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Сборник упражнений по лексикологии.doc
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Etymologisches und erläuterndes wörterbuch (als Beilage zu den Übungen) Abkürzungen

Adj. Adjektiv lat. lateinisch

Adv. Adverb lit. litauisch

ahd. althochdeutsch M. Maskulinum

altfrz. altfranzösisch mdt. mitteldeutsch

altgerm. altgermanisch mhd. mittelhoch-

angls. angelsächsisch deutsch

anord. altnordisch mnd. mittelnieder-

asächs. altsächsich deutsch

aslow. altslowenisch mtengl. mittelenglisch

bair. bairisch mtlat. mittellateinisch

dän. dänisch N. Neutrum

Dat. Dativ ndd. niederdeutsch

dt. deutsch nhd. neuhochdeutsch

engl. englisch nlat. neulateinisch

F. Femininum nl. niederländisch

fries. friesisch nordd. Norddeutsch

frühmhd. frühmittelhoch- oberd. oberdeutsch

deutsch Part. Partizip

frühnhd. frühneuhoch- Pl. Plural

deutsch Präp. Präposition

frz. französisch Pron. Pronomen

gemein- gemeingerma- roman. romanisch

germ. nisch russ. russisch

Gen. Genetiv schwed. schwedisch

germ. germanisch spätahd. spätalthoch-

got. gotisch deutsch

grch. greichisch spätmhd. spätmittelhoch-

hdt. hochdeutsch deutsch

hess. hessisch sskr. sanskritisch

idg. indogermanisch südd. süddeutsch

Inf. Infinitiv V. (st. V.) Verb (starkes

ital. italienisch Verb)

kelt. keltisch westgerm. Westgermanisch

Konj. Konjunktion Wz. Wurzel

Zuss. Zusammen- setzung

Ein Stern vor einem Wort zeigt an, daß dies nicht bezeugt ist und bloß auf Grund sprachgeschichtlicher Tatsachen als mög­lich zu gelten hat.

A

Abend M., ahd. āband, mhd. ābent, asächs. āband, nl. avond, engl. eve mit der Weiterbildung evening; verwandt mit grch. ópithe(n) 'hinten, hinterher', opsé 'spät'.

Aberglaube M., im 15. Jh. aufgekommen als Wieder­gabe von lat. superstitio. aber — altgerm. Wort; als Adv. bedeutet es 'noch einmal, wieder; dagegen'. In Zuss. wie Aberglaube bezeichnet aber die Richtung auf das Verkehrte. Glaube M., ahd. giloubo, mhd. geloube (synkopiert gloube), asächs. gilōbo, nl. geloof, engl. belief 'Glaube'.

Absicht F., zu absehen.

abwesend zu Abwesen N. — substantivierter In­finitiv zum st. V. ahd. wёsan 'sein', got. wisan 'sein, verweilen, bleiben'; ab (Adv.), ahd. aba 'von ... weg, von ... hinab'. Vgl. anwesend.

ahnden (V.), ahd. antōn, mhd. anden 'strafen, rügen' aus ande 'Gefühl der Kränkung'; frühnhd. be­deutet das Verb 'Unwillen empfinden'.

all (Adj.), ahd. mhd. al (flektiert Pl. alle) 'ganz, jeder, alle', got. alls, engl. all, nl. al. Gemeingerm. Wort, vielleicht verwandt mit alt. Grundbedeutung 'ausgewachsen, vollständig'.

allein (Adj.), aus gleichbedeutenden mhd. al-ein, al-eine, engl. alone, nl. alleen.

allerlei: aller — erstarrter Gen. aus all; -lei — Suf­fix bloß nhd., aus mhd. leie(F.) 'Art, Art und Weise': leie hält man allgemein für ein roman. Wort, dem altfrz. provenzalischen ley 'Art und Weise' (aus lat. legem) entlehnt.

allmählich (Adj.), aus mhd. almechlich 'langsam', gehört zu gemächlich; gemächlich (Adv.), ahd. gimahlīhho, mhd. gemechlīch zu ahd. gimah, mhd. ge­mach 'bequem, passend'.

als (Konj.), ahd. alsō 'ebenso, wie' ist aus al 'ganz' und 'so' zusammengesetzt, mhd. als, álse, álsō 'ebenso, so, als, als ob, weil'.

Alter N., gemeingerm. Wort, ahd. altar, mhd. alter 'Lebensalter, Alter', asächs. aldar 'Leben, Lebenszeit', anord. aldr 'Lebensalter, Greisenalter', got. *aldra (in

framaldrs 'bejahrt').

anderthalb — Zuss. von ander und halb. ander, gemeingerm. Wort, ahd. andar, mhd. ander 'der andere, der zweite', engl. other, nl. ander. Ursprünglich und noch frühnhd. ist ander auch Ordinalzahl, später durch 'der zweite' verdrängt. Nach Analogie der Ordinalzahlen hat sich die Form anderte herausgebildet. Daher anderthalb. halb (Adj.), ahd. halb, mhd. halp, gemeingerm. Wort, ndd. nl. half, engl. half, got. halbs 'halb'.

Anliegen N., substantivierter Inf. zu anliegen,ahd. analig(g)an, mhd. an(e)ligen. 1. eigentlich ein Kleid liegt (eng) an, die anliegenden Äcker; 2. mir liegt etwas an 'es ist meine Sache, geht mich an'.

anwesend zu Anwesen, früher üblich statt des jüngeren Anwesenheit; eigentlich zu Wesen (siehe abwesend).

artig (Adj.) knüpft an Art an, mit dem Suffix -ig. Art F., mhd. M., F. — angeborene Eigentümlichkeit, Natur, Beschaffenheit, Art'. Urverwandt mit lat. ars (Gen. Sg. artis) 'Kunst' und sskr. rtá 'passend, recht', rtih 'Art und Weise'. Daher bedeutet artig 'gehörig, passend', jetzt bezeichnet es 'zierlich, anmutig, wohlerzogen, höflich'. Gutartig, bösartig usw. sind Ableitun­gen aus gute, böse Art.

B

Bach M., altgerm. Wort, ahd. bah, mhd. bach, asächs. beki, ndd. bēke, nl. beek, engl. beck.

Backfisch M., frühnhd. als Bezeichnung für einen unreifen Studenten (mit Anklang an nlat. baccalaureus 'Gelehrter des untersten Grades'), dann für ein nicht ganz ausgewachsenes Mädchen, schon im 16. Jh.; eigentlich: junge, nur zum Backen geeignete Fische.

Bahre F., ahd. bāra, mhd. bāre, dazu nl. baar, engl. bier 'Bahre'. Vorgerm. Lautform ist bhērā. Vgl. im In­dischen bhar, im Lat. fer. Daraus entwickelte sich im Germanischen das Verb: got. bairan, ahd. bёran, mhd. bёrn, engl. to beer 'tragen, halten, führen, hervorbrin­gen'. Diese Wurzel ist auch in nhd. Bürde, gebären.

Bank1 F., ahd. bank, mhd. banc, nl. bank, engl. bench 'Bank, Gerichtsbank, Kaufstand'.

Bank2 F., 'Haus für Geldgeschäfte' (seit dem 17. Jh. verzeichnet); entlehnt aus ital. banca, das seinerseits dem Germ, entstammt.

Barbar M., aus grch. bárbaros, lat. barbarus, ur­sprünglich 'Nicht-Grieche-oder-Römer', eigtl. 'unzivilisierter roher Mensch'.

Barbier M., erst frühnhd. entlehnt aus frz. barbier 'Bartscherer'. Davon auch Barbierstube.

Barmherzigkeit F., Ableitung von barmherzig, ahd. arm(a)herzi, got. armahaírts — eine Nachbildung von kirchenlat. misericors 'mitleidig'.

Base1 F., ahd. basa, mhd. base, dialektisch 'Tante, Nichte, Geschwisterkind', sonst 'Schwester des Vaters'.

Base2 F., oder Basis F., aus dem grch. básis, eigtl. 'Schritt', dann 'betretener Boden, Grund, Grundlage'.

Bauer1 M., N., mhd. būr 'Aufenthalt, Käfig der Vögel'; ahd. būr bedeutet aber auch 'Haus, Kammer'; vgl. angls. būr 'Kammer, Hütte'.

Bauer2 M., ahd. būāri, mhd. būwære zu bauen. Bauer3 M., ahd. gibūro, mhd. gebūr(e) gehört zu germ. būr 'Wohnung', eigtl. 'Mitbewohner, Mitein­wohner', dann 'Nachbar, Mitbürger' (vgl. Geselle) und weiterhin 'Dorfgenosse, Bauer'.

bäuerisch (Adj.), eine Ableitung von Bauer3.

Beamter M., aus be- und Amt. Das Präfix be- hat viele Bedeutungen, darunter auch die Bedeutung 'ver­sehen mit etwas'. Amt N., ahd. atnbaht(i), mhd. amb(e)t, ambahte 'Dienst'. Vgl. got. andbahti 'Dienst'. Es ist eine alte Entlehnung aus dem Keltischen ambactus 'Bote', eigtl. 'Herumgesandter'. Amt bezeichnete ursprünglich jede Art von Dienstleistung, dann eine offizielle Stellung mit bestimmter Verpflichtung; später auch einen Bezirk, der unter der Verwaltung eines Beamten oder eines Kollegiums von Beamten steht, ferner ein solches Kollegium, endlich das Gebäude der Verwaltung.

Becken N., ahd. beckīn, mhd. becke(n) 'Quelle' aus vulgärlat. roman. baccīnum, bacchīnon 'Becken'.

Befehl M., spätmhd. bevёlch, direkte Ableitung aus dem Verb befehlen. befehlen (st. V.), mit verschiedenen Bedeutungen: ahd. bifёl(a)han 'übergeben', mhd. bevёl(h)en 'übergeben, anvertrauen, übertragen, befehlen'. Das zugrunde liegende einfache Wort ist frühzeitig untergegangen, es steckt in empfehlen. Vgl. got. filhan 'verbergen, begraben'.

Befinden N., Substantivierung des Infinitivs befinden. befinden, ahd. pifindan, mhd. befinden. Früher ähnlich wie einfaches finden gebraucht. finden (st. V.), ahd. findan, mhd. vinden kann entweder das Ergebnis eines Suchens ausdrücken oder das zufällige Stoßen auf einen Gegenstand. Es bleibt nicht auf Objekte der räumlichen Welt beschränkt; vgl. Beifall, Freude usw. finden. Es bedeutet auch 'in der Betrachtung, Überlegung auf etwas geraten'; vgl. ich fand, daß er mich getäuscht hatte.

Begierde F., eine Abstraktbildung von Gier, ahd. girī, mhd. gir 'Begehren, Begierde', dazu nhd. Gierde (Begierde).

beginnen (st. V.), ahd. biginnan, geht auf ein altgerm. Wort zurück. Vgl. got. du-ginnan, engl. to begin. Das Präteritum lautete ursprünglich begunde, begonde; jetzt herrscht aber die starke Form begann.

begleiten (begeleiten) (V.), im 17. Jh. aufgekommen für älteres beleiten und geleiten. Der ursprüngliche Sinn des Führens ist darin ganz verblaßt, es ist nur noch 'mit einem gehen'. Übertragen: einen auf dem Klavier usw., seine Worte mit Gebärden begleiten, be­tleitende Umstände.

behäbig (Adj.), zu dem Verb behaben, sich 'sich benehmen'. behäbig scheint erst von Goethe in der jetzigen Bedeutung gebraucht zu sein. Früher erscheint es wie das ältere beheb 'fest haltend, gut schließend'. Vgl. gehäbig, ältere Form für behäbig. Dazu auch Behäbigkeit.

beileibe (Adv.), zusammengerückt aus bei und leibe. bei, mhd. bī, urspr. nur Adv., dann auch Präp. Leib M., ahd. līb, mhd. līp (b) 'Leben, Leib, Körper'. Die Bedeutung 'Leben' hat das nhd. Wort bewahrt nur in Zusammensetzungen wie Leibzucht 'Lebensunter­halt', Leibrente und in dem Adv. beileibe.

bequem (Adj.), ahd. biquāmi, mhd. bequæme 'pas­send, tauglich', zu ahd. kuman (got. qiman) 'kommen', für das eine Bedeutung 'sich ziemen, passen' voraus­gesetzt wird, die in got. gaqimiþ 'es ziemt sich' vor­liegt; vgl. angls. becuman, engl. to become 'zukommen, geziemen'; vgl. auch lat. convenire 'zusammenpassen, sich ziemen, passen'.

bescheiden (Adj.) — die alte Form des Part, vom Verb bescheiden — ist als Adj. erhalten; eigtl. 'be­stimmt', dann 'klar, deutlich, verständig, klug', bescheiden (st. V.), ahd. bisceidan, mhd. bescheiden 'scheiden, entscheiden, erzählen, berichten', eine Ablei­tung von scheiden — ahd. sceidan, mhd. scheiden 'son­dern, trennen, entscheiden, schlichten, bestimmen'.

