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2.3.6. Das Zirkumfix

Zirkumfixe (zu lat. circumfigere 'ringsum umwickeln') werden morpholo­gisch definiert als gebundene Einheiten, die stets um eine Basis herum posi­tioniert sind, z.B. ge-...-e in Gerede. Mit Zirkumfixen werden Nomina (z.B. Gerede), Adjektive (z.B. gefügig) und Verben gebildet (z.B. besänftigen).

In der Forschungsliteratur ist umstritten, ob diese Einheiten als Kombination aus Präfix und Suffix (Polenz 1980, Fleischer/ Barz 1995) oder als gesonderte Affixart analysiert werden sollen:

Nach der Kombinationshypothese werden Wortbildungsprodukte wie Gerede als dreiteilige Strukturen aus einem Präfix (ge-), einer Basis (red-) und einem Suffix (-e) verstanden: Ge(l)-red(2)-e(3).

Nach der Zirkumfixhypothese werden Zirkumfixe als ein Affix ange­sehen: Ge(l)-red(2)-e(l).

2.3.7. Funktionen der Wortbildungsaffixe

Während sich Affixe morphologisch klar von Wörtern durch ihre Gebun­denheit und von Konfixen durch ihre Nichtbasisfähigkeit abgrenzen lassen, sind sie semantisch gesehen nicht prinzipiell abzugrenzen: Zwar unterschei­den sich Affixe von Wörtern und Konfixen dadurch, dass nur Affixe trans­ponieren können (z.B. -heit in Schönheit), aber Affixe können ebenso wie Wörter und Konfixe Determinans (z.B. un- in unschön) oder Determinatum sein (z.B. -ling in Schönling). Im Folgenden werden die drei Funktionen der Wortbildungsaffixe erläutert:

  • das transponierende Wortbildungsaffix

  • das determinierende Wortbildungsaffix

  • das determinierte Wortbildungsaffix

2.3.7.1. Das transponierende Wortbildungsaffix

Transposition (zu lat. transponere 'an einen anderen Ort versetzen, überfüh­ren') ist ein semantisch definierten Wortbildungsvor­gang: Durch Transposition wird ein Wort in eine andere Wortart überführt und zwar so, dass sich nichts an der kategoriellen Bedeutung ändert, z.B. schön → Schönheit. Die kategorielle Bedeutung ist jene Bedeutung, die Wörter verschiedener Wortarten voneinander unterscheidet: Nomina be­zeichnen ja üblicherweise Sachen und Sachverhalte, Adjektive bezeichnen üblicherweise Eigenschaften, Verben bezeichnen üblicherweise Tätigkeiten, Zustände usw. Bei Wortbildungsprodukten wird mitunter die kategorielle Bedeutung der Basis übernommen: Zwar ist Schönheit ein Nomen, es hat aber die kategorielle Bedeutung seines Basisadjektivs; sowohl schön als auch Schönheit bezeichnen Eigenschaften. Wortbildnerisch verändert wird also lediglich die grammatische Funktion.

Nur Suffixe und Zirkumfixe transponieren, z.B. in Schönheit und Gerede. Dass Präfixe überwiegend nicht transponieren, liegt vor allem daran, dass sie in der Regel nicht die grammatischen Merkmale des Derivats bestimmen, z.B. in Megaparty, unschön.

2.3.7.2. Das determinierende Wortbildungsaffix

Unter Determination (zu lat. determinare 'begrenzen, eingrenzen, festlegen, bestimmen') wird die semantische Bestimmung einer Einheit durch eine andere verstanden. Determinieren, also semantisch näher bestimmen, se­mantisch eingrenzen, spezifizieren können Wörter (z.B. determiniert König in Königsmantel Mantel) und Konfixe (z.B. determiniert bio- in Biobutter Butter), aber auch Präfixe (z.B. in unschön, beladen) und Suffixe (z.B. in Kindchen, grünlich, hüsteln). Die determinierende Einheit wird Determinans genannt.

Mit determinierenden Wortbildungsaffixen kann vor allem ausgedrückt wer­den:

- eine positive oder negative Bewertung, z.B. in Missheirat, Unwort, Romanchen, Dichterling. Der Sprecherschreiber bringt zum Ausdruck, dass er das von der Basis Bezeichnete goutiert oder ablehnt. Hierzu werden auch Diminutiva wie Kindchen gerechnet, weil deren Semantik weniger verkleinernd gemeint als affektiv ist: Ein Kind­chen ist ein besonders liebes, besonders niedliches, besonders geliebtes, besonders schützenswertes Kind.

- eine Hervorhebung, z.B. in Erzbösewicht, Megaunfall, Unzahl, hyper­sympathisch, ultraschön. Der Sprecherschreiber hebt das mit dem Derivat Bezeichnete aus der normalen Menge des mit der Basis Bezeichneten hervor: Ein Erzbösewicht ist aus der Menge aller Bösewichte dadurch hervorgehoben, dass er die charakteristischen Eigenschaften des norma­len Bösewichts in besonders krasser Weise zeigt.

- eine Relativierung, z.B. in Pseudovergnügen, paramilitärisch, grünlich. Der Sprecherschreiber relativiert den Aussagegehalt des von der Basis Bezeichneten: Ein Pseudovergnügen scheint zwar auf den ersten Blick ein Vergnügen zu sein oder wird als solches angepriesen, ist aber eigentlich nicht das, was man sich unter einem Vergnügen vorstellt.

- eine Verneinung, z.B. in Undank, ahistorisch, destabil, unwesentlich. Der Sprecherschreiber stellt in Abrede, dass das von der Basis Bezeich­nete überhaupt zutrifft: Undank ist kein Dank.

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