[Wolfgang_J._Kox,_Claudia_D._Spies]_Check-up_Ans(BookFi.org)
.pdfA-6 · Standards in der Herzchirurgie
Bei Entwicklung eines Low-output-Syndroms rechtzeitig einen erfahrenen Kardioanästhesisten zu Hilfe holen
Nach Stabilisierung des Kreislaufs 2. Gabe des Antibiotikums
Bei Gerinnungsproblemen: Hemochron Junior II > 130: Nachprotaminisieren (3000–5000 IE Protamin, CAVE: zuviel Protamin erzeugt Gerinnungs-
hemmung), evtl. DDAVP (Minirin) 0,3 g/kgKG als Kurzinfusion (sinnvoll bei ASS-induzierter Gerinnungsstörung). CAVE: erhöhtes Risiko perioperativer Infarkte, TK können notwendig werden
(möglichst vorher Minirin-Wirkung abwarten)
Transport auf Intensivstation mindestens mit arterieller Druckmessung, Beatmung mit möglichst < 100% O2
Lage der Thoraxdrainagen dokumentieren
Kritische Momente
Bei AS und LV-Hypertrophie: Adrenalin zurückhaltend verwenden (diastolische Relaxationsstörung)! Praktisch immer ist die Therapie der Wahl die Vorlastoptimierung (Volumen) + Nachlastsenkung + Verbesserung der diastolischen Funktion (PDE IIIHemmer), Monitoring mittels TEE äußerst sinnvoll
Bei AI: Adrenalin kann primär wegen bekannter schlechter Kontraktilität notwendig werden. Hier kann es hilfreich sein, Enoximon bereits während HLM zu geben
Liegen keine begleitenden Koronarstenosen vor, kann ein MAD von 50–60 mmHg toleriert werden
Besonderheiten
Laborkontrollen:
–Nach Einleitung (BGA, Laktat, Blutzucker)
–Nach Heparinisierung (ACT-Kontrolle)
–Nach Herz-Lungen-Maschinen-Abgang (BGA, Laktat, Blutzucker, ACT+)
Bei PAK: HZV-Messung nach Einleitung, nach Herz-Lungen-Maschinen-Abgang und nach Thoraxverschluss
TEE: Beurteilung der linksventrikulären Funktion und Klappenkompetenz, Ausschluss relevanter subvalvulärer Stenose
107 A-6.3
Vorsicht vor zuviel Volumen, v. a. bei Linksherzinsuffizienz. Dies kann zur Dilatation des Vorhofs und des Ventrikels führen mit konsekutiven Rhythmusstörungen (Verlust des Sinusrhythmus) und/oder AV-Klappeninsuffizienzen
MAT: Cellsaver einsetzen und Blut waschen, wenn
a)in der HLM die Restmenge zu groß zur raschen Retransfusion ist,
b)jegliche Restheparinisierung vermieden werden soll.
Pacemaker-Elektroden wären generell wünschenswert als sequenzielles Vorhof-Kammer-Pacing. Sie erübrigen sich bei vorbestehendem Vorhofflimmern. Der Pacemaker sollte intraoperativ überprüft werden
Patienten mit präoperativer LVEF < 30% oder LVEDP O 20 erhalten einen Pulmonaliskatheter
(PAK). Ein konventioneller PAK zur Bolus-HZV- Messung kann ausreichen, ansonsten gilt die Priorität: kontinuierliches SvO2 ist wichtiger als kontinuierliches HZV
Patienten mit bekanntem Low-output-Syndrom und/oder pulmonalem Hochdruck können von Enoximon bereits zum Ende der HLM profitieren (0,5 mg/kgKG). Bei solchen Patienten unbedingt mindestens Adrenalin in der Verdünnung 1 mg/ 100 ml bereithalten, wenn möglich bereits einen Perfusor (3 mg/50 ml). Diese Konzentration ermöglicht bei üblicher Dosierung noch eine ausreichend hohe Flussrate des Medikamentes durch den Perfusor (>3 ml/h)
Postoperatives Management
Überwachung: Standardmonitoring auf ITS, inkl. invasiver Druckmessung, regelmäßige BGA-Kon- trollen
Engmaschige Überwachung der Drainagen
CAVE
Pneumothorax, SIRS, Nachblutung.
