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Раздел 3 Тексты для перевода

Прочитайте и переведите следующие тексты, выпишите из них слова-интернационализмы, сравните их значение и сочетаемость в русском и немецком языках; обратите внимание на их орфографические и морфологические различия в немецком и русском языках.

Deutsches Fräulein & russischer Charme

Ihr Schauspieldebüt gab Kleidermacherin Doris Hartwich in der russischen Telenovela Mein heißes Eis“ Die einzige deutsche Designerin, die sich ausschließlich auf Männer mode kapriziert hat, spielt im Russen-TV zur Prime-Time sich selbst - als Ausstatterin der erfolgreichsten Eiskunstläufer des Landes. Seit fünf Jahren des Traditionsvereins Lokomotive Moskau auf den Laufsteg und eröffnete gerade ihre erste Boutique in St. Petersburg. Ohne ein Wort Russisch zu sprechen, absolvierte die Deutsche(mittels Dolmetscher) ihre Einsätze neben dem lokalen Schauspiel-Fachpersonal als Soap-Star - und gelangte zur Erkenntnis: „Russische Männer sind traumhaft galant."

Spuren der Evolution

Außer in unserer Anatomie findet sich die Spur der Evolution auch in unseren Genen. In den molekularen Tiefen der Zelle lässt sich unsere Abstammung noch viel weiter zurückverfolgen. Die gleichen Gene steuern beispielsweise die Entwicklung der Augen bei Insekten und Wirbeltieren. Ein deutlicher Hinweis auf den gemeinsamen Ursprung. Molekularbiologen haben mittlerweile ganze Gruppen dieser über Millionen Jahre konservierten, regulatorischen Gene entdeckt, die bestimmen, wie sich ein Organismus entwickelt. Die Konstanz, mit der diese Anlagen vererbt werden, macht ihre grundsätzliche Bedeutung klar und ist einer der Grundpfeiler für die Evolution.

Die Blaupause für das Auge liefert auch ein Beispiel dafür, wie die Evolution aus vorhandenen Grundstrukturen neue Varianten formt. Die Basis für diese Vielfalt ist die flexible Erbsubstanz DNA. „Wir wissen erst seit Kurzem, dass jedes Genom ein Instrumentarium besitzt, das potenziell in der Lage ist, die Struktur der eigenen Erbsubstanz zu verändern", sagt Joachim Bauer, Neurologe von der Uni- versität Freiburg. Ein wesentlicher Vorgang ist die Verdopplung von Genen oder ganzen Genomen. Dabei werden insbesondere die Erbanlagen dupliziert, die ohnehin schon aktiv sind.

So besitzen Menschen im Schnitt dreimal mehr Gene für das Stärke spaltende Enzym Amylase wie Schimpansen - Ergebnis des erhöhten Stärkeanteils in menschlicher Nahrung seit der Erfindung des Ackerbaus. Die Anpassung an die durch Landwirtschaft geschaffenen Ernährungsbedingungen scheint allerdings noch nicht vollkommen. Die Darmflora des Menschen ähnelt immer noch der von Bonobos, einer Schimpansenart, und weist beide als Allesfresser mit einem Schwerpunkt auf Früchten aus.

STÄRKERE SCHÄDEN BEI JUGENDLICHEN"

Drogenforscher Rainer Thomasius über die Wirkungen von Crystal

FOCUS: Der Handel von Metamphetamin-Drogen wie Crystal soll künftig schär-fer bestraft werden.

Thomasius: Das kann ich nur unterstützen. Denn Crystal wirkt sofort, macht schneller süchtig als andere Amphetamine und ist deshalb äußerst gefährlich.

FOCUS: Warum stellt sich die Wirkung der Droge so schnell ein?

Thomasius: Crystal ist kein reines Amphetamin, sondern chemisch abgeändert. Dadurch gerät es schneller ins Nervensystem. Es setzt Botenstoffe wie Adrenalin und das Glückshormon Dopamin frei, beide verantwortlich für die Rauscheffekte.

FOCUS: Und dann ist man gut drauf?

Thomasius: Die Droge steigert die Leistung, schaltet Hunger und Müdigkeit aus, erhöht die Kommunikationsbereitschaft und stimuliert den Sexualtrieb. Also all das, was wir uns wünschen. Jedoch mit gefährlichen Nebenwirkungen.

FOCUS: Die da wären?

Thomasius: Gedächtnisverlust, Konzentrationsstörungen, Depressionen und Hal-luzinationen. Bei einigen löst Crystal gar eine Schizophrenie aus, schädigt Leber und Nieren, führt zu Bluthochdruck.

