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Вопрос 7

Uneingepasste Subjektivität als literarische Theorie von Christa Wolf. Romane „Kassandra“ und „Medea. Stimme“ als mythologische Rezeptionen.(извините, что многоточно ответа нет!)

Sie war eine der großen deutschen Schriftstellerinnen, ihre literarische Laufbahn ist eng mit Entwicklung und Ende der DDR verwoben: Mit berühmt gewordenen Romanen wie "Der geteilte Himmel" und "Kassandra" arbeitete sich Christa Wolf am real existierenden Sozialismus und seinen Nachwirkungen ab. Sie starb im Alter von 82 Jahren in Berlin. Zuerst als neue Stimme der DDR-Literatur gefeiert, galt sie seit den 60er Jahren als »loyale Dissidentin«, die das Regime kritisierte, aber dem Sozialismus als besserer Alternative zum kapitalistischen Westen die Treue hielt. Mit der Zeit dehnte Wolf ihre Kritik auf die technologischen und patriarchalischen Deformationen der heutigen Kultur aus, immer darauf bedacht, das menschliche – in ihren Werken meist weibliche – Subjekt gegen Instrumentalisierungen jeder Art zu verteidigen.

Die trojanische Königstochter Kassandra ist eine Außenseiterin in einem Staat, der sich zu Beginn des Trojanischen Krieges in ein Patriarchat verwandelt, in dem die Frauen nichts mehr zu sagen haben, sondern von den Männern wie Objekte behandelt werden. Unmittelbar vor ihrem Tod erinnert Kassandra sich an die Geschehnisse, schildert sie aus ihrer Perspektive und denkt über ihre Entscheidungen nach. Der Roman "Kassandra" von Christa Wolf besteht aus nichts anderem als dem gewaltigen Inneren Monolog einer Intellektuellen, die in einer Männergesellschaft für ihre Eigenständigkeit kämpft und lieber stirbt, als sich fremden Regeln zu unterwerfen. Kassandra weiß aber auch – nicht zuletzt aufgrund des Scheiterns der Amazonenkönigin Penthesilea – dass es falsch wäre, ins andere Extrem zu verfallen und eine Gesellschaft ohne Männer anzustreben. Aus diesem Grund geht Kassandra nicht in der Solidargemeinschaft der Frauen auf, die sich in die Höhlen am Ufer des Skamandros in den Ida-Bergen zurückgezogen haben. Fühlt die Schriftstellerin Christa Wolf sich der Seherin Kassandra ähnlich, auf die niemand hört? Versucht Christa Wolf wie Kassandra vor einem Krieg zu warnen? Der Roman "Kassandra" entstand in der ersten Hälfte der Achtzigerjahre, aber die Mahnung, keinen Krieg mit Lügen und Phantomen zu begründen, wirkt nach dem zweiten Krieg der USA gegen den Irak besonders aktuell.Der Innere Monolog Kassandras reißt den Leser mit, und das intellektuelle Niveau fordert zur Auseinandersetzung mit den angesprochenen Themen heraus. Die artifizielle und häufig gegen herkömmliche Grammatikregeln verstoßende Sprache ist gewöhnungsbedürftig, aber der altertümlich anmutende Rhythmus verleiht ihr einen unverkennbaren Klang.In "Voraussetzungen einer Erzählung: Kassandra" schilderte Christa Wolf, wie sie während einer Griechenlandreise auf die Idee kam, einen Roman über Kassandra zu schreiben.

Nach "Kassandra" beschäftigt sich Christa Wolf mit einer weiteren Figur aus der griechischen Mythologie: Medea. Allerdings deutet sie den Mythos bewusst aus weiblicher Sicht um. Bei Christa Wolf ist Medea keine hasserfüllte Furie, die sich grausam dafür rächt, dass ihr Ehemann Jason sie verlassen hat. Dass die Zauberin Medea ihren Bruder Absyrtos, ihre Rivalin Glauke und ihre Söhne Meidos und Pheres ermordet habe, ist hier nichts als ein Gerücht, das der heimliche Machthaber Akamas bewusst streut, um die ebenso starke und stolze wie eigenwillige und unangepasste Immigrantin zu zerstören. Tatsächlich verkörpert Medea das Ideal einer humanen Gesellschaft. Die Könige von Kolchis und Korinth regieren dagegen nur noch aufgrund von Freveltaten: Aietes ließ seinen Sohn Absyrtos ermorden, Kreon seine Tochter Iphinoe. Beide zerschlugen damit Aufstandsbewegungen, die von ihren Ehefrauen Idya bzw. Merope mit dem Ziel angeführt worden waren, Verbesserungen der politisch-gesellschaftlichen Verhältnisse durchzusetzen. Dabei dachte Christa Wolf bei dem im Osten liegenden Kolchis an die DDR und beim reichen, arroganten Korinth, in dem man alle anderen Menschen für Barbaren hält, an die Bundesrepublik Deutschland. Die Bewohner von Korinth belügen sich selbst und verdrängen die unbewältigte Vergangenheit. Opportunismus, Mangel an Zivilcourage und Xenophobie bestimmen ihr Verhalten. Medea machen sie zum Sündenbock.

Um nicht den Anschein zu erwecken, die neue Sicht auf Medea sei die objektive Wahrheit, verzichtet Christa Wolf auf einen auktorialen Erzähler. Stattdessen lässt sie in den elf Kapiteln des Romans sechs "Stimmen" auftreten. Wir "hören" vier Monologe von Medea, je zwei von Jason und Leukon, je einen von Agameda, Akamas und Glauke. Das ist ein überzeugender Ansatz, auch wenn die Figuren schablonenhaft bleiben, keine individuelle Sprache haben und deshalb ein wenig wie Marionetten wirken, die von ein und derselben Person – der Autorin – bewegt werden.Auch innerhalb der Monologe ist die Darstellung nicht streng chronologisch, sondern sie folgt den Erinnerungen der Figuren.