Thoraxröntgenkontrollen
EKGund Enzymverlauf
Anästhesie
108 A-6.4 · Mitralklappenrekonstruktion/-ersatz (MKR/MKE)
A-6.4 Mitralklappenrekonstruktion/-ersatz (MKR/MKE)
J. P. Braun, J. Große, U. Döpfmer, V. Hegmann
Checkliste
ITN: oral |
ART |
ZVK (8,5 F) |
PVK: 14 G |
W-Matte |
Cellsaver |
DK (m. Temp.) |
Schleuse (8,5 F) |
PAK |
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Prämedikation: nach Standard; meistens ältere Patienten
Folgende Befunde sollten vorliegen: EKG, Echokardiographie, Thoraxröntgenaufnahme, Lungenfunktionstest (wenn klinische Hinweise), Labor (kleines Blutbild, Gerinnung, Elektrolyte, Kreatinin, Harnstoff, kapilläre oder arterielle BGA), bei klinischem Hinweis oder Alter > 60 Jahre: extrakranielle Dopplersonographie oder Duplexsonographie
Besonderheiten
Mitralklappenrekonstruktion mit unterschiedlichen Techniken
Klappenersatz durch mechanisches oder biologisches Implantat
Indikationen: Mitralstenosen (MS) und -insuffi- zienzen (MI). Bei Klappeninsuffizienz häufig Myokarddilatation, großes LV-Lumen ohne Wandhypertrophie, mäßig gute Kontraktilität, die LVEF wegen Regurgitation nicht korrekt abschätzbar, häufig nicht kardiovertierbare absolute Arrhythmie
Tachykardien sollten vermieden werden, v. a. bei Mitralstenosen wegen der schlechten diastolischen Füllung des LV
Atemtraining sollte bereits präoperativ begonnen sein (Triflow)
Antikoagulanzientherapie: z. B. ADP-Hemmer wie Clopidogrel sollten, sofern es das koronare Risiko erlaubt, 5–7 Tage präoperativ abgesetzt werden
ASS, Cumarine, niedermolekulares Heparin: auf hämostaseologische Anamnese achten, bei positiver Blutungsanamnese hämostaseologisches Konsil
kurz wirksame GPIIb/IIIa-Hemmer wie Tirofiban und Eptifibatid erfordern in der Regel keine Transfusion von Thrombozyten
Bei der präoperativen Aufklärung beachten: auf Gabe von Fremdblut, postoperative Intensivstation und Gefäß-/Nervenschäden hinweisen. In der Regel intensivstationärer Aufenthalt nötig. In Absprache auch Verlegung auf Intermediate-Care Unit nach Post-Anesthetic-Care Unit (PACU) möglich.
Vorbereitung im OP
Material
Periphervenöse Zugänge (14 G/16 G) |
Steriler Tisch für Arterie und ZVK |
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Magill-Tubus (7,5–8,5 mm Innendurchmesser) |
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Externe Defi-Klebeelektroden bei Wiederholungsein- |
ZVK 4-Lumen 8,5 F |
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griff, rhythmusinstabilen Patienten oder EF < 30% |
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Katheter für arterielle Druckmessung |
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Pulmonaliskatheter |
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(18 G Männer, 20 G Frauen für A. radialis) |
Pacemaker (DDD oder VVI) in Bereitschaft |
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Schleuse (9 F Männer, 8,5 F Frauen) |
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Defibrillator in Bereitschaft |
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Blasenkatheter mit Temperaturmessung |
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Cellsaver (zunächst nur Sammelreservoir) |
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Thoraxdrainagen |
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TEE |
Druckaufnehmer für invasive Druckmessung, ZVD
109 A-6.4
A-6 · Standards in der Herzchirurgie
Medikamente
NaCl 0,9% 10 ml
Atropin 0,5 mg/ml
Midazolam 10 mg/10 ml
Fentanyl 0,5 mg/10 ml
Fentanylperfusor 2,5 mg/50 ml
Etomidate 20 mg/10 ml
Pancuronium 12 mg/12 ml oder Cis-Atracurium
Lidocain 1% zur Lokalanästhesie für Arterie
Aprotinin (Trasylol) 1,5 Mio. KIE
Dopaminperfusor 250 mg/50 ml
Nitroglycerinperfusor 20 mg/50 ml
Vollelektrolytlösung
1,5 g Cefuroxim in 100 ml
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20 mg/20 ml bei Niereninsuffizienz |
Blut und Blutprodukte |
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Cafedrin-1HCl 200 mg, Theodrenalin-HCl 10 mg |
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Erythrozytenkonzentrate: 2 |
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(=1 Amp. Akrinor) auf 10 ml |
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bei unauffälliger Anamnese und Gerinnung |
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1 g Calcium/10 ml |
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FFP-Einheiten: bei Bedarf |
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Heparin 25 000 IE/5 ml |
