[Wolfgang_J._Kox,_Claudia_D._Spies]_Check-up_Ans(BookFi.org)
.pdfA-1 · Allgemeiner Teil
lich für eine Allgemeinanästhesie aufgeklärt (Versagen der Regionalanästhesie). Bei der Prämedikationsvisite wird zusätzlich nach Gerinnungsstörungen gefragt. Es wird explizit nach der Einnahme von Schmerzmitteln und anderen Antikoagulanzien gefragt. Bei der körperlichen Untersuchung im Rahmen der Prämedikationsvisite wird die Wirbelsäule inspiziert.
Arbeitsplatzvorbereitung
Alle Medikamente aufgezogen und Spritzen beschriftet
Sichtund Funktionsprüfung des Narkosegerätes (bei Versagen der PDA und für den Notfall) und des Monitorings
Sämtliches Material ist vorhanden, eine Hilfsperson kann benötigtes Material steril anreichen
In allen Fällen steriles Vorgehen: steriler Tisch, steriler Kittel mit Kopfbedeckung und Mundschutz, sterile Handschuhe
Materialvorbereitung
Desinfektionsmittel, Gefäß für Desinfektionslösung, sterile Tupfer oder Kompressen, sterile Tupferklemme (oder fertiges Set)
Steriles Lochtuch, sterile Handschuhe, steriler Kittel, Kopfbedeckung, Mundtuch
Je eine Kanüle zum Aufziehen der Medikamente, für die Hautquaddel und für die Infiltrationsanästhesie
Jeweils eine 2-ml-, eine 5-ml-, und eine 10-ml- Spritze (für die Medikamente)
PDK-Set enthält Nadel, Katheter, Einführhilfe, Loss-of-Resistance-Spritze, Bakterienfilter
Steristrips, Nahtmaterial, durchsichtiger Wundverband, Pflaster
Identifikation des Patienten und Überprüfung von
Nüchternheit
Prämedikation
Gerinnungswerten
Allergien
Geplantem Eingriff und Anästhesieverfahren
Operationsund Anästhesieeinwilligung
Anästhesieprotokoll
23 A-1.17
Monitoring und Vorbereitung zur Einleitung
Einschätzen, ob Prämedikation ausreichend ist, oder ob zusätzliche Anxiolyse notwendig ist
Anschluss des Basismonitorings: EKG, NIBP, Pulsoxymetrie
Legen eines periphervenösen Zuganges;
ggf. vorherige Lokalanästhesie mit Lidocain 1% als Hautquaddel
Ausschluss einer paravenösen oder arteriellen Infusion
Anschluss einer Vollelektrolytlösung (z. B. Thomaejonin)
Ausreichende Volumenvorgabe: mindestens 500 ml Vollelektrolytlösung
Dokumentation der Ausgangsvitalparameter
Lagerung des Patienten
Wie bei der Spinalanästhesie (s. oben) kann die Punktion in sitzender oder liegender Position durchgeführt werden.
Durchführung der Punktion
Nach der Lagerung wird die Einstichstelle markiert
Anästhesist steht oder sitzt hinter dem Patienten (mit Kopfbedeckung, Mundtuch, sterilen Handschuhen und sterilem Kittel)
alkoholische Sprühdesinfektion
2-malige großzügige und großflächige Hautdesinfektion um die markierte Punktionsstelle (2,5 min)
Abdecken der Punktionsstelle mit sterilem Lochtuch
Steriles Aufziehen der Medikamente (Ampullen werden durch Hilfsperson angereicht)
Setzen einer Hautquaddel mit z. B. 0,5–1 ml Lidocain 1% intracutan (Patienten informieren)
Weitere interspinale Infiltrationsanästhesie mit 3–5 ml 1%igem Lidocain
Unter Abstützen am Rücken Nadel durch die Hautquaddel einführen
Punktionsnadel mit Mandrin bis zum Erreichen des Ligamentum interspinale vorschieben
Entfernen des Mandrins und weiteres Vorgehen in Loss-of-resistance-Technik mit ca. 5 ml NaCl in spezieller Spritze aus PDK-Set
Nach Erreichen des Periduralraums (Tiefe in cm merken) Aspirationsprobe
Einführen des Katheters ca. 4 cm in den Periduralraum
Entfernen der Nadel
Anästhesie
24 A-1.17 · Periduralanästhesie/kombinierte Spinal-/Epiduralanästhesie
Erneute Aspirationsprobe mit 2-ml-Spritze
Anschluss des Bakterienfilters
Injektion der Testdosis (meist 15 mg Bupivacain 0,5%-isobar/60 mg Lidocain 2%-isobar)
Gute Fixierung des Katheters mit einer Naht und Steristrips und anschließend durchsichtiger Wundverband
Kombinierte spinale/epidurale Anästhesie (CSE)
Gleiches Vorgehen wie bei Periduralanästhesie
Nach Erreichen des Periduralraums
