- •Verlag von s. Hirzel in leipzig
- •I. Das Chortitzaer Mennonitengebiet(1)
- •II. Das Neusatzer Kolonistengebiet(1)
- •III. Das Zьrichtaler Kolonistengebiet
- •IV. Das Molotschnaer Kolonistengebiet(1)
- •V. Das Molotschnaer Mennonitengebiet(1)
- •VI. Das Schwedengebiet(2)
- •VII. Das Mariupoler Kolonisten- und Mennonitengebiet(4)
- •VIII. Alt-Danzig
- •X. Rybalsk(3)
- •XI. Die Kolonie Neudanzig
VIII. Alt-Danzig
Abdruck des von J. Stach unter dem Titel "KurzgefaЯte
Ьbersicht der Grьndung und des Bestehens der Kolonie
Alt-Danzig" verцffentlichten Berichts aus: Jahrbuch
des "Landwirt" fьr das Jahr 1915, 3. Jg., Eugenfeld
(1914).
Im Spдtjahr 1786 sammelten sich mehr als 50 Familien aus dem Regierungsbezirk
Danzig im Kцnigreich PreuЯen unter dem ihnen vorgesetzten Herrn von Trop(6), der
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(1) Jakob von Kampen-Chortitza, der Nachfolger von Jakob Bartsch-Rosental,
verwaltete das Chortitzaer Gebiet in den Jahren 1838-41, vgl. Epp a.a.O. S.
119.
(2) Russischer Name: Sergejewka.
(3) 1857: 28 Wirtschaften (103 Mдnner) auf 1820 Desj. und 6 landlose Familien
(48 Mдnner), vgl. Klaus a.a.O. Beilage 2, S. 32.
(4) Ein Titularrat Franz Kirschner ьberwachte 1823 die Ansiedlung, vgl. die
obenerwдhnte Chronik von Grunau.
(5)
(6) = Georg von Trappe, vgl. S. 3 Anm. 3.
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sie begleitete. Es ging per Schiff ьber die Ostsee nach Riga, wo sie
ьberwinterten. Im nдchsten Frьhjahr ging's zu Lande mit Fuhrwerken bis in die
Stadt Krementschug. Hier trennten sie sich: eine Partie begab sich in die
Schwedenkolonie(1) und die andere nach Jelisawetgrad. 15 Werst von der Station
wurde ihnen durch Fьrst Potemkin(2) das Land angewiesen, auf welchem sie sich
ansiedelten. Durch Unfдhigkeit zur Arbeit, Todesfдlle(3), Armut, Ьppigkeit und
Verschwendung blieben viele mittellos, andere gingen zurьck in die Heimat oder
verliefen sich(4). SchlieЯlich blieben von 29 nur 19 Familien nach, die sich mit
Ackerbau beschдftigten. Im Jahre 1803 kamen wieder 10 Familien aus dem Kreise
Bitau in Hinterpommern an, welche vom Herrn Kontenius Erlaubnis bekamen, sich
hier anzusiedeln. Durch sie kam der Ackerbau erst recht in Bewegung. Sie hielten
auf Ordnung und hoben die vorhandene Unordnung auf. Sie haben mehr Hдuser
erbaut, auch ein kleines Bethaus, damit doch der Gottesdienst nicht ganz
vergessen wьrde.
Die Kolonie liegt an einem NebenfluЯ des Ingul, namens Zudaklee(5), welcher 7
Werst von der Kolonie entspringt und aus drei quellenreichen Tдlern gebildet
wird. An manchen Stellen bestehen die Ufer des Flusses zu beiden Seiten aus
harten Feldsteinen, die wie hohe Mauern emporragen. Aus ihnen quillt so viel
gutes, frisches Wasser, daЯ die Kolonie damit hinreichend versorgt ist. Eine
eintrдgliche Wassermьhle ist erbaut worden. Auf der der Kolonie
entgegengesetzten Seite ist ein kleines Wдldchen aus wilden Fruchtbдumen, Espen,
Weiden und drgl., welches aber nicht ihr gehцrt. Dagegen besitzt die Kolonie auf
ihrer Seite einen selbst angelegten Gemeindewald, welcher in ziemlich gutem
Wachstum steht. Da das Land unten felsig ist, so vertrocknen die Bдume hдufig in
dьrren Zeiten, auch liegt das Dorf auf einer Anhцhe, was ebenfalls ungьnstig auf
den Baumwuchs einwirkt. Doch eignet sich der gute, schwarze Grund vorzьglich zu
Vieh- und Schafzucht, sowie zum Getreide- und Kartoffelbau.
