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Bitterschokolade.doc
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13. Wie mein schönster Drachen stieg

Eines Tages sollte in unserer Schule ein großes Drachensteigen stattfinden. Im voraus begannen wir uns darauf vorzubereiten. Wir haben eine Mannschaft gebildet, sechs von uns. Ein Mädchen war auch dabei, Luise. Ich sagte: «Mädchen sind selbst wie Drachen, aber bauen können sie keine. Wir gewinnen bestimmt nicht, wenn Luise dabei ist.» Aber die anderen waren mit mir nicht einverstanden. Dann kamen die Wettbewerbsbedingungen heraus. Wie groß ein Drachen sein sollte, wann wir uns treffen würden und so weiter. Ich dachte mir: Das lasse ich mir nicht gefallen, noch Vorschriften machen. Ich baue einen ganz tollen Drachen, und dann werden sie mal sehen, wie unsere Gruppe gewinnt.

Erwin war auch in unserer Drachenmannschaft. Er wollte, dass wir zusammen basteln. Ich wollte das aber nicht. Ich machte zu Hause meinen eigenen. Und es wurde ein ganz tolles Ding. So groß wie ein Lokomotivrad. Ich arbeitete vier Tage daran und malte dann solch eine abscheuliche Fratze darauf, über die ich selber erschrak, als ich eines Morgens aufwachte und die grinsende Fratze in der Ecke sah. Das Ding war schwer geworden, und der Schwanz war drei Meter lang.

Der Tag des Drachenwettbewerbs kam. Als Peter, Bruno, Luise und Erwin mich fragten, was mit meinen Drachen los ist, schwieg ich in sieben Sprachen. Bruno meinte schließlich: «Alfons hat gar keinen fertig bekommen.» Ich wollte ja Bruno meine Faust unter die Nase halten, trotzdem schwieg ich wie ein Grab. Er wird schon sehen, was für einen schönen Drachen ich habe.

Der Wettbewerbsplatz lag nicht weit von der Stadt. Wir sollten uns an der Haltestelle treffen. Ich nahm mir noch, als ich ging, Papas Lederhandschuhe mit, damit ich den Druck aushalten konnte, wenn er hochsteigt.

An der Straßenbahnhaltestelle gab es den ersten Ärger. Die Schaffnerin rief mir zu: «Benzinfässer, große Kasten und Riesendrachen werden nicht mitgenommen!» Da war ich vielleicht wütend. Ich konnte mich doch zum Wettbewerb verspäten! Die nächste Schaffnerin war viel freundlicher. Dafür trat mir aber ein älterer Herr mit seinem dicken Schuh auf den Drachen. Das Papier knirschte so laut, dass alle die Köpfe wendeten und sich zu mir umsahen. Das Drachengesicht sah jetzt aus, als ob es lachte. «Sie treten mir meinen Drachen kaputt! Das ist doch nicht richtig!» schrie ich laut. «Gewinnen Sie vielleicht jetzt den Wettbewerb mit Ihren Schuhen?» Plötzlich kam die gute Schaffnerin, fing an mit mir herumzuschimpfen, und ich musste eine Station vorher aussteigen. Dass ich mir meinen wunderbaren Dreimeterdrachenschwanz beim Aussteigen auch abriss, habe ich gar nicht bemerkt. Erst später sah ich das.

Als ich auf den Drachen-Wettbewerbsplatz kam, hatten alle eine schlechte Laune auf mich. Bruno schrie mir zu: «Wir sind eine unvollständige Mannschaft… durch deine Schuld!»

«Ich bin doch da», sagte ich leise, «und mein Drachen ist auch einigermaßen schön.»

Die Schüler aus der 10. Klasse kamen, und einer sagte zu mir: «Mit diesem Drachen wirst du nicht zugelassen!»

«Nein?» schrie ich. «Bau mal einen! Euch wird schon noch das Lachen vergehen, wenn er auf fünfhundert Meter hoch geht!»

Es gab eine große Aufregung. Sogar Lehrer kamen, und Herr Riedel, der Schuldirektor, sagte das letzte Wort. Ich wurde wirklich disqualifiziert. Ich hatte die Maße nicht eingehalten und war zu spät gekommen.

