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Модельный урок № 4

Тема: «Biedermeier»

Цели: 1. Общеобразовательная: развитие общего кругозора;

2. Воспитательная: воспитание уважительного отношения друг к другу при работе в группах;

3.Развивающая: развитие памяти, внимания, языковой догадки.

Задачи: 1. Формирование лексического навыка говорения по теме «Biedermeier»;

  1. Развитие умения монологической речи;

  2. Развитие умения аудирования.

Ход занятия

Занятие проводилось в соответствии с алгоритмом творческой мастерской.

  1. Индуктор: на доску вывешена картинка кресла.

Bilden Sie bitte Ihre Hypothesen zu diesem Sessel!

После этого студенты методом жеребьевки делятся на 3 группы. (3’)

  1. Самоконструкция: в 3 группах сочиняют сказку об этом кресле и предположения о стиле.

Schreiben Sie ein kurzes Märchen über diesen Sessel und den Stiel, zu dem er gehört. (3’)

  1. Социоконструкция: работа в группах над сказкой. (10’)

  2. Социализация: презентация сказки, вследствие чего выясняется стиль – Бидермейер. (10’)

  3. Самоконструкция: после выяснения стиля предлагается кратко его описать.

  4. Разрыв: студенты смотрят краткий видеоролик о Карле Шпицвеге. После просмотра они должны ответить на вопросы по содержанию фильма. (10’)

  5. Деконструкция: участники уже поделены на 3 группы. Сейчас каждой из групп дается отдельное задание:

Die erste Gruppe bereitet die Werbung über das Biedermeierhotel. Das ist ein Museum – Hotel, wo das heutige Biedermeier dargestellt ist.

Die zweite Gruppe bereitet den historischen Blick über das Biedermeier.

Die dritte Gruppe erzählt über die Malerei der Epoche und über Karl Spitzweg.

Alle 3 Gruppen bereiten ihre Vorträge in Form der Werbung, um die Gäste ins Hotel anzulocken. (15’)

  1. Афиширование. (1’)

  2. Рефлексия: студентам предлагается ответить на вопросы «Выходной карты». (13’)

Приложение № 12

Приложение № 13

Biedermeier

Als Biedermeier wird die Zeitspanne von 1815 (Wiener Kongress) bis 1848 (Beginn der bürgerlichen Revolution) in den Ländern des Deutschen Bundes bezeichnet. Mit dem Ausdruck Biedermeier ist in der politischen Geschichte der Begriff der Restauration verknüpft, der sich auf die staatspolitische Entwicklung nach dem Ende der Napoleonischen Zeit und des Wiener Kongresses bezieht. Bedeutsam ist der Begriff als Epochenbezeichnung der Kulturgeschichte. Für die zum selben Zeitabschnitt gehörende entgegengesetzte Bewegung zur politischen, revolutionären Veränderung, die unter anderem bei Literaten wie Georg Büchner und Heinrich Heine ihren Niederschlag fand, wird dagegen der Begriff Vormärz verwendet.

Der Ausdruck Biedermeier bezieht sich zum einen auf die in dieser Zeit entstehende eigene Kultur und Kunst des Bürgertums (z. B. in der Hausmusik, der Innenarchitektur und auch in der Mode), zum anderen auf die Literatur der Zeit, die beide oft mit dem Etikett „hausbacken“ und „konservativ“ versehen werden. Als typisch gilt die Flucht ins Idyll und ins Private. Schon der Dichter Jean Paul hatte vom „Vollglück in der Beschränkung“ gesprochen, Goethes Sekretär Johann Peter Eckermann „eine reine Wirklichkeit im Lichte milder Verklärung“ zu erkennen geglaubt.

Der Begriff

Der Begriff Biedermeier geht zurück auf die fiktive Figur des treuherzigen, aber spießbürgerlichen Gottlieb Biedermaier, die der Jurist und Schriftsteller Ludwig Eichrodt und der Arzt Adolf Kussmaul erfanden und unter dessen Namen in den Jahren ab 1855 in den Münchner Fliegenden Blättern diverse Gedichte veröffentlicht wurden, die teilweise Parodien auf die Poesie des realen Dorfschullehrers Samuel Friedrich Sauter waren.