Zur Erinnerung an die alte Heimatstadt ist die Kolonie Danzig benannt worden.
Auf Verfьgung des Herrn Generals und Ritters von Insor(6) wurde jedoch von
jungen Ansiedlern aus Danzig am Ingulflusse, 35 Werst von Nikolajew(7),
Neu-Danzig(8) gegrьndet, worauf die alte Kolonie auf obrigkeitlichen Befehl den
Namen Alt-Danzig erhielt. Unsre Steppe war vor unserer Ansiedlung eine ganz
unbewohnte, wilde Gegend. Wir wuЯten auf ihr nichts anzufangen. Wir wohnten in
Erdhьtten, die wir uns erst selber erbauen muЯten. Als Handwerker verstanden wir
nichts von der Landwirtschaft, die Kronstagegelder waren verzehrt, ohne Hдuser,
________________
(1) Vgl. S. 163 Anm. 2.
(2) Vgl. S. 4 Anm. 5.
(3) Infolge einer auЯerordentlich hohen Sterblichkeit gab es 1800 in dieser
Kolonie nur 21 Familien (41 Mдnner), vgl. I PSZ Bd. 26, Nr. 19372.
(4) Contaenius (vgl. S. 9 Anm. 2 und I PSZ Bd. 26, Nr. 19372) berichtete, daЯ
1787 und 1788 von Trappe 510 Mдnner und 400 Frauen angeworben waren, davon
lieЯen sich 1800 nur 111 Mдnner und 97 Frauen in Alt-Schwedendorf, der
"Deutschen Kolonie", in der Krim und Cherson feststellen.
(5) = Sucakleja vgl. Semenov-Tjan-Sanskij a.a.O. Bd. 14, S. 385.
(6) = Inzow, vgl. S. 108 Anm. 3.
(7) Nikolajew wurde 1789 als Stadt begrьndet, vgl. Semenov a.a.O. Bd. 3, S. 467.
(8) Vgl. den Bericht S. 200 ff.
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ohne Dach, ohne Kenntnis der Landsprache in einem wildfremden Lande sind wir bei
hдufigen MiЯernten in den ersten Jahren oft der Verzweiflung nahe gekommen und
haben oft daran gedacht, uns an einem anderen Ort anzusiedeln(1). Doch es kamen
bessere Ernten, und unter der Leitung einer weisen Obrigkeit kehrte Wohlstand
und Ordnungsliebe ein. Gott sei es gedankt, daЯ die Jugend die Zeit des jetzigen
hochgeehrten Fьrsorgers Herrn Staatsrates E. v. Hahn erlebt hat. Baumanlagen und
viele sonstige nьtzliche Einrichtungen haben unter seiner Leitung die Kolonie
gehoben. Wдhrend frьher hier Unordnung herrschte und Saufereien den Wohlstand
untergruben und ein schlechtes, unkirchliches Leben die hiesigen Kolonisten
auszeichnete, werden jetzt die Gottesdienste fleiЯig besucht und gefцrdert. Im
Jahre 1844, am 12. Januar, erstand unter uns eine Erweckung, welche den grцЯten
Teil der Kolonisten erfaЯte. Sie bekehrten sich und lieЯen ab von ihrem
schlechten Lebenswandel. Saufen, Spielen und Liederlichkeit hat jetzt ein Ende
unter uns, und wenn sich dann und wann einer unter uns verfehlt hat, so wird er
vom Schulzenamte und anderen einsichtsvollen Mдnnern bestraft, damit Gottes Ehre
gefцrdert und der Wunsch der Obrigkeit besser erfьllt werde.
Schullehrer: Johann Ernst.
Schulz: B. Pritzkau.
Beisitzer: Wilhelm Pritzkau.
Johann Giedd.
IX. Josefstal(1a)
Abdruck des von J. Stach unter dem Titel "KurzgefaЯte
Ьbersicht der Grьndung und des Bestehens der Kolonie
Josefstal" verцffentlichten Berichts aus: Jahrbuch
des "Landwirt" fьr das Jahr 1915, 3. Jg., Eugenfeld
(1914).
