Добавил:
Upload Опубликованный материал нарушает ваши авторские права? Сообщите нам.
Вуз: Предмет: Файл:
Derivation_metod.doc
Скачиваний:
31
Добавлен:
03.04.2015
Размер:
278.53 Кб
Скачать

1. Die Kurzwortbildung. Allgemeines

Kurzwörter nehmen im System der deutschen Wortbildung eine Sonderstel­lung ein. Dies hat mehrere Gründe. Durch Wortkürzungen entstehen weder neue Wörter, noch wird damit ein Wortartwechsel bewirkt. Im Grunde ge­nommen liegt nach der Kürzung lediglich eine neue Variante der ursprüng­lichen Vollform vor; Kurzwörter stellen daher „eine lexikalische Variation besonderen Typs" dar. Andererseits sind sie nicht nur das Produkt einer Verkürzung (Fahrrad → Rad, Abitur → Abi, Christlich-Demo­kratische Union → CDU), sondern aus ihnen können wiederum neue Wort­bildungskonstruktionen hervorgehen. Während solche Kurzwörter wie Rad, Abi oder CDU keine UK-Struktur aufweisen, verfügen Radrennen, Abi-Feier und CDU-Politiker, die echte Kompositionen repräsentieren, über die Kon­stituentenstruktur. Durch diese Art von Ambivalenz - zur Kürzung und zur Neuwortbildung beizutragen - heben sich die Kurzwörter grundsätzlich von jeder anderen Wortbildungsart ab.

Im heutigen Deutschen sind Wortkürzungen überaus produktiv und in nahezu allen Kommunikationsbereichen vorzufinden. Verstärkt begegnen sie in der Sprache der Wirtschaft, Technik, Wissenschaft, Verwaltung, Presse und Werbung, aber auch in der Umgangssprache. Dabei ist die Kurzwort­bildung kein typisches Phänomen allein unserer Zeit; eine explosionsartige Zunahme der Kurzwörter lässt sich jedoch seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges beobachten.

Bei der Kurzwortbildung kürzen Sprecherschreiber Wörter zu im Wesentli­chen gleichwertigen Varianten, z.B. Auszubildender → Azubi. Weggekürzt werden typischerweise beliebige Laute bzw. Buchstaben (z.B. bei Azubi), Silben (z.B. bei Abitur → Abi) und bedeutungstragende Einheiten (z.B. bei Oberkellner → Ober). Die Langformen, also die Basen, sind No­mina (z.B. Auszubildender) oder Phrasen (z.B. Zweites Deutsches Fernsehen → ZDF).

Kurzwörter sind die einzigen Wortbildungsprodukte, die ausschließlich durch den Prozess der Kürzung aus anderen - bedeutungsäquivalenten - Wortschatzelementen entstehen. Sie verfügen nicht nur über eine gekürz­te graphische Form, sondern sie sind auch phonemisch-phonetisch realisiert. Somit fallen Formen wie usw., bzw., vgl. als reine Schreibkürzel nicht unter den Begriff des Kurzwortes, sondern vertreten den eigentlichen Bereich der Abkürzungen.

Die vollständige Ausgangs­form, die Vollform, kann sowohl ein Einzelwort (vgl. Trafo für Transformator) als auch eine lexikalisierte Wortgruppe (Wortgruppenlexem) sein (vgl. MDR für Mittel­deutscher Rundfunk). Bei fremdsprachigen Kurzwörtern war/ist meist die ent­sprechende Vollform im Deutschen nicht in Gebrauch, vgl.

a. PIN für engl. Personal Identification number,

b. BSE für engl. Bovine Spongioform Encephalopathy.

KWs haben folgende Eigenschaften:

  • Sie sind Wörter.

  • Sie sind aussprechbar, silbisch oder buchstabiert gesprochen.

  • Sie sind kürzer als ihre Basis.

  • Als Basis dienen Wörter und Phrasen.

  • Sie bestehen neben der Basis, sind eher Klone.

  • Sie sind nicht autark, beziehen ihre Bedeutung von der Basis.

Nicht der Kurzwortbildung des Deutschen zuzurechnen, sondern entlehnt sind Wortbildungsprodukte, die bereits in ihrer Herkunftssprache gekürzt wurden, z.B. Radar zu engl. radar ← radio detection and ranging, so auch AIDS, eMail, KGB, Laser, PC, www. Wortbildung ist ja ein Prozess, der in­nerhalb einer Sprache stattfindet; Entlehnung dagegen ist ein Austausch zwischen zwei Sprachen, nämlich zwischen der Herkunfts- und der Zielspra­che.

Kurzwörter sind immer Varianten zu weiterhin existierenden Langformen. Das unterscheidet sie elementar von allen anderen Wortbildungsprodukten: Das Kurzwort und seine Langform existieren parallel im Wortschatz. Üblicherweise behält das Kurzwort alle grammatischen Eigenschaften seiner Langform. Ausnahme ist das bei manchen Kurzworttypen relativ regelmäßi­ge Plural-s z.B. bei ABMs, Demos, Kots, Lkws, Profs. Gelegentlich haben Kurzwörter auch ein eigenes, von der Langform abweichendes Genus (z.B. das Info versus gleich bedeutend die Information).

Auch sind Kurzwörter im Wesentlichen bedeutungsidentisch mit ihren Lang­formen. Mitunter werden Kurzwörter zwar, wie andere Wörter auch, metonymisiert: BMW steht für Bayerische Motorenwerke, aber im Satz Ich fahre einen BMW für ein Fahrzeug. Diese Art der Metonymisierung ist ein Vor­gang, der, um es noch einmal zu betonen, nicht zur Wortbildung gehört, sondern stattfindet, wenn die Wortbildung bereits abgeschlossen ist. Insofern gilt: Kurzwörter sind im Wesentlichen identisch mit ihren Langformen; wird mit einem Kurzwort etwas ganz Anderes bezeichnet, handelt es sich immer um sekundäre Bedeutungsänderungen. Obwohl Kurzwörter also Du­bletten ihrer Langformen sind, entstehen „neue“ Wörter, weil neue Aus­drucksseiten entstehen und weil sich mitunter auch funktional und stilistisch etwas ändert (z.B. legeres Prof gegenüber offiziellerem Professor). Insofern sind Kurzwörter eigenständige Wörter; insofern gehört die Kurzwortbildung zur Wortbildung, die ja definiert wird als Bildung von Wörtern aus vorhan­denem Sprachmaterial.

Соседние файлы в предмете [НЕСОРТИРОВАННОЕ]