Entstanden war der Name aus zwei Gedichten mit den Titeln Biedermanns Abendgemütlichkeit und Bummelmaiers Klage, die Joseph Victor von Scheffel in diesem Blatt 1848 veröffentlicht hatte. Bis 1869 wurde Biedermaier geschrieben, erst danach kam die Schreibweise mit ei auf. Der fiktive Herr Biedermeier war ein dichtender schwäbischer Dorflehrer mit einfachem Gemüt, dem laut Eichrodt seine kleine Stube, sein enger Garten, sein unansehnlicher Flecken und das dürftige Los eines verachteten Dorfschulmeisters zu irdischer Glückseligkeit verhelfen. In den Veröffentlichungen werden die Biederkeit, der Kleingeist und die unpolitische Haltung großer Teile des Bürgertums karikiert und verspottet.

Allerdings hat der revolutionäre Dichter Ludwig Pfau bereits 1847 ein Gedicht mit dem Titel Herr Biedermeier verfasst, das Spießigkeit und Doppelmoral anprangert. Es beginnt mit den Zeilen:

Schau, dort spaziert Herr Biedermeier

und seine Frau, den Sohn am Arm;

sein Tritt ist sachte wie auf Eier,

sein Wahlspruch: Weder kalt noch warm.

Angeblich hat Eichrodt dieses Gedicht erst sehr viel später kennengelernt, nachdem er seine eigene Biedermeier-Poesie längst veröffentlicht hatte. Nachprüfen lässt sich diese Behauptung Eichrodts nicht.

Nach 1900 wurde der zunächst negativ konnotierte Begriff Biedermeier eher wertneutral aufgefasst, er stand für eine kleinbürgerliche Kultur der Häuslichkeit und der Betonung des Privaten.

Die Nutzung als Epochenbezeichnung entwickelte sich ab Ende des 19. Jahrhunderts – zunächst in der Kunst- und Architekturgeschichte. Die ersten Buchveröffentlichungen mit dem Begriff im Titel erscheinen dann um die Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert.

Biedermeier kann heute auch auf die behagliche Wohnkultur und private Gemütlichkeit der Zeit reduziert werden, als eine gesellschaftliche Ruhephase vor den gesellschaftlichen Umwälzungen zur Mitte des 19. Jahrhunderts und als Reaktion auf staatliche Kontrolle und Zensur.

Die politische Situation

Nach der Niederlage Napoleons in der Schlacht von Waterloo und seiner Verbannung wurden die Beschlüsse umgesetzt, die auf dem Wiener Kongress ausgehandelt worden waren. Es ging um eine Ordnung Europas mit dem Ziel einer Restauration, d. h. der Wiederherstellung jener Verhältnisse, die vor der Französischen Revolution Europa geprägt hatten. Zu diesem Zweck gingen die konservativen Monarchen Kaiser Franz I. von Österreich, der russische Zar Alexander I. und der preußische König Friedrich Wilhelm III. ein Bündnis ein.

Eine bedeutende politische Rolle spielte Fürst Metternich, ein gebürtiger Rheinländer, der im Dienst des österreichischen Kaisers stand. Er setzte die so genannten Karlsbader Beschlüsse von 1819 durch, die eine starke Einschränkung jeglicher politischer Betätigung bedeuteten. Es wurde eine strenge Zensur für alle Veröffentlichungen eingeführt, inklusive der Musikwerke. Literaten wie Heinrich Heine und Georg Büchner emigrierten, ebenso Karl Marx, damals Redakteur der Rheinischen Zeitung in Köln.

Ohne die Karlsbader Beschlüsse ist die Biedermeierzeit nicht denkbar; außerhalb Deutschlands, Österreichs und Skandinaviens existiert daher auch der Begriff Biedermeier nicht, da die gesellschaftliche Entwicklung in diesen Ländern anders verlief.

Bildende Kunst

In der Bildenden Kunst der Biedermeierzeit dominierten die Genre- und die Landschaftsmalerei, aber auch das Porträt. Religiöse und historische Motive fehlen fast völlig. Der Stil war realistisch, die Bilder ähnelten oft einer fotografischen Abbildung. Vorbild war die niederländische Malerei des 17. Jahrhunderts. Allerdings war das angestrebte Ergebnis ein Pseudo-Realismus, denn die Wirklichkeit wurde gern idealisiert und ein wenig „verbessert“. Die Aquarelltechnik erreichte ein sehr hohes Niveau; für Buchillustrationen wurde nun zunehmend die Lithografie eingesetzt. Als bildende Künstler des Biedermeier gelten die Maler Moritz von Schwind, Friedrich Gauermann, Eduard Gärtner, Adolph Menzel (Frühwerk), Ludwig Richter, Carl Spitzweg, Joseph Kriehuber und Ferdinand Georg Waldmüller. Richter war vor allem als Illustrator gefragt, er bebilderte rund 150 Bücher. Eine Besonderheit des Biedermeier waren die so genannten Zimmerbilder, detailgenaue Schilderungen einzelner Wohnräume. In der Glas- und Porzellanmalerei ist die Epoche mit den Hausmalern Samuel Mohn und Anton Kothgasser verbunden. Typisch für diese Zeit ist ferner das Ansichtenglas.

