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Вопрос №8 Der deutsche Humanismus (Hütten, Rotterdam)

Mitte des 14. Jh. setzte in Italien eine große Entwicklung der Kultur und Kunst ein. Die geistigen Führer dieser Bewegung stützten sich in ihrem Kampf gegen die mittelalterliche Lebensweise auf die Kultur. Philosophie, Literatur und Kunst der alten Griechen und Römer. Man nennt diese Epoche und Kultur, die sie hervorbrachte, die Renaissance, was Wiederaufleben der Kultur und des Geistes der Antike bedeutet. Nach Italien, das im 13.-14 Jh. das meist entwickelte Land Europas war, erfasste die Renaissance im 15. - 16 Jh. eine ganze Reihe von Ländern, darunter auch Deutschland. Die Künstler, Dichter und Denker wollten eine Kultur schaffen, die unabhängig von Religion und Kirche sein sollte. Die Vorkämpfer der neuen Epoche verherrlichten in ihren Werken nicht mehr den Gott und Jenseits, sondern den Menschen und das Diesseits, d.h. unsere Erde mit ihren Vorzügen und Mängeln, ihren Freuden und Leiden. Aus diesem Grunde nannten sie sich auch Humanisten und ihre Bestrebungen Humanismus (von lateinischen humanus - menschlich). Mit dieser Bezeichnung wollten sie den menschlichen Charakter der von ihnen geschaffenen Kultur hervorheben. Typisch für die Humanisten der Renaissancezeit war ihr unsäglicher Wissensdurst, ihre große Lust am Erfinden und Entdecken auf allen Gebieten des menschlichen Lebens.

Gemessen an Italien war Deutschland in seiner Entwicklung zurückgeblieben. Seine Schwäche bestand in der feudalen Zerstöckelung, wodurch sich die einzelnen Territorien ungleichmäig entwickelten. Dazu kam noch, dass die römisch-katholische Kirche von dem Volke große Steuern erhob und die Bevölkerung geistig unterdrückte. Die Ideen der Renaissance fanden in Deutschland großen Anklang. In der 2. Hälfte des 15. Jh. begannen sich die neuen gesellschaftlichen Kräfte zu regen.

Die Vertreter der Renaissance in Deutschland, die Humanisten erblickten ihre Aufgabe darin, die Werke römischer und griechischer Gelehrten und Schriftsteller zu verbreiten und zu erklären. Hervorragendes leistete auf diesem Gebiet Erasmus von Rotterdam (1466-1536), Johannes Reuchlin (1466-1522). Besonders verdient machte sich aber Ulrich von Hütten (1488-1523), der manche seine Werke zum Unterschied von den meisten Humanisten nicht lateinisch schrieb, sondern deutsch, so dass ihn auch breitere Kreise verstehen konnten.

Hütten war ein anerkannter Dichter und Wortlehrer gegen die Willkür der Fürsten und der Geistlichkeit. Sein Schicksal ist tragisch. Als geborener Ritter beteiligte er sich 1522 an dem Ritteraufstand unter Franz von Sickingen und als der Aufstand eine Niederlage erlitt, floh er nach der Schweiz, wo er einsam und verlassen starb.

Hütten hatte sich früh der humanistischen Bewegung angeschlossen, als er in seinem Gedicht „Nemo (Niemand)" (1512) gegen die Scholastik auftrat. Er hatte sich die Aufgabe gestellt, die gesamte Nation für den Kampf gegen den Klerus und die Fürsten zu gewinnen. Er vertrat die Interessen der Reichsritter und wollte ein mittelalterliches Kaiserreich schaffen, das sich auf die Ritter stützen sollte, was aber utopisch war, weil die Zeit des Rittertums historisch vorbei war. Als Ritter konnte er dem Volk, das von der Leibeigenschaft befreit werden wollte, nichts versprechen. Aber sein kämpferischer Geist und sein kühnes Auftreten halfen, das Nationalbewußtsein zu starken.

Huttens Gedichte, Reden, Aufrufe, offene Briefe und seine berühmte Dialoge sind von großer poetischer Schönheit. Sein „Gesprächsbüchlein" (1521) enthält einige Dialoge im Stil des altgriechischen Schriftstellers Lukian. Der bedeutendste davon ist der Dialog Huttens mit seinem Freund Ehrnholdeber die Laster der Geistlichkeit: „Vadiscus oder die R?mische Preifaltigkeit". In diesem politisch scharf geprägten Zwiegespräch behandelt der Dichter die Auspländerung des Landes durch den römischen Klerus. Hütten war der Begründer des Dialogs in der deutschen Literatur. In dem Gedicht „Ein neu Lied" erleutert er seinen Lieblingsspruch: „Ich hab's gewagt". Er war es auch, der einige der berühmten „Dunkelminnerbriefe" verfasste, mit denen eine Gruppe von Humanisten gegen die katholischen Geistlichen zu Felde zog.