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Thrombozytenkonzentrate: bei Bedarf |
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Protamin 25 000 IE auf 5 ml
(vor Verwendung mit 100 ml NaCl verdünnen)
Monitoring
Standardmonitoring
Invasive Druckmessung, ZVD, Temperaturmessung
TEE (Pulmonaliskatheter: PAP, HZV, SvO2)
Narkoseeinleitung – Anästhesiebeginn
Anschluss des Monitorings
Periphervenöser Zugang
Infusionsbeginn
Kanülierung der A. radialis an der nicht dominanten Hand in Lokalanästhesie mit Lidocain 1% (bei schlechten Verhältnissen auch A. femoralis möglich, wenn keine pAVK vorliegt, dann langen Katheter)
Einleitung
Fentanyl 1–4 g/kgKG
Midazolam 0,02–0,04 mg/kgKG
Etomidate 0,2–0,3 mg/kgKG
Pancuronium 0,1 mg/kgKG (bei Niereninsuffizienz: Cis-Atracurium 0,15 mg/kgKG)
Warten auf Blutdruckund Frequenzentwicklung: Gabe von Akrinorverdünnung 2-ml-weise, Ziel ist MAP > 60 mmHg
Bei Mitralstenose Tachykardien vermeiden, bei MI Bradykardien vermeiden
Nach Kreislaufstabilisierung weitere Gabe von Fentanyl bis mindestens 7–10 g/kgKG vor Intubation (maximale Wirkung nach ca. 4 min)
Fentanylperfusor auf 0,5–1 mg/h
ZVKund Schleusenanlage bevorzugt in die rechte V. jugularis interna als Doppelpunktion
Anlage des Blasenkatheters
Augenschutz
Einführen der TEE-Sonde
Gabe des Antibiotikums
Anschluss des Dopaminperfusors (Dosierung nach Kreislaufsituation) an den ZVK
Anschluss des Nitroperfusors (Dosierung nach Kreislaufsituation) an den ZVK (getrennte Schenkel)
Ausgangs-BGA und Dokumentation von HZV, SvO2, und PAP-Werten
Lagerung
Rückenlage mit leichter Oberkörperhochlage: Sternum sollte waagerecht sein, Kopf etwas abknicken, angehobene Beine (Füße in Brusthöhe), Arme angelegt mit gesicherten Zugängen, Knieund Fersenrolle, Kopfunterlage (Silikonring)
Narkoseführung
Beatmung
FIO2: 0,5 und Luft-Sauerstoff-Gemisch
PEEP: 5 mmHg
Druckkontrollierte Beatmung
Normoventilation nach BGA
Narkoseführung
Fentanylperfusor 0,5–1,0 mg/h
Isofluran 0,5–1,5 Vol.-% (nach Bedarf)
Anästhesie
110 A-6.4 · Mitralklappenrekonstruktion/-ersatz (MKR/MKE)
Midazolam während des Anschlusses an die HLM repetieren, falls der Einsatz von volatilen Anästhetika nicht möglich ist (Repetitionsdosen von 0,02–0,04 mg/kgKG alle 30–60 min
Weitere Relaxierung nach Bedarf (vor Anschluss an HLM)
Zur Sternotomie mit der nichtoszillierenden Säge wird der Tubus kurz diskonnektiert (Gefahr der Lungenverletzung).
Nach Sternotomie und nach Rücksprache mit dem Operateur:
Gabe von Aprotinin – Trasylol (1,5 Mio. IE) grundsätzlich periphervenös, bei Wiederholungseingriffen vorher intrakutane Allergietestung
Gabe von Heparin 300–400 IE/kgKG, 5 min später die ACT+ bestimmen. Ziel: > 410 s. Eventuell ist eine Nachinjektion von Heparin notwendig. Bei Überschreiten einer Gesamtdosis von 600 IE/kgKG und noch nicht ausreichender ACT-Zeit die Gabe von AT III erwägen
Bis zum Anschluss an die HLM sollte der Blutdruck systolisch 100–110 mmHg nicht überschreiten
Zur Kanülierung der Aorta sollte der systolische Druck zwischen 90 und 100 mmHg liegen. Steuerung des Drucks durch Vertiefung der Narkose mit Isofluran oder Gabe von Nitro i.v.
Nachdem die HLM einen Fluss von 2,5 l/m2/min erreicht hat, beenden der Beatmung in Rücksprache mit dem Operateur
Kritische Momente
Abgang von der Herz-Lungen-Maschine
Nach Aorten-Declamping Beatmung einschalten, vorher Lunge blähen mit Blickkontakt über das Operationstuch und Rücksprache mit Operateur
Beurteilung der Klappenfunktion und der intrakardialen Restluftmenge mittels TEE
Nach HML-Abgang: Protamin (Initialdosis: Heparindosis + 5000 IE) langsam über mindestens
10 min periphervenös infundieren, nach der Hälfte der Dosis Operateur und Kardiotechniker informieren, damit der Sauger der HLM abgeschaltet wird
Kreislauf zunächst mit Dopamin und Nitro stützen, gelegentlich Low-output-Syndrom, daher Katecholamine notwendig (Adrenalinbolus initial nicht über
5 g), dann nach Wirkung dosieren, wenn sehr häufige Bolusgaben notwendig: kontinuierlich (Perfusor mit 3 oder 5 mg/50 ml) beginnend mit 0,05–0,1 mg/kgKG/min
Tachykardien >130/min unbedingt therapieren, z. B. mit Esmolol (CAVE: nicht über 5 mg initial), evtl. später auf Metoprolol (fraktionierte Gaben von
1 mg) umsteigen (CAVE: Blutdruckabfall), STStreckenanalyse beobachten, bei hämodynamisch relevanten Rhythmusstörungen zunächst Kalium normalisieren. Bei Persistenz bis 2 g Magnesiumsulfat und, wenn notwendig, Amiodaron (5 mg/ kgKG i.v.) oder Lidocain (1,5 mg/kgKG i.v.). Bei tachykarden Störungen kardiovertieren (intern: 20 J, extern: 200 J initial); neu aufgetretenes Vorhofflimmern sollte nach Normalisierung des Kaliumspiegels kardiovertiert werden