Musik

Auch die Musik wurde in der Phase des Biedermeier erstmals vom bürgerlichen Geschmack bestimmt. Die Hausmusik erlangte große Bedeutung. In nahezu jedem Wohnzimmer stand nun ein Klavier. Gefragt waren vor allem Kammermusikstücke; in den Städten wurden überall Musikgesellschaften und Gesangvereine gegründet. Die Notenverlage gaben bei den Komponisten vor allem leichte, heitere Werke in Auftrag, denn der Geschmack der Kunden war entscheidend für den Verkauf; vorher war nie eigens für den Hausgebrauch komponiert, sondern nur umgearbeitet worden. Tonangebend in der Klaviermusik war Robert Schumann, der dennoch kein Biedermeier-Komponist war. Auch Franz Schubert wird zu Unrecht hin und wieder in diese Schublade gesteckt. Zu nennen wären eher Ludwig Berger, Christian Heinrich Rinck oder Leopold Schefer. Populär waren z. B. die Lieder Wilhelm Müllers oder Alexander Fescas.

Das Biedermeier ist auch die Zeit des Walzers, dessen Hochburg natürlich Wien war. Er entstand aus dem meist im Freien getanzten Ländler. Zu den Tanzveranstaltungen strömten die Massen, war hier doch ausgelassene Fröhlichkeit erlaubt. Komponisten und Kapellmeister wurden teilweise gefeiert wie Stars, allen voran Johann Strauß (Vater) und Joseph Lanner. Sehr beliebt war auch das Ballett, in Wien feierte die Balletttänzerin Fanny Elßler Triumphe. Die herausragenden weiblichen Gesangsstars waren Henriette Sontag und Jenny Lind.

Leben und Kultur

Mit dem Begriff Biedermeier ist in erster Linie auch eine bürgerliche Kultur gemeint, die in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstand. Das Bürgertum kultivierte das Privat- und Familienleben in ganz neuem Ausmaß. Nicht die Repräsentation stand im Vordergrund, sondern das häusliche Glück in den eigenen vier Wänden, die zum Rückzugsort wurden. Bürgerliche Tugenden wie Fleiß, Ehrlichkeit, Treue, Pflichtgefühl, Bescheidenheit wurden zu allgemeinen Prinzipien erhoben. Die Biedermeier-Wohnstube war die Urform des heutigen Wohnzimmers, und wahrscheinlich wurde damals der Ausdruck Gemütlichkeit eingeführt. Die Geselligkeit wurde in kleinem Rahmen gepflegt, beim Kaffeekränzchen, am Stammtisch, bei der Hausmusik, aber auch in den Wiener Kaffeehäusern. Beliebteste Zeitung war die Wiener allgemeine Theaterzeitung von Adolf Bäuerle.

Die bürgerliche Familienstruktur war patriarchalisch, der Mann das Oberhaupt der Familie; der Wirkungskreis der Frau war der Haushalt. Das wohlhabendere Bürgertum beschäftigte Personal, darunter eine Köchin, einen Kutscher, eine Kinderfrau, für Säuglinge auch eine Amme, mitunter einen Hauslehrer. Die wichtigsten weiblichen Freizeitbeschäftigungen waren Handarbeiten und das Klavierspiel, das jede Bürgerstochter zu lernen hatte. Wesentlich mehr Aufmerksamkeit als vorher widmete man auch der Kindererziehung und dem Kinderzimmer, es erschien entsprechende Literatur mit Anleitungen zur Erziehung. Es entstand erstmals eine eigene Kindermode, die nicht nur eine Kopie der Erwachsenenmode war. Die Spielzeugindustrie erlebte ihre erste Blüte. 1840 gründete Friedrich Fröbel in Bad Blankenburg den ersten Kindergarten.

In der Biedermeierzeit wurde auch das häusliche Weihnachtsfest in der Form ausgebildet, die uns heute allen bekannt ist, mit Weihnachtsbaum, Weihnachtsliedern und Bescherung.

