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Sowinski-Deutsche_Stilistik.doc
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Stilistisch wichtige Abwandlungen der Satzgestalt

Veränderungen einfacher Satzformen

Zu den wichtigsten syntaktischen Einsichten gehört der Aufweis bestimmter Satzmodelle, Satzbaupläne, Satzschemata, Satzzypen u.ä. oder Grundformen des Satzbaus. Darunter versteht man eine begrenzte Zahl von syntaktischen Grundstrukturen, die eine bestimmte Zahl von notwendigen Satzgliedern besitzen und im einfachen und erweiterten Satzbau in verschiedener Modifizierung immer wiederkehren. Die syntaktische Grundform ist durch jeden kompetenten Sprecher mit Hilfe von Reduktionen eines gegebenen Satzes (der sog. »Abstrichmethode«) erkennbar1, wobei alle zur Grundform eines Satzes hinzugefügten und nicht unbedingt notwendigen Satzteile gestrichen werden. Je dachdem, ob man die verbleibenden Verbergänzungen (bzw. das Fehlen einer Verbergänzung) formal auffaßt (wie in der Valenztheorie) oder als inhaltlich geprägt (wie in der inhaltsbezogenen Grammatik), wird man eine unterschiedliche Zahl solcher Grundformen ermitteln können.

Die wichtigsten Grundformen bestehen aus folgenden Kombinationen2: (Abkürzungen: Su. = Subjekt, Pr. = Prädikat, Akk.Ob. = Akkusativobjekt, D.Obj. = Dativobjekt, prp. Obj. = präpositionales Objekt, ArtErg. = Artergänzung, adv. Best. = adverbiale Bestimmung, PrN = Prädikatsnomen [Gleichsetzungsnominativ].)

Su. – Pr. (Die Glocken läuten.)

Su. – Pr. – Akk.Obj. (Der Küster läutet die Glocken.)

Su. – Pr. – D.Obj. (Der Schüler begegnet dem Lehrer.)

Su. – Pr. – D.Obj. – Akk.Obj. (Der Student schenkt seiner Freundin ein Buch.)

Su. – Pr. – prp.Obj./adv. Best. (Karl spielt mit mir. München liegt en der Isar.)

Su. – Pr. – Akk.Obj. – adv.Best. (Ich lege das Buch auf den Tisch.)

Su. – Pr. – Art.Erg./PrN (Die Blume ist schön/ ... ist eine Rose.)

Weitere Grundformen und einige Nebenformen ergeben sich aufgrund genitivischer Objekte, weiterer Ergänzungen, Gleichsetzungsnominativ bzw. –akkusativ (s. Duden-Grammatik, 21996, S. 504f.).

Bei den syntaktischen Grundformen handelt es sich um Strukturen, die zum System der Sprache (langue) gehören und im Rahmen der Grammatik (Syntax) erforscht werden. Für die stilistische Textanalyse und –beschreibung ist

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jedoch von Bedeutung, in welchem Umfang und in welcher Art ein Autor diese systemimmanenten Möglichkeiten nutzt und abwandelt. Die Grundformen selbst sind gewissermaßen Abstraktionen des wirklichen Satzbaus und treten unmodifiziert im Sprachgebrauch weniger häufig auf. Die zahlreichen Abwandlungen (Erweiterungen, Verkürzungen, Umformungen) dieser Grundformen zeigen, in welchem Maße hier stilistische Absichten verwirklicht werden können. Zwar sind die vorkommenden Variationen nicht in jedem Falle bewußte Ausdrucksformen; vor allem Erweiterungen der Grundformen durch zusätzliche Satzteile (Umstandsangaben u.ä.) sind häufig und werden kaum als besondere Auswahl, geschweige denn als stilistisch beabsichtigte Abweichungen von einer Norm empfunden. Ein Satz wie Der Schüler begegnet dem Lehrer wird auch in der Erweiterung und präteritalen Fassung Gestern nachmittag begegnete der Schüler dem Lehrer auf der Straße als normalsprachlich und nullexpressiv (d.h. ohne stilistische Ausdrucksabsicht) angesehen werden müssen. Trotzdem kann auch die Verwendung derartiger »Normalformen« charakteristisch für einen bestimmten Stil sein und bestimmte kommunikative Redezwecke signalisieren.

Stilistisch bedeutsamer sind allerdings andere Variationsmöglichkeiten dieser Grundformen.

Wir können vier verschiedene Arten der Abwandlung dieser Grundformen feststellen, die in vielen Textformen vorkommen: Reduktionen, Erweiterungen, Umwandlungen, Unterbrechungen der Satzform.

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