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Вопрос 6 „Der Bitterfelder Weg“ und literarischer Antifaschismus in der ddr-Literatur.

Mit dem Bitterfelder Weg sollte eine neue Programmatik mit engen ästethischen und thematischen Vorgaben in der Kulturpolitik und Literaturproduktion der DDR eingeläutet werden. Die Trennung zwischen Künstler und Volk, sowie zwischen Kunst und gesellschaftlicher Realität wollte man aufheben. Der „Bitterfelder Weg“ (Erste Bitterfelder Konferenz 1959; s. u.) sollte die Autoren an die Probleme der Produktion heranführen (Aufruf des 5. Parteitages der SED 1958: „Künstler in die Betriebe!“) und die künstlerische Selbsttätigkeit der Arbeiter fördern („Greif zur Feder, Kumpel! - Die sozialistische Nationalliteratur braucht dich!“). Das Scheitern dieser Kulturpolitik, die Maßregelungen, Ausschlüsse und Ausweisungen (exemplarisch Wolf Biermann 1976) sowie die allmähliche Lösung der Literatur von den Vorgaben der Partei bestätigen die unumkehrbare Ausdifferenzierung von Handlungsbereichen mit ihren Rollen, Werten und Symbolen in modernen Gesellschaften.Die Entwicklung der Literatur in der DDR setzte mit der antifaschistischen Literatur zahlreicher heimgekehrter literarischer Emigranten ein. Sie wurde wesentlich durch Erlasse und offizielle Äußerungen der SED beeinflusst und gelenkt, so dass man von einer zentralistisch organisierten Literaturszene sprechen kann. Dies spiegelt sich auch darin wider, dass eine übersichtliche Ordnung der gesamten Literatur erstellt werden kann. Ziel der Literaturpolitik war, im Rahmen des Sozialistischen Realismus die gesellschaftlichen Veränderungen zu beschreiben und selbst verändernd einzugreifen. Der Sozialistische Realismus war eine Stilrichtung, die in den Dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts in der Sowjetunion entstand und für alle Kunstformen verbindlich war. Diese Stilrichtung wurde auch in der DDR aufgegriffen. In der Literatur stand oft ein positiver Held im Mittelpunkt, der Vorbild für eine sozialistisches Idealgesellschaft war

Zu den wichtigstenAutoren der DDR-Literatur gehören Bertolt BrechtWolf Biermann?Brigitte Reimann und Christa Wolf.

Der Bitterfelder Weg

Nachdem der Aufstand des Jahres 1953 eine kurze Liberalisierung der Kulturpolitik herbeigeführt hatte – es gab sogar eine Reihe von gesamtdeutschen Kulturveranstaltungen – ist es mit dem sogenannten „Tauwetter“ nach den Aufständen in Polen und Ungarn im Oktober 1956 wieder vorbei. Im April 1959 werden Arbeiter auf einer unter dem Motto „Dichter in die Produktion“ stehenden Autorentagung in Bitterfeld von Alfred Kurella (1895-1975) mit den Worten „Kumpel, greif zur Feder – die sozialistische Nationalkultur braucht dich!“ aufgerufen, den alltäglichen Kampf und die Fortschritte im Produktionsbereich zu dokumentieren. Zugleich werden die Autoren aufgefordert, in Betrieben, Fabriken und in der Landwirtschaft mitzuarbeiten, um auf diese Weise „die aus der Klassengesellschaft übernommene Trennung zwischen Kunst und Volk zu überwinden“. Ziel des sogenannten „Bitterfelder Wegs“, dem Werke von u.a. Franz Fühmann (Kabelkran und Blauer Peter), Herbert Nachbar, Brigitte Reimann, Heiner Müller, Peter Hacks (Die Sorgen und die Macht), Volker Braun, Christa Wolf (Der geteilte Himmel) und Erwin Strittmatter (Ole Bienkopp) zu verdanken sind, ist die Ergänzung der „Bewegung des lesenden Arbeiters“ durch die „Bewegung des schreibenden Arbeiters“. Die Realisierung des Programms erweist sich von Anfang an als schwierig. Nur wenige professionelle Schriftsteller sind bereit, die Kopfarbeit mit der Handarbeit zu vertauschen bzw. zu verknüpfen. Dem gegenüber steht aber, dass auf Betriebs- und später auch Stadtteilebene Hunderte von „Zirkeln schreibender Arbeiter“ entstehen, wo hauptsächlich Arbeiter gemeinsam Texte produzieren, die ihren Interessen entspringen und ihre Interessen unterstützen sollen. Allmählich werden die Zirkel als „große Schule für die Herausbildung der künstlerischen Fähigkeiten und Talente der Arbeiter, Bauern und der Intelligenz“ betrachtet. In der ersten Hälfte der sechziger Jahre werden die großen Ziele der Bitterfelder Konferenz – Aufhebung der Trennung von Kunst und Leben und prinzipielle Annäherung der Hand- und Kopfarbeiter – allmählich zurückgenommen. Auf einer zweiten Bitterfelder Konferenz im Jahre 1964 wird das Programm von den meisten scharf kritisiert und angefochten. 1973 wird es ganz fallen gelassen. Auch den DDR-Autoren ist es nicht möglich, hinter die Trennung von Hand- und Kopfarbeit zurückzugehen. Abgesehen von der "Bewegung schreibender Arbeiter" ist die Literatur der DDR Ende der fünfziger, Anfang der sechziger Jahre eine „Literatur der Individuen“ (H. Mohr), Ausdruck der zivilisatorischen Moderne.