– Variante 1: Vor der Einführung des Katheters: spinale Punktion durch die Tuohy-Nadel mit 29-G-Spinalnadel und anschließend Einführen des Periduralkatheters, Testdosis nach Regression
–Variante 2:
Wenn ein separater Kanal in der Epidural-
nadel für die Spinalnadel vorhanden ist (z. B. Rüsch-Set), wird erst der Peridural-
katheter eingeführt, dann die Testdosis appliziert und anschließend die spinale Punktion durchgeführt
Überwachung nach der Injektion
Beobachtung des Patienten: Atmung, Sprache, Übelkeit, Erbrechen
Minütliche Kontrolle von Blutdruck und Puls
Überprüfung der Anästhesieausbreitung mit Kältereizen
Beobachtung der Motorik
Nach Ablauf der Fixierung: Vor Operationsbeginn abschließende Beurteilung der Ausbreitung und Qualität der Anästhesie und entsprechende Dokumentation im Anästhesieprotokoll
Genaue Dokumentation der PDK-Anlage (Punktionshöhe, Besonderheiten bei der Anlage, Ergebnis der Testdosis, Lagetiefe im Periduralraum, applizierte Medikamente)
Zusätzliches Protokoll für den Acut-Pain-Service anlegen und dort auch entsprechende Dokumentation
Intraoperativ
Überwachung des Patienten wie bei Allgemeinanästhesie
Auf Wunsch kann der Patient eine leichte Sedierung erhalten: Midazolam 1-mg-weise bis zur gewünschten Wirkung oder Propofol mit einem Perfusor kontinuierlich ca. 50–100 mg/h 0,5–2 mg/kgKG/h
Bei Sedierung: Sauerstoffapplikation mit einer Nasensonde
Postoperativ
Nach Regionalverfahren werden die Patienten im Aufwachraum weiterbetreut
Die postoperative Betreuung der liegenden Periduralkatheter erfolgt durch den »Acute Pain Service« (APS)
Durch den Schmerzdienst erfolgt 2-mal tgl. eine Visite. Erfasst werden hier:
–die analgetische Wirksamkeit
–die Patientenzufriedenheit (Dosisanpassungen)
–motorische Beeinträchtigungen und neurologische Ausfälle, wie Blasenfunktionsstörungen
–Auffälligkeiten an der Kathetereinstichstelle
–Schmerzen im Rückenbereich, Druckschmerz im Injektionsgebiet, Fieber, Leukozytose
Das Auftreten neurologischer Symptome nach Beendigung der Anästhesiewirkung erfordert sofortige neurologische Abklärung und weitere Diagnostik mit bildgebenden Verfahren. Bei nachweisbaren Ursachen ist eine sofortige chirurgische Intervention zu veranlassen.
Entfernung des Katheters
Wenn der Katheter postoperativ nicht mehr verwendet wird, wird er umgehend gezogen.
Beim Ziehen zu beachten:
Standards bei Antikoagulation und Einhaltung von Zeitintervallen und Laborkontrollen lt. Tabelle am Anfang von A-1.14 beachten
Vollständiges Entfernen des Katheters (Markierungen beachten)
Auffälligkeiten an der Einstichstelle
Bei infizierter Einstichstelle wird der Katheter zur mikrobiologischen Untersuchung eingeschickt
Neurologische Auffälligkeiten
Nach Entfernung steriler Verband
A-1 · Allgemeiner Teil
Patienten darauf hinweisen, dass er sich bei neurologischen Auffälligkeiten sofort melden soll
Vollständige Dokumentation
A-1.18 Kaudalanästhesie bei Kindern (Single-Shot- und Kathetertechnik)
I. Correns, M. Kastrup, C. Spies
Benötigtes Material
Narkosegerät mit Säuglings-/Kinderschläuchen (für Maskeneinleitung)
Sterile Handschuhe
Desinfektionslösung
Single-Shot: 22-G-Spinalnadel (z. B. »Yale spinal« 0,7 P 40 mm von BD) bzw. Kaudalkanüle G25 von
Braun, bzw. „Butterfly“ Kanülen G25
Kathetertechnik: 19-G-Tuohy-Nadel (z. B. PortexMinipack)
Benötigte Medikamente
Bupivacain (Carbostesin) 0,25% mit Adrenalin 1 : 200 000 (für die Single-Shot-Technik)
Alternativ für Kinder > 1 Jahr: Ropivacain 0,2% 1 ml/kgKG für Blockade bis Th10/12
Bei Kathetertechnik zusätzlich: Bupivacain 0,125% in Perfusorspritze, evtl. Morphin 1 mg/10 ml (0,03–0,05 mg kgKG; CAVE: immer intensivmedizinische Überwachung für 24 h) bzw. Clonidinzusatz 1–2 g/kgKG
Monitoring
Standardmonitoring, Temperaturmessung, präkordiales Stethoskop (für die Operation meist schon vorhanden). Nach Maskeneinleitung der Allgemeinanästhesie unter üblichem Monitoring und Anlage eines periphervenösen Zugangs.
