Добавил:
Upload Опубликованный материал нарушает ваши авторские права? Сообщите нам.
Вуз: Предмет: Файл:
Лингвистика.doc
Скачиваний:
12
Добавлен:
18.09.2019
Размер:
690.69 Кб
Скачать

Лексикология

1. Entwicklungswege und Tendenzen des deutschen Wortschatzes

Der Wortschatz ist die systemhaft organisierte Gesamtheit aller Lexeme einer Sprache. Er konstituiert sich aus Teilsystemen verschiedener Ebenen, weil die Lexeme in vielfältigen Beziehungen zu einander stehen. Sie gehören verschiedenen historischen Schichten, funktionalen, regionalen und sozialen Bereichen an. Sie widerspiegeln Gliederungen und Verhältnisse der objektiven Realität und in ihrer semantisch strukturellen Systematik sind sie dadurch determiniert.

Der Wortschatz ist ein offenes und dynamisches System, es umfasst Lexeme unterschiedliches Alters, territorialer Gebundenheit, verschiedener Herkunft und sozialer Geltung. Auch innerhalb dieser Schichten ist der Wortschatz strukturiert, seine Einheiten sind durch semantische Beziehungen systemhaft gebunden.

Der Wortschatz ist besonders empfindlich für alle Veränderungen. Jede neue Erscheinung bewirbt gleichzeitige Entstehung der neuen Wörter.

Der Wortschatz ist immer Produkt der bisherigen Geschichte der Sprache oder des Volkes. Die Sprache ist eine soziale Erscheinung. Die Gesellschaft verändert sich immer, mit ihr verändert sich auch die Sprache. Neue Wörter kommen als Folge des unmittelbaren Zusammenhanges zwischen der Sprache und den verschiedenen Gebieten der menschlichen Tätigkeit.

Der Wortschatz ist die lebendige Abspiegelung der Geschichte und der Gesellschaft. Die Lexik reagiert sehr schnell auf alle Veränderungen in der Natur und in der Gesellschaft. Die lexikalische Bedeutung sind die beweglichsten Elemente der Sprache.

Man kann sagen, dass neue Wörter durch extralinguistische Veränderungen im Wortschatz entstehen; gleichzeitig verschwunden veraltete Wörter.

Neue Wörter werden in der Rede von niemandem erfunden. Es gibt eine geringe Anzahl von Wörtern, die wirklich künstlich geschaffen sind. In der Regel entstehen die neuen Wörter auf der Basis schon vorhandenen Wortschatz oder aus anderen Sprachen entlehnt.

Es gibt einige Wege der Wortschatzerweiterung:

  1. Entlehnung

  2. Bedeutungswandel

  3. Lautmalerei

  4. Wortbildung (im Deutschen sehr erweitert und sehr produktiv)

  1. Die Entlehnung ist sowohl der Entlehnungsvorgang, d. h. die Übernahme fremden Sprachgutes, als auch das Resultat dieses Prozesses - das entlehnte fremde Sprachgut selbst. z. B. dressgirl

  2. Der Bedeutungswandel ist die Bedeutungsveränderung der Wörter, die sich im Laufe der Zeit bei diesen sprachlichen Zeichen einstellt, bedingt durch Wesen und Charakter der Sprache als soziales Phänomen.

Die Arten des Bedeutungswandels sind:

  • Die Veränderung des Denotats bei Stabilität des Formativs z. B. Telefon (Ende 19. Jh. Und 20. Jh.)

  • Die Bedeutungsübertragung z. B. vaterlos - Vater Los

  • Die Bedeutungsentlehnung z. B. Kammer - chamber – Parlament

  • Die Bedeutungsfestigung z. B. Lampe -Leuchter- Körper, der diese Quelle hält

  • Die Bedeutungsverengung / Bedeutungserweiterung z. B. reiten (jedes Schaukeln - sich auf dem Pferd bewegen) /gehen (mit den Füßen schreiten - Bewegung jeder Art)

  • Die Bedeutungsverbesserung / Bedeutungsverschlechterung z. B. Marschall (Pferdeknecht – militärischer Befehlshaber) / schimpfen (scherzen - tadeln)

  • Die Bedeutungsverschiebung (Metonymie) z. B. Kragen (Hals - Teil der Kleidung)

  • Die Bezeichnungsübertragung (Metapher) z. B. Du falsche Schlange!

  1. Die Lautmalerei (Schallnachahmung) entsteht durch Wiedergabe der Laute, die Lebewesen, Maschinen, Tiere erzeugen oder die mit den Naturerscheinungen verbunden sind:

  • Interjektionen: z. B. Och!

  • Substantive: z. B. Eule

  • Kinderwörter: z. B. wau-wau

  • Verben: z. B. klatschen, miauen

Dieser Weg ist nicht produktiv.

  1. Die Wortbildung ist sowohl der Weg und das Prozess der Wortveränderung, als auch das Resultat dieses Prozesses, das Wort selbst. Das ist ein recht produktiver Weg.

Man bildet neue Wörter aus vorhandenen Wortbildungsmittel nach vorhandenen Wortbildungsmodellen. Die Wortbildungsmittel sind diejenigen Elemente, deren spezifische Aufgabe darin besteht, mit vorhandenen Wortstämmen und Basismorphemen, deren Zahl endlich ist, neue Wörter zu bilden.

z. B. -s- Klubs  abends

Das Wortbildungsmodell ist eine stabile Struktur, die über eine verallgemeinerte lexisch kategoriale Bedeutung verfügt und geeignet ist mit verschiedenem lexischen Material ausgefüllt zu werden.

z. B. das Gebelle — ge + e - negative Wiederholung

neben den grammatischen Eigenschaften besitzen die Wortbildungskonstruktionen rein lexikalischen Eigenschaften:

  • Idiomatizität (eigentümliche Sprache, Sprechweise einer regional od. sozial abgegrenzten Gruppe)

  • Reproduzierbarkeit

  • Motiviertheit

  • semantische Valenz / Kongruenz

Die Haupttypen der Wortbildung sind:

  • Ableitung, z.B. Derivation  Derivat

Die Ableitung ist die Bildung neuer Wörter mit Hilfe der Affixe, dabei bekommen diese Wörter eine neue Bedeutung. Es gibt vier Arten der Ableitung.

