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История языка

22. Die vergleichende Analyse des Althochdeutschen und des Mittelhochdeutschen.

Das Deutsche gehört zur Gruppe der indoeuropäischen Sprachen. Es wird heute übereinstimmend angenommen, dass sich die indoeuropäische Spracheinheit um 3000 v.u.Z. in Auflösung befand. Im Laufe der Zeit vollzogen sich eine Reihe sprachlicher Veränderungen, als deren Ergebnis eine selbständige neue Spracheinheit, das Germanische, entstand. Das nennt man die erste germanische Lautverschiebung. Unter diesem Terminus fassen wir eine ganze Reihe von lautlichen Vorgängen zusammen, von denen die indoeuropäischen Verschlusslaute betroffen werden:

  1. z.B.: p, t , k — zu den germanischen Reibelaute f, p, x;

  2. die Festlegung des im indoeuropäischen frei beweglichen Wortakzents auf die Stammsilbe;

  3. die damit zusammenhängende Abschwächung der vollklingenden indoeuropäischen Endsilben;

  4. die weitgehende Vereinfachung des Formenbestandes beim Substantiv und Verb;

  5. und die dabei zutage tretende Tendenz des Übergangs vom synthetischen zum analytischen Sprachbau;

  6. die Ausbildung der starken und der schwachen Adjektivflexion;

  7. der Ausbau des Ablauts als Mittel der Formenbildung des Verbs;

  8. die Entstehung der Klasse der schwachen Verben;

  9. und die weitgehende Ausbau des Wortbestandes durch Neubildung germanischen und Übernahme fremden Wortgutes.

Die germanische Spracheinheit löste sich in den einzelnen germanischen Sprachen auf. Ihre Träger waren die germanischen Stämme, die 5 Gruppen Gelten: die Nordgermanen, die Ostgermanen, die Elbgermanen, die Weser-Rhein-Germanen, die Nordseegermanen. Mit dem 6. Jh beginnt die Frühgeschichte der deutschen Sprache.

Alle Klassifikationen der Periodisierung der deutschen Sprache verwenden verschiedene Argumente. Die traditionelle Gliederung teilt die Geschichte des Deutschen in folgende Abschnitte ein:

  1. Althochdeutsch - von den Anfängen bis 1100;

  2. Mittelhochdeutsch - von 1100 bis 1500;

  3. Neuhochdeutsch - von 1500 bis zur Gegenwart.

In den letzten Jahrzenten wird meistens zwischen das Mittelhochdeutsch und das Neuhochdeutsch das Frühneuhochdeutsche als Übergangsperiode eingeschaltet. Die zeitlichen Grenzen werden gewöhnlich folgendermaßen fixiert:

  • Althochdeutsch - von den Anfängen bis 1050;

  • Mittelhochdeutsch - von 1050 bis 1350;

  • Frühneuhochdeutsch - von 1350 bis 1650;

  • Neuhochdeutsch - von 1650 bis zur Gegenwart.

AHD Für das AHD (6-11 Jh.) sind zahlreiche sprachliche Neuerungen gegenüber dem Germanischen charakteristisch. Sie wurden von der zweiten oder althochdeutschen Lautverschiebung ausgelöst. Diese tiefgreifende sprachliche Veränderungen, die wir unter dem Namen der zweiten oder der ahd Lautverschiebung zusammenfassen, betreffen die in der ersten Lautverschiebung entstandenen germanischen stimmlosen Verschlusslaute p, t, k und die stimmhafte Reibelaute d, b, g. Im einzelnen umfasst die ahd Lautverschiebung folgende Vorgänge::

Die germanischen stimmlosen Verschlusslaute p, t, k werden:

  • Zu den stimmlosen Doppellauten = Affrikaten - pf, (t)z, kch in folgenden Stellungen

  1. Im Anlaut: got. Pund - ahd. Pfunt, Pfund;

  2. In der Doppelung: angelsächsisch. Appel - ahd. apfuli;

  3. im In- und Auslaut nach l,r,n,m: goi. hilpan - ahd. hälpfan;

2. zu den stimmlosen Doppelreibelauten ff (f), zz (z[s]), hh in folgenden Stellungen:

  1. im Inlaut zwischen Vokalen: angelsächsisch släpan - ahd. släffan;

  2. Im Auslaut nach Vokalen: angelsächsisch etan - ahd essan;

Die germanischen stimmhaften Reibelaute d, b, g, die auf dem ganzen westgermanischen Gebiet die Tendenz zeigen, zu Verschlusslauten zu werden, geben im AHD den Stimmton auf und werden zu den unbehauchten Verschlusslauten p, t, k.