Theater

In der Biedermeierzeit erlebte auch das Theater einen Aufschwung, doch statt Belehrung war Unterhaltung gefragt, also eine Abkehr von den Idealen der Aufklärung. Aus den Nationaltheatern wurden wieder Hoftheater, wie in Berlin, wo in erster Linie der preußische König bestimmte, was im Schauspielhaus aufgeführt wurde. Die Theatermetropolen dieser Zeit waren Wien und Berlin. Zwischen 1815 und 1830 hatten im Berliner Schauspielhaus fast 300 Lustspiele Premiere, aber nur 56 Tragödien. Sehr beliebt beim Publikum waren auch Parodien, selbst Goethe und Shakespeare wurden nicht verschont. Johann Nestroy brachte es 1857 fertig, in Wien eine Parodie auf Wagners Tannhäuser aufzuführen, noch bevor das Original überhaupt Premiere hatte.

Natürlich wurden auch Theaterstücke und Opern zensiert. In Österreich saßen die Zensoren sogar bei den Vorstellungen des Alt-Wiener Volkstheaters im Publikum. Die Theaterautoren gingen mit der Zensur unterschiedlich um: Viele passten sich an wie Raimund; Grillparzer, der auch Staatsbeamter war, schrieb einiges nur für die Schublade, während Nestroy mehrfach mit Geldbußen belegt wurde und sogar eine Gefängnisstrafe absitzen musste.

Architektur und Möbel

Das wesentliche Kennzeichen der Biedermeier-Architektur ist der elegante, aber eher schlichte Stil, wobei er letztlich eine Variante des Klassizismus war. Dieser Stil prägte die Monumentalbauten dieser Zeit, das Biedermeier die bürgerlichen Wohnviertel. Der bekannteste Architekt dieser Epoche war der Berliner Karl Friedrich Schinkel, aber seine Entwürfe waren nicht biedermeierlich. Der bedeutendste Architekt des Biedermeier-Stils war dagegen Joseph Kornhäusel, der seine Spuren vor allem in Wien und Baden bei Wien, der Sommerresidenz des österreichischen Kaisers, hinterließ. Baden wurde nach einem Brand ab 1812 völlig neu wiederaufgebaut. Da Kornhäusel sehr bekannt war, erhielt er auch Aufträge des Adels.

Die Biedermeier-Möbel folgen keinem einheitlichen Stil, zeichnen sich aber ebenfalls durch schlichte Eleganz aus. Sie hatten weniger repräsentativen Charakter, sondern sollten den Eindruck von Behaglichkeit verbreiten, vor allem auch zweckmäßig sein. Die ersten Möbel dieser Art entstanden in Wien, wobei englisches Mobiliar als Vorbild diente. Großer Wert wurde bei der Produktion auf die handwerkliche Qualität gelegt. Typisch für das Biedermeier sind Kleinmöbel wie Kommoden, Sekretäre oder Nähtischchen. In Wien prägte der Möbelfabrikant Joseph Danhauser senior die neue Wohnkultur. In diese Zeit fällt auch der Erfolg der Bugholzmöbel von Michael Thonet, der aus Boppard stammte und 1842 vom österreichischen Hof nach Wien geholt wurde. Er entwarf die Ausstattung des Stadtpalais Liechtenstein in Wien.

Das Museum für angewandte Kunst, MAK Wien besitzt eine große Möbelsammlung und zeigt in seiner Dauerausstellung einen Überblick über hundert Jahre der Wiener Möbelproduktion von der Möbelfabrik Danhauser über die Gebrüder Thonet bis zu den Gebrüdern Kohn. Ferner führt das MAK Wien seit 1965 das Geymüllerschlössel als neue Außenstelle, welches die bedeutende Uhrensammlung (Altwiener Uhren zwischen 1760 und der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts) von Dr. Franz Sobek sowie Mobiliar aus den Jahren 1800 bis 1840 beherbergt und dem Besucher somit bis heute die Idee eines Empire- und Biedermeiersommersitzes vermittelt.