Rache, dachte ich. Aber ich werde euch doch was zeigen!

Und der Wettbewerb begann. Die Drachen flogen hin und her, stiegen auf und fielen wieder herunter. Ich ging an die Seite und wollte meinen Drachen steigen lassen. Aber zum Drachensteigen sind zwei nötig: einer, der zieht, und einer, der den Drachen hinten hochhält. Mir wollte aber keiner helfen. Da musste ich ihn auf die Erde legen, Papas Lederhandschuhe anziehen und einfach ziehen. Der Drachen stieg nicht, war aber noch mehr kaputt als vorher. Jetzt wurde ich erst richtig wütend. Das ist Sabotage, dachte ich. Ich hängte den Drachen vorsichtig auf den Zaun und zog wieder die Schnur. Jetzt würde er wie ein Adler hochsteigen. Es ruckte ein bisschen, und ich streckte alle viere von mir. Genau vor Luises Füße.

«Stör mich nicht,» sagte Luise mit ihrer Fliegenstimme, «mein Drachen steigt mächtig!» und trat mir mit ihren Hacken auf die Hand.

«Alte Ziege», rief ich, «deine Krähe wird nie wie ein Adler fliegen. Warte, bis ich komme!» Ich stand auf und rieb die wehe Hand.

So versuchte ich es eine gute halbe Stunde. Die Drachen der anderen stiegen, und ich wurde immer unruhiger. «Willst du jetzt endlich fliegen!» beschimpfte ich leise meinen Drachen. Und wirklich, das half. Beim nächsten Versuch merkte ich, wie der Drachen sich langsam vom Zaun abhob. Jetzt kam endlich meine Stunde! dachte ich begeistert. «Ich komme!» schrie ich, so laut ich konnte. Alle haben den Schrei gehört und sahen mich und meinen Drachen an. Mein Drachen kam langsam hoch. Der Wind packte ihn und warf ihn hin und her. «Beiseite!» schrie ich. «Alle beiseite!» Der Drachen schüttelte mit dem Kopf, als wollte er mir nicht gehorchen, drehte sich nach rechts, und wie eine Kanonenkugel sauste er zur Seite, mitten in die anderen Drachenschnüre. «Hau ab… du bringst uns durcheinander!» schrien mir die anderen. Aber der Drachen gehorchte mir nicht mehr. Er blieb plötzlich eine Sekunde lang stehen und flog dann wie eine Rakete nach unten, genau auf die Lehrer und Schiedsrichtergruppe. «Alarm!» rief ich. «Mein Drachen kommt runter!» Der einzige, der sich retten konnte, war Herr Riedel. Er sprang beiseite. Dann gab es einen Knall, und die Schiedsrichter, drei aus der 10. Klasse und zwei Lehrer, waren von meinem Drachen begraben. Es sah wie ein Autounfall aus. Sie lagen alle lang. Einer hatte einen Arm durchs Papier gesteckt, und ein anderer, genau der mich disqualifiziert hatte, war sogar mit dem Kopf durchs Papier gestoßen. Rechts und links lagen noch ein paar Drachen.

Das war ein schönes Ende. Ich sollte weggehen. Bruno, dessen Drachen auch runterfiel, schrie mir zu: «Du bist selbst ein Drachen! Du kannst überhaupt nichts, Zitterbacke! Ich binde dich an eine Schnur und lasse dich als Drachen hochsteigen, du…»

Mama fragte mich zu Hause: «Du kommst ja zu früh. Bist du traurig, Alfi?»

Ich zog langsam die Lederhandschuhe ab und sagte: «Ich wäre ja fast beinahe Sieger geworden! Aber mein Drachen war zu hoch, die Schnur zerriss, und er war weg.» Dann ging ich in mein Zimmer und kam bis zum Abend nicht mehr heraus.

Am Abend sagte Mama zu Papa: «Denk dir bloß, Alfi wäre um-ein-Haar-fast-beinahe Sieger geworden!»

Irgend etwas in ihrer Stimme hat mir dabei nicht gefallen. Übrigens hat Luise den Wettbewerb gewonnen. Ausgerechnet die!

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