Die Kolonie Josefstal wurde im Jahre 1789 durch den verstorbenen Gouverneur in
der neuerrichteten Gouvernementsstadt Jekaterinoslaw, Wirklichen Staatsrat
Kochowsky(2), gegrьndet. Bevor dies geschah, schickte er einige von den
neuangekommenen Kolonisten der zukьnftigen Kolonie nach Nikopol, 120 Werst von
Jekaterinoslaw am Dnjepr gelegen, um dort in der Umgegend zur Ansiedlung
taugliche Lдndereien auszusuchen(3). Sie kamen mit der Nachricht zurьck, daЯ das
dortige Land zu einer Niederlassung nicht geeignet sei. Als neue Ankцmmlinge
hatten sie natьrlich die Eigenschaft und Lage jenes Landes nicht zu beurteilen
verstanden. Darauf wurden sie hierher geschickt, wo es ihnen besser gefiel und
________________
(1) Mit Ausnahme von 7 Wirten waren die ьbrigen 1800 schon Ackerbauer, vgl. I
PSZ Bd. 26, Nr. 19372.
(1a) Russische Namen: Josifowka, Dolgoje, vgl. Semenov-Tjan-Sanskij a.a.O. Bd.
14, S 564.
(2) Gemeint ist Wasilij Wasiljewitsch Kochowskij (Kachowskij), der seit 1788
Gouverneur von Jekaterinoslaw war, vgl. ьber ihn V.A. Bilbasov:
Istoriceskie monografii (Historische Monographien), Bd. 3, Petersburg 1901,
S. 429 f.
(3) Wir finden hier wiederum das Bestreben der russischen Regierung, deutsche
Siedler an wichtigen Verkehrsmittelpunkten anzusetzen, denn bei Nikopol,
dem alten Nikitin Rog, fьhrte der Tschumakenweg aus der Krim ьber den
Dnepr. In der zweiten Hдlfte des 19. Jhs. entstanden hier viele
mennonitische Siedlungen auf Pachtland, vgl. Semenov a.a.O. Bd. 3, S. 476.
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wo auf Befehl des Staatsrats Kochowsky auch die Kolonie angelegt wurde. Zum Bau
von Hдusern wurde nicht sogleich geschritten. Da frьher hier eine Ansiedlung von
Griechen und Armeniern existiert hatte, wegen hдufiger Ьberschwemmungen aber
verlassen worden war, so wurden die zurьckgelassenen, bei der spдrlichen
Bevцlkerung nicht zum Verkauf gelangten Hдuser als Wohnungen benutzt(1). Erst im
Jahre 1796 wurde durch die Gouvernementsregierung den Kolonisten der Befehl
erteilt, Hдuser zu bauen, da das Holz dazu schon 1792 gekauft worden war.
Die Kolonie liegt an der rechten Seite des Samarflusses(2), welcher sich hier
mit dem kleinen FluЯ Kiltschin(3) vereinigt, die Wiesen der Kolonie durchzieht
und unweit des der Kolonie Josefstal(4) und Rybalsk(5) gehцrigen Igrener(6)
Holzhafens in den Dnjepr mьndet. Das Land dieser Kolonie liegt in einer von
einer Seite durch Sandhьgel umzogenen Niederung und ist 15 Werst von
Jekaterinoslaw und 12 Werst von der Kreisstadt Nowomoskowsk entfernt.
Das teils aus salzhaltigem Ton und Sand, teils aus Humuserde mit einer Unterlage
von Ton und Salpeter bestehende Land ist nicht besonders zum Ackerbau geeignet.
Das beste Mittel, diese verschiedenen Erdarten fьr das Gedeihen der Frucht
ergiebig zu machen, ist der Dung, welcher seit mehreren Jahren mit gutem Erfolg
angewendet wird. Um das bei den Sandhьgeln gelegene Land vor Flugsand zu
schьtzen, hat die Obrigkeit die Anpflanzung von Strдuchern vorgeschrieben. Der
grцЯere Teil der Wiesen steht gewцhnlich bis Anfang Juni unter Wasser und
liefert dann nur Schilf, Binsen und Farnkrдuter. Das Wachsen des Getreides und
der Gartenprodukte geht im Frьhling bei warmer, nasser Witterung rasch voran.