Mode

Damenmode

Nach der Epoche des Empire-Stils (1795-1820) wurde die Damenmode im Biedermeier schlichter, aber auch deutlich unbequemer. Die Taille wurde ab 1835 wieder deutlich betont, und Reifrock und Korsett wurden zu unentbehrlichen Kleidungsstücken der höheren Schichten. Schon ab 1820 wurden die Ärmel der Tageskleider so voluminös, dass sie sogar beim Klavierspielen hinderlich waren. Sie werden als Hammelkeulenärmel oder auch als Ballon- und Schinkenärmel bezeichnet. In Form gebracht wurden sie mittels Rosshaar und Fischbein. Sehr beliebt waren gemusterte Stoffe: kariert, gestreift oder geblümt. Für den Abend wurden gern schillernde Seidenstoffe gewählt. Die typische Kopfbedeckung dieser Zeit war die Schute, ein haubenähnlicher Hut. Die Schuhe waren flach, ohne Absatz. Wichtige Accessoires waren Kaschmirschal und Sonnenschirm. Die Biedermeier-Frisuren waren zunächst aufwändig und wurden mit Bändern und Schleifen geschmückt, ab 1835 wurden die Haare aber schlicht zu einem Nackenknoten (Chignon) mit seitlichen Korkenzieherlocken frisiert.

Herrenmode

Auch die Herrenmode des Biedermeier war alles andere als bequem. Modevorbild von 1800 bis etwa 1830 war der Dandy, dessen Prototyp der Engländer George Bryan Brummell war. In dieser Zeit wurde auch die männliche Kleidung eng tailliert getragen, so dass viele Männer zu einem Schnürgürtel griffen. Die Hemden hatten einen so genannten Vatermörder-Kragen, der den Hals einschnürte. Dazu wurden seit 1815 erstmals lange Hosen (Pantalons) getragen, gestreifte oder geblümte Westen sowie ein Gehrock oder ein Frack. Kopfbedeckung war der Zylinder. Wichtig waren auch die kunstvoll geknotete Krawatte, ein Spazierstock, Handschuhe und eine Taschenuhr, evtl. noch ein Lorgnon. Nach 1820 galten auch Backen-, Oberlippen- oder Kinnbart nicht mehr als revolutionär, der Vollbart aber galt als Symbol des Liberalismus oder später einer sozialrevolutionären Gesinnung wie bei Karl Marx und Friedrich Hecker. Unerlässlich waren zu dieser Zeit lange Koteletten, genannt Favoris.

GESCHICHTE

Mit der Französischen Revolution 1789 und der folgenden Machtergreifung Napoleons ändert sich vieles: Österreich wird in die Napoleonischen Kriege hineingezogen und wirkt 1814/15 als Gastgeber des Wiener Kongresses an der Neuordnung des Kontinents mit. Dem Schock, den die Revolution den Adelshäusern Europas versetzt hat, begegnen in Österreich Kaiser Franz I und sein Staatskanzler Metternich mit Einschränkung der bürgerlichen Freiheiten und Zensur. Weshalb sich das Bürgertum in die eigenen vier Wände zurückzieht: Die Zeit des Biedermeiers bricht an. Man trifft einander in geselliger Runde im Salon – die Künste werden gepflegt. Maler wie Ferdinand Georg Waldmüller und Friedrich Gauermann, Komponisten wie Franz Schubert und Dichter wie Adalbert Stifter, Ferdinand Raimund oder Franz Grillparzer machen von sich reden.

Am Ende dieser Epoche steht wieder eine Revolution: 1848 stürzt das Bürgertum Franz I., Kaiser Franz Joseph I. übernimmt die Regentschaft. Mit seiner Gattin Elisabeth, der legendären "Sisi", prägt er bis heute nachhaltig das Bild vom österreichischen Kaisertum. Seine Residenzstadt Wien macht er mit prächtigen Bauwerken zu einer bedeutenden mitteleuropäischen Metropole, zum Zentrum eines riesigen Vielvölkerstaates, das sich auch über Ungarn, Norditalien und weit nach Südosteuropa hinein erstreckt.

Der Walzerkönig Johann Strauß feiert Triumphe in aller Welt. Sigmund Freud entwickelt die Psychoanalyse. Und um 1900 bringt der Wiener Jugendstil einzigartige Werke hervor. Maler wie Gustav Klimt und Egon Schiele beeindrucken ebenso wie die Architekten Otto Wagner und Adolf Loos. Ein Spaziergang über die Wiener Ringstraße, ein Besuch im Sisi- oder im Sigmund-Freud-Museum sowie in der Österreichischen Galerie Belvedere vermitteln einen umfassenden Eindruck von dieser Epoche.

Die Epoche des Biedermeiers wird kunstgeschichtlich vereinfacht zwischen 1815, dem Wiener Kongress und 1848 der Revolution eingegrenzt.