Fentanylperfusor abschalten (bis Operationsende vergehen noch ca. 30–45 min), Narkose mit volatilem Anästhetikum fortführen
Systolischer Blutdruck nicht über 120 mmHg
Liegen keine begleitenden Koronarstenosen vor, sollte ein MAD von 50–60 mmHg toleriert werden können
Wenn Herzfrequenz < 70, Indikation für Pacemaker mit Operateur besprechen
Nach Stabilisierung des Kreislaufs: 2. Gabe des Antibiotikums
Bei Gerinnungsproblemen: Hemochron Junior II > 130: Nachprotaminisieren (3000–5000 IE Protamin, CAVE: zuviel Protamin erzeugt Gerinnungs-
hemmung), evtl. DDAVP (Minirin) 0,3 g/kgKG als Kurzinfusion (sinnvoll bei ASS-induzierter Gerinnungsstörung). TK können notwendig werden
Transport auf Intensivstation mindestens mit arterieller Druckmessung, Beatmung mit möglichst < 100% O2
Vorsicht bei der Gabe von Volumen. Der große LV bei MI verleitet zur leichtfertigen Volumengabe, um die notwendige Vorlast zu erhalten. Zuviel Volumen kann zur Rechtsherzdekompensation führen. Eine langbestehende MI führt häufig zu pulmonalem Hypertonus und somit zur Nachlasterhöhung für den rechten Ventrikel (RV). Daher bei Bedarf einen pulmonal gut wirksamen Vasodilatator einsetzen, nötigenfalls kann auf einen Phosphodiesterasehemmer zurückgegriffen werden: im OP fraktioniert als Bolus: z. B. Enoximon 0,3–0,5 mg/kgKG. Häufig muss bei Einsatz von PDE-III-Hemmern später der
A-6 · Standards in der Herzchirurgie
periphere Widerstandsverlust durch geringe Noradrenalingaben (ca. 0,05 g/kgKG/min) ausgeglichen werden
Bei MI kann Adrenalin primär bei bekannter schlechter Kontraktilität notwendig werden. Bei schlechter Kontraktilität kann es hilfreich sein, Enoximon bereits zum Ende der HLM zu geben
Es ist besser, bei schwierigen Verhältnissen zunächst mit niedriger, aber stabiler, kontinuierlicher Adrenalininfusion (Perfusor) von der HLM abzugehen, um einen ausreichenden Perfusionsdruck zu erhalten, und diese dann noch im OP auszuschleichen, als zunächst mit Dopamin einen zu niedrigen Perfusionsdruck unzureichend zu therapieren. Sollte Adrenalin eingesetzt werden, muss immer das Ziel sein, durch konsequente Volumentitration und Vasopressor-/Vasodila- tanzientherapie so schnell wie möglich eine Reduktion zu erreichen. Besonders ungünstig ist die negative Lusitropie des Adrenalins bei hypertrophiertem Myokard.
Besonderheiten
Laborkontrollen:
–Nach Einleitung (BGA, Laktat, BZ)
–Nach Heparinisierung (ACT-Kontrolle)
–Nach HLM-Abgang (BGA, Laktat, BZ, ACT+)
Bei PAK: HZV-Messung nach Einleitung, nach HLM-Abgang und nach Thoraxverschluss
Beurteilung der linksventrikulären Funktion und Klappenkompetenz mittels TEE
MAT: Cellsaver einsetzen und Blut waschen, wenn
a)in der HLM die Restmenge zu groß zur raschen Retransfusion ist,
b)jegliche Restheparinisierung vermieden werden soll.
111 A-6.4
Epikardiale Pacemaker-Elektroden sind notwendig bevorzugt als sequenzielles Vorhof-Kammer-Pacing. Sie erübrigen sich bei vorbestehendem Vorhofflimmern. Der Pacemaker sollte intraoperativ überprüft werden
TEE: Neben den üblichen echokardiographischen Befunden: Dokumentation des Operationsergebnisses, Frage nach MI, paravalvulären Leckagen, transvalvulärem Druckgradienten, Öffnungsbewegung der Klappensegel und intrakavitärer Luft
Patienten mit präoperativer LVEF < 30% oder LVEDP O 20 erhalten einen Pulmonaliskatheter
(PAK). Ein konventioneller PAK zur Bolus-HZV- Messung kann ausreichen, ansonsten gilt die Priorität: kontinuierliches SvO2 ist wichtiger als kontinuierliches HZV. Das HZV (mit berechnetem SVR und CI) ist nach Einleitung, nach HLM-Ab- gang und nach Thoraxverschluss zu dokumentieren
Patienten mit bekanntem Low-output-Syndrom und/oder pulmonalem Hochdruck können von Enoximon bereits während der HLM profitieren (0,5 mg/kgKG). Bei solchen Patienten unbedingt mindestens Adrenalin in der Verdünnung 1 mg/ 100 ml bereithalten, wenn möglich bereits einen Perfusor (3 mg/50 ml). Diese Konzentration ermöglicht bei üblicher Dosierung noch eine ausreichend hohe Flussrate des Medikamentes durch den Perfusor (>3 ml/h)
Postoperatives Management
Überwachung: Standardmonitoring auf ITS,
inkl. invasiver Druckmessung, regelmäßige BGAKontrollen,
Engmaschige Überwachung der Drainagen
CAVE
Pneumothorax, SIRS, Nachblutung.