  • genetische Ableitung: aus selbständigen Wörter, Neuverteilung der Stämme

  • morphologische Ableitung: mit Hilfe der Affixe

  • semantische Ableitung:Personenbezeichnungen, Abstammungsbezeichnungen, Zustandsbezeichnungen, Kollektivbezeichnungen, Handlungsbezeichnungen

  • historische Ableitung: mit Hilfe der Halbsuffixe

  • Zusammensetzung z. B. Problemlösung

Nach der semantisch-kategorialen Klassifikation unterscheidet man:

  • nominale Zusammensetzungen:

  1. kopulative Zusammensetzungen: z. B. blaugrau

  2. Bahuvrihi - eine Person / ein lebloser Gegenstand wurde nach einem charakteristischen Stande benannt: z.B. Blaubart

  3. Bestimmungszusammensetzungen: z. B. Filzhut

  • verbale Zusammensetzungen: z. B. stehen bleiben

  • Zusammenrückungen: z. B. Verglssmelnnlcht

  • Zusammenbildungen z. B. Marktbesucher

  • Übergang einer Wortart in eine andere z. B. das Blau

  • Es kommt vor, dass ein Wort ohne jegliche Wortbildungsmittel aus einer Wortart in die andere transponiert wird.

Am leichtesten erfolgt die Substantivierung, die darin besteht, dass ein Wort einer beliebigen Wortart in ein Substantiv verwandelt wird. In diesem Fall erhält es einen Artikel als ein Zeichen des neuen Ranges. Substantivierte Adjektive und Partizipien können alle drei Geschlechter haben, z. B. der | die | das Kranke

Der Infinitiv und alle unflektierten Wortarten (außer Kardinalzahlwörter) erhalten das sächliche Geschlecht. z.B. das Warten, das Heute, das Aber, das Ach. ABER die Fünf, die Drei

Die Verbalisierung ist ebenfalls nicht selten anzutreffen. Dabei wird eine Wortart (meist ein Substantiv / ein Adjektiv) in ein Verb verwandelt, indem sie alle Verbalformen, v.a. das Infinitivsuffix erhält, z. B. Land - landen, reif - reifen

Die Adjektivisierung ist ebenfalls nicht selten anzutreffen. z. B. angst

Man beobachtet ebenfalls die Adverbialisierung, falls sich ein Substantiv mit / ohne Präposition in die Wortart Adverb verwandelt. Seine lexikalische Bedeutung ändert sich dementsprechend, z. B. zuhause. abends

  • Abkürzung z. B. BRD

Man unterscheidet vier Arten der Abkьrzung:

  1. Kopfwörter (Stummel): z. B. Auto. Lok

  2. Schwanzwörter: z. B. Bus, Schirm

  3. Buchstabenabkürzung (Zusammenziehung): z. B. BMW

  4. Anfangssilbenabkürzung: z. B. Nirosta – nicht rostender Stahl

  • Innere Wortbildung z. B. Berg — Gebirge

Die Neologismen sind die Wörter, die neue Gegenstände und Erscheinungen bezeichnen, sie werden von den Komponenten mit hoher Frequenz gebildet und sie können nach 10-15 Jahre in den allgemeinen Wortschatz der Sprache übergehen.

z. B. Heimsonne - elektrische Gerät zur Erzeugung von Ultra-infrarot-Straung

Ideenbuch - Buch für Verbesserungsvorschläge

Die Okkasionalismen sind die Einmalbildungen, die im Text produziert werden. Sie können nach den vorhandenen Modellen und ohne Verletzung ihrer gesetzmäßigen Füllung gebildet sein, als auch durch Verletzung der morphologischen oder (öfter) semantischen Gesetzmäßigkeiten der inneren Valenz gekennzeichnet werden.

z. B. blutlebendig (A. Seghers); mondeinsame Halle (W. Borchert)

Die Entstehung neuer Wörter in der Sprache ist ein unaufhörlicher Prozess. Die Wortbildung spielt dabei innerhalb der übrigen Wege der Wortschatzerweiterung die führende Rolle.

Die dynamischen Prozesse in der synchronen Wortbildung finden ihren Ausdruck in mehreren Erscheinungen. So gibt es periphere Wortbildungsmodelle, die zu einem, bald zu einem anderen Gebiet zu zählen sind. Auch lassen sich neue Modelle und neue Regeln der Füllung der Modelle beachten, die in Neologismen und Okkasionalismen erscheinen, wobei andere Modelle archaischen Charakter gewinnen.

Zu nennen ist das Eindringen der verbalen Stämme in manche Modelle der abgeleiteten und zusammengesetzten Wörter

z. B: -bar, -lich, -haft (erscheint mehr in verbalen Adjektiven) entzündbar, zerlegbar, beweglich, erträglich, lehrhaft, lebhaft

Obgleich die substantivischen ersten Komponenten im Bestand der determinativen Komposita am häufigsten erscheinen, beobachten wir hier ebenfalls das Eindringen der verbalen Stämme - zuerst in Anlehnung an verbale Substantive, dann auch ganz selbständig (Turnstunde, Schreibtisch, Wanderlied, Siedetemperatur u.a.). Es könnte noch eine ganze Reihe solcher Beispiele genannt werden. Nach archaischen Wortbildungsmodellen werden keine neuen Wörter gebildet. Dieser Mangel wird durch das Entstehen neuer Wortbildungsmittel neutralisiert.

Ein anderer recht aktiver Weg der Bereicherung der Wortbildungsmittel muss die Entstehung der Halbsuffixe erwähnt werden. Die Entwicklung der einzelnen Halbaffixe, wie auch des ganzen Systems dieser Wortbildungsmittel, die Entstehung der entsprechenden Neologismen, das Ersetzen durch diese Mittel einzelner Affixe wie auch die Füllung der „Leerstellen" innerhalb des Derivationssystems (z.B. bei der Nennung der zählbaren unbelebten Dinge durch Verwendung der Halbsuffixe: -stück, -zeug, oder bei der Bildung stilistisch markierter Personenbezeichnungen mit den Halbsuffixen -person, -hans, -liese, -peter und anderer Arten von Lexemen mit den Halbpräfixen mords-, blitz-, stock-) verursacht eine Art von „Bewegung" im synchronen Wortbildungssystem.

Die Polysemie der Basislexeme und die Mannigfaltigkeit der Funktionen der entsprechenden Elemente in der Sprache: gleichlautende Elemente erscheinen innerhalb verschiedener Lexeme bald als Halbaffixe, bald als gewöhnliche Komponenten oder Komponenten mit hoher Frequenz der Komposita; bei ihrer vollständigen semantischen Loslösung von dem Stammwort können sie als regelrechte Affixe betrachtet werden (z.B. -zeug in einigen Fällen). So ist groß- ein Halbpräfix in den Verwandtschaftsbezeichnungen {Großmutter, -vater, -eitern) wo es die allgemeine Bedeutung einer „höheren Stufe" in der Hierarchie der Verwandtschaftsbezeichnungen zum Ausdruck bringt, erscheint aber als Komponente mit hoher Frequenz in den Komposita GroЯbetrieb, -erdbeben, -bagger (das Merkmal eines hohen Maßes), und als Komponente mit Einzelbedeutung im Kompositum Großbauer (Bauer mit großem Grundbesitz und zahlreichem Vieh). Das Element -werk muss als Komponente mit hoher Frequenz in den Komposita Automobil-, Metall-, Riesen-, Elektromotorenwerk betrachtet werden; in Laub-, Blätter-, Mauer-, Wurzelwerk als Halbsuffix, das Kollektiva bildet und das schon zum Status der Suffixe neigt. Verschiedene Funktionen erfüllen die Elemente -mann, -frau, -zeug im Bestand der Substantive und die Elemente pech-, himmel-, stock-, zucker- u.a. innerhalb der Adjektive.