Die AHD Lautverschiebung hat sich vom Süden des deutschen Sprachgebietes nach Norden ausbreitet. Sie wurden dabei nicht gleichzeitig durchgeführt, und es ergab sich eine räumliche Stufung von Süden nach Norden. Die Grenzlinie zwischen dem Hochdeutsch und dem Niederdeutsch hat sich im Laufe der Jhe wiederholt verschoben. Heute verläuft sie etwa auf der Linie Hohes Venn-Erft-Wupperhagen-Rothaargebierge - Vereinigung von Fulda und Werra zur Weser- Eichsfeld-Oberharz-Saalemündung-Mündung der Schwarzen Elster - Nordrand des Spreewalds (oder Spreekanal) - Kцln-Magdeburg-Berlin (ik-ich-Grenze)

Neben der zweiten Lautverschiebung kennzeichnen die ahd Sprachperiode noch zahlreiche andere sprachliche Veränderungen. Die wichtigsten sind:

  • i-Umlaut, er beginnt im Ahd damit, dass germ. ä unter dem Einfluss eines i oder j in der folgenden Silbe zu ahd. e wurde: ahd. gast – gesti;

  • Veränderung im Vokalismus - Monophtongierung und Diphtongierung und im Konsonantismus - der Schwund von anlautendem w vor I und r: got. daupus - ahd. tod; Diphtongierung: got. her - ahd. hear; Schwund: got. wlits - ahd. antlizzi.

  • Im Althochdeutschen erschienen auch zum ersten Mal die Formen des bestimmten und unbestimmten Artikels, die im Indogermanischen noch völlig fehlten. Der bestimmte Artikel entwickelte sich aus den Demonstrativpronomina der, das, diu; der unbestimmte aus dem Zahlwort ein. Entstehung des Artikels.

  • Personalpronomina begannen häufiger im Satz benutzt zu werden. Früher waren sie im Germanischen (wie im Lateinischen) nicht notwendig, denn die Person war an der Personalendung erkennbar. Während die ersten Worte des christlichen Glaubensbekenntnisses in der Sankt Gallener Fassung aus dem 8. Jahrhundert noch kilaubu in kot fater almahtîcun lauten, so lesen wir in der Version Notkers aus dem 10. Jahrhundert schon: ich keloubo an got, almahtigen fater.

  • Zu wichtigen Änderungen kam es auch im Tempussystem. Während es im Germanischen nur zwei Tempora – das Präteritum und das Präsens – gab, begannen sich im Althochdeutschen neue, analytische Zeitformen zu entwickeln, bei denen die Zeitverhältnisse mit einem Vollverb und einem Hilfsverb ausgedrückt werden. So finden wir in althochdeutschen Texten schon Beispiele des Perfekts (ich habên iz funtan, nu ist er queman), des Futurs (nû willu ih scribanich werde schreiben, vgl. I will im Englischen), des Plusquamperfekts und des Passivs (iz was ginoman).

  • Ausbau des Systems der Wortbildung: Im Bereich der Wortbildung fand die gesellschaftliche Höherentwicklung ihren Niederschlag (Bedarfs an Begriffsbezeichnungen); es wurde stark die Bildung von Abstrakta mit Hilfe der Suffixe -heit, wisheit, scaf, nissi - Finsternissi ausgebaut. Neben diesen Ableitungen entstanden auch zahlreiche neue Wörter mit Hilfe der Zusammensetzung: gasthus.

  • Starke Bereicherung des Wortbestandes durch Entlehnungen aus verschiedenen Sprachen, insbesondere aus dem Lateinischen und Griechischen: sambatan - ahd. Sambaztag - Samstag. Die im 8. Jh einsetzende schriftliche Verwendung des Deutschen vollzog sich unter starkem Einfluss des Lats nicht nur auf den Wortbestand, sondern auch auf den Satzbau und den Stil gewirkt hat.

MHD umfasst 1050 - 1350.