Beschwerde F., mhd. beswærde 'Bedrückung, Kum­mer' zu ahd. beswāren, mhd. beswæren (vgl. nhd. be­schweren) 'sich beschwert fühlen' vom Adj. ahd. swāri, mhd. swære 'schwer'.

besonders (Adv.), mit sekundärem s, mhd. besunder 'gesondert, getrennt' zu sonder, ahd. suntar, mhd. sun­der; wurzelverwandt mit grch. ater, lat. sine 'ohne'. Urspr. Adv. mit dem Sinne 'auseinander', 'besonders'.

bezeigen, sich Ableitung von zeigen. Zu sich be­zeigen gehört substantiviertes Bezeigen 'Benehmen', im 18. Jh. üblich.

binnen (Präp.) mhd. (b)innen 'innerhalb' aus biinnan, mit Unterdrückung des i von bi-. innen (Adv.), ahd. innana, mhd. innen, got. innana 'innerhalb'.

bitter (Adj.), ahd. bittar, mhd. bitter, verwandt mit beißen (germ. bītan); die Lautverschiebung ist durch Einfluß des r unterblieben. Es bezeichnet daher urspr. einen scharfen unangenehmen Geschmack, also eigtl. 'stechend, scharf; die jetzige bestimmtere Bedeutung hat es erst allmählich erlangt.

Blindekuh spielen, seit dem 16. Jh. bezeugt.

Blut N., ahd. mhd. bluot, gemeingerm. Wort; engl. blood; vielleicht altes Part. zu blühen (nach der ro­ten Farbe).

Bösewicht M., ahd. bōsewiht, mhd. bœsewiht, zu böse und Wicht. böse (Adj), ahd. bōsi, mhd. bœse 'schlecht, unnütz, lastersüchtig'; Wicht M., ahd. wiht 'Ding, Wesen, Person', mhd. wiht 'Geschöpf, Wesen, Ding'.

brechen (st. V.), ahd. brёhhan, mhd. brёchen 'bre­chen'; got. brikan, angls. brёcan, engl. to break, nl. breken; verwandt mit lat. frangere 'brechen'.

Brombeere F., ahd. brāmberi, mhd. brāmber, eigtl. Zuss.; ahd. brāmo, mhd. brāme 'Dornstrauch, Dornart', eigtl. 'die Beere einer Dornart'.

Brunst F., ahd. mhd. brunst, Ableitung zu brennen 'Brennen, Brand, Glut, Hitze, Verwüstung durch Feuer'; got. brunsts.

Buchstabe M., ahd. buohstap, mhd. buohstap (b), asächs. bōkstaf, angls. bōcstœf. Eigtl. 'Buchenstab, der zum Einritzen von Runen bestimmt war'.

Bürde F., ahd. burdi, mhd. bürde zu ahd. bёran 'tragen', angls. bёran, engl. to bear; got. baúrþei zu baíran, lat. ferre 'tragen'.

Burgvogt, Burgvoigt M., Zuss. aus Burg und Vogt. Burg F., ahd. burg, mhd. burc (g) 'umschlossener, befestigter Ort, Burg, Schloß, Stadt', asächs. burg, nl. burg, angls. burh, engl. borough, got. baúrgs. In den altgerm. Dialekten war Burg, was uns Stadt ist. Burg ist in Ablautverhältnis mit Berg und bergen, also eigtl. 'befestigte Höhe'. Vogt M., ahd. fógāt, mhd. vog(e)t, entlehnt aus mtlat. vocātus, bedeutet mhd. 'der Schutzherr der römischen Kirche, König oder Kaiser von Rom, König und Fürst überhaupt'; auch 'Statthal­ter, Gerichtsbeamter'.

Büro, Bureau N., aus frz. bureau, entlehnt Ende des 17. Jh., bedeutete urspr. 'grobes Tuch, mit Tuch be­zogener Tisch', aus frz. bure.

Bursche M., identisch mit Börse, mhd. burse 'Börse, Beutel, Genossenschaft, Haus derselben, speziell der Studenten'. Aus der letzten Bedeutung, die im 15. Jh. galt, hat sich unsere erst nhd. Bedeutung von Bursche (mit Wandel von rs zu rsch) entwickelt. Im 16. Jh. hatte Burß (F.) überwiegend die Bedeutung 'Haufen Kriegsknechte', speziell auch '10 Kriegsknechte'; der einzelne von einer Burß hieß Burßgesell, seit der 1. Hälfte des 17. Jh. auch Mitbursch(e) oder einfach Bursche.

D

damals (Adv.), erst nhd.; dafür mhd. des māles 'in jener Zeit', da ist aus dem Stamm des Artikels abge­leitet; als zeitliches da bezeichnet es den Gegensatz zu jetzt, mals — Gen. von Mal (N.), ahd. mhd. māl 'Zeit­punkt, Punkt'.

dato, der Ablativ zu Datum (N.), aus lat. datum (eigtl. 'gegeben'); bis dato 'bis heute' in der Kanz­leisprache.

Decke F., ahd. decki, mhd. decke zu decken; urspr. in allgemeinerem Sinne 'Decke, Bedeckung, das Zudecken'. Jetzt spezialisiert: Zimmerdecke, Tischdecke usw.

dero, die Form für der und die im Gen. Pl. in der Kanzleisprache.

deutsch (Adj.), ahd. diutisc, mhd. diutesc, tiu(t)sch aus ahd. diot, mhd. diet 'Volk' mit dem Suffix -isc (mhd. -isch). Vgl. got. þiuda 'Volk'. Seit dem Ausgang des 8. Jhs. erscheint in lat. Quellen theodisce und wei­terhin lingua theodisca als Gegensatz zur lat. Sprache. Erst später tritt diutisc in deutschen Quellen auf. Im 9. Jh. kommt es als Volksbezeichnung vor.

Dickicht N., eigtl. 'dicht bewachsene Stelle', das um 1700 als Jägerwort aufgetaucht ist; zu dick — ahd. dicke, mhd. dic, dicke, in der Bedeutung 'dicht' ist es ein gemeingerm. Wort (engl. thick).

Dietrich, ein Eigenname, entstanden als Zuss. aus ahd. diot 'Volk' und ahd. rihhi, mhd. rīche 'beherrschtes Land, Reich, Reichsoberhaupt, Obrigkeit, Herrschaft', also eigtl. 'Oberhaupt des Volkes'. Vgl. got. reiki 'Reich, Herrschaft, Gewalt, Obrigkeit', kelt. rig 'König'. Dies entspricht als urverwandt dem lat. rex, rēgis, sskr. rājan 'König'.

Dorf N., ahd. mhd. dorf, nl. dorp, engl. thorp (nur noch in Eigennamen erhalten); got. þaúrp bedeutet 'Acker, Land'. Es ist vielleicht mit lat. trabs 'Balken' verwandt. Grundbedeutung von Dorf also 'Balkenbau'.

dorten (Adv.), seit dem 16. Jh. eine Nebenform von dort, die bis in die neueste Zeit von Dichtern verwendet worden ist. dort (Adv.), ahd. darōt, dorōt, mhd. dort, Weiterbildung zu dara, nhd. dar, urspr. 'dahin'.

du (Pron.), ahd. mhd. du; idg. Wort: lat. tu, grch. , sskr. tv-ám, engl. thou.

durchhecheln (V.), Zuss. von durch und hecheln. durch (Präp.), ahd. duruh, durh, mhd. dur(ch) 'durch', auch 'um... willen', asächs. thuru(h), engl. through,

got. þairh 'durch'. Verwandtschaft mit lat. trāns unsicher. hecheln (V.), zu Hechel. Hechel (F.), mhd. hechel, hachel, ndd. hekel, engl. hatchel und hackle. Wahrscheinlich zu ahd. mhd. hecchen, hecken 'stechen', verwandt mit Haken und Hecht), Daher die jetzige Bedeutung des Verbes, auch bildlich 'höhnische Bemerkungen über etwas machen', besonders in der Zuss. durchhecheln.

Durst M., ahd. thurst, mhd. durst, nl. dorst, engl. thirst, got. þaúrstei 'Durst'. Das auslautende t des ahd. und engl. Wortes ist Ableitung. Vgl. mit dürr, ahd. durri, mhd. dürre 'dürr, trocken, mager', got. þaúrsus Trocken' (got. rs — hdt. rr).

E

Ehe F., ahd. ēwa, mhd. ē, ēwe 'Gesetz, Ehe', asächs. eo 'Gesetz', nl. echt 'Ehe', angls. aé, aéw 'Gesetz, Ehe'. Vielleicht könnte es mit sskr. éva 'Gang, Lauf, Handlungsweise, Sitte' zusammenhängen.

Einfluß M., mhd. īnvluз;,ist in übertragenem Sinne Lehnübersetzung von lat. influxus.

Einöde F., ahd. einōti, ist Ableitung aus ein mit dem Suffix -ōti; mhd. enœde, einœte 'Einsamkeit, Einöde'; erst später, durch Volksetymologie an öde angelehnt, bekam das mhd. nhd. Wort die jetzige Gestalt.

Elend N., ahd. elilenti, mhd. ellende 'Verbannung, Fremde, Ausland', mhd. auch 'Not, Trübsal, Elend', ahd. auch 'Gefangenschaft', eigtl. 'anderes Land, Fremde' (el = lat. ulias liegt auch in Elsaß vor), und zwar als etwas Unangenehmes gedacht, wohin man sich ungern begibt. Das Abstraktum zu elend (Adj.), ahd. eli-lenti 'verbannt, in der Fremde befindlich, auslän­disch', mhd. eilende 'unglücklich, jammervoll, in fremden Lande befindlich, verbannt'.

Elentier N., urspr. Elend; vgl. Kame1tier, Pantertier, Tigertier, Murmeltier, Renntier usw. Das Wort beruht auf lit. elnis 'Hirsch', aslow. jeleni 'Hirsch'. Die altdeutsche Benennung des Elen­tiers war Elch, ahd. ëlaho, mhd. ëlch.

Ellenbogen, Ellbogen, M., ahd. elinbogo, mhd. elenboge 'Ellenbogen'; nl. elleboog, angls. elnboga, engl. elbow, eigtl. 'Armbiegung'; die erste Komponente Elle ist gemeingerm. als Längenmaß, zugrunde liegt aber die Bedeutung 'Unterarm', die in Ellenbogen erhalten ist. Das stammhafte n ist in der Form Ellenbogen er­halten.

Ende N., ahd. enti, mhd. ende, asächs, endi, nl. einde, angls. ende, engl. end, got. andeis 'Ende'. Ver­wandt mit sskr. ánta-s 'Grenze, Ende, Rand, Saum', wohl auch mit grch. anti, lat. ante. Urspr. vom Raum gebraucht, wird es schon früh auf die Zeit übertragen.

erhaben (Adj.), mhd. erhaben, eigtl. Partizip zu mhd. erheben 'in die Höhe heben'. Es bedeutet urspr. 'emporragend über anderes'.

Erlkönig M., zuerst von Herder 1778 in der Übersetzung einer dänischen Ballade gebraucht, die Goethes Gedicht als Vorbild gedient hat. Es beruht auf einem falschen Verständnis des dänischen ellerkonge (aus elverkonge) 'Elfenkönig'.

F

fahnden (V.), ahd. fantōn, mhd. vanden 'besuchen', asächs. fandon, angls. fandian 'prüfen, ersuchen, for­schen'; westgerm. Wort, wohl abgeleitet aus finden, aber vom Sprachgefühl wahrscheinlich mit frühnhd. fahen in Zusammenhang gebracht, woraus sich die Dehnung des Vokals erklärt.

Farbe F., ahd. farawa, mhd. varwe 'Aussehen, Ge­stalt, Farbe', ist Substantivierung des Adj. ahd. faro (farawēr) 'farbig', mhd. var (warwer) 'farbig, gefärbt' und zunächst Eigenschaftsbezeichnung (ein Rock von blauer Farbe); erst abgeleitet ist die Bedeutung 'Stoff zum Färben'.

Fehler M., eine Ableitung aus fehlen. fehlen (V.), mhd. vēlen 'fehlen, sich irren, trügen, mangeln, ver­fehlen', entlehnt aus frz. faillir 'fehlen, verfehlen, täuschen', das mit ital. fallire auf lat. fallere zurückgeht. Fehler bezeichnet als Gegensatz zu Treffer zunächst den fehlenden Schuß, seit dem 18. Jh. ist es als allgemeine Bezeichnung für etwas, wodurch der Zweck einer Handlung verfehlt wird, dann überhaupt für etwas Mangelhaftes.