FOCUS: Crystal erobert gerade die Disco-Szene. Inwieweit hat sich die Forschung in Deutschland damit beschäftigt?

Thomasius: Noch gar nicht. Wir starten im Herbst eine neuropsychologische Untersuchung an Jugendlichen unter 18. Denn gerade junge Menschen greifen verstärkt zu Crystal. Unsere Arbeitshypothese lautet: Das Gehirn Jugendlicher befindet sich im Wachstum. Deshalb sind die Schäden stärker ausgeprägt als bei Erwachsenen.

Fokus 45/ 2008

Ausblick auf das Jahr 2020

Jahr für Jahr ziehen in Berlin mehr als 3000 Praktiker aus der öffentlichen Verwaltung Bilanz und informieren sich über aktuelle Projekte in diesem Sektor. So auch in diesem Jahr, wenn am 4. und 5. November 2008 zum zwölften Mal Fachmesse und Kongress „Moderner Staat" zum Gipfeltreffen der öffentlichen Verwaltung laden.

Auf der größten deutschen Ideenbörse für Verwaltungsmodernisierung bieten mehr als 200 Aussteller Konzepte für die effiziente Verwaltung und zeigen Produkte und Lösungen rund um die Themen Verwaltungsmanagement, IT und E- Gouvernment, Personal- und Finanzverwaltung, Beratung und Services. Hauptsponsor der Veranstaltung ist das internationale Beratungsunternehmen Accenture.

Der Blick in ein Jahrzehnt voraus wirft viele Fragen auf: Wie strategiefähig sind Bund, Länder und Kommunen? Sind die deutschen Verwaltungen langfristig fit für Europa? Wie werden die neuen Technologien, das Web 2.0 und vor allem der demografische Wandel die öffentliche Verwaltung in den kommenden zehn Jahren verändern?

Die Welt , November 2008

Ein Wintermärchen

«Wie in alten Zeiten!», schwärmte kürzlich ein Tourismusverantwortlicher mit Blick auf die vollen Schweizer Skipisten. Viel Sonne, reichlich Schnee und viele ausgabefreudige Gäste – die Saison 2007/08 dürfte hinsichtlich Logiernächtezahlen sehr gute, ja sogar Rekordwerte erreichen. Die Begeisterung über das Wintermärchen, das die Kassen zum Klingeln bringt, ist entsprechend groß, besonders nach der letzten, schneearmen Saison, die viele Anbieter in tieferen Lagen das Fürchten lehrte. «Der Negativtrend ist gebrochen», lautete denn auch dieser Tage eine Schlagzeile.

Verantwortlich für den in diesem Ausmaß nicht prognostizierten Gäste-Boom ist - nüchtern betrachtet - das Zusammentreffen mehrerer Faktoren, das von Fachleuten übereinstimmend als «historisch einzigartig» qualifiziert wird: früher Schneefall, viel Sonne, ein schwacher Franken, eine robuste Konjunktur und keine kriegerischen Ereignisse oder Epidemien, die dem Touristen, diesem sensiblen Wesen, die Reiselust vergällen würden. Die meisten dieser Faktoren sind umso bedeutungsvoller, als im Schweizer Wintertourismus rund 55 Prozent der Gäste aus dem Ausland stammen, ein zentraler Teil davon nach wie vor aus Deutschland

Viel Glück im Spiel

Damit wird schlagartig deutlich, dass die erfreuliche Leistungsbilanz, die der Tourismus Ende dieses Winters ausweisen wird, in erster Linie einen großen Glücksfall darstellt und nur teilweise auf eigene Verdienste zurückzuführen ist. Sicher, die einheimische Tourismusindustrie hat in den letzten Jahren einiges an Boden gutgemacht. Die Qualität der Betriebe und Produkte ist dank Innovationen und Investitionen gewachsen, und die preisliche Wettbewerbsfähigkeit konnte auch dank Effizienzsteigerung gestärkt werden. Dies trägt zum derzeitigen Erfolg ebenso bei wie ein geschicktes Marketing. Doch es bleibt noch viel zu tun oder besser: Der Konkurrenzkampf in der globalisierten Tourismuswelt hört nie auf, und Glück ist bekanntlich ein unsicherer Begleiter. Es wäre deshalb fatal, sich jetzt auf den Lorbeeren auszuruhen und zu glauben, unser Land sei zurück in jenen goldenen Zeiten, als es eine der wenigen großen Tourismusnationen auf dem Globus darstellte und in seiner Position kaum angefochten war. Wie schnell sich die Lage ändern kann, zeigen die jüngsten Entwicklungen an den nervös gewordenen Finanzmärkten, wo bereits wieder die Gefahr einer Rezession erörtert wird. Wie wenige Branchen ist der Reisemarkt in hohem Maß von Konjunkturverlauf und Währungsschwankungen abhängig. Kommt hinzu, dass Ferienplanung viel mit Stimmung und Emotionen zu tun hat. Glauben erst einmal genügend Leute, dass die Lage instabiler wird, so kann sich dies rasch in ihrem Reiseverhalten niederschlagen. Es empfiehlt sich deshalb, den jüngsten Boom als das zu nehmen, was er ist: eine Chance, in Ruhe darüber nachzudenken, wie man sich für schwierigere Zeiten - die mit Sicherheit wiederkommen -wappnen kann und wie man das heute eingenommene Geld investieren sollte.