In der politischen Geschichte Deutschlands begann um 1050 die politische Zersplitterung des Staates; die Herrscher einzelner Territorien machten sich von dem Kaiser immer unabhängiger, was schließlich dazu führte, dass die Macht des Kaisers nur illusorisch war und das deutsche Kaiserreich zu einem Konglomerat praktisch unabhängiger Staatsgebilde wurde.

Die Änderungen im phonologischen System des Mittelhochdeutschen gegenüber dem Althochdeutschen waren nicht so einschneidend, wie es im Fall des Althochdeutschen im Vergleich zum Urgermanischen war. Trotzdem kam es im Mittelhochdeutschen zu einigen wichtigen Änderungen im konsonantischen und vokalischen System:

  • die Abschwächung unbetonter Silben: der Grund dieses Wandels war der starke dynamische Akzent, der schon im Germanischen und Althochdeutschen auf die Stammsilbe fiel. Dieser starke Akzent bewirkte schließlich, dass sich Vokale in unbetonten Endsilben zum Murmelvokal ([ə]), der e geschrieben wurde, entwickelten. So wurde aus dem althochdeutschen boto der mittelhochdeutsche bote, aus dem althochdeutschen hōran das mittelhochdeutsche hœren.

  • Eine andere wichtige Erscheinung im Vokalismus war der Umlaut, der zwar schon im Althochdeutschen begann aber erst jetzt zur vollen Entfaltung kam und jetzt auch lange Vokale und Diphthonge umfasste. So entwickelten sich ahd. sālida zu mhd. sælde, ahd. kunni zu mhd. künne, ahd. hōhiro zu mhd. hoeher, ahd. gruozjan zu mhd. grüezen.

Es kam auch zu wichtigen Änderungen im Konsonantismus:

  • Die Konsonanten b, d, g und h begannen zu verschwinden, wenn sie zwischen Vokalen standen. So entwickelte sich ahd. gitragidi zu mhd. getreide, ahd. magadi zu mhd. meit, ahd. habēn zu mhd. hān.

  • Der althochdeutsche Konsonant z, der sich aus dem germanischen t entwickelte (vgl. ezzan – engl. eat) fiel mit dem alten, noch aus dem Germanischen stammenden, Konsonanten s zusammen – ezzan“ wurde zu essen.

  • Die althochdeutsche Lautverbindung sk wurde zu sch. So entstand zum Beispiel aus dem althochdeutschen Wort scōni die mittelhochdeutschen schōne und schœne (beide Wörter – schon und schön – haben im heutigen Deutschen dieselbe Herkunft).

  • Der Konsonant s wandelte sich zu sch, wenn er vor l, m, n, w, p, t stand. Diesem Wandel verdanken wir solche mittelhochdeutschen (und heutigen) Formen wie schwimmen, schmerz, schlange, schnē, die aus den althochdeutschen swimmen, smerz, slange und snē entstanden. Änderungen im morphologischen und syntaktischen System

  • Änderungen in der Deklination der Substantive – es kam zu der formalen Übereinstimmung früher unterschiedlicher Kasusformen. Als Beispiel kann man hier die Deklination des mittelhochdeutschen Wortes bote (aus dem althochdeutschen boto) angeben:

Kasus

Althochdeutsch

Mittelhochdeutsch

Nominativ Singular

boto

bote

Genitiv Singular

botin

boten

Dativ Singular

botin

boten

Akkusativ Singular

botun

boten

  • Durch diese Entwicklung erhielt der Artikel (der im Althochdeutschen schon existierte) große Bedeutung (zum Beispiel des Boten, dem Boten) – ohne ihn wäre die Identifizierung des Kasus unmöglich.

  • Änderungen im System der Konjugation der schwachen Verben, die heute das Präteritum mit dem Suffix -te bilden (zum Beispiel ich machte, wir antworteten). Im Althochdeutschen bestanden noch drei Unterklassen dieser Verben mit den Suffixen -jan (zum Beispiel galaubjan), -ôn (salbôn) und -ên (sagên). Nach der Abschwächung lauteten die genannten Verben: glauben, salben, sagen; die alten drei Suffixe verschmolzen zu einem -en.

  • Bei den Verbformen kam es im Mittelhochdeutschen zur weiteren Differenzierung des Tempussystems. Analytische Tempora, wie das Perfekt, das Plusquamperfekt und das Futur (die schon im Althochdeutschen bestanden) wurden häufiger.