Feind M., ahd. fīant, mhd. vīent, vīnt; gemeingerm. Wort: asächs. fīond, angls. fīond, engl. fiend, got. fijands, eigtl. substantiviertes Part, zu einem Verb (got. fijan), das 'hassen' bedeutete, also eigtl. 'der Hassende'; vgl. Freund. Als Prädikat hat os sich wieder adjektivischer Natur angenähert (schon im Mhd.). Das zeigt sich an der Konstruktion mit dem Dat. (er ist mir feind).

Feld N., ahd. fëld, mhd. vëlt (Gen. vëldes) 'Feld, Boden, Fläche, Ebene'; westgerm. Wort: asächs. angls. fëld, engl. field, nl. veld; urverwandt mit russ. поле 'Feld' und dem Landesnamen Polen. Die Grundbedeu­tung ist 'Bodenfläche'. Neben der allgemeinen Bedeu­tung stehen selbständig gewordene Spezialisierungen:

1. Acker, daher übertragen 'Gebiet für Tätigkeit'; 2. 'Gebiet, auf dem Bergbau getrieben wird'; 3. Schlacht­feld, weil die Schlachten bei der früheren Kriegsfüh­rung immer in offenem Gelände geschlagen wurden; 4. übertragen — 'Feld eines Schachbretts' usw.

Feldscher M., weitergebildet Feldscherer, zu Feld (siehe oben) und scheren, eigtl. 'Militärbarbier', dann 'Chirurg', da das Geschäft des Barbiers und das des Chirurgen vereinigt zu sein pflegten, jetzt außer Gebrauch gekommen.

Feldwebel M., im 16. Jh. bezeugt mit der Neben­form Feldweybel und Feldweibel. Zuss. aus Feld (siehe oben) und Webel. Webel, Weibel M., ahd. weibil, mhd. weibel zu mhd. weiben 'sich hin und her bewegen'. Eigtl. 'Gerichtsdiener, Amtsdiener, Unter­beamter'. Die Neben form Webel (in Feldwebel) stammt aus dem Niederdeutschen oder Ostmitteldeutschen. Das Wort ist aus dem Gebrauch verschwunden.

Feme F., 'heimliches Gericht' (Femgericht) geht auf mhd. veime, mnd. veime, vēme zurück. Da die Einrichtung der Feme von Westfalen ausgeht, hat sich ndd. ē im Hochdeutschen durchgesetzt. Dazu verfemen, Part, verfemt nicht selten in uneigentlicher Anwen­dung.

Ferge M. (veraltet), ahd. ferjo, mhd. verje 'Schiffer, Fährmann'. Übergang von j in g nach r wie in Scherge; zunächst zu Fähre, fahren;auch got. farjan 'schiffen'; von neueren Dichtern wird Ferge wie­der aufgenommen.

Fest N., mhd. vëst aus lat. festum, woraus ital. festa, frz. fēte (engl. feast).

fest (Adj.), ahd. fasti, festi, mhd. veste 'fest, stark, standhaft', asächs. fast, angls. fœst, engl. fast. Dazu gehört das unumgelautete Adv. fast.

Filz M., ahd. mhd. vilz, nl. vilt, angls. engl. felt, schwed.-dän. filt 'Filz.' Aus dem germ. Worte stammen die lautverwandten roman. Worte — ital. feltro, frz. feutre, mtlat. filtrum 'Filz', woher jetzt Filter und filtrieren entstanden sind. Filz wurde mhd. und frühnhd. für einen bäuerischen Menschen gebraucht, zunächst wohl, weil ein solcher in Filz gekleidet zu sein pflegte; schon spätmhd. erscheint es auch als Bezeich­nung für einen Geizigen.

finden (st. V.), ahd. findan, mhd. vinden; gemeingerm. Verb: got. finþan, angls. findan, asächs. fīthan, engl. to find 'finden'. Das Verb kann entweder das Ergebnis eines Suchens ausdrücken oder das zu­fällige Stoßen auf einen Gegenstand. Es bleibt nicht auf Objekte der räumlichen Welt beschränkt; vgl. Gnade, Beifall usw. finden. Es bedeutet auch 'in der Betrachtung, Überlegung auf etwas geraten'; vgl. ich fand, daß er mich getäuscht hatte. Reflexiv nähert es sich passivischer Funktion: da fand sich der Becher ... in Benjamins Sack (Luther). Ungewöhnlich ist die Bedeutung 'sich befinden' = 'an einem Orte sein, in einem bestimmten Zustande sein'.

Flucht F., ahd. fluht, mhd. vluht, asächs. fluht, nl. vlugt, angls. flyht, engl. flight 'Flucht'. Verbalabstraktum zu fliehen.

Flügel M., mhd. vlügel, nl. vleugel 'Flügel', ein aus fliegen gebildetes jüngeres Wort; vielfach bildlich gebraucht.

Flut F., ahd. fluot, mhd. vluot, got. flōdus, angls. flōd, engl. flood, asächs. flōd, nl. vloed, abgeleitet aus dem Verb, das noch im Engl. lebt (flow) und mit grch. ploōein 'schiffen, schwimmen' verwandt ist.

folgen (V.), ahd. folgēn, mhd. volgen, gemeingerm.Verb, nl. volgen, asächs. folgon, angls. fylgan, engl. to follow 'folgen'. Der Verbalstamm ist zusammengesetzt: erstes — betontes — Wortglied — wäre voll (vgl. angls. ful-éode 'erfolgte', ahd. fola gān 'folgen') und gehen (ahd. gēn, gān) der zweite Teil des Wortes.

Freude F., ahd. frewida, mhd. vröude, vreude. Abstraktbildung zu froh, wie Gemeinde zu gemein; vgl. Begierde, Zierde, Beschwerde.

Freund M., ahd. friunt, mhd. vriunt (d) 'Freund, Verwandter', äsächs. friund 'Freund, Verwandter', nl. triend, angls. fréond, engl. friend 'Freund', substanti­viertes Part., vgl. got. frijōnds zum Verb frijōn 'lie­hen', angls. fréogan 'lieben', also eigtl. 'liebender' (vgl. Feind).

Friedhof M., ahd. frīthof, mhd. vrīthof 'eingefriedigter Ort', Zuss. aus ahd. frīt, mhd. vrīt 'Einfriedigung, eingehegter Raum' und ahd. mhd. hof 'Hof, also eigtl. 'eingefriedigter Raum um eine Kirche' (vgl. got. freidjan 'schonen', ahd. frīten 'hegen, lieben, beschützen'). Mhd. vrīthof hätte Freithof ergeben müssen; durch An­lehnung an das damit allerdings urverwandte Friede ist aber die jetzige Form entstanden.

Friedrich, ein Eigenname, alte Zuss. aus ahd. fridu, mhd. vride, asächs. frithu, angls. freoðu, friðu 'Friede' und ahd. rihhi, mhd. rīche 'beherrschtes Land, Reich, Reichsoberhaupt, Obrigkeit, Herrschaft', also eigtl. 'Friedefürst'. (Vgl. Dietrich, Heinrich.)

frommen (V.), ahd. frumjan, frammen 'nützen', bei Luther geläufig, aber landschaftlich frühzeitig ausge­storben und im 17. Jh. wenig bezeugt; vgl. fromm (Adj.), mhd. vrum 'tüchtig, trefflich, gut, wacker, för­derlich', dann im moralischen Sinn 'rechtschaffen'.

Fron F., mhd. vrōne 'Frondienst', ahd. frōno, das wie ein Adj., aber ohne Flexion gebraucht wird — 'dem Herrn zugehörig'. Es ist der erstarrte Gen. Pl. von ahd. frō 'Herr', wozu Frau — ahd, frouwa, mhd. vrouwe — Femininbildung ist. Dazu fronen 'Frondienst tun', 'dienen', Fronarbeit, Fronarbeiter, Fronherr, fronpflichtig.

fürder (Adv.), ahd. furdir, mhd. vürder 'weiter nach vorn, weiterfort, weg'. Wie es scheint, Weiterbildung zu fort; in neuerer Zeit nur in poetischer Sprache. Bedeutung: 1. räumlich — 'vorwärts'; 2. viel häufiger zeitlich — 'weiter, künftig'; in gleichem Sinne fürderhin, auch hinfürder.

G

Galeere F., eigtl. ein Wort der Mittelmeerschiffahrt — 'großes Ruderschiff'; aus mtlat. galeo, ital. galera, um 1600 entlehnt.

Gänserich M., (dafür im 16./17. Jh. meist Ganser), eine spätere Maskulinbildung zu Gans nach Analogie von Enterich, dessen zweite Element dem engl. drake, ndd. drāke 'Enterich' entspricht. Der Ursprung dieses Wortes ist dunkel ('Männchen'?).

Garn N., ahd. mhd. garn, angls. gearn, engl. yarn, nl. garen, die gemeingerm. Bezeichnung für 'Garn'; in der Bedeutung für 'Netz' fungiert Garn schon in ahd. mhd. Zeit; urverwandt mit grch. chordē '(Darm-) Saite'.

Gasse F., ahd. gaззa, mhd. gaззe, gemeingerm. Wort (got. gatwō 'Gasse, Straße'), ist urspr. die allge­meine Bezeichnung für die in Städten und Dörfern zwischen den Häusern laufenden Wege, sie mögen schmal oder breit sein, während Straße urspr. die Landstraße ist, die allerdings auch Ortschaften durch­schneiden kann. Allmählich hat sich Straße für Gasse eingedrängt, so daß letzteres nur als Bezeichnung für die kleinen engen Gassen bleibt.

Gast M., ahd. mhd. gast 'Fremdling, Gast', gemein­germ. Wort: got. gasts, angls. gyst, giest, nl. asächs. gast. Vgl. lat. hostis 'Feind', eigtl. 'Fremdling', aslow, gosti 'Gast'.

Gebäude N., statt Gebäu N. — mhd. gebiuwe 'Bau, Gebäude', in neuerer Zeit nur poetisch.

Geduld F., ahd. gidult, mhd. gedult zu dulden, bezeichnet zunächst das bereitwillige Ertragen von Unannehmlichkeiten, erst sekundär ist die Beziehung auf das Abwarten einer Veränderung.

Gegend F., ahd. geginōti, mhd. gegenōte, gegende, aus gegen gebildet wie Armut aus arm. Nachbildung des frz. contrée (ital. contrada) 'Gegend' (zu lat. contra).

Gehilfe, Gehülie M., beide Formen schon früh nebeneinander. Vgl. Hilfe F., ahd. hilfa, mhd. hilfe, hëlfe Hilfe' zu helfen.

Gehöft, Gehöfte N., Kollektivbildurig zu Hof.

Geist M., ahd. mhd. geist 'Geist, überirdisches Weisen', westgerm. Wort — asächs. gēst, nl. geest, angls. gást, engl. ghost in der gleichen Bedeutung. Die Grundbedeutung des Wortes ('Aufgeregtheit'?) ist nicht ganz, sicher. Vgl. got. us-gaisjan 'erschrecken, außer sich bringen', engl. aghast 'aufgeregt, zornig'.

Geleise, Geleis N., daneben jetzt übliches Gleis N., (mit Synkope wie glauben, gleich) zu mhd. (sel­ten) geleis 'betretener Weg', gewöhnlich mhd. leis, leise 'Spur, Geleise'. Vgl. germ. Wurzel lais 'gehen', ahd. waganleisa 'Wagenspur'.

gelten (st. V.), ahd. gëltan, mhd. gëlten 'zurückzah­len, zahlen, wert sein, vergelten, entschädigen'; vgl. got. us-, fra-gildan 'vergelten', angls. gieldan, engl. to yield 'nachgeben', nl. gelden 'wert sein, kosten'. Die Grund­bedeutung ist 'etwas erstatten, entrichten'; besonders scheint es auf religiöse Opfer bezogen.

Gelübde N., ahd. gilubida, mhd. gelübede zu goloben, meist in religiösem Sinne.

gemächlich (Adv.), ahd. gimahlīhho, mhd. gemechlich, an Stelle von gemach in der Grundbedeutung getreten; gemach (Adv.), ahd. gimah, mhd. gemach, urspr. Adj., dann nur noch Adv. 'bequem'.

Gemach N. (zu machen), ahd. gimah 'Bequem­lichkeit, Vorteil', mhd. gemach 'Ruhe, Wohlbehagen, Bequemlichkeit, Pflege, Ort, wo man sich pflegt, Zim­mer'.

