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Методич.рекомендации по теорфонетике.doc
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Theoretische phonetik des deutschen begleitmaterialien zu den vorlesungen und seminaren

Lektion I. Aus der Entwicklungsgeschichte der Phonetik

  1. vorhistorische Periode

  2. die Periode der Antike

  3. die Periode des Verfalls

  4. die Periode des Aufblühens

  5. die Periode des Aufstiegs

Leonardo da Vinci

Anatomie, Akustik, Auditive Phonetik (Funktion der Hörorgane)

Hieronymus Fabricius

1. Sprachlautlehre, Beschreibung der Stimmbänder

Johann Konrad Amman

Klassifizierung der Laute (1700)

-Artikulationsstelle

-Artikulierendes Organ

-Artikulationsweise

C.F. Hellwag

„Hellwag´sches Vokaldreieck“ (1781)

Wolfgang von Kempelen

„Mechanismus der menschlichen Sprache“ (1791) Experimentalphonetik. Versuch: Bau einer Sprechmaschine

H. Helmholtz

Akustik

„Die Lehre von den Tonempfindungen” (1863)

P.J. Rousselot

Begründer der Experimentalphonetik

das erste experimentalphonetische Laboratorium in Paris

E. Sievers

„Lautphysiologie“;

Gründer der „Deutschen Schule der Phonetik“.

Jan Baudouin de Courtenay

Wichtigkeit der Bedeutungsunterscheidung,

Verallgemeinerung des Sprechaktes

N. Trubetzkoy

Begründer der „Prager Schule“

Phonetik und Phonologie

Gegenstand der Phonetik

● enge Objektbestimmung: Phonetik als Sprachlautlehre (R.I. Awanesow, A.A. Reformatsky)

● weite Objektbestimmung: „Phonetik ist ein Teilgebiet der Sprachwissenschaft, das die materiellen und funktionalen Eigenschaften der Sprachlaute und der prosodischen Sprachmittel untersucht“ (Zacher 1969)

Phonetik als Teilgebiet der Linguistik gliedert sich in drei Hauptteile (Kozmin, Bogomazova, Hizko 1990):

Experimentalphonetik, die sich mit der Erforschung der Physiologie und Akustik, sowie mit der Wahrnehmung des Sprechkontinuums befasst;

Normative Phonetik „die Phonetik des Sprachusus“, die sich mit der Aussprachenorm jeder konkreten Nationalsprache der Gegenwart befasst;

Phonologie oder „funktionale Phonetik“ erforscht die sprachliche Funktion der Laute und ihrer Verbindungen.

Die Phonetik untersucht die materielle (lautliche, akustische) Seite der menschlichen Rede. Die wichtigsten Aufgaben der Phonetik sind:

● Beschreibung der Muskeltätigkeit der Sprechorgane bei der Lautbildung

● Erforschung der akustischen und wahrnehmbaren Eigenschaften einzelner Sprechlaute und Lautverbindungen

Dementsprechend unterscheidet man 3 Bereiche der Phonetik:

● artikulatorische

● auditive

● akustische

Die Phonologie ist eine Funktionswissenschaft, die die sprachliche Funktion der Laute untersucht. Die wichtigste Aufgabe der Phonologie ist:

● die Analyse und Feststellung des phonologischen Systems jeder konkreten Sprache

Zweige der Phonetik:

● allgemeine

● beschreibende (synchronische)

● historische (diachronische)

● vergleichende (komparative)

● experimentelle

● angewandte

Forschungsmethoden der Phonetik:

● subjektive Beobachtung

● instrumentelle Analyse (instrumentelle Erforschung der Sprachphysiologie, der Sprechakustik und der Intonation)

● statistische

● vergleichende

● Distribution

Lektion 2 Das Phonem. Phonemlehre von J. Baudouin de Courtenay

Der wichtigste Begriff in der Phonologie ist der des Phonems, der grundlegenden Einheit des phonologischen Systems und seiner Struktur.

