Добавил:
Upload Опубликованный материал нарушает ваши авторские права? Сообщите нам.
Вуз: Предмет: Файл:
Komposition_metod.doc
Скачиваний:
49
Добавлен:
03.04.2015
Размер:
278.53 Кб
Скачать

5. Sonderfälle der Komposition

5.1. Die Zusammenrückung

Fleischer (1969) hat die Bildung von Nomina wie Vergissmeinnicht, Möchtegern, Dreikäsehoch, das Am-Computer-Sitzen-Müssen zunächst als eigene Wortbildungs­art verstanden und dafür den Terminus Zusammenrückung geprägt, der allgemein in die Wortbildungslehre eingegangen ist. Zusammenrückungen sind substantivierte Wortgruppen und substantivierte Imperativische Sätze, bei denen die zweite unmittelbare Konstituente nicht die Wortart der ganzen Konstruk­tion bestimmt, wie: Taugenichts, Stelldichein, Vergissmeinnicht.

Auch bei Zusammenrückungen liegt wie bei possessivischen Determinativkomposita primär eine exozentrische semantische Relation vor, vgl. Vaterunser ('Gebet mit Namen ...'), Gernegroß ('Person mit Eigenschaft, gern groß sein, d.h. im Mittelpunkt stehen zu wollen').

Zusammenrückungen folgen nicht der Strukturregel X → YX, da ihre rechte UK nicht den morphologischen Head der Bildung darstellt und somit keinen Einfluss auf die Kategorie des Gesamtwortes hat, vgl. N Taugenichts (aber 2. UK: Pronomen), N Nimmersatt (aber 2. UK: Adjektiv).

Auch die Ge­nusvergabe erfolgt nicht über die 2. UK. Das Genus richtet sich nach dem Bezeichneten: bei Bezug auf Menschen ist es maskulin, bei Bezug auf Objekte (im weiteren Sinne) ist es neutral. Dem beugen sich allerdings solche Zusammenrückungen wie der Rollfix ('kleiner Handwagen') und der Kehraus ('letzter Tanz eines Festes', 'Schluss einer Veranstaltung') nicht.

Zusammenrückungen sind häufig nicht binär strukturiert, sondern können aus drei und mehr UK bestehen, vgl. Vergissmeinnicht, Tunichtgut. Diese Kom­posita gehen auf Syntagmen zurück, meist imperativische Sätze (Rührmich­nichtan, Stelldichein) und Wortgruppen, die unter Beibehaltung ihrer konkre­ten grammatischen Ausprägung einfach „zusammengerückt“ wurden.

Fleischer/Barz verzichten inzwischen (1992 bzw. 1995) auf „den besonde­ren Status und Terminus der sogenannten Zusammenrückung“. Wortbildungspro­dukte wie Vergissmeinnicht, das Am-Computer-Sitzen-Müssen, ihr ewiges Das-darf-doch-nicht-wahr-sein versteht man als Konvertate aus Sätzen und Phrasen, also als Derivate. Sie erfüllen das wesentliche Kriterium der Konversion, nämlich dass ein Wechsel auf der Kategorienebene stattfindet: Aus Sätzen und Phrasen werden Nomina.

Darüber hinaus ist der Terminus Zusammenrückung auch auf die Bildung von (frü­her zusammengeschriebenen) Wörtern des Typs feuerspeiend, blank wischen, haf­ten bleiben, spazieren gehen angewandt worden. Die Wortbildungsprodukte des Typs feuerspeiend betrachtet man jetzt als Komposita, deren klassische Kriterien sie ja erfüllen: Sie sind binär, ihre zweite Einheit legt die gram­matische und die lexikalische Kategorie des ganzen Wortbildungsproduktes fest. Verben des Typs blank wischen und haften bleiben (wie auch die neue Rechtschreibung nahe legt) betrachtet man als Präverbfügungen, sie gehören also nicht zur Wortbildung, sondern bilden Phänomene eines Zwischenbereichs zwischen Wortbildung und Syntax.

In der Forschungsliteratur wird außerdem die Verschmelzung von z.B. Adverb + Präposition (fortan), Präposition + Substantiv (infolge, aufgrund) als Zusammenrückung bezeichnet. Wortbildungsprodukte des Typs aufgrund, die parallel auch als Phrasen realisiert werden (auf Grund), betrachtet man als Konvertate aus Phrasen: Aus Phrasen werden Wörter, z.B. auf Grund → aufgrund.

Соседние файлы в предмете [НЕСОРТИРОВАННОЕ]