Änderungen im Wortschatz. Entlehnungen aus Fremdsprachen

Die deutsche Kultur des Hochmittelalters wurde stark durch die französische Kultur beeinflusst, was in der großen Zahl der Entlehnungen aus dem Französischen zur Erscheinung kam. Diese Entlehnungen kamen nach Deutschland oft über Flandern: Turnier (mhd. turnei), Palast (mhd. palas), Kissen.

Französischer Abstammung sind auch bestimmte Suffixe, wie -ieren (studieren, marschieren), das aus dem Französischen -ier entstand, und -ei, das sich aus dem mittelhochdeutschen -īe entwickelte (zum Beispiel zouberīeZauberei, erzenīeArznei.

Kontakte der Deutschen mit ihren slawischen Nachbarn im Osten führten auch zur Übernahme bestimmter Wörter, obwohl die Zahl dieser Entlehnungen viel weniger als beim Französischen war. So stammen aus dem Polnischen solche Wörter wie Grenze (mhd. grenize, poln. granica) und Jauche (mhd. jûche, poln. jucha)

23. Die vergleichende Analyse des Мittelhochdeutschen und des Frühneuhochdeutschen.

Das Deutsche gehört zur Gruppe der indoeuropäischen Sprachen. Es wird heute übereinstimmend angenommen, dass sich die indoeuropäische Spracheinheit um 3000 v.u.Z. in Auflösung befand. Im Laufe der Zeit vollzogen sich eine Reihe sprachlicher Veränderungen, als deren Ergebnis eine selbständige neue Spracheinheit, das Germanische, entstand. Das nennt man die erste germanische Lautverschiebung. Unter diesem Terminus fassen wir eine ganze Reihe von lautlichen Vorgängen zusammen, von denen die indoeuropäischen Verschlusslaute betroffen werden:

  1. z.B.: p, t , k — zu den germanischen Reibelaute f, p, x;

  2. die Festlegung des im indoeuropäischen frei beweglichen Wortakzents auf die Stammsilbe;

  3. die damit zusammenhängende Abschwächung der vollklingenden indoeuropäischen Endsilben;

  4. die weitgehende Vereinfachung des Formenbestandes beim Substantiv und Verb;

  5. und die dabei zutage tretende Tendenz des Übergangs vom synthetischen zum analytischen Sprachbau;

  6. die Ausbildung der starken und der schwachen Adjektivflexion;

  7. der Ausbau des Ablauts als Mittel der Formenbildung des Verbs;

  8. die Entstehung der Klasse der schwachen Verben;

  9. und die weitgehende Ausbau des Wortbestandes durch Neubildung germanischen und Übernahme fremden Wortgutes.

Die germanische Spracheinheit löste sich in den einzelnen germanischen Sprachen auf. Ihre Träger waren die germanischen Stämme, die 5 Gruppen Gelten: die Nordgermanen, die Ostgermanen, die Elbgermanen, die Weser-Rhein-Germanen, die Nordseegermanen. Mit dem 6. Jh beginnt die Frühgeschichte der deutschen Sprache.

Alle Klassifikationen der Periodisierung der deutschen Sprache verwenden verschiedene Argumente. Die traditionelle Gliederung teilt die Geschichte des Deutschen in folgende Abschnitte ein:

  1. Althochdeutsch - von den Anfängen bis 1100;

  2. Mittelhochdeutsch - von 1100 bis 1500;

  3. Neuhochdeutsch - von 1500 bis zur Gegenwart.

In den letzten Jahrzenten wird meistens zwischen das Mittelhochdeutsch und das Neuhochdeutsch das Frühneuhochdeutsche als Übergangsperiode eingeschaltet. Die zeitlichen Grenzen werden gewöhnlich folgendermaßen fixiert:

  • Althochdeutsch - von den Anfängen bis 1050;

  • Mittelhochdeutsch - von 1050 bis 1350;

  • Frühneuhochdeutsch - von 1350 bis 1650;

  • Neuhochdeutsch - von 1650 bis zur Gegenwart.

MHD umfasst 1050 - 1350.

In der politischen Geschichte Deutschlands begann um 1050 die politische Zersplitterung des Staates; die Herrscher einzelner Territorien machten sich von dem Kaiser immer unabhängiger, was schließlich dazu führte, dass die Macht des Kaisers nur illusorisch war und das deutsche Kaiserreich zu einem Konglomerat praktisch unabhängiger Staatsgebilde wurde.