Im Großen und Ganzen bleibt das Wortbildungssystem grundsätzlich stabil. Die allgemeine Stabilität der sprachlichen Gesetzmäßigkeiten ist von großer Bedeutung, denn sie erscheint als Grundlage der Benennung neuer Realien, die mit den Veränderungen auf allen Gebieten des gesellschaftlichen Lebens der Menschen verbunden sind.

2 Entlehnungen: Ursachen und Arten. Angloamerikanismen in der deut­schen Sprache.

Die Entlehnung ist die Übernahme fremden Sprach­gutes. In der lexikologischen Forschung sind entlehnte Lexeme und feste Wortkomplexe Objekte der Analyse.

Nach der Art der Entlehnung sind zu unterscheiden:

  1. Sach- und Wortentlehnung (Bei der Sach- und Wortentlehnung werden fremde Formative übernommen, deren Sachverhalte in der betreffenden Sprache neu oder unbekannt sind. Das sind in der deutschen Sprache genetisch lateinische Wörter: Mauer (murus), Ziegel (tegula). Oder Sach- und Wortentlehnungen aus der amerikanischen Variante der englischen Sprache nach 1945: Motel — Hotel an großen Autostraßen)

  2. Wortentlehnung (Bei Wortentlehnungen werden fremde Formative übernommen, deren Sachverhalte in der entlehnenden Sprache bereits durch eigene Wörter ausgedrückt sind. Es handelt sich hier um die Übernahme von Dubletten: Pläsier (aus dem Franz., 16. Jh.) für „Vergnügen, Spaß“)

Nach der Entlehnungsform sind zu unterscheiden:

  1. Fremdwortübernahme. Bei dieser Entlehnung werden fremde Formative in die entlehnende Sprache übernommen: Bungalow — einstöckiges (Sommer)haus.

  2. Lehnprägung. Die Nachbildung des fremden Inhalts mit Mitteln der eigenen Sprache. Hier gibt es einige Unterarten:

  • Lehnübersetzung (eine Nachbildung der Morphemstruktur von Fremdwörtern oder fremden Wortgruppen: Wandzeitung (russ. стенгазета) —Калькирование

  • Lehnübertragung (die freie Wiedergabe der Morphemstruktur der entlehnten Wörter: patria — Vaterland)

  • Lehnbe­deutung (die Zuordnung einer fremden Bedeutung zu einem deutschen Formativ: пионер — „Mitglied einer Pionierorganisation“.

Die Ursachen der Entlehnung

  1. Soziale Ursachen der Entlehnung,

  2. Innersprachliche Ursachen der Entlehnung

Es gibt einige Gesetzmäßigkeiten, die für die Entlehnung in der deutschen Sprache charakteristisch sind. In erster Linie wurden in der deutschen Sprache die Begriffe aus der Wirtschaft und Kultur des Landes verwurzelt, das sich auf der höheren Entwicklungsstufe befand und irgendwelche Beziehungen mit den germanischen Völkern hatte: das sind die Entlehnungen aus dem Keltischen (die meisten maskulinen Flussnamen wie Rhein, Main, Lech, Inn und Regen, die deutschen Begriffe „Amt“, „Eisen“ und „Reich“ (bzw. das Adjektiv „reich“).

Viele Wörter wurden auch aus dem Lateinischen aus vieler Bereichen (Z.B. aus der Kriegsterminologie: m Anker (ßкорü); aus der Verwaltung: f Administration, m Kaiser; aus dem Handel: n Defizit, m Defekt; verschiedene kirchliche Begriffe: m Abt, m Advent, n Äquinoktium (равноäенствие); aus dem Wortschatz der Universitäten: n Abitur, absolut, m Absolvent; entlehnt. Die Periode zwischen dem 16. Und 17 Jahrhundert nennt man oft „Alamodezeit“, weil in dieser Periode viele Wörter aus dem Französischen entlehnt wurden: f Bouillon, m Boulevard, f Branche, m Rivale (соперник), f Romanze, f Bourgeoisie, f Republik, f Revolution.

Entlehnungen aus dem Italienischen waren nicht so zahlreich wie aus dem Französischen.us dem Handel (f Bank, m Bankrott), aus Fachterminologie der Musik: Adagio, Allegro, Oper, Sonate oder Sinfonie.

Die Innersprachlichen Ursachen der Entlehnung sind für die Erweiterung der thematischen Reihen, thematischen Gruppen: Z.B. die thematische Gruppe der Farbbezeichnungen, die durch Farbbezeichnungen des Französischen erweitert wurde: lila, orange, violett, azurn u.a. Es wurden auch die Wörter entlehnt, die zu den expressiven Synonymen gehören: kapieren (lat.) zu „begreifen“.

Lehnwort

ein aus einer fremden Sprache übernommenes, in Phonetik, Morphologie und Orthographie der übernehmenden Sprache angepasstes Wort.

(Fenster – fenestra)

Fremdwort

aus einer fremden Sprache übernommenes Wort, das sich in Schreibung, Lautung und Flexion der aufnehmenden Sprache nicht angepasst hat (Journal)

Anglizismen und Amerikanismen treten im Deutschen am häufigsten auf lexikalischer Ebene in Erscheinung. Dabei sind folgende Phänomene zu unterscheiden:

  • Wortentlehnungen: Übernahme englischer Lexeme, die unterschiedlich stark an das Laut-, Schrift- und Grammatiksystem der aufnehmenden Sprache angepasst werden. So gilt etwa die Mehrzahl „die Killer“ und der Genitiv „des Internets“ als an das deutsche Flexionssystem angepasst. Bei den Pluralformen „Fans“ oder „Chips“ etwa kann das s in der Endung sowohl als das englische als auch als das deutsche Plural-s (wie es auch in „die Autos“ und „die Müllers“ vorhanden ist) verstanden werden.

  • Lehnübersetzungen: Eins-zu-eins-Übersetzungen der Bestandteile des fremden Wortes, wie zum Beispiel brainwashing → „Gehirnwäsche“, oder der fremden Satzkonstruktion (Lehnsyntax).