Gemahl M., ahd. gimahalo 'Bräutigam, Gatte', gimahala 'Braut, Gattin'; mhd. gemahele 'Braut, Gemah­lin'; ahd. mahal 'Versammlung, Kontrakt, Ehevertrag' hat nur im Deutschen die spezielle Beziehung zu der Verlobungsverhandlung in der öffentlichen Versamm­lung vor der Volksgemeinde angenommen. Dazu ver­mählen. Vgl. got. maþl 'Versammlung, Markt', angls. mæðel 'Versammlung'.

Gemüt N., ahd. gimuoti, mhd. gemüete, eigtl. Kollektivum zu Mut 'Gesamtheit der Gedanken und Emp­findungen', mhd. auch 'Stimmung, Verlangen', ahd. 'Freude'. Mut M., ahd. mhd. muot 'Sinn, Geist, Gemüt, Mut'.

gen (Präp.), verkürzt aus mhd. gēn, gein, das aus gegen zusammengezogen ist. Veraltet; vereinzelt ist gen von Dichtern angewendet.

genehm (Adj.), ahd. gināmi, mhd. genæme 'genehm, angenehm' zu nehmen, also eigtl. 'was zu nehmen ist, was man gern nimmt'. Dazu Zuss. angenehm, mhd. annæme zu annehmen.

Genick N., mhd. genic, genicke; Kollektivum zu nëcke, einer Ablautform von Nacken.

genießen (st. V.), ahd. ginioзan, mhd. genießen neben ahd. nioзan, mhd. nieзen, urspr. 'den Gebrauch von et­was haben', dann überhaupt 'Vorteil von etwas haben, etwas gebrauchen, genießen'. Gemeingerm, st. Verb. Vgl. got. niutan 'an etwas teilnehmen, einer Sache froh sein', angls. nēotan 'nehmen, gebrauchen, genie­ßen', nl. genieten, asächs. niotan 'genießen'.

Geschäft N., mhd. gescheft(e), geschäffede 'Ge­schöpf, Werk, Gestalt, Beschäftigung, Geschäft, Ange­legenheit'; Abstraktum zu schaffen, eigtl. 'was man zu schaffen hat'.

Geschichte F., ahd. gisciht, mhd. geschiht 'Ereignis, Zufall, Hergang einer Begebenheit, Schickung' (mhd. auch 'Angelegenheit, Sache, Art und Weise, Schicht'); Abstraktum zu geschehen. (Geschichte ist das Geschehene und was fort und fort geschieht in der Zeit. Th. Mann)

Geschwulst F., ahd. giswulst, mhd. geswulst zu schwellen.

gesegnen (V.), neben einfachem segnen nament­lich in bestimmten Formeln lange erhalten, mundart­lich bis heute.

Gesindel N., eigtl. Diminutiv zu Gesinde. Gesindel in der jetzigen Form und Bedeutung herrscht erst im 18. Jh. und wird nicht mehr als Verkleinerungswort empfunden. Gesinde N., ahd. gisindi, mhd. gesinde 'Reisegefolge; Kriegsgefolgschaft'; eigtl. Kollektivum zum M. ahd. gisind(o), mhd. gesint (d) 'Gefolgsmann, eigtl. 'wer eine Heerfahrt mitmacht'; zum M. ahd. sind, mhd. sint 'Reise, Heereszug'.

Gewalt F., ahd. giwalt, mhd. gewalt, zu walten. Es ist zunächst 'die Fähigkeit oder Befugnis, nach Will­kür mit etwas zu verfahren'.

Gewand N., mhd. gewant (d) 'Kleidung, Rüstung, Kleiderstoff, Zeug'; daher Gewandhaus 'städtisches Gebäude, in dem Stoffe verkauft werden'. Es bezeichnet zunächst die Gesamtheit der Kleidungsstücke, dann ein einzelnes Kleidungsstück. Es ist aus der gewöhnlichen Umgangssprache geschwunden. Das Wort ist wohl aus wenden abgeleitet und bedeutet zunächst 'das Ge­wendete', 'das gefaltet aufbewahrte Tuch'.

gewiß (Adj., Adv.), ahd. giwis (ss), giwisso, mhd. gewis (ss), gewisse 'gewiß, sicher, zuverlässig', alle Partizipialbildung zu wissen. Vgl. got. unwiss 'un­gewiß' zu got. witan 'wissen'.

gleich (Adj.), ahd. gilīh (hh), mhd. gelīch, gemeingerm. Zuss. aus ge- in der Grundbedeutung 'zusammen' und līch 'Körper, Gestalt', also eigtl. 'in der Gestalt zusammentreffend'; got. galeiks, angls. gelīc, engl. like, nl. gelijk, asächs. gilīk.

Glut F., ahd. mhd. gluot, zu glühen; glühen (V.), ahd. gluoen, mhd. glüen, glüejen, asächs. glōian, angls. glōwan, engl. to glow, nl. gloeijen 'glühen'.

Greis M., mhd. grīse, Substantivierung des Adjek­tivs greis, mhd. grīs, nur dt. und nl. Wort, bedeutet urspr. 'grau', wird dann besonders von der Haarfarbe des Alters gebraucht, daher die jetzige Bedeutung. Vgl. ital. griso, frz. gris 'grau'.

Gruft F., ahd. gruft, mhd. gruft zu graben, doch mit Anlehnung der Bedeutung an mtlat. crupta, grupta '(Grab-) Gewölbe'.

Gulden M., mhd. gulden, guldīn, eigtl. 'der Güldene' zu mhd. guldīn 'golden'.

Gunst F., mhd. gunst 'Wohlwollen, Erlaubnis' zu ahd. giunnan 'gönnen', wie Kunst zu können.

H

Habe F., ahd. haba, mhd. habe 'Habe, Besitz', nl. have 'Besitz', zu haben; haben (V.), ahd. habēn, mhd. haben, asächs. hebbjan, nl. habben, angls. habban, engl. to have, got. haban; gemeingerm. Wort, verwandt mit heben, lat. capere 'ergreifen'. Keine Verwandt­schaft mit lat. habēre 'halten, haben'.

Habicht M., (mit angefügtem Dental wie in Hüf­te), ahd. habuh, mhd. habech, gemeingerm. Wort: engl. hawk, nl. havik, angls. heafoc; wurzelverwandt mit haben und lat. capere, also urspr. 'der Greifer, Fänger' bedeutend.

halbwegs (Adv.), im eigtl. Sinne 'auf halbem Wege'.

Haube F., ahd. hūba, mhd. hūbe, gemeingerm. Wort: angls. hūfe, mtengl. howve 'Bischofsmütze'; verwandt mit lat. cupa 'Kufe, Tonne', russ. кубок; Grundbedeu­tung 'Wölbung'. In älterer Zeit erscheint Haube als Kopfbedeckung für Männer (mhd. besonders für Sol­daten 'Pickelhaube, Sturmhaube') und für Weiber. In neuerer Zeit ist Haube nur weibliche Kopfbedeckung, vielfach der verheirateten Frau vorbehalten und am Hochzeitsabend aufgesetzt: daher unter die Haube brin­gen, kommen.

Hebel M., ahd. hevil(o), mhd. hebel, hevel 'Hefe', eigtl. 'Hebemittel', erst frühnhd. in der Bedeutung 'Hebestange'; als ältere Form (mit v) wurde verdrängt durch Anlehnung an heben.

heerflüchtig (Adj.), Zuss. aus Heer und flüchtig. Heer N., ahd. hari, heri, mhd. her 'Heer'; gemeingerm. Wort: angls. here, got. harjis 'Heer'. flüchtig (Adj.), Ableitung zu Flucht. Flucht F., ahd. fluht, mhd. vluht, Verbalabstraktum zu fliehen.

Heimat F., ahd. heimuoti, heimōti, mhd. heimōt, heimuot(e), 'Heimat', Ableitung von Heim (vgl. Armut).

hell (Adj.), ahd. hël, mhd. hël 'laut, tönend'; daher hallen 'ertönen' und hellhörig 'von scharfem Gehör'. Auf Gesichtseindrücke übertragen als Gegensatz zu dunkel, erscheint es erst später (bei Luther) statt des älteren licht: am hellen lichten (hell-lichten) Tafte.

Hering, Häring M., ahd. hārinc, mhd. hærinc; westgerm. Wort: nl. haring, angls. hæring, engl. herring. Die ahd. mhd. Nebenform hering weist auf Andeutung an ahd. heri 'Heer', faßt also den Fisch als 'den in' Scharen kommenden', als 'Heerling'.

Herzog M., ahd. herizogo (-zoho), mhd. herzoge, vermutlich früh dem grch. strātelátés nachgebildet; zusammengesetzt aus her 'Heer' und zogo, zoho, zoge (zu ziehen) 'Führer', also eigtl. 'Heerführer'; gemeingerm. Wort: asächs. heritogo, angls. heretoga 'Heerführer'.

Hexerich M., zu Hexe; eine Analogiebildung (vgl. Dietrich, Heinrich). Hexe F., aus ahd. hagazussa, mhd. hecse; westgerm. Wort, in dessen erstem Bestandteil Hag 'Zaun, Gehege' steckt, während der zweite nicht sicher gedeutet ist (vielleicht 'Dämon'). Urspr. hat Hexe ein dämonisches Wesen bezeichnet und ist erst im späteren Mittelalter in dem jetzigen Sinne allgemein üblich geworden.

hiebei (Adv.), aus hier und bei; hier (Adv.), ahd. hiar, mhd. hier, hie 'hier'; bei (Präp., Adv.), ahd. mhd. 'um, herum, bei'.

hienieden (Adv.), aus hier (siehe hiebei) und nieden; nieden (Adv.), ahd. nidana, mhd. niden 'unter'.

Himbeere F., ahd. hintberi, mhd. hintber, eigtl. 'Beere der Hindin, der Hinde'; die jetzige Form ist durch Angleichung (Assimilation) entstanden (vgl. Wimper aus ahd. wintbrā).

Himmel M., ahd. himil, mhd. himel, asächs. himil, nl. hemel, engl. heaven, schwed. dän. himmel; die 1-Ableitung steht in Folge von Dissimilation für ältere n-Ableitung (vgl. got. himins); wurzelverwandt mit Hemd, also urspr. wohl 'Hülle, Decke der Erde'; möglich ist auch Zusammensetzung mit anord. heima 'Heim, Heimstätte', dann wäre Himmel als 'Heimstätte der Götter' zu verstehen.

hinfort (Adv.), Zuss. aus hin und fort; hin (Adv.), ahd. hin, mhd. hin, hine 'weg, hinweg'; fort (Adv.), mhd. vort Vorwärts, weiter, fortan'.

hinnen (Adv.), ahd. hinnan, hinnān, hinana, mhd. hinnen 'von hier weg, von hinnen', gebildet aus dem Pronominalstamm hi und innen.

hinter (Präp.), ahd. hintar, mhd. hinter, hinder 'hinter', gemeingerm. Wort: angls. hinder, got. hindar; eigtl. alter Komparativ. Der Komparativ hinter findet sich adjektivisch gebraucht im Ahd. hintaro, mhd. hin­ter 'der hintere'.

Hornung M., ahd. mhd. hornunc (g), alte einhei­mische Bezeichnung des Februars; die Endung -ung ist patronymisch: der Februar ist als Sohn des Januars gedacht, der im älteren Nhd. (dialektisch) als 'großer Hörn' bezeichnet wird neben dem Februar als 'kleinem Horn'.

I

Imbiß M., ahd. mhd. imbiз, inbiз 'Essen, Mahlzeit', zu ahd. enbīзan, mhd. enbīзen 'essend oder trinkend genießen, speisen' zu beißen.

immerzu (Adv.), Zuss. aus immer und zu 'dauernd'; immer (Adv.), ahd. iomēr, mhd. iemer, imer, immer 'immer' (nur von Gegenwart und Zukunft gebraucht), Zuss. aus io (vgl. je) und mēr (mehr). zu (Präp., Adv.), ahd. zuo, zua, zo, mhd. zuo.

innerhalb (Adv.), Zuss. aus inner und halbe. inner (Adj., Adv.), ahd. innaro, mhd. innere 'innerlich'. Kömparativische Adjektivbildung zu inne, ahd. mhd. inne 'inwendig'; halb ahd. halba, mhd. halbe 'Seite'.

J

Jagd F., mhd. jaget, Verbalabstraktum zu jagen. jagen (V.), ahd. jagon, mhd. jagen.

Jahr N., ahd. mhd. jār gemeingerm. Wort: angls. gear, engl. year, nl. jaar, asächs. jār, got. jēr 'Jahr'.

jedweder (Pron.), aus mhd. ietwëder, iedewëder 'jeder von beiden' (aus ie und mhd. dewëder 'irgend einer von beiden').