Die Änderungen im phonologischen System des Mittelhochdeutschen gegenüber dem Althochdeutschen waren nicht so einschneidend, wie es im Fall des Althochdeutschen im Vergleich zum Urgermanischen war. Trotzdem kam es im Mittelhochdeutschen zu einigen wichtigen Änderungen im konsonantischen und vokalischen System:

  • die Abschwächung unbetonter Silben: der Grund dieses Wandels war der starke dynamische Akzent, der schon im Germanischen und Althochdeutschen auf die Stammsilbe fiel. Dieser starke Akzent bewirkte schließlich, dass sich Vokale in unbetonten Endsilben zum Murmelvokal ([ə]), der e geschrieben wurde, entwickelten. So wurde aus dem althochdeutschen boto der mittelhochdeutsche bote, aus dem althochdeutschen hōran das mittelhochdeutsche hœren.

  • Eine andere wichtige Erscheinung im Vokalismus war der Umlaut, der zwar schon im Althochdeutschen begann aber erst jetzt zur vollen Entfaltung kam und jetzt auch lange Vokale und Diphthonge umfasste. So entwickelten sich ahd. sālida zu mhd. sælde, ahd. kunni zu mhd. künne, ahd. hōhiro zu mhd. hoeher, ahd. gruozjan zu mhd. grüezen.

Es kam auch zu wichtigen Änderungen im Konsonantismus:

  • Die Konsonanten b, d, g und h begannen zu verschwinden, wenn sie zwischen Vokalen standen. So entwickelte sich ahd. gitragidi zu mhd. getreide, ahd. magadi zu mhd. meit, ahd. habēn zu mhd. hān.

  • Der althochdeutsche Konsonant z, der sich aus dem germanischen t entwickelte (vgl. ezzan – engl. eat) fiel mit dem alten, noch aus dem Germanischen stammenden, Konsonanten s zusammen – ezzan“ wurde zu essen.

  • Die althochdeutsche Lautverbindung sk wurde zu sch. So entstand zum Beispiel aus dem althochdeutschen Wort scōni die mittelhochdeutschen schōne und schœne (beide Wörter – schon und schön – haben im heutigen Deutschen dieselbe Herkunft).

  • Der Konsonant s wandelte sich zu sch, wenn er vor l, m, n, w, p, t stand. Diesem Wandel verdanken wir solche mittelhochdeutschen (und heutigen) Formen wie schwimmen, schmerz, schlange, schnē, die aus den althochdeutschen swimmen, smerz, slange und snē entstanden. Änderungen im morphologischen und syntaktischen System

  • Änderungen in der Deklination der Substantive – es kam zu der formalen Übereinstimmung früher unterschiedlicher Kasusformen. Als Beispiel kann man hier die Deklination des mittelhochdeutschen Wortes bote (aus dem althochdeutschen boto) angeben:

Kasus

Althochdeutsch

Mittelhochdeutsch

Nominativ Singular

boto

bote

Genitiv Singular

botin

boten

Dativ Singular

botin

boten

Akkusativ Singular

botun

boten

  • Durch diese Entwicklung erhielt der Artikel (der im Althochdeutschen schon existierte) große Bedeutung (zum Beispiel des Boten, dem Boten) – ohne ihn wäre die Identifizierung des Kasus unmöglich.

  • Änderungen im System der Konjugation der schwachen Verben, die heute das Präteritum mit dem Suffix -te bilden (zum Beispiel ich machte, wir antworteten). Im Althochdeutschen bestanden noch drei Unterklassen dieser Verben mit den Suffixen -jan (zum Beispiel galaubjan), -ôn (salbôn) und -ên (sagên). Nach der Abschwächung lauteten die genannten Verben: glauben, salben, sagen; die alten drei Suffixe verschmolzen zu einem -en.

  • Bei den Verbformen kam es im Mittelhochdeutschen zur weiteren Differenzierung des Tempussystems. Analytische Tempora, wie das Perfekt, das Plusquamperfekt und das Futur (die schon im Althochdeutschen bestanden) wurden häufiger.