Erasmus von Rotterdam war der hervorragendste Humanist Europas und wurde Haupt der europäischen Gelehrtenrepublik genannt. Obwohl er aus den Niederlanden stammte, spielte er eine große Rolle in der Entwicklung der deutschen Kultur. Er bereiste viele Länder, machte Bekanntschaften mit den berühmten Persönlichkeiten Europas, studierte und lebte in Frankreich, England, Italien. Er schrieb viele Bücher und Kommentare zu seinen Übersetzungen der Philosophen und Schriftsteller aus dem Griechischen ins Lateinische. Seine Erstausgabe des „Neuen Testaments" in griechischer Sprache war die Grundlage für Luthers Bibel Übersetzung. Rotterdam hat viel dazu beigetragen, die geistige Herrschaft der Kirche zu brechen und die Fesseln der feudalen Ideologie zu sprengen. Von seiner Feder zitterten Bischope und Könige 1500 hatte er die Sammlung antiker Redensarten und Lebensweisheiten „Adagia" herausgegeben, die ungewöhnlichen Erfolg hatte.

„Das Lob der Torheit" (1509) ist eine publizistische Satire, die nicht nur gegen die feudale Welt, sondern auch schon gegen die Habgier und den Egoismus der bürgerlichen Gesellschaftsschichten gerichtet ist. Im Vorwort wendet sich der Autor an seinen Freund, den englischen Humanisten, Thomas More und zugleich an den Leser mit der Bitte, man soll seine Satire richtig verstehen und dem Autor keine Vorwürfe machen, weil er menschliche Verbrechen tadelt, ohne auf Rang und Stand zu achten.

Das Buch ist als ein Monolog der Gattin der Torheit geschrieben, die sich selbst lobt. Diese Form des Eigenlobes stammt aus der Antike. Die Torheit oder Narrheit wird in der Dichtung des Mittelalters oft personifiziert, wie z. B. in Brands „Narrenschiff". Die Parodie von Rotterdam war eine Streitschrift zum Lob der Vernunft, eine Verteidigung des menschlichen Gedankens gegen die scholastische Dummheit. Der 1. Teil des Werkes ist humoristischer Art. Darin zeigt der Autor die Torheit als eine allgemeinmenschliche Erscheinung, die in der Natur des Menschen liegt. Der 2. Teil ist eine Beschreibung der verschiedensten Arten der Torheit, wobei auch ihre sozialen Wurzeln oft zum Vorschein kommen. Dieser Teil ist satirisch schärfer. Die Torheit beginnt von ihren Eltern und ihrer Geburt zu erzählen. Weiter spricht sie davon, dass die Großen der Welt sich für Geld loben lassen, obwohl dieses Lob nichts als Lüge ist. Die Torheit lobt sich bescheiden selbst. Rotterdam bedient sich häufig der Groteske des Paradoxes als Mittel der satirischen Darstellung, so z. B. sind Weisheitsnarren Esel, die das Fell eines Löwen tragen. Die Gefährten der Torheit sind: Eigenliebe, Schmeichelei, Vergeblichkeit, Arbeitsscheu, Sinneslust, Unvernunft, Genusssucht u.s.w. Das Leben wird als eine Komlödie bezeichnet, in der die Schönheit als Hässlichkeit, der Reichtum als Armut. Die Schande als Ruhm, die Gelehrsamkeit als Dummheit erscheint. Alles ist Schein in dieser Welt. Die Duldsamkeit der Menschen ist so groß, dass er scheint, als ob sie selbst an ihrem Elend schuld wären. Als der Mensch noch im Einvernehmen mit der Natur lebte, war er glücklicher. Er verspottet den Aberglauben und andere Laster, die von den Philistern gehegt und gepflegt werden, weil sie ihnen Nutzen bringen. Die weltlichen und geistlichen Herren leben in Wolllust, missbrauchen ihre Titel, das Vertrauen der Gläubigen, die Theologen nennt er wissenschaftliches Lumpengesindel. Die Kritik an den Missständen der Zeit wird immer mit Bezug auf die Antike gegeben. Durch die Kritik an einzelnen Personen und Missständen stellt er die gesamte feudale Welt blöd.

Rotterdam gehörte zur gemeigten bürgerlichen Richtung und stand dem politischen Streit der einzelnen feindlichen Gruppen fern. Als Luther die Reformation zu ersticken versuchte, wandte er sich von ihm ab. Er wies aber auch Hütten ab, als dieser in der Schweiz sich hilfesuchend an ihn wandte. Trotz dieser Beschränktheit hat Rotterdam viel für die Befreiung der Menschheit von den geistigen Fesseln des Mittelalters getan.