Wenn aber die Hitze kommt, so trocknet der Boden vollstдndig aus, und das
Wachstum steht still. In nassen Jahren gibt es auf den gedьngten Feldern gute
Ernten an Getreide und Gemьse. AuЯer Strauch und Weiden besitzt die Kolonie etwa
30 Dessjatinen Naturwaldung.
Aus Erkenntlichkeit fьr das entgegengebrachte Wohlwollen seitens des Wirklichen
Staatsrates Josef Kochowsky gaben die Kolonisten ihrem Dorfe den Namen Josefstal
und wollten ihm damit ein bleibendes Denkmal setzen(7).
Von den 100 aus der Stadt Danzig und Umgebung ausgewanderten Familien kamen nur
90 an Ort und Stelle an, zehn Familien waren auf der Reise und im Winterquartier
ausgestorben und auch die ьbrigen in ihrer Gliederzahl stark gelichtet. Diese
Familien bildeten die beiden Kolonien Josefstal und Rybalsk. Im Jahre 1801 kamen
________________
(1) 1786 wurde Jekaterinoslaw (= Nowomoskowsk) verlegt in die Nдhe der
Befestigung Bogorodickaja, vgl. Skalkovskij a.a.O. Teil I, S. 179.
(2) = Samara. Samar ist der volkstьmliche Name fьr die Kreisstadt Nowomoskowsk.
(3) = Kiltschen.
(4) Vgl. S. 199.
(5) Vgl. S. 199 f..
(6) Die Stadt Igren oder Ogren, gegr, 1850, liegt auf dem linken Dneprufer an
der HauptstraЯe, die aus dem Gouv. Poltawa nach Aleksandrowsk fьhrt. Hier
befand sich wohl auch der Holzhafen. Vgl. Semenov a.a.O. Bd. 3, S. 591.
(7) Hier scheint eine Verwechslung vorzuliegen. Der obenerwдhnte Gouverneur von
Jekaterinoslaw, der sich groЯe Verdienste um die Besiedlung des Gebiets
erwarb, hieЯ Vasilij Kachowskij. Es mag sein, daЯ die Kolonie nach Joseph
Baron von Igelstrцm benannt wurde, doch fehlen dafьr einstweilen nдhere
Anhaltspunkte.
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22 wьrttembergische Familien, die aber schon eine Zeit lang in Polen gewohnt
hatten, hier an, von welchen 17 in Rybalsk und 5 in Josefstal auf leeren Stellen
angesiedelt wurden. Die Kolonie Josefstal besteht jetzt aus 54 landbesitzenden
Wirten(1).
Die ersten Ansiedler kamen unter einer besonderen Abteilung im Jahre 1788
gemeinschaftlich mit den Mennoniten aus der Danziger Gegend nach RuЯland(2); sie
hatten auЯer ihren aus ihrer Mitte erwдhlten Aufsehern keine eigentlichen
Anfьhrer.
Infolge einer im Jahre 1788 erfolgten groЯen Ьberschwemmung verlieЯen die hier
wohnenden Griechen und Armenier ihren Moskowsk(3) oder auch Bogorodiza(4)
genannten Ort fьr immer. Daher fanden die Deutschen hier einige wenige
verfallene Hдuser vor, die sie sich notdьrftig zur Wohnung einrichteten und
siedelten sich allmдhlich an einer etwas hцher gelegenen Stelle in der Nдhe an.
Eines der vorgefundenen Hдuser war in einem besseren Zustande und wurde spдter
durch Reparatur zum Inspektionsgebдude eingerichtet. Es stand bis zum Jahre
1832.
AuЯer den tдglichen Nahrungsgeldern vom Auslande nach RuЯland und von der Krone
erbauten Hдusern haben die ersten Ansiedler noch 250 Rbl. als Unterstьtzung fьr
jede Familie erhalten(5). Die spдter angelangten Wьrttemberger haben die
Unterstьtzung nur als VorschuЯ erhalten und nach einer fьr sie festgesetzten
Frist zurьckzahlen mьssen. Das aus dem Ausland mitgebrachte Vermцgen bestand bei
den meisten wohl nur in einer Kiste Kleidungsstьcken, denn sie hatten als
Tagelцhner und arme Handwerker in ihrem Vaterland mit Not und Armut zu kдmpfen
gehabt. Wer auf der Reise noch etwas besaЯ, muЯte seinen Mitbrьdern in den
vielen Fдllen der Krankheit, Tod und Begrдbnis und anderen mit der Reise
verbundenen widrigen Umstдnden Hilfe leisten, so daЯ er schlieЯlich eben so arm
in's Land kam, wie die anderen.