Neue Zürcher Zeitung , Febr. 2008

Edel sei der Manager, hilfreich und gut

An diesem Herbstvormittag liegt, auf dem Weg in die Schweiz, der Bodensee noch im Nebel. In St. Gallen hingegen ist die Luft klar, von der oberhalb der Stadt gelegenen Universität geht der Blick weit. Erst die Kuppen der Berge verstellen die Sicht. Hier, am ältesten Lehrstuhl für Wirtschaftsethik im deutschsprachigen Raum, denkt Ulrich Thielemann quer. Für seine Arbeit hat sich die Öffentlichkeit lange kaum interessiert. Vielleicht zu lange.

„ Familienunternehmen sind da außen vor", sagt Thielemann in einem kleinen Büro eines Altbaus mit übervollen Bücherregalen, „aber bei börsennotierten Aktiengesellschaften gab es eine Radikalisierung des Managements." Im Dienst des Kapitals hätten Wirtschaftsführer, angestachelt durch Multimillionen-Boni, den Profit zum höchsten Wert erhoben, selbst bei ordentlicher Rendite die Arbeit immer weiter verdichtet, Jobs abgebaut und verlagert, um einen maximalen Gewinn zu erzielen. „ Wohlstand für alle - das ursprüngliche Ziel der sozialen Marktwirtschaft - blieb dabei auf der Strecke. Es ging nur noch um mehr Wohlstand für wenige", sagt der ausgewanderte Rheinländer, der seine Worte gerne eindringlich betont.

Wenige Gewinner und viele Verlierer - Thielemann verweist darauf, dass schon im Frühsommer, vor der Eskalation der Finanzkrise, einer Umfrage zufolge nur noch 31 Prozent der Deutschen eine „gute Meinung" von der sozialen Marktwirtschaft hatten. „Die Marktgläubigkeit", urteilt der Mann mit dem Kinnbart, „ist zerschellt."

Unter Überschriften wie „Corporate Social Responsibility" (etwa: firmenmäßige Sozialverantwortung) hätten Konzerne zwar in den vergangenen Jahren Ethikprogramme aufgelegt. Doch die reichten oft nicht weit. „ Jetzt merken Unternehmen, dass sie glaubhaft etwas tun müssen, um verdientes Vertrauen zurückzugewinnen", beobachtet der 47-Jährige. „Einige erkennen bereits, dass dies ohne verbindliche Regeln für alle nicht funktioniert." Ansonsten sind Firmen, die etwa einseitig auf Ausbeutungsfabriken in Schwellenländern verzichten, bei Kosten, Gewinn und Aktienkurs gegenüber skrupelloseren Konkurrenten im Nachteil. „Sie geraten auf die Verliererstraße, werden vielleicht sogar zum Übernahmekandidaten." So sieht der Ökonom die Politik gefordert, Ethik-Leitplanken zu errichten. Und registriert mit Genugtuung, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel seit geraumer Zeit von der Notwendigkeit spricht, die Globalisierung zu gestalten. Mit Regeln für eine „menschliche Marktwirtschaft".

Thielemann hofft auf die Renaissance einer Denkschule, wonach die Fairness und das Wohl aller das Maß guten Wirtschaftens sei. Und nicht der Profit.

Fokus 45/2008

Chancen im Angebot

Der Unternehmer Manfred Kaul lebt vom Sozialstaat. Jobcenter und Kommunen zahlen ihm Geld für sein Bemühen, Langzeitarbeitslose wieder heranzuführen an die Welt der Arbeit. Er bezeichnet sich daher als Sozialunternehmer. Kaul, ein schwerer Mann mit rotem Gesicht und feinem Anzug, ein Reiner Calmund des zweiten Arbeitsmarkts, darf regulären Unternehmern keine Konkurrenz machen. Also besetzt er eine für sein Anliegen ideale Nische - unrentable Supermärkte.