Jugend F., ahd. jugund, mhd. jugent (d), asächs. juguð nl. jeugd, angls. geogoþ 'Jugend'; das gemeingerm. Abstraktum zu jung; jung (Adj.), ahd. jung, mhd. junc (g), gemeingerm. Wort: asächs. jung, nl. jong, angls. geong, engl. young, got. juggs 'jung'.

Jungfer F., mhd. juncvrouwe 'Edelfräulein, Jung­frau', infolge der Abschwächung des zweiten Teils.

K

karg (Adj.), ahd. karag 'traurig', mhd. karc (g) 'klug, listig, schlau, zähe zum Geben'; Ableitung zum germ. kara 'Sorge'; karg ist also eigtl. 'besorgt', dar­aus ist die jetzige Bedeutung entstanden. Die Vokalsynkope ist nach r gesetzlich.

Kipper M., 'Münzfälscher'. Der urspr. Sinn scheint 'Münzwager' gewesen zu sein (kippe bed. früher auch 'Goldwaage', entsprechend kippen), indem das Geschäft der Kipper urspr. darin bestand, die guten Stücke mit Hilfe der Goldwaage aus dem Verkehr auszuscheiden und einzuschmelzen. Doch könnte Kipper auch von kippen 'die Spitze abhauen, beschneiden' kommen.

klein (Adj.), ahd. kleini 'zierlich, glänzend, sauber, sorgfältig, gering', mhd. kleine 'rein, zierlich, fein, klug, zart, mager, klein, unansehnlich'.

Kleinod N., mhd. kleinōt mit den Nebenformen kleinœte, kleinœde, eigtl. 'Zierlichkeit; feines, zierliches Ding', dann 'Kostbarkeit, Schmuck'; ahd. unbezeugt; ōt ist Ableitung. Die Bedeutung schließt sich an den früher üblichen Sinn von klein — 'fein' — an.

Kopf M., ahd. kopf, chuph 'Becher', mhd. kopf 'Trinkgefäß, Becher, Seidel, Hirnschale, Kopf', zu lat. cuppa 'Becher'.

Korn N., ahd. mhd. korn 'Getreide', mhd. auch 'Kern der Weinbeere, Kornfeld, Kornhalm'; gemeingerm Wort: got. kaúrn, angls. engl. corn, nl. koren. Verwandt mit Kern und mit lat. granum.

Krieg M., ahd. chrēg 'Hartnäckigkeit', mhd. kriec (g) 'Anstrengung, Streben nach etwas', dann auch 'Wider­streben, Widerstand, Wortstreit, Zwist, Kampf'. Vgl. mhd. einkriege (Adj.) 'eigensinnig'.

Krimstecher M., kleines Fernrohr, seit dem Krimkriege (1853-56) üblich geworden; vgl. Feldstecher.

Kupfer N., ahd. kupfar, mhd. kupfer, altes Lehnwort aus lat. cuprum, woraus zunächst *kuppar sich entwickeln mußte; die Entlehnung muß vor dem 6./7. Jh. stattgefunden haben. Eigtl. 'Metall aus Zypern'.

L

Laib M., ahd. mhd. leip (b), älter ahd. hleib 'Brot'. Es ist das ältere germ. Wort gegenüber der jüngeren Bezeichnung Brot. Vgl. got. hlaifs, angls. hlāf, engl. loaf. Jetzt wird Laib für das einzelne, bestimmt geformte Brot gebraucht.

Last F., ahd. last (älter hlast), mhd. last 'Last', zu laden; das st ist Ableitung, vor welcher der auslautente Dental des Verbalstammes hlaþ schwiden mußte; westgerm. Wort: engl. last, nl. last 'Last, Gewicht'.

ledig (Adj.), mhd. lēdec, wohl als gemeingerm. anzusetzen, wenn es auch im Got. und Ahd. nicht belegt ist; mtengl. lethy 'ladig, leer'; vielleicht verwandt mit Glied. Grundbedeutung 'beweglich, nicht benindert', 'frei, nicht gefangen', dann 'unverheiratet'.

lediglich (Adv.), Ableitung von ladig 'bloß'.

Leib M., ahd. līb 'Leben', mhd. līp (b) 'Leben, Leib, Körper', gemeingerm. Wort: engl. life, verwandt mit bleiben und leben; die Bedeutung 'Leben' hat das nhd. Wort bewahrt nur in Zusammensetzungen wie Leibzucht 'Lebensunterhalt', Leibrente.

Leibchen N., die Verkleinerungsform von Leib, ist Bezeichnung eines Kleidungsstückes.

leicht (Adj.), ahd. līht(i), mhd. līht(e); gemeingerm. Wort: engl, light, nl. ligt, angls. lioht, leoht, got. leihts 'leicht'; wurzelverwandt mit gelingen, wohl auch mit Lunge und lungern.

lesen (st. V.), ahd. lësan, mhd. lësen 'auswählend sammlen, aufheben, lesen', dann auch 'erzählen, berichten'. Gemeingerm. Wort: got. lisan, angls. lesan haben bloß die Bedeutung 'zusammenlesen, sammeln', engl. to lease 'Ähren lesen'. Es kann nicht zweifelhaft sein, daß 'sammeln, auflesen' die Grundbedeutung von hdt. lesen gewesen ist, weshalb Anknüpfung des gemeingerm. lësan 'aufsammeln' an lit. lesú 'mit dem Schnabel aufpicken, Körner auflesen' wahrscheinlich ist. Wie unsere Bezeichnung Buchstabe Erbe aus der altgerm. Zeit ist, wo man in kleine Buchenstäbe einzelne Runenzeichen einritzte, so besagte das Auflesen der zur Wessagung ausgestreuten Stäbchen urspr. 'die Runen lesen'.

leuchten (V.), ahd. mhd. liuhten 'leuchten'; gemeingerm. Wort: got. liuhtjan 'leuchten', nl. lichten, engl. to light; altgerm. Denominativ zu dem Adj. *liuhta- 'licht'; leuchten eigtl. 'licht, hell sein'.

Lid N., ahd. lit (älter hlit), mhd. lit 'Deckel'; gemeingerm. Wort: engl. lid, nl. lid, angls. hlid 'Deckel'; hlid 'Verschluß, Deckel' gehört zu einem alten Verbalstamme: asächs. hlīdan = angls. hlīdan 'bedecken, verschließen'.

Lied N., ahd. liod, mhd. liet (d) 'Lied'; altgerm. Wort: nl. lied, angls. lēoþ (got. *liuþ (N.) läßs sich erschließen aus liuþareis (M.) 'Sänger' und liuþōn 'lobsingen'); verwandt mit lat. laus, laudis 'Lob'.

lila (Adj.), im 18 Jh. aus frz. lilas 'Flieder, fliederfarben', indisch-arabischen Ursprungs.

lumpen (V.), südd. 'ein liederliches Leben führen'; anders 'sich nicht lumpen lassen', eigtl. 'sich nicht Lump schimpfen lassen'; zu Lump. Lump M., 'verächtlicher Mensch', eigtl. identisch mit Lumpen M., 'Lappen', das im späten Mhd. als lumpe in gleicher Bedeutung erscheint; die abgeleitete Bedeutung 'Mensch in lumpiger Kleidung', dann 'armseliger, gemein gesinnter Mensch'.

M

Macht F., ahd. mhd. maht 'Macht, Kraft, Vermögen'; gemeingerm. Wort: engl. might, asächs. maht, nl. magt, angls. meaht, miht 'Macht', got. mahts 'Macht, Kraft, Vermögen', zu mögen (got. magan).

Mädel N., oberdeutsche Entsprechung zu mdt. Mädchen, hat sich im 18. Jh. auch in Norddeutschland eingebürgert; Ableitung zu Magd; Magt F., ahd. magad, mhd. maget, altgerm. Wort (vgl. engl. maid, maiden), abgeleitet aus einem gemeingerm. Wort (got. magus), das 'Knabe, Sohn' bedeutet und Entsprechun­gen im Keltischen hat. Magd hat urspr. die Bedeutung, die jetzt durch Mädchen und Jungfrau vertreten wird; dann entwickelt sich die Bedeutung 'unfreies Mädchen, Dienerin'.

mahnen (V.), ahd. manōn, manēn, mhd. manen 'erinnern, ermahnen, auffordern'; westgerm. Wort: asächs. manōn, angls. manian 'mahnen'; Ableitung zu der im Altgerm, verbreiteten idg. Wurzel mon, mën, wozu das got. Präteritopräsens munan 'meinen' sowie lat. memini 'ich erinnere mich'. Zu ahd. manēn (mit der Nebenform monēn) stellt sich nach Laut und Be­deutung zunächst das gleichfalls aus der idg. Wz. mën gebildete lat. monēre 'ermahnen'.

Mal N., mhd. mal 'Fleck', ahd. *māl in der Zusam­mensetzung anamāli 'Fleck, Narbe'; identisch mit dem ahd. mhd. māl 'Zeitpunkt, Punkt'. Unsicher ist die Verwandtschaft mit got. mail 'Fleck'; vgl. angls. mal, engl. mole 'Muttermal'.

Manuskript N., aus dem lat. manu scriptum 'mit ''der Hand geschrieben', Zuss. von manus 'die Hand' und scriptum Part., zu lat. scribere 'schreiben'.

Menge F., ahd. menigī (managī), mhd. menige 'Vielheit, große Zahl, Menge'; Abstraktum zu ahd. ma­nag 'viel'; vgl. got. managei, angls. menigu 'Vielheit'; bezeichnete zunächst das 'Vorhandensein in großer Zahl'.

Mensch M., ahd. mennisco, älteste Form mannisco, mhd. mensch(e), westgerm. Substantivierung des Ad­jektivs mennisc zu Mann: angls. mennisco, nl. mensche 'Mensch'.

Merkur M., 1. (grch. Hermes) der Handels- oder Kaufgott; 2. der Planet; 3. das Quecksilber.

Messer1 N., mhd. meззer, älter meззeres, verdun­kelte Zuss. aus ahd. meззirahs, eigtl. 'Speisemesser'; der erste Bestandteil — ahd. maз, angls. mete, engl. meat, got. mats 'Speise'; der zweite — ahd. sahs, angls. seax 'Schwert, Messer', woher der Name Sachsen; er wird mit lat. saxum 'Stein' zusammengestellt, weil die Messer urspr. steinern waren.

Messer2 M., ist abgeleitet von messen und bezeich­net zunächst eine messende Person, heute auch ein messendes Gerät. .

Mitgift F., spätmhd. mitegift zu ahd. mhd. gift 'Gabe, Schenkung', Verbalnomen zu geben.

Mitleid N., ist erst im 17. Jh. neben Mitleiden ge­treten; Mitleiden N., (mhd. mitelīdunge = lat. compassio, grch. sympátheia) substantivierter Infinitiv zu mit­leiden, im eigtl. Sinne 'zugleich mit einem wideren an dem gleichen Übel leiden'; dann in der älteren Rechtssprache 'Teilnehmen an den öffentlichen Lasten'; später 'Teilnahme an fremdem Schmerz empfinden'.

mittlerweile (Adv.), Zuss. aus mittler Weile, das nicht mehr den eigtl. genauen Sinn hat 'in der Mitte der Zeit', sondern den weiteren 'zwischen Anfangs- und Endpunkt einer Zeit'; mitte (Adj.), Weiterbildung zu mitte, von Raum, Zeit, Abstufung gebraucht gerade wie Mitte.

Montag M., (mit bewahrtem mōn ohne das jüngere d von Mond), ahd. mānatag, mhd. māntac, nl. manndag, angls. mōnandæg, engl. monday, Übersetzung von lat. dies lunae.

Mühsal F., N., mhd. (selten) müesal 'Mühsal', mit­tels der beliebten Abstraktableitung -sal zu dem Verb mhd. mëejen, nhd. mühen.

Mund M., ahd. mund, mhd. munt (d) 'Mund, Maul, Mündung'; gemeingerm. Wort: asächs. angls. muð, nl. mond 'Mund', angls. muð, engl. mouth 'Mund, Maul, Mündung', got. munþs 'Mund, Maul'; verwandt mit lat. mandere 'kauen', grch. máthyiai 'Kinnbacken', lat. mentum 'Kinn bei Menschen und Tieren'.

N

Nachbar M., ahd. nāhgibūr(o), mhd. nāchgehūr 'Nachbar'; eine westgerm. Zusammensetzung: nl. nabuur, angls. nēhhebūr, engl. neighbour; sie bedeutet 'wer nahe mit einem zusammenwohnt'; vgl. nach und Bauer; die volle Form ist in dem Eigennamen Nach(ge)bauer geblieben.

Nachkomme M., ein Substantiv zu nachkom­men.