  • Lehnübertragungen: Übersetzung der Idee hinter der Bildung des fremden Wortes, zum Beispiel skyscraper → „Wolkenkratzer“ (nicht „Himmelskratzer“, wie es bei einer Lehnübersetzung zu erwarten wäre).

  • Lehnbedeutungen: Übernahme des Bedeutungsspektrums des fremden Wortes, von dem Teilbedeutungen bereits bei einem deutschen Wort zu finden sind, zum Beispiel deutsch „realisieren“ im Sinne von „etwas bemerken, sich einer Tatsache bewusst sein“ nach englisch realize/realise „etwas verwirklichen, etwas bemerken, sich einer Tatsache bewusst sein“ (keine sinnliche Wahrnehmung, im Gegensatz zu to notice).

  • Scheinanglizismen: Wortschöpfungen innerhalb einer anderen als einer englischen Sprachgemeinschaft mit englischen Sprachelementen; so z B. im Deutschen Handy, Talkmaster oder Service Point. Öfters existieren solche Scheinanglizismen auch im Englischen mit der gleichen Wortform, jedoch mit einer anderen Bedeutung. Das Wort Oldtimer etwa benennt im Deutschen als Scheinanglizismus ein altes Auto (engl.: vintage car, veteran car oder classic car), während es im Englischen generell einen alten Menschen (vergleichbar unserem „Senior“ oder scherzhaft verwendetem „Oldie“) bezeichnet.

Weitere Übernahmeerscheinungen sind auf anderen sprachlichen Ebenen zu verzeichnen:

  • Formenbildung: Ebenfalls eine Form des Anglizismus ist die Übernahme englischer Konjugationsformen bei Verwendung ursprünglich englischer Verben in deutschen Sätzen. Das Partizip Perfekt von Verben wird manchmal mit der Endung -ed gebildet: geprinted. Dieselbe Endung dringt dann – wohl wegen der Ähnlichkeit zur deutschen Endung -et – vereinzelt auch in die Präsensbildung ein: er printed.[1][2]

  • Orthografie: Benutzung der englischen statt der deutschen Schreibung; zum Beispiel die englische Transkription aus nichtlateinischen Schriften (wie der kyrillischen oder der arabischen) oder Schreibung mit c in zahlreichen aus dem oder über das Lateinische entlehnten Fachausdrücken, wo dieses im neueren Deutsch meist durch k oder z wiedergegeben wird, so etwa Holocaust statt Holokaust. Kritik

Eine Umfrage[5] über die Verständlichkeit von zwölf bekannten englischen Schlagworten für deutsche Kunden ergab im Jahr 2003, dass diese zum Teil von weniger als 10 % der Befragten verstanden wurden. Acht der zwölf untersuchten Unternehmen hätten ihre Werbefloskeln seitdem geändert. 2008 störten sich in einer Umfrage der Gesellschaft für deutsche Sprache 39 % der Befragten an Lehnwörtern aus dem Englischen. Die Ablehnung war in den Bevölkerungsgruppen am größten, die Englisch weder sprechen noch verstehen konnten (58 % Ablehnung bei der Gruppe der über 59-Jährigen, 46 % Ablehnung bei ostdeutschen Umfrageteilnehmern).[6]

3. Territoriale und soziale Differenzierungen innerhalb der deutschen Le­xik.

Jeder spricht auf seine Art, aber unter den Unterschieden gibt es solche, die nicht willkürlich und nicht individuell sind. Mit einer Regelmäßigkeit kommen sie bei vielen Sprechern vor. Diese sprachlichen Besonderheiten zeigen sich z B. bei allen oder den meisten Bewohnern einer Region. Dabei geht es nicht um eine andere Sprache, sondern um Ausprägungen einer zugrunde liegenden Sprache. Terminologisch nennt man diese Ausprägungen - Subsprachen/Subsysteme/Varietäten/Sprachformen und Existenzformen. Die Gesamtsprache ist eine Vereinigungsdefinition, sie ist vielmehr eine Abstraktion der Linguisten.

Nach der Art der Ausprägungen unterscheidet man:

  • regionale (Dialekte)

  • soziale (Jargon, Berufssprachen)

  • situativ-funktionale Varietäten

Differenzierung/Stratifikation des Wortbestandes ist seine Schichtung, die eine Sprache entwickelt, um der vielseitigen Kommunikation einer Sprachgemeinschaft gerecht zu werden.

Die regionalen Unterschiede umfassen den ganzen Sprachbau. Die deutsche Sprache der Gegenwart tritt uns heute in mannigfaltiger Gestalt entgegen. Gewöhnlich unterscheidet man drei Existenzformen der deutschen Sprache:

  • Literatursprache

  • Umgangssprache

  • regionale Dialekte

Die Literatursprache ist die wichtigste bewusst gestaltete Existenzform der Sprache, die im Prozess der Auswahl aus dem gesamten sprachlichen Inventar entstanden ist.

Die nationale Schriftsprache, Gemeinsprache ist im Vergleich zum territorialen Dialekt eine höhere Entwicklungsstufe der Sprache. Sie ist im Gegensatz zum Dialekt nicht territorial begrenzt und gebunden. Sie ist multivalent, d.h. sie garantiert die Kommunikation in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens einer Sprachgemeinschaft.

Bedeutsamste Merkmale sind:

  • mündliche und schriftliche Form

  • überregionale Geltung

  • polyfunktionales Kommunikationsmittel mit starken funktional-stilistischen Möglichkeiten

  • ein System mit der spezifischen Struktur, was in den Regelwerken kodifiziert ist

Die Umgangssprache ist die zweitwichtigste Existenzform der Sprache, die jüngste Form, Ausgleichsprodukt zwischen Dialekten und Literatursprache.

Bedeutsamste Merkmale sind:

  • eine bestimmte soziale Basis

  • regional unbegrenzt

  • bestimmte kommunikative Funktionen

  • bevorzugt die mündliche Form

  • besonderen Systemcharakter

Die Umgangssprache ist nicht homogen. Man unterscheidet:

  • kleinlandschaftliche Umgangssprache

  • großlandschaftliche Umgangssprache

Eigentlich konnte Umgangssprache entstehen, wenn die Literatursprache die Bedürfnisse der Gesellschaft nicht erfüllte. Man spricht über gehobene literarische Hochdeutsche Umgangssprache. Die Spezifik der deutschen Umgangssprache und der Mundarten hat historische und auch sprachsoziologische Ursachen: Entwicklungsprozess des deutschen Bürgertums und nationale gemeinsame Sprache.

Die Grundlagen der deutschen Schriftsprache waren Ostmitteldeutsche Dialekte, sie verbreiteten in 17. - 18. Jh., sowohl nach dem Südwesten, als auch nach dem Nordwesten, dadurch wurden viele lokale Mundarten verdrängt.