Umlagerung in Seitenoder Bauchlage
(bei Bauchlage Becken unterpolstern, bei Seitenlage Beine in Richtung Kinn anziehen)
Steriles Vorgehen mit sterilen Handschuhen
Sakralregion desinfizieren (3-mal)
Abdecken mit sterilem Lochtuch
Identifikation der Cornua sacralis und des Hiatus sacralis durch Palpation, idealerweise kann das Lig. coccygeum als elastische Membran getastet werden
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25 |
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A-1.18 |
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Bei Single-Shot |
mit 22-G-Nadel (Yale |
spinal, BD, |
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0,7 P 40 mm) in |
der Mittellinie zwischen |
den beiden |
Sakralhörnern im Winkel von 45 nach kranial einstechen (charakteristisches Widerstandsgefühl), anschließend Aspirationstest auf Blut oder Liquor. Wenn dieser negativ ist, wird eine Testdosis von 0,5–1 ml Bupivacain 0,25% mit Adrenalin 1 : 200 000 gegeben und das EKG einige Minuten auf Tachykardien und/oder Arrhythmien beobachtet. Erst dann wird die volle errechnete Medikamentendosis gegeben und zur Operation gelagert.
Bei Kathetertechnik mit 19-G-Tuohy-Nadel (PortexMinipack) in gleicher Technik wie bei Single-Shot punktieren.
Nach Durchstechen des Ligamentum sacrococcygeum (Widerstandsverlust) Nadel noch 2–3 mm im Kaudalkanal vorschieben
Einführen des Katheters und Vorschieben bis auf die gewünschte Höhe (muss leicht gehen!)
Applikation der Testdosis von 0,5–1 ml Bupivacain 0,25% mit Adrenalin 1 : 200 000
Weiteres Vorgehen wie beim Legen eines Periduralkatheters (Standard A-1.17)
Nach Durchführung der Kaudalanästhesie wieder Rückenlagerung und für 15 min engmaschige Blutdruckkontrollen und kontinuierliche EKG-Überwa- chung.
Dosierungshinweise
(in Anlehnung an ARMITAGE)
Maximaldosierung der Lokalanästhetika beachten! Bupivacain (mit oder ohne Adrenalin) = 3 mg/kgKG
Single-Shot (Bupivacain 0,25% mit Adrenalin 1 : 200 000):
–Analgesieniveau: lumbosakral: 0,5 ml/kgKG
–Analgesieniveau: bis Th10: 1,0 ml/kgKG
–Analgesieniveau: bis Th7: 1,25 ml/kgKG
Kathetertechnik (Bupivacain 0,125%):
–Erst Bolus mit Bupivacain 0,25% entsprechend dem Analgesieniveau
–Dann kontinuierlich Bupivacain 0,125% mit 0,1–0,3 ml/kgKG/h (Höchstmenge 0,4 ml/ kgKG/h)
–Eventuell Morphin-Bolusgaben 0,03–0,05 mg/ kgKG alle 8 h (auf mögliche Nebenwirkungen
Anästhesie
26 A-1.19 · Periphere Leitungsblockaden
wie Juckreiz, Übelkeit, Harnverhalt und Atemdepression achten) und intensivmedizinische Überwachung!
Postoperatives Management
Alle Kinder mit Kaudalkathetern werden auf der ITS überwacht!
Auf Neurologie und Miktion achten und dokumentieren!
A-1.19 Periphere Leitungsblockaden
J. Birnbaum, T. Volk
Die peripheren Leitungsblockaden kommen v. a. im Bereich der Orthopädie und in der Traumatologie zum Einsatz. An dieser Stelle erfolgt eine Übersicht über das jeweils benötigte Material und die für die einzelnen Blockaden benötigten Medikamente.
