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- •Schulwesen Männermangel im Klassenraum
- •Kein Traumberuf
- •In einigen Jahren wird es an deutschen Schulen viel zu wenig Lehrer geben.
- •Ein Jahr liegt zwischen Baden-Württemberg und Bremen
- •Geplatzte Träume
- •Traumberuf und …... Wirklichkeit
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- •Deutsche universitäten Die älteste Universität Deutschlands
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- •Zum Tod des Dramatikers Heiner Müller
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Kein Traumberuf
In einigen Jahren wird es an deutschen Schulen viel zu wenig Lehrer geben.
Von Regina Kerner
Berlin – Den deutschen Schulen droht ein dramatischer Lehrermangel. Die Gewerkschaften des Bildungsbereichs verwiesen am Mittwoch darauf, dass ein regelrechter Generationswechsel beim Lehrpersonal bevorsteht, aber gleichzeitig viel zu wenig Nachwuchs ausgebildet wird. Sie forderten deshalb bessere Arbeitsbedingungen für Lehrer sowie rasche Reformen bei der Ausbildung.
“Fast die Hälfte der Lehrer in Deutschland wird in den nächsten Jahren in den Ruhestand gehen”, sagte die Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Eva-Maria Stange. Doch schon heute fehlten Lehrer für berufsbildende Schulen, Haupt- und Sonderschulen sowie für naturwissenschaftliche Fächer und Fremdsprachen. “Es werden so hohe Anforderungen gestellt und die Bedingungen haben sich so verschlechtert, dass Lehrer für junge Leute kein Traumberuf mehr ist”, sagte die GEW – Vorsitzende. Deshalb entschieden sich so wenige für ein Lehramtsstudium.
Zum einen steige die Zahl der Unterrichtsstunden stetig an, die Klassen würden immer gröβer. Zum anderen werde von den Lehrern nach dem Pisa-Schock erwartet, dass sie neue Lehrpläne, Bildungsstandards und Ganztagsschulbetrieb umsetzten. Arbeitszeit und –belastung stiegen, während gleichzeitig die Bezüge gekürzt würden.
Nach Angaben des Verbands Bildung und Erziehung (VBE) arbeiten in Deutschland zurzeit etwa 780 000 Lehrer im Schuldienst. In den nächsten zehn Jahren werden über 300 000 von ihnen in den Ruhestand gehen. Bei den Berufsschullehrern ist die Situation bereits jetzt dramatisch. Einem Bedarf von 4 000 neuen Lehrern pro Jahr stehen nur 1 800 Absolventen gegenüber. Deshalb müssen schon jetzt Quereinsteiger die Lücken füllen. Und von den 90 000 Lehrkräften an Berufsschulen werden in den kommenden Jahren 60 000 pensioniert.
Um den Lehrerberuf wieder attraktiver zu machen, müsse auch die Ausbildung reformiert und verbessert werden, forderten die Lehrergewerkschaften. “Es darf für Junglehrer kein “Praxisschock” sein, wenn sie nach der Ausbildung vor einer Klasse stehen”, sagte GEW-Chefin Stange. Ihre Gewerkschaft schlägt vor, an den Universitäten Zentren für Lehrerausbildung einzurichten, in denen Theorie und Praxis verzahnt werden. Alle Lehrer, von der Grundschule bis zum Gymnasium, müssten eine gemeinsame pädagogische Ausbildung erhalten, lautet eine weitere Forderung. “Ein guter Lehrer ist ein guter Pädagoge und nicht in erster Linie ein guter Fachwissenschaftler”, betonte Stange.
Berliner Zeitung
2.10 2003
Ein Jahr liegt zwischen Baden-Württemberg und Bremen
Deutsche Grundschüler gehören zur Spitze Europas. Doch das Gefälle zwischen den Ländern ist groß.
Von Torsten Harmsen
Die Grundschule ist die modernste Schulart in Deutschland. Ihre Leistungen liegen international weit über denen von Pisa. Die Abstände zwischen den Bundesländern sind jedoch groß. So lautet das Fazit der am Mittwoch in Berlin vorgestellten nationalen Iglu-Studie, die die Leistungen von Grundschülern der 1. Klasse in sieben Bundesländern vergleicht. Dazu gehören Baden-Württemberg, Bayern, Brandenburg, Bremen, Hessen, Nordrhein-Westfalen und Thüringen. Die Ergebnisse stammen von 2001. Berlin und Hamburg beteiligten sich so spät, dass ihre Ergebnisse erst am Ende des Sommers einbezogen werden können.
Erstmalig erfasst eine Grundschulstudie neben dem Lesen auch die Naturwissenschaften, Mathematik und Orthographie. Beim Lesen liegen Baden-Württemberg, Bayern und Hessen unter 33 Ländern weltweit im oberen Leistungsdrittel. Deutlich besser schneiden nur Schweden, die Niederlande und England ab. Brandenburg und Bremen dagegen landeten im letzten Drittel. Jeder fünfte Grundschüler in Bremen erreicht nicht einmal die Stufe des einfachen verstehenden Lesens.
In den Naturwissenschaften werden Baden-Württemberg und Bayern von keinem europäischen Land mehr eingeholt. Für die Autoren der Studie um Wilfried Bos ist jedoch alarmierend, dass in allen beteiligten Bundesländern der Anteil jener, die nicht über die Stufe einfachsten Wissens herauskommen, recht hoch ist (von 9,9 Prozent in Baden-Württemberg bis 18,9 Prozent in Bremen). Beim Lesen gibt es bundesweit eine Risikogruppe von etwa zehn Prozent, in Mathematik verlassen in allen Ländern (bis auf Baden-Württemberg) viele Kinder mit erheblichen Lücken die Grundschule. Und beim Deutsch-Diktat schreiben die Schüler im Durchschnitt von 45 Wörtern etwa 25 richtig.
Wenn auch einzuschränken ist, dass nur sieben Länder teilgenommen haben, von denen nicht einmal alle richtig gewertet werden konnten, so bringt die neue Studie doch wichtige Erkenntnisse: Der Sozialstatus, die Bildungsnähe der Familie und der Migrationshintergrund wirken sich in allen Ländern etwa gleichermaßen auf den Bildungserfolg der Kinder aus. Bremen hat zwar mehr Migranten und sozial schwache Familien als andere Länder, aber allein daraus lässt sich nicht Bremens Leistungsrückstand zu Baden-Württemberg von bis zu einem Jahr erklären. Bremens Vertreter selbst nannten andere Gründe: zu wenig klare Bildungsziele und Standards, zu wenig Sprachförderung, zu wenig Kooperation und Lehrerfortbildung. Man sei jetzt gezielt dabei aufzuholen.
Iglu ergab auch, dass Schulnoten Leistungen oft nicht widerspiegeln und nicht vergleichbar sind. Das zeigt sich unter anderem in den Schullaufbahnempfehlungen Ende der 4. Klasse. Während Hessen 44,8 Prozent der Kinder ans Gymnasium empfiehlt, sind es in Bayern nur 18,1 Prozent (Deutschland: 29,3). Hierbei, so stellt die Studie fest, spielen Leistungen oft nicht die entscheidende Rolle. Bei gleicher Intelligenz und gleicher Kompetenz sind die Chancen, eine Gymnasialempfehlung zu bekommen, für Kinder aus höheren Schichten 2,6-mal besser als für Kinder unterer Schichten. In Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen ist die Benachteiligung größer als im Bundesmittel. Annette Schavan, die Kultusministerin Baden-Württembergs, bezeichnet daher „die Gerechtigkeitsfrage“ als zentrale Frage des Bildungssystems. Im gegliederten deutschen Schulsystem dürfe die Trennung nach der 4. Klasse nicht bereits über den Abschluss entscheiden. Spätere Übergänge müssten möglich sein. Jedes dritte Abitur in Baden-Württemberg wird zum Beispiel an beruflichen Gymnasien abgelegt.
Berliner Zeitung
29.01.2004