht, die das Verweilen an einem Orte bezeichnen: Er geht in die Bibliothek Er liest in der Bibliothek. Bei der Bildung des präpositionellen Objekts (mit der Bedeutung des direkten Objekts) werden die Präpositionen an, auf, über auch mit dem Akkusativ und nicht mit dem Dativ gebraucht, was eben dem aktiven, dynamischen Charakter des betreffenden syntaktischen Verhältnisses entspricht: Ich denke an dich; Ich denke über dieses Ereignis nach; Diese Frage bezieht sich auf ihn.

5. Die Funktion des Attributs, an welcher der Akkusativ nur mit Hilfe der Präposition teilnehmen kann: die Reise um die Welt, der Weg durch den Wald, Hans ohne Land.

In allen diesen Funktionen, mit Ausnahme der Adverbialfunktion, ist der Akkusativ syntaktisch von irgendeinem Redeteil abhängig. Aber auch als adverbiale Bestimmung behält der Akkusativ die Semantik eines Dinges, auf welches sich die Handlung erstreckt, so daß eine gewisse Abhängigkeit vom Verb doch zu spüren ist. Nur in einem Fall erscheint der Akkusativ im syntaktischen Sinn unabhängig.

6. Der absolute Akkusativ. Er tritt in zweiteiligen Konstruktionen auf, die sich strukturell an einen Satz anlehnen, aber formell von ihm nicht regiert werden. Diese Konstruktion gibt gewöhnlich irgendwelche Merkmale des Subjekts oder (seltener) des Objekts an und ist mit dem Prädikat temporal verbunden. So wird sie in mancher Hinsicht dem prädikativen Attribut ähnlich, obgleich sie zuweilen einer adverbialen Bestimmung gleichkommt. Der Akkusativ ist in dieser Konstruktion in mancher Hinsicht dem Subjekt eines Satzes, das zweite Konstruk­tionsglied dem Prädikat analog:

Er stand in der Tür, in einem kurzen Mantel, den Hut in der Hand (Kellermann). Sie gingen, das rhythmische Rauschen der langgestreckten Wellen neben sich, den frischen Salzwind im Gesicht. (Th. Mann) Diederich... sah ihm nach, den Mund noch offen. (H. Mann)

Das zweite Konstruktionsglied ist entweder eine Präpositio-nalgruppe (fast immer im Dativ) in der Adverbialfunktion oder ein Adjektiv in der Kurzform oder ein Adverb. Sie entsprechen, wenn man die Analogie mit dem Satz weiterführt, dem eigentlichen Prä­dikativ oder dem Prädikativ des erweiterten Prädikats bei fehlender Kopula.

Die Funktionen des Dativs sind mannigfaltiger als die des Akkusativs. Geschichtlich hängt es damit zusammen, daß der germa­nische Dativ vermutlich aus der Verschmelzung von einigen anderen alten Kasus (Dativ, Lokativ, Ablativ, Instrumentalis) entstanden ist und wenigstens zum Teil ihre Funktionen übernommen hat, die aber jetzt, insoweit sie nicht den anderen Kasus anheimgefallen sind, vorwiegend nicht der reine, sondern nur der präpositioneile Dativ auszuführen vermag. Für den Dativ ist der präpositionelle Gebrauch überhaupt besonders charakteristisch. Dennoch nimmt auch der präpositionslose Gebrauch in den Gebrauchsweisen des deutschen Dativs einen bedeutenden Platz ein, wobei sich gerade sein allgemeiner grammatischer Bedeutungsgehalt offenbart, den wir oben in Gegen­überstellung zu dem des Akkusativs bestimmt haben. Der Dativ hat folgende Funktionen:

1. Indirektes Objekt. Es zerfällt in drei Unterarten:

a) Das notwendige indirekte Objekt, das bei solchen Verben erscheint, die ohne den Dativ dem Satz keinen vollständigen, ab­geschlossenen Sinn verleihen können: Er ähnelt seinem Vater; Es entspricht unseren Erwartungen. Läßt man den Dativ in diesen Sätzen weg, so werden sie entstellt. Bei einigen Verben erlaubt der Kontext, das Dativobjekt auszulassen, wenn die durch den Dativ bezeichnete Person verallgemeinert oder im Kontext ausgedrückt wird oder in der Si­tuation vorhanden ist: Die Arznei hilft (d. h. hilft überhaupt, hilft jedem); Er gibt das Buch (aus dem Kontext oder aus der Situation ist zu entnehmen, wem das Buch gegeben wird). Sonst wäre auch in diesen Sätzen das Dativobjekt unbedingt notwendig.

b) Das nicht notwendige indirekte Objekt, gewöhnlich bezeichnet als freier Dativ (vgl. 132, I, 624—629). Es erscheint dann, wenn der Satz auch ohne das Dativobjekt vollendet wäre, aber dieses Objekt be­zeichnet doch einen solchen Gegenstand (in der Regel eine Person), der mit der betreffenden Handlung als ihr unmittelbares Orientierungsziel tatsächlich verbunden ist:

Ich öffne die Tür — Ich öffne dir die Tür; Ich kaufe ein Buch — Ich kaufe dir ein Buch; Ein neues Lied, ein besseres Lied, о Freunde, will ich euch dichten! (Heine)

In allen diesen Fällen ist der Dativ durchaus erläßlich, da die Handlung auch im Interesse des Subjekts selbst vollzogen sein könnte. Aber wenn der Dativ erscheint, so bedeutet es, daß sich die Handlung wirklich in der Richtung auf diese Person entwickelt. Hierher gehören auch die Sätze mit nominalem Prädikat und die unpersönlichen Sätze, die einen Zustand oder Sachverhalt ausdrücken, der bei der Einführung des Dativs sich nur in Hinsicht auf ihn realisiert: Die Sache ist mir klar; Es ist mir zu dunkel (dativus commodi und incommodi). Einzelne Komponenten des Sachverhalts in solchen Sätzen können mit dem Dativ in nähere Berührung treten (dativus sympatheticus): Mir schmerzt der Kopf; Er strich ihr das Haar; Er lachte ihr ins Gesicht. Einen besonderen Fall bilden die Dative bei unpersönlichen Konstruktionen vom Muster Es ist mir kalt Mir ist kalt; Mir ist angst usw. Der Dativ bezeichnet hier den Träger des Zustands, der im Prädikat zum Ausdruck gebracht wird. Es gibt freilich sehr viele Fälle, wo die Grenze zwischen dem notwendigen und dem nicht notwendigen Dativ fließend ist. Noch schwieriger ist es, eine Grenze zu ziehen zwischen dem nicht notwendi­gen Dativobjekt und der nachfolgenden Art des Dativgebrauchs.

c) Die dritte, ganz eigenartige Unterart des Dativobjekts nennt man dativus ethicus. Dieser Dativ bezeichnet eine Person, die an dem Sachverhalt des Satzes interessiert ist und an ihm emotionell teilnimmt, aber der Sachverhalt selbst entwickelt sich (oder existiert) ohne jegliche Rücksichtnahme auf diese Person. Der Dativ ist hier meistens ein Personalpronomen, was dem emotionalen Charakter dieser Kon­struktion entspricht:

Wie herrlich leuchtet mir die Natur! (Goethe) Du bist mir ein Vergnügungsobmann. (Bredel) Du bist mir zu schlau! Was denkst du dir dabei?

Das erste Beispiel steht freilich noch dem vorher geschilderten Typus sehr nahe, da hier eine konkrete Einwirkung der Handlung auf die Dativperson stattfindet. Aber die anderen Beispiele weisen eine empfindungsgefärbte Wertung des Sachverhalts der Sätze auf. Im letzten Beispiel betont das Dativpronomen die Subjektivität der Hand­lung und ist eigentlich eine Abart des Reflexivpronomens.

2. Die Bestimmung des Adjektivs. In dieser Funktion wird der Dativ bei vielen Adjektiven gebraucht: seinem Vater ähnlich, dem Feinde überlegen, dem Vaterlande treu.

3. Das Possessivattribut. Auf der Grundlage des sympathetischen Dativs in der Gruppe des Verbs, der im Verhältnis der Zugehörigkeit zu anderen nominalen Gliedern des Satzes steht, entwickelt sich eine Konstruktion, in welcher der Dativ vom Verb losgelöst und mit Hilfe eines Possessivpronomens zur unmittelbaren Bestimmung eines Substantivs verwendet wird. In die Literatursprache ist diese Konstruktion nicht eingedrungen, aber in der Mundart und in der gröberen Umgangssprache tritt sie als ein wichtiger Konkurrent des genitivus possessivus auf:

Meiner Mutter ihr Sohn repariert sich das allein. (Seghers)

4. Die Bestimmung der Interjektion: Pfui dem Verräter! Der allgemeine grammatische Bedeutungsgehalt des Dativs (die Person, an welche eine Handlung oder ein Sachverhalt «adressiert» ist) kommt hier klar zum Vorschein.

In Verbindung mit Präpositionen werden noch folgende Gebrauchsweisen des Dativs möglich:

5. Das direkte Objekt: Ich sprach von ihm; Er träumte von ihr. Diese Konstruktion wird mit Hilfe der Präposition von gebildet.

6. Die adverbiale Bestimmung. Es werden sehr verschiedene Arten der adverbialen Bestimmung auf diese Weise ausgedrückt (vgl. § 58).

7. Das Attribut (nicht nur possessiven Charakters): die Stadt am Meer, die Bearbeitung von Metallen.

Als ein Hauptglied des Satzes erscheint der Dativ in einer Funktion, die in der heutigen Literatursprache äußerst selten vorkommt.

8. Das Prädikativ: Wem ist das Kind? (Grillparzer) (vgl. 309, III, 410).