Allgemein
Patientenvorbereitung im Einleitungsraum
–Identitätssicherung
–Lokalisation des Eingriffs erfragen
–Erklären des Verfahrens
–Allergie gegen Lokalanästhetika
–Jodallergie
–Anschluss des Standardmonitorings
–in der Regel sind hohe Dosen notwendig. Daher möglichst unter Aspiration punktieren und nach Aspirationskontrollen langsam fraktioniert injizieren
Bei Latexallergie:
–Single-Shot: Stimuplex-Nadeln sind latexfrei
–Kathetertechnik: Plexolong-Set nach Meier
und Stimucath sind latexfrei
–Contiplex-D-Set enthält Latex im Stempel der Spritze
Übliche Medikamente/Maximaldosis
Prilocain 1% (Xylonest) 600 mg
Ropivacain 0,2–1% (Naropin) 300 mg
Bupivacain 0,5% (Carbostesin) 150 mg
Lidocain 1% (Xylocain)
400 mg (500 mg mit Adrenalin)
Levobupivacain 0,5% (Chirocain) 150 mg
Leitungsanästhesien der oberen Extremität
Interskalenäre Plexusanästhesie
Für Eingriffe an der Schulter und Oberarm
Rückversicherung, dass keine funktionelle Phrenikusparese oder Rekurrensparese vorliegt! (CAVE: Heiserkeit)
Katheterverfahren, falls Schultersteife mit starken Schmerzen bei Rehabilitation einhergeht, bei chronischen Schmerzsyndromen, bei Schulter-TEP oder auf Wunsch des Patienten (bei Zweifeln Rücksprache mit dem behandelnden Orthopäden)
Single-Shot-Verfahren sind indiziert bei arthroskopischen Eingriffen (in Kombination mit einer Allgemeinanästhesie) und bei offenen Eingriffen auch ohne Allgemeinanästhesie
Technik nach Meier mit Punktionsrichtung in den Verlauf des Plexus, alternativ nach Borgeat oder
Boezaart; Standardstimulationserfolg im Oberarm oder in der Schulter mit ? 0,4 mA bei 0,1 ms und
2 Hz
A-1 · Allgemeiner Teil
Material
Tisch
Basisset
Braunovidon
Sterile Handschuhe
Katheterset von Arrow (Stimucath) oder Pajunk (Plexolong acc. Meier)
Single-Shot von Braun (4–5 cm Stimuplex)
Nervenstimulator (Stimuplex HNS 11 oder Multistim vario mit Adapterkabel)
Steriler Verband bei Katheter
Pflaster
27 A-1.19
Material
Tisch
Basisset
Braunovidon
Sterile Handschuhe
Katheterset von Braun (Contiplex D) oder Pajunk (Plexolong acc. Meier) oder Arrow (Stimucath)
Single-Shot von Braun (6 cm Stimuplex)
Nervenstimulator (Stimuplex HNS 11 oder Multistim vario mit Adapterkabel)
Steriler Verband bei Katheter
Pflaster
Medikamente
5 ml Lidocain 1% zur Infiltrationsanästhesie
Mit ITN: 20 ml Ropivacain 1% (Naropin) Ohne ITN: 20 ml Prilocain (Xylonest)
+10 ml Ropivacain 0,75% (Naropin), oder
+10 ml Bupivacain 0,5% isobar (Carbostesin)
Katheterverfahren postoperativ: Ropivacain 0,2% (Naropin) mit 6–8 ml/h
Medikamente
5 ml Lidocain 1% zur Infiltrationsanästhesie
20 ml Prilocain (Xylonest) + 10 ml Ropivacain
0,75% (Naropin), oder + 10 ml Bupivacain 0,5% isobar (Carbostesin)
Katheterverfahren postoperativ: Ropivacain 0,2% (Naropin) mit 6–8 ml/h
Literatur
Borgeat A (2003) Evaluation of the lateral modified approach for continuous interscalene block after shoulder surgery. Anesthesiology 99: 436–442
Meier G, Bauereis C, Maurer H, Meier T (2001) [Interscalene plexus block. Anatomic requirements–anesthesiologic and operative aspects.] Anästhesist 50 (5): 333–341
Wu CL, Rouse LM, Chen JM, Miller RJ (2002) Comparison of postoperative pain in patients receiving interscalene block or general anesthesia for shoulder surgery. Orthopedics 25 (1): 45–48 Chelly JE, Greger J, Gebhard R, Casati A (2001) How to prevent catastrophic complications when performing interscalene blocks. Anesthesiology 95 (5): 1302
Urmey WF (2000) Interscalene block: the truth about twitches. Reg Anesth Pain Med 25 (4): 340–342
Infraklavikuläre Plexusanästhesie
(z. B. vertikaler infraklavikulärer Plexus o. ä.)