Die Mundarten/Dialekte sind eine Erscheinungsform der Sprache, die auf einem kleinen Territorium gilt und nur für wenige Menschen Kommunikationsmittel ist.

Bedeutsamste Merkmale sind:

  • vorwiegend gesprochen aber auch geschrieben

  • Kommunikationsmittel einer geographisch begrenzten Sprachgemeinschaft

  • eine spezifische Struktur: Ortsmundarten, Stadtmundarten

  • bestimmter Konservatismus

  • stärkere Emotionalität, mehr Wörter mit negativer Bedeutung

  • die Welt ist begrifflich anders registriert als in der Literatursprache

  • die Welt wird viel differenzierter geschildert

Die Dialekte werden geteilt in: Niederdeutsche und Hochdeutsche (Oberdeutsche und Mitteldeutsche) z. B. regionale Dubletten = landschaftliche Synonyme

Kuchen - Küchlein, drucken - drücken, sanft - sacht

  1. Der erste Typ territorialgebundener Lexik sind mundartliche Varianten. Sie sind landschaftlich eng begrenzt und nur auf mundartlicher Ebene bekannt und geläufig. Beispiele: Hündin — Pätze — Lusche — Töle — Tebe.

  2. Den zweiten Typ territorialgebundener Lexik bilden territoriale oder landschaftliche Varianten (territoriale Tautonyme). Sie sind mundartlicher Herkunft, aber unterscheiden sich von der Mundartlexik dadurch, dass sie zum Wortbestand einer anderen Erscheinungsform der Sprache (Umgangssprache) gehören. Diese landschaftlichen Varianten sind zwar landschaftlich gebunden, aber überall bekannt: Sonnabend — Samstag; Fleischer — Metzger — Schlächter.

  3. Von den landschaftlichen Varianten sind die nationalen Varianten der Lexik zu unterscheiden. Es handelt sich in diesem Fall um die Lexik der Varianten der deutschen Sprache, die als Literatursprachen anderer Nationen funktionieren. Dazu gehören die österreichische nationale Variante und die Schweizer Variante.

Es gibt auch nationale Varianten, die rein linguistische (in der Schweiz) oder politisch (Österreich) sein können, z. B. Abitur - Matura (öster.); Sahne - Obers (öster), Quark - Topfen (öster.)

III. Neben den regionalen Besonderheiten sind auch soziale Besonderheiten festgestellt. Sprachen mit gleichen Merkmalen zeigen gleiche sprachliche Besonderheiten auf. Terminologisch nennt man diese Begriffe: soziale Dialekte, in etwas engerem und sogar abwertenden Sinn – Sondersprachen.

  • Berufssprachen (Berufswortschatz)

  • Standessprachen (Jargons)

  • Fachsprachen (Termini)

Soziale Varietäten können gleichzeitig regionale und umgangssprachliche Eigenschaften übernehmen. Eigentlich sollte man immer über die Verzahnung (объединение) der Existenzformen einer Sprache reden. Die Sprachgemeinschaft regelt selbst die Wahl der jeweiligen Form und setzt Grenzen zwischen den Existenzformen. Das Überschreiten der Grenze wird als normwidrig empfunden. Die Literatursprache, Umgangssprache und Dialekten werden selten oder nie getrennt werden. Innerhalb der Rede eines Sprechers passiert ein Wechsel von Sprachmitteln verschiedener sprachlichen Existenzformen. Dieser Wechsel wird Alternanz genannt.

Die Alternanz wird bewusst oder unbewusst gebraucht. Die Voraussetzung ist Beherrschen von mindestens zwei Existenzformen.

Die Ziele der Alternanz sind:

  • an die Gefühle appellieren

  • den Kontakt herstellen

  • Aufmerksamkeit wecken

  • bestimmte Einstellungen erreichen

Die soziale Differenzierung der Menschen nach Berufen, Schichten, Klassen, Alter, Geschlecht, Freizeit hat auch sprachliche Auswirkung. Die sprachlichen Eigenheiten der sozialen Gruppen bestehen in dem Sonderwortschatz / Sondersprachen.

Sonderwortschätze

Fachsprachen

Gruppensprachen

(gruppenspezifische Wortschätze)

Kommunikation in Beruf, Fach, Wissenschaft, Produktion

Intimsphäre der Ehe, Familie, Freundschaft, Interesse, Sport, Geschlecht, Alter, Partei

Gesellschaft ist gekennzeichnet durch sich vertiefende Arbeitsteilung und zunehmende Spezialisierung, für einzelne Sprachbereiche sind genaue und differenzierende Bezeichnungen notwendig. Sie sind auf einzelne Berufsgruppen beschränkt. Am Anfang sind nur einzelne Termini, später das ganze Wortschatz. Die Fachsprachen sind die Mittel einer optimalen Verständigung über ein Fachgebiet unter Fachleuten.

Charakterisiert durch einen spezifischen Wortschatz und speziellen Normen (lex. + gram.) Die Fachsprachen sind die Gesamtheit aller sprachlichen Mittel, die in einem fachlich begrenzbaren Kommunikationsbereich verwendet werden, um die Verständigung zwischen den in diesem Bereich tätigen Menschen zu gewährleisten (Hoffmann).

Die spezifische in der Lexik:

der Fachwortschatz ist unterschiedlicher Herkunft und Alter (Entlehnungen, Lehnübersetzungen, Metapher, Bedeutungserweiterung). z. B. fit back – Rückverbindung, Ameise, kaltpressen

Merkmale der Termini:

  • Fachbezogenheit

  • Exaktheit

  • Eindeutigkeit

Man sieht Hierarchietendenz in den Benennungen:

z.B. Schleifmaschine - Eckschleifmaschine Gewindeschleifmaschine

In der fach alltäglichen Kommunikation kürzt man diese Termini.

z. B. Gipsplatte - Gipsschaumplatte

In Fachsprachen dominieren Substantive, Nominalstil, Anderer Gebrauch von grammatischen Mitteln. Passiv wird bevorzugt. Die Fachsprachen sind horizontal, vertikal und teilweise regional gegliedert.

Horizontal sind Fachbereiche:

  • Wissenschaft

  • Politik

  • Technik

  • Wirtschaft

Vertikal ist die Untergliederung innerhalb eines Bereiches; z. B. Wissenschaft - Physik, Medizin Regional sind Dialekte.

