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Fernsehen und rundfunk in deutschland
Die Presse ist in Deutschland privatrechtlich organisiert, Fernsehen und Rundfunk sind Anstalten öffentlichen Rechts. Erst seit Mitte der 80er Jahre gibt es auch privates Fernsehen und Radio. Das Angebot und die Vielfalt von privatrechtlich organisierten Medien wird nur durch marktwirtschaftliche Mechanismen geregelt. Davon unterscheiden sich die „Anstalten öffentlichen Rechts“ grundlegend: Sie sind weder in Privatbesitz noch gehören sie dem Staat; sie sind selbständige Institutionen, die aber unter öffentlicher Kontrolle stehen. Sie heißen „Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland“ (ARD) und „Zweites Deutsches Fernsehen“ (ZDF).
In der ARD haben sich die Fernsehanstalten der Bundesländer zusammengeschlossen. Diese verpflichten sich – je nach Größe des Senders prozentual verteilt – einen Beitrag zum Gesamtprogramm zu leisten. Daneben strahlt jede Fernsehanstalt ein regional begrenztes „Drittes Programm“ aus. Das ZDF hat seinen Sitz in Mainz und ist zentral strukturiert.
Die wichtigsten Entscheidungskompetenzen in den öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten liegen bei den Rundfunk- und Fernsehräten. Hier, in einer Art Parlament, sind alle wichtigen gesellschaftlichen Gruppen vertreten. Die politischen Parteien, die Gewerkschaften, die Unternehmerverbänke, die Kirchen, Kulturverbände und andere öffentliche Institutionen entsenden Vertreter in dieses Gremium. Der Rundfunk- und Fernsehrat – in einigen Ländern auch das Landesparlament – wählt den Verwaltungsrat. Dieser wacht über das Programm und wählt den Intendanten, d.h. den Direktor einer Sendeanstalt, der für die Programmgestaltung verantwortlich ist. Diese Organisationsform garantiert eine weit gehende Offenheit für die verschiedensten gesellschaftlichen Einflüsse. Es zeigt sich allerdings, daß die politischen Parteien sich im Lauf der Zeit einen besonders intensiven Einfluß auf Radio und Fernsehen gesichert haben.
Finanziert werden die öffentlich-rechtlichen Medien durch Gebühreneinnahmen und durch Werbung. Jeder Haushalt, in dem ein Radio und/oder ein Fernsehgerät steht, muß eine monatliche Gebühr bezahlen. Die Möglichkeiten, mit Werbung den Etat aufzubessern, sind strikt reglamentiert. Nur zu bestimmten Sendezeiten ist Werbung erlaubt, auf keinen Fall zur Hauptsendezeit nach 20 Uhr.
Seit Mitte der 80er Jahre drängen private Anbieter für elektronische Medien auf den Markt. Mit RTL und SAT l starteten die ersten privaten Fernsehmacher; heute gibt es neun große Sender, und Experten sprechen bereits von einer Marktübersättigung. Für die öffentlich-rechtlichen Sender sind die Privatprogramme zu einer echten Konkurrenz geworden.
Aufgabe 45. Surfen Sie im Internet und ergänzen Sie jeden Absatz des Textes durch neue Angaben.
Aufgabe 46. Fassen Sie jetzt diese Information zusammen und antworten Sie auf die folgenden Fragen.
Seit wann gibt es privates Fernsehen und Radio in Deutschland?
Wie wird das Angebot und die Vielfalt der Massenmedien geregelt?
Stehen die Massenmedien unter öffentlicher Kontrolle?
Welche Fernsehanstalten haben sich in der ARD zusammengeschlossen?
Wer strahlt in Deutschland „Drittes Programm“ aus?
Welche Rolle spielen Rundfunk- und Fernsehräte?
Von wem wird der Intendant (Direktor) einer Sendeanstalt gewählt?
Wie werden die öfffentlich-rechtlichen Medien in Deutschland finanziert? Muß man eine monatliche Gebühr bezahlen?
Aufgabe 47. Bereiten Sie einen Vortrag über das deutsche Fernsehen vor. Stützen Sie sich dabei auf den Text und auf die zusätzliche Literatur aus dem Internet.
Aufgabe 48. Lesen Sie den Text und erzählen Sie wie das Unifernsehen im Rahmen der Tambover Staatlichen Dershavin-Universität funktioniert.
Fernsehenmachen kann man studieren: Die Uni Dortmund geht mit dem Projekt “Unifemsehen” neue Wege, denn erstmals machen Studis Fernsehen auf einer allgemein zugänglichen Frequenz. Henriette Seyfferth über Sinn und Unsinn einer solchen Aktion.
♦ Elfenbeinturm ade?
“Wir konkurrieren mit allem, was an öffentlich-rechtlichen oder privaten Sendern derzeit auf dem Markt ist”. Ulrich Pätzold, Professor für Journalistik an der Uni Dortmund, findet große Worte für das neue Projekt seines Fachbereiches: Seit April ist das Unifernsehen Dortmund auf Sendung und “will etablierte Sender das Fürchten lehren”. Mit dieser ehrgeizigen Kursbestimmung bringt Schirmherr Pätzold zugleich das Innovative seines Uni-TVs auf den Punkt: In Dortmund können Journalistik-Studenten jetzt Fernsehen auf einer allgemein zugänglichen Frequenz machen.