Für Eingriffe am Arm – Katheterverfahren sind ebenfalls möglich
Standardstimulationserfolge sind Stimulationen in der Hand oder des N. radialis mit ? 0,4 mA bei
0,1 ms und 2 Hz
Literatur
Borgeat A (2001) An evaluation of the infraclavicular block via a modified approach of the Raj technique. Anesth Analg 93: 436–441 Hempel V (1999) [Anesthesia in the brachial plexus.] Anästhesist 48 (5): 341–355
Neuburger M, Kaiser H, Rembold-Schuster I, Landes H (1998) [Vertical infraclavicular brachial-plexus blockade. A clinical study of reliability of a new method for plexus anesthesia of the upper extremity.] Anästhesist 47 (7): 595–599
Kilka HG, Geiger P, Mehrkens HH (1995) [Infraclavicular vertical brachial plexus blockade. A new method for anesthesia of the upper extremity. An anatomical and clinical study.] Anästhesist 44 (5): 339–444
Axilläre Plexusanästhesie
Für Eingriffe am Unterarm inkl. Hand: meist handelt es sich um Sehnenverletzungen, Dupuytren, Shunt-Anlagen, Handwurzelverletzungen
Nach Möglichkeit midhumeralen Zugang wählen
Auf genaue Lokalisation der Nervenstimulation achten (z. B. reicht eine Stimulation des N. medianus für einen Dupuytren aus, bei Sehnenverletzung auf Innervationsgebiet achten, da der N. radialis auf-
Anästhesie
28 A-1.19 · Periphere Leitungsblockaden
gesucht werden muss, falls er mit betroffen ist). Nachblockaden im Verlauf der Nerven möglich.
Material und Medikamente: s. oben: VIP (vertikaler infraklavikulärer Plexus)
Empfohlene Technik: Einzelnervstimulation (mid-
humeral), Stimulationen der den unten genannten Nerven zugehörigen Kernmuskulatur mit ? 0,3 mA
bei 0,1 ms und 2 Hz:
–N. musculocutaneus: 3–5 ml
–N. medianus/ulnaris: 7–10 ml
–N. radialis: 3–5 ml
–ggf. zur längeren Wirkung zuzüglich 5–10 ml Ropivacain 0,75% oder Bupivacain 0,5% isobar in gewünschter Hauptausbreitung
Literatur
Frizelle HP, Moriarty DC (1998) The »midhumeral« approach to the brachial plexus. Anesth Analg 86 (2): 447–448
Carles M, Pulcini A, Macchi P et al. (2001) An evaluation of the brachial plexus block at the humeral canal using a neurostimulator (1417 patients): the efficacy, safety, and predictive criteria of failure. Anesth Analg 92 (1): 194–198
Bouaziz H, Narchi P, Mercier FJ et al. (1997) Comparison between conventional axillary block and a new approach at the midhumeral level. Anesth Analg 84 (5): 1058–1062
Koscielniak-Nielsen ZJ, Nielsen PR et al. (1999) Comparison of transarterial and multiple nerve stimulation techniques for axillary block using a high dose of mepivacaine with adrenaline. Acta Anaesthesiol Scand 43 (4): 398–404
Meier G (2003) Axillary brachial plexus block. Anästhesist 52: 535– 539
Handblock
Für kleine Eingriffe an der Hand, bei denen keine Blutsperre nötig ist.
Material
Tisch
Basisset
Sterile Handschuhe
Braunovidon
Pflaster
Medikamente
15 ml Prilocain 1% (Xylonest):
–N. radialis: 3–5 ml
–N. ulnaris: 2-mal 2 ml
–N. medianus: 3 ml
IVRA (intravenöse Regionalanästhesie nach Bier)
Für Eingriffe am distalen Unterarm; 2 Blutdruckmanschetten distal des Fibulaköpfchens.
