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Sein Herz gehörte den Kindern

W.A.Suchomlinski (1919-1970)

«Vergessen Sie nicht, liebe Eltern, daß Ihr Kind das Spiegelbild Ihrer Familie ist. Wie sich die Sonne im Wasser widerspiegelt, so widerspiegelt Ihr Kind Ihre moralische Sauberkeit, Ihre Beziehungen in der Familie. Ihre Aufgabe ist es, Ihre Kinder glücklich zu machen. Das Glück eines Menschen aber ist vielseitig. Es offenbart sich, wenn der Mensch seine Anlagen und Fähigkeiten, sein Talent entwickelt, seine Arbeit liebt, wenn er Meister, Schöpfer, ja Künstler in seinem Fach wird; aber auch dann, wenn er die Schönheiten der Umwelt genießt und selbst für die anderen Schönes schafft; wenn er einen anderen Menschen liebt und selbst geliebt wird, wenn er selbst wieder Kinder hat und sie zu echten Menschen erzieht. Nur durch gemeinsame Bemühungen, liebe Eltern, können wir Ihren Kindern das große menschliche Glück geben. »

Mit diesen Worten entließ W.A. Suchomlinski (1919 – 1970) die Eltern, die mit Ihren Sechsjährigen freiwillig zu ihm gekommen waren, um eine Vorschulgruppe zu bilden, „eine Schule der Freude", wie die Eltern und Kinder bald nannten.

Wer war dieser Mann, der es in seinem Leben verstand, die Herzen von Tausenden und Zehntausenden zu rühren und selbst ein Muster an Bescheidenheit blieb? Wer ist dieser Mensch, dessen Bücher in 52 Sprachen der Welt übersetzt worden sind, Millionenauflagen erleben, obwohl er zu Lebzeiten wahrlich genug zu tun hatte mit Böswilligen und Bürokraten?

Vielleicht suchen wir zunächst die Antwort in dem, was er dachte und sagte (und er gehörte zu denen, die stets sagten, was sie dachten). Am Ende seines Buches „Vom Werden des jungen Staatsbürgers» (Volk und Wissen Verlag, Berlin 1975) schrieb er: „Die Menschheit zu lieben ist leichter, als einen einzelnen Menschen wahrhaft lieb zu haben. Es ist schwerer, dem Mitmenschen zu helfen, als ständig zu wiederholen: „Ich liebe die Menschen.“ Eben deshalb hielt er nichts von großen Worten über Patriotismus, Freiheit und Vaterland. Wenn man nicht zuallererst für seine eigene Mutter, seinen Vater, seine Geschwister sorgt. Erziehung zur Güte ist für Suchomlinski ein Grundgesetz des Lebens. Eben deshalb verlangt er: «Das Kind soll seine Pflichten gegenüber Mutter, Vater und Lehrer begreifen, erleben — das hat am Anfang seiner Erkenntnis des menschlichen Lebens zu stehen. Zugleich jedoch finden wir bei ihm, der jeden seinen Schüler und deren Eltern genau kannte, deutliche Worte an die Väter und Mütter: „Der Halbwüchsige ist, bildlich gesprochen, wie eine Blüte, deren Schönheit von der Pflege der Pflanze abhängt. Um die Schönheit der Blüte muss man sich, lange bevor die Pflanze zu blühen beginnt, kümmern. Verwunderung, ja Verwirrung über „fatale“, „unabwendbare“ Erscheinungen des Halbwüchsigenalters gleichen dem Staunen eines Gärtners, der einen Samen gesät und nicht beachtet hat, was für ein Same das ist, und der, wenn er kommt, die Blüte zu bewundern, statt der erwarteten Rose eine Distel vorfindet.» Auf der ersten Schautafel, die es in seiner Dorfschule in Pawlysch/Ukraine gab, empfahl er: «Erzähle deinen Kindern die Märchen deines Volkes! Halte sie dazu an, ihre Muttersprache zu lieben! Für ihn war das eine wesentliche Grundlage für die Entwicklung der Phantasie des Kindes, aber zugleich ihrer patriotischen Gefühle, die durch Tätigkeiten in ihren Kollektiven weiter entwickelt werden. Ist es nicht bedenkenswert, wenn er schreibt: „Im Leben des Säuglings gibt es einen Zeitabschnitt, in dem er eine für ihn außerordentlich wichtige Entdeckung macht: Mit Schreien, Weinen und Strampeln kann er das Verhalten derjenigen beeinflussen, die seine Wünsche und Forderungen erfüllen — das Verhalten der Mutter, des Vaters oder der Oma. Er kann Vater und Mutter zwingen, die dringendste Arbeit liegen zu lassen und zu ihm zu laufen. Verwundert darüber, dass jeder seiner Wünsche sogleich erfüllt wird, dass es ein wirksames Signal, einen wirksamen Regulator — den Schrei — gibt, um die Befriedigung von Wünschen zu beschleunigen, erlebt das Kind eine erste egoistische Genugtuung: Alles, was ich will, wird gemacht. Damit setzt eine disharmonische Sozialisierung ein . . . A. S. Makarenko betonte deshalb immer wieder, dass die Erziehung vom ersten Atemzug des Kindes an beginnen muss und dass diejenige Mutter, die über die Erziehung ihres Sohnes im sechsten Lebensmonat nachzudenken beginnt, ein halbes Jahr im Verzug ist.« Nach Suchomlinski, dem Pädagogen, haben die Bewohner die Hauptstraße von Pawlysch benannt. Die heute dort Lebenden sprechen ohne Ausnahme von ihm als von einem ganz großen Menschen und Volkserzieher, und regelmäßig kommen Menschen aus vielen Ländern, um Blumen auf sein Grab zu legen. Wir sollten ihn zu uns sprechen lassen, indem wir seine bei uns erschienenen Bücher lesen.

