Добавил:
Upload Опубликованный материал нарушает ваши авторские права? Сообщите нам.
Вуз: Предмет: Файл:
Sowinski-Deutsche_Stilistik.doc
Скачиваний:
143
Добавлен:
20.09.2019
Размер:
1.43 Mб
Скачать

Weitere grammatisch-stilistische Varianten

Die bisher gekennzeichneten Formgruppen des Verbsystems sind stilistisch von besonderer Bedeutung. Die übrigen verbalen Kategorien (Numerus mit Personalforrn, Aspekt mit Aktionsarten) sind dagegen weniger wichtig. Zwar erlaubt auch der Wechsel zwischen den Personalformen stilistische Variationen, wie wir am Beispiel der Heischesätze (vgl. 8.93) sehen konnten und bei den Anredeweisen der Werbesprache weiterhin beachten können, doch bleiben die Möglichkeiten des stilistischen Wechsels der Textsorte entsprechend auf die 1. und 2. Person und die individuelle und kollektive Ich-Aussage bzw. vertraulich-unmittelbare und kollektiv-unmittelbare oder höflich-distanzierende Anrede beschränkt, während die Formen der 3. Person durch die Zahlen- und Genusgegebenheiten der Aussage festliegen.

197

Die Aspekte und Aktionsarten als Kennzeichen der zeitlichen oder modalen Verlaufsweise des Seins oder Geschehens sind im Deutschen wenig morphe-matisch, sondern von der Wortbildung und semantisch geprägt; sie sind daher im Rahmen der Wortart des Verbs zu berücksichtigen (vgl. S. 227ff.). Das Verb erweist sich insgesamt als die Wortart mit dem größten Formenreichtum und den verschiedensten stilistischen Ausdrucksmöglichkeiten. Ein stilistisch nutzbares Nebeneinander mehrerer formaler Ausdrucksmöglichkeiten finden wir sonst nur noch in der Steigerung (Gradation) des Adjektivs. Darauf wird ebenfalls im Zusammenhang der Wortarten hingewiesen (vgl. S. 220ff.).

198

Stilmittel des Wortschatzes Die Bedeutung der Wortwahl für den Sprachstil

Die Auffassung, daß es beim Stil nur auf die richtigen Wörter ankomme, ist weit verbreitet. Manche Stillehren und Stilwörterbücher konzentrieren sich deshalb auf die Erläuterung stilistisch wichtiger Wortschatzvarianten und die Aufstellung von Wortverwendungsregeln.1

Wir haben die stilistischen Variationsmöglichkeiten bisher nur im Rahmen des Satzbaus ausführlich untersucht, einmal deshalb, weil hier die gegenwärtige Grammatikforschung neue Strukturgesetzlichkeiten aufzeigt, die Variierbarkeit des Ausdrucks aber wenig berücksichtigt2, zum anderen, weil dieser Komplex in der deutschen Stilistik bislang zu geringe Beachtung gefunden hat. Wir würden jedoch wesentliche Bereiche der Stilistik übergehen, wenn wir die Probleme der Wortwahl und stilistisch bedingten Wortverwendung nicht ebenfalls verdeutlichten.

Hier ergibt sich eine Reihe von Fragen, die vor allem die Gruppenzugehörigkeit der Wörter und den Stilwert einzelner Wortarten, Wortgruppen und Einzelbildungen betreffen. Während syntaktische Formen aufgrund der Anordnung und Verknüpfung der Wörter stilkonstituierend wirken, wird der Stil semantisch durch die Art und Kombination der gewählten Wörter geprägt. Die damit verbundene Stilwirkung ist meistens bedeutender als die der syntaktischen Strukturen, schon allein deshalb, weil der Wortschatz und damit die Möglichkeiten des Ausdruckswcchsels wesentlich größer sind als die Zahl möglicher syntaktischer Strukturen (man rechnet im Deutschen immerhin mit 300000-500000 Wörtern3) und weil der Reichtum der Wortbedeutungen nicht mit der Zahl der Wörter und ihrer Einzelverwendung gleichgesetzt werden kann. Um diese für den stilistischen Ausdruck wichtige Erscheinung recht zu verstehen, ist es notwendig, einige Erkenntnisse der Wort- und Bedeutungsforschung darzulegen.

Соседние файлы в предмете [НЕСОРТИРОВАННОЕ]