Name M., and. namo, mhd. name; idg. Wort: asächs. namo, nl. naam, angls. noma, nama, engl. name, got. namō, sskr. nāma, grch. ónoma, lat. notnen, russ. имя; ein Wort vom höchsten Alter und der weitesten Ver­breitung.

Naturalienkabinett N., Zuss., der erste Teil Natu­ralien ist Pl. von lat. nātūra, der zweite — Kabinett (Kabinet) N., 'kleines Zimmer', Lehnwort des 17. Jh. aus frz. cabinet; dieses aus ital. cabinetto, gabinetto; die Bedeutung der Zusammensetzung ist 'Sammlung von Naturerzeugnissen'.

neben (Adv., Präp.), ahd. (i)nëben, mhd. (e)nëben 'neben'; als Zuss. von in und neben bedeutet es eigtl. 'in gleicher Linie mit'.

nebst (Präp.), erst frühnhd., mit der Nebenform nebenst; aus dem Nl. entlehnt, wo neffens, nevens 'nahe bei (= neben)' gilt.

nett (Adj.), entlehnt im 15. Jh. aus frz. net. Die Bedeutung ist zunächst 'sauber', dann 'schmuck, zier­lich'.

Neugierde F., erst nhd.; Zuss. aus neu und Gierde. neu (Adj.), ahd. niuwi, mhd. niuwe; idg. Wort: got. niujis, angls. nīwe, néowe, engl. new, nl. nieuw, asächs. niuwi, sskr. návyas, náviyas, lit. naũjas, aslow. novu, lat. novus, grch. neos, russ. новый. Die Grundbedeu­tung dieses uralten néujo-néwo läßt sich mit Sicherheit ermitteln; wahrscheinlich ist Verwandtschaft mit der altindogermanischen Partikel 'jetzt', so daß das Neue als das 'gerade jetzt Entstandene' gefaßt wäre. Gierde F. — siehe Begierde.

nicht (Part.), ahd. niwiht, neowiht 'nicht', mhd. niht 'nichts'; ahd. neowiht besteht aus ni eo wiht 'nie etwas', 'nicht irgend etwas'; ni ist die urspr. Negationspartikel, die auch in nein, nie, nimmer, nirgends, niemand, noch, nur steckt.

nichts, Pronominalsubstantiv, erst nhd. entstanden aus mhd. nihtes-niht, das eine Verstärkung; des ein­fachen niht war.

niemals (Adv.), Zuss. aus nie und Mal; (siehe nie und Mal).

nirgends (Adv.), mhd. niergen(t); Zuss. aus nie (siehe oben) und irgend; irgend (Adv.), mit angefügtem d, spätalthochdeutsch iergen, mhd. icrgen Irgend'.

O

Oberst M., substantivierter Superlativ von ober. Ober (Adj., Adv.), ahd. obaro, mhd. obere, urspr. Komparativ zu ob; mit Spezialisierung der Bedeutung, eigtl. aber der oberste.

Odem M., mdt. Nebenform von Atem.

Ofen M., ahd. ovan, mhd. oven 'Ofen'; gemeingerm. Wort: nl. oven, angls. ofen, engl. oven, got. aúhns; unverwandt mit sskr. ukhā 'Topf'; die urspr. Bedeutung 'Topf' scheint noch aus angls. ofnet 'kleines Gefäß' zu folgen.

Oheim, Ohm M., ahd. ōheim, mhd. ōhein, œheim 'Oheim'; westgerm. Wort, dessen erster Wortteil mit lat. avus 'Großvater' verwandt ist, während man im zweiten ein germ. Adj.*haima-z 'vertraut' vermutet. Es scheint urspr. den Mutterbruder bezeichnet zu haben, während der Vaterbruder durch Vetter bezeichnet wurde; in der Umgangssprache seit dem 18. Jh. durch das frz. Onkel zurückgedrängt.

Ohrfeige F., erst frühnhd., ebenso nl. oorvijg; meist als volkstümlich-scherzhafte Umbildung von oorveeg 'Ohrfeige' gefaßt, worin veeg 'Streich, Hieb' meint.

orgeln (V.), zu Orgel F., ahd. orgela, Nebenform zu organa, orgenen, eigtl. Pl. zu lat. organum. Aus dieser Pl.-Form orgenen wurde durch Dissimilation orgelen, hierzu der Singular ahd. orgela, mhd. orgel.

P

Perspektiv N., von lat. perspicēre 'sehen, schauen' — Fernrohr, Fernglas'.

Pflicht F., ahd. mhd. pfliht 'freundliche Sorge, Pflege; Verkehr, Teilnahme; Dienst, Obliegenheit', vgl. nl. plicht 'Pflicht'; Verbalabstraktum zu pflegen.

plötzlich (Adv.), spätmhd. plozlich, zu einem schallnachahmenden Substantiv *plotz M., das eine schnelle, urspr. wohl auch schallende Bewegung bezeichnete.

Plumeau N., entlehnt aus frz. plumeau 'eine Feder­decke, ein leichtes Federbett zum Zudecken'.

Predigt F., mit sekundärem t; zu predigen (V.), ahd. predigōn, bredigōn, mhd. predigen, bredigen aus lat. predicāre 'predigen'. Die Entlehnung fand inner­halb der ahd. Zeit statt.

prosperieren (V.), aus lat. prosperāre 'beglücken, glücklich machen; gedeihen, vorankommen, gelingen, glücken; glücklich sein, gut fortkommen, sein Glück machen, in blühende oder glückliche Umstände kom­men'.

R

Rachsucht F., Zuss. aus Rache und Sucht; Rache F., ahd. rāhha, mhd. rāche ist Ableitung aus rächen; Sucht F., ahd. mhd. suht 'Krankheit', gemeingerm. Wort: got. saúhts, nl. zucht (engl. siek 'krank'); Abstrakt­bildung; vgl. got. siukan (V.), 'krank sein' und siech (Adj.), ahd. sioh, mhd. siech 'krank'. Das nhd. Sprach­gefühl verbindet Sucht mit suchen (daher Sucht nach etwas). Vgl. auch Rachsucht.

Rat M., ahd. mhd. rat 'Rat, vorhandene Mittel, Vorrat an Nahrungsmitteln'; diese Bedeutung bewahren teilweise noch nhd. Gerät, Vorrat, Hausrat, Unrat.

Rätsel N., spätmhd. rātsal, rætsel 'Rätsel', Ablei­tung zu raten.

reden (V.), ahd. red(i)ōn, mhd. reden 'reden', ab­geleitet aus Rede; Rede F., ahd. radia, mhd. rede 'Rechenschaft, Rede und Antwort, Rede, Erzählung, Nachricht'. (Vgl. got. raþjō). Die Bedeutung im Got. stimmt zu der von lat. ratio 'Rechnung, Rechenschaft' vgl. auch nhd. zur Rede stellen.

Rock M., ahd. mhd. roc 'Oberkleid, Rock'; gemein­germ. Wort: nl. rok, angls. rocc.

Rosenkranz M., Zuss. aus Rosen und Kranz; Rose F., in ahd. Zeit aus lat. rosa aufgenommen, ahd. rōsa, mhd. rōse 'Rose'. Kranz M., spätahd. mhd. kranz, ein spezifisch hdt. Wort; vielleicht besteht Verwandtschaft mit sskr. granth '(einen Knoten) knüpfen, binden'. Die Zuss. Rosenkranz 'Gebetsschnur' = kirchenlat. rosarium, vom Gründer des Dominikanerordens im 13. Jh. nach mohammedanischem Vorbild eingeführt (die Gebete wurden mit Blumen verglichen).

Rotwelsch N., substantiviertes Adj. rotwelsch, schon in mhd. Zeit als Benennung der Gaunersprache auf­tretend (mhd. rotwalsch); eigtl. 'Bettlersprache'; im Rotwelsch ist Rot 'Bettler', welsch (Adj.), mhd. welsch 'romanisch', speziell 'französisch, italienisch', ahd. walhisc 'romanisch', Ableitung aus ahd. walan, mhd, walch 'Romane'.

rund (Adj.), (dafür im Mhd. sinewël) seit dem 15. Jh. allgemein üblich aus seltenem mhd. runt 'rund'; entlehnt aus frz. rond (lat. rotundus), woher auch engl. round, nl. rond.

S

Saat F., ahd. mhd. sāt, 'das Säen, die Aussaat, Saat', altgerm. Wort: asächs. sād, nl. zaad, angls. sæd, engl. seed 'Samen, Saat', zu säen.

Same N., M., ahd. sāmo, mhd. sāme, asächs. sāmo 'Samenkorn, Same, Nachkommenschaft, Feld, Boden'; Ableitung aus der in Saat und säen enthaltenen Wurzel se 'säen', genau entsprechend dem Lat. sēmen 'Same', aslow. sĕme, lit. sému, russ. семя.

Scharlach M., mhd. scharlach und scharlachen, Urn­bildung des im Mhd. noch danebenstehenden scharlāt aus mtlat. scarlatum, altfrz. escarlate 'rotgefärbtes Wollgewebe', das persischen Ursprungs ist; vgl. per­sisch sakirlāt (türkisch iskerlet); es wurde angelehnt an mhd. lachen = nhd. Laken (mhd. lachen Tuch').

Schaufel F., ahd. scūvala, mhd. schūvel, nl. schoffel, angls. sceofl, engl. shovel 'Schaufel'; got. *skūfla, *skũbla [die Wurzel *skūb (skūf) 'schieben']; also Schaufel eigtl. 'Werkzeug, worauf man etwas schiebt, um es fortzuwerfen'.

Schenke F., nordd. 'einfaches, besonders ländliches Wirtshaus', bair. aber Bezeichnung für die Vorrichtung in Brauereien und Wirtshäusern, die zum direkten Verkauf des Bieres dient. Vgl. schenken (V.), ahd. scenken 'einschenken, Getränk eingießen', mhd. schenken 'ein­schenken, zu trinken geben, tränken; schenken, geben'.

Schere F., mhd. schære 'Schere'; dies wahrschein­lich eigtl. Pl. = ahd. scāri, Pl. zu skār 'Schere' (engl. shears), zu scheren.

Schicht F., mhd. schiht 'Anordnung, Einteilung, Reihe an- und übereinander gelegter Dinge, Schicht (bergmännisch), Bank verschiedener aufeinander lie­gender Stein- oder Erdarten, bestimmte Arbeitszeit'; zu ahd. scëhan 'sich schicken, fügen, ereignen' (wie Ge­schichte zu geschehen); vgl. auch schicken.

Schicksal N., erst im 17. Jh. ist es in der Form Schicksel erschienen die ndd. Entsprechung zu hdt. Geschick. Seit dem Anfang des 18. Jh. allgemein üblich und gebucht; gehört zu schicken. schicken (V.), mhd. schicken 'bereiten, ordnen, ins Werk setzen', dann auch 'abordnen, senden'.

schimmern (V.), ndd. nl. schemeren 'schimmern'. Dies gehört mit mhd. schīme, ahd. scimo 'Schimmer, Glanz', got. skeima 'Leuchte' zu Wz. skī vgl. engl. shimmer 'glänzen'; dazu erst frühnhd. Schimmer M.

Schlange F., ahd. slango, mhd. slange, nl. slang 'Schlange'; Ablautsbildung zu schlingen, ahd. slingan, mhd. slingen 'schleichen'.

schlechterdings (Adv.), Zuss. aus schlecht und Ding, schlecht (Adj..), ahd. mhd. slëht 'grad, eben, schlicht, einfach, sanft, freundlich'; gemeingerm. Wort: got. slaíhts 'eben, gerade', nl. slecht 'schlicht, schlecht', engl. slight 'gering'. Die alte Bedeutung ist noch in schlechterdings. Ding N., ahd. mhd. dinc (g) 'Ding, Sache', eigtl. 'gerichtliche Verhandlung, Gerichtstag'.

Schlucht F., 'schmale Tiefe zwischen Bergen', Abstraktum zu schlagen.

Schlüssel M., ahd. sluззil, mhd. slüззil, asächs. Sleutel, nl. 'Schlüssel'; zu schließen.

Schnur1 F., ahd. snur(a), mhd. snu(o)r; idg. Wort: lat. nurus, grch. nyós, angls. snoru, sskr. snusā, aslow. snucha 'Schwiegertochter'.

Schnur2 F., ahd. mhd. snuor 'Schnur, Band, Seil', nl. snoer 'Schnur', zu Wz. idg. snō, snē 'flechten'.

Schock N., mhd. schoc 'Haufen; Anzahl von 60 Stück'; vgl. asächs. skok, nl. schok 'sechzig'. Verwandt mit Hocke F. 'Getreide- oder Heuhaufen'.

schreien (st. V.), ahd. scrīan, mhd. scrīen 'schreien', nur dt. Wort. Dazu Schrei M., ahd. screi, mhd. schrei 'Geschrei, Schrei, Ruf.