Thoraxröntgenkontrollen
EKGund Enzymverlauf
Anästhesie
112 A-6.5 · Kinderherzchirurgische Eingriffe
A-6.5 |
Kinderherzchirurgische Eingriffe |
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J. P. Braun, J. Große, U. Döpfmer, V. Hegmann |
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Checkliste |
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ITN: nasal |
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ART |
ZVK |
PVK |
W-Matte |
Cellsaver |
DK |
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MS |
TEMP |
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Prämedikation: nach Standard, Kinder unter 6 Monaten erhalten in der Regel keine medikamentöse Prämedikation. Kinder über 6 Monate erhalten Midazolam 0,5 mg/kgKG oral 45 min vor Transport in den OP
Prämedikationsvisite:
–Pathologische Anatomie und Pathophysiologie des Herzfehlers anhand von Echokardiographiebefunden und evtl. Herzkatheterbefunden
–Thoraxröntgenaufnahme
–Laborwerte (Hb, Hkt, Elektrolyte, Gerinnung, HST, Kreatinin)
–Blutgasanalysen
–SpO2: im Verlauf und bei Belastung
–Klinik (Status und persönlicher Eindruck vom Kind, Erfassung der zu erwartenden Punktionsverhältnisse)
–Art des herzchirurgischen Eingriffs
Besonderheiten
Eingriffe ohne HLM:
Ductus arteriosus ligatur
Pulmonalarterien (PA)-Banding
Glenn-OP
Eingriffe im Katheterlabor
Vorbereitung im OP
Material
Periphervenöse Zugänge (20–24 G)
Magill-Tubus: je nach Alter des Kindes
ZVK 3-Lumen 5,5 F (ab 3 kgKG)
Katheter für arterielle Druckmessung (24 G für A. radialis)
Blasenkatheter je nach Größe des Kindes
Magensonde
Druckaufnehmer für invasive Druckmessung, ZVD
Steriler Tisch für Arterie und ZVK
Thoraxdrainagen
Pacemaker (DDD oder VVI) in Bereitschaft
Defibrillator in Bereitschaft
Cellsaver (zunächst nur Sammelreservoir)
TEE mit pädiatrischer Sonde ab 3 kgKG
Isolationsmaterial, um Auskühlung zu verhindern (Kopfmütze, Armund Beinstulpen)
113 A-6.5
A-6 · Standards in der Herzchirurgie
Medikamente
Bei Bedarf Medikamente in Insulinspritzen aufziehen
NaCl 0,9% 10 ml
Atropin 0,5 mg/ml
Midazolam 5 mg/5 ml
Sufentanil 0,25 mg/50 ml
Etomidate 20 mg/10 ml
Pancuronium 5 mg/5 ml
Cafedrin-1HCl 200 mg, Theodrenalin-HCl 10 mg (= 1 Amp. Akrinor) auf 10 ml
1 g Calcium/10 ml
Heparin 25 000 IE/5 ml
Protamin 25 000 IE auf 5 ml
(vor Verwendung mit 100 ml NaCl verdünnen)
Dopaminperfusor 50 mg/50 ml
Nitroglycerinperfusor 4 mg/50 ml
Vollelektrolytlösung; HD 5%
Cefuroxim (z. B. Zinacef ) 30 mg/kgKG
Blut und Blutprodukte
Erythrozytenkonzentrate: 2
bei unauffälliger Anamnese und Gerinnung
FFP-Einheiten: 1
Thrombozytenkonzentrate: evtl. 1 auf Abruf
Monitoring
Standardmonitoring, Pulsoxymetrie an der oberen und unteren Extremität (präund postduktal)
Invasive Druckmessung, ZVD, Temperaturmessung
TEE
Narkoseeinleitung – Anästhesiebeginn
Anschluss des Monitorings
Einleitung der Narkose als Maskennarkose mit Sevofluran
Wenn Narkose ausreichend tief ist, Legen eines periphervenösen Zugangs (24 G)
Einleitung
Wenn Zugang liegt: Supplementierung der Narkose mit
–Dormicum 0,2–0,4 mg/kgKG
–Sufentanil-Bolus ca. 1–2 g/kgKG
–Pancuronium 0,1 mg/kgKG
Intubation (Tubus nasal); bis zum 6. Lebensjahr
Sufentanilperfusor auf ca. 1,0–4,0 g/kgKG/h
ZVK-Anlage (unter 3,0 kgKG 4,0-F-; ab 3,0 kgKG 5,5-F-Katheter)
Punktion der Arterie: bevorzugt die A. radialis 24 G/22 G
Anlage des Blasenkatheters
Einführen der Magensonde
Gabe des Antibiotikums
Augenschutz
Anschluss des Dopaminperfusors (ca. 1,5 g/kgKG/min) an den ZVK
Anschluss des Nitroperfusors (0,1–0,5 g/kgKG/ min) an den ZVK (getrennte Schenkel)
Ausgangs-BGA