B. Tischler – Schreiner

Kriterien der vertikalen Gliederung:

  • Abstraktionsstufe

  • Außersprachliche Form

  • das Milieu

  • Kommunikationspartner

Fünf Ebenen:

  • Sprache der theoretischen Grundlagenwissenschaft (höchste Abstraktion, künstliche Symbole, Wissenschaft als Kommunikation)

  • Schicht der experimentellen Wissenschaft

  • Angewandte Wissenschaft

  • Materielle Produktion: natürliche Sprache mit Fachterminologie (Leiter der Produktion)

  • Konsumtion: (alle Produzenten) Die Fachlexik ist nicht einheitlich. Schmidt unterscheidet:

  • Termini

  • Halbtermini

  • Fachjargonismen

Die Termini haben einen übergreifenden Charakter, konkrete Semantik und fungieren in konkreten Fachbereichen und Berufen.

Die Halbtermini sind nichtstandardisierte und nichtdefinierte Fachwörter.

Die Fachjargonismen sind expressive Dubletten der Fachwörter. Sie sind bildhaft und bewertend.

z. B. Klavier spielen - Fingerabdrücke abnehmen

Hexe- Materialaufzug auf der Baustelle

Soziale Gruppen existieren außerhalb der Produktion, der Wissenschaft und Technik. Es gibt verschiedene Gruppen. Durch gemeinsame Kommunikationsgegenstände, Aufgaben Bedürfnisse bilden sich diese Gruppen spezifische Wortschätze.

  • Sport

  • Soldaten

  • Jugend (differenziert)

  • deklassierten Elemente (Rotwelsch, Argot)

Solche Wortschätze bauen sich ähnlich den Berufs- und Fachsprachen auf: aus terminologischem Kern, spezifischen Ausdrucksweisen und der gruppenspezifischen Umgangssprache, z. B. Torlinie, Strafraum, Eckball. Für solche Sprachen wird der Terminus Slang gebraucht. Slang ist gruppenspezifische saloppe Ausdruckweise, die durch ihren expressiven Wortschatz ihre bewusst burschikose, derbe, legere Wortwahl gekennzeichnet ist.

Die Gruppensprache (Levandovski) ist überexpressiver und emotional unterkühlter

Wortschatz großstädtischer Jugend. Die Wege der Bereicherung und Entstehung dieses Wortschatzes:

  • Metaphorisierung

  • Expressive Wortbildung, z. B. bärisch – toll

  • Phraseologieschablone

Metaphorisiert werden solche Bereiche, wie:

  • Geld, Sexualität, Mädchen, Musik, Angst, Polizei, Drogen,Tod

4. Der Begriff "Wort" in der Sprachkunde. Funktionen des Wortes.

I. Die Bestimmungen des Wortes hängen mit einigen Momenten zusammen:

  • Erklärung des Wesens der Sprache;

  • Menschliche Erkenntnis;

  • Beziehungen von Sprache und Denken;

  • Beziehungen der Sprache zur objektiven Realität.

Das Wort ist die grundlegende Einheit der Sprache, die in der Struktur einer Sprache Schlüsselpositionen einnimmt.

Zum Unterschied von den anderen bilateralen Einheiten der Sprache (den Morphemen, Wortgruppen, Sätzen) existiert das Wort in seinen zwei Modifikationen — als virtuelles polysemes Zeichen im System der Benennungen (nominative Tätigkeit) und als geglie­dertes, aktuelles Zeichen im Text (syntagmatische).

Die Hauptschwierigkeit für die Forscher ist das Wort widerspruchsfrei und universell zu definieren, besonders durch die Beziehungen zu seinen „benachbarten“ sprachlichen Einheiten — zum Morphem und zum syntaktischen Wortgefüge.

Auf diese Weise erweist sich das Wort nach Th. Schippan:

  • Auf der lexikalisch-semantischen Ebene als kleinster, relativ selb­ständiger Träger der Semantik;

  • auf der morphematischen Ebene als eine aus dem Rede­strom potentiell isolierbare morphematische Einheit, die teilbar sein kann;

  • auf der phonologischen Ebene als eine durch mögliche Pausen isolierbare Einheit;

  • auf der graphemischen Ebene als eine durch Leerstellen im Schrift­bild isolierbare Einheit;

  • auf der syntaktischenen Ebene kann es durch seine syntaktische Funk­tion, Satzglied definiert werden.

Im Ideal kann man das Wort als lexisch-semantische Einheit interpretieren, als kleinster relativ selbstständiger Bedeutungsträger, dessen Formen durch die zu Grunde liegende gemeinsame lexikalische Bedeutung zu einem Paradigma vereint sind, das als Bestandteil des Systems (als „Wörterbuchwort“) als graphemische und phonemische Einheit definieren.

Das Wort ist eine Einheit der Sprache (potentielles Zeichen) und eine Einheit der Rede (aktualisiertes Zeichen als Textelement).

Als sprachliches Zeichen hat das Wort folgende Eigenschaften: Wiederholbarkeit; Reproduzierbarkeit; Kombinierbarkeit; Strukturiertheit.

Als Einheit der Sprache ist das Wort:

  1. lautlich-inhaltlich strukturiert, d.h. konstituiert aus einem oder mehre­ren Repräsentanten

  • der Klasse Morphem und damit auch

  • der Klasse Phonem;

  1. organisiert im sprachlichen System

  • stets als Vertreter einer bestimmten Wortklasse mit einer kategorialen Grundbedeutung;

  • meist auf Grund bestimmter semantischer Merkmale als Bestandteil eines lexikalisch-semantischen Paradigmas.

Als Einheit der Rede (des Textes) ist das Wort:

  1. artikuliert (notiert), d.h. textkonstituierend;

  • isoliert, als Minimaläußerung eines Sprechers oder

  • kombiniert, als Glied eingefügt in einem Satz oder einer Satzfolge;

  1. mit Aktualisierung (s)einer Bedeutung bezogen

  • als zeichenhafte Bestimmung (Symbol) auf ein sachlich Gemeintes;

  • als Information (Signal des Sprechers) auf einen angesprochenen Hörer (Leser).

Das Wort in der Sprache hat die phonetische und morphologische Ausformung, die ne­ben allgemeinen Merkmalen auch eine bestimmte nationale Spezifik hat.

Für die phonetische Ausgestaltung des deutschen Wortes sind folgende Merkmale kennzeichnend:

  1. Die Lautgestalt der deutschen Wörter wird durch die Kombination und wechselnde Anordnung von etwa 40 Phonemen bestimmt.