Material
Basisset
Sprühdesinfektion
2 Blutdruckmanschetten
Steriles Pflaster
Medikamente
40 ml Prilocain 0,75% (Xylonest)
oder 40 ml Ropivacain 0,2%
Literatur
Johnson CN (2000) Intravenous regional anesthesia: new approaches to an old technique. CRNA 11 (2): 57–61 Hartmannsgruber MW, Silverman DG, Halaszynski TM et al. (1999) Comparison of ropivacaine 0.2% and lidocaine 0.5% for intravenous regional anesthesia in volunteers. Anesth Analg 89 (3): 727–723
A-1 · Allgemeiner Teil
Leitungsanästhesien der unteren Extremität
N.-femoralis-Block (ehemals 3-in-1-Block)
Material
Tisch
Basisset
Braunovidon
Sterile Handschuhe
Katheterset von Braun (Contiplex D) oder Arrow (Stimucath)
Single-Shot-Nadeln von Braun (4–6 cm Stimuplex)
Nervenstimulator (Stimuplex HNS 11 oder Multistim vario mit Adapterkabel)
Steriler Verband bei Katheter
Pflaster
Medikamente
5 ml Lidocain 1% zur Infiltrationsanästhesie
z. B. 20 ml Ropivacain 0,75% (Naropin) oder 20 ml Bupivacain 0,5% isobar (Carbostesin)
Katheterverfahren postoperativ: Ropivacain 0,2% (Naropin) mit 6–8 ml/h
Literatur
Meier G (2001) Periphere Nervenblockaden der unteren Extremität. Anästhesist 50 (7): 536–557
Capdevila X, Biboulet P, Morau D et al. (2002) Continuous three-in- one block for postoperative pain after lower limb orthopedic surgery: where do the catheters go? Anesth Analg 94 (4): 1001–1006 Capdevila X, Barthelet Y, Biboulet P et al. (1999) Effects of perioperative analgesic technique on the surgical outcome and duration of rehabilitation after major knee surgery. Anesthesiology 91 (1): 8–15
29 A-1.19
N.-obturatorius-Block
Siehe oben: N.-femoralis-Block
10 ml Ropivacain 0,75% oder 10 ml Bupivacain 0,5%
Literatur
Meier G (2001) Periphere Nervenblockaden der unteren Extremität. Anästhesist 50 (7): 536–557
Psoas-compartment
Siehe oben: N.-femoralis-Block mit Katheterset von Pajunk (Plexolong) oder Arrow (Stimucath)
Single-Shot-Verfahren: 20 ml Ropivacain 0,75%
Katheterverfahren: Ropivacain 0,2% mit 8–12 ml/h
Literatur
Meier G (2001) Periphere Nervenblockaden der unteren Extremität. Anästhesist 50 (7): 536–557
Brooks DM (2000) Psoas compartment block. CRNA 11 (2): 62–65 Horlocker TT, Hebl JR, Kinney MA et al. (2002) Opioid-free analgesia following total knee arthroplasty – a multimodal approach using continuous lumbar plexus (psoas compartment) block, acetaminophen, and ketorolac. Reg Anesth Pain Med 27 (1): 105–108 Chudinov A, Berkenstadt H, Salai M et al. (1999) Continuous psoas compartment block for anesthesia and perioperative analgesia in patients with hip fractures. Reg Anesth Pain Med 24 (6): 563–568
N.-ischiadicus-Block/-Katheter
Siehe oben: N.-femoralis-Block
Plexolong-Set
Literatur
Meier G (2001) Periphere Nervenblockaden der unteren Extremität. Anästhesist 50 (7): 536–557
Di Benedetto P, Casati A, Bertini L et al. (2002) Postoperative analgesia with continuous sciatic nerve block after foot surgery: a prospective, randomized comparison between the popliteal and subgluteal approaches. Anesth Analg 94 (4): 996–1000
Guntz (2004) Sciatic nerve block in the popliteal fossa. Can J Anaesth 51(8): 817–820
Panchin (2003) Sciatic nerve blockade in the supine position. Can J Anaesth 50(1): 52–56
Anästhesie
30 A-1.20 · Arterielle Druckmessung und versehentliche intraarterielle Injektion
Fußblock
Material
Tisch
Basisset
Braunovidon
Sterile Handschuhe
Pflaster
Medikamente
5 ml Lidocain 1% zur Infiltrationsanästhesie
N. tibialis: je 2 ml Prilocain 1% (Xylonest)
N. peroneus profundus: je 2 ml Prilocain 1% (Xylonest)
Nn. peroneus superficialis, saphenus, suralis: Feldblock 10–20 ml Prilocain 1% (Xylonest)
Literatur
Meier G (2001) Periphere Nervenblockaden der unteren Extremität. Anästhesist 50: 536–559
Beland B, Prien T, van Aken H (2000) Differenzialindikation zentraler und peripherer Leitungsanästhesien. Anästhesist 49: 495–504
A-1.20 Arterielle Druckmessung
und versehentliche intraarterielle
Injektion
M. Kastrup
Indikationen
Intraarterielle Druckmessung, um unerwünschte Veränderungen des Blutdrucks frühzeitig zu erkennen
Wiederholte Blutgasanalysen
Erwartete größere Volumenverschiebungen oder Blutverluste
Hämodynamisch instabile Patienten
Vorbereitung
Vorbereitung des Materials (steril auf Tisch)
Tisch (mit sterilem Tuch abgedeckt)
Sterile Handschuhe
Lochtuch
Katheterset (enthält Katheter, Seldinger-Draht, Einführungskanüle)
ca. 20 ml NaCl
Desinfektionsmittel
Große Tupfer
Fadenhalter
Faden zur Fixierung des Katheters
2-ml-Spritze für Lokalanästhetikum bei Wachpunktion (Lidocain 1%)
Insulinkanüle für Hautquaddel
Kanüle um Medikamente aufzuziehen
Steriles Pflaster
Druckspülsystem mit 500 ml NaCl 0,9%, Druckaufnehmer mit Modul und Halterung, Zuleitung mit 3-Wege-Hahn
Anamnese und Untersuchung
Durchblutungsund Gerinnungsstörungen
Inspektion der Punktionsstelle
Funktionsprüfung durch Allen-Test bei der A. radialis
Keine Allergien gegen Lokalanästhetika und Desinfektionsmittel
Vorgehen bei der Punktion
Bevorzugte Punktionsstellen sind die A. radialis der nicht dominanten Hand oder die A. femoralis; als Reservezugänge: A. dorsalis pedis, A. brachialis, A. temporalis superficialis.