Die Bezeichnung Biedermeier bezieht sich auf Malerei, Literatur und Kunstgewerbe. Bedingt durch die allgegenwärtige Zensur – das System Metternich – erfolgte ein Rückzug ins Private, eine Hinwendung zu Häuslichkeit und Idylle

Angeregt durch die relative politische Sicherheit und dem wirtschaftlichen Aufschwung nach den napoleonischen Kriegen, war es einer breiteren Schichte möglich, sich einer verfeinerten und doch soliden Ausstattung zu widmen.

Speziell in Wien gab es zu dieser Zeit unter den Mцbeltischlern Spitzenkräfte, die nicht nur handwerklich solide zu arbeiten verstanden, sondern zugleich hervorragende Zeichner und Entwerfer waren.

Bereits Joseph II hatte angeordnet, dass ein Tischler nur dann zur Meisterprüfung zugelassen werden durfte, wenn er eine entsprechende Zeichenausbildung nachweisen konnte.

Gegenüber dem zuvor herrschenden Empire, dem Repräsentationsstil Napoleon I mit seinem Mahagonifurnieren und einen Übermaß an vergoldeten Bronzen, zeichnet sich das Biedermeiermobiliar durch die vornehmliche Verwendung heimischer Hölzer aus. Die beliebtesten Hölzer im Biedermeier waren Nuss, Kirsch, und Esche

Mahagoni kam fast nur mehr für Repräsentationsmöbel, vornehmlich Sonderanfertigungen für den Hof, zur Verwendung.

Durch die technische Entwicklung wurde es nun einfacher, Furniers auch maschinell zu schneiden. Diese ermöglichte die Gestaltung von spiegelsymetrischen Furnierbildern, deren Ausdruckskraft durch diese ebenfalls neue Technik der Schellackpolitur extrem gesteigert werden konnte.

Eine Spezialität des Wiener Biedermeiers stellen schwarz polierten Möbelstücke dar, die kombiniert mit Vergoldungen, Schwarzlotmalereien und dem goldgelben Ton, der für die Inneneinrichtung verwendeten Ahornfurnieren an Delikatesse nicht zu überbieten sind. An Biedermeiermöbel wurden Beschläge nur mehr sparsam verwendet, teils aus geprägtem Messing, Bein, Perlmutter oder einfach in kontrastierendem Holz eingelegt.

Das Biedermeier hat eine Vielzahl spezifischer Möbelformen hervorgebracht. Typische Möbelstücke dieser Epoche sind Schreibschränke, Arbeitstische und Vitrinen. Bei Stühlen wurden die Rückenlehnen in zahlreichen Variationen gestaltet. Mittelpunkt eines Interieurs der Biedermeierzeit bildete ein zumeist runder oder ovaler Tisch mit Mittelstütze sowie ein einladendes Sofa.

Vitrinen, meist dreiseitig verglast und an der Rückwand verspiegelt, dienten zur Präsentation von Erinnerungsstücken, Glas und Porzellan. Arbeits- und Nähtische wurden in einer unendlichen Formenvielfalt hergestellt, von einfachem Rechtecktisch mit Ladeneinteilung bis hin zu den Meisterwerken in Form von Globustischen.

Allgemein kann gesagt werden, dass sich Biedermeiermöbel zumeist durch solide Verarbeitung und ansprechendes Design auszeichnen. Zumindest diese beiden Kriterien lassen Möbelstücke dieser Epoche gerade heute besonders interessant erscheinen.

WAS VERBINDET BIEDERMEIER UND REPIN: EIN GESPRÄCH MIT DEM DIREKTOR DES WIENER LICHTENSTEIN MUSEUMS DR. JOHANN KRÄFTNER

Wir beginnen heute mit der Kunst. Die Direktorin des staatlichen Puschkin-Museums für schöne Künste in Moskau Irina Antonova hieß eine Sonderausstellung «Biedermeier» aus den Sammlungen des Fürsten von und zu Liechtenstein willkommen. In Russland war bislang noch nie eine Sonderausstellung dieser Kunstepoche von 1815 bis 1848 gewidmet gewesen. Gezeigt werden nicht nur bezaubernde Gemälde und Grafiken der Zeit — insgesamt 125 Objekten – Porträts, Genre- und Landschaftsbilder, Blumenstillleben, Stadtansichten sowie Möbel und Porzellane. Warum ausgerechnet Biedermeier hat der Direktor des Wiener Lichtenstein Museums Dr. Johann Kräftner nach Russland gebracht, habe ich ihn gefragt. Sein Museum enthält doch viele Schätze von Rubens, Rembrandt und Van Dyck:

„Biedermeier in Wien und die selben zeitgenössischen Kunstströmungen hier in Russland haben eigentlich sehr viel gemeinsam: es gab wie wir auch beim Verfassen des Kataloges drauf gekommen sind, vor allem Frau Sawinskaja, es gab ganz intensive persönliche Beziehungen auch zwischen dem russischen Zaren und dem Fürsten von Liechtenstein, die gemeinsam gereist sind, und der russische Zar hat seinen Sohn sogar bei einem Wien Aufenthalt dem Fürsten Lichtenstein, das wird Alois der 2. gewesen sein, er wird nämlich nicht namentlich genannt anvertraut. D.h. es gab in dieser Zeit intensive Beziehungen oder wir wissen auch das Johann Strauss immer im Sommer nach St. Petersburg gereist ist, um dort Walzer zu spielen, die Russen zu erfreuen, und er hat damit viel Geld verdienen können, das er im Sommer in Wien nicht verdienen konnte, so dass es sehr fruchtbare Beziehungen gegeben hat, und es gab Maler, die nach Russland gekommen sind und hier einige Zeit gemalt haben. Die österreichischen Maler.

Und es gab einen sehr umtriebigen Botschafter in dieser Zeit in Wien. Einen russischen Botschafter in Wien Andrej Rasumowskij, der sich ein großes Palais bauen ließ, ein großer Kunstsammler gewesen ist und nach seinem Bankrott, der ausgelöst ist durch eine große Feuersbrunst ursächlich. Nach seinem Tod hat immerhin Fürst Alois der 2. von Lichtenstein sein Palais gekauft, hat es sehr schnell saniert in einem Jahr ungefähr und hat dann 10 Jahre drinnen gewohnt während er sein Palais in der Bankgasse saniert hat. Er hat dieses Palais offensichtlich sehr innig geliebt und hat es von Rudolf von Alt, in vielen Aquarellen, die hier im Puschkin Museum zu sehen sind, festhalten lassen.

Jolkin: Und welche Ansätze gibt es zwischen der Kunst Bie-dermeier, Österreichischer Biedermeier Kunst, und der russischen Kunst, wenn Sie welche gesehen haben?

Kräftner: Es gibt einmal diesen Ansatz, dass in der selben Zeit eigentlich nach dem die napoleonischen Kriege Europa wieder befreit hatten oder Europa wieder von Napoleon befreit war, hatten Künstler wieder Gelegenheit zu reisen, generell einfach zu reisen. Sowohl die Österreicher, als auch die Russen sind dann sehr gerne nach Italien gefahren und haben dort italienische Kunst studiert, was beide Künste sehr eindringlich beeinflusst hat. Es gibt Bilder von Ender und von Silvester Shchedrin, die wahrscheinlich am selben Ort gemalt sind, an der Küste von Sorrent. Also da gibt es mal sehr äußerliche Affinitäten. Ein nächster Aspekt ist, dass man sich in beiden Ländern auf die Kunst seiner eigenen Heimat dann irgendwo bezieht. Es ist in Russland eine Entwicklung, dass man Russland mit seiner ganzen Folklore entdeckt, und dieselbe Entwicklung gibt es eigentlich auch in Österreich. Die Maler gehen hinaus und malen dann nicht mehr in Italien, sondern entdecken das Licht in den Al-pen, entdecken die eigenen Berge, die eigenen Landschaften und das ist auch eine große Parallelität. Und aus dieser Betrachtung der eigenen Kunstwelt, wächst eigentlich eine sehr folkloristische Kunst in beiden Kulturbereichen heraus. Es sind beispielsweise Parallelitäten, wenn ich durch die Tretjakov-Galerie offenen Auge gehe, ohne dass ich was verstehe von russischer Malerei, das sind dann Dinge, die mir dann plötzlich dann sehr intensiv auffallen: Der Kolorit Russlands, die Farbigkeit Russlands ist eine andere eigentlich, als die Österreichs, aber dieses Titelbild das wir für den Katalog gewählt haben, ist von einem Maler gemalt worden der 2 Jahre in Moskau und St. Petersburg gemalt hat. Und dieses ja scharfe Kolorit hängt sicher damit zusammen.

Jolkin: Sie haben eine sehr schöne Ausstellung nach Moskau gebracht. Beschränkt sich die Zusammenarbeit zwischen dem Lichtenstein Museum und den Moskauer Museen nur dadurch, oder erwarten Sie eine Antwort aus Russland.