Temperatursonde rektal; bei Kreislaufstillstand 2 Temperatursonden: ösophageal und rektal
Auf gute Wärmeisolierung achten: Armund Beinstulpen, Kopfbedeckung
Lagerung
Rückenlage mit leichter Oberkörperhochlage: Sternum sollte waagerecht sein, Kopf etwas abknicken, Rolle unter Schulterblätter, Arme mit gesicherten Zugängen angelegt, bei Säuglingen neben dem Kopf, Kopfunterlage (Silikonring)
Narkoseführung
Beatmung
Druckkontrollierte Beatmung
FIO2: so niedrig wie möglich
PEEP: 3 cm H2O
Obere inspiratorische Druckgrenze: maximal 20 cm H2O
Beatmungsfrequenz adaptieren an Ergebnis der BGA: Ziel: paCO2 im Normbereich (Kapnometrie ist gelegentlich nur bedingt aussagekräftig)
Anästhesie
114 A-6.5 · Kinderherzchirurgische Eingriffe
Narkoseführung
Sufentanil 1–3 g/kgKG/h
Sevofluran nach Bedarf und Kreislaufsituation
Midazolam erneuter Bolus vor Anschluss an die Herz-Lungen-Maschine
Weitere Relaxierung nach Bedarf (vor Anschluss an HLM)
Zur Sternotomie mit der Schere (bei Säuglingen, älteren Kindern mit der nichtoszillierenden Säge) wird der Tubus kurz diskonnektiert
(Gefahr der Lungenverletzung).
Nach Sternotomie und nach Rücksprache mit dem Operateur:
Gabe von Heparin 400 IE/kgKG, 5 min später die ACT+ bestimmen. Ziel: > 410 s. Eventuell ist eine Nachinjektion von Heparin notwendig. Bei Überschreiten einer Gesamtdosis von 600 IE/kgKG und noch nicht ausreichender ACT die Gabe von AT III erwägen
Nachdem die HLM einen Fluss von 2,5 l/m2/min erreicht hat, Beenden der Beatmung in Rücksprache mit dem Operateur
Nach Ansage des Operateurs Anschluss der Kardioplegie (steriles Infusionssystem wird vom Operateur angereicht)
Gabe der kardioplegischen Lösung (nach Brettschneider 4 C) 20 mg/kgKG; ab ca. 15 kg Körpergewicht Blutkardioplegie möglich
Nach Aorten-Declamping: Beatmung einschalten, vorher Lunge blähen mit Blickkontakt über das Operationstuch und Rücksprache mit Operateur
Bei Kindern über 3 kgKG zum HLM-Abgang TEE mit spezieller Kindersonde
Zum Abgang Stützen des Kreislaufs mit Dopamin oder Dobutamin kontinuierlich nach Bedarf
Phosphodiesterasehemmer und Nitro bereithalten; Gabe nach Bedarf: s. einzelne Vitien
Antagonisierung des Heparins mit Protamin langsam periphervenös (Dosis richtet sich nach Heparinmenge: 1 : 1)
Bei Shuntvitien: nach HLM-Abgang evtl. arterielle und venöse BGA zur Shuntberechnung
Pacer immer in Bereitschaft halten
Flüssigkeitstherapie: insgesamt sehr restriktiv: bei den meisten Eingriffen bekommen die Kinder durch das Primingvolumen der Herz-Lungen-Maschine und durch die Perfusoren genug Volumen zugeführt
Bei Gerinnungsstörungen: Gabe von FFP
Wiederholte Blutgaskontrollen und bei Bedarf Gabe von Erythrozytenkonzentraten
Mögliche Indikationen für Thrombozyten: Diffuse Blutung aus dem Operationsgebiet, lange HLM-Zeit (> 2 h) oder Eingriffe in Hypothermie
Nach Stabilisierung des Kreislaufs: 2. Gabe des Antibiotikums
Vor Verlegung auf die Intensivstation ist eine Temperatur von ca. 37 C anzustreben
Verlegung des Kindes unter vollem Monitoring auf die Intensivstation
Vorteilhaft ist es, schon während der Operation die Perfusoren (v. a. mit den Katecholaminen und Nitro) an einem fahrbaren Infusionsständer zu befestigen, sodass diese vor der Verlegung auf die Intensivstation nicht in ihrer Höhe verändert werden müssen (Förderrate des Perfusors abhängig vom hydrostatischen Druck)
Vitienbezogene Besonderheiten
In diesem Abschnitt häufig verwendete Abkürzungen:
PA |
Pulmonalarterie |
PV |
Pulmonalvene |
RV |
Rechter Ventrikel |
SVC |
Obere Hohlvene |
IVC |
Untere Hohlvene |
RA |
Rechtes Atrium bzw. Vorhof |