  2. Im Deutschen besitzt das Wort eine morphologisch gebundene Beto­nung.

  3. Die Hauptbetonung im Deutschen ist stark zentralisierend, sie gestal­tet das Wort als eine lexikalische Ganzheit.

  4. Die Konsonanten im Auslaut und im Silbenauslaut werden stimmlos ausgesprochen: Rad [ra:t].

  5. Die Vokale im Wort- oder Silbenanlaut erhalten den festen Einsatz: bearbeiten [be"arbaiten].

  6. In unbetonten Silben werden die langen Vokale quantitativ reduziert: Leben [le:b3n].

Die morphologische Struktur des Wortes stellt eine Morphemkombi­nation dar. Morpheme sind die kleinsten bedeutungstragenden Einheiten der Sprache, die durch Phoneme lautlich repräsentiert werden. Gewöhnlich wird zwischen lexikalischen und grammatischen Morphemen unterschieden. Lexikalische Morpheme sind Wurzel- und Derivationsmorpheme bzw. Wort­bildungssuffixe, und grammatische Morpheme sind grammatische Suffixe und Flexionen.

In jedem Wort treffen also alle Sprachebenen - phonetische (Sprechlaute), phonologische (Sprachlaute), morphologische (Morpheme), lexikalische (Lexem), syntaktische (Syntagmen) und stilistische Ebenen.

Jedes Wort ist bezeichnend, begriffsbildend, mitteilend und einwirkend.

Das Wort ist eine Grundeinheit, ein Zeichen für einen Gegenstand oder eine Erscheinung der objektiven Realität. Das ist ein Lautkörper (Formativ), der eine Bedeutung trägt und dabei bilden Formativ und Bedeutung eine Einheit.

Das Wort, das zentrale Rolle im Mechanismus der Sprache spielt, hat fol­gende Funktionen:

  • die nominative (die Funktion der Benennung),

  • die signifikative (die Funktion der Verallgemeinerung),

  • die kommunikative und

  • die pragma­tische.

Infolge seiner Eigenschaft, mehrere Funktionen wechselseitig erfüllen zu können, ist das Wort das universellste und zugleich ein spezifisch organisiertes sprachliches Zeichen.

Zu den Haupteigenschaften des Wortes zählt man:

  • Ganzgestaltung: das Wort hat Ganzheit, die auf verschiedenen Ebenen gesehen wird. Phonetisch gesehen hat das Wort Grenze - Anlaut, der reduzierte Auslaut, eine Betonung. Diese Teile werden nicht getrennt. Syntaktisch gesehen ist das Wort ein Satzglied.

  • Element des Sprachsystems: Das Wort hat strukturelle und semantische Beziehungen mit den anderen Wörtern. Diese Beziehungen ergeben sich aus Merkmalen der morhematischen Basis, aus Bezeichnung und stilistischen Differenziierung, eine Zugehörigkeit zu sozialen, territorialen und funktional-stilistischen markierten Schichten. In der Grammatik ist das Wort durch eine Wortart bestimmt. Seine Bildungsweise entspricht einem Wortbildungsmodell, seine Bedeutungsfunktionen stellen das Wort in semantischen Relationen, die hierarchische Beziehungen haben können.

  • Das Wort unterlegt starken Schwankungen, die in Kombinationen möglich sind. Für den Gebrauch des Wortes in der Rede ist die Zugehörigkeit zu bestimmen Wortschätzen wichtig (historischen, sozialen, territorialen).

  • Haupteinheit: Das Wort nimmt eine zentrale Stellung. Unsere Sprache ist eine Wortsprache, wenn wir mit unserem Bewußtsein über die Realität sprechen, verwenden wir die Wörter. Durch die Namen erfolgt der Prozess der Erkenntnis. Von dem Morphem unterscheidet sich das Wort durch seine relative Selbständigkeit und vom Satz durch seine Stabilität und Reproduzierbarkeit.

  • Das Wort ist polyfunktionell.

5. Der Begriff "Bedeutung". Bedeutungswandel.

Das Wort ist ein bilaterales sprachliches Zeichen, eine Einheit von Formativ (Lautfolge) und Bedeutung (Bewusstseinsinhalt), wobei die Bedeutung ein gesellschaftlich determiniertes, interindividuelles Abbild der Merkmalstruktur einer Erscheinung der objektiven Realität ist. Zwischen Formativ und Bedeutung gibt es die Beziehung, die Motiviertheit, bei der die Wahl des Formativs durch bestimmte Eigenschaften, Verhaltens­weisen u.a. des Benennungsobjekts bedingt ist. Das Motiv oder das Merkmal der Nomination wird manchmal mit dem Terminus die innere Wortform bezeichnet. Wenn die historisch ad­äquate innere Wortform nicht mehr eindeutig zu erkennen ist, kann auf Grund begrifflicher oder lautlicher Angleichung an durchsichtige Wörter eine neue Etymologie entstehen: Volksetymologie oder Fehletymologie oder Pseudoetymologie.

Zu bekannten Beispielen der Fehletymologie gehören folgende:

Hagestolz „alter Junggeselle" > ahd. hagustalt bedeutet wörtlich „Besit­zer eines Nebengutes“ im Gegensatz zum Besitzer des Hofes. Da das Ne­bengut im allgemeinen zu klein war, um dort einen Hausstand zu gründen, musste der Hagbesitzer unverheiratet bleiben. Im Mittelhochdeutschen wur­de die zweite Komponente -statt „Besitzer“ volksetymologisch in -stolz umgedeutet.

Der Pseudoetymologie unterliegen auch Fremdwörter, deren innere Form in der entlehnenden Sprache undurchsichtig ist, z.B. Trottoir „Bürgersteig, Gehsteig". Ende des 18. Jhs. aus dem Französischen übernommen, wurde es scherzhaft umgedeutet in Trittuar.

Die lexikalische Bedeutung ist komplexer Natur. Sie enthält drei Kom­ponenten:

  • die denotative,

  • signifikative und

  • konnotative Komponente.

Die denotative Komponente ist die in einer sprachlichen Äußerung realisierte Funktion des Zeichens, eine be­stimmte Erscheinung der objektiven Realität (Gegenstand, Denotat) zu re­präsentieren. Dieser Aspekt der Bedeutung wird als denotative Bedeu­tung bezeichnet.

Die signifikative Komponente resultiert aus der Funktion des Wortzei­chens, das interindividuell invariante Abbild der Merkmalstruktur einer Erscheinung der objektiven Realität zu sein. Sie können als Benennungen für ganze Klassen von Gegenständen dienen.

Die konnotative Komponente resultiert aus wertenden semantischen Merkmalen der signifikativen Bedeutung der Wörter. In den Wertungen drücken sich die Beziehungen des Menschen zu den Erscheinungen der objektiven Reali­tät aus. Solche Wertungen werden in der signifikativen Bedeutung sprachli­cher Zeichen als begrifflich wertende semantische Merkmale fixiert und kodifiziert. Vgl. Wörter wie Gelaufe, Visage, Früchtchen („Taugenichts", „Nichtsnutz"), Flasche („unfähiger Mensch, Versager, bes. auf sportlichem Gebiet"), Raumpflegerin („Putzfrau"). Dieser Aspekt ergibt die konnotati­ve Bedeutung.