Schrift F., ahd. scripft, mhd. schrift; Verbalabstrak­tum zu schreiben, an lat. scriptum von scribere 'schreiben' anknüpfend.

schwarz (Adj.), ahd. mhd. swarz 'dunkelfarbig, schwarz', gemeingerm. Wort: got. swarts, angls. sweart, engl. swart, nl. zwart, asächs. swart; verwandt mit lat. sordēs 'Schmutz'. Es ist urspr. wohl keine genaue Farbenbezeichnung, sondern geht überhaupt auf die dunklere Färbung im Gegensatz zu weiß, hell, vgl. eine schwarze Wolke.

sehen (st. V.), ahd. sëhan, mhd. sëhen; gemeingerm. Wort: got. saíhwan, angls. sēon, engl. to see, nl. zien, asächs. sëhan 'sehen'; gewöhnlich mit lat. sequi 'folgen' zusammengestellt, wobei man als Grundbedeutung von sehen 'mit den Augen verfolgen' annimmt.

Sekretär M., entlehnt aus frz. secrétaire 'Geheimschreiber, Schriftführer, Schreiber' zu lat. secernēre 'absondern, trennen'; (die Bedeutung 'eine Art Schreib­tisch' hat sich später entwickelt).

selb, selber, selbst (Pron.), ahd. sëlb, mhd. sëlp (b) 'selbst'. Gemeingerm. Wort: asächs. sëlf, nl. zelf, angls. sylf, engl. self, got. silba 'selbst'.

Sessel M., ahd. ззal, mhd. ззel 'Sessel, Stuhl', angls. seotul, engl. settle 'Sitz, Sessel', got. sitls 'Sitz, Stuhl'; wurzelverwandt mit sitzen. Vgl. lat. sella zu sedēre, aslow. sedlo 'Sattel' zu sēsti 'sich setzen'.

setzen (V.), ahd. sezzen, mhd. setzen 'setzen, sitzen machen'; altgerm. Faktitivum zu sitzen; vgl. got. satjan, angls. settan, engl. to set, nl. setten, asächs. settian 'setzen'.

Sicht F., ahd. mhd. siht 'Ansehen, Anblick'; Verbalabstraktum zu sehen; vgl. engl. sight 'Anblick, Ge­sicht' zu engl. to see.

Sinn M., ahd. mhd. sin(n); nur dt.-nl.-fries. Wort; vielleicht verwandt mit lat. sensus, sentio, ferner mit mhd; sint 'Weg' (vgl. sinnen, senden, Ge­sinde).

Sohle F., ahd. sola, mhd. sol(e) 'Fußsohle'; gleich­zeitig mit Socke und Schuster entlehnt aus lat. *sōla (Nebenform zu sōlea), das durch ital. suolo — frz. sole 'Fußsohle' vorausgesetzt wird.

solch (Pron.), ahd. sulīh, solīh, mhd. solich, solh. asächs. sulīk, nl. zulk; eigtl. gemeingerm. Bildung von ahd. so-līh 'so beschaffen'; über den zweiten Bestand­teil siehe gleich.

sonder, sondern (Präp.), ahd. suntar, mhd. sunder, wurzelverwandt mit grch. áter, lat. sine 'ohne'. Urspr. gemeingerm. Adv. mit dem Sinne 'auseinander', 'beson­ders', so noch frühnhd. Der Wandel zur Präp. ist in mhd. sunder 'ohne' eingetreten. Früh erscheint das ahd. mhd. Wort, als Konjunktion in der Bedeutung 'aber, vielmehr'.

Spitze F., ahd. spizza, spizzi, substantiviertes Adj. spitz; spitz (Adj.), ahd. spizzi, mhd. spiz, spitze; Ge­gensatz zu stumpf.

Sprache F., ahd. sprāhha, mhd. sprāche; Abstraktum zu sprechen; vgl. angls. spræc; sprechen (V.), ahd. sprëhhan, mhd. sprëchen, asächs. sprëkan, nl. spreken, angls. sprëcan, engl. to speak 'sprechen'. Das Substan­tiv bezeichnete zunächst die Tätigkeit des Sprechens, entweder das Sprechen eines einzelnen oder das Spre­chen mehrerer untereinander, ein Gespräch, eine Be­sprechung.

Stand M.., mhd. stant (d) 'Stand, Zustand', nomen actionis zu ahd. stantan 'stehen'.

Stiefmütterchen N., Zuss. aus stief und Mütterchen; stief- in Zusammensetzungen ist auf allen germ. Sprachgebieten nur als erstes Kompositiönsglied für die Benennungen der Verwandtschaftsgrade bewahrt; vgl. mhd. stiefbruder, -kint, -muoter u. a. Mütterchen N., eigtl. Diminutivum zu Mutter; Stiefmütterchen als Blumenname seit dem 16. Jh.

Strohmann M., Zuss., 'Figur aus Stroh, die als Vogelscheuche dient'; daher beim Kartenspiel 'Person, die bloß fingiert wird, wenn eine weniger vorhanden ist, als eigtl. zum Spiele erfordert werden'; ferner im geschäftlichen oder politischen Leben 'Person, die bloß zum Scheine, vorgeschoben wird, während die eigtl. tätige im Hintergrund bleibt', in letzterem Sinne (frz. homme de paille) 1871 aufgenommen.

Stube F., ahd. stuba, mhd. stube 'Heizvorrichtung', dann 'heizbares Gemach, besonders Badezimmer'; gemeingerm. Wort: engl. stove 'Ofen', nl. stoof 'Feuerkieke, Darrstube'.

stumm (Adj.), ahd, stum, mhd. stum (stummer) und stump (-ber), dt.-nl. Wort, wurzelverwandt mit stammeln. Es bezeichnet eigtl. denjenigen, der die Fähigkeit zu sprechen entbehrt, wird aber dann auch für jemand gebraucht, der es unterläßt, Laute von sich zu geben.

Sturz M., zu stürzen; stürzen (V.), ahd. sturzen, mhd. stürzen 'stürzen, wenden, umwendend bedecken', nl. storten. Dazu wohl engl. to start 'aufspringen'.

Sucht F., ahd. mhd. suht 'Krankheit', got. saúhts, nl. zucht 'Krankheit'. Abstraktum zu got. siukan (V.) 'kranksein'. Siehe Rachsucht.

T

Tat F., ahd. mhd. tāt, gemeingerm. Bildung (engl. deed) zu tun.

tief (Adj.), ahd. tiof, mhd. tief; gemeingerm. Wort: asächs. diop, nl. diep, angls. dēop, engl. deep, got. diups 'tief.

Tor M., mhd. tōre, verwandt mit dösig und Dusel; urspr. den Blödsinnigen oder Irrsinnigen bezeichnend, dann mit Abschwächung in dem heutigen Sinne.

Tor N., ahd. mhd. tor (got. daur), Nebenform von Tür.

Tracht F., ahd. draht(a), mhd. traht(e) 'das Tragen'. Verbalabstraktum zu tragen. Urspr. bedeutet 'eine Tracht Wasser, Holz; so viel, wie mit einem Mal auf die Tafel getragen wird'; später 'Kleidung'.

Trunkenbold M., im 14. Jh. aufkommend als spätmhd. trunkenbolt, Zuss. aus trunken und bold; trunken (Adj.), ahd. trunkan, mhd. trunken, altes Part. ohne das Präfix ge-, eigtl. 'wer getrunken hat', dann 'wer übermäßig getrunken hat'; ähnlich nl. dronken, engl. drunk, got. drugkans. -bold – die noch in Witz­bold steckende Suffixsilbe, die wohl von Eigennamen wie Humbold, Seibold ausgegangen, ist identisch mit bald, eigtl. 'kühn, stark'.

Turm M., früher Thurm geschrieben, mit mundart­licher Nebenform Turn. In Mhd. ist turn die gewöhn­liche Form; turm findet sich zuerst in mdt. Quellen. Entlehnt über das Altfrz. aus lat. turrem.

U

Überbleibsel N., Ableitung zu überbleiben; überbleiben = übrigbleiben, Part. früher überblieben; die Form ohne ge- könnte auf Betonung des Verbs wei­sen, doch kann sie auch darauf beruhen, daß bleiben urspr. Zuss. ist. bleiben (V.), ahd. bilīban, mhd. belīben.

überhaupt (Adv.), spätmhd. über houbet, im Vieh­handel: 'ohne die einzelnen Stücke Vieh zu zählen', 'ganz, all'.

Ungeziefer N., spätmhd. ungezībere, unzīver, eigtl. 'unreines, nicht zum Opfern geeignetes Tier'. Zu Grunde liegt nämlich ahd. zëbar 'Opfertier'; frühnhd. bedeutet Ungeziefer auch 'Unrat'. Seit Ende des 17. Jhs. hat man sich auch erlaubt, bloßes Geziefer im gleichen Sinne zu verwenden.

Urlaub M., ahd. rnhd. urloup (b) 'Erlaubnis', Abstraktum zu erlauben, ahd. irloubōn, mhd. erlouben.

V

Veilchen N., Diminutiv zu älterem nhd. Veil aus mhd. vīel, älter vīol M., vīole F.; in frühmhd. Zeit ent­lehnt aus lat. viola.

Verdacht M., frühnhd. zu verdenken; verdenken (V.), ahd. fardankjan, fardenkjan — 'etwas an einem für unrecht oder verkehrt halten'. Frühnhd. ist 'im Verdacht haben'; daher die heutige Bedeutung von Ver­dacht; zuweilen bedeutet das Wort 'Vermutung', ohne auf etwas Übles zu gehen.

vergebens (Adv.), mhd. vergëbene (-gëbenes) 'schenkweise, umsonst'; zu dem als Adj. gebrauchten Part; vergëben (ahd. firgëban) 'unnütz, vergeblich', eigtl. 'verschenkt'.

vergessen (st. V.), ahd. firgëззan, mhd. firgëззen, nl. vergeten, angls. forgitan, engl. to vorget 'vergessen'. Das zusammengesetzte Verb ist der letzte Rest einer starken Verbalwurzel gët 'erlangen, erreichen', woraus engl. to get stammt; vgl. got. bigitan 'finden', anord. geta 'erlangen, erreichen' mit lat. prehendere 'fassen'; vergessen daher eigtl. 'aus dem (geistigen) Bereich, aus dem Besitz verlieren'.

vergleichen (st. V.), mhd. (selten) vergelīchen 'gleichmäßig, eben machen'; öfters im 18. Jh. 'Über­einstimmung zwischen anscheinend Widersprechendem herstellen'; endlich 'gleichstellen'; in neuerer Zeit wird vergleichen auch gebraucht, wenn zwei Gegenstände einander nicht gleichgestellt werden, sondern unter sucht wird, wie weit Gleichheit oder Ungleichheit zwi­schen ihnen besteht. Ableitung zu gleichen; gleichen (V.), Ableitung zu gleich; gleich (Adj. Adv.), nhd. gilīh, mhd. gelīch, gemeingerm. Zuss. aus ge- in der Grundbedeutung 'zusammen' und līch 'Körper, Gestalt ', also eigtl. 'in der Gestalt zusammentreffend'.

Vergnügen N., substantivierter Infinitiv erst frühnhd. zu vergnügen, mit Ausstoßung des e aus mhd. vergenüegen 'zufriedenstellen' zu genug.

verlegen (Adj.), eigtl. Part, zu verliegen; verliegen (st. V.), ahd. farligan, mhd. verligen liegenbleiben', frühnhd. 'durch zu vieles Liegen verderben'; verlegen — urspr. 'unordentlich und liederlich' (vgl. ver­legene Waren). Die jetzt gewöhnliche Bedeutung von verlegen geht von Verbindungen mit Ortsbestimmun­gen aus.

Verlust F., ahd. far-, virlust, mhd. verlust, Verbalabstraktum zu verlieren.

Vermögen N., mhd. vermügen 'Kraft, Macht, Fähig­keit'; substantivierter Infinitiv zu mhd. vermügen, vermugen 'imstande sein, Kraft haben', ahd. furimugan; zu mögen und Macht.

Vernunft F., ahd. firnunft, mhd. vernunft 'Tätigkeit des Vernehmens, sinnliche Wahrnehmung, Verständnis, Einsicht, Verstand'; Abstraktum zu vernehmen, ahd. firnëman, mhd. vernëman 'er­fahren, erfassen, begreifen, verstehen'.

verschieden (Adj.), erst nhd., nicht zu verscheiden, das schon im Mhd. (verscheiden) besonders 'sterben' bedeutet, sondern erst nhd. Wort von verschei­den '(sich) unterscheiden'.

