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Buddenbrooks im Kino
Thomas Manns Lübecker Familiengeschichte ist wieder verfilmt worden. Eine Rezension von Sebastian Stumpf.
Thomas Manns Roman „Buddenbrocks“ ist von Heinrich Breloer
detailgetreu verfilmt worden. | Foto: Hermann J. Knippertz/ AP
Thomas Mann war erst 26 Jahre alt, als er 1901 die „Buddenbrooks“ veröffentlichte. Es war sein erster Roman, aber auch sein erstes Meisterwerk. 28 Jahre später erhielt er dafür den Nobelpreis. Das Buch ist eine Art Autobiographie. Es spielt im 19. Jahrhundert und schildert den langsamen Untergang der sehr reichen Lübecker Kaufmannsfamilie Buddenbrook. Mit jeder Generation wird die mächtige Familie etwas schwächer und dekadenter. Am Ende werden die Buddenbrooks von modernen Kapitalisten ersetzt und sterben buchstäblich aus.
Auch Thomas Mann kam aus einer reichen und vornehmen Kaufmannsfamilie, aber er und sein Bruder Heinrich interessierten sich nicht für Geld, sondern für Kunst. Beide wurden berühmte Schriftsteller, aber das war für die Lübecker Kaufleute keine akzeptable Arbeit. Dieser Konflikt bereitete Thomas Mann große seelische psychische Probleme.
Der Roman „Buddenbrooks“ ist nun das vierte Mal verfilmt worden, aber niemand hat sich dabei soviel Mühe gegeben wie jetzt Heinrich Breloer. Viele Szenen wurden in der schönen Hansestadt Lübeck an der Ostsee gedreht. Für die 16 Millionen Euro teure Produktion wurden extra ganze Häuser und Straßen umgebaut. Verkehrsschilder wurden abgeschraubt und es wurde sogar ein Kopfsteinpflaster aus Plastik ausgerollt, damit die Stadt genauso aussieht wie im Jahre 1880. Auch die Schauspieler sollen ins Bild passen und deshalb wurden extra 3000 authentische Kostüme geschneidert. So wird der Kinobesuch zur Zeitreise.
Allerdings gibt es kein großes Kino ohne ein paar richtige Stars. Deshalb hat Breloer auch die beiden deutschen Publikumslieblinge Armin Müller-Stahl und Jessica Schwarz engagiert. Schwarz spielt die naive Tony Buddenbrook, die von ihrem Vater Jean (Johann) zu einer katastrophalen Heirat gezwungen wird – und somit das Schicksal der Familie beschleunigt. Die Rolle steht ihr sehr gut.
Armin Mueller-Stahl spielt den Patriarchen Jean Buddenbrook. Das Publikum ist begeistert vom Charisma des mittlerweile fast 80 Jahre alten Genies, das schon immer alles besser konnte. Als Jugendlicher war er ein berühmter Geiger, dann machte er in der DDR als Schauspieler Karriere. Zuletzt landete er in Hollywood und wurde mit Filmen wie „Avalon“ (1990) und „Shine“ (1996) zum Weltstar.
Mit Breloer hat Mueller-Stahl bereits für den Dokumentarfilm „Die Manns“ zusammengearbeitet, also gibt es kein besseres Team für dieses Thema. Breloer, der vorher noch nie einen Spielfilm gedreht hat, hat aus den „Buddenbrooks“ einen Kostümfilm gemacht, der ein perfektes Bild von der damaligen Zeit gibt. Als Zuschauer fühlt man sich zweieinhalb Stunden lang mitten im Leben des 19. Jahrhunderts in der Hansestadt Lübeck.
Presse und Sprache
Februar 2009