In Stuttgart und Umgebung hat Kaul bereits 22 Bonus-Märkte eröffnet. Auf Bitte von Anwohnerinitiativen oder Lokalpolitikern übernimmt er Läden, die von den Handelsketten aufgegeben werden. Etwa, weil sie zu klein sind oder keine Parkplätze bieten. Rewe liefert die Ware und gibt Preise vor. Kaul stellt gelernte Einzelhandelskaufleute als Marktleiter ein und als Azubis oft sogenannte chancenarme Jugendliche. Die Helfer schickt die Arbeitsagentur, bislang häufig als 1-Euro-Jobber.

Haben Sie Wünsch'?", fragt die 52-jährige Deutsch-Russin am Brotstand des Bonus-Marktes Stuttgart-Sommerrain. Früher war sie Verkäuferin bei KiK. Sie bekam Herzprobleme, fand keine Arbeit mehr. Nun sagt sie: „Das ist Job meiner Träume." 7,30 Euro verdient sie die Stunde, zwei Jahre staatlich finanziert. Die beiden Kunden, die sie bedient, sind mehrmals die Woche hier. Ein Ehepaar, er 90, sie 80. Meist ist Zeit für einen Schwatz. Die beiden wohnen in der Nähe, ein Auto besitzen sie nicht. Der Markt hat sich auf Rentner eingestellt. Die alten Regale, ein Geschenk von Lidl, stehen weit auseinander, wegen der Rollatoren. Teure Senfsorten und Öle hat der Filialleiter aus dem Sortiment genommen. Draußen packt das Paar seinen Einkauf für 17,13 Euro in den Korb eines roten Elektromobils. „Wenn es den Laden nicht mehr gäbe", sagen sie, „wäre das furchtbar."

Fokus 45/2008

Terrorismus wegen britischen Defaitismus?

Ein Londoner Think-Tank wirft der Regierung Schwächen vor

Ein Londoner Think-Tank hat die Regierung angeklagt, mit ihrem Multikulturalismus und zu nachsichtiger Immigrationspolitik Großbritannien zu einer leichten Zielscheibe des islamistischen Terrorismus gemacht zu haben. Die Regierung wies die Vorwürfe zurück.

Mr. London, 15. Februar

Das Royal United Services Institute (RUSI) hat am Freitag einen scharfen Angriff gegen die Labour-Regierung veröffentlicht, aber auch die konservativen Vorgänger von ihrer Kritik an Immigrations- und Anti-Terror-Politik sowie wegen eines unzureichenden Armee-Budgets nicht ausgenommen. Das RUSI ist ein ehrwürdiger und hochkarätiger Think-Tank im Regierungsviertel Whitehall, auf den in der Regel gehört wird, weil ihm die britische Elite der Militärs, Sicherheitsexperten und Diplomaten angehören. Diesmal steht aber auch sein eigener Ruf auf dem Spiel. Die Regierung bezeichnete die Kritik, die trotz akademischem Anspruch deutlich populistische Untertöne hat, als haltlos.

Das Institut vergleicht die Uneinigkeit und Zerrissenheit der britischen «post-christlichen» Gesellschaft mit dem Defaitismus vor dem Ersten Weltkrieg. Eine jahrelange fehlgeleitete «Ehrerbietung» einer schwachen Labour-Regierung gegenüber dem Multikulturalismus stehe in schneidendem Gegensatz zum feindseligen Selbstbewusstsein islamistischer Extremisten, die jegliche Integration verweigerten. Man habe den Immigranten keine klaren Grenzen gesetzt und damit den Kampf aller Gemeinschaften gegen den Extremismus geschwächt. Die Briten seien zudem gespalten über ihre eigene Geschichte, ihre nationalen Werte und ihre Identität. Im gleichen Atemzug werden aber auch die Europäische Union, die Uno und selbst die Nato als multinationale Organisationen als «im Niedergang» bewertet. Mit solcher «splendid isolation» wird wohl die globale Reichweite des Konflikts etwas verkannt.

Die pauschalen Argumente sind eine Verkürzung einer monatelangen Konsultation im RUSI, zusammengestellt von einem Professor der renommierten London School of Economics und dem früheren Tory-Minister und Oberhaus-Vorsitzenden Robert Salisbury. Tendenziell liegen sie seit langem in der Luft, was auch der anglikanische Erzbischof mit seinem Lob für die Scharia zu spüren bekam. Die Regierung Brown, seit Juni 2007 im Amt, will ja gerade die Immigrationsgesetze, die Anti-Terror-Bekämpfung und damit den Überwachungsstaat zunehmend verschärfen und «Britishness» fördern, stößt aber dabei auf den Widerstand des Parlaments. Regierungssprecher vom Kabinett-Office, dem Think-Tank von Brown, und des Verteidigungsministeriums konnten deshalb erklären, dass viele Behauptungen des RUSI der Realität nicht standhalten und einige - wenig originelle - Vorschläge bereits verwirklicht worden seien.

