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Der arme Poet Beschreibung

Das Bild zeigt einen Schriftsteller in seiner ärmlichen, ungeheizten Dachstube.

Das enge Zimmer wird links von einem kleinen Fenster beleuchtet. Rechts sind die Sparrendes Hausdachs zu erkennen, an dem ein Regenschirm hängt, der die Schlafstelle vor der durch das Dach tropfenden Feuchtigkeit schützt. Am rechten Bildrand ist die Zimmertür zu erkennen.

Der dargestellte Schriftsteller besitzt kein Bett. Statt dessen liegt an der Wand eine Matratze auf dem Boden, auf der der arme Poet in einem Schlafrock, mit einer Schlafmütze auf dem Kopf liegt. Auf seinen Knien hält er mit der linken Hand einige Manuskriptseiten. Mit der rechten Hand hält er etwas zwischen Daumen und Mittelfinger fest, das er durch seine Brille fixiert.

Vor der Matratze stehen und liegen dicke Bücher sowie zwei Schachteln, auf denen ein Tintenfass steht. Auf dem Rücken des aufrecht stehenden Wälzers stehen die lateinischen Worte: „Gradus ad Parnassum“ (deutsch: „Stufen zum Parnass“), was der Titel des im Jahr 1725 herausgegebenen theoretischen Hauptwerks des österreichischen Komponisten Johann Joseph Fuxist. An die Wand malte der Dichter mit roter Farbe wahrscheinlich das Versmaß desHexameters.

Auf dem grünen Kachelofen steht eine Kerze in der Flasche, daneben die Waschschüssel, an einer Wäscheleine darüber hängt ein Handtuch. Am nicht beheizten Ofenrohr hängt ein Zylinderhut. Im Ofenloch stecken Papierblätter, die wohl zu den Papieren gehören, die vor dem Ofen liegen und die, ebenfalls lateinisch, mit „Operum meorum fasciculum III“ (deutsch: „Das dritte Bündel meiner Werke“) beschriftet sind. Vor dem Ofen liegen außerdem noch ein einzelner Stiefel und ein Stiefelknecht.

Links vom Ofen steht ein Mustopf, an der Wand daneben hängt der Ausgehrock und ganz links am Bildrand lehnt der Spazierstock an der Wand.

Durch das Fenster sieht man verschneite Dächer. Ein Hinweis darauf, dass es kalt ist. Der Dichter jedoch ist so arm, dass er im Bett liegen bleibt, um sich wenigstens ein bisschen warm zu halten. Heizen kann er nur, wenn er seine Werke verschürt.

Kommentar

Lange wurde gerätselt, was der Poet mit den Fingern der rechten Hand macht. Eine naheliegende Vermutung ist, dass er einen Vers skandiert. Nach einer anderen Interpretation zerdrückt er zwischen seinen Fingern einen Floh[1] – womit Spitzweg ironisch die Diskrepanz zwischen dem Anspruch des Dichters und der Wirklichkeit darstellen würde. Eine weitere Auslegung sieht darin die „Geste der Lehrdarlegung“ (vitarka) im Buddhismus. Diese Geste wird auch alsMudrader Diskussion bezeichnet. Daumen und Zeigefinger formen das „Rad der Lehre“. Alle anderen Finger sind nach oben gerichtet. Dies ist die mystische Geste derBodhisattvas. Ob Spitzweg auf den Buddhismus anspielen wollte, bleibt fraglich.

Das Thema „Künstler in ärmlichem Zimmer“ wurde schon vor Spitzweg behandelt. Der britische Maler William Hogarthwar der erste, der diesesSujetim Jahr 1736 behandelte.William Turnergriff das Thema im Jahr 1809 auf. Der italienische MalerTommaso Minardi malte in dieser Manier ein Selbstporträt. 1842 folgte ein Bild von Honoré Daumier.

Auch auf der Bühne gab es arme Dichter. Von August von KotzebuesSchauspielDer arme Poet aus dem Jahr 1812 hatte Spitzweg womöglich den Titel entlehnt.