LA |
Linkes Atrium bzw. Vorhof |
R-L-Shunt |
Rechts-links-Shunt |
RVOT |
Rechtsventrikulärer Ausflusstrakt |
ASD |
Atrialer Septumdefekt |
VSD |
Ventrikulärer Septumdefekt |
PFO |
Persistierendes Foramen ovale |
Atrioventrikulärer (AV)-Kanal
Anatomie
Defekt des atrialen und ventrikulären Septums
In direkter Nachbarschaft zur AV-Klappe, wobei diese selbst unvollständig ausgebildet ist und eine biventrikuläre Klappe darstellt
Der AV-Klappendefekt kann hierbei inkomplett (anteriores Mitralsegel ist noch zusammenhängend) oder komplett (anteriores Mitralsegel ist komplett in superioren und inferioren Teil getrennt) sein
Einteilung nach Rastelli
A-6 · Standards in der Herzchirurgie
AV-Kanaldefekte sind häufig mit anderen kardialen Defekten vergesellschaftet und treten besonders häufig bei der Trisomie 21 auf
Pathophysiologie
Es besteht ein Links-rechts-Shunt mit QP : QS von 3 : 1
Je später die Operation, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass sich ein pulmonaler Hypertonus entwickelt
Arterielle O2-Sättigung normal; venöse Sättigung ist mit 80% und mehr erhöht
Durch die starke Volumenbelastung bildet sich eine rechtsventrikuläre Hypertrophie aus
Es besteht zudem eine AV-Klappeninsuffizienz, die bei steigender Herzinsuffizienz und Bradykardie zunimmt
Chirurgisches Vorgehen
Palliativ ist ein pulmonalarterielles (PA)-Banding möglich, wenn eine Korrekturoperation nicht durchgeführt werden kann
Idealerweise wird aber frühzeitig anatomisch korrigiert unter HLM: Verschluss des Septumdefektes mit Patch
Bei kompletten AV-Kanaldefekten ist es zudem nötig, die Mitralklappe mit einem Patch zu versorgen
Anästhesiologische Besonderheiten
CAVE
Luft im Infusionssystem!
CAVE
Bei Narkoseeinleitung: bei extremen SVR ist
Shuntumkehr (R–L) möglich, was zum Abfall der arteriellen O2-Sättigung führt.
Bradykardie unbedingt wegen der hochgradigen AV-Klappeninsuffizienz vermeiden
Zum Abgang von HLM sollte DDD-Pacing ermöglicht werden, da häufig post operationem ein AV-Block vorliegt
Dopplerkontrolle (TEE) der AV-Klappenfunktion erfolgt im OP, um eventuelle Nachkorrekturen der Klappen sofort zu ermöglichen
Oftmals ist die Unterstützung des Herzens mit Inotropika notwendig (Katecholamine oder PDE- III-Hemmer)
115 A-6.5
Hypoplastisches Linksherzsyndrom
Anatomie
Hypo-/aplastischer linker Ventrikel mit Mitral- klappenhypo-/aplasie und hypoplastischem Aortenbogen
Häufig in Ausprägung eines »Double-outlet right ventricle« oder eines kompletten AV-Kanals
(s. AV-Kanal)
Pathophysiologie
Pulmonalvenöses (PV)-Blut gelangt über ASD, Foramen ovale oder PV-Fehlmündung ins rechte Atrium, die AV-Klappe, in den rechten (System-) Ventrikel, die PA-Klappe, in den Truncus pulmonalis, in die rechte und linke PA und über den persistierenden Botalli-Ductus in die Aorta
–1. orthograd in Aorta descendens
–2. retrograd in hypoplastische Aorta ascendens
Arterielle O2-Sättigung ist abhängig von QP : QS; ideal ist QP : QS=1, O2-Sättigung 80±5%
Je höher die O2-Sättigung, desto schlechter die Blutversorgung des Körpers
Chirurgisches Vorgehen
Wenn kein ASD bei Geburt vorhanden: Notfallintervention über Herzkatheter: Einreißen des Vorhofseptums (Rashkind Manöver)
Norwood-Prozedur in 3 Schritten:
–Norwood I: in den ersten Lebenstagen Schaffung eines Neo-Aortenbogens in hypothermen Kreislaufstillstand aus Patch und Truncus pulmonalis
Trennung der Pulmonalarterien (PA) vom Truncus pulmonalis und palliative Blutversorgung der PA über Gefäßrohrprothese (4,0 mm) meist aus der rechten A. subclavia [BlalockTaussig (BT)-Shunt = R-L-Shunt] oder der Aorta direkt