Neue Zürcher Zeitung, Febr. 2008

Zu Stein gewordene spanische Liebestragödie

Eine Legende als Publikumsmagnet in Teruel

Auf tragische Weise starb zu Anfang des 13. Jahrhunderts ein spanisches Liebes-paar in der aragonesischen Stadt Teruel. Heute beschert das Paar dem Ort einen erstaunlichen touristischen Höhenflug.

Gourmets loben in Teruel die hervorragende Qualität des Jamon serrano, des Rohschinkens der Region. Architekturliebhaber studieren ehrfürchtig Teruels berühmte Bauten im MudejarStil, die 1986 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erhoben wurden. Die weitaus meisten Anreisenden sind allerdings weder auf Schinken noch auf Baukunst aus. Sie kommen in die Stadt, um hier auf den Spuren eines berühmten spanischen Lie-bespaares zu wandeln.

Wunder über Wunder

Nach der Legende lebten einst Diego Juan Martfnez de Martineza und Isabel de Segura in Teruel und Jiebten sich abgöttisch. Doch der Vater der reichen Isabel wies den Adeligen aus verarmtem Hause zurück und erklärte sich nur mit einer Heirat einverstanden, wenn Diego innerhalb von fünf Jahren zu Vermögen und Ruhm komme. Der Jüngling zog in verschiedene Kriege gegen die Mauren, erkämpfte sich Reichtum und Ansehen, kam einen Tag vor Ablauf der fünfjährigen Frist zurück, um zu erfahren, dass Isabel einem andern vergeben sei. Der Heimgekehrte fiel darauf wie vom Donner gerührt zu Boden und starb. Als Isabel den Leichnam sah, versagte ihr Herz ebenfalls. Die beide Liebenden wurden in zwei Särgen in einer gemeinsamen Gruft begraben.

So weit die rührselige Geschichte, die eine neue Dimension erhielt, als 1555 bei Umbauarbeiten in einer Nebenkapelle der Kirche San Pedro in Teruel auf einigermaßen wundersame Weise zwei gut erhaltene Mumien in Särgen gefunden wurden. Ein Schriftsachverständiger brachte sie anhand eines nicht minder wundersam aufgetauchten vergilbten Dokumentes mit Isabel und Diego in Zusammenhang.

Von da an begann für die beiden Mumien ein wahrhaft bewegtes Kapitel. Sie wurden im Laufe von Jahrhunderten mehrmals neu beerdigt und wieder ausgegraben, zeitweise in einem Glaskasten ausgestellt, während des Spanischen Bürgerkriegs sorgsam in Sicherheit gebracht und 1955 in einem für sie geschaffenen Mausoleum erneut zur Ruhe gebettet.

Legende als Werbemöglichkeit

Weil man offenbar die Werbemöglichkeiten der Legende erahnte und sie gewinnbringend nutzen wollte, gründeten das Bistum Teruel, Regierungsvertreter der Provinz und der Stadt, das Erziehungs- und Kulturdepartement von Aragön und eine Grossbank 1998 die Fundacion Amantes de Teruel. Gemeinsam leitete man den Bau eines neuen, großzügigen Mausoleums ein, das 2005 festlich eingeweiht wurde und einen Boom auslöste, der alle Erwartungen übertraf. Schon im Eröffnungsjahr kamen laut der Stiftung 110 000 Neugierige aus allen Regionen des Landes nach Teruel, seither steigen die Besucherzahlen jedes Jahr weiter stark an. Teruel kennt man in zwischen in ganz Spanien als Ciudad de los Amantes, die Stadt der Liebenden.