Änderungen im Wortschatz. Entlehnungen aus Fremdsprachen

Die deutsche Kultur des Hochmittelalters wurde stark durch die französische Kultur beeinflusst, was in der großen Zahl der Entlehnungen aus dem Französischen zur Erscheinung kam. Diese Entlehnungen kamen nach Deutschland oft über Flandern: Turnier (mhd. turnei), Palast (mhd. palas), Kissen.

Französischer Abstammung sind auch bestimmte Suffixe, wie -ieren (studieren, marschieren), das aus dem Französischen -ier entstand, und -ei, das sich aus dem mittelhochdeutschen -īe entwickelte (zum Beispiel zouberīeZauberei, erzenīeArznei.

Kontakte der Deutschen mit ihren slawischen Nachbarn im Osten führten auch zur Übernahme bestimmter Wörter, obwohl die Zahl dieser Entlehnungen viel weniger als beim Französischen war. So stammen aus dem Polnischen solche Wörter wie Grenze (mhd. grenize, poln. granica) und Jauche (mhd. jûche, poln. jucha)

FNHD

Im Spätmittelalter wurden in der Innenpolitik des Deutschen Reiches die Tendenzen, die zur Dezentralisierung des Staates und Abschwächung der Kaisergewalt führten, fortgesetzt. Im Jahre 1356 wurde das Reichsgesetz, die Goldene Bulle Karls IV., erlassen, in der das politische System in Deutschland endgültig geregelt wurde – das Deutsche Reich wurde zu einem Wahlkönigtum, in dem der Kaiser von Kurfürsten gewählt wurde.

Das Spätmittelalter war durch die Entwicklung der Wissenschaft und Bildung charakterisiert. Zu nennen ist hier vor allem die Gründung der ersten Universitäten auf deutschem Boden: die Universität Wien (1365) und die Universität Heidelberg (1386).

Von entscheidender Bedeutung für die Entwicklung der Kultur und des Schrifttums war die Erfindung des Buchdrucks von Johannes Gutenberg um 1446. Diese Erfindung eröffnete ganz neue Perspektiven für die Sprachentwicklung – Bücher waren jetzt preiswerter und erreichten einen viel breiteren Bevölkerungskreis als früher. Die Bedeutung der deutschen Sprache im Verlagswesen wuchs immer ständig.

Änderungen im phonologischen System

Das Spätmittelalter war die letzte Epoche, in der im phonologischen System der deutschen Sprache wichtige Änderungen erfolgten:

  • Quantitative Änderungen in der Länge der Vokale, die um 1200 im Niederdeutschen einsetzten und sich allmählich nach Süden ausdehnten:

    • Kurze offene Vokale, die in betonter Position standen, wurden gedehnt. So wurden zum Beispiel die mittelhochdeutschen Wörter lěben, gěben, trăgen, bŏte, lĭgen zu frühneuhochdeutschen lēben, gēben, trāgen, bōte, lī(e)gen, welche Aussprache bis heute erhalten blieb.

    • Lange Vokale, denen mehrere Konsonanten folgten, wurden dagegen gekürzt. Aus den mittelhochdeutschen Wörtern dāhte, hērre, klāfter entstanden zum Beispiel die frühneuhochdeutschen Formen dăchte, hěrr, klăfter.

  • Qualitative Änderungen der Haupttonsilben, die die Diphthongierung und Monophthongierung betrafen:

    • Stammsilbenvokale ī, ū, iu wurden zu Diphthongen ei, au, eu. So entwickelten sich zum Beispiel aus den mittelhochdeutschen Wörtern wīse, mūs und triuwe die frühneuhochdeutschen Formen weise, maus und treue

Der niederdeutsche und südwestliche alemannische Raum blieb allerdings davon unberührt; deshalb spricht man heute in der Schweiz nicht Schweizer Deutsch sondern Schwizer Dütsch.

    • Gleichzeitig mit der Diphthongierung verlief die Monophthongierung, ein umgekehrter Prozess, in dem sich die Diphthonge ie, uo, üe, die in betonten Positionen standen, zu den langen Monophthongen ī, ū, ü entwickelten. bruoder und güete zu brūder und güte; und jemand

    • Einem Wandel unterlagen auch zwei mittelhochdeutsche Diphthonge: ei und ou; die erste Buchstabenverbindung im Mittelhochdeutschen nicht ([ai]) sondern [ei] ausgesprochen wurde. Die Diphthonge ei [ei] und ou wurden im Frühneuhochdeutschen zu ei [ai] und au; zum Beispiel aus stein [stein] entstand die heutige Form stein, aus roubraub.