Durch Feuersbrьnste hat die Kolonie wenig gelitten, um so mehr aber durch
Ьberschwemmungen. Im Jahre 1820 ьberschwemmte der FluЯ Samar(6) die
Getreidefelder und Gдrten, zum Teil auch die Wohnhдuser, im Jahr 1824 wieder die
Getreidefelder. Die Ьberschwemmung der Wiesen wiederholte sich mit wenigen
Ausnahmen jдhrlich und ist von so langer Dauer, daЯ spдter nicht mehr
ordentliches Futter wдchst. Das drьckendste Jahr der Ьberschwemmung war das Jahr
1845, wo das Dorf und das Ackerfeld einem See glich und das Wasser mit einer
Schnelligkeit stieg, daЯ die Bewohner sich auf den Hьgeln fremder Marken, auf
den Sandbergen des eigenen Landes und in der nдchsten Kolonie Rybalsk bergen
muЯten. Der erlittene Schaden war groЯ, doch ist durch Gottes Gnade kein Mensch
dabei zu Grunde gegangen. Die Ursache dieser Ьberschwemmungen ist darin zu
suchen, daЯ bei eintretendem hohen Wasserstand der Dnjepr aus seinem Bett tritt
und gegen die Samar anflieЯt wodurch das Wasser in die ungeschьtzte Ebene des
Kolonielandes getrieben wird.
________________
(1) 1857: 54 Wirtschaften (254 Mдnner) auf 1783 Desj und 35 landlose Familien
(241 Mдnner), vgl. Klaus a.a.O. Beilage 2, S. 31. Wichtige Angaben ьber
diese Kolonie enthдlt auch I PSZ Bd. 26, Nr. 19372 (Bericht des Contaenius).
(2) Vgl. S. 1 ff.
(3) Jekaterinoslaw I (Moskowsk) war bis 1786 Gouvernementsstadt, vgl. S. 197
Anm. 1, und Semenov a.a.O. Bd. 3, S. 529.
(4) Die Befestigung Bogorodica lag wohl nцrdlicher, vgl. Skalkovskij a.a.O. Teil
I, S. 179.
(5) Ьber die den Kolonisten gewдhrten Unterstьtzungen vgl. Bilbasov a.a.O. Bd.
3, S. 464.
(6) = Samara.
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Epidemische Krankheiten haben in dieser Kolonie nie geherrscht. MiЯernten waren
1820, 1824, 1833 und 1834.
Da die Kolonisten von Haus aus vom Ackerbau nichts verstanden, so hatten sie am
Anfang keinen leichten Stand. Dennoch gab sich alt und jung die grцЯte Mьhe, um
in der Kultur des Acker- und Gemьsebaues mit den anderen Ansiedlern gleichen
Schritt zu halten. In dem hochseligen Herrn Wirklichen Staatsrat Kontenius(1)
fanden sie einen zuverlдssigen Ratgeber. Er sann auf Mittel, um den Wohlstand
der Kolonie zu heben und ihre Zukunft zu sichern. Es wurden von ihm
Gartensдmereien fьr die Kolonisten angekauft, deren Gewдchse in der nahen
Gouvernementsstadt Jekaterinoslaw guten Absatz fanden und das Einkommen der
Kolonie steigerte. Auch die Einfьhrung und Verfeinerung der spanischen Schafe
ist ihm zuzuschreiben. Als die Kolonie in eine schwierige Lage versetzt war
durch das Ьberhandnehmen des Flugsandes, wodurch ein Teil der Viehweide auf den
erwдhnten Sandbergen ganz unbrauchbar wurde, so gab unsere jetzige Obrigkeit die
Erlaubnis, aus den Gemeindeeinkьnften bei dem Gutsbesitzer Klewzow(2) Land zu
pachten, und wenn die Gemeinde auch spдter 3000 Rubel banko Landpacht zu zahlen
hatte, so war doch der erzielte Gewinn stets ein solcher, daЯ sie in
wirtschaftlicher Hinsicht stets gefцrdert wurde.
Josefstal, den 8. Mai 1848.
Schulz: Michael Eisfeldt.
Beisitzer: Johann Jantzen.
Christian Gцbel.
(Verfasser) Schullehrer: Johann Schreitel.