Größe: A. radialis: Männer 18 G; Frauen: 20 G (immer abhängig vom Situs)
Lagerung der Hand: überstreckt mit einer Rolle fixiert, Daumen kann ausgestreckt bleiben
Gründliche Desinfektion unter Beachtung der Einwirkzeit
Weiteres Vorgehen mit sterilen Handschuhen
Lochtuch auflegen
Bei wachen Patienten: Setzen einer Hautquaddel mit Lidocain 1% zur Lokalanästhesie
Nach Tasten der Arterie Punktion mit der Kanüle aus Katheterset
A-1 · Allgemeiner Teil
Nach Treffen der Arterie Einführen des SeldingerDrahtes mit dem flexiblen Ende durch die Kanüle
Entfernen der Nadel unter Fixierung des Drahtes
Einführen des Katheters über den Draht
Festnähen des Katheters
Entfernung des Drahtes und Anschluss des Druckaufnehmers über starre Zuleitung mit 3-Wege-Hahn
Steriler Verband
Kennzeichnung mit rotem Aufkleber zur Verhinderung akzidenteller arterieller Injektionen
CAVE
Auf sichere Konnektion achten, speziell bei Lagerung unter Tüchern zur Operation, um akzidentelle Diskonnektion mit hohem Blutverlust zu vermeiden.
Versehentliche intraarterielle Injektion
Klinik
Brennender Schmerz
Durchblutungsstörungen distal von der Einstichstelle: Blässe, fleckige Haut, Zyanose
Im weiteren Verlauf Ausbildung von Nekrosen
Puls nicht palpabel
Therapie
Katheter liegen lassen
Zum Verdünnen Nachspülen mit 20 ml NaCl 0,9%
20 ml 1%iges Lidocain langsam intraarteriell
Methyl-Prednisolon 50 mg intraarteriell
Bei Ischämien und starken Schmerzzuständen: Plexusblockade zur Sympathikolyse und Schmerztherapie
Eventuell operative Therapie notwendig (Thrombektomie, Faszienspaltung)
Prävention
Wenn möglich, keine periphervenösen Zugänge im Bereich der Ellenbeuge
Immer Lagekontrolle durch Anlegen einer Infusion (ohne Rückschlagventil) oder, falls Zweifel bestehen, Anschluss einer Druckmessung
Bei Unklarheiten: immer BGA durchführen
Arterielle Kanülen immer deutlich kennzeichnen
31 A-1.21
A-1.21 Zentraler Venenkatheter
M. Kastrup
An dieser Stelle wird der typische Verlauf einer Anlage eines zentralen Venenkatheters beschrieben. Das Vorgehen kann im Einzelfall leicht variieren. Vorzugsweise wird die V. jugularis interna punktiert. Bei Kontraindikationen gegen diesen Punktionsort kann auch die V. subclavia oder die V. femoralis punktiert werden.