Die Bedeutung ist strukturiert, d.h. sie besteht aus einer Konfiguration von Bedeutungselementen: Seme, semantische Merkmale, Bedeutungselemente usw.

Die Seme sind also die kleinsten Bedeutungselemente als Bestandteile der lexikalischen Be­deutung. Diese wird dementsprechend als „Semem“ bezeichnet. Die Merkmale, die das Semem charakterisieren, sind kategorial-semantische Seme (spezifizieren das Lexem als Wortart); lexikalische bzw. individuelle Basisseme (stellen den begrifflichen Kern des Semems dar); differenzierende bzw. konkretisierende und begrifflich wertende Seme, die besonders relevant sind bei der Komponentenanalyse der Synonymie. Z.B. Löwe / Katze – Gegenständlichkeit (belebt) – Tier – Katze – wild | domestiziert – mächtig, gefährlich (Herrscher der Tiere) |anschmiegsam

Die lexikalische Bedeutung ist gegenständliche Beziehung, Gerichtetheit des Wortes auf einen Gegenstand oder Erscheinung der realen Welt. Außer der reinen lexikalischen Bedeutung geht die gesamte Semantik des Wortes folgende Momente ein:

  • seine allgemeinkategoriale Bedeutung entsprechend der Wortklasse, der das Wort gehört (Gegenständlichkeit für Substantive, Prozessualität für Verben);

  • seine lexisch-grammatische Kategorien (Aspekt bei den Verben, Konkretheit/Abstraktheit Belebtheit bei den Substantiven);

  • rein grammatische Bedeutung (Deklinationsart usw.);

  • stilistische Merkmale (Jugendsprache usw.).

Dementsprechend lassen sich im Wort lexikalische, lexisch-grammatische, grammatische und konnotative Seme aussondern.

Die Bedeutung wird durch ein Zeichenverhältnis bestimmt. Es gibt viele Zeichenmodelle, die zu erklären versuchen, in welchem Verhältnis zu einander verschiedene Einheiten stehen. Meist haben diese Modelle die Form eines Dreiecks. A-Formativ (Forme, Lautkörper) B-Denotat (Referent, Sachverhalt, Objekt), C-Sinn (Inhalt, Bedeutung) + Kommunikanten + Ziel + sprachliche Situation + sprachliche Handlung + Stimmung

Wortbedeutungen können auf Grund verschiedener Kriterien klassifiziert werden.

Wortbedeutungen können auf Grund verschiedener Kriterien klassifiziert werden.

  1. Nach Bezeichnungs- und Inhaltsfunktion wird denotative; signifikative; konotative Bedeutung un­terschieden.

  2. Unter dem Aspekt der Nominationstechnik sind zu unterscheiden: di­rekte Bedeutung und übertragene Bedeutung.

Direkte Wortbedeutung entsteht, wenn Wörter auf Grund bestimmter Eigenschaften dieser Gegenstände benannt werden, die infolge der Denktätigkeit als Merkmal dieser Gegenstände ermittelt sind.

Übertragene Bedeutung entsteht bei der sekundären Nomination. Auf Grund der konkret sinnlichen Farbbezeichnung „schwarz“ entsteht z.B. eine Reihe von abgeleiteten Bedeutungen zur Bezeichnung für abstrakte Begriffe wie schwarze Gedanken;

Die semantische Ableitbarkeit der beschriebenen Art bildet die wichtig­ste Quelle der Mehrdeutigkeit oder Polysemie.

Mehrdeutigkeit bzw. Polysemie

  1. Unter Mehrdeutigkeit oder Polysemie versteht man die Fähigkeit ei­nes Wortes (einer Wortform oder eines Formativs), mehrere miteinander verbundene/zusammenhängende Bedeutungen zu haben. Den Kern eines polysemen Wortes bildet die direkte Bedeutung. Sie wird als Hauptbedeutung bezeichnet. Die abgeleiteten Bedeu­tungen heißen Nebenbedeutungen.

Bedeutungsgefüge des Adjektivs „blau":

Hauptbedeutung

direkte Bedeutung

„blaue Farbe", z. B. blauer Himmel

Nebenbedeutungen

Nominativ abgeleitete Bedeutung

„blutunterlaufen" z. B. ein blauer Fleck

übertragene (phraseologische) Bedeutung

z. B. mit einem blauen Auge davon kommen „ohne großen Schaden davon kommen"

Die Hauptbedeutung ist die Bedeutung, die zu einem bestimmten Zeitpunkt als gesellschaftlich wichtigste Bedeutung im Bewusstsein der Sprachgemeinschaft zuerst realisiert wird.

Wenn die etymologische Zusammengehö­rigkeit der zentralen und abgeleiteten Bedeutungen ausscheidet, bleibt als Kriterium der Mehrdeutigkeit das der verschiedenen Bedeutungen im Text bzw. die kontextuell bedingten Bedeutungsvarianten. Dabei ergeben sich unscharfe Grenzen zur Homonymie.

  1. Unter dem Aspekt der Zugehörigkeit des Wortes zum System oder Text werden die Bedeutungen terminologisch differenziert be­zeichnet als lexikalische (im System) und aktuelle (realisierte im Text) (W.Schmidt) oder als potentielle und aktualisierte (J. Erben) u.a.

Bedeutungswandel bzw. semantische Derivation ist die Bedeutungsveränderung der Wörter, die sich im Laufe der Zeit bei diesen sprachlichen Zeichen einstellt. Der Bedeutungswandel tritt immer im Zusammenhang mit dem Sachwandel ein, denn die Erscheinungen der Wirklichkeit befinden sich in einem Zustand dauernder Veränderung. Z.B. Bleistift ist heute „ein von Holz umschlossener Graphitstift zum Schreiben“. Im 17. Jahrhundert war dieser Stift zum Schreiben aus einem anderen Material. Das Formativ blieb, die Bedeutung veränderte sich aber.

Die Ursachen des Bedeutungswandels:

Unter den wichtigsten Ursachen des Bedeutungswandels sind zu nennen:

  1. Die gesellschaftliche Entwicklung, die fortwährend neue Begriffe durch bestehende Formative entstehen lässt.

  2. Der Sachwandel, der in den bestehenden sprachlichen Zeichen ebenfalls den Bedeutungswandel hervorruft.

  3. Die sozialen Ursachen: Generalisierung oder Verallgemeinerung der Bedeutung beim Wechsel eines Wortes aus der Berufssprache in die Allgemeinsprache

  4. Das Ziel der sprachlichen Tätigkeit, wo man unterscheiden kann: das Streben nach Ausdrucksverstärkung; das Streben nach Ausdrucksabschwächung.

Die logische Klassifikation unterscheidet einige Arten des Bedeutungswandels: