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Фонетика

15. Das Phonem und die Allophone.

I. Die Sprache besteht aus einigen Ebenen. Die erste Ebene der Sprache ist die phonologische. Das Phonem ist die Haupteinheit dieser Ebene. Aber es gibt keine Einigkeit im Bezug auf die Definition des Phonems. Man unterscheidet phonologische Schulen:

  • Prager Linguistische Schule, die Vertreter sind N.S. Trubetzkoj, S.Karzevskij, R.Jakobson;

Für die Vertreter der Prager Linguistischen Schule ist das Phonem die kleinste Einheit des Sprachsystems, die sich nicht in noch kürzere aufeinanderfolgende phonologische Einheiten zerlegen lässt, eine funktionell-strukturelle Einheit, eine theoretische Abstraktion. Das Phonem ist die Gesamtheit der phonologisch relevanten Eigenschaften eines Lautbildes. Das Phonem wird im Redefluss durch verschiedene Phonemvariante / Allophonen vertreten, die materielle Symbole eines Phonems sind.

  • Leningrader Phonologische Schule, die Vertreter sind Lew Wladimirovitsch Stscherba, L.R. Sinder, Бондарко, Вербицка и др.

Die Vertreter der Leningrader Phonologischen Schule verstehen unter dem Phonem die kleinste artikulatorisch-akustische Spracheinheit, die Wörter und Wortformen unterscheidet. Für sie ist das Phonem ein konkreter Laut, der in Form von seinen Schattierungen existiert. Also, das Phonem beruht auf seinem artikulatorisch-akustischen Bild und auf seiner distinktiven Funktion. Das Phonem ist ein Sprachlaut mit distinktiver (sinnunterscheidender) Funktion, der in vielen situativbedingten Varianten auftreten kann (Oscar Zacher).

  • Moskauer Phonologische Schule, die Vertreter sind Kusnezow, Awanesow, Bogomazowa

Für die Moskauer Phonologische Schule ist das Phonem ein Bestandteil des Morphems. Nach ihrer Ansicht kann man das Phonem nicht mit einem konkreten Laut identifizieren. Es ist eine abstrakte lautliche Einheit. Das Verhältnis zwischen Phonem und Laut kann man aus dieser Sicht dem Verhältnis zwischen Wesen und Erscheinung gleichsetzen.

Diese drei Schulen geben verschiedene Definitionen vom Begriff „Phonem". Aber die gemeinsamen Schlussfolgerungen sind folgende.

Das Phonem übt zwei Hauptfunktionen und zwei fakultative Funktionen aus.

Die Hauptfunktionen sind:

  • konstruktive (konstitutive) — die konstitutive Funktion des Phonems ist als Baustoff für höhere Spracheinheiten (Morpheme, Wörter) aufzufassen, denn sie setzen sich aus einzelnen Phonemen in bestimmter Reihenfolge zusammen. Jedes Phonem beruht auf den phonologisch-wesentlichen Merkmalen, die diesem Phonem zugrunde liegen.

  • distinktive (sinnunterscheidende, differenzierende) — die distinktive Funktion des Phonems besteht darin, dass die Phoneme verschiedene Wortformen unterscheiden, an die bestimmte semantische und grammatische Bedeutungen gebunden sind. Also, das Phonem unterscheidet die Bedeutungen der Wörter nicht direkt, sondern indirekt durch ihre Lautgestallten. Man kann diese Funktion gleichzeitig als Identifikationsfunktion bezeichnen, weil sie die Wörter und Wortformen nicht nur unterscheidet, sondern auch sie identifiziert. Das Phonem ist potentiell mit der Bedeutung verbunden; als Lufthülle von Morphemen erhält das Phonem eine grammatische Bedeutung: ушел (3 лицо, ед. числа, пр. вр.)

Die fakultativen Funktionen sind (Щерба, Зиндер):

  • delimitative (demarktive, abgrenzende) Die delimitative Funktion des Phonems besteht darin, dass einige Phoneme die Phonemgrenze signalisieren. Sie segmentieren eine Lautfolge in Einzellaute, in Phoneme. z.B. |ŋ| im Auslaut; |h| im Anlaut

  • integrierende (vereinigende) — die integrierende Funktion des Phonems besteht darin, dass sich die Wörter und Wortformen mit relativ gleicher Lautgestalt vereinigen lassen, was ihre Einprägung erleichtert und in der Poesie vielfach benutzt wird.

Jedes Phonem stellt ein System von distinktiven Merkmalen dar. Unter den distinktiven / phonologisch-wesentlichen Merkmalen versteht man die charakteristischen Besonderheiten artikulatorisch-akustischer Art, die den meisten Realisationen des Phonems eigen sind.

Man unterscheidet zwei Arten von phonologisch-wesentlichen Merkmalen: modaler und lokaler Art. Die ersten beschreiben die Art und Weise, wie das Phonem erzeugt wird (stimmhaft oder stimmlos, offen oder geschlossen, Verschluss- oder Engelaut etc.). Die zweiten beschreiben die Stelle, an der das betreffende Phonem gebildet wird (alveolar, oder palatal oder velar etc.). Die Vokalphoneme besitzen keine lokalen phonologisch-wesentlichen Merkmale, denn sie haben keine lokalen Charakteristika.

Die phonologisch-wesentlichen Merkmale bei den Konsonanten:

1. Beteiligung der Stimme (stimmlos – stimmhaft: packen - backen)

2. Artikulationsart (explosiv – frikativ: passen - fassen)

3. Artikulationsstelle (rinnen - ringen)

4. Beteiligung der Nasenhöhle (Mann - Bann)

Bei den Vokalen: Quantität (lang oder kurz: bieten - bitten), Qualität (geschlossen und offen: fühlen - füllen), Labialisierung (Bühne - Biene), Reihenzugehörigkeit (Zungenstellung spülen - spulen), Zungenhebungsstufe (liegen - legen).

Die phonologisch-wesentlichen Merkmale üben drei Funktionen aus:

  1. die tektonische (konstitutive, gestaltende): die konstitutive Funktion des Phonems ist als Baustoff für höhere Spracheinheiten (Morpheme, Wörter) aufzufassen; jedes Phonem beruht auf den phonologisch-wesentlichen Merkmalen, die diesem Phonem zugrunde liegen.

  2. distinktive (unterscheidende, differenzierende)

  3. integrierende (vereinigende).

Die zweite und dritte Funktion treten in der Regel gleichzeitig zutage. Fast jedes phonologisch-wesentliche Merkmal übt gleichzeitig solche Funktionen aus. So vereinigt das phonologisch-wesentliche Merkmal des Verschlusses solche Phoneme wie b, p, m und gleichzeitig trennt es sie von allen anderen Engephonemen, z. B. von f, s, x usw.

Die Phoneme werden in phonologischen Oppositionen vermittelt.

Die phonologische Opposition ist eine Gegenüberstellung von zwei oder mehreren Lauteigenschaften, die in einer konkreten Sprache zur Morphemunterscheidung gebraucht wird. Aus der phonologischen Opposition resultieren distinktive Merkmale.

Man unterscheidet:

Nach der Beziehung der Oppositionsglieder zum ganzen Oppositionssystem:

  • eindimensionale (bilaterale)

  • und mehrdimensionale (multilaterale),

Bei der eindimensionalen Opposition kommen die distinktiven Merkmale, die beide Phoneme gemeinsam besitzen, nur diesen zwei Phonemen zu: t und d (alveolar-dentale nichtnasale, Verschlußphoneme); bei der mehrdimensionalen ist die Vergleichungsgrundlage ein drittes Phonem und alle Oppositionsglieder beziehen sich auf das ganze System. Z.B. p, t, k (stimmlos, explosiv)

Nach dem Verhältnis zwischen den Unterscheidungsmerkmalen:

  • proportionale

  • isolierte,

Bei den proportionalen Oppositionen treffen ihre Merkmale auch für andere Oppositionen zu. Wenn dies nicht der Fall ist, so gelten die Oppositionen als isoliert. Vgl. proportionale Oppositionen – t – d (gespannt stimmlos – gespannt stimmhaft); isolierte Oppositionen - p – s.

Nach der Beziehung zwischen den Oppositionsglieder zu einander:

  • privative,

  • graduelle,

  • äquipollente,

Bei den privativen Oppositionen unterscheiden sich ihre Glieder durch Vorhandensein bzw. Fehlen eines distinktiven Merkmals. Die graduellen Oppositionen beruhen auf dem verschiedenen Grad eines distinktiven Merkmals. Bei den äquipollenten Oppositionen unterscheiden sich ihre Glieder voneinander durch mehrere distinktive Merkmale. Vgl. privative Oppositionen – nasaliert – nicht nasaliert (m - b); i:, e:, Ɛ:; äquipollente Oppositionen – p – t.

Nach der Wirkung der Opposition in verschiedenen Stellungen (oder nach dem Ausmaß ihrer dinstinktiven Gültigkeit):

  • konstante

  • neutralisierbare (aufhebbare) Oppositionen.

Die konstanten Oppositionen sind unter allen Bedingungen gültig, d. h. ihre distinktiven Merkmale wirken immer differenzierend. Bei den neutralisierbaren Oppositionen können ihre distinktiven Merkmale in bestimmten Positionen aufgehoben werden. Vgl. konstante Oppositionen – p - t, k-s, neutralisierbare Oppositionen – d- t, z –s.

Wenn sich eine und dieselbe Opposition in mehreren Phonempaaren wiederholt, so geht es um eine Phonemkorrelation nach dem betreffenden distinktiven Merkmal. Vgl. g - k, d- t, v -f - eine Phonemkorrelation nach der Stimmbeteiligung.

Die Phoneme als solche realisieren sich in der Rede in Form von ihren Varianten. Die Vertreter der Leningrader Phonologischen Schule nennen sie Schattierungen, die der Glossematik - Allophone, und die der Moskauer Phonologischen Schule unterscheiden Varianten und Variationen. Unter den Variationen werden solche Realisationen des Phonems verstanden, die nie mit Realisationen anderer Phoneme zusammenfallen. Die Varianten dagegen sind solche Realisationen des Phonems, die mit Realisationen eines anderen oder mehreren Phoneme zusammenfallen können.

Abgesehen von all diesen Feinheiten werden folgende Arten von Varianten / Allophonen ausgesondert: obligatorische, fakultative und individuelle Allophonen.

  1. Die obligatorischen Allophone teilt man in Hauptallophonen und spezifische Allophonen.

  • Die Hauptallophone hängen minimal von phonetischem Kontext oder Position ab und weist die typischen Eigenschaften des Phonems auf. z.B. |a:|

  • Die spezifischen Allophone zerfallen in kombinatorische und positionelle.

    • Die kombinatorischen Allophone befinden sich unter dem Einfluss von benachbarten Lauten. z. B. |d| - [°dy] In diesem Fall wird das Phonem |d| teilweise labialisiert.

    • Die positionellen Allophone befinden sich unter dem Einfluss von ihrer Position, z. B. |a:| - [a:da.]

  • Die fakultativen Allophone: z. B. |r|-[r],[R],[],[]

  • Die individuellen Allophone sind konkrete Realisierungen des Phonems bei verschiedenen Menschen unter den verschiedenen Faktoren.