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Jugendkulturen_Interviews.doc
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24.08.2019
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Me|tal, kurz für Heavy Metal [engl.] (aggressivere Variante des Hard-Rocks mit gitarren- und schlagzeugzentrierter Klangfarbe); Anne-Katrin, 20, aus Tübingen kämpft mit Schwertern.

Ein normales Wochenende bei mir: Ich pack' Schlafsack und Isomatte ein, was zum Grillen - und mein Schwert. Ich mache Schwertkampf. Leider haben meine Freunde und ich dafür keinen anderen Ort als den Grillplatz. Das oberste Gebot dabei lautet: Vorsicht! Unsere Schwerter sind nicht angeschliffen, trotzdem gefährlich: Einmal hab ich meinem Kampfpartner eine Platzwunde über dem Auge verpasst. War nicht mit Absicht.

Meine Freunde habe ich fast alle auf dem Mittelaltermarkt oder im Pub kennengelernt. Fast alle sind Metaller; mit Normalos hatte ich neben der Schule noch nie viel zu tun. In der Klasse galt ich als Kuriosum - noch bevor ich angefangen hab, Metal zu hören und Schwarz zu tragen. Ich war das schüchterne Mauerblümchen und der Depp für alles.

Die Musik, der Metal, hat mir Selbstbewusstsein gegeben; mich stärker gemacht, sodass ich irgendwann sagen konnte: Hey, was die über mich erzählen, ist mir scheißegal! In den schwarzen Klamotten fühle ich mich irgendwie geschützt. Dazu kamen Band-Shirts und Tarnhosen. Meine Oma explodiert jedes Mal: "Das ist doch nicht schön! Du kannst doch viel mehr aus dir machen!" Sagt sie, die Oma. Ich kann nur noch drüber lachen.

Und weil wir gerade dabei sind: Metaller sind auch nicht ungepflegt, nur weil sie auf Festivals mal drei Tage nicht duschen! Doch manche Vorurteile stimmen: Wir trinken gerne Met und Bier. Und ich mag kein Rosa! Ich will nicht zum großen Einheitsbrei dazugehören - mir nicht von den Modediktatoren H&M und Mango vorschreiben lassen, was ich anziehe. Meine Springerstiefel werde ich wohl nie ganz wegpacken. Aber ich kann mir vorstellen, sie ab und zu gegen lila Ballerinas einzutauschen. Lila - nicht rosa!

Mein Aussehen wird sich in Zukunft - da bin ich ganz realistisch - weiter anpassen. Oder ist das schon pessimistisch? Ich studiere nämlich Lehramt. Und mit Patronengürtel und Nietenarmbändern kann ich als Lehrerin sicher nicht rumlaufen. Dennoch bin ich Vollblutmetallerin - denn was einen Metaller ausmacht, ist die Liebe zur Musik. Und die wird, denke ich, niemals enden.

Kristian

In|die, [engl.] (kurz für Independent, unabhängig, Sammelbezeichnung für kreative, freie, nicht kommerzielle Ausdrucksformen); Kristian, 16, aus Trünzig will viel mehr Respekt für die Mitwelt und ein bisschen mehr Gelassenheit

Insgesamt habe ich 68 Dreads. Für einen einzigen Zopf benötigt der Friseur vielleicht so vier Stunden. Ihr könnt euch also ausrechnen, dass ich Ewigkeiten im Salon saß. Aber Stillsitzen, Kosten und Nackenstarre haben sich gelohnt. Mir gefällt's.

"Hey Bob, was macht deine Läusepopulation?" Obwohl der Vergleich mit Musiklegende Bob Marley schmeichelhaft ist, kann ich bei solchen Sprüchen nur den Filzkopf schütteln. Dreads fetten kaum. Und ich versichere euch: Mein Haar bekommt mehr Zuwendung als jede Normalofrisur. "Wirtshaus für Krabbeltiere" - solche Aussagen kommen von Ahnungslosen.

Was ich bei Anderen absolut nicht abkann, ist eine Mischung aus Arroganz, Ignoranz und Intoleranz. Menschen mit diesen Charaktereigenschaften sind schlicht zu faul den Blick hinter Klischees zu wagen.

Vorurteile sind hartnäckig. Das Kopieren bestehender Meinungen ist eben viel bequemer als selbständige Urteilsbildung. Denn nicht jeder Dread-Head kifft und trägt ausschließlich legere Shirts in Rot, Gelb, Grün mit Hanf-Aufdruck. Hemden gehören sogar zur Grundausstattung meines Kleiderschrankes.

Meine Frisur spiegelt meine Persönlichkeit wieder. Ich bin individuell, locker, spontan und vor allem offen für Neues. Ich würde gern mit Freunden auf das Burning-Man-Festival in Nevada fahren. Sonnenschein, Musik, Kunstausstellungen - fernab jeglicher Regeln und doch bei vollem Umweltbewusstsein. Ein Ort intensiver Selbstdarstellung, ohne Autos und Müllanhäufungen.

Generell sollte unsere Gesellschaft dringend ihre Haltung zur Natur überdenken. Es geht nicht in meinen Kopf, dass wir noch immer vorwiegend fossile Brennstoffe nutzen. Im Heimatland von Bob Marley und den "Wailers" hat man mehr Respekt vor der Mitwelt. Diese Einstellung plus Freigeist und Gelassenheit beeindrucken mich beim Reggae am meisten.

Ob ich einer einzigen Jugendkultur angehöre? Macht das überhaupt jemand? Ich bin eher multikulturell. Zwar trage ich eine reggaetypische Frisur, höre aber auch bevorzugt Metal und Indie.

Musik ist mein Leben. Ich spiele Gitarre, habe eine Band und würde gern E-Bass erlernen. Nach dem Abitur steht ein Auslandsjahr an, danach will ich Tontechnik studieren. Oder ich werd Instrumentenbauer. Ich will mich einfach nicht festlegen - noch nicht.

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