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Быховец, Луценко.doc
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Ostdeutsche über Westdeutsche

Sie wollen uns nicht mehr“

Antworten von Ostdeutschen auf die Frage des Emnid-Instituts nach ihrem „negativsten Eindruck“ von Westdeutschen:

Jetzt gehen alle auf Distanz – Können uns nicht nachfühlen, wie wir gelebt haben – Bis zur Wende waren wir Schwestern und Brüder, nach der Wende sind das Fremdworte.

Sehen selten, dass sie auch von uns auf einigen Gebieten etwas lernen können – Sie wenden sich wegen ihres Wohlstandes von uns ab – Der Gemeinschaftsgeist ist unterentwickelt – Rücksichtslose Kraftfahrer, parken überall, wo man es nicht soll.

Ihre Kenntnisse über die ehemalige DDR sind sehr gering und zum Teil verzerrt, dadurch entsteht viel Überheblichkeit.

Sie denken, ihnen gehört die Welt, die ehemaligen DDR-Bürger werden fast wie Ausländer behandelt. Aber ich kann doch nichts dafür, dass ich in der DDR geboren wurde.

Sie können nicht verstehen, dass wir einfachen Arbeiter auch unter primitivsten Bedingungen fleißig gearbeitet haben und dass bei uns trotzdem alles liederlich ist.

[…]

Die Bürokratie ist noch schlimmer als bei uns – Schwatzen einem alles auf – Pauschale Urteile – Viele kennen keine Verwandtschaft mehr.

Großkotziges Auftreten im Rudel – Reden viel und können nicht zuhören – Leichtlebig – Die Bezeichnung Ossi und Wessi – Die Straßenhändler – Das Geld wird uns ganz schön aus der Tasche gezogen.

Zu raffig – Sie wollen uns nicht mehr – Hohes Selbstbewusstsein täuscht mehr Bildung vor, als bei den meisten vorhanden ist – Ziehen unsere Geschichte total ins Negative, obwohl sie viel zuwenig über unser Alltagsleben wissen.

Der Neid, dass wir mit zur BRD gehören sollen – Versicherungen versuchen, uns über den Tisch zu ziehen – Überheblich, kochen aber auch nur mit Wasser – Arroganz im Arbeitsbereich – Manche geben ganz schön an.

Schnelles Fahren auf den Straßen – Fühlen sich wertvoller – Legen wenig Wert auf schöne menschliche Beziehungen – Hektisch im Beruf, bürokratisch, egoistisch.

[…]

Das Auseinanderklaffen von Sein und Schein, manchmal eklatant – Sie versuchen, aus der Unwissenheit vieler Bürger Kapital für sich herauszuschinden – Dass ein Mann gesagt hat, die Mauer müsste noch viel höher gebaut werden – Pfennigfuchserei – Skrupellos – Ich habe sehr viele Jugendliche auf Bahnhöfen und Straßen rumgammeln gesehen – Händler sind zu aufdringlich und verkaufen zu Überpreisen – Müssten sensibler sein – Zu sehr beschäftigt.

Die ewige Besserwisserei – Vorwiegend Materialisten – Jeder lebt zuerst für sich – Wenn’s ums Geld geht, hört die Mitmenschlichkeit auf – Zu sehr mit der Karriere beschäftigt – Ein Teil hat unwahrscheinliche Arroganz – Geldorientierte Denk- und Handlungsweisen – Geschäftemacher sind skrupellos.

Reißen alles an sich, machen alles kaputt – Sehr viele sind ständig bemüht, sich darzustellen – Besonders Jugendliche treten oft anmaßend auf – Haben nichts übrig für uns.

Der Spiegel

31/1991

Westdeutsche über Ostdeutsche

Gut leben, ohne viel zu tun“

Antworten von Westdeutschen auf die Frage des Emnid-Instituts nach ihrem „negativsten Eindruck“ von Ostdeutschen:

Sie verlangen einfach zuviel – […] Sie sind ängstlich – Obrigkeitshörigkeit.

Die versuchen, alles zu reparieren, auch dann, wenn das neue Teil billiger wäre.

Haben zu sehr umgeschwenkt, vom phlegmatischen Verhalten zu überkritischen und ungeduldigen Erwartungen.

Etwas ratlos, lassen sich manchmal übers Ohr hauen, könnten etwas sauberer sein.

Sie meinen, ein Recht darauf zu haben, so gut leben zu können wie wir, ohne viel dafür zu tun. Denn sie meinen, wir müssten eine Schuld abtragen, sie machen uns dafür verantwortlich, dass sie 40 Jahre schlimme Verhältnisse ertragen mussten.

Viele glauben, dass im Westen alles Gold ist, was glänzt – Die hässliche Sprache (Dialekt der Sachsen) – Viele sind so passiv.

Die Menschen sind in jeder Beziehung unberechenbar, wissen nicht mehr, wo es langgeht, und versuchen, uns das Geld aus der Tasche zu ziehen. Deshalb: Die Mauer sollte wieder gebaut werden!

Maßlose Forderungen im Sozialbereich – Sie werden mit ihrer neuen Situation nicht fertig – Sozialistisch arbeiten, kapitalistisch leben – Unsicher und dadurch ungeduldig – Die materiellen Forderungen werden immer größer.

Altmodisch – […]

Schlechte Kleidung – Schlechte Autofahrer (rücksichtslos, rasant) – Ostbürger sind oft zu gutgläubig.

Viele meinen, was bei uns in 40 Jahren geschafft wurde, müsste bei ihnen in einem Jahr geschehen – Nur Ansprüche – Die Menschen sollten mehr Eigeninitiative entwickeln, zum Beispiel bei der Instandhaltung von Häusern und Gärten.

Zwar sind sie ungeduldig, doch das ist menschlich verständlich – Die verdrückte Art finde ich nicht gut, die meinen nicht, was sie sagen – Es herrscht fürchterliche Unselbständigkeit. […]

Es sind arme Teufel – Die Menschen sind verschüchtert, man bringt ihnen zuwenig Verständnis entgegen – Nur noch die D-Mark ist wichtig, von der wiedererreichten Freiheit redet fast keiner mehr – Die wollen alles sofort von uns, als wären wir dazu verpflichtet – Entwickeln keinen Ehrgeiz.

Das sind scheiβ Leute – Sehr zurückhaltend bei eigenen Entscheidungen – Sie wollen bedauert werden – Das Negative an ihnen ist, dass das Wort “Danke” nicht über ihre Lippen kommt – Kaum imstande, etwas allein zu unternehmen.

Wohlstand soll über Nacht kommen, keine eigene Initiative, Staat soll es machen.

Viele sind resigniert und ratlos – Viele nörgeln zu Unrecht – Könnten etwas bescheidener sein – Noch ausländerfeindlicher als die Westdeutschen.

Klappt etwas nicht, dann schreien sie: ”Ihr habt das so gewollt, jetzt helft uns auch.” Nur nicht aus eigener Kraft. Wenn die sich früher aufgelehnt hätten, wäre die Misere früher vorbei gewesen. Opfer müssen auch die “drüben” bringen, nicht nur wir!

Der Spiegel

31/1991

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