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Jugendkulturen_Interviews.doc
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24.08.2019
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"Wir lassen uns nichts vorschreiben"

Warum verzichten manche Jugendliche auf Alkohol und Zigaretten? Warum laufen manche ganz in Schwarz durch die Welt? Und gegen was revoltieren die jungen Hippies von heute? Das Jugendmagazin "Spiesser" wollte es wissen - und lässt acht Anhänger von Jugendkulturen ihre Szene vorstellen.

"Ich möchte Teil einer Jugendbewegung sein", schmetterte die Band Tocotronic Mitte der Neunziger Jahre. Den Wunsch teilen die Rocker mit vielen Jugendlichen - doch nur eine Minderheit schließt sich tatsächlich einer Szene an. Jeder fünfte Jugendliche sagt von sich, einer Jugendbewegung aktiv anzugehören.

Dafür hat diese Minderheit eine enorme Strahlkraft: Sieben von zehn Jugendlichen sagen, dass sie sich an einer Jugendkultur orientieren, weil sie etwa deren Musik hören. Die Orientierung wird allerdings zunehmend schwer: "Jugendkulturen werden kleinteiliger und schnelllebiger", sagte Klaus Farin, Szenekenner aus Berlin, im Interview mit SPIEGEL ONLINE.

Das Magazin "Spiesser" hat sich auf die Suche gemacht nach Vertretern von acht Jugendkulturen, die dem von Farin beschriebenen Trend trotzen: Die Punkerin Nika etwa erzählt, gegen was sie rebelliert. Isabell sagt, was es heißt, heute ein Hippie zu sein. Und Daniel erklärt, dass er eher selten Blut trinkt, auch wenn das manche Leute von ihm denken, wenn sie ihn sehen.

Alle sagen ungefiltert ihre Meinung - und nennen die Liedzeilen ihres Lebens. So unterschiedlich ihre Ziele und Geschmäcker sind, eines haben sie gemeinsam: Sie lassen sich nicht reinreden, nicht von Eltern, nicht von Oma, nicht von Modeketten.

Gabriel

Emo, kurz für Emotional Hardcore [engl.] (Subgenre des Hardcore-Punk mit starker Betonung von Gefühlen und zwischenmenschlichen Themen); Gabriel, 20, aus Berlin muss seine Männlichkeit nicht ständig unter Beweis stellen.

Es ist nicht so, dass ich ständig weinend in der Ecke sitze. Trotzdem bin ich Emo. Aber nicht, weil ich mit meinen Gefühlen nicht klarkomme. Mir gefällt einfach der Stil: enge Klamotten, schwarz gefärbte, längere Haare, die ins Gesicht fallen. Einige Jungs schminken sich, das wäre mir zu anstrengend. Aber klar, der Begriff Emo wird oft abwertend genutzt.

Dass mir jemand "Iiih, guck mal ein Emo" hinterher ruft, passiert mir bestimmt ein oder zwei Mal die Woche. Naja, ich glaube, manche brauchen einfach ihre Feindbilder, um mit sich selbst klarzukommen. Dabei denke ich, dass jeder Jugendliche sich irgendeine Sparte sucht. Selbst "nichts sein" ist schon zur Gruppe geworden.

In meinem nahen Umfeld bin ich aber auf wenig Unverständnis gestoßen, als ich vor etwa vier Jahren anfing, mich so zu kleiden. Nur mein älterer Bruder meinte mal, ich sehe schwul aus. Ist mir gleich. Ich muss meine Männlichkeit nicht ständig unter Beweis stellen.

Genauso wenig spielt für mich eine Rolle, dass ich Schlagzeuger bei "Kill Her First" bin, obwohl wir überall als "female Emocore-Band" beschrieben werden. Vor mir waren eben nur Mädels in der Band, die mit ihrem harten, kraftvollen Sound und dem Growlen unserer Sängerin Gerox gerade wenig weibliche Lieblichkeit ausstrahlten. Ich laufe jetzt halt unter dem Label "female". Mir gehts um die Musik.

An sich ist es musikalisch gesehen relativ vage, was Emocore eigentlich ist. Klar spielen gefühlsbetonte Texte eine Rolle. Aber dann könnte man auch Radiohead eine Emo-Band nennen. Auf die Idee würde wohl niemand kommen.

Eigentlich machen mich Stil und Musik zum Emo. Nicht irgendwelche politischen Statements, wie bei anderen Jugendkulturen. Und mich nervts wirklich, wenn Leute alles auf unsere - in Anführungsstrichen - angebliche Gefühlsduselei schieben. Warum sollte sich mein Leben anders anfühlen, nur weil ich Röhrenjeans trage?

Thomas

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