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In der jugendherberge Nr. 12

(Im Jugendgästehaus)

Text 1: Jugendherbergen

(Nach einer Sendung des SWF: „Journal am Morgen“)

Eindrücke von Jugendherbergsbesuchern

Sprecherin (S)

Besucher 1 (B): – Ist einfach toll.

Besucher 2: – Gute Freizeitmöglichkeiten, also, dass man Tischtennis spielen    kann.

Besucher 3 – Uns gefällt’s gut. Wir haben Schlüssel. Wir haben jegliche Frei­    heit. Es ist preiswert.

S: Sie haben kleine Kinder bei sich?

B: Ja, vier und sechs. Können hier laufen und toben und schreien, wie sie wollen und da sagt kaum jemand was. Es ist nicht nur die günstige Unterkunft, sondern die Möglichkeit, als Gruppe zusammen zu sein. Es bietet den Jugendlichen die Möglichkeit, auch mal die Erfah­rung zu machen, gemeinsam zu übernachten, Rücksicht aufeinander zu lernen, ein­fach das Leben in der Gemeinschaft.

S: Die erste Jugendherberge wurde vor nahezu neunzig Jahren gegründet, weitere Ein­rich­tungen folgten. Ihre Kennzeichen damals: Massenlager, piekende Decken und kleine Kissen auf den Betten, strenge Hausordnungen, kaltes Wasser in den Wasch­räumen. Inzwischen gibt es in der Bundesrepublik rund sechshundert Her­bergen, die mit den Einrichtungen der ersten Stunde fast nichts mehr gemein haben. Heute spricht man von Jugendgästehäusern oder Stätten der Begegnung. In freundlichen Vierbettzimmern übernachten längst nicht mehr nur Jugendliche. Und die Jugendherbergen bieten inzwischen mehr als das bloße Nachtlager: sie veran­stalten Tennis-, Reit-, Surf- und Töpferkurse, Musik- und Tanzwochen. Der Jugendherbergsbesucher kann inzwischen wählen, in welcher Kategorie er über­nachten will.

M. Sailer: Die einfachste Ausführung an Jugendherbergen liegt, glaub’ ich, im Mo­ment beim Übernachtungspreis von 3,50 Euro. Wir hier in Tübingen sind bei vier Euro, das ist die obere Kategorie, da geht man auch davon aus, wieviel Betten im Zimmer stehen, wieviel Tagesräume zur Verfügung stehen.

S: Ahnlich verhält es sich mit den Preisen für das Essen. Es ist üblich, dass man mindestens eine Mahlzeit in der Jugendherberge einnimmt. Für ein warmes Essen muss man mit etwa drei Euro, für ein kaltes mit 2,50 Euro rechnen. Es gibt Pau­schal­angebote für Gruppen, die länger als zwei Nächte bleiben, und es werden volle Verpflegungssätze angeboten, die bei rund sieben Euro liegen. Das Mitbringen des eigenen Schlafsacks ist aus hygienischen Gründen uner­wünscht. Eigene Bettwäsche wird geduldet, man kann sie aber auch für zwei Euro ausleihen. Manfred Sailer ist ein Herbergsvater mit viel Erfahrung. Er selbst hat sich auf seine Art auf die zeitbedingten Veränderungen eingestellt: Er kümmert sich um junge Motorradfahrer und bietet Motorradfreizeiten mit Sicherheitstraining an. Seine Sicht der Jugendherbergen gestern, heute und morgen:

M.S.: Ja, Jugendherbergen, wie sie mal waren, waren sie schon damals notwendig. Auch da sagt man, wenn sie nicht erfunden worden wären, dann müsste man sie heute erfinden. Die Jugendherbergen wurden eingerichtet, um vor allem damals Schulklassen die Möglichkeit zu geben, ihre Wandertage in der Natur, im Rahmen auch der schulischen Ausbildung, durchführen zu können. Heute sind Jugendherbergen im Sinne noch das gleiche, aber sie haben sich natürlich wesentlich weiter geöffnet. Die internationale Begegnung findet in den Jugendherbergen statt. Da sind wir immer wieder auch so stolz und sagen auch `n Teil Frieden kann in der Jugendherberge stattfinden. Wir hatten da hier ein beson­deres Erlebnis vor Jahren mit Israelis und Arabern zusammen. Dann wird Jugend­herberge auch weiterhin immer eine Möglichkeit sein, und hoffentlich eine günstige, auch preislich billige Möglichkeit sein, die Welt kennen zu lernen, das eigene Land kennenzulernen und in unserem Fall ganz besonders einmal die Stadt Tübingen, die Schwäbische Alb, den Schwarzwald, das obere Neckartal kennenzulernen. Ob zu Fuß, ob mit dem Fahrrad, ob auch – wieder in unserem speziellen Fall – mit dem Motorrad oder mit dem Auto.

Text Nr. 2: In der Jugendherberge

Von der Bundesstrasse führen zwei Feldwege über Höhen und durch Niederungen zu den nördlich von Mittenwald gelegenen Bergwiesen im Brunntal. Hier wurde 1957 die Ganghofer-Jugendherberge errichtet.

Die jungen Wanderer, die hier einkehren, können gleich in der Eingangshalle ihr Gepäck abstellen und sich zur ersten Rast auf bequemen Sesseln und Bänken niederlassen. Der Raum ist geschmückt mit Grünpflanzen, Bildern und Wanderkarten unter Glas. Ein Helfer hinter dem Anmeldeschalter überschaut in der Halle das Kommen und Gehen und macht die Ankommenden mit den Räumen vertraut. Der Speiseraum zur Linken ist durch Sitzecken unterteilt, so dass man hier auch gemütlich beieinander sitzen kann.

In der Eingangshalle herrscht reger Betrieb. Jungen und Mädchen umringen den Herbergsvater und überschütten ihn mit Fragen und Wünschen. Ein blonder Junge schiebt sich an einer Reihe wartender Mädchen vorbei. “Herbergsvater, können wir jetzt die Decken abgeben?” fragt er und weist auf den wirren Haufen von Wolldecken, die er lässig über den Rücken geworfen hat. Der Herbergsvater antwortet ruhig, aber bestimmt: “Zunächst werdet ihr die Decken sauber ausschütteln und dann legt sie ordentlich zusammen. Danach wartest du in der Reihe, bis du dran bist”. Der Junge geht davon. “Herbergsvater, ist Post für mich da? Für Nordmann, Zimmer 14?” fragt ein Mädchen. Ein Griff ins Fach, der Brief ist da. “Hier hast du ihn” sagt der Herbergsvater, und schon blickt er wieder zur Tür, wo soeben eine neue Gruppe ankommt. “Grüß Gott, wie viele seid ihr denn? – sieben, acht, neun, zehn, elf. Wer ist der Gruppenleiter? Ach, du, na, dann geht zunächst einmal in den Keller und macht eure Schuhe sauber. Danach bringt ihr mir eure Ausweise. Ich will danach sehen, wo ich euch unterbringe”. Die Gruppe stapft mit dem Gepäck in den Keller.

Die Herbergseltern und ihre Helfer haben alle Hände voll zu tun, denn bald wird das Abendessen ausgegeben. Danach richten die Jungen den Speisesaal her, während die Mädchen der Herbergsmutter in der Küche zur Hand gehen – Geschirr spülen, abtrocknen und alles für den nächsten Tag vorbereiten. Aus allen Räumen werden Stühle herbeigetragen, die Tische werden in der Eingangshalle gestapelt. Der Herbergsvater eröffnet den Abend mit einem Lied zur Laute, und alle singen mit. 100 Mädchen und Jungen sitzen im großen Kreis zusammen. Dann beginnt ein lustiges Gemeinschaftsspiel. Lautes Lachen erschallt, bis endlich auch der letzte den Trick durchschaut hat. Spiel und Quiz lösen einander ab, dazwischen werden neue Lieder geprobt.

Die Zeit vergeht wie im Fluge, die zehnte Stunde rückt heran. Nach gemeinsamem Schlussgesang wird die Ordnung im Speiseraum wiederhergestellt. Kurz nach zehn Uhr geht der Herbergsvater noch einmal durch das ganze Haus, schließt die Türen und löscht das Licht. Hier und da ist noch ein Tuscheln und Wispern zu hören, aber bald liegt alles in tiefem Schlaf.

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