–Norwood II (Hemifontan oder bidirektionale Glenn-Operation)
Ideal 4 Monate nach der Geburt Gelingt meist ohne HLM
Trennung der oberen Hohlvene (SVC) vom rechten Atrium und Anastomosierung mit rechter Pulmonalarterie (PA)
Ligatur der V. azygos und Entfernung des aortopulmonalen Shunts
Anästhesie
116A-6.5 · Kinderherzchirurgische Eingriffe
–Norwood III oder Operation nach Fontan Meist im Kleinkindalter
–Je nach Technik mit oder ohne HLM Untere Hohlvene (IVC) wird vom rechten
Atrium (RA) getrennt und ebenfalls mit rechter PA anastomosiert
–Meist wird eine kleine Rechts-links-Shuntmög- lichkeit zwischen ICV und RA vorübergehend belassen (Shunt wenn PVR )
–Operation ist möglich über intrakardialen »baffle« oder über extrakardialen (Prothesen)- Conduit
Anästhesiologische Besonderheiten
Zu Norwood I:
–Inotrope Unterstützung für Systemventrikel, um genügend HZV für parallel geschalteten Lungenund Körperkreislauf aufzubringen (Katecholamine und/oder PDE-III-Hemmer)
–Ideal: O2-Sättigung (%) = systemischer Blutdruck (mmHg) = 80; paO2 = 40 mmHg; paCO2 = 40 mmHg
–Wenn O2-Sättigung fällt, ist meist das HZV zu niedrig; seltener: BT-Shunt hat zu hohe Resistance oder PVR (sehr selten)
–Wenn O2-Sättigung steigt, ist PVR zu niedrig bzw. SVR zu hoch
–Therapie: Nachlastsenkung (z. B. -Blocker, Phosphodiesterasehemmer) und/oder PEEP-Be- atmung oder inspiratorisch CO2-Beimischung (eher selten notwendig)
–CAVE: Blutdruck muss ausreichend sein, um Widerstand der Aorta ascendens zu überwinden (kritische Koronarperfusion)
Zu bidirektionalem Glenn (Norwood II):
–Venöses Blut der oberen Körperhälfte fließt passiv durch die Lunge
–Venöses Blut der unteren Körperhälfte fließt in das Herz (R-L-Shunt)
–Voraussetzung für Oxygenierung: PVR fällt: deshalb ZVK in Jugularvene legen; Möglichkeit, Vasodilatatoren in die PA zu applizieren
–Wenn nötig, Katecholamine über untere Körperhälfte
–Vermeiden langer Phasen von hohen intrathorakalen Drücken (I : E = 1 : 3 oder 1 : 4)
–Auf Normoventilation achten: Hyperventilation vermeiden, da sonst CBF fällt
Hypoventilation vermeiden, da sonst PVR steigt und HZV fällt
–Ideal: schnelle Extubation eines ruhigen und entspannten Kindes
Zu Fontan-Operation (Norwood III):
–Vollständig passiver venöser Fluss des Blutes
durch die Lunge (ZVD = PAD 18)
– Daher PVR niedrig halten: I : E = 1 : 4 oder 1 : 5
–Frühe Extubation des ruhigen, entspannten und analgesierten Kindes
–CAVE: postoperativ hohe Eiweißund Volumenverluste, weil ZVD im Abdomen und im Thorax steigt (Aszites und Pleuraergüsse); daher ist es wichtig, für ausreichend intravasales Volumen zu sorgen
–Häufig FFP-Gaben notwendig
–Kinder fühlen sich in den ersten Wochen post operationem meist krank
–Wichtig: Sonographische Kontrollen von Leber, Abdomen, Thorax und Herz
Truncus arteriosus
Anatomie
Gemeinsamer Stamm der Aorta ascendens und des Truncus pulmonalis mit gemeinsamer Taschenklappe, die meist rechtsführend über einen membranösen Ventrikelseptumdefekt reitet
Nach der Lokalisation des Abgangs der linken und rechten Pulmonalarterien aus dem Truncus arteriosus richtet sich die Nomenklatur (nach Collet u. Edwards oder van Praagh)
Der Truncus ist häufig mit anderen kardiovaskulären Anomalien vergesellschaftet sowie mit dem DiGeorge-Syndrom (Thymus und Parathyreoidea- Aplasie/-Hypoplasie)
Pathophysiologie
Das Herz pumpt mischoxygeniertes Blut aus dem rechten und linken Ventrikel über ein Gefäß in den Körperund Pulmonalkreislauf
Je später die Korrektur durchgeführt wird, desto größer ist die Gefahr, einen pulmonalen Hypertonus zu entwickeln