Änderungen im morphologischen und syntaktischen System

Änderungen im morphologischen System des Frühneuhochdeutschen waren nicht so einschneidend wie in der Phonologie oder Morphologie der früheren Epochen.

  • Änderungen kamen vor allem beim Numerus vor, bei dem verschiedene Mittel zur Kennzeichnung des Plurals in Gebrauch kamen. Eine größere Bedeutung gewann der Umlaut. In der frühneuhochdeutschen Epoche entstanden solche Singular-Plural-Oppositionen wie hof/höfe, stab/stebe, nagel/negele, sohn/söhne. Häufiger wurde der Plural jetzt auch mit Hilfe des Lauts r gebildet, der früher nur ganz selten bei der Pluralbildung benutzt wurde. Während es im Mittelhochdeutschen noch die Formen diu buoch, diu wort (ohne jegliches Suffix) gab, begegnen wir in frühneuhochdeutschen Texten schon den Formen die bücher und die wörter.

  • In der frühneuhochdeutschen Periode erschienen zum ersten Mal die Suffixe -heit, -nis und -unge – die mit ihrer Hilfe gebildeten Wörter waren oft Verdeutschungen lateinischer abstrakter Begriffe, zum Beispiel hōhheit (lat. altitudo), wunderheit (lat. miraculum).

  • Von den Präfixen wurden solche wie be-, ent-, er-, ver-, zer-, abe-, ane-, ūf-, umbe-, uz- und in- oft gebraucht. Neue Suffix- und Präfixbildungen kamen besonders in der mystischen Literatur dieser Zeit vor, die immer nach neuen Mitteln suchte, abstrakte Begriffe und Gefühle auszudrücken.

  • Die syntaktische Struktur frühneuhochdeutscher Texte kennzeichnet sich durch größere Komplexität als in früheren Epochen; die Sätze wurden länger, mit einem größeren Anteil der Satzgefüge. Diese Tendenz wurde in den nächsten Jahrhunderten fortgesetzt und führte in der Schriftsprache, besonders im 17. Jahrhundert, schließlich dazu, dass literarische und offizielle Texte in ihrer Komplexität und barocken Ornamentik kaum überschaubar waren.

  • Im Frühneuhochdeutschen war auch schon die moderne Wortfolge der deutschen Sprache erkennbar – mit dem Verb in der Zweitstellung und der Reihenfolge anderer Satzglieder entsprechend ihrer Wichtigkeit im Satz – dem wichtigsten Satzglied am Ende.

Änderungen im Wortschatz

Einführung von Familiennamen

Im Spätmittelalter (im 13. und 14. Jahrhundert) wurden schließlich in Deutschland feste Familiennamen eingeführt. Immer größere Bevölkerungszahlen in Städten bewirkten, dass Rufnamen nicht mehr ausreichten, um die Einwohner zu identifizieren. Die Familiennamen stammten sehr oft von Berufen (Hofmeister, Schmidt, Müller) aber auch von Eigenschaften der Menschen (Klein, Lang, Fröhlich), ihrer Herkunft (Beier, Böhme, Schweizer) oder Wohnstätte (Angermann, Bachmann).

Entlehnungen aus Fremdsprachen

Im Spätmittelalter kam dem Italienischen besondere Bedeutung zu – auf dem Gebiet des Geld- und Handelsverkehrs war Italien anderen europäischen Staaten weit überlegen. Aus dem Italienischen stammen zum Beispiel solche Wörter wie Bank, Risiko, Golf, Kompass, Kapitän.

In der Zeit der Renaissance wurden italienische Einflüsse fortgesetzt, zum Beispiel im Bereich der Musik (Bratsche, Cembalo). Seit der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts tauchten aber auch im Deutschen immer mehr französische Wörter auf, was Ausdruck der Ausstrahlung der französischen Kultur und der absolutistischen Politik Frankreichs war, deren Vorbildern der deutsche Adel und die deutschen Fürsten zu folgen versuchten. Aus dem Französischen übernahm man Wörter aus den Bereichen des Hoflebens (Ball, Ballett, Promenade), der Küche (Kompott, Kotelett, Marmelade), der Mode (Frisur, Garderobe, Kostüm) oder des Militärwesens (Armee, Leutnant, Offizier).