Bisher hatten angehende Journalisten an Europas Universitäten nur interne Kanale zur Verfügung. In diesen Nischen fernab vom Quotendruck sind durchaus sehenswerte Programme entstanden, z.B. der medienkritische “ln-House-Report” aus Wien oder der “Aus- und Fortbildungskanal” München. Beide senden rund um die Uhr auf einer hochschuleigenen Frequenz. Angehende Medienwissenschaftler und Medientechniker der Ilmenauer Hochschüler erreichen mit ihrem tagesfüllenden Übungsprogramm die Räume der örtlichen Studentenwohnheime. In Ilmenauer Nächten dürfen sich Studenten aller Fachbereiche live über Lust und Leid des Studentendaseins auslassen.
♦ Keine Spielwiese
“Ein Übungsplatz oder eine Spielwiese”, grenzt sich Pätzold von diesen Sendern ab, “will das Unifernsehen Dortmund nicht sein”, vielmehr “professionelles Fernsehen, für das die allgemeinen Qualitätsstandards gelten, an denen sich alle Fernsehprogramme messen müssen”. Für das ehrgeizige Projekt steht Pätzolds Zöglingen die Frequenz des örtlichen Offenen Kanals zur Verfügung. Fürs Erste eine halbe Stunde wöchentlich, aber wenn alles gutgeht, soll das Programm erweitert werden. “Ob aus eigenem Material oder dem anderer Anbieter” vermag Pätzold noch nicht zu sagen. Für das Magazin sollen lokale Themen aus dem Blickwinkel der Hochschule beleuchtet werden. “Das ergibt einen schönen Farbtupfer in der Dortmunder Medien-landschaft”, lobt Pätzold sein Konzept.
♦ PR per TV
Fernsehen durch die Brille der Uni, das gibt es seit dem 25. April auch in Mannheim, allerdings unter ganz anderen Vorzeichen: Die Pressestelle der Uni Mannheim hat im “Campus TV” einen neuen Weg für die Werbung in eigener Sache entdeckt: “Wir wollen Verständnis für Belange der Uni wecken”, erklärt Heiner Stix, Pressesprecher der Uni Mannheim, das Vorhaben. Für diese neuartige PR-Maßnahme stellt das Rhein-Neckar-Fernsehen (RNF) monatlich eine halbe Stunde Sendezeit zur Verfügung. Mit Ausbildung hat das Mannheimer Campus-TV leider nichts am Hut, wird es doch von professionellen Journalisten gemacht. Studenten können hier bestenfalls als Praktikanten und Ideenlieferanten mitwirken.
♦ Talentschmiede
Im Dortmunder Journalistik-Studium hingegen werden Profis erst gemacht. Talente wie Friedrich Küppersbusch oder Michael Steinbrecher, Moderator des Aktuellen Sportstudios, wurden hier geschmiedet “Viele unserer ehemaligen Studenten sitzen auf Redakteursstellen”, bilanziert Pätzold, erwähnt aber auch den Haken an der Dortmunder Karriereschleuder: “Leider haben wir diesen strengen Numerus Clausus auf unser Journalistik-Studium”, bedauert der Fernsehprofessor. Diese Hürde will erst mal genommen sein, wenn man sich in den neuen Lehrredaktionen zum Profi ausbilden lassen will. Denn das Unifernsehen Dortmund ist kein Ausbildungsbetrieb für Studenten aller Fachbereiche, sondern ein Forderprogramm für eine enorme Elite, die ohnehin schon von glänzenden Ausbildungsbedingungen profitiert. So ist zum Beispiel jedem Journalistik-Studenten in Dortmund ein Volontariat beim WDR sicher. Wen wundern da noch die guten Job-Aussichten für Absolventen?
Gerade auf die guten Posten seiner Ex-Studenten ist Pätzold aber besonders stolz: “Wenn ein Institut Erfolg hat, kann es auch eher etwas bewegen”, sagt er stolz und spielt damit auf die Finanzierung seines Projektes Unifernsehen an: Die medienfreundlichen Bildungspolitiker Nordrhein-Westfalens griffen dafür tief in einen Fordertopf namens “Qualität der Lehre”. “Unser neuer Ausbildungssektor ist ja nichts anderes als ein Stück praktische Studienreform”, begründet Pätzold die Entscheidung des Ministeriums und vergißt, daß man sich in Zeiten von Studienabbau und Akademikerarbeitslosigkeit auch andere Widmungen für solche Gelder vorstellen könnte.
Irgendwann werden allerdings auch die großzügigen Startreserven des Unifernsehens Dortmund aufgebraucht sein. Dann wird Professionals, jetzt noch didaktisches Programm, zum Gebot: Denn in der Anwerbung von Sponsoren wird sich die Konkurrenzfähigkeit des Unifernsehens erst erweisen. Ein Drahtseilakt zwischen Qualität und Quote also, dessen Gelingen noch aussteht.
Aufgabe 49. Es gibt für den Fernseher viele Bezeichnungen.
der flimmernde Babysitter;
die Glotze;
die Geräuschkulisse;
das Fenster zur Welt;
die Droge;
der Informationsguru.
Welche Bezeichnungen könnte man den folgenden Bildern zuordnen? Begründen Sie Ihre Meinung. Nehmen Sie Stellung dazu.
Aufgabe 50. Bestimmen Sie zu welchem Zuschauertyp gehören Sie.
Aufgabe 51. Lesen und besprechen Sie verschiedene Meinungen zum Thema „Kultureller Niedergang durch Fernsehen?“.