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Быховец, Луценко.doc
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29.08.2019
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Die große Cats-Familie –

Von Katerstimmung keine Spur Blick hinter die Kulissen des Hamburger Operettenhauses

Die meisten Kritiker in Hamburg gaben dem Stück auf Dauer keine Chance. Eine bunte Show ohne Tiefgang, eine allzu gefällige Musik, dazu eine Story, in der Menschen sich als Tiere verkleiden – so etwas kann nur ein Flop werden, hieß es nach der Premiere, in einigen Wochen spiele das Spektakel vor leeren Rängen.

Das war vor elf Jahren. Das Publikum sah alles ganz anders. Das Stück wurde gegen alle Prognosen zum Dauerbrenner, lukrative Einnahmequelle für die Produktionsgesellschaft Stella und ihre Investoren, touristische Attraktion für die Hansestadt und offenbar nicht endenwollendes Vergnügen für Zuschauer und Darsteller. Hinter den Kulissen der Bühnen Müllkippe, Schauplatz der Handlung, existiert eine ganz eigene Atmosphäre, wirkt ein Ensemble, das mehr ist als eine zufällige Ansammlung von bezahlten Akteuren, deren Gemeinsamkeit allein der abendliche Auftritt im Musical ist. Obwohl das Stück en suite läuft, bleiben viele Künstler über Jahre dabei und bringen die Show ohne Ermüdungserscheinungen über die Bühne.

Kristi Mancini aus New York beispielsweise ist seit dreieinhalb Jahren Mitglied des Cats-Ensembles, und ihre Begeisterung wirkt nicht nur gespielt. Japheth Myers kehrte nach anderweitigen Engagements bereits zum fünften Mal zurück. Die Entscheidung, sich allabendlich in eine Katze zu verwandeln, hat ganz offensichtlich etwas Verbindendes. Das Cats-Ensemble ist über die Jahre ein Team geworden, eine Familie, und das, obwohl die Zusammensetzung ständig wechselt und multinationaler nicht sein könnte. Die Darsteller kommen zuweilen aus 22 verschiedenen Ländern.

Diese Internationalität ist es, die die Schauspieler zusammenschweißt. Die meisten haben weder Freunde noch Familie in Hamburg, sie finden ihre Kontakte im Theater.

SÄMTLICHE Darsteller bleiben in der Anonymität – sie treten nicht als Kristi Mancini, Charles Fornara, Japheth Myers, Rohan Tickel, Enrique Segura oder Bronwyn Mulcahy auf, sondern in ihrer Rolle als Rumpleteazer, Old Deuteronomy, Skimble-shanks, Bustopher Mürr, Mungojerry oder Grizzabella. In Cats gibt es keine Einzelstars, hier gibt es nur die große Katzengesellschaft, die gemeinsam feiert. Das Publikum, so scheint es, ist nur zufälliger Beobachter der Szene. Eine Konstellation, die den Faktor Neid in der Truppe minimiert.

Aber da ist noch etwas. Die Darsteller des Musicals müssen nicht nur synchron singen und tanzen und sich allesamt als Katzen schminken, sondern sich auch einen ganz eigenen, katzenartigen Bewegungskanon aneignen, den keine Ballett- oder Musicalschule im Programm hat. Schließlich gilt es, das schnurrige Katzenidyll glaubhaft zu machen. Da wird gefaucht, stolziert, gedöst, gesprungen, geschlichen, geschmust und gekratzt. „Es ist wie eine Fremdsprache, die man erlernen muss“, meint Charles Fronara, Opernsänger, der statischen Opernrollen müde.

Zweimal im Jahr ist Besetzungswechsel bei Cats. Gerade sind 22 neue Darsteller in die Katzenclique aufgenommen worden. Zum Start gibt es einen Blumenstrauß und zum Abschied auch. Zum elften Geburtstag von Cats kamen ehemalige Darsteller aus ganz Europa und feierten mit. Die Familienanhänglichkeit bleibt. Das Spannende an der Crew, so Corinna Druve, sei die Unterschiedlichkeit der Mitglieder. Da gibt es Sänger, klassische Tänzer, Sänger-Tänzer, Tänzer-Sänger und Akrobaten. Alle gemeinsam müssen nicht nur Text, Musik und Choreographie, sondern auch das Katzenlatein von Grund auf lernen.

Familiensinn gibt es auch im Zuschauerraum. Viele Besucher können von ihren Katzen nicht lassen, sie kommen immer wieder. Der treueste Fan des Spektakels ist Wolfgang Biskop aus Hamburg. Er sah die Show bisher mehr als 300mal.

Die Welt

15.5.1997

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