Versuch M., wird als Verdeutschung für Experi­ment und Essay gebraucht, zu versuchen; ver­suchen (V.), mhd. versuochen.

Verwesung F., Ableitung zu verwesen; verwesen (V.), ahd. *firwësan, mhd. verwësen 'zunichte werden, vergehen (intrans), verderben' (trans); vgl. got. frawisan 'verbrauchen, verschwenden'. So klar hiernach auch Zusammenhang mit Wesen (Wz. wës 'sein') scheint, doch legen ahd. wësanēn 'trocken, faul werden', angls. weornían 'verderben' die Annahme einer germ. idg. Wurzel *wīs 'verwesen' nahe, aus welcher grch. iós, lat. virus, sskr. viša 'Gift' geflossen sind.

vollends (Adv.), mit sekundärem s, früher vollend, worin wieder das d sekundär ist. Zugrunde liegt mhd. envollen=in vollen zu volle, M., 'Fülle, Vollständig­keit'.

vorhanden (Adv.), eigtl. vor Handen 'vor den Hän­den'; vgl. abhanden und behende.

vornherein (Adv.), Zuss. aus vorn und herein; vorn (Adv.), mhd. vorn(e) (vornen, vornān) 'vorn, vor' (hauptsächlich, im räumlichen Sinne); im Ahd. begeg­net nur forna dialektal als gleichbedeutendes Raumad­verb;, es ist Ableitung aus dem in vor und für steckenden germ. for-. herein (Adv.), auch Zuss. aus her und ein; her (Adv.), ahd. hëra, mhd. hër 'hierher'; ein (Adv.), ahd. mhd. īn (Adv.) 'ein, hinein'.

vorwärts (Adv.), Zuss. aus vor und -wärts; vor (Adv., Präp.), ahd. fora, mhd. vor(e), asächs. for(a), nl. vor, angls. engl. for, got. faúr und faúra 'vor'; vgl. sskr. purā und purás 'vor', grch. páros neben pro; weiterhin sind für sowie lat. pro verwandt; -wärts, Suf­fix in Zusammensetzungen wie aufwärts aus ahd. mhd. -wërtes; eigtl. adverbialer Genitiv zu ahd, mhd. -wërt 'gewendet', 'eine gewisse Richtung habend'. In selbstän­digem Gebrauch begegnet das Wort nirgends; da es Lokaladjektive im Sinne von 'sich wendend' bildet, ist man geneigt, es mit werden = lat. vertere 'drehen' zu verbinden.

W

Waise F., ahd. weise, mhd. weise 'eitern-, vater-, mutterloses Kind'.

Walnuß F., eine ndd. Benennung, die seit dem 13./14. 'Jh. ins Hdt. vordringt, nach gleichbed. nl. walnoot (im Oberd. dafür das noch von Adelung und Campe bevorzugte welsche Nuß = mhd. wälhisch nuз); vgl. angls. wealh-hnutu, engl. walnut; eigtl. 'fran­zösische oder italienische Nuß'. Das erste Glied der Zusammensetzung ist walh-, womit die Germanen ur­sprünglich die Kelten bezeichneten, später aber die Ro­manen Frankreichs und Italiens.

Wanze F., mhd. wanze; ein erst im 13. Jh. auftreten­des Wort, wofür ahd. mhd. wantlūs (auch wantwurm) und nhd. dialektal (hess.) Wandlaus in gleicher Be­deutung gilt; wahrscheinlich ist Wanze eine Kurzform hierfür.

wegen (Präp.), aus mhd. von wëgen mit dazwischen tretendem Gen. 'auf Anlaß, mit Rücksicht'; zu Weg.

Wegerich M., ahd. wëgarīh, mhd. wegerīch, eigtl. 'Wegbeherrscher' (siehe Dietrich).

Weile F., ahd. hwīl(a), mhd. wīle 'Zeitabschnitt, Zeit, Stunde', altgerm. Wort: asächs. hwīl(a), nl. wijl, angls. hwīl, engl. while, got. hweila 'Zeit'; vielleicht verwandt mit lat. quies 'Ruhe'.

weiß (Adj.), ahd. hwīз, mhd. wiз; gemeingerm. Wort, got. hweits, asächs. hwīt, nl. wīt, angls. hwīt, engl. white. Diese gemeingerm. Bezeichnung (hwīta-) beruht auf einer idg. Wurzel kueit-, kueid-, aus der sskr. cvit 'hell sein, glänzen', aslow. svĕtŭ 'Licht' stam­men. Dazu mit Ablaut got. hwaiteis = Weizen.

Weißbrot N., eigtl. Weizenbrot (d); das erste Wort Weizen, ahd. weizzi, mhd. weize (siehe weiß). Mit Recht gilt Weizen als Ableitung zu germ. hwīta = weiß.

Welt F., ahd. wëralt (wërolt), mhd. wërelt, wërlt, wëlt, asächs. wërold 'irdisches Leben, Zeitalter'; ein germ. Wort: nl. wereld, angls. weorold, worold, engl. world haben die nhd. Bedeutung. Eigtl. alte Zuss. Das erste Glied ist germ. wër 'Mann, Mensch', got. wair, angls. ahd. wër 'Mann', wozu als urverwandt die gleichbed. lat. vir und sskr. vīrá. Die Bedeutung des zweiten Gliedes knüpft an anord. Qld, angls. yld 'Zeit­alter' an (got. alds bedeutet allein schon 'Welt'). Die Bedeutung 'Menschenalter' und weiterhin 'Zeitalter' ist noch im Mhd. vorhanden. Daneben bedeutet es schon im Ahd. 'Menschenmenge'.

werden (st. V.), ahd. wërdan, mhd. wërden; ein gemeingerm. Wort: got. waīrþan, angls. weorðen, nl. wērthan 'werden'. Die germ. starke Verbaiwurzel wërþ hat in der gleichen Bedeutung kein idg. wert zur Seite, doch ist Zusammenhang mit lat. vertere 'wenden, kehren', aslow. vrutĕti, vratiti 'wenden, drehen', sskr. vrt 'sich drehen, rollen' sicher; 'sich wenden' wurde im Germ, zu 'werden, entstehen'. Die ältere Bedeutung 'sich wenden' erblickt man mit Recht in dem Suffix -wärts (siehe dies), sowie in mhd. wirtel 'Spindel­ring' = aslow. vrĕteno 'Spindel'.

Wergeld N., mhd. wërgëlt 'Geldbuße für Todschlag', eigtl. 'Mannes-, Menschengeld'; Zuss. aus wër (siehe Welt); Geld N., ahd. mhd. gëlt (das d ist erst nhd.) 'Vergeltung, Ersatz, Einkommen, Rente, Bezahlung, Zahlung, Geld'; nl. geld 'Geld'; zu gelten 'zurück­zahlen, zahlen, kosten, wert sein, vergelten, entschädigen'.

Werwolf M., ahd. nur als Eigenname Weriwolf, mhd. wërwolf 'Werwolf, eigtl. 'Mannwolf'; Zuss., das erste Glied wër (siehe Welt); das zweite — Wolf M., ahd. mhd. wolf, got. wulfs, asächs. wulf, nl. wolf, angls. wulft engl. wolf. Das germ. wulfo beruht auf idg. wlqo-wlko, aslow. vlŭkŭ, lat. lupus 'Wolf.

Wesen N., mhd. wësen 'Aufenthalt, Hauswesen, Art zu leben, Eigenschaft, Lage'; substantivierter Infini­tiv — ahd. wësan, mhd. wësen 'sein', starkes V., got. wisan 'sein, verweilen, bleiben', angls. wësan (engl. I was). Die Verbalwurzel wës 'sein, verbleiben', wozu auch wahr und währen.

Wimper F., ahd. wintbrāwa, mhd. wintbrā(we); eigtl. alte Zuss., urspr. 'die sich windende Braue', da brā 'Braue' ist.

Wirbel M., ahd. wīrbil 'Wirbelwind', mhd. wirbel 'Kopfwirbel, Scheitel, Wirbel', engl. whirl 'Wirbel; sich drehen'; Ableitungen aus der unter werben behan­delten germ. Wz. hwërb 'sich drehen'.

Würde F., ahd. wirdī, mhd. wirde 'Würde, Ehre, An­sehen'; Abstraktum zu wert; würdig (Adj.), ahd. wirdīg, mhd. wirdec.

Wurzel F., ahd. wurzal, mhd. wurzel, nl. wortel. Das auslautende l ist nicht wie in Eichel und Ärmel diminutiv; vielmehr ist ahd. wurzala nach Ausweis des gleichbed. angls. wyrtwalu, -wala eine Zusammenset­zung mit Wurz, eigtl. wurz-walu; im Ahd. ist das innere w verklungen. Das zweite Glied der Zusammen­setzung ist gleich got. walus 'Stab', angls. walu 'Schwiele, Knoten'; also angls. wyrlwalu = ahd. wur­zala, eigtl. 'Krautstock' (zu Würz).

Z

Zahn M., ahd. mhd. zan, älteste Form zand, asächs. tand, angls. toþ, engl. tooth, got. tunþus; urverwandt, mit lat. dēns, grch. odoýs, eigtl. Part. Präs, zu *ed- 'essen' mit lautgesetzlichem Verlust des Wurzelvokals (vgl. lat. edo — dens); also Zahn eigtl. 'Essender' (vgl. Feind, Freund u. a.).

ziemlich (Adv.), ahd. zimilīh, mhd. zimelich, urspr. Adj. 'schicklich, angemessen', dann 'in dem Maße, wie es sich gehört, wie man es erwartet', daher 'in einem nicht ganz geringen Maße'; jetzt oft adverbial ge­braucht 'ziemlich groß' und hat die Bedeutung 'beinahe, fast' — 'ziemlich fertig'; zu ziemen; ziemen (V.), ahd. zëmen 'ziemen, passen, angemessen sein, behagen', got. gatiman, asächs. tëman, nl. betamen 'gezienien, pas­sen'.

Zierde F., ahd. ziarida, mhd. zierde, Abstraktum zu ahd. ziarī, mhd. ziere 'Schönheit, Pracht, Schmuck' und bedeutet dasselbe; mhd. ziere, ahd. ziarī (nhd. Zier F.) ist Abstraktum zu dem Adj. ahd. ziari, zēri, mhd. ziere 'kostbar, herrlich, schön'.

Zirkel M., ahd. zirkil, mhd. zirkel 'Kreis' aus lat, circulus (ital. circolo, frz. cercle) 'Kreis'.

Zucht F., ahd., mhd. zuht 'Ziehen, Zug; Erziehung, Züchtigung; Bildung, Anstand; Gezüchtetes, Nachkommenschaft'; Verbalabstraktum zu ziehen, (vgl. Flucht zu fliehen).

Zufall M., spätmhd. zuoval 'was einem zufällt, Einnahme', zu fallen.

Zunft F., ahd. zutnft, mhd. zunft, zumpft 'Schicklichkeit, Regel, Gesetz; nach bestimmten Regeln eingerich­tete Gesellschaft, Verein, Genossenschaft, Zunft', Verbalabstraktum zu ziemen. ziemen (V.) (siehe ziem­lich). Die urspr. Bedeutung von Zunft ist hiernach 'Paßlichkeit, Schicklichkeit, Geziemendes, Gesetzmäßi­ges'.

zurück (Adv.), mhd. ze rucke, zerücke, ahd. zi rucke 'rücklings, hinterrücks'; zu Rücken.

Zweck M., ahd. mhd. zwëc (verwandt mit zwakken und zwicken) ist urspr. 'zugeschnitzter Pflock', 'Holznagel'. Es bezeichnet dann den Mittel­punkt der Scheibe, eigtl. den dort eingeschlagenen Pflock; dann 'Ziel'. Die jetzt gebräuchliche unsinnliche Bedeutung ist von dem Schießen auf den Mittelpunkt der Scheibe hergenommen.

Zwieback M., 'zweimal gebäckenes Weißbrot', erst um 1600 aufkommend, Übertragung von frz. biscuit (ital. biscotto); vgl. dän. tvebak, nl. tweebak; eigtl. Zuss., das erste Glied zwie aus ahd. mhd. zwi, nl. twee, angls. twi wird in Zusammensetzungen gebraucht (vgl. Zwietracht, Zwielicht u. a.). Es ist die Form des Zahlwortes zwei. back zu backen.

Zwirn M., mhd. zwirn 'zweifacher Faden', verwandt mit engl. twine 'zweifach zusammengedrehter Faden', nl. twijn 'Zwirn', lat. bīnī 'je zwei'. Dazu das Verb zwirnen 'zu Zwirn drehen'.