Kräftner: Eine Antwort aus Russland wäre natürlich schön. Ich träume schon länger von solch einer Ausstellung. Wir wollen diese Beziehungen weiterentwickeln, das kann sein, dass wir vielleicht hier noch etwas anderes zeigen. Es gibt hier, sage ich, gewisse Träume von Irina Antonova, die wir gerne vielleicht mitträumen würden. Das ist die eine Sache, die andere Sache ist, dass ich viele russische Maler wirklich bewundere, und ich z.B. weiß, dass die Portraits von Repin nie in Österreich gezeigt worden sind. Die für mich so unglaublich spannend sind. Ich hab Portraits von ihm im Russischen Museum, nämlich auch im Depot gesehen. Das ist voll mit unglaublich guten Bildern, die das, was in der österreichischen Portraitmalerei passiert, dann im frühen 20. Jahrhundert eigentlich, eigentlich um 20 Jahre vorwegnehmen. Hier in Russland passiert das, was in Österreich um die Jahrhundertwende dann passiert schon 1880 herum in diesen Portraits von Repin, unglaublich psychologisierend und das würde ich sehr spannend finden hier einmal eine Auswahl zu treffen, weil es tolle unglaublich gute Malerei ist, auf der einen Seite und weil wir ja alle diese Personen, die dargestellt sind, natürlich kennen ja auch, wenn ich dieses Portrait aus den letzten Jahren von Musorgski mir anschaue mit seiner Nase und seiner Furche im Gesicht, aber seiner Titanenkraft, die hier dahintersteckt, dann sind das ganz packende Portraits“.

Wiederauferstanden!

Kaum erkläre ich diesen Blog für scheintot, erscheint auf derstandard.at ein Artikel als Teil einer Serie, der das neue Biedermeier umkreisen zu scheint. Konservative Werte werden für die Jugend immer wichtiger Die Überschrift alleine hat mich schon ganz kribbelig gemacht. Der Inhalt des Artikels war dann genau so wie ich es erwartet hatte. Das Österreichische Institut für Jugendforschung (dessen Publikationen leider kostenpflichtig sind) hat eine Studie erarbeitet, deren Ergebnisse anscheinend nahe legen, die österreichische Jugend als konservativ zu bezeichnen. Kernpunkt ist dabei der hohe Stellenwert von Familie (70%), dicht gefolgt vom Job, der nicht nur der Geldbeschaffung dienen, sondern auch persönlich ausfüllen soll. Religion (10%) spielt eine für mich unerwartet große Rolle, während es um die Politik (4%) schlimmer steht als ich gedacht hätte. neues Biedermeier auf dem Vormarsch Die Situation ist biedermeierlicher als erwartet. Die Ergebnisse haben mich nicht verwundert, dass sie aber so drastisch ausfallen, hätte selbst ich mir nicht gedacht. Was fehlt sind die Trends. Vor allem wäre es interessant zu wissen, ob die 10% Religionsbegeisterten nur eine Altlast darstellen, die sich in Zukunft weiter reduzieren wird, oder ob ein Gang Kirche zur Kirche bald zum selbstverständlichen Abschlussritual nach einer durchzechten Nacht wird. Angesichts der Lächerlichkeit dieser Vorstellung, bezweifle ich letzteres. Zumindest vorerst. neues Biedermeier = konservativ? Was mir keine Ruhe lässt, ist die Behauptung, Jugendliche würden konservativer werden. Ich habe nie angezweifelt, dass viele Werte (allen voran der hohe Stellenwert der Familie) des nB als konservativ angesehen werden. Gleichzeitig habe ich mich aber gegen den Vorwurf des Konservativismus gewehrt, denn nur weil einzelne Vorstellungen übereinstimmen gibt es immer noch Vieles, mit dem man sich im nB nicht identifizieren kann. Das Ziel die vorherrschenden Wertvorstellungen zu bewahren, die große Rolle von Religion, insbesondere von christlichen Lehren, und das Fehlen von Individualismus stehen in krassem Widerspruch zu den Inhalten des neuen Biedermeiers. Die Lebensweise des neuen Biedermeiers als konservativ zu bezeichnen wäre also sicher falsch, denn durch das hohe Maß an Flexibilität wartet man mit Freude auf die Veränderungen der Zukunft. völlig falsch verwendetes Bildmaterial auf derstandard.at: Davon, dass es jetzt cool ist im Schützenverein zu sein, hat niemand geredet. Bild: spanaut

Vom Biedermeier zum Jugendstil

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