Es gibt in der Literatur verschiedene Definitionen dieses Begriffes:

● Phonem als die kleinste bedeutungsunterscheidende segmentale (abstrakte) Lauteinheit einer Sprache.

● Phonem als Klasse phonetisch ähnlicher Lautvarianten, die entweder frei variieren oder komplementär verteilt sind (taxonomischer Strukturalismus)

● Phonem als Bündel distinktiver Merkmale (bei Abstraktion irrelevanter Merkmale) (generative Phonologie).

Es handelt sich somit um eine abstrakte mentale Einheit und nicht den konkreten hörbaren Einzellaut.

Das Phonem ist die kleinste bedeutungsunterscheidende segmentale (abstrakte) Lauteinheit einer Sprache.

    • Die Hauptaufgabe und Funktion von Sprachlauten ist es, der Identifikation linguistischer Einheiten zu dienen.

    • Um diese Einheiten identifizieren zu können, müssen sie voneinander unterscheidbar sein, und diese Unterscheidbarkeit wird durch Sprachlaute gewährleistet.

    • Die Phonetik untersucht dabei hauptsächlich Unterschiede in der Lautsubstanz.

    • Diese spielen für die Phonologie insbesondere dann eine Rolle, wenn ein entsprechender Unterschied in der Funktion vorliegt.

Das Phonemkonzept taucht erstmals in den Arbeiten von Jan Niecislaw Baudouin de Courtenay (1845-1929) auf, wurde aber vor allem durch die Weiterentwicklungen von Nikolai Trubetzkoi (1890-1938) bekannt. Die psychologische Interpretation geht zurück auf die Arbeiten von Noam Chomsky und Morris Halle.

Baudouin de Courtenay ist bekannt als Sprachtheoretiker, Indoeuropäist, Slavist sowie als Schöpfer der Grundlagen der historischen Grammatik des Polnischen und zahlreicher Termini und Konzeptionen, die von der Sprachwissenschaft des 20. Jahrhunderts übernommen und weiterentwickelt wurden.

Er definierte das Phonem als eine psychologische Einheit. Die Grundlage für die psychologisch gefasste Phonemdefinition bildete seine Gliederung der Phonetik in zwei Teile:

Antropophonik

Psychophonetik

Die erste dieser beiden Disziplinen entspricht nach Baudouin de Courtenay der heutigen Phonetik, die zweite dagegen der Phonologie. Zusammen mit M. Kruszewski unterschied er zwischen den grundlegenden Einheiten dieser beiden Disziplinen, dem Sprachlaut und dem Phonem.

Das Phonem ist somit nach Baudouin de Courtenay eine abstrakte sprachlich-psychologische Einheit, eine Vorstellung des realen Redelautes, die ständig in der Psyche des Individuums existiert. Beim Sprechen bekommt das Phonem seinen Ausdruck in verschiedenen Divergenzen:

keimenden

sichtbaren

Diese realen Laute mit ihren physiologischen und akustischen Eigenschaften betrachtet er als sekundäre Erscheinungen, die nur als lautliches Hilfsmittel zur Äußerung des Phonems dienen.

Die mentalistische Phonemtheorie von Baudouin de Courtenay wurde wegen seiner psychologischen Phonemauffassung von verschiedenen Sprachforschern kritisiert.

Lektion 3,4 Das Phonem der Prager Schule

Die Prager Schule ist die dritte strukturalistische linguistische Schule (neben der amerikanischen taxonomischen und der Kopenhagener Schule).Grundlegend waren dabei die Forschungen von Ferdinand de Saussure, Nikolai Trubetzkoy (1890 – 1938) und Roman Jakobson (1896-1982).

Die Sprache wird als ein System funktioneller formaler Elemente (Phoneme, Morpheme, Wörter, Phrasen, Sätze, Texte) zur Schaffung von Kommunikation verstanden (Funktionalismus).

Die Prager Schule begründete die Phonologie als linguistische Teildisziplin. Die Phonologie als Teil der Lautlehre ("Sprachgebilde-Lautlehre") ist ein Teilgebiet der Linguistik. Sie untersucht Systeme von Phonemen, den kleinsten bedeutungsunterscheidenden Elementen von Sprachen.