Inspiration für Künstler

Im neuen Mausoleum befinden sich die beiden Mumien in Glasbehältern direkt unter den in Stein gehauenen liegenden Skulpturen, die Diego und Isabel darstellen. In zusätzlichen Räumen wird gezeigt, wie sehr das Liebesdrama Poeten, Maler und Komponisten inspiriert hat: Der Grieche Mikis Theodorakis komponierte eine Ballettsuite, Edith Piaf besang das Liebespaar, 1889 wurde im königlichen Theater in Madrid eine Oper in fünf Akten von Tomas Breton aufgeführt, und vom Maler Antonio Munoz Degrain hängt im Prado in Madrid ein wandgroßes Bild, auf dem , das tragische Ende der Liebenden dargestellt ist. Seit 1998 erwachen Isabel und Diego in Teruel einmal im Jahr temporär zu neuem Leben. Im Februar wird die Geschichte des Liebespaares unter Anteilnahme der ganzen Bevölkerung auf den Plätzen im Zentrum aufgeführt. In vielen Schaufenstern wird mehr oder weniger stilvoll mit Diego und Isabel geworben. Selbst die Schweinehalter der Region haben die Werbewirksamkeit der Liebenden entdeckt: Auf der Titelseite ihrer Broschüre ist als Blickfang ein innig verliebtes Paar zu sehen. Die Lippen der beiden berühren sich beinahe, aufs Küssen sind sie allerdings nicht aus: Beide knabbern vielmehr von zwei Seiten her genüsslich an der gleichen Tranche Rohschinken und raten im Begleittext sehr prosaisch: «Wählen Sie stets den authentischen Schinken von Teruel.»

Es gibt ein Serbien auch ohne Kosovo

Niemand streitet den Serben das Recht ab, friedlich gegen die Unabhängigkeit Kosovos zu demonstrieren. Und das tat denn auch die überwältigende Mehrheit der Kundgebungsteilnehmer am Donnerstagabend. Die Randalierer, die in die amerikanische Botschaft eindrangen und Geschäfte plünderten, sind eine kleine Minderheit. Die Serben haben das Recht, ihren Zorn und ihre Verbitterung über die aus ihrer Sicht ungerechtfertigte Abtrennung Kosovos zum Ausdruck zu bringen. Die Unabhängigkeit der Provinz ist völkerrechtlich umstritten, und auch liberale Reformpolitiker in Belgrad stellen sich die Frage, warum der Westen Kosovo nicht nach dem Krieg von 1998/99, also zur Zeit der Herrschaft Milosevics, von Serbien abgetrennt hat, sondern zu einem Zeitpunkt, als Serbien ein demokratischer Staat geworden ist.

NATIONALISTISCHE PAROLEN

Ob die Ausschreitungen am Rande der Kundgebung von der Polizei hätten verhindert werden können, sei dahingestellt. Gewiss ist, dass sich ein großer Teil der serbischen Politiker ihrer Verantwortung nicht entziehen kann. Sie ernten, was sie mit ihren Worten gesät haben. So hatten einige von ihnen bei den Übergriffen in den Tagen zuvor die Randalierer in Schutz genommen. Ein Minister hat die Zerstörung der beiden Grenzposten im Norden Kosovos durch aufgebrachte Serben sogar gerechtfertigt. Die Tat liege auf der Linie des Aktionsplans, den Belgrad nach der Sezession Kosovos umsetze, lautete seine Begründung. Serbien wolle die Zollverwaltung übernehmen, denn die EU-Mission sei illegal.

Das Wehklagen vieler serbischer Politiker über den Verlust Kosovos wirkt oft wehleidig und scheinheilig, So sind gerade jene, die am lautesten aufschreien, mitverantwortlich dafür, dass es in Kosovo überhaupt so weit gekommen ist.

Das gilt vor allem für die nationalistische Radikale Partei. Sie hat die Serben aufgehetzt und eine Zeitlang mit Milosevic eine Koalition gebildet. Hätte Belgrad den vom Westen den beiden Konfliktparteien Anfang 1999 vorgelegten Friedensplan angenommen, wäre Kosovo heute womöglich gar kein unabhängiger Staat.

Für die Mehrheit der serbischen Politiker sind an allem, was geschehen ist, nur die Westmächte schuld. Sie hätten Jugoslawien zerstückelt, Serbien bombardiert und nun auch noch das Herzstück Kosovo aus Serbien herausgerissen und damit - ganz nach dem Motto «Ohne Kosovo kein Serbien» - den Serben ihre nationale Identität geraubt. Kaum ein Politiker hat je öffentlich die Frage gestellt, warum dies alles geschehen ist, was Milosevic mit seiner Unterdrückungspolitik in den neunziger Jahren in Kosovo angerichtet hat. Die betrübliche Tatsache, dass auch die nun triumphierenden Kosovo-Albaner die Aufarbeitung der von Extremisten in ihren eigenen Reihen an Serben begangenen Kriegsverbrechen für unnötig halten, enthebt die serbischen Politiker nicht ihrer Verantwortung.