Prof. Dr. habil Helmut Stolz

Übung 1. Äußern Sie sich über die Aussage von Suchomlinski: „Wie sich die Sonne im Wasser widerspiegelt, so widerspiegelt Ihr Kind Ihre moralische Sauberkeit, Ihre Beziehungen in der Familie.“

Übung 2. Unter welchen Bedingungen offenbart sich das Glück eines Menschen?

Übung 3. Bilden Sie mit untenangegebenen Wörtern jeweils einen sinnvollen Satz:

erziehen zu Dat., anhalten zu Dat., das Herz rühren, beeinflussen, Pflichten begreifen

Übung 4. Finden Sie Synonyme aus dem Text:

  1. sorgen für Akk. -

  2. die Anlage -

  3. die Pflichten verstehen –

  4. die Überraschung –

  5. die Genugtuung –

  6. j-m etw. anerziehen –

  7. eine Meinung von etw. haben –

  8. achten auf Akk. –

  9. einen Einfluß ausüben auf Akk. –

Übung 5. Welche Teilsätze gehören zusammen?

  1. Wie sich die Sonne im Wasser widerspiegelt,

  2. Die Menschheit zu lieben ist leichter,

  3. Der Halbwüchsige ist wie eine Blüte,

  4. Die Mutter, die über die Erziehung ihres Sohnes im sechsten Lebensmonat nachzudenken beginnt,

  5. Es ist schwerer, dem Mitmenschen zu helfen,

  6. Das Glück offenbart sich,

    1. als ständig zu wiederholen: „Ich liebe die Menschen“

    2. deren Schönheit von der Pflege der Pflanze abhängt.

    3. ein halbes Jahr im Verzug ist.

    4. als einen einzelnen Menschen wahrhaft lieb zu haben.

    5. wenn der Mensch andere Menschen liebt und selbst geliebt wird.

    6. so widerspiegelt Ihr Kind Ihre moralische Sauberkeit

Übung 6. Ergänzen Sie die Sätze:

  1. Ein Grundgesetz des Lebens für Suchomlinski ist ... .

  2. Die Eltern und Kinder nannten die Schule von Suchomlinski ... .

  3. Das Kind ist ... .

  4. Die Grundlagen für die Entwicklung der Phantasie des Kindes waren ... .

  5. Die Erziehung muss ... beginnen.

  6. Verwunderung über Erscheinungen des Halbwüchsigenalters gleichen ... .

Übung 7. Begreifen, ergreifen oder greifen?

  1. Ich ... diesen Beruf, weil ich mich berufen fühlte.

  2. Nach dem Essen ... ich mir noch ein Stück Kuchen.

  3. Schließlich habe ich den Sinn dieser Sache ... .

  4. Bei der Vermittlung des neuen Stoffes ... ich zu vielen Beispielen.

Übung 8. Finden Sie im Text Sätze, die die Grundideen von Suchomlinski ausdrücken. Äußern Sie sich darüber.