Die Phonologie beschäftigt sich mit den Lauten als Einheiten im System einer Sprache, während sich die Phonetik ("Sprechakt-Lautlehre") mit der detaillierten Beschreibung dieser Laute (Phone) unabhängig von Systemüberlegungen befasst.

Fürst Nikolai Sergejewitsch Trubetzkoy erweiterte die Sprachwissenschaft um das Teilgebiet der Phonologie. Mit seiner Lehrtätigkeit ist in Wien und von Wien aus eine neue Epoche der Sprachwissenschaft angebrochen: Früher wurde Sprache vor allem als geschriebene Sprache interpretiert, die von ihm entwickelte neue Art der Sprachbetrachtung bezog sich zum ersten Mal auf eine funktionslogische Betrachtung der Sprache (Laute, Phoneme).

N.S. Trubetzkoy fasste das Phonem als eine funktional-strukturelle Einheit auf.

Phoneme sind die kleinsten bedeutungsunterscheidenden, aber nicht bedeutungstragenden Einheiten einer Sprache und der wissenschaftliche Untersuchungsgegenstand der Phonologie.

Phoneme tragen für sich genommen keine Bedeutung, ersetzt man jedoch in einem Wort ein Phonem durch ein anderes, ändert sich die Bedeutung: „Katze“ vs. „Tatze“ „bieten“ vs. „beten“. Mit Hilfe dieser so genannten Minimalpaaranalyse lassen sich alle Phoneme einer Sprache systematisch erfassen und identifizieren: Führt das Ersetzen eines Lauts durch einen anderen zu einer Änderung (oder zum Verlust) der Bedeutung des Wortes, können beide Laute unterschiedlichen Phonemen zugeordnet werden.

Phoneme lassen sich anhand ihrer Merkmale klassifizieren. Gibt es ein Merkmal, das zwei Phoneme voneinander unterscheidet, so wird es als distinktives Merkmal bezeichnet. Beispielsweise ist im Deutschen die Stimmhaftigkeit von Plosiven distinktiv: [p] und [b] entsprechen den Phonemen /p/ und /b/, da sie zur Bedeutungsunterscheidung herangezogen werden können (vgl. „Pass“ vs. „Bass“). Solche Gegenüberstellungen von zwei Wörtern werden in der Phonologie als phonologische Opposition bezeichnet.

Da die meisten Phoneme untereinander Oppositionen bilden können, weist jedes Phonem im Vergleich zu den anderen eine bestimmte Gesamtheit von distinktiven Merkmalen auf. Diese Gesamtheit aller phonologisch relevanten Eigenschaften eines Phonems ist sein phonologischer Gehalt.

Das Phonem ist also durch ein Bündel phonetischer Merkmale definiert, die jedoch der Bedingung der phonologischen Distinktivität folgen müssen und in denen vom konkreten Schallereignis abstrahiert wird (ср. фонемаэтократчайшая фонологическая единица языка», служащая «различительным признаком словесной структуры». Выявление фонемы в фонологической оппозиции базируется на противоположении фонетических характеристик фонем, ибо фонема – это совокупность, «пучок» фонологических признаков).

Regeln der paradigmatischen Bestimmung der Phoneme:

fakultative phonetische Varianten (Laute in freier Variation)

phonetische Realisierungen der Phoneme

kombinatorische Varianten (stellungsbedingte Varianten)

Logische Klassifikation der phonologischen Oppositionen:

● nach der Beziehung der Oppositionsglieder zum ganzen Oppositionssystem: eindimensionale und mehrdimensionale Oppositionen

● nach dem Verhältnis zwischen Unterscheidungsmerkmalen: proportionale und isolierte Oppositionen

● nach der Wirkung der Opposition in verschiedenen Stellungen: konstante und aufhebbare Oppositionen

● nach der Beziehung zwischen den Oppositionsgliedern zu einander: privative, graduelle und äquipollente)

Lektionen 5, 6 Die Moskauer Phonologische Schule.

Die Leningrader phonologische Schule

Die Moskauer Phonologen R.I.Avanessov, P.S.Kuznezov, F.F.Reformatskij, V.N.Sidorov, A.M.Suchotin entwickelten in den 20-30-er Jahren die morphologische Phonemkonzeption von J. Baudouin de Courtenay weiter.

Die wichtigsten theoretischen Grundlagen der Moskauer Phonologischer Schule:

● Phonem ist eine veränderliche Komponente des Morphems

Kriterium der Morphemidentität für die Phonemidentifizierung (ср. «тождество морфемы определяет границы и объём понятия фонемы»)

● Phoneme funktionieren in starken und schwachen Positionen

● Phoneme werden in den starken Positionen ermittelt

R.I.Avanessov führte in die Phonologie solche Begriffe wie „starkes und schwaches Phonem“, „starke und schwache Positionen“.

Der russische Sprachwissenschaftler L.W. Ščerba – Nachfolger und Schüler von J. Baudouin de Courtenay – entwickelte die Phonemtheorie seines Lehrers weiter.

Die wichtigsten theoretischen Grundlagen:

● Phonem ist das kürzeste Element allgemeiner akustischer Vorstellungen einer Sprache, das sich mit Bedeutungsvorstellungen verbinden kann (ср. «фонема – это кратчайший элемент общих акустических представлений данного языка, способный ассоциироваться в этом языке со смысловыми представлениями»)

● Phonem erfüllt eine bedeutungsunterscheidende Funktion

● Phonem ist ein potentieller Bedeutungsträger

Im Zusammenhang mit dem Phonembegriff entwickelte L.W. Ščerba den Begriff Phonemvariante. Als Phoneme sind diejenigen Varianten aufzufassen, die von der Lautumgebung am wenigsten abhängig sind (ср. «фонемами являются те оттенки, которые находятся в наименьшей зависимости от окружающих условий»)

Zu den Schülern und Nachfolgern von L.W. Ščerba gehören L.R.Zinder, M.I.Matussewič, L.W.Bondarko, L.A.Verbizkaja u.a. Sprachforscher. Die Leningrader Phonologen betrachten das Phonem als eine phonetisch-phonologische Einheit, die in den Sprechlauten der Rede realisiert wird und eine sprachlich-distinktive Funktion ausübt.

Lektion 7 Phonemanalyse in der distributiven Linguistik

Die Vertreter der amerikanischen strukturellen (distributiven, deskriptiven) Linguistik K.L.Pike, C.F.Hockett, Z.S.Harris, B.Bloch, G.L. Trager definierten das Phonem nicht als bedeutungsunterscheidende Einheit, sondern als eine formale Distributionseinheit.

Die auditive Gleichheit als phonetische Ähnlichkeit der Lauteinheiten und ihre Verteilung (Distribution) in verschiedenen Lautkontexten liegt der distributiven Analyse zugrunde.

Die Ermittlung der Phoneme erfolgt durch Segmentierung und Klassifizierung des Untersuchungsmaterials und durch weitere distributive Analyse der Segmente, wobei auf die distinktive Funktion des Phonems verzichtet wird.

Unter Distribution einer Einheit wird „die Summe aller Kontexte, in denen die gegebene Einheit vorkommt“, verstanden.

Etappen der Distribution:

komplementäre Distribution: Einheiten (Elemente) des Textes (der Äußerung) stehen in komplementärer Distribution, wenn sie in gleichen Positionen nicht vorkommen.

kontrastive Distribution: Einheiten (Elemente) des Textes (der Äußerung) stehen in kontrastiver Distribution, wenn sie in gleichen Umgebungen vorkommen und die Wörter unterscheiden können

Freier Wechsel: Einheiten (Elemente) des Textes stehen im freien Wechsel, wenn sie in gleichen Umgebungen vorkommen, ohne die Wörter zu unterscheiden. In solchen Fällen sind sie als Varianten einer und derselben Einheit der Sprache (des Phonems) anzusehen.