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Sowinski-Deutsche_Stilistik.doc
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Der Artikel

Sieht man von den Fällen eingefügter präpositionaler Wendungen mit vorgestellter Präposition (Nach der langen Sommerpause) ab, so ist der Artikel das erste Element der nominalen Erweiterung. Es kann durch andere Pronomina (Demonstrativ-, Possessivpronomina, indefinite Pronomina, Pronominaladjektiva) ersetzt werden:

dieser junge Mann, mein neues Buch, irgendein anderer Kollege, slle diese fremden Zeichen.

Die Ersetzung des Artikels durch andere Pronomina ist vom Textsinn, -zweck und der Redesituation abhängig. Auf die stilistischen Leistungen des Artikels werden wir noch gesondert eingehen (vgl. S. 233 f.). Hier interessiert uns seine Bedeutung als Substantivzusatz. Dieser Zusatz ist eine mehr oder weniger regelmäßige Erscheinung; es gibt aber zahlreiche Fälle, wo der Artikel fehlen kann (Null-Artikel). Mitunter werden dadurch bestimmte stilistische Effekte erzielt, besonders dann, wenn man den Artikel erwartet, oder wenn dadurch etwa eine Stilisierung in volkstümliche Redeweisen (mit starker Artikellosigkeit oder Artikelhäufung) erstrebt wird.

Im Hinblick auf die Erweiterung der Nominalglieder des Satzes kommt dem Artikel eine bestimmte Klammerfunktion zu, ähnlich der des finiten Verbs und infiniten Verbteils. Wie das klammereinleitende Verb steht der Artikel oder seine Ersatzform am Anfang der Klammer des Nominalgliedes und signalisiert bereits Genus, Kasus und Numerus des dazugehörigen Substan-

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tivs. In dieser Funktion ist der Artikel meistens unerläßlich, besonders angesichts der Neigung mancher Autoren, den erweiterten Satz oft bis an die Grenze des Zulässigen auszulasten. Bei nominalen Klammern dieser Art gilt in verstärktem Maße der Grundsatz jeder Klammerbildung: unübersichtliche Einschübe zu vermeiden, zumal der Artikel morphologisch wie semantisch schwächer wirkt als das finite Verb. Als Einschübe zwischen Artikel und Substantiv kommen vor allem attributive Adjektive und Adjektivzusätze in Betracht.

Das erweiterte attributive Adjektiv

Das Adjektivattribut modifiziert die Aussage des Substantivs. Es gehört somit syntaktisch wie semantisch zum nachfolgenden Substantiv. Es kann nicht wie ein Glied einer verbalen Klammer durch eine Umstellung außerhalb der nominalen Klammer gerückt werden, es sei denn in der Form einer (selteneren) nachgetragenen Apposition oder in der Form eines verkürzten Satzes:

Der erfahrene and hilfsbereite Nachbar – Der Nachbar, der erfahrene und hilfsbereite, – Der Nachbar, erfahren und hilfsbereit, ...

Über die Zahl der zulässigen Adjektivattribute in einer nominalen Klammer gibt es keine Vorschriften. Eine Begrenzung erfolgt durch die semantische Kombinierbarkeit, durch die Übersichtlichkeit und Verständlichkeit des Satzgliedes und durch die stilistische Angemessenheit des Umfangs der Erweiterung. Nur in wenigen Fällen wird man mehr als drei Adjektivattribute als zulässige Klammerfüllung auffassen, z.B. wenn durch diese Substantivzusätze eine besondere Intensität, Dynamik oder Prozeßhaftigkeit verdeutlicht werden soll:

Dann begrub sie das anspielende anwankende türmende übersteigende überprasselnde Wasser, Gischt über sie wehend.

(A. Döblin, »Berge, Meere und Giganten«)14

Hier soll der Eindruck der Intensität noch zusätzlich zur Attributhäufung durch Weglassen der erforderlichen Satzzeichen (Kommata) gesteigert werden.

Noch reichere Attributreihungen begegnen uns bei einigen Autoren des 19. Jhs., z.B.:

Wie soll ich dich nennen, du hohes, edles, rohes, barbarisches, liebliches, unharmonisches, gesangvolles, zurückstoßendes und doch so mild erquickendes Leben der Burschenjahre?

(W. Hauff, »Phantasien im Bremer Ratskeller«)15

Das germanische Spießbürgertum fühlte sich dieser fabelhaften, zerfahrenen, aus Rand und Band gekommenen, dieser entgleisten, entwurzelten, quer über den Weg geworfenen Existenz gegenüber in seiner ganzen Staats und Kommunalsteuer zahlenden, Kirchenstuhl gemietet habenden, von der Polizei bewachten und sämtlichen fürstlichen Behörden überwachten, gloriosen Sicherheit und sprach sich demgemäß aus. (W. Raabe, »Abu Telfan«)16

Das letzte Beispiel verdeutlicht bestimmte Gliederungsmöglichkeiten der Attributhäufung.

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Das Beispiel W. Hauffs zeigt, daß auch kontrastierende Adjektivattribute eine Reihung bilden können. Aber auch das Nebeneinander inhaltlich verschiedener Aussagen in Attributen ist möglich:

Es war sein Bestreben – und es gelang ihm nicht übel – ein wildes, schönes und teuflisches Intrigantenhaupt zur Schau zu stellen, eine böse, hämische, interessante und furchtgebietende Charakterfigur zwischen Mephistopheles und Napoleon. (Th. Mann, »Buddenbrooks«)

Die dritte Form solcher Reihungen ist durch eine mehr logische Folge bestimmt, die von allgemeineren zu mehr spezielleren Angaben fortschreitet (dabei aber auch eine quantitative Steigerung nach dem Wortumfang beachtet):

War das sein Haar? Sein schönes, berühmtes, blauschwarzes Haar?

(A. Holz/J. Schlaf, »Papa Hamlet«)

Der logischen Reihung von den allgemeinen zu den besonderen Angaben widersprechen mitunter Reihungen, die sich nach der Enge der Bindungen zwischen Adjektiv und Substantiv richten. Das dem Substantiv am engsten verbundene Adjektiv steht danach unmittelbar vor jenem. Es heißt also ein frisches bayerisches Bier, wenn damit eine bestimmte Bierart gemeint ist, und nicht umgekehrt. Die Reihung:

ihr zweiter, unliebenswürdiger Gatte

(A. Holz/J. Schlaf, »Papa Hamlet«)

schließt somit ein, trotz des Kommas dazwischen, daß auch der erste Gatte der Frau bereits »unliebenswürdig« war.17

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