Vorbereitung
Vorbereitung des Materials (steril auf Tisch)
Tisch (mit sterilem Tuch abgedeckt)
Kopfbedeckung, Mundschutz, steriler Kittel, sterile Handschuhe
3 sterile Tücher (alternativ: großes Lochtuch)
Katheterset: Katheter, Seldinger-Draht, Dilatator, 10-ml-Spritze, Fixierungsmaterial, sterile Verschlussstopfen
Etwa 20 ml NaCl
Schale für Desinfektionsmittel
Desinfektionsmittel (CAVE: Jodallergie)
Große Tupfer
Sterile Klemme für Tupfer
Fadenhalter
Faden zur Fixierung des Katheters
Etwa 5 Kompressen
5-ml-Spritze zur Vorpunktion
5-ml-Spritze für Lokalanästhetikum bei Wachpunktion (1%iges Lidocain)
Insulinkanüle für Hautquaddel bei Wachpunktion
Kanüle, um Medikamente aufzuziehen
22-G-Kanüle für Vorpunktion
Kabel für Vorhof-EKG (z. B. Alpha-Card)
Steriles Pflaster
Voraussetzungen für Punktion
Unterschriebene Einverständniserklärung des Patienten
Unauffällige Gerinnungswerte
Keine Allergien gegen Lokalanästhetika und Desinfektionsmittel
Unauffällige Punktionsstelle
Relative Kontraindikationen
Fehlende Einwilligung (Ausnahme: dringliche Indikation bei nicht einwilligungsfähigem Patienten)
Anästhesie
32 A-1.22 · Pulmonaliskatheter (PAK)
Entzündungen und anatomische Veränderungen im Bereich der Einstichstelle
Anatomische Veränderungen an der Lunge, Thorax oder Mediastinalorganen
Stenosen der A. carotis auf der Gegenseite bei V.-jugularis-interna-Punktionen
Gerinnungsstörungen
Pneumothorax auf der kontralateralen Seite
Erfolglose Punktion der kontralateralen Seite ohne Pneumothoraxausschluss (durch Röntgen)
Anschluss des Patienten an das Monitoring
EKG zur Detektion von Rhythmusstörungen
Messung des Blutdrucks
Bei ZVK-Anlage in Lokalanästhesie wird dem Patienten das Vorgehen erklärt
Lagerung des Patienten
(V. jugularis und V. subclavia)
Rückenlage mit dem Kopf zur Gegenseite der geplanten Punktion
Eventuell leichte Unterpolsterung der Schultern
Lagerung in Trendelenburg-Position (CAVE: pulmonaler Hypertonus, Herzinsuffizienz, Luftnot)
Eventuell Applikation von Sauerstoff mit Gesichtsmaske
Eventuell Rasur im Bereich der Einstichstelle
Vorgehen bei der Punktion
Steriles Vorgehen mit Kopfhaube, Mundschutz, sterilem Kittel und sterilen Handschuhen
alkoholische Sprühdesinfektion
2-malige großflächige (mindestens Handbreit um die Punktionsstelle) Desinfektion der Punktionsstelle und Beachtung der Einwirkzeit des Desinfektionsmittels
Bei V. jugularis interna auch Einstichstelle für V. subclavia mit desinfizieren
Abdecken mit sterilen Tüchern
Ansprechbare Patienten über alle manuellen Maßnahmen informieren; großzügige Lokalanästhesie mit Lidocain 1% mit dünner Nadel
Anatomische Orientierung und Vorpunktion mit 0,9%igem NaCl gefüllter Spritze und kleiner Nadel unter Palpation der A. carotis bei der V.-jugularis- Punktion
Nach Auffinden der Vene erneute Punktion mit Systemnadel und gefüllter Spritze
Bei müheloser Aspiration von venösem Blut Diskonnektion der Spritze (CAVE: Lufteintritt) und Vorschieben des Seldinger-Drahtes mit gebogenem weichem Ende
CAVE Herzrhythmusstörungen.
Bei sicherer intravasaler Lage des Drahtes Bougierung der Haut mit Dilatator aus Katheterset
Einführen des mit 0,9%igem NaCl vorgefüllten Katheters über den Draht
Entfernung des Drahtes und Anschluss eines 3-Wege-Hahns
Prüfung, ob durch alle Lumen des Katheters gut zu aspirieren ist
Ausschluss einer intraarteriellen Lage durch Anschluss einer Infusion ohne Rückschlagventil oder durch BGA oder durch Anschluss eines Druckwandlers.
Lagekontrolle/Fixierung
Lagekontrolle des Katheters mit Vorhof-EKG
Fixierung des Katheters mit mitgeliefertem Befestigungsmaterial mit Naht
Steriler Verband
Dokumentation (auch eventueller Fehlpunktionen)
Bei V.-subclavia-Katheteranlage (postoperativ) Röntgenkontrolle des Thorax zum Ausschluss eines Pneumothorax
Nach einer problemlosen Punktion der V. jugularis interna ist keine routinemäßige Röntgenkontrolle des Thorax notwendig (dann allerdings genaue Dokumentation der Lagekontrolle)
A-1.22 Pulmonaliskatheter (PAK)
M. Kastrup
Indikationen
Anästhesie bei Patienten mit klinisch manifester Herzinsuffizienz (bzw. EF < 30%)
In den ersten 6 Monaten nach Herzinfarkt
Patienten mit hochdosierter Volumenund Katecholamintherapie