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PS-Sprache_und_Weltbild.doc
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Forschung und Kritik nach Whorf:

Malotki bestätigt Whorfs Raum-Hypothese, widerlegt aber seine Zeit-Hypothese.

Was Whorf besonders streitbar macht sind die Formulierungen in seinen Aufsätzen. Mal prescht er mit absoluten Formulierungen vor („..is not there!“), mal nimmt er sich bewusst zurück:

  • „I should be the last to pretend that there is anything so definite as “a correlation” between culture and language, and especially between ethnological rubrics such as ‘agricultural, hunting,’ etc. and linguistic ones like ‘inflected,’ ‘synthetic,’ or ‘isolating’.“ (Whorf 1956: 138f.).

  • „There is no causal connection, in either direction, between language and (non-linguistic) cultural features.“(Whorf/Trager 1996: 267)

Ist die Sapir-Whorf-Hypothes überhaupt empirisch überprüfbar? - JEIN

  • Nein, weil man selbst in ein Weltbild eingebunden ist

  • Ja, z.B. die Raumwahrnehmung ist empirisch vergleichbar

Forschung zur Sapir-Whorf Hypothese: Farbwortschatz:

Brown/Lenneberg (1954) untersuchten die Farbwahrnehmung der Zuñi (New Mexico/U.S.A., isolierte Sprache, Pueblo-Kultur):

In dieser Sprache gibt es die Bezeichnung „chupcʕin:a“, die sowohl „gelb“ als auch „orange“ abdeckt.

Kay/Kempton (1984): Untersuchung des Tarahumara (NW-Mexiko, Sprache aus der Uto-Aztekischen Familie):

In dieser Sprache gibt es das gleiche Phänomen für grün und blau. (Ein Wort deckt beide Frequenzbereiche ab)

Auch Sprecher einer Bantu-Sprache in Setswana (S-Afrika) können grün und blau schlecht unterscheiden.

Die Evolution von Basisfarbwörtern (Berlin/Kaye 1969):

Basic Color Terms:

  • Mussen ein einfache Lexeme sein (blau vs. blaugrün)

  • Dürfen kein Spezialfall sein (z. B. purpur, karmesin)

  • Dürfen nicht auf einen bestimmten Gegenstand zugeschnitten sein (z.B. blond)

  • Dürfen nicht vor kurzem eingeführte Lexeme sein

  • Müssen intersubjektiv stabil sein (nicht: „Die Farbe des Rostes meines alten Chevy“)

Aus diesen Kriterien ergeben sich für Berlin/Kaye 11 Basic Color Terms (überprüft an etwa 100 Sprachen)

Kritik

  • Empirisches Material: zu vielen dieser 100 Sprachen wurde nur ein Nativespeaker befragt. Oft war dieser auch schon lange aus seiner Heimat ausgewandert

  • Kann die ausschließende Betrachtung des Farbwortschatzes ausreichen?

  • Methodische Unklarheiten: Weiß-schwarz bedeutet in Sprachen, die nur zwei Werte unterscheiden, eher „hell“ (=alle warmen Farben und weiß) und „dunkel“ (=alle kalten Farben und schwarz).

  • Es gibt Sprachen mit mehr als 11 Basic Terms

Physiologie der menschlichen Farbbverarbeitung:

Der Mensch kann nur bestimmte Wellenlängen des Lichts wahrnehmen (380nm – 750nm)

Diese Farben können nach Qualität, Helligkeit und Sättigung unterschieden werden. Dabei werden fokale Farbtöne besser wahrgenommen.

Farbthorie nach Hering: 3 physiologische Systeme: hell-dunkel, grün-rot, gelb-blau

Das Licht fällt auf die Photorezeptoren des Auges (Stäbchen und Zäpfchen), wo es vom Sehnerv als el. Impuls an die Sehzentren des Hinterhauptlappens weitergeleitet wird.

Numerus und Klassifikatoren:

In vielen Sprachen gibt es so genannte Klassifikatoren, die die Gegenstände der Welt nach ihren Eigenschaften einteilen.

John Lucy: behauptet, Yucatec (Maya-Sprache) habe eine spezielle Klassifikatoren-Art:

A B C

+ belebt - belebt -belebt

+diskret -diskret

  • Yucatec Plural: optional kein Plural kein Plural

  • Englisch Plural: obligatorisch obligatorisch kein Plural

A = Lebewesen (Menschen, Tiere)

B = „Implemente“ (Geräte, Behälter)

C = Substanzen (Wasser, Sand, etc.)

Lucy (1992) zeigte experimentell, dass Native Speakers des Yucatec bei Bildbeschreibungen

  • 1. insgesamt dargestellte Objekte weniger zahlenmäßig spezifizierten und

  • 2. besonders Objekte der Kategorien B und C weniger zahlenmäßig spezifizierten als SprecherInnen des Englischen

und dass Native Speakers des Englischen

  • 1. insgesamt mehr Objekte zahlenmäßig spezifizierten, insbesondere aber

  • 2. Objekte der Kategorien A und B häufiger zahlenmäßig spezifizierten als SprecherInnen des Yucatec

Genus

    • In vielen Sprachen herrscht ein androzentrisches Weltbild vor

    • Generisches Maskulin (bei Verwendung des männl. Plurals werden Frauen „miteinbezogen“ z.B. „Studenten“)

    • Positive Bewertung traditionell auf Seite der Männer

Die Sapir-Whorf-Hypothes ist für die feministische Linguistik von großer Bedeutung.

  • Fatemeh Khosroshahi (1990) führte zur empirischen Überprüfung der Sapir-Whorf-Hypothese in Bezug auf den Zusammenhang von Genus-Gebrauch und Gender-Wahrnehmung ein Experiment durch.

Dabei mussten 55 Versuchspersonen (28 Frauen, 27 Männer) mit traditionellem bzw. geschlechtsneutralem Sprachgebrauch zu 6 Texten mit neutralen Personenbezeichnungen („person“, „child“) und unterschiedlichem pronominalem Bezug auf die Personen („he“, „he or she“) Zeichnungen anfertigen und die Gender-Zugehörigkeit der gezeichneten Personen markieren.

  • Hauptergebnisse:

  • Die Männer zeichneten weit mehr Männer als die Frauen.

  • Die Männer mit traditionellem und geschlechtsneutralem Sprachgebrauch unterschieden sich nicht.

  • Alle Untergruppen zeichneten mehr Männer als Frauen, außer den Frauen mit geschlechtsneutralem Sprachgebrauch.

Hauptfazit: All groups conformed to Whorf‘s thesis except the men who had reformed their language“.

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