ABSETZBEWEGUNG TADICS

Präsident Tadic und seine Partei sowie einige andere Gruppierungen haben sich geweigert, zusammen mit den Radikalen an der Demonstration in Belgrad teilzunehmen. Es gab keinen nationalen Schulterschluss, und das ist gut so. «Serbien will seine Zukunft in Europa nicht aufgeben», sagte Tadic in Bukarest. Zu hoffen ist, dass sich die Anhänger solcher Parolen endlich gegen jene durchsetzen (und zu ihnen gehört auch der Regierungschef Kostunica), die mit nationalistischer und emotionaler Rhetorik die Glut anfachen. Auch ohne Kosovo gibt es ein Serbien

Russland erweitert Liste strategischer Sektoren

Fischfang und Telekom mitbetroffen

Die russische Regierung hat offenbar die Liste der «strategisch» wichtigen Sektoren erweitert. Die Liste ist Teil eines langerwarteten Gesetzes, in dem der Zugang von ausländischen Investoren in als besonders wichtig erachteten Branchen geregelt werden soll. Im neuen Entwurf sind laut der Wirtschaftszeitung «Wedomosti» neu auch die elektronischen Medien Fernsehen und Radio, die Telekommunikationsbranche sowie der industrielle Fischfang aufgeführt.

Im bisherigen Entwurf des Investitionsgesetzes war vorgesehen gewesen, insgesamt 39 Branchen als «strategisch» zu definieren. Diese umfassen die Bereiche Rüstung, Raumfahrt und Chiffriertechnik sowie Flugzeugbau, die Kernkraftindustrie, natürliche Monopole (wie die Eisenbahn) und die Entwicklung und Verarbeitung von militärisch bedeutenden Metallen. Ausländischen privaten Unternehmen soll es künftig nur mehr möglich sein, in Unternehmen dieser Branchen zu investieren, solange nicht mehr als 50% des Kapitals angestrebt werden. Für staatlich kontrollierte, ausländische Gesellschaften liegt die Schwelle bei strategischer Sektoren 25% plus einer Aktie. Ausnahmegenehmigungen kann eine Staatskommission erteilen, die auch die Empfehlungen des Inlandgeheimdienstes FSB berücksichtigt. Ursprünglich wollte man das Gesetz bis Ende 2007 beschließen. Hitzige Diskussionen zwischen verschiedenen Ministerien, Behörden und der Präsidialverwaltung darüber, welche Branchen denn «strategisch» seien, führten zu einer Verschiebung der Entscheidung über das Gesetz. Am 6. März soll ein Komitee über die Neuerungen diskutieren, die zweite Lesung im Parlament ist für den 19. März geplant. Laut «Wedomosti» ist es schon jetzt ausländischen Investoren untersagt, mehr als 50% der Aktien an einem Fernsehsender zu halten, der Russland-weit ausstrahlt. Fraglich ist, welche Firmen genau unter die neue Regelung fallen werden. Während der Fischfang schon lange in Diskussion gestanden war, war die Telekommunikationsbranche bisher verschont geblieben. Von der Regelung könnten vor allem der staatliche Festnetz-Monopolist Svyazinvest und seine Tochtergesellschaften betroffen sein.

Passagierflugzeug in Venezuela abgestürzt

Alle 46 Insassen ums Leben gekommen

Caracas 22. Febr. (ap/dpa/Reuters/afp) Bei einem Flugzeugabsturz in Venezuela sind 46 Personen ums Leben gekommen. Erst nach stundenlanger Suche konnten Rettungsmannschaften die Unglücksmaschine ausfindig machen. Helikopter entdeckten am Freitag im Südwesten von Venezuela das völlig zerstörte Wrack der Maschine. «Das Flugzeug wurde praktisch pulverisiert», sagte ein Sprecher der Feuerwehr. Es gebe keine Überlebenden, sagte der Direktor der Zivilverteidigung am Freitag in der Stadt Merida.

Die zweimotorige Propellermaschine wurde 30 Minuten nach dem Start am Donnerstag in Merida als vermisst gemeldet. Gleich nach dem Start habe der Kontrollturm jeden weiteren Kontakt mit dem Piloten verloren, sagte der Vorsitzende der venezolanischen Fluggesellschaft Santa Barbara. An Bord des Flugzeuges befanden sich 43 Passagiere und 3 Besatzungsmitglieder. Ziel war der internationale Flughafen der 680 Kilometer entfernten Hauptstadt Caracas.

PUTINS «ENERGIEGESTÜTZTE» ZWISCHENBILANZ

Wie ein Sklave auf einer Galeere habe er die letzten acht Jahre von morgens bis abends geschuftet, hat der russische Präsident Putin vergangene Woche an seiner großen Jahrespressekonferenz im Kreml erklärt. Es war wohl Putins letzte Veranstaltung dieser Art, bevor er den Präsidentenstuhl für den von ihm designierten Nachfolger Dmitri Medwedew räumt. Dessen Volkswahl am 2. März ist gesichert, daran zweifelt niemand. In Putins Russland spielt sich die Wahl eines neuen Präsidenten ungleich berechenbarer ab als etwa in Amerika - aber auch langweiliger.

Als so unerträglich hat Putin offenbar den Galeerendienst auf der Moskauer Kommandobrücke nicht empfunden, dass er sich nun zurückziehen und einer geruhsameren Beschäftigung zuwenden möchte. Er hat klargestellt, dass er weiterhin eine entscheidende Rolle bei der Führung der russischen Staatsgeschäfte spielen wird - wahrscheinlich mit dem Hut des russischen Ministerpräsidenten. Deshalb ist es auch noch zu früh, eine Bilanz über die Ära Putin zu ziehen. Allenfalls kann nach acht Präsidentschaftsjahren von einer Zwischenbilanz die Rede sein.

MOSKAUER FÜH RUNGSTAN DEM

Zunächst ein Blick auf den von Putin erkorenen Nachfolger auf dem Präsidentenstuhl. So felsenfest dessen Wahl am 2. März feststeht -sie wäre übrigens auch ohne die Manipulationen des Kremls zur Ausschaltung unbequemer Konkurrenten und ohne grotesk verzerrte Wahlkampf-Bedingungen nicht gefährdet -, so undurchsichtig ist vorläufig, wie das Duumvirat Medwedew/Putin künftig gemeinsam kutschieren wird. Der erst 42-jährige Medwedew ist, wie alle engsten Mitarbeiter Putins, ein Zögling aus früheren St. Petersburger Seilschaften. Am Anfang dürfte er im Schatten seines Protektors stehen. Doch wird das so bleiben? Laut der Verfassung liegt die entscheidende Macht beim Präsidenten, Er ernennt den Ministerpräsidenten, die wichtigsten Kabinettsmitglieder und die Chefs der Geheimdienste, er ist der Oberkommandierende der Streitkräfte.

Dann hat man bei Medwedews Auftritten in letzter Zeit einige auffallend milde und liberale Töne vernommen, die sich erheblich von Putins selbstbewusst-offensiver oder auch selbstgefälliger Rhetorik unterscheiden. Es gelte, «die Unabhängigkeit der Massenmedien zu verteidigen», erklärte Medwedew Mehrmals hat der promovierte Jurist den «Rechtsnihilismus» in Russland beklagt und hinzugefügt, in keinem andern Land sei die Missachtung des Rechts so eklatant. In einer Programmrede in Krasnojarsk erregte er mit der geradezu revolutionär klingenden Aussage Aufsehen, hohe Staatsbeamte dürften eigentlich nicht in den Führungsgremien großer Konzerne sitzen.

Wenn das ernst gemeint ist, hätte Medwedew als Aufsichtsratsvorsitzender des übermächtigen GazpromKonzerns, der nebenbei mehr als ein Dutzend Print- und elektronische Medien kontrolliert, umgehend zurücktreten müssen. Bei der Einschätzung solcher Parolen ist es wohl angebracht, daran zu erinnern, dass Präsident Putin vor Beginn seiner Amtszeit einmal davon gesprochen hatte, in Russland eine «Diktatur des Rechts» zu etablieren.

Aber bei aller Kritik am zunehmend autoritären Charakter von Putins «imperialer Präsidentschaft» ist unbestritten, dass Russland sich unter seiner straff zentralistischen Führung im Vergleich zu den unsicheren, jedoch politisch offeneren neunziger Jahren markant stabilisiert hat. Die Wirtschaft wächst seit Jahren eindrucksvoll, die staatlichen Schulden sind bezahlt. Zumindest in den städtischen Ballungszentren wächst eine breiter werdende Mittelschicht heran, deren Lebensstandard sich modernen westlichen Realitäten annähert.

Die Mehrheit der Russen schätzt offenkundig den Putinschen Führungsstil und die unter seiner Ägide erreichten Fortschritte. In einer Umfrage des amerikanischen Pew Research Center in 35 Entwicklungs- und Schwellenländern sprachen sich im vergangenen Oktober 63 Prozent der befragten Russen für einen «starken Anführer» aus und nur 27 Prozent für Demokratie als Priorität. In keinem andern der untersuchten Länder sei diese Tendenz so klar, heißt es in dem Bericht.

